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Body Snatcher (fm:Bisexuell, 7117 Wörter)

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Veröffentlicht: Dec 22 2008 Gesehen / Gelesen: 18037 / 12185 [68%] Bewertung Geschichte: 8.33 (30 Stimmen)
Es war mal wieder eine Nacht, nach der ich mich nur äußerst schwer aus dem Bett quälen konnte. Gestern Abend hatte ich wie so oft Überstunden im Büro machen dürfen und mich dafür mit einer Extrakneipentour belohnt...

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© Benny Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

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einiger Stunden zur Frau mutieren? Der Rest an mir war eindeutig männlich, was passierte da? Mit einer Hand fasste ich mir vorsichtig in den Schritt - Himmel, war das empfindlich! Ich kapierte nicht, wieso ich sie hatte, aber warum sich nicht verwöhnen, ich wusste ja, wie Frauen das mochten. Und das Gefühl war - zum Geilwerden, verdammt noch mal! Ich streichelte mich also selbst, leckte meine Finger an, rieb mich und wurde immer geiler. Kein Zweifel, die F**** war echt, solche Gefühle konnte nur eine echte hervorbringen! Ich spürte, wie es in mir feucht wurde, meine Fingerspitzen teilten meinem Hirn mit, dass sie gerne dort unten in die Spalte eindringen wollten, und mein Gehirn signalisierte eindeutig "JA". Also lernte ich, was Selbstbefriedigung im wahrsten Sinne des Wortes heißt. Nach dem Befehl zum Eindringen war der Verstand ausgeschaltet, ich wusste, was ich wollte, und gab nicht mehr nach. Immer tiefer drang ich mit meinen Fingern in mich ein, befühlte jede einzelne Stelle und trieb meine Lust auf die Spitze. Mein ganzer Körper vibrierte in der Kabine, ging auf und ab, ich konnte nicht mehr denken oder wollte wissen, ob da noch jemand in den Raum war, wäre mir auch völlig egal gewesen! Aus einem leisen wurde ein lautes Stöhnen, aus dem lauten Stöhnen wurde ein Keuchen, aus dem Keuchen wurde am Ende ein Schrei - was für ein Höhepunkt, den ich mir da bereitet hatte! Schweißnass saß ich auf dem Klo und wusste zunächst überhaupt nicht, wo ich war. Erst als eine Stimme aus der Nebenkabine fragte: "Alles in Ordnung? Hört sich ja bestialisch an!", kam ich langsam wieder zur Besinnung. Mit letzter Kraft antwortete ich, alles wäre ok, und verschnaufte dann erst einmal. Was hatte ich da gemacht? So genial, wie es gewesen war, aber was konnte ich jetzt tun? Die Arbeit am Nachmittag musste ausfallen, so viel war klar. Ich zog mich an, machte mich vor dem Spiegel halbwegs zurecht und stolperte mehr, als dass ich lief, in Richtung Personalbüro, um mich abzumelden. Mir wäre nicht so ganz wohl, und das stimmte ja auch in gewissem Sinne. Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte, machte ich mich auf den Heimweg, heute lief ich, statt wie sonst die S-Bahn zu nehmen. Die frische Luft musste mich auf klare Gedanken bringen, aber von wegen, ich lief in die völlig falsche Richtung und war plötzlich in der Innenstadt, mitten zwischen Boutiquen, Schuhgeschäften und allen möglichen anderen Läden. Genau der Ort also, an dem ich sonst nie ohne weiteres zu finden war. Aber an diesem Tag hatte ich das Gefühl, dass mich irgendetwas hierher gezogen hatte. All diese Auslagen in den Geschäften: Kleider, Schuhe, Make-up, Accessoires, vor allem für Frauen - für jedes Alter, für jede Gelegenheit - zogen mich heute unerklärlicherweise in ihren Bann. Ich erinnerte mich, wie ich es hasste, als mich eine frühere Freundin mit auf eine Shopping-Tour schleppte und stundenlang Sachen anprobierte, während ich mich zu Tode langweilte und am Ende nur zum Geld- und Packesel taugte. Aber heute war alles anders, ich entdeckte, wie interessant all die Formen auf Frauen wirken mussten, mir wurde plötzlich klar, warum das Shoppen so attraktiv war. Wie ferngesteuert marschierte ich in ein Geschäft, das Mode für Frauen bis Ende 20 anbot. Eine topgestylte Verkäuferin nahm mich gleich ins Visier und fragte mich nach meinen Wünschen. Aber was wollte ich denn überhaupt hier?? Die Fernsteuerung nahm mir die Arbeit ab, ich hörte mich sagen, ich würde eine kurzärmlige Bluse, einen knielangen, engen Rock und etwas nette Unterwäsche suchen, ob sie mir da wohl etwas zeigen könne, ach ja, und das Ganze bitte in Größe M. Sie präsentierte mir einen ganzen Berg an Klamotten, na, nicht Klamotte, ich war in eines der besseren Geschäfte der Stadt geraten. Am Ende hielt ich eine Tüte in der Hand, in der eine lachsrote Satinbluse, ein schwarzer Bleistiftrock und ein paar Spitzendessous gut verpackt lagen, zu denen mir die Verkäuferin gratulierte: "Sie haben einen guten Geschmack, über solche Geschenke freut sich jede Frau." Was sollte ich dazu sagen, ich wusste ja nicht einmal, warum ich diese Sachen kaufte. Also nahm ich die Tüte einfach und ging wortlos aus dem Laden. Natürlich wollte ich nach Hause, aber nach mir ging es hier absolut nicht. Kaum auf der Straße, drehte ich ganz automatisch den Kopf nach links und rechts - ich brauchte Schuhe, Damenschuhe natürlich! Keine 100 Meter entfernt war auch schon ein Schuladen zu sehen, zu dem es mich hinzog. Auch er war ausschließlich für Damen ausgelegt, aber als die Verkäuferin auf mich zukam und nach meinen Wünschen fragte, kam wie selbstverständlich: "Ich suche Stiefel, Leder, dunkel, Größe 39." Was machte das für einen Sinn? Die konnten doch nicht für mich sein, ich hatte ja Größe 44. Und mit Stiefeln konnte ich überhaupt nichts anfangen, ich war der Turnschuh- und Slippertyp. Doch es war alles völlig logisch, und nach kaum 10 Minuten spazierte ich mit einem Paar sündhaft teurer, aber genauso eleganter Stiefel aus Wildleder mit 7cm Blockabsatz aus dem Geschäft. Denken konnte ich längst nicht mehr, trotzdem schaffte ich es irgendwie, in Richtung meiner Wohnung zu gehen. Auf dem Weg landeten noch ein paar Kleinigkeiten mehr in diversen Tüten: ein Nachthemd, Ohrringe, Ringe, Halsketten, Nagellack und Lippenstift, eine Handtasche, Haargummis und zu guter Letzt eine mittellange dunkelblonde Perücke sowie in einem Supermarkt Dinge, die ich sonst nie kaufte. Jede Shoppingtante wäre neidisch auf mich gewesen, aber ich gruselte mich vor mir selbst, weil mir die ganze Geschichte schleierhaft war. Endlich kam ich zu meiner Mietwohnung und stellte die Taschen und Tüten ab, die sich angesammelt hatten. Ein Bier wäre jetzt das Naheliegendste gewesen, aber darauf hatte ich keinen Geschmack, was mich längst nicht mehr wunderte, stattdessen ging ich in die Küche und kochte mir - Jasmintee! Mit der Tasse Tee in der Hand ging ich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein, bei der ersten Telenovela, die ich fand, blieb ich hängen und heulte mir die Augen aus bei den Irrungen und Wirrungen und all dem Kitsch. Nebenher packte ich die Tüten aus und begutachtete meine Einkäufe: hübsch sahen die Sachen schon aus, aber was sollte ich damit? Ich war Single, alles war mir viel zu klein, ich war weder eine Transe noch ein DWT. Gedankenverloren holte ich mir den Slip und spielte mit ihm in der Hand, dieser Tag war einfach zu viel für mich. Mit einem Mal machte sich der Tee bemerkbar, ich musste aufs Klo, aber noch einmal das Drama aus dem Büro erleben? Es half nichts, der Druck war zu stark. Hin auf die Toilette, Hose auf - es war unfassbar, ich hatte meinen Schwanz wieder! Alles wie immer, so, als wäre nichts passiert! Vor lauter Schreck hätte ich mir beinahe in die Hosen gemacht, aber ich beherrschte mich gerade noch und pinkelte richtig, danach hüpfte ich mit herunter gelassener Hose in mein Schlafzimmer, um mich im Spiegel davon zu überzeugen, dass alles wieder in Ordnung war. Es passte, Carlo war vollständig, ein ganzer Kerl. Jetzt mal durchatmen: war das Ganze ein schlechter Scherz? Hatte ich nicht mal was von Fernhypnose gehört? Vielleicht wollte mir jemand eins auswischen? Während ich total verdattert über diese Möglichkeiten nachdachte, klingelte es an meiner Tür.

