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A second true story (fm:Ehebruch, 4792 Wörter) [4/5] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: May 07 2021 Gesehen / Gelesen: 17058 / 15044 [88%] Bewertung Teil: 9.39 (96 Stimmen)
Sein oder Nichtsein - ist das hier die Frage?

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und intelligent war, um mich mit ihr zeigen zu können. Schließlich musste sie an meiner Seite auch repräsentieren können.

Meine Frau hatte ihr Soziologie-Studium mit Bravour absolviert, danach aber nie gearbeitet, sondern das Leben in vollen Zügen genossen. Es war ihr bei ihrer Schönheit nie schwergefallen, jemanden zu finden, der für sie aufkam. Dann war sie auf mich getroffen und hatte mir zu verstehen gegeben, dass ich die große Liebe ihres Lebens wäre. Wer würde sich nicht geschmeichelt fühlen, solche Worte aus dem Mund einer derartigen Traumfrau zu hören? Trotzdem hatte ich auch damals nicht nur mit dem Schwanz gedacht und meinen Verstand nicht am Traualtar abgegeben, sondern bis heute - bei aller Großzügigkeit - die finanziellen Zügel in unserer Ehe immer in der Hand behalten.

Kathy sah mich schreckensstarr an und war im ersten Augenblick zu keinem Wort fähig. Dann stieß sie den über ihr knieenden zur Seite, sodass dieser Schröder neben ihr auf dem Rücken zu liegen kam, und richtete sich auf.

"Aber Werner, ich dachte doch, du wolltest das!", rief sie mir zu. "Sehen, wie mich ein anderer fickt! Sind das nicht deine geheimen Fantasien? Macht dich das etwa nicht geil? Hast du mir nicht deshalb einen Freibrief gegeben? Ich tue doch nur, was du dir schon lange insgeheim wünschst!"

"Was ist denn das für ein Schwachsinn!", stieß ich hervor, musste dabei allerdings in das grinsende Gesicht von Schröder blicken. Hatte er das meiner Frau vielleicht eingeflüstert, um sie leichter ins Bett zu bekommen? Zuzutrauen war es ihm alle Male.

"Ich habe mit Sicherheit keine derartigen Fantasien und dir auch keinen Freibrief für beliebiges Herumvögeln gegeben. Aber macht ruhig weiter, lasst euch nicht stören. Ich gehe in der Zwischenzeit wieder rüber auf die Party und erzähle mal deinen Gästen, Bernd, was es tatsächlich mit deinem Fonds auf sich hat. Viele der Anwesenden sind bestimmt involviert, und es wird sie bestimmt interessieren, dass die BaFin bereits gegen deine Firma im Allgemeinen und gegen dich als Fonds-Manager im Besonderen ermittelt. Und ab morgen, spätestens aber Montag, auch die Steuerfahndung."

Mit einem Satz war Bernd aus dem Bett heraus und brüllte mich an:

"Das wirst du schön bleiben lassen, du armseliger Wichser! Du machst mir mein Geschäft nicht kaputt. Eher bringe ich dich um!"

Er holte aus, um mir einen Schwinger zu verpassen, der mir wahrscheinlich den Unterkiefer zerschmettert hätte, hätte er mich getroffen. Aber erstens waren Tennisspieler flink und reaktionsschnell, und zweitens baumelte seine Hose immer noch um seine Fußknöchel und schränkte seine Bewegungsfähigkeiten ein. So tauchte ich lässig im letzten Moment unter ihm weg, und die Faust, die mich hätte treffen sollen, donnerte mit voller Kraft gegen den Türrahmen.

