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Malin II - Gesunde Ernährung (fm:Romantisch, 2385 Wörter) [2/5] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Feb 15 2013 Gesehen / Gelesen: 12655 / 10662 [84%] Bewertung Teil: 8.48 (29 Stimmen)
Der zweite Teil der Geschichte rund um Malin.

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© Paula Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

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ruck-zuck geöffnet und einsatzbereit. Dann stelle ich die Frischhaltedose auf den Nachbarsitz und zücke den Streuer. Ein paar der weißen Kristalle landen auf der glänzenden Oberfläche des Eis, dann führe ich es an meinen Mund. Zufällig landet mein Blick auf Benjamin Craig, der meine Bewegungen schon wieder wie gebannt verfolgt. Seine Augen kleben auf dem weißen Oval in meiner linken Hand. Okay, Kleiner, du bekommst eine Show. Du siehst so aus, als hättest du sie nötig. Und ich brauche dringend ein wenig Beschäftigung.

Und statt genüsslich hineinzubeißen, wie ich es eigentlich getan hätte, lecke ich zunächst hingebungsvoll das Salz von der Kuppe meines Eis, lasse es auf meiner Zunge zergehen. Im Augenwinkel nehme ich wahr, dass Benjamins Brust sich schneller hebt und senkt. Ja! Es funktioniert!

Mein Publikum ist so aufmerksam, wie ich es gerne hätte. Ich lächle ganz besonders reizend und unschuldig. Schnell habe ich nachgesalzen und hebe das Ei wieder vor meinen Mund. Diesmal öffne ich ihn etwas und ertaste die Oberfläche des Eis mit meinen Lippen, gleite daran entlang, spüre seine Glätte und Kühle, knabbere ein wenig am Eiweiß. Mein Gegenüber wird unruhig, holt sein Telefon hervor, wischt hektisch darauf herum. Erzählst du jetzt deinen Kumpels, was dir gerade passiert? Zwitschert da ein Vögelchen bei Twitter? Oder werde ich gerade zum Inhalt einer Statusmeldung bei Facebook?

Mein Lächeln entgleitet mir ein bisschen, wird eher zu einem Grinsen. Dann streue ich wieder ein paar Kristalle auf mein nun angebissenes Ei. Als Benjamin Craig endlich wieder mit seiner ganzen Aufmerksamkeit bei mir ist, drehe ich meinen Kopf leicht nach rechts in Richtung Fenster und führe das Ei zum Mund. Ich nehme es ein wenig zu tief zwischen meine Lippen, lasse es dann leicht saugend wieder zurückgleiten und beiße ein weiteres kleines Stück ab. Mein Ein-Personen-Publikum erstarrt, seine Blicke bohren sich in mein Gesicht, schwirren über meinen Mund zu meiner Hand, brennen Löcher hinein. Wird dir schon warm da drüben? Steigt dein Blutdruck?

Ich wiederhole dieses Salzen, Lutschen und Knabbern, bis von meinem Ei nur noch ein kleines Stückchen übrig ist und mein Abteilnachbar kurz vor dem Hyperventilieren steht. Dieser letzte Rest Ei verschwindet plötzlich in meinem Mund, dann packe ich in aller Seelenruhe den Salzstreuer zurück in die Tupperdose. Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich.

Ich greife nach meiner Wasserflasche, die zwischen meinen Beinen steckt, schraube sie auf und trinke einen großen Schluck, um das Ei hinunterzuspülen. Den Tropfen, der mir übers Kinn läuft, wische ich mit dem Rücken der linken Hand weg und stecke die Flasche in den Spalt zwischen meinem Oberschenkel und der Wand des Zugabteils. Als nächstes entnehme ich meiner Verpflegungsdose eine der Möhren, eine schön gewachsene, recht kräftige, leuchtend Orangefarbene. Ich betrachte das Gemüse von allen Seiten, mit einem Blick, der sagt: "Dich vernasche ich gleich!". Dann lege die Frischhaltedose wieder auf den Sitz neben mir, nehme meine in einer engen Jeans steckenden Beine vom Sitz gegenüber und schlage sie elegant übereinander. Meine linke Hand ruht auf meinem Knie, umfasst es leicht. Wieder wende ich mein Gesicht dem Fenster zu, stütze meinen rechten Arm auf den kleinen Tisch neben mir und lege die Spitze der Karotte an meine Lippen. Den tiefen Atemzug meines Abteilnachbars kann ich dabei mehr hören als sehen. Du bist also noch bei mir? Braver Benjamin!