Die Erzählung des Schriftstellers:

Mein Name tut nichts weiter zur Sache, ich bin Schriftsteller, wenn auch kein sonderlich erfolgreicher. Meine Vorliebe ist, über die Geschlechter zu schreiben, Beziehungen, Wechselwirkungen usw. Es lief mal wieder nicht allzu toll und ich beschloss eines Abends, mich in einem Club abzulenken. "The Body Snatcher" hatte neu eröffnet und eine große Anzeige in die Zeitung gesetzt, dort wollte ich hingehen. Zum Betrinken hatte ich noch genug Geld und Glück, dass mich ein anderer Gast einlud. Als Gegenleistung sollte ich über ihn schreiben, an mehr konnte ich mich nicht erinnern. Als ich am Morgen darauf aufwachte, fand ich seine Karte auf meinem Schreibtisch. Also gut, tat ich ihm den Gefallen. Viel Gescheites fiel mir aber nicht ein, ich kritzelte ein paar ziemlich krude Zeilen über einen Mann, dem ich sein bestes Stück nahm und ihn dafür mit einer Vagina beglückte und ihn durch Geschäfte jagte. Aber es war merkwürdig: das Schreiben fiel mir leicht, wenn ich einen Satz begann, durchströmte mich ein starkes Gefühl, das mich beinahe daran hinderte, aufzuhören, es war fast so, als würde ich eine neue Person erschaffen, die sich nicht einfach abwürgen lassen wollte. Meine Wohnung lag am Rand der City, als ich in einer kurzen Pause aus dem Fenster blickte, sah ich einen jungen Mann voller Tüten durch die Straße hetzen, der mir bekannt vorkam - richtig, das war mein neuer Bekannter aus der Bar! War wohl beim Einkaufen...aber waren das nicht Tüten aus Frauenmodeläden? Moment, was hatte ich da gesehen: ein junger Mann, Damensachen, gehetzter Eindruck - das hatte ich GESCHRIEBEN! War das Zufall? Ich musste es überprüfen und lief schnell zurück zum Schreibtisch. Meiner Figur gab ich ihren Penis zurück, beim Schreiben hatte ich wieder das warme Gefühl, das mich durchströmte. Ich wollte es genau wissen und packte mein Schreibzeug zusammen. Auf der Karte stand die Adresse des Mannes von gestern Nacht, zu ihm wollte ich jetzt. Ich fand seine Wohnung ohne Probleme und klingelte an seiner Tür...