Eins musste man diesem Widerling schon lassen: Kraft hatte er. Eine gewöhnliche Zarge wäre wahrscheinlich zu Bruch gegangen, aber unsere Villa war im Landhausstil erbaut worden und die Türrahmen bestanden aus massiven Eichenbohlen. Was da deutlich vernehmbar knackte, war also nicht das Holz, sondern wohl eher seine Hand- und Fingerknöchel. Dafür sprach auch, dass Bernd wimmernd in sich zusammenrutschte und mit der linken Hand seine rechte hielt. Der Typ würde mir heute jedenfalls nicht mehr gefährlich werden, den konnte den Rest des Abends ein kleines Mädchen umschubsen. Ich hätte ihm jetzt genussvoll in die Eier treten können, aber darauf verzichtete ich sportlich. Seinen Todesstoß würde ich ihm ganz ohne Gewaltanwendung versetzen.

Ich wandte mich noch einmal zu Kathy um, die wie ein Häufchen Elend zusammengekauert auf unserem Bett saß und in deren Augen ich Tränen zu erkennen glaubte.

"Eins solltest du doch wissen, Liebste." Der Hohn in meiner Stimme war sicher auch für sie trotz ihres Schockzustandes erkennbar. "Die Größe eines Schwanzes verhält sich in fast allen Fällen umgekehrt proportional zur Größe des Gehirns dieses Penisträgers. Dein Lover hier", ich deutete auf die wimmernde Gestalt zu meinen Füßen, "macht da sicher keine Ausnahme."

Bernd, der immer noch auf dem Boden saß und ununterbrochen vor sich hin brabbelte: "Ich habe mir die Hand gebrochen", war für die Wahrheit meiner Worte der beste Beweis, das würde selbst meine Frau zugeben müssen.

Mit diesen Worten verließ ich unser Schlafzimmer und wenig später auch unser Haus, nachdem ich noch einen kleinen Karton aus meinem Arbeitszimmer geholt hatte, um auf der anderen Straßenseite eine Party platzen zu lassen.

***

Ich betrat die Feier der Schröders auf dem gleichen Weg, den ich schon mit meiner Frau - war sie das eigentlich noch? - zurückgelegt hatte. Überall standen Menschen herum, tranken, lachten, tanzten oder plauderten einfach angeregt miteinander. So mancher meiner Gesprächspartner, die ich vor meinem Ausflug in mein eigenes Haus auf der Party kennen gelernt hatte, nickten mir mit einem fragenden Blick zu. Offenbar machte ich einen leicht dechauffierten Eindruck. Einige wollten sogar wissen, ob alles in Ordnung sei. Der Schock, meine Frau mit Bernd Schröder wenige Minuten zuvor in meinem eigenen Schlafzimmer beim Sex beobachtet zu haben, stand mir wahrscheinlich ins Gesicht geschrieben. Ich musste mich jetzt wirklich zusammenreißen.

Unfassbar. Meine geliebte Kathy hatte es durchgezogen und tatsächlich mit diesem Widerling Sex gehabt. Oder zumindest kurz davorgestanden, sich von ihm ficken zu lassen. ich wusste es nicht genau zu sagen. Mein Magen rumorte, und ich war kurz davor mich zu übergeben.

Kaum hatte ich mich mit einem Glas Champagner bewaffnet und ein paar belanglose Worte mit einem der Gäste gewechselt, als mich jemand von hinten sanft am Arm zog. Es war Angelica. Mit charmanten Worten entführte sie mich meinem bisherigen Gesprächspartner, und wir entwichen mit schnellen Schritten quer über den Rasen dem gröbsten Party-Trubel. Etwas abseits in diesem riesigen, parkähnlichen Garten stand ein kleiner Pavillon, unter dem sich eine gemütliche Couch befand. Dort hin wollte mich die Gastgeberin offenbar haben, und ich konnte nicht umhin dabei zu bemerken, mit welch eleganter Selbstverständlichkeit sie nur auf den Zehenballen auftrat, um mit ihren hohen Stilettoabsätzen nicht im Rasen einzusinken. Frauen. Was für göttliche Wesen sie doch sind!