Wie beiläufig teilen sich meine Lippen, während meine Augen scheinbar die vorbeiziehende Landschaft verfolgen. Die Möhre gleitet sanft dazwischen, bleibt dann ganz ruhig liegen. Mein Mund schließt sich weich um das Gemüse, wartet ab, tut nichts. Ich schaue hinaus, hin und wieder kann ich das Gesicht meines Zuschauers sehen, das sich im Fenster spiegelt. Er starrt mich an, seine Blicke wandern über meine Formen, weil mit der Karotte gerade nichts passiert. Ich spiele gerne ein wenig mit meiner Beute, aber das kannst du nicht wissen, du Armer.

Dann kommt wieder Bewegung in meine Hand und in meine Kiefer. Ich drehe die Möhre so, dass sie fast quer zwischen meinen Zähnen liegt und beginne, die äußere Schicht des Gemüses abzuknabbern, ohne das saftige Innere zu zerstören. Hin und wieder muss ich leise meinen Speichel wegsaugen, der sich an der Möhre sammelt. Jedes sanfte Zischen kommentiert mein Gegenüber mit einem tiefen Luftholen. Ich lächle in mich hinein, nehme seine offenbar wachsende Erregung mit Genuss wahr. Du hängst an meinen Lippen, Kleiner, nicht wahr?

Okay, jetzt lege ich noch eine Schippe auf. Genug geknabbert! Ich beiße das inzwischen von der fleischigen Hülle befreite obere Drittel der Möhre herzhaft ab und kaue es schnell klein, um es hinunter zu schlucken. Das verbliebene Stück der Karotte rolle ich eine Weile sinnierend zwischen meinen Fingern. Benjamin Craig atmet immer hektischer, seine Hände liegen mittlerweile in seinem Schoß. Was verbirgst du denn dahinter, mein Lieber? Wächst da etwa ein anderes Gemüse in Deiner Hose? Gut! Dann geb ich Dir jetzt noch ein wenig Dünger für eine ertragreiche Ernte.

Ich hebe meine linke Hand von meinem Knie und lege sie wie abwesend um die Möhre und die rechte Hand, stütze diesen Ellenbogen ebenfalls auf das Tischchen. Das orange Gemüse verschwindet fast vollständig zwischen meinen Fingern, wird von beiden Fäusten umschlossen. Wieder umfasse ich die nun verkürzte Spitze der Möhre sanft mit meinen Lippen und sauge daran. Hin und wieder lasse ich mit einem leisen "Plopp" die Karotte meinem Mund entgleiten und schiebe sie wieder zwischen meine Lippen, ansonsten sauge ich wie geistesabwesend und völlig gebannt von der immer gebirgiger werdenden Szenerie vorm Fenster daran. Ab und zu knackt es vernehmlich, wenn ich wieder ein Stück von der dicken, saftigen Möhre abbeiße und es anschließend mit meinen Zähnen zermahle. Doch ich lasse mir Zeit. Und ihm, der noch immer wie hypnotisiert meine Hände und meinen Mund beobachtet. Du bist wirklich ein dankbares Publikum! Fast hättest du Applaus verdient.

Irgendwann ist die Möhre so winzig geworden, dass das Halten mit zwei Händen lächerlich wird. Also lege ich die Linke wieder auf meine Beine und halte die Karotte zwischen meinen Zähnen, um sie anschließen nur mit dem Daumen und Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand zu erfassen. Offensichtlich völlig versunken in die immer winterlicher werdende österreichische Landschaft lasse ich die Finger langsam am Stummel der Möhre entlang gleiten, fühle die Unebenheiten des Gemüses unter meinen Fingerspitzen und schmecke das süße Aroma auf meiner Zunge. Na, wieder etwas beruhigt? Dann kann ich ja so langsam mit dem Finale beginnen. "Katharsis" nennt man das in der Psychologie. Die innere Reinigung durch das Ausleben der Emotion. Folgst du mir noch einen Moment bis zu deiner Erlösung? Bald hast du es geschafft!