Carlos Erzählung, Teil II:

Ausgerechnet jetzt! Wer kam denn um die Zeit, ich erwartete niemanden! In aller Eile verstaute ich die Tüten, die noch im Wohnzimmer lagen, unter dem Sofa und ging zur Tür. Durch die Scheibe erkannte ich die Statur eines Mannes, der etwas unter dem Arm trug. Ich öffnete, bis die Türkette spannte, und blickte nach draußen: was wollte DER denn hier? Der Schriftsteller von letzter Nacht! "Ja bitte?" fragte ich gereizt. Er antwortete: "Ich muss mit Dir sprechen, es geht um eine komische Geschichte." "Sorry, jetzt nicht." "Entschuldigung, aber hattest Du heute einen seltsamen Tag?" "Was geht Dich das an?" "Vielleicht habe ich was damit zu tun, ich glaube, Du hast heute Sachen gekauft, die Du normalerweise nicht brauchst." Jetzt wurde ich doch hellhörig, was sollte das? Na gut, versteckt hatte ich ja alles; ich ließ ihn in die Wohnung und bat ihn, sich zu setzen. Er machte es sich umständlich bequem und verstaute eine Tasche neben sich auf dem Sofa. "Also, was ist los?" fragte ich nach einer Minute Schweigen. Er druckste herum. "Ich kann das nicht erklären, aber ich glaube, irgendwie hat sich Dein Wunsch von gestern Nacht erfüllt. Ich habe heute ein paar Seiten geschrieben und ein ganz seltsames Gefühl dabei verspürt. Dann bist Du unter meinem Fenster vorbei gelaufen, und zwar genau so, wie ich die Figur in meinem Buch beschrieben habe. Und jetzt will ich wissen, ob das nur ein dummer Zufall ist. Hier, lies mein Skript." Damit kramte er aus seiner Tasche eine Mappe mit Blättern hervor, die er mir reichte. Ich zögerte, wenn ich das nahm, gestand ich doch ein, dass mir nicht ganz wohl in meiner Haut war, aber andererseits...Also nahm ich die Seiten und begann zu lesen. Mit jeder Zeile wurde ich blasser: mein Gott, das WAR ich! Am Ende angelangt, legte ich das Skript wortlos auf den Tisch, erst nach einigen Augenblicken meinte ich tonlos: "Wie ist das möglich..." "Ich habe absolut keine Ahnung", antwortete mein Gegenüber. "Wenn ich jetzt weiter schreibe, könnte ich Dich womöglich verändern, aber was hat das dann für Konsequenzen? Und wie kann ich damit aufhören?" Wir saßen beide schweigend da. Schließlich kramte ich unter dem Sofa herum und fand die Einkaufstüten, ich packte sie aus und breitete die Sachen vor meinem Gast aus. "Zugegeben, es war schon nicht übel heute Vormittag, aber was mache ich jetzt mit dem ganzen Zeug? So eine Traumfrau, der das alles passt, finde ich nicht gleich." Der Schriftsteller antwortete nicht gleich, sondern überlegte. Dann sagte er: "Wenn Dir das gefallen hat, dann könnten wir einen Versuch wagen. Wenn ich Dir verspreche, Dich "zurück" zu schreiben, würdest Du mich dann etwas probieren lassen? Einmal hat es ja schon geklappt, Du siehst also, ich will Dir nichts Böses." "Was meinst Du?" "Ich bleibe hier sitzen und schreibe, Du musst eigentlich nichts tun, alles geschieht ja von selbst. Darf ich es Dir zeigen?" Er wartete gar nicht ab, sondern holte seinen Block heraus und schrieb ein paar Worte. Im gleichen Moment durchzuckte mich ein Blitz und mein rechter Arm schoss in die Höhe und fiel schlaff herunter. Bevor ich fragen konnte, zeigte er mir schon die beschriebene Seite, auf der stand: rechter Arm schnell hoch und runter."Also, wenn Du nicht willst, dann zerreiße ich alles; wenn ich was probieren darf, mache ich alles wieder rückgängig und so, wie Du Dich haben willst. Einverstanden?" "Hmm...ich weiß nicht...eigentlich liebe ich Abenteuer und das Unbekannte...aber wenn es mich selbst betrifft...aber ok, Du darfst." Er dachte kurz nach und sagte dann: "Also gut, ich fange gleich zu schreiben an. Ich werde Dich ins Schlafzimmer mit all dem Zeug schicken, aber Du kannst auch freiwillig gehen, passieren wird es so oder so. Und dann schicke ich Dich schlafen, oder pennst Du von selbst ein?" "Der Tag war hart genug, gib mir ein paar Minuten, und ich bin weg. Dann nehm ich mal die Tüten und geh. Wenn Du krumme Gedanken kommst, vergiss es, bei mir ist nichts zu holen, konzentrier Dich gleich aufs Schrieben." Mit diesen Worten packte ich meine Einkäufe und verschwand in mein Schlafzimmer, um mich hinzulegen. Keine fünf Minuten später war ich fest eingeschlafen...

Die Erzählung des Schriftstellers, Teil II:

Da saß ich nun, in einem fremden Wohnzimmer, ein Zimmer weiter ein Mann, den ich im Prinzip nicht kannte und dessen Leben ich trotzdem extrem verändern konnte, wenn ich nur wollte. Was wollte ich überhaupt? Mir war vorhin nur eine Idee durchs Hirn geschossen, die komplett irre schien. Ich wollte zu Ende führen, was ich am Morgen begonnen hatte, und fürchtete mich, weil ich nicht wusste, wie die Folgen aussehen würden. Aber der Gedanke ließ mich nicht los, und deshalb begann ich zu schreiben: "Ich war gerade eingenickt, als mich die ersten Träume verfolgten. Schuhe grüßten mich mit breitem Grinsen, ein offener Lippenstift zeigte auf mich und spritzte mit roter Tinte, und ein BH fesselte mich. Mit einem Ruck wachte ich auf..."