Angelica ließ sich graziös auf der Couch nieder, schlug ihre langen, sexy Beine übereinander, und ihr kurzes Minikleid rutschte unweigerlich gefährlich weit hoch. Dabei hielt sie mich die ganze Zeit an der Hand und zog mich mit zu sich auf die Couch. Schröders Frau war zwar nicht mein Typ, aber ganz objektiv betrachtet trotzdem ganz hübsch. Sie sah mich erwartungsvoll an.

"Und...," fragte sie mich mit kaum unterdrückter Neugier.

"Was und?"

Angelica grinste schmierig.

"Hast du gesehen, was du sehen wolltest? Immerhin hast du dich deswegen von unserer hoch offiziellen Einweihungsparty gestohlen. Das war ziemlich unhöflich."

Sie meinte es nicht böse und zwinkerte mir zu. Bernds Frau wusste ganz offensichtlich Bescheid. Und sie schien nicht das Geringste dagegen zu haben. Nun erklärte sich auch ihr bisheriges, sehr entspanntes Verhalten Kathy und mir gegenüber. Trotz des unverhohlenen Interesses, das ihr Mann meiner Frau entgegenbrachte.

"Haben es mein Mann und deine Frau bei euch drüben endlich miteinander getrieben? Bernd ist ja ganz hin weg von Kathy."

"Das weiß ich nicht", erwiderte ich wahrheitsgemäß, was Angelica stutzen ließ. Sie sah mich mit einem vielsagenden Lächeln an.

"Hast du denn nicht zugeschaut? Mein Mann meinte, es würde dich sicher tierisch geil mach zu sehen, wie er Kathy fickt."

Es war weder Mitleid noch Schadenfreude in ihrer Stimme, sondern eher eine Mischung aus Verwunderung, aber auch Respekt. Sie hatte, während wir sprachen, die ganze Zeit ihre Hand auf meinem Oberschenkel gelassen. Nun glitt sie langsam daran auf und ab und wanderte immer höher, so als wollte sie mich erregen. Aber da kam sie bei mir an den Falschen. Ich legte sanft, aber bestimmt meine Hand auf die ihre und führte sie langsam zurück in weniger gefährliche Regionen Richtung Knie.

"Bernd hat also doch Recht gehabt", meinte Angelica mit einem leichten Seufzen, "eigentlich schade, denn ich finde dich ziemlich süß."

"Vielen Dank", erwiderte ich, jetzt ganz Ohr, "aber was willst du mir damit sagen?"

"Bernd war der Meinung, ich könne ja mein Glück bei dir versuchen, aber ich würde letztlich keine Chance haben. Du seist einer von diesen Männern, die ihre eigene Frau regelrecht vergöttern und ihr lieber beim Sex mit anderen Männern zusehen. Ein lupenreiner Cuckold eben. Partnertausch läuft da nicht. Für meinen Mann war es schon seit letztem Donnerstag klar, dass du ein kleiner Cucky bist. Kein normaler Mann würde seine bildhübsche Ehefrau in sexy Leder und High Heels gemeinsam mit ihrer besten Freundin zu einem angesagten Clubbing-Event gehen lassen. Und als sie danach, immerhin war es schon drei Uhr morgens, sogar bereit war mit Bernd auf einen Drink ins Haus mitzukommen und mit ihm auf der Couch herumzumachen, während du keine hundert Meter entfernt im Nachbarhaus auf sie gewartet hast, war ihm alles klar. Ihr seid keine Swinger."

Das hatte ich nun davon, dass ich meiner Frau Freiheiten ließ, die andere Männer offenbar nicht gewährten. Mein Ruf war ruiniert und ich in ein völlig falsches Licht geraten.

"Seid ihr es denn?", fragte ich bei Angelica nach.

"Nun ja...", Bernds Frau dachte kurz nach, wie sie mir das Schröder'sche Sexualleben am schlüssigsten erklären konnte. "Wir gehen nicht in klassische Swinger-Clubs, sondern treffen uns regelmäßig mit wenigen aber sehr handverlesenen Paaren, die relativ hohen Ansprüchen genügen müssen. Einige von ihnen hast du heute bereits kennen gelernt."

