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Der Abend war gelaufen, denn ... (fm:Dreier, 1438 Wörter)

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Veröffentlicht: Feb 03 2014 Gesehen / Gelesen: 20699 / 14652 [71%] Bewertung Geschichte: 7.83 (48 Stimmen)
Eine Begegnung, die ihr entgangen wäre, hätte sie ihr Handy nicht verlegt.

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... sie hatte keine Ahnung, wo ihr Handy war. Nicht, dass sie jemanden anrufen wollte. Sie hatte einfach nur das ungute Gefühl nicht erreichbar zu sein. Ihr wollte partout nicht einfallen, wo sie dieses Mistding das letzte Mal gesehen hatte.

Im Büro. Natürlich. Auf dem Schreibtisch. Ist da noch einer? Mal versuchen. Aber womit? Telefonzelle, rennt es ihr durch den Kopf. Münzen. Wo sind Münzen. Letztendlich fand sie sie dann dort, wo sie nicht damit rechnete. Auf dem Fußboden, neben ihrem Bett. Sie hat keine Ahnung, wie sie dahin geraten konnten.

Jetzt hat sie einen Plan, sie ist wieder ruhiger, nur ein milder Zorn über den weiten Weg, heute dann zum dritten Male, zum Büro. Und zurück natürlich auch noch. Aber sie hatte einen Bekannten, zum dem der Weg nicht annähernd so weit wie zu ihrer Wohnung zurück war. Aber sie wollte ihn erst vom Handy aus anrufen.

Und los. Sie zieht sich alles Nötige an, kramt zwischen ihren Sachen und entscheidet, welche wichtig sind. KLAPP macht die Tür und diesmal ist es ein gutes Geräusch, wie ein angenehmes, weicheres Donnern, das etwas anzukündigen hat.

Sie rennt, ja, sie rennt. Rüber zu dem Platz, dort, wo meist Penner, Kinder, die auf Autorität machen und anderes weit seltsameres Volk rumschleicht. In der Mitte des Platzes steht sie, die Telefonzelle. Aber eigentlich ist es ja mehr ein Telefonpfosten, denkt sie. Sie ruft schnell im Büro und kündigt ihr kommen an. Als sie im Hintergrund sich nähernde Straßenbahngeräusche wahrnimmt, wirft sie den Hörer hastig auf die Gabel, dreht sich um und läuft geradewegs in etwas hinein. Angeekelt schmeißt sie die Hände nach der schemenhaften Gestalt und entfernt sich mit einem heftigen Ruck bis auf zwei Meter von dem Schemen. Komisch, sie riecht nichts. Es ist nicht der alte Stinkeeiterpenner, an dem die manchmal vorbei geht.

Ein wenig erleichtert, aber immer noch leicht benommen, beginnt sie wahrzunehmen, wer da liegt. Ein dunkelhaariger Mann erhebt sich da und grinst sie an. Es täte ihm leid, er hat sie leider nicht gesehen, bestimmt nicht, ob es ihr gut gehe? Diese unerwartete Art ihres plötzlichen Gegenübers stimmt sie schlagartig sehr milde. Deshalb lächelte sie. Ob wir mal eben auf diesen Schreck auf die Schnelle zwei kleine Bierchen verhaften gehen?

Essen darf man in diesem Laden nicht, aber alles, was versiegelt ist, das konnte nicht mit diesem Siff in dieser Döner-Fritten-Hendl-Bude in Berührung gekommen sein, und ist damit unbedenklich. Die Biere gehen den beiden runter wie Öl und ohne zu Zögern dreht sie sich zu dem Kühlschrank um und stellt zwei weitere Flaschen auf den Tisch. Damit wir beide was davon haben, sagt sie zu ihm und in diesem Moment treffen sich ihre Augen und verharren kurz ineinander.

Der dunkelhaarige Mann kommt sehr heftig mit ihr ins Gespräch. Irgendwann fangen sie an, über alles zu sprechen, worüber man so spricht, wenn man sich gerade kennenlernt. Sie lacht und er vergisst sämtliche Pflichten, die er noch zu erledigen hatte , komplett.

Er geht geradewegs zum Tresen, bezahlt ein Six-Pack, nimmt es sich aus dem Schrank, geht zu ihr zurück und sagt, wir trinken jetzt bei mir weiter. Er beherbergt zwar gerade einen Freund, der gerade aus einer anderen Stadt zu Besuch ist, doch der ist in Ordnung und würde sich sicher auch freuen. Wenn er überhaupt da ist, da er gerade eine Wohnung für sich sucht. Und ohne eine weitere Antwort abzuwarten, greift er ihr an den Arm, zog und guckt sie fragend an. Sie nickt lächelnd und sagt, gern.

So finden sie heraus, dass sie sozusagen Nachbarn sind. Ungefähre vierhundert Meter Luftlinie wohnen sie voneinander entfernt. Sachen gibt's. Sie freut sich mittlerweile aufs nette Plaudern, Trinken, Rauchen und fängt an, eine Spannung in ihrem Körper zu spüren. Eine gute Spannung, eine Spannung, die einen geschmeidig werden lässt.

In der Küche ist es warm. Sie setzen sich in der Küche an den Tisch und er knallt das Six-Pack darauf. Während sie zwei Flaschen öffnet, sucht er nach Musik. Die kurz darauf angenehm den Raum flutet. Sie öffnet zwei Flaschen Bier. Sie stoßen an und die Stimmung ist großartig.

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