Carlos Erzählung, Teil III:

Ich war gerade eingenickt, als mich die ersten Träume verfolgten. Schuhe grüßten mich mit breitem Grinsen, ein offener Lippenstift zeigte auf mich und spritzte mit roter Tinte, und ein BH fesselte mich. Mit einem Ruck wachte ich auf. Ich saß mit aufgerichtetem Oberkörper im Bett, mit einem Oberkörper, in dem es brodelte. Das Gefühl war nicht zu beschreiben, es war, als würde ich bald platzen. Denken konnte ich nicht, nur beobachten und staunen, dass solche Gefühle möglich waren. Das Brodeln wurde immer stärker, und plötzlich...plötzlich veränderte sich meine Brust, sie dehnte sich und knackte, brach auf und...tatsächlich, aus meiner männlichen Brust wurde eindeutig ein weiblicher Busen! Er weitete sich, ich konnte sehen, wie sich die Höfe um die Brustwarzen bildeten und bemerkte das Gewicht, das sie bekamen. Nach wenigen Augenblicken konnte ich schon nicht mehr sehen, ob sich zwischen meinen Beine etwas regte, also fasste ich mit der Hand dorthin: da war nichts, nichts Männliches jedenfalls, sondern wieder diese aufregende Spalte, die ich heute schon einmal erlebt hatte. Beim Versuch, mich zu streicheln, zuckte ich zusammen: ich hatte mich gekratzt! Meine Fingernägel waren schön gepflegt, aber auch ordentlich lang, die Finger verwandelten sich gerade, sie wurden feingliedriger, kürzer und schmaler. Ich schüttelte völlig perplex den Kopf - aber was war das? Es wunderte mich schon beinahe nicht mehr, auch meine Haare wuchsen rasend schnell, aus meinem Stoppelschnitt wurden hübsche kastanienbraune Haare, die mir bis auf die Schultern reichten. Es wurde Zeit, dass ich mich im Spiegel betrachtete, oder besser: das, was dieser Kerl da draußen aus mir machte, denn es konnte ja nur sein Werk sein! Beim Aufstehen merkte ich, dass ich mehr Mühe als sonst hatte, neben dem Bett auf den Boden und danach in die Schuhe zu kommen, sie waren mir eindeutig zu groß. Trippelnd ging ich zum Spiegel und begutachtete mich: es stimmte, ich war sicher 15cm kleiner als normal. Aber das interessierte mich nur am Rande, denn ich starrte auf mein Gesicht: ich konnte dabei zusehen, wie es sich veränderte! Die Backenknochen wurden höher, das Gesicht an sich schmaler, die Lippen voller, die Wimpern länger...vor mir stand eine Frau, wie ich sie nicht perfekter hätte finden können. Zum Anbeißen traumhaft, der Schriftsteller hatte einen idealen Geschmack, das musste frau ihm lassen. Auf meiner linken Schulter zeichnete sich eine Rose ab - wie bitte, ein Tattoo? Naja, warum nicht, sollte er seinen Spaß haben. Mir wurde langsam kalt, wie mechanisch bewegte ich mich zu den Einkaufstüten und holte meine neue Kleidung heraus. Aus Jux hatte ich früher einmal einen BH meiner Mutter angezogen, aber sonst war da nichts. Jetzt aber war alles ganz natürlich, ich wusste, wie ich die Sachen mit den langen Fingernägeln zu nehmen hatte, wie sich der Verschluss des BH zu schließen hatte, wie der Rock sitzen musste...auch die nächsten Schritte waren ganz logisch: Make-up auftragen, Haare zurecht machen, Ohrringe anlegen (selbstverständlich hatte ich Löcher), Handtasche füllen, in die Schuhe schlüpfen, es war die normalste Beschäftigung der Welt. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel - ja, so konnte ich, Klara Rathweg, mich sehen lassen. Moment, wie war mein Name? Stimmte das denn? Doch, ja, Klara Rathweg, das passte schon. Als ich in meinem Geldbeutel herumfummelte, fand ich meinen Ausweis, der mir den Namen noch einmal bestätigte. Er kam mir zwar seltsam vor, als hätte ich lange einen anderen getragen, aber das musste ein Irrtum sein. Dann öffnete ich die Tür und ging ins Wohnzimmer...

Die Erzählung des Schriftstellers, Teil III:

Fieberhaft schrieb ich, sobald ich angefangen hatte, meine Finger umklammerten den Stift, mein Kopf signalisierte nur eines: bloß nicht aufhören! Ich hatte fast das Gefühl, als hätte sich meine Hand selbständig gemacht und gäbe einfach nur Ideen wieder, die schon lange in mir schlummerten. Ich entwarf das Bild einer wunderhübschen, jungen Frau, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte, wie ich sie aber nie kennen lernen konnte, weil Frauen dieser Klasse nichts mit einem notorisch Erfolglosen zu tun haben wollten. Als sie komplett war, der Körper in meiner Vorstellung perfekt und auch das Outfit stimmend, beschloss ich, die Verwandlung vollständig zu machen und einen neuen Namen für meine Traumfrau zu finden. Ich zog die Visitenkarte des jungen Mannes aus der Tasche: Carlo Rathweg, na, das ließ sich doch machen, Klara hörte sich zwar altmodisch an, aber es hätte schlimmer sein können; und ich ließ sie erst einmal eine Menge über ihre Vergangenheit vergessen. Jetzt war ich zufrieden, aber der entscheidende Augenblick stand ja noch bevor: Klara/Carlo sollte sich zeigen. Also ließ ich sie auf dem Papier die Schlafzimmertür öffnen - nur einen Moment später stand sie vor mir und mir der Mund ganz weit offen. "Wow", die so ziemlich unpassendste Bemerkung überhaupt, aber mehr brachte ich nicht heraus. "Hallo", lächelte mich Klara an und zeigte dabei männermordende volle Lippen, "na, gefalle ich Dir?" Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, vor lauter Aufregung zerbrach ich den Stift in meiner Hand, worauf sich das warme Gefühl in meinem Körper langsam verflüchtigte, aber ich schenkte dem keine Beachtung, zu beeindruckt war ich von MEINEM Geschöpf. "Gefallen? Du siehst hinreißend aus, mit Worten nicht zu beschreiben!" "Und das sagt ein Schriftsteller, hihi!" Klara kicherte und entblößte dabei perlweiße Zähne. Die Bemerkung brachte mich halbwegs zurück auf den Boden. "Du weißt, wer ich bin?" "Ja, ich weiß, dass Du Schriftsteller bist und irgendetwas mit mir zu tun hast, eine ganz seltsame Geschichte. Ich weiß auch, dass wir uns noch nicht lange kennen, aber was genau los ist, kann ich Dir nicht sagen. Ähm, bist Du ok?" Die Frage war berechtigt, denn ich zitterte vor Erregung am ganzen Körper, das hatte sie bemerkt! Diese Frau sah so atemberaubend aus, ich wäre am liebsten auf der Stelle über sie hergefallen. Nur ein kleiner Teil meines Verstandes sah in ihr noch einen Mann, und dieser Teil zwang mich, zu sagen: "Ich muss Dir etwas mitteilen..." Klara setzte sich mir gegenüber und schlug die Beine übereinander - Modelbeine, die ich da erschaffen hatte und die mich schier verrückt machten. Irgendwie bekam ich die Geschichte trotzdem heraus, dass ich den Blick dabei gesenkt hielt und sie nicht ansah, war ganz gut, sonst hätte ich nur Unsinn verzapft oder sie ins Bett geschleppt. Ich bemerkte dennoch ihr Mienenspiel: die haselnussbraunen Augen wurden immer größer, der Kussmund formte ein stilles "Ah" und "Oh" nach dem anderen, sie schlug die Hände immer wieder über dem Kopf zusammen. Als ich fertig war, schaute ich sie zum ersten Mal wieder richtig an. In ihren Augen schimmerten Tränen: "Das heißt...das heißt...ich bin gar nicht echt? Ich gehöre nicht in diesen Körper? Das alles war doch so natürlich! Aber ...wenn ich es mir so überlege, glaube ich, ich kann mich an einen Mann namens Carlo erinnern. Ja, jetzt kommt meine Erinnerung zurück, ICH war...bin Carlo Rathweg!" Sie stand auf und ging im Zimmer auf und ab, der Rock betonte ihren süßen Hintern, der aufreizend bei jedem Schritt wackelte. Oh Himmel, ich wollte diese Frau nicht mehr zurückverwandeln! Sie sollte meine Geliebte werden und jede Erinnerung an ihr früheres Leben vergessen. Mich durchzuckte eine Idee: ich musste doch nur zum Stift greifen...Aber genau in diesem Moment drehte sich Klara zu mir und sagte: "Es ist ein irres Gefühl, eine Frau zu sein, und ich könnte mich daran gewöhnen, mich von Dir hin und wieder in Klara verwandeln zu lassen. Aber zurzeit muss ich mir das noch genauer durch den Kopf gehen lassen. Bitte schreibe mich wieder in Carlo zurück, dann können wir weiterreden." Ich wagte einen schwachen Einwand: "Bist Du Dir sicher...?" "Ja, auf jeden Fall, und Du hast es mir versprochen. Ich muss erst noch überlegen, was ich mit dieser Seite meines Lebens anfangen kann, dann können wir weiter sehen." Klara sah mich mit einem Blick an, der keinen Zweifel ließ, sie meinte es ernst. Ich seufzte und holte Block und Stift. "Willst Du dabei zusehen?" "Ich habe schon mehr nackte Männer gesehen", grinste sie, "Du könntest mich ja als Carlo noch ein bisschen verschönern, die Mädels hätten sicher nichts dagegen. Hier hast Du ein Bild von mir, an dem Du Dich orientieren kannst." Ich begann zu schreiben: "Der Busen wandelte sich unter erneutem Grummeln in Carlos Körper zurück zu einer männlichen Brust, die Fingernägel und Finger bekamen wieder ihre männlichen Schwielen und Risse, Klaras Haare wurden kürzer und dünner, der Körper streckte sich und kehrte zu seiner normalen Größe zurück,die Stimme wurde tiefer und männlicher..." Immer wieder musste ich dabei den Stift schütteln, die Hülle war gebrochen, aber ich musste mit ihm schreiben, weil ich keinen anderen dabei hatte. "Worauf wartest Du, fang endlich an!" hörte ich Klara, ja, eindeutig Klara sagen. Ich schaute auf und - konnte es nicht fassen: Klara stand immer noch da, genau so, wie ich sie erschaffen hatte! "Jetzt mach schon", drängte sie und schaute ungeduldig zu mir. "Ich mach heute abend mit ein paar Kumpels einen drauf, ich will nicht zu spät kommen." "Aber...aber..." "Was aber?" "Ich habe doch längst angefangen zu schreiben, Du solltest schon längst wieder ein Mann sein!" "Waaas?? Du bist verrückt, verwandle mich sofort wieder!" Klara kam mit geballten Fäusten auf mich zu, hätte ich nicht gewusst, wer und was dahinter steckte, wäre es direkt niedlich gewesen. Sie gehörte eindeutig zu den Frauen, die wütend fast noch schöner waren als normal. Aber jetzt war keine Zeit für Anmachsprüche. "Schon gut, ich versuche es noch einmal." Ich setzte mich wieder über mein Skript, holte meinen Stift und schrieb, wieder beschrieb ich Carlo in allen Einzelheiten. Doch weil ich zwischendurch immer wieder hinüber linste, konnte ich schnell erkennen, dass aus Klara kein Carlo wurde, die junge Schönheit blieb so bezaubernd, wie sie war, und mindestens genauso ungeduldig und wütend. Nach einigen Minuten kam sie zu mir: "Wird das jetzt noch was? Mach schon!" Ich konnte nur mit den Schultern zucken: "Es tut mir leid, es geht einfach nicht. Lies selbst, ich habe Dich beschrieben, aber alles bleibt, wie es ist." Klara nahm mein Skript und begann zu lesen, die Fassungslosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben...

