Krieg und Liebe: Henschels Rückkehr (fm:Romantisch, 12478 Wörter) | ||
Autor: JoeMo619 | ||
Veröffentlicht: Dec 11 2023 | Gesehen / Gelesen: 7071 / 5062 [72%] | Bewertung Geschichte: 9.76 (155 Stimmen) |
Andreas Henschel findet eine Lösung, seine Geliebte und seinen Sohn wiederzusehen und ein Familienleben aufzubauen. |
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Krieg und Liebe - Henschels Rückkehr in Afrika
© JoeMo1619 - September 2023
Vorwort: Das deutsch-ostafrikanische Kolonialschicksal des Eisenbahningenieurs Andreas Henschel, seiner afrikanischen Geliebten und Partnerin Una und ihrem gemeinsamen Sohn, von dessen Existenz A.H. erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1919 erfuhr, hat viele Leser berührt und mir eine Vielzahl von Feedbacks gegeben, die eine Fortsetzung wünschen (siehe "Krieg und Liebe -Tanganjikabahn"). Dazu gab es von Leserseite zusätzliche Anregungen, die letztendlich zu zwei getrennten Fortsetzungen führen.
Mit dieser Geschichte erzähle ich den mühsamen Kampf zur Familienzusammenführung der Familie Henschel und ihre Erlebnisse in den 1920er und 1930er Jahren.
Mit einer zweiten, separaten Fortsetzungsgeschichte greife ich das Schicksal von Gräfin Gerhild von Cleve und ihrer jüngeren Schwester Lady Rose Lochbird und ihrer Plantage am Ostufer der Tanganjikasees nach der Eroberung erst durch belgisch-kongolesische und nachfolgend britische Truppen auf. Diese kommt zu einem späteren Zeitpunkt.
Die Geschichte:
Durch Vermittlung meines alten Arbeitgebers, der in Berlin ansässigen Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft OAEG, hatte ich - Andreas Henschel, 39 Jahre alt und nach fast einem Jahrzehnt in Deutsch-Ostafrika lebend und zuletzt kämpfend - bereits zwei Monate nach meiner Rückkehr eine Arbeitsstellung als stellvertretender Betriebsleiter am Ostbahnhof in Berlin gefunden. Somit war erst einmal meine materielle Existenz gesichert, zudem bekam ich noch im selben Monat eine kleine Werkswohnung zugewiesen, so dass ich mein Notquartier im Haushalt meines ältesten Bruders wieder räumen konnte. Darüber hinaus traf ich mich regelmäßig mit Offizierskameraden der Deutsch-Ostafrikanischen Schutztruppe und träumte mit ihnen am Stammtisch von einer Rückgabe der einzigen deutschen Kolonie, die bis zum Kriegsende von uns verteidigt worden war. Jedenfalls stand das nach Zeitungsberichten auf der Tagesordnung der laufenden Friedenvertragsverhandlungen im französischen Versailles.
Parallel bemühte ich mich um die administrativen Möglichkeiten, meine nicht angetraute afrikanische Partnerin Una und unseren gemeinsamen Sohn nach Deutschland zu bringen. Die alternative Möglichkeit, selbst in das jetzt unter britischer Verwaltung stehende Tanganjika zurückzukehren, hatte ich bereits nach wenigen Wochen verworfen. Sowohl die Engländer als auch die Belgier, die im Nordwesten Deutsch-Ostafrikas die Bereiche von Ruanda und Burundi besetzt hatten, verweigerten alle Deutschen "aus grundsätzlichen Erwägungen" die Einreise in die ehemaligen Kolonien. Immerhin funktionierte mittlerweile die direkte Postbeförderung zwischen Berlin und Kigoma trotz unveränderter Zensurkontrolle in British-Tanganjika mit erstaunlich kurzen Transportzeiten von teilweise nur einem Monat.
Berlin war im Sommer und Herbst 1919 ein permanenter Unruheherd. Kommunistische Organisationen und Gewerkschaften einerseits und nationalistische Gruppierungen andererseits versuchten auf der Straße für ihre jeweiligen politischen Ziele Druck auf die neue, demokratische Reichsregierung auszuüben. Dazu kamen heftige, häufige gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den politischen Flügeln, denen die Polizei vergleichsweise hilflos gegenüber stand. In dieser Atmosphäre versuchte ich mit zunehmender Verzweiflung eine Lösung für meine Geliebte und unseren gemeinsamen Sohn zu finden. Der deutsche Amtsschimmel bewegte sich langsam und im Kreis, gefangen in einem bürokratisch unübersichtlichen Dschungel.
"Alle Rechtsvorschriften für ehemalige Bürger der deutschen Kolonien sind auf weiße, deutsche Staatsbürger ausgerichtet", beschied mir hilflos die Achsel zuckend ein Beamter im Reichsinnenministerium, der formal für Familienzusammenführungen nach dem Verlust der deutschen Kolonien zuständig war. Der Friedensvertrag von Versailles, der von vielen Deutschen als schmähliches Friedensdiktat empfunden wurde und in der Republik für zusätzlichen politischen Zündstoff sorgte, hatte den endgültigen Verlust aller deutschen Kolonien besiegelt. Deutsch-Ostafrika war im Wesentlichen Großbritannien zur Verwaltung
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