Nun war mir auch so manches doppeldeutige Wortgeplänkel klar, das sich Angelica mit einigen der Gäste geliefert hatte, als sie mich am Beginn der Party in ihrer Rolle als Gastgeberin in der Runde vorstellte.

"Da dürfen wir uns ja geehrt fühlen, wenn ihr uns für würdig genug empfunden habt, in diesen elitären Kreis aufgenommen zu werden", sagte ich zu Angelica, die allerdings meinen ironischen Unterton nicht mitbekam.

Sie sah mich an und schien überzeugt zu sein, dass ich das Gesagte nicht zynisch gemeint hatte. In sachlichem Ton fuhr sie fort:

"Bitte versteh das nicht falsch Werner, aber Kathy ist natürlich eine absolute Ausnahmeerscheinung. So hübsche Frauen sieht man im realen Leben nur selten. Das muss auch ich neidlos zugeben. Egal wo sie hinkommt, zieht sie die Aufmerksamkeit auf sich. Und in unserem ganz speziellen Freundeskreis...", sie zwinkerte mir spitzbübisch zu, "nimmt man eine Frau wie Kathy nochmals intensiver wahr. Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich heute Abend schon nach ihr gefragt worden bin. Die sind alle verrückt nach ihr und haben uns regelrecht bombardiert, um euch für unsere Gruppe zu gewinnen. Und das, obwohl sie heute ganz brav im züchtigen Sommerkleidchen und Ballerinas bei uns angetanzt ist."

"Und deine Aufgabe war es in den sauren Apfel zu beißen, mich zu verführen und dich für die Gruppe zu opfern, damit alle anderen Kathy ficken können?"

"Nein, Werner, ganz und gar nicht. Ich finde dich wirklich süß. Ich mag Typen, die das komplette Gegenteil von Bernd sind. Zurückhaltend, sehr zuvorkommend und vor allem echte Bewunderer weiblicher Schönheit. Natürlich liebe ich Bernd. Und ja, er fickt wie ein Gott. Das ist nun mal so. Aber er weiß das auch. Und sein Riesen-Ego macht das Zusammenleben mit ihm nicht immer einfach. Deshalb genieße ich es ganz besonders hin und wieder Sex mit Männern wie dir zu haben. Ich finde dich sehr attraktiv. Du hast zum Beispiel einen sinnlichen Mund."

Mit diesen Worten lehnte sich Angelica zu mir und küsste mich zärtlich auf die Lippen. Als sie spürte, dass ich mich nicht zurückzog, ließ sie ihre Lippen weiter auf den meinen und züngelte sanft in meinen Mund hinein. Ich umfasste mit einer Hand ihren Nacken und zog sie noch dichter an mich heran. Meine Zunge suchte nun Zugang zu ihrem Mund und ich zeigte ihr einmal, was ich unter einem Kuss verstand.

Auf's Küssen verstand ich mich, das war mir seit meinen ersten diesbezüglichen Versuchen von der holden Weiblichkeit immer wieder bestätigt worden. Offenbar war ich darin ein Naturtalent. Nun, wenn Bernd seine Zunge in den Hals meiner Frau gesteckt hatte, so tat ich es ihm jetzt bei seiner gleich, was ich nur gerecht fand. Vielleicht waren wir jetzt sogar quitt, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mit den Schmerzen in seiner Hand einen hoch bekam, um Kathy zu vögeln und hier in seinem Haus hatte er es ja - den Worten seiner Frau nach - nicht getan.

Nach einigen Augenblicken ließ ich dann aber von Frau Schröder, die ganz und gar nicht mein Typ war, ab und lehnte mich auf der Couch zurück. Angelica sah mich ganz überrascht an, denn mit der intensiven Reaktion meinerseits hatte sei wohl nicht gerechnet.

