Emma - Wie es begann (fm:Oral, 4079 Wörter) [1/9] alle Teile anzeigen

Es war der Sommer nach der schmerzhaften Trennung von Jule. Der erste Monat in der Schule, der erste Monat des Verzweifelns. Ich war noch immer auf der Latina, das letzte Jahr, bevor ich die Schule wechseln würde, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts davon. Es würde noch einiges geschehen, bevor ich den Entschluss fassen würde.

Ich glaub, es war die Einsamkeit, die mich erdrückte und folterte. Niemanden an der Seite zu haben um zu kuscheln, ein paar Zärtlichkeiten auszutauschen, hin und wieder ein paar Küsse zu wechseln, oder jemanden durch die Haare zu streichen. Sie fehlte mir jetzt mehr, als ich gedacht hatte, war es ein Fehler gewesen, es mit ihr zu beenden?

Vorwürfe, nichts als Vorwürfe. Ich warf mir schon einiges vor, sah mich jetzt Schuld an meinem aktuellen Pech. Ich wollte sie zurück ohne Frage.

Aber das war nicht möglich. Sie war in Frankreich und würde die nächsten zwei Jahre dort bleiben. Erst dann würde ich sie wiedersehen können.

Jemand setzte sich neben mich, ich schreckte aus den selbstverachtenden Gedanken auf, verbrannte mich beinahe an der Zigarette, die zwischen meinen Fingern vor sich hin glimmte. Ja, ich rauchte viel. Unter zehn Kippen pro Tag zu bleiben, war eine Seltenheit geworden.

Ich kannte die Person nicht, die jetzt wieder mit dem Rücken zu mir stand. Sicher, irgendwie hatte ich sie schon mal gesehen. Das galt ja für jede aus meiner Schule. Sie redete mit jemandem, den ich sofort erkannte. Jamal, unsern Schulticker, einer der wenigen Dunkelhäutigen an unserer Schule.

"Du kannst schon mal vorgehen, ich bin in fünf Minuten da."

Jamal hob kurz die Hand, dann trottete er weiter, in einer seiner Hände eine Zigarette. Er warf mir nur einen flüchtigen Blick zu. Dann sah ich ihn in Richtung des Parks verschwinden.

Das Mädel vor mir drehte sich um. Aber ganz ehrlich, aufgrund des mysteriösen Rücken hatte ich einiges mehr erwartet. Auf ihre eigene Art sah sie schon gut aus, die Sachen, die sie aber trug, unterstrichen das ganze nicht wirklich, sondern zogen ihre Erscheinung herunter.

Sie war groß, mindestens 1,80 würde ich sie schätzen. Ihre schwarzen Haare endeten wenig über ihren Schultern, ein Mittelscheitel hielt ihr Gesicht frei. Sie hatte gerade ein Lächeln aufgesetzt, aber da sie gerade mit ihrem Handy beschäftigt gewesen war, nahm ich an, dass es nicht mir galt. Das Gesicht war schmal, sah auf irgendeine Art spitzbübisch aus. So stand sie da, doch dann steckte sie ihr Handy weg. Ich zog an meiner Zigarette, schaute sie fragend an.

"Hi, Karl."

Okay, sie kannte meinen Namen, sie war im Vorteil. Denn ich wusste nicht, wie sie hieß.

"Hi. Ist was?", fragte ich auf meine genervte Art, die ich mir seit der Trennung angewöhnt hatte. Viele merkten so schneller, dass sie nicht erwünscht waren, doch sie steckte es einfach weg, ignorierte meinen angepissten Stimmfall. Aber ihr Lächeln verschwand.

"Hast du mal Feuer für mich? Meins ist leer, und..."

Sie klickte mit ihrem Feuer herum, ein Clipper, nur die Funken vom Feuerstein schlugen aus.

"Klar", erwiderte ich, griff in meine Hosentasche und holte mein Zippo hervor. Sie steckte sich eine Selbstgedrehte in den Mund, ich gab ihr Feuer und sie zog die Zigarette an. Ihr Lächeln kam wieder.

"Uuh, ein Zippo. Edel. Woher hast du des?"

"Zigarreneck", sagte ich fast ein bisschen unbeteiligt. Ich wollte, dass sie mich jetzt bitte in Ruhe lassen sollte, doch ich sagte es nicht. Ich hatte jetzt gar keinen Bock auf eine Unterhaltung. Doch sie überraschte mich ein weiteres Mal. Statt sich wie versprochen mit Jamal im Park zu treffen, kam sie zu meiner Bank und setzte sich, musterte

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