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Blindate im Bistro (fm:Romantisch, 1753 Wörter)

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Veröffentlicht: Jul 14 2008 Gesehen / Gelesen: 14590 / 11660 [80%] Bewertung Geschichte: 8.25 (53 Stimmen)
Kann aus einer Internet-Bekanntschaft mehr werden?

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Das hatte ich nun davon. Ich saß auf dem Präsentierteller und wusste nicht, was mich erwartete. Auf dem Bistrotisch das Buch, welches wir als Erkennungszeichen vereinbart hatten. Alle Bekannten hatten mich gewarnt: "Mach das nicht, treff Dich nicht mit jemandem, den Du nur aus dem Internet kennst. Das ist bestimmt ein Kerl, im Internet sind kaum Frauen. Schon der Online-Name. So etwas überhebliches." Das Übliche halt. Aber ich hatte ja nicht hören wollen. 6 Monate chatten und eMails waren einfach genug. Ich hatte mich mit "ohnegleichen22" super verstanden, wir hatten viele Gemeinsamkeiten, interessierten uns für ähnliche Musikrichtungen, hatten ähnliche Wertvorstellungen, konnten uns über so ziemlich jedes Thema unterhalten, kurzum, ich wollte sie kennenlernen.

Also hatte ich mir ein Herz gefasst und um ein Treffen gebeten. Sie war nicht sofort darauf eingegangen, sondern hatte um Bedenkzeit gebeten. Am nächsten Tag kam dann die Mail: "OK, wir können uns treffen, aber nur zu meinen Bedingungen. Du setzt Dich mit einem Buch im Bistro Wintergarten an einen Tisch. Das Buch kannst Du Dir aussuchen und mir dann mitteilen. Sei um 18 Uhr da, ich werde mich bis spätestens 20 Uhr bei Dir melden. Diese lange Zeit ist notwendig, damit Du nicht weisst, ob ich da bin oder nicht. Ich möchte völlig unverbindlich einen Blick auf Dich werfen, wenn Du mir gefällst, komme ich an Deinen Tisch, ansonsten gehe ich wieder. Das hat für Dich auch den Vorteil, dass Du mich eventuell gar nicht kennenlernst und es auch nicht bedauern musst, wenn ich Dich nicht kennenlernen will."

Ich hatte mich erst ziemlich geärgert über diese Bedingungen, aber Sie hatte Recht. Wir mussten uns nicht kennenlernen, wenn ich ihr nicht gefiel. Ich müsste nicht einer heissen Frau nachtrauern, die nichts für mich übrig hat und sie musste sich nicht zu erkennen geben, wen sie nicht wollte. Je länger ich darüber nachdachte, desto fairer erschien mir der Vorschlag. Sie trug das grössere Risiko und musste die Abfuhr verdauen, wenn sie mir nicht gefiel. Es war mittlerweile 19 Uhr geworden, während ich mir so die Vorgeschichte durch den Kopf gehen liess. Irgendwie gefiel es mir inzwischen nicht mehr, unter Umständen heimlich gemustert und für uninteressant gehalten worden zu sein. Ich vertrieb mir die Zeit mit dem Beobachten der anderen Gäste. Sie musste gewusst haben, daß das Bistro um diese Zeit ziemlich voll war. Und es schien bei Frauen besonders beliebt zu sein, die ideale Möglichkeit, zwischendurch kurz hineinzukommen, mich zu taxieren und unbemerkt zu verschwinden. Ich begann, wie schon zuvor, die weiblichen Gäste zu mustern. Konnte "ohnegleichen30" eventuell zu einer der Business-Frauen hinten in der Ecke gehören? Da waren schon einige dabei, die mir - rein optisch - gefallen hätten. Oder war es die einzelne Frau am Tresen, im schicken Hosenanzug, wäre auch nicht schlecht. Immer wieder kamen und gingen Frauen, tranken kurz einen Kaffee oder setzen sich für einige Zeit. Es war zum Verzweifeln. Es war unmöglich festzustellen, ob mich jemand speziell musterte. Als Mann war ich eine deutliche Minderheit im Bistro und so ziemlich jede Frau hatte zumindest einen kurzen Blick in meine Richtung geworfen. Und ich saß auch so, daß ich nicht alles im Blick hatte. Kurzum, es machte mir keinen richtigen Spaß mehr. Und außerdem war es im Bistro eigentlich zu warm, ich begann, trotz kurzärmeligem Oberhemd, allmählich anzufangen zu schwitzen.

"Hallo, bist Du "einsamerwolf23" kam es da plötzlich von hinten. Mit einem Ruck fuhr ich rum. Es war soweit. Ich sprang auf. "Hallo, ja, aber eigentlich heiße ich Bernd" stellte ich mich vor. Sie lächelte mich an: "Marion, und jetzt weißt Du immerhin schon, dass Du mir gefällst." Ich zog schnell den Stuhl gegenüber vom Tisch weg und bot ihr den Platz an. "Galant, galant" meinte sie etwas spöttisch, setzte sich dann aber rasch hin. Endlich hatte ich Gelegenheit, Sie näher zu betrachten. Und was ich sah, gefiel mir ausserordentlich. Sie blickte mich aus munter blitzenden, grau-grünen Augen an, etwas oberhalb der Schultern endende, leicht gewellte dunkelblonde Haare, die ein wenig zerzaust aussahen, ein sinnlicher Mund, kurzum, ich war begeistert. "Inspektion beendet?" meinte Marion plötzlich. Hatte ich sie zu lange angestarrt? Ich stieg auf ihren Tonfall ein: "Inspektion erfolgreich abgeschlossen, Zustand des Objektes erstklassig." Dabei grinste ich sie an. "Das freut mich, meine Inspektion war genauso erfolgreich." Jetzt grinste sie auch, sie wirkte erleichtert.

Nachdem wir uns einige Zeit mehr oder weniger blöd angegrinst hatten, brachten wir es fertig, ein Gespräch in Gang zu bringen. Nach einigen Minuten hatten wir uns gefunden und sprachen genauso über alle möglichen Dinge, wie seit 6 Monaten per eMail. Es war einfach schön zu

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