"Du küsst wirklich fabelhaft", meinte sie und leckte sich genießerisch die Lippen. "Schau mal, ihr müsst ja nicht als Paar bei uns mitmachen, wenn du das nicht willst. Von einigen unserer Gäste weiß ich, dass sie es regelrecht genießen, nur zuzuschauen. Vielleicht finden wir eine Lösung, von der wir alle etwas haben. Lassen wir das einfach auf uns zukommen. Im Moment würde Bernd ohnedies noch keinen anderen an Kathy heranlassen."

Für diese Frau schien es festzustehen, dass sie Kathy und auch mich am Haken hatte und uns in ihre illustre Gruppe holen konnte. Wobei meine Frau wohl der aktive und ich anscheinend eher der passive Teil sein sollte. Wenn sie sich da mal nicht geschnitten hatte.

"Deinem selbstbewussten Gatten ist aber hoffentlich bewusst, dass ich es bin, der mit Kathy verheiratet ist und jede Nacht mit ihr im selben Bett schläft. Mich wird er wohl oder übel weiterhin an Kathy heranlassen müssen", erwiderte ich ironisch.

Angelica grinste süffisant.

"Sei dir da mal nicht zu sicher, mein Lieber. Wenn er deiner Kathy heute das bieten konnte, wonach sie sich offenbar schon länger gesehnt hat, wird sie mehr davon wollen. Möglicherweise schon sehr bald. Und möglicherweise immer wieder. Und Bernd ist niemand, der eine Frau mit ihrem Cucky teilt. Das muss irgend so ein Psychoding sein und mit seinem ausgeprägten Ego zu tun haben. Jedenfalls wird er das auch deiner hübschen Kathy sehr bald klar machen. Und sie wird sich irgendwann entscheiden müssen was ihr wichtiger ist. Sex mit ihm oder Sex mit dir."

Ich starrte sie sprachlos an. Was war denn das für eine abartige Truppe hier. Es wurde Zeit, dem Ganzen endlich ein Ende zu setzen.

"Dein Mann irrt sich, Angelica", sagte ich, und selbst sie musste spüren, wie sich meine Stimme veränderte, während ich aufstand. "Nur weil ich meiner Frau ein paar Freiheiten erlaubt habe, immer in der Meinung, dass sie weiß, wo die Grenze ist, bin ich noch lange kein Cucki. Niemand fast ungestraft meine Frau an! Nur zu deiner Information: Dein Mann liegt bei uns drüben heulend auf dem Boden, und ich glaube nicht, dass ihm gerade danach ist, Kathy zu ficken. Nein, ich habe ihn nicht angefasst, falls du das denkst. Dass hat er sich ganz allein selbst zuzuschreiben. Aber Leute wie euch möchte ich nicht in unserer Nachbarschaft haben. Und dass ihr von hier verschwindet, dafür werde ich jetzt sorgen."

Ich schnappte mir den Karton, der neben mir auf der Couch gelegen hatte, und mischte mich wieder unter das Partyvolk, eine sprachlose und völlig verwirrt hinter mir herschauende Angelica zurücklassend. Von einem der Catering-Girls ließ ich mir ein Glas Champagner geben und nahm einen tiefen Zug. Dann griff ich mir einen Silberlöffel und klopfte an das Glas.

"Wenn mir die geschätzten Anwesenden kurz ihre Aufmerksamkeit schenken würden", rief ich laut in die Runde. "Ich denke, für etliche hier habe ich ein paar interessante Informationen, ihre Kontostände betreffend."

Fast augenblicklich trat eine fast schon beängstigend zu nennende Stille ein. Mit nicht erregte man schließlich mehr Aufmerksamkeit bei Leuten, die Geld hatten, als wenn man über Geld sprach.