Klaras Erzählung, Teil IV:

Völlig perplex stand ich vor meinem Besucher, ein paar Blätter Papier in der Hand, deren Inhalt ich gerade überflogen hatte und immer noch nicht fassen konnte. Er hatte recht, ich, Carlo Rathweg, war auf diesen Seiten haarklein dargestellt, und nach dem, was er mir erzählte, hätte ich jetzt auch wieder als Mann vor ihm stehen müssen. Stattdessen aber war und blieb ich Klara, eine junge, zugegeben ziemlich attraktive Frau, die in diesem Moment aber alles andere als eine Frau sein wollte. Es war doch einfach unmöglich, ich konnte doch nicht in diesem Körper stecken bleiben! Schließlich hatte ich ein Leben zu leben, das eindeutig auf männliche Bedürfnisse ausgerichtet war - Arbeit, Hobbys, Interesse an Frauen..."Jetzt tu doch was", herrschte ich meinen Gast an und wollte es eigentlich herausschreien, doch meine Stimme hörte sich in der hohen Tonlage lächerlich quietschig an, wie ich fand. Ich hätte heulen können, aber das tat ein Mann doch nicht; ich hätte den Schriftsteller verprügeln können, aber das war nichts für eine Frau. Also stand ich nur da, zitterte und stammelte: "Mach was aus mir, egal was, aber mach mich wieder zu einem richtigen Menschen, so bin ich überhaupt nichts." Mein Erschaffer zuckte nur mit den Schultern: "Ich weiß doch auch nicht..." Vielleicht wären wir uns noch ewig so gegenüber gestanden, total hilflos, hätte ich nicht einen Hoffnungsschimmer entdeckt. "Sieh Dir das an, Dein Stift ist kaputt, was denn, wenn Du nur mit einem ordentlichen Stift schreiben kannst? Ich hole Dir schnell einen." "Den habe ich vor lauter Bewunderung vorhin zerbrochen..." Ich hörte das Kompliment und musste trotz der vermaledeiten Situation lächeln, so etwas hörte die Frau in mir eben doch gerne! Aber es war keine Zeit zu verlieren, die Frau konnte warten, der Mann wollte zurückkommen. Hastig suchte ich nach einem Kugelschreiber und fand einen in der Küche, mit dem ich ins Wohnzimmer rannte. "Hier, nimm, und dann fang an, ich halte das nicht mehr aus!" schrie ich ihn förmlich an. Er traute sich bei einer solchen Furie wahrscheinlich gar nichts anderes und nahm sofort den Stift und seinen Block in die Hand. "Hoffentlich funktioniert das, ich habe noch mit einem anderen Stift als meinem geschrieben, den habe ich als Kreativitätsbringer geschenkt bekommen..." "Red nicht, mach!"

Die Erzählung des Schriftstellers, Teil IV:

