Ein unerwartetes Wiedersehen (fm:1 auf 1, 2211 Wörter) [2/2] alle Teile anzeigen

Die Jahre vergingen, und ich lebte mein Leben. Würde man mich kurz vor meinem Tod fragen, ob ich etwas bereuen würde, dann wäre die Antwort definitiv NEIN. Mittlerweile bin ich zweimal umgezogen und habe, leider, zu vielen Bekannten aus meiner Jugend den Kontakt verloren. Das ist vielleicht unser aller Schicksal - man verliert sich aus den Augen und baut gleichzeitig neue Bekanntschaften auf. Janet lebt mittlerweile nicht mehr wie ich erst vor ein paar Monaten erfahren hatte. Sie starb zusammen mit ihrem Lebensgefährten bei einem Autounfall. Es freut mich, dass sie nach unserer Affäre doch noch ihr Glück gefunden hatte, aber es betrübt mich, dass ihr Leben so enden musste. Ja, unsere Affäre ging nach der Freizeit noch weiter, aber davon möchte ich später erzählen, denn im Augenblick scheint es mir nicht angemessen zu sein.

Das Leben geht weiter, auch wenn die Jahre dahin streichen, und manchmal ist es der Zufall, der zwei Personen wieder zueinander führt, wenn auch nur für kurze Zeit. So erging es Sonja und mir. Nachdem wir damals gestört wurden, hatten wir uns nur selten gesehen und irgendwann war Sonja einfach verschwunden. Ihre Mutter, noch heute ist sie ein Drachen wie man ihn sich nur vorstellen kann, hatte erfahren, dass Sonja eine Nacht bei mir geschlafen hatte und mir nach dem Verschwinden ihrer ältesten Tochter die Polize auf den Hals gehetzt. Ich frage mich noch heute, wieso die Beamten einer solchen Geschichte glauben konnten, aber nachdem sie bei mir nichts gefunden hatten und ich ihnen glaubhaft versichern konnte, dass ich weder etwas mit dem Verschwinden von Sonja zu tun hatte noch dass ich wusste wo sie war, zogen die Beamten wieder ab. Ich war, gelinde formuliert, sauer auf Sonjas Mutter, aber der Alltag nahm mich schließlich wieder ein und dachte schon bald nicht mehr an diesen Vorfall. Irgendwann verblasste auch die Erinnerung an Sonja bis ich sie schließlich völlig vergessen hatte. Andere Frauen traten in mein Leben und allmählich wurde ich zu dem Menschen, der ich heute bin. Bis ich vor zwei Jahren eine Mail bekam.

Ich weiß nicht, wer von euch das Internetportal Stayfriends noch kennt (gibt es das überhaupt noch?)? Ich hatte mich mal angemeldet aber dann das Profil nicht weiter gepflegt. Die ständigen Mails löschte ich sofort und ging meinem Leben nach. Eines Abends jedoch war eine Mail dabei, die mich aufhorchen ließ. Ich hatte das Wochenende bei einer Freundin verbracht und war ziemlich müde, als ich am frühen Abend wieder zuhause war. Schnell noch die Mails abrufen und dann ins Bett, das war der Plan, denn ich mußte um drei Uhr schon wieder aufstehen. Daraus wurde jedoch nichts, denn die eine Mail, die sich in meinem Postfach befand, stammt von Sonja. über Stayfrieds hatte sie mich angeschrieben und mir ihre Mailadresse genannt. Ich zögerte, denn in mir keimte der Verdacht, dass es sich bei dieser Mail um einen Trick handeln könnte. Dann aber siegte die Neugier und ich antwortete kurz. Erst als ich die Mail abschicke fiel mir mein Fehler auf, denn ich hatte meinen Account schon damals so eingestellt, dass in der Verabschiedung meine Handynummer stand. Nun, egal wer hinter der Mail stand - nun hatte man auf jeden Fall meine Nummer, und ich machte mich schon auf das Schlimmste gefasst, aber es war tatsächlich Sonja, die mich nach nur ganz kurzer Zeit anrief. Dieses Telefonat sorgte dafür, dass ich ein paar Stunden später völlig übermüdet im Laden erschien und den Tag gerade so über mich ergehen ließ. Das Gespräch mit Sonja war erfrischend, und anschließend wußte ich nicht nur weshalb sie plötzlich verschwand, sondern auch wo sie die ganze Zeit war und wie es ihr so ergangen war. Nein, ich werde an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, denn auch wenn ich die Namen, Ort etc sehr stark verändert habe, so könnte man über diese Details, die ich gar nicht anders widergeben könnte, Sonja ohne Probleme identifizieren. Sie ist mittlerweile in einer Beziehung und glücklich darin, aber ihr Freund scheint die Eifersucht für sich gepachtet zu haben, und deswegen belasse ich es bei den Andeutungen zu ihrem Verschwinden.

Wir hatten uns für die kommenden Tage auf einen Kaffee verabredet, und ich freute mich schon darauf. Sonja wohnte derzeit ein wenig außerhalb, weswegen ich nach der Arbeit einen Fahrtweg von gut einer Stunde vor mir hatte. Das Kaffee in der kleinen Stadt war gemütlich, und ich erkannte Sonja sofort als ich sie sah. Wir hatten uns beide verändert seit damals, aber die Vertrautheit war nach wie vor zwischen uns da. Während wir den Kaffee genossen, unterhielten wir uns über Gott und die Welt, und zum ersten Mal seit langem ging es mir wieder richtig gut. Nachdem Kaffee nutzten wir das herrliche Wetter und gingen in einem nahegelegendem Waldstück spazieren. Schnell fanden sich unsere Hände und schon kurz danach gingen wir Arm in Arm durch den Wald. Die Stunden vergingen wie im Flug, und irgendwann mussten wir uns trennen, denn

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