"Viele von euch", ich blieb beim vertraulichen Du, obwohl das distanzierte Sie sicherlich bei dem, was ich verkünden wollte, angebrachter gewesen wäre, "haben, wie ich hörte, Geld in den Hedgefonds investiert, den unser Gastgeben verwaltet. Habt ihr euch eigentlich nicht einmal gefragt, warum unlängst nur knapp drei Prozent Rendite ausgeschüttet worden sind, obwohl der Fonds doch aktienorientiert ist und auf den Tiefpunkt der letzten Krise aufgelegt wurde? Seither sind doch nahezu die ehemaligen Höchststände wieder erreicht, und allein der Dax hat über vierzig Prozent zugelegt. Müsstet ihr da denn nicht an der Börsenentwicklung partizipieren? Nun, das hat sich die BaFin, die nach der Wirecard-Pleite sehr hellhörig ist, auch gefragt und bereits die Antwort gefunden. Den Riesenanteil der Rendite haben sich der Vorstand und die Manager des Fonds, allen voran Herr Bernd Schröder, unter den Nagel gerissen. Oder was glaubt ihr, wie sich ein Angestellter einer Fonds-Gesellschaft ein solche Haus leisten kann?"

Zustimmendes Gemurmel erklang ringsum, aber ansonsten war es so still, dass man eine Stecknadel hätte zu Boden fallen hören können.

"Aber es kommt noch schlimmer", fuhr ich fort, Grausamkeiten zu verkünden. "Der ganze Fonds beruht auf dem mittlerweile verbotenen, aber trotzdem praktizierten Schneeballsystem. Und auf Grund der geringen Renditeaussichten der Anlage bei dem derzeit boomenden Aktienmarkt wurden seit einem halben Jahr keine neuen Einleger mehr akquiriert. Das heißt, der Fonds ist zahlungsunfähig. Vor allem, weil sich seine Vertreiber so schamlos am Geld der Zeichner bedient und was noch übrig ist ins Ausland verschoben haben. Deshalb hat sich nun auch die Steuerfahndung eingeschaltet und wird wohl demnächst hier aufschlagen. Wer einen guten Kontakt zu seiner Bank hat, sollte versuchen, obwohl morgen, nein heute, Sonntag ist, ihn zu aktivieren. Vielleicht können die Private Banking Betreuer ja am Montag im vorbörslichen Handel noch etwas von eurem Geld retten. Wobei ich nicht weiß, ob das legal oder Insider Wissen ist."

Jetzt brach auf einmal die Hölle los, und jeder redete wie wild auf seinen Nachbarn ein. Angelica tauchte wie eine Furie neben mir auf und schrie mich mit zornrotem Gesicht an:

"Bist du verrückt geworden, hier so etwas zu behaupten? Dafür bricht dir mein Mann das Genick, wenn er davon erfährt!"

Nun, sollte er es doch versuchen, denn soeben tauchte Bernd unter seinen Gästen auf. Er hatte seine rechte Hand verbunden und trug sie in einer Schlinge. Kathy musste wohl Samariterin gespielt haben. Zumindest meine letzten Worte hatte er offenbar gehört, da er sofort zu beschwichtigen versuchte.

"Glaubt diesem eifersüchtigen Ehemann kein Wort! Er ist nur neidisch, weil sich seine Frau mit mir und nicht mit ihm bei der Eröffnung des "P 5" vergnügt hat und will sich jetzt rächen. In meiner Firma ist alles in bester Ordnung. Euer Geld ist sicher!"

"Das hat Norbert Blüm über die Rente auch gesagt", höhnte einer der Gäste. "Ich habe auch schon munkeln hören, dass die BaFin gegen deine Firma ermittelt, Bernd. Ist da was Wahres dran?"

Die BaFin - die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht - schaltete sich erst ein, wenn bei einem Kreditinstitut oder eben auch anderem Finanzdienstleister etwas im Argen lag, und dann meist noch dazu zu spät. So wie bei Wirecard, dem größten Finanzskandal der Nachkriegsgeschichte. Viele Anleger hatte alles bis auf den letzten Cent verloren, und die Anwesenden, die bei Bernd Fondsanteile gekauft hatten, befürchteten natürlich, dass es ihnen ebenso erging.