Das hätte ich bei der Erschaffung dieses Wesens besser bedenken sollen, dachte ich bei mir, als Klara mir derart wütend gegenüber stand. Wenn ich jemals wieder eine solche Gelegenheit haben sollte, würde ich sie als sanftes Wesen beschreiben, die mir aus der Hand fraß. Aber im Moment hatte ich einen Heidenrespekt vor ihr und machte mich gleich ans Werk. Carlos Bild hatte ich noch neben mir liegen, die Theorie war also kein Problem. Ich kupferte die Zeilen von oben einfach ab, Klara hatte sich mir gegenüber hingesetzt und wartete. Ich schrieb vorsichtig und langsam, einmal wollte ich jede Veränderung beobachten können und zum anderen wollte ich mich einfach nicht von ihr verabschieden, sie war zu hinreißend! Doch ich wusste schnell, Klara würde mir erhalten bleiben, es tat sich einfach nichts. Klara blieb Klara, was ich auch schrieb - und ich dichtete ihr einen Vollbart an, dachte mir eine Wampe aus, ließ einen Schnauzbart wachsen: nichts! Ich wagte es ihr kaum zu sagen: "Du, es wird nichts, ich kann schreiben, was ich will, es klappt einfach nicht!" Als keine Reaktion kam, schaute ich vorsichtig hinüber. Klara sah aus wie ein kleiner Engel, ein kleiner, schlafender Engel. Der Tag war wohl lange und anstrengend gewesen, und jetzt war sie einfach eingeschlafen. Was sollte ich tun? Einfach abhauen und sie in dem Zustand zurücklassen? Das brachte ich nicht übers Herz, denn ich war ja "schuld" an ihrem Zustand. Sie wecken und einen Tobsuchtsanfall riskieren? Lieber nicht, sie konnte eine Furie sein. Ich setzte mich wieder und überlegte fieberhaft. Geistesabwesend nahm ich den Stift wieder in die Hand und kritzelte auf das Papier. Um mich abzulenken, blickte ich zu Klara und beschloss, sie zu zeichnen, um sie für mich zu bewahren. Sofort kehrte das warme Gefühl in meinen Körper zurück, das ich schon kannte und das mir half, ohne Pause zu zeichnen. Als ich bei den Haaren angelangt war, glitt mir der Stift aus und ich produzierte eine schwarze Mähne. Im selben Moment fiel mir aus den Augenwinkeln etwas auf. Ich dachte, Klara wäre aufgewacht, aber das war es nicht: ihre Haarfarbe hatte sich schlagartig verändert, sie saß jetzt dort mit - einer dichten schwarzen Mähne! Unglaublich! Was sollte das bedeuten? In mir drehte sich alles, hieß das womöglich...? Ich musste etwas versuchen; auf mein Blatt schrieb ich, während ich zu ihr hinüber blickte: "Klara drehte sich im Schlaf nach rechts und seufzte wohlig..." Ich konnte zusehen, wie genau das geschah, während ich schrieb. Jetzt verstand ich alles: ich hatte Klara erschaffen, aber ich konnte sie nicht zurück verwandeln, sondern nur noch ihr Leben als Frau bestimmen und entwickeln! Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte ihr Riesenmöpse andichten, ich konnte sie als Nutte, die für mich arbeitete, auf die Straße schicken, ich konnte sie als Versuchskaninchen mißbrauchen, um andere Frauen nach ihrem Modell zu formen...Moment, konnte das wirklich funktionieren? Konnte ich tatsächlich jeden oder jede formen, wie ich es wollte? Ich war natürlich zu feige, mich selbst zu verändern, aber an jemandem auf der Straße wollte ich es ausprobieren. Ich blickte durch das Zimmerfenster, und wie bestellt lief eine alte Frau unten entlang, die mit ihrem Hund Gassi ging. Ich wollte es ganz sachte testen und schrieb auf ein neues Blatt "Die alte Frau blieb stehen und bückte sich. Als sie sich wieder aufrichtete, waren die Falten aus ihrem Gesicht verschwunden und sie wirkte 20 Jahre jünger." Ich schaute auf die Straße und glaubte es nicht: die alte Frau war wirklich stehen geblieben! Sollte...? Doch ich wurde gleich aufgeklärt - mehr passierte nämlich nicht. Kein Bücken, keine Veränderung, sie hatte einfach nur eine Pause eingelegt. Klara war der einzige Mensch, den ich verändern konnte. Ich blickte zu ihr hinüber und bemerkte, dass sie kurz vor dem Aufwachen stand. Was tun? Sollte sie aufwachen, sollte ich ihr dann die Wahrheit beichten? Oder sollte ich sie schlafen lassen, um sie nach meinen Wünschen zu gestalten? Ich brachte es nicht übers Herz, sie einfach so zu einem willenlosen Wesen zu machen, außerdem hätte ich sowieso nichts mehr unbemerkt tun können, weil sie aufgewacht war und sich räkelte. Es war aufreizend, sie so zu sehen, ich wollte SIE unbedingt behalten, das stand fest. Sie war noch etwas verwirrt und fragte: "Was ist los? Bin ich müde..." Jetzt konnte ich nicht mehr anders, ich musste ihr alles erzählen...

Klaras Erzählung, Teil V:

Der kurze Schlaf hatte mir gut getan, aber ich musste mich erst einmal wieder zurecht finden. Dieser komische Kerl war immer noch da, er saß mir gegenüber und hatte so einen merkwürdigen Blick drauf. Ich überlegte einen Augenblick lang, was geschehen war, dann fiel mir wieder ein, warum wir beide hier saßen. Er wollte mich zurück verwandeln - ein Blick genügte und ich wusste, was sein Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte: ich war immer noch Klara, von Carlo keine Spur! "Was soll das? Warum machst Du mich nicht zu Carlo? Was hast Du vor?" schrie ich ihn an. "Klara, ich kann nicht", stöhnte er. "Was kannst Du nicht?" "Ich habe alles versucht, aber ich kann Dich nicht mehr zu einem Mann machen, es funktioniert einfach nicht. Ich kann Dich nur noch weiblicher machen, als Du schon bist." "Wie bitte?" fragte ich entgeistert. "Ich habe keine Ahnung, wie das alles kommen konnte, aber ich fürchte, Du kannst nur als Klara weiterleben." Eine Sekunde lang war ich erstarrt, dann ich stürzte ich los und traktierte ihn vor Wut mit meinen Fäusten. Als Frau war ich leider nicht so stark, wie ich gerne gewesen wäre, meine Hände waren viel zu klein, um ihm zu schaden, aber ich musste meiner Wut freien Lauf lassen. "Das kannst Du doch nicht machen, ich will wieder ein Mann sein", schluchzte ich, während er mich festhielt, um sich nicht weiter schlagen zu lassen. Dann geschah etwas völlig Unerwartetes: er beugte sich zu mir und - küsste mich! Im ersten Augenblick widerte es mich an, eine männliche Zunge zu fühlen, aber dann ließ ich mich hinreißen und von seinem Kuss trösten. Es tat auf eine unbekannte Weise gut, Nähe zu spüren, die ich auch dadurch bekam, dass er mich fest in seinen Armen hielt. "Klara, Liebes, denk doch einmal nach", sagte er, als er seinen Kuss nach unendlich langer, schöner Zeit beendete, "ist es nicht auch schön, eine Frau zu sein? Kaum eine Stunde vorbei und schon wirst Du begehrt, von mir. Du bist wunderschön, Du kannst als Frau genau so sein, wie Du sein willst, Du musst mir nur Deine Wünsche verraten. Und wenn Du Dich vollkommen als Frau fühlst, dann kannst Du sowieso haben, was Du willst, weil Dir die Männer aus der Hand fressen werden. Ist dieser Körper wirklich so schlimm?" Ich schaute zu ihm, weil ich nicht glauben konnte, was er da sagte, und schüttelte den Kopf - aber nicht lange, denn ein Gefühl sagte mir, dass er nicht ganz unrecht hatte. Ich hatte mich bis jetzt wirklich gut gefühlt als Klara, solange ich nicht darüber nachdachte, dass ich eigentlich ein Mann war. Und was blieb mir auch übrig, offensichtlich konnte ich wirklich nicht mehr zurück in meinen alten Körper. "Ich weiß nicht..." sagte ich leise und verlegen. "Vielleicht hast Du tatsächlich recht. Was bleibt mir denn auch übrig?" zuckte ich ratlos mit den Schultern. "Ich verspreche Dir, mein Bestes zu tun", sagte der Schriftsteller und küsste mich noch einmal sanft. Diesmal gefiel es mir noch besser und ich konnte sogar ein wenig lächeln. Ich stellte mich in Pose, wackelte mit den Hüften und meinte: "Dann zeig mal, was Du an dieser Traumfrau noch verbessern willst..."