Das kleine Reststück des Gemüses verschwindet in meinem Mund, wird zerkleinert und heruntergeschluckt. Anschließend lecke ich die Finger der rechten Hand diskret ab. Nur kurz ist die Spitze meiner Zunge jeweils zu sehen. Doch jedes Aufblitzen des feuchten rosa Fleisches wird mit einem tiefen Atemzug - man könnte fast schon behaupten, einem Seufzer - meines Nachbarn kommentiert. Zehn Cent für den Titel des Films, der in deinem Kopfkino gerade gezeigt wird!

Nach einer kleinen Pause wende ich mich wieder der Frischhaltedose zu, die noch immer geöffnet neben mir liegt. Die Finger meiner linken Hand ertasten eins der langen, schlanken Birnenviertel und ergreifen es. Dann übergeben sie es an die Rechte, die es an seinem dickeren Ende fasst. So eine Birne ist klebrig, also gehören die Fingerspitzen gut gesäubert. In Ermangelung eines Waschbeckens bleibt mir zum Reinigen nur eins: meine Zunge. Also nutze ich sie, um jede kleinste Spur des süßen Birnensafts von den Fingern der linken Hand zu schlecken. Und das nimmt Zeit in Anspruch! Man ahnt es kaum, wie viel Oberfläche so ein Finger haben kann. Während ich geradeaus auf die Wand irgendwo über dem gegenüberliegenden Sitz schaue und offenkundig sehr beschäftigt bin, beobachte ich im Augenwinkel, wie mein unfreiwillig williger Zuschauer verstohlen seine Mitte reibt. Gleich, mein Guter, gleich!

Als dann auch der winzigste Rest Saft beseitigt ist, erinnere ich mich gut sichtbar der Birne in meiner rechten Hand. Ich schaue sie an, lächle und führe sie an meinen Mund. Mit einem entschuldigenden Blick in Richtung meines Abteilnachbars - ich weiß eigentlich schon, was sich gehört und habe eine recht gute Kinderstube genossen, soll der sagen - strecke meine Zunge aus und lecke eine der Schnittkanten von unten bis oben genüsslich ab. Benjamin stöhnt leise, die kleinen Bewegungen der Hände in seinem Schoß werden schneller. Dann drehe ich das Birnenviertel um seine eigene Achse und betrachte die nächste, nun vor mir liegende Seite. Ich höre, wie der Blauäugige keucht, noch bevor ich abermals meine Zunge benutze, um diese Seite der Birne ebenfalls zu säubern. Wo wärst du jetzt gern, mein Lieber? WER wärst du jetzt gern?

Als ich das spitze Ende der Birne schließlich zügig zwischen meinen Lippen versenke und anschließend langsam und schmatzend wieder hinausziehe, ist es um meinen Zuschauer geschehen. Ich sehe, wie er sich in seinem Sitz kurz aufbäumt, dann sinkt er schwer atmend in sich zusammen. Lächelnd beobachte ich, wie sich eine tiefe Röte über seinem Gesicht ausbreitet. Die Augen hält er angestrengt geschlossen, schaut nicht mehr zu mir herüber, sein Kopf ist gesenkt. Seine Brust hebt und senkt sich noch immer angestrengt, während seine Hände krampfhaft den Schoß bedecken. Ich hoffe, es war ein schönes und unvergessliches Erlebnis für Dich, kleiner Bruder von Daniel Craig! Brauchst mir auch nicht danken, das ist gerne geschehen. Und es tut mir nur beinahe leid, dass du den Rest des Tages mit einer feuchten Unterhose verbringen musst.

Schmunzelnd verzehre ich das Stück Birne, schließe die Frischhaltedose und stopfe sie zurück in meinen Rucksack. An der nächsten Station muss ich aussteigen. Höchste Zeit, dass ich meinen Kram sortiere und mich zum Aussteigen bereit mache. Hab ich den Rest der Zugfahrt doch auch ohne ein spannendes Buch recht gut rumgekriegt.

Mit einem fröhlichen, unbeteiligten "Auf Wiedersehen!" verlasse ich, bepackt mit Koffer, Rucksack und Mantel, das Abteil und mache mich auf den Weg in das nächste Abenteuer, das da Skiurlaub heißt.



Teil 2 von 5 Teilen.
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