"Ja, aber das ist reine Routine und kommt regelmäßig vor", versuchte Bernd zu retten, was zu retten war und warf mir gleichzeitig hasserfüllte Blicke zu.

Das gesprochene Wort ist das eine, etwas Gedrucktes etwas ganz anderes. Ich griff in meinen mitgebrachten Karton und begann Flyer zu verteilen, auf denen ich akribisch aufgelistet und mit Grafiken unterlegt dargestellt hatte, wie es um Schröders Firma stand. Wozu besitzt man denn eine PR-Agentur mit dem nötigen Knowhow? Die Gäste rissen sie mir regelrecht aus den Händen, und sie gingen weg wie die besagten warmen Semmeln.

Beim Verteilen sah ich, dass auch Kathy herübergekommen war und nun einsam und verlassen am Zugang zur Partyzone stand. Sie verfolgte das Geschehen mit großen Augen und konnte offenbar gar nicht fassen, was vor sich ging. Aber da ging es ihr nicht anders als den Schröders, denen alle Farbe aus den Gesichtern gewichen war.

Meine Frau hatte sich offenbar nur schnell ein neues Kleid übergeworfen, doch das war von Versace und brachte ihre Figur optimal zur Geltung. Dazu trug sie die passenden Schuhe der gleichen Designermarke, die zwar nicht so hoch waren wie die Louboutins, doch immerhin. So wäre ich gern mit ihr hier aufgetaucht und hätte die Traumfrau an meiner Seite präsentiert. Aber am frühen Abend hatte sie ja das Hausmütterchen geben müssen.

Ich war der Meinung, für einen Abend genügend Schaden angerichtet zu haben. Den Rest würden die Gäste spätestens am Montag aus der Zeitung erfahren, denn ich hatte natürlich einen Artikel mit meinen Recherchen an einen befreundeten Kollegen in meiner alten Redaktion geschickt. Der hatte sein Glück kaum fassen können, so ein heißes Eisen auf dem Silbertablett serviert zu bekommen und würde mir sein Leben lang dankbar sein.

Alles ringsum war mit Lesen und Diskutieren beschäftigt, und so konnte ich mich ohne aufgehalten zu werden zu meiner Frau begeben.

"Und, war es das wert?", fragte ich sie, worauf Kathy betreten die Augen niederschlug und nichts erwiderte.

"Ich gehe jetzt rüber zu uns, ich bin müde", fuhr ich fort. "Bleibst du hier oder kommst du mit?"

"Natürlich komme ich mit, was denkst du denn?", gab meine Frau kleinlaut zurück. "Werner, ich glaube, ich habe da etwas furchtbar missverstanden."

"Das denke ich auch, aber lass uns später darüber reden."

Ich straffte meine Schultern und griff nach der Hand meiner Frau, die mich dafür dankbar anlächelte. Dann gingen wir gemeinsam Schröders Auffahrt hinunter und zu unserem Haus hinüber. So, dachte ich einen Moment lang und lächelte vor mich hin, verlassen Sieger den Platz.

***

Nachdem die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, wollte sich Kathy sofort in meine Arme werfen, doch ich schob sie entschlossen zurück. Mich quälten tausend Fragen, aber die wollte ich in Ruhe beantwortet haben, und dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.

"Lass mich, ich bin müde, habe ich gesagt", beschied ich meiner Frau. "Du wirst mir eine Menge zu erklären haben. Aber dafür will ich ausgeschlafen sein. Gute Nacht."

"Was soll das heißen?," fragte Kathy erschrocken. "Schläfst du nicht bei mir?"

"Nein danke. Glaubst du, ich lege mich in das Bett, in dem du dich vor Kurzem noch mit diesem Kotzbrocken herumgesuhlt hast? Vergiss es, kein Bedarf. Ich bleibe im Gästezimmer."

