Die Nachbarin - Teil 3 (fm:1 auf 1, 5509 Wörter) [3/3] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Dimension Dom | ||
Veröffentlicht: Jul 03 2020 | Gesehen / Gelesen: 17121 / 14345 [84%] | Bewertung Teil: 9.59 (140 Stimmen) |
Janas Po im Visier |
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Es ist halb neun. Wetter und Atmosphäre sind genauso wie gestern, meine Anspannung ebenfalls. Doch stehe ich noch nicht vor Janas Tür, sondern krümme mich in meinem Wohnzimmer am Fenster hinter den Gardinen und versuche unbemerkt Einsicht in ihr Haus zu erlangen. Ich möchte sehen, wie sich vorbereitet, was sie anhat, wie sie auf mich wartet.
Immer wieder kann ich sie für kurz erblicken. Sie trägt den blauen Rock, den sie vor ein paar Wochen bei ihrem Abendbesuch anhatte. Ich wette, sie hat darunter keinen Slip an. Oben ein Top mit Spaghettiträgern. Ihre Haare hat sie wie gewohnt in einem Pferdeschwanz, ob sie sich auch geschminkt hat, kann ich nicht erkennen. Hastig läuft sie auf und ab, dann, es ist fast neun Uhr, schaut sie immer wieder aus dem Fenster in meine Richtung. Sie wartet. Sie erwartet. Es ist Zeit.
Ich klingle und schon nach wenigen Sekunden öffnet Jana die Tür. Für einen Moment ist Freude auf ihr Gesicht gemalt, was allerdings im Nu durch ein beleidigtes und vorgetäuschtes Desinteresse ersetzt wird.
"Schön, dass Sie endlich da sind. Wussten Sie schon: Pünktlichkeit ist eine Tugend!", flötet sie und lässt mich eintreten.
"Guten Morgen! Leider benötigte ich für die Bewertung ihrer Leistung von gestern mehr Zeit als angenommen. Nun aber sind meine Feststellungen getroffen und wir sollten gemeinsam die notwendigen Maßnahmen festlegen", sage ich, wobei ich die letzten Wörter in besonderem Maße betone.
Ihre Augen werden groß, erschrocken blickt sie auf die kleine Mappe in meiner Hand und ich freue mich, dass ich sie ein wenig verunsichern kann. Wir gehen in die Küche.
"Nun, gnädige Frau, hier sehen sie die Auswertung dokumentiert", lege ich zwei Blätter auf den Tresen.
Ja, ich habe mir tatsächlich die Mühe gemacht, einige Validierungsbögen von der Arbeit für private Zwecke anzupassen und diese auszudrucken. Ich habe Kriterien wie Sauberkeit, Putztechnik, Ergonomik, Arbeitskleidung und ähnliche Begriffe, die eigentlich trockene Bedeutungen haben, für dieses pikante Rollenspiel missbraucht. Wenig überraschend habe ich Mängel festgestellt. Der einzige Bereich, an dem ich nichts aussetzen kann und will, ist die Sauberkeit. Sie hält ihren Haushalt tatsächlich picobello sauber, so sehr, dass man vom Boden essen könnte. Hierfür erhält sie also 10 von 10 Punkten, die anderen müssen mit viel weniger auskommen.
Kritisch beäugt Jana die Blätter: "Mit den Punkten waren Sie aber recht geizig." Naserümpfend fügt sie hinzu: "Woher weiß ich, dass die Bewertung objektiv ist?"
"Nun, ich habe gründliche, man könnte sagen, tiefgehende Untersuchungen gemacht", antworte ich schmunzelnd.
"Ja, das habe ich gemerkt. Ihr Beamteneifer kannte ja kaum Grenzen. Man hatte das Gefühl, dass es Ihnen gar nicht mehr um die Sauberkeit ging", schlägt sie zurück. "Und jetzt? Muss ich Bußgeld zahlen?"
"Sie meinen ein Verwarnungsgeld? Nicht doch, davor möchte ich Sie doch bewahren. Es richtet sich nach dem Wert des Hauses, zudem müssten Sie zusätzliche Bewertungsbegehungen bezahlen. Wissen Sie, welcher Stundensatz für uns berechnet wird?"
"Oh, ich bin mir sicher, dass ihre tiefgehenden Untersuchungen sehr kostbar, fast schon unbezahlbar sind", piepst sie.
"Genau und deshalb möchte ich Ihnen ein alternatives Angebot machen. Nämlich um sicherzustellen, dass Mängel nicht erneut auftreten, kann der Beamte nach eigenem Ermessen auch über eine unorthodoxe Sanktion entscheiden -- sofern die Delinquentin zustimmt. Ich bin mir sicher, Sie werden zustimmen, dass in Ihrem Fall eine besondere Behandlung notwendig ist", sage ich und spiele dabei ein wenig mit dem Haar ihres Pferdeschwanzes, der -- so einfach er auch ist -- ihr unheimlich gut steht.
Diese kleine Berührung tut ihr gut, das sehe ich ihr an. Es kostet sie viel Kraft, trotzdem regungslos zu bleiben und kühl zu wirken.
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