Die Erzählung des Schriftstellers, Teil VI:

Ich war noch nie in meiner Laufbahn so inspiriert gewesen wie jetzt mit Klara. Ich schrieb den Roman meines Lebens, im wahrsten Sinne des Wortes. Und ich wollte ihn mit einem absoluten Happy End schreiben, für zwei Personen, Klara und mich. In den nächsten Tagen stürzte ich mich in die Arbeit, hielt mich die ganze Zeit bei Klara auf, um mein Versprechen wahr zu machen und sie zu der Frau zu machen, die sie sein wollte. Wir veränderten alles: ihre Wohnung, ihren Kleiderschrank, vor allem aber sie selbst - das Aussehen, wie sie es sich wünschte (ein bißchen kleine Meerjungfrau, ein bißchen Vamp), dazu löschte ich ihr Gedächtnis und schrieb ihr ein neues Leben. Was ich nicht tun musste, war, aufzuschreiben, dass sie sich in mich verlieben sollte. Eines Abends, ich war gerade dabei eingeschlafen, als ich für sie ein Traumabendkleid schrieb, weckte mich eine sanfte Berührung. Ich schlug die Augen auf und da stand sie vor mir: nackt und schön, wie ich sie geschaffen hatte. Den Zeigefinger der einen Hand legte sie auf ihre sinnlichen Lippen, mit der anderen nahm sie meine Rechte und zog mich langsam Richtung Schlafzimmer. Für diese Nacht musste ich mir kein Nachthemd für sie ausdenken...

Klaras Erzählung, Teil VII:

Seit einem Jahr bin ich jetzt mit Christopher, dem Schriftsteller, zusammen. Jeder Tag ist ein neues Abenteuer mit ihm, es passiert so viel in meinem Leben, dass ich mich gar nicht an jeden einzelnen Tag erinnern will, und eigentlich kann ich es auch gar nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber es ist alles perfekt: ein Mann, der mich liebt und für mich sorgt, wie es nicht besser sein könnte. Er hat mir versprochen, alles für mich zu tun, was ich will, wenn er nur jeden Tag zwei Stunden ungestört schreiben darf. Diesen Gefallen tue ich ihm gerne. Manchmal habe ich in dieser Zeit aber ein komisches Gefühl: es ist so, als würde etwas mit mir geschehen, was ich nicht steuern könnte, aber das Gefühl ist wieder vorbei, sobald Christopher bei mir ist. Ich kann mich nicht erinnern, was vor der Zeit mit ihm war, er verrät es mir nicht und sagt dann nur: "Hab nicht so männliche Züge an Dir, nur Männer wollen alles wissen, und Du bist doch alles andere als ein Mann, oder?" Dann nicke ich nur und denke, alles ist gut so, wie es ist...

Die Erzählung des Schriftstellers, Teil VII:

Zwei Stunden am Tag kann ich meine geliebte Klara nicht sehen, aber das hat seinen guten Grund: in dieser Zeit schreibe ich das auf, was sie braucht: Kleider, Gedanken, Taten für den folgenden Tag. Wenn wir Geld brauchen, findet sie es in einer ihrer Taschen; wenn ich Lust auf Ausgehen habe, schlägt es sie am nächsten Tag vor; und wenn ich Lust habe, dann...aber seit einiger Zeit muss ich in diesem Punkt nichts mehr schreiben, Klara entwickelt sich und hat so ihre ganz eigenen Vorstellungen, die mir ganz und gar nicht missfallen. Wobei ich seit kurzem Neigungen an mir entdecke, die ich noch gar nicht kannte - ich bettele Klara geradezu darum an, im Bett ihre Freundin zu sein! Und am liebsten hätte ich langes, seidiges Haar und schöne, rot lackierte lange Fingernägel...so ein Unsinn, womit sollte ich denn dann meinen Zauberstift halten? Aber der ist sowieso seit kurzem verschwunden, vielleicht auch gut so, den Dingen sollte man irgendwann wieder seinen natürlichen Lauf lassen...

Nachtrag von Klara, Tagebucheintrag:

Ich will mir jetzt aufschreiben, was ich jeden Tag erlebe, damit ich nichts mehr so leicht vergesse. Dazu habe ich mir Christophers Lieblingsstift heimlich ausgeborgt und ein paar Blätter für ein Tagebuch. Das Leben mit Christopher ist herrlich, aber ich frage mich schon, warum ich keine anderen Freunde habe. Ich wünsche mir eine Freundin, ich glaube, nicht nur Männer ziehen mich an, sondern auch Frauen, mir ist, als hätte ich schon einmal Erfahrungen gemacht. Christopher ist in letzter Zeit ein ziemlicher Macho gewesen, er hätte einmal eine kleine Abreibung verdient. Wie er wohl mit rot lackierten Fingernägeln und langem, seidigem Haar aussehen würde? Oh, was schreibe ich da nur...



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