Jetzt brach meine Frau in Tränen aus und versuchte erneut, sich mir an die Brust zu werfen, aber mit ebenso wenig Erfolg wie schon zuvor.

"Werner, wir müssen reden", schluchzte sie. "Bitte, gib mir noch eine Chance. Ich liebe dich doch über alles! Lass es mich dir beweisen."

"Kein Bedarf", gab ich trocken zurück, und das fiel mir unendlich schwer, denn ich war scharf wie Nachbars Lumpi. Aber so weit kam es noch, dass ich mit Kathy fickte und ihr damit alles vergab, während sie dabei vielleicht an den großen Schwanz von Bernd dachte. Nein, da musste ich schon das Gefühl haben, dass sie mich, und nur MICH wollte, und das war im Moment leider nicht vorhanden.

Ich öffnete das Gästezimmer und stieß Kathy, die ihren Fuß in die Tür stellen wollte, etwas unsanft zurück. Dann zog ich sie hinter mir zu und drehte deutlich vernehmbar den Schlüssel im Schloss um. Sollte sie doch ruhig mal ein bisschen leiden. Ich hatte es schließlich auch zur Genüge getan.

***

Unser Gästezimmer hatte selbstverständlich auch ein Bad, aber meine Utensilien befanden sich natürlich oben im Masterbad neben unserem Schlafzimmer. Ich hatte einen schalen Geschmack im Mund und wollte mir wenigstens die Zähne putzen. Ich öffnete die Tür und lauschte in den Flur hinaus. Alles ruhig, Kathy war offenbar sofort ins Bett gegangen, nachdem ich sie so rüde abgewiesen hatte. Vielleicht weinte sie sich in den Schlaf oder dachte an Bernd. Woher sollte ich das wissen?

Leise schlich ich mich das zweite Mal in der gleichen Nacht die Treppe hinauf. Jetzt war die Schlafzimmertür allerdings zu, doch aus dem Bad vernahm ich eine leise Stimme. Kathy telefonierte. Zuerst beschlich mich ein böser Verdacht, und mein Magen zog sich unwillkürlich zusammen. Doch als ich mein Ohr vorsichtig an die Tür legte und die Worte verstand, machte sich ein dickes Grinsen auf meinem Gesicht breit.

"Nein..., nein..., wir haben uns furchtbar getäuscht! Mein Mann ist alles andere als ein Cucky. Du wolltest mir das einreden, und ich habe jetzt den Salat! Wie soll ich ihm nur klarmachen, dass ich das alles nur für ihn getan habe?"

Kurze Pause, in der Kathy offenbar zuhörte. Sie telefonierte mit Sicherheit mit Christina. Wem außer seiner besten Freundin konnte man sich denn sonst derart anvertrauen?

"Du irrst dich, glaub mir!" hörte ich gleich darauf wieder die Stimme meiner Frau. "Wie Werner da drüben bei den Schröders stand. So, als gehörte ihm das alles dort. Die Gäste hingen völlig gebannt an seinen Lippen und Bernd war so groß wie ein Fingerhut. Wenn auch nur ein Bruchteil von dem stimmt, was mein Mann gesagt hat, dann ist Schröder erledigt und das "P 5" kann sich einen neuen Sponsor suchen. Vielleicht kann ich ja Werner dazu überreden."

Jetzt hörte ich meine Frau sogar kichern. Es entstand wieder eine kurze Pause, dann hörte ich sie erneut sprechen.

"Hör auf..., ich muss jetzt Schluss machen..., schlaf gut..., wir telefonieren morgen weiter."

Schnell zog ich mich zurück, damit Kathy mich nicht entdeckte. Es würde halt auch einmal ohne Zähneputzen und Duschgel gehen müssen. Ich schlief mit dem Gefühl ein, dass meine Ehe vielleicht doch noch zu retten war.

Fortsetzung folgt



Teil 4 von 5 Teilen.
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