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Auf leisen Sohlen (fm:Verführung, 1723 Wörter) [1/3] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Dec 02 2021 Gesehen / Gelesen: 11349 / 8503 [75%] Bewertung Teil: 8.76 (68 Stimmen)
Nicht ich bin der tolle Hecht, der eine Frau verführt, sie ist diejenige, die …

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Auf leisen Sohlen

Ich bin langsam in die Jahre gekommen. Das Alter machte auch vor mir nicht Halt. Mein sechzigster Geburtstag stand vor der Tür. Alle meine Freunde erwarteten eine große Feier. Die Betonung liegt auf alle "meine" Freunde und nicht auf alle "unsere" Freunde. Ich bin alleinstehend oder modern ausgedrückt, bin ich ein Single. Vor fünf Jahren hatte meine Frau sich von mir scheiden lassen. Ein jüngerer Lover hatte sich ihrer erbarmt. Damals war meine Feier zu meinem Geburtstag mit der Schnapszahl ausgefallen. Mir war nicht nach feiern zumute gewesen.

Das Leben ging weiter, und inzwischen war ich wieder gut drauf. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, und meine Freunde wollte ich ja nicht nochmals enttäuschen. Da ich aber keine begleitende Hand zur Organisation einer solchen Feier mehr an meiner Seite hatte, engagierte ich eine Event-Managerin. Ich wollte wirklich was Schönes, was Großartiges auf die Beine stellen. Man wird nur einmal sechzig. Ingrid hieß sie und heißt sie immer noch, diese Managerin. Sie befragte mich vorab, was ich mir vorstelle. Sie wollte wissen, welches meine Prioritäten sind, was ich mag und was nicht. Und auch meinen Freundeskreis und deren Vorlieben ließ sie sich beschreiben. Sie machte einen sehr gründlichen Eindruck auf mich. Sie legte nicht einfach drauf los mit irgendwelchen abgestandenen Konzepten, sie eruierte Hintergründe und Wünsche. Ingrid war achtundvierzig Jahre alt, wie ich von ihrer Homepage wusste, und sie war gut in Schuss, um es mal so plakativ auszudrücken. Ingrid war ein "Scheidungskind" wie ich, nachdem ihr Mann sie wegen einer jüngeren verlassen hatte. Wie die Bilder sich gleichen!

Ingrid managte das alles sehr professionell. Es wurde ein ganzes Ausflugslokal angemietet, denn ich erwartete sechzig Gäste oder mehr. Die Gäste wurden von einem kleinen Busunternehmen hin- und zurückgefahren. Die Krönung war aber, sie hatte eine kleine aber feine Rockband angeheuert. Ich bin ein alter Rocker wie viele in meinem Alter und habe früher selbst viele Jahre auf der Bühne gestanden. Diese kleine aber feine Band spielte Rock und Blues-Rock so wie wir damals, und wie alle meine Gäste das kannten und mochten. Das Tüpfelchen auf dem "i" war, alle vier Bandmitglieder waren zwischen Anfang und Mitte siebzig Jahre alt. Sie nannten sich "Die Rock-Opas". Die Stimmung kochte über im Laufe des Abends, und ich tanzte auch mit Ingrid, die den Ablauf der Feier still im Hintergrund kontrollierte.

Es war wirklich eine schöne Feier mit vollem Erfolg. Eine Woche später rief Ingrid mich an und fragte, ob denn alles zu meiner Zufriedenheit verlaufen wäre. "Wenn ja", bat sie, "sagen Sie es bitte weiter. Wenn nicht, sagen Sie es bitte mir." Sie war wirklich ein Profi ihres Fachs. Ich lud sie für den Nachmittag in ein Café ein, um mich nochmals zu bedanken. Es war ein Sonnabendnachmittag, ich hatte nichts vor, und sie hatte keine Veranstaltung zu organisieren. Ich war etwas sorglos in meinen Jeans, einem T-Shirt und meiner heiß geliebten Lederjacke erschienen. Ingrid sah aus, als ob sie zu einem Event eingeladen sei. Eine hübsche Bluse, ein Faltenrock, schwarze Nylonstrümpfe, die in Pumps mit extrem hohen Absätzen endeten. Sie wollte wohl neben mir nicht als Zwerg erscheinen. Sie war wirklich eine zierliche Person und dennoch mit allen weiblichen Ausprägungen versehen, die sie auch an diesem Nachmittag nicht verbarg. Irgendwie war ich ganz erstaunt, denn am Tag meiner Feier hatte ich vorwiegend auf meine Gäste geachtet. Ingrid hatte ich nur am Rande wahrgenommen, auch wenn ich mit ihr getanzt hatte. Ich wusste nicht mal mehr, was sie an dem Abend getragen hatte.

Ingrid bedankte sich sehr höflich für die Einladung zum Kaffee und fragte, ob sie sich revanchieren dürfe mit einem kleinen Snack am Abend bei ihr zuhause. "Für einen guten Kunden", wie sie ihre Gegeneinladung begründete. Ich wechselte extra mein T-Shirt gegen ein sommerliches Sporthemd mit kurzen Armen aus. In meinem Alter steht man in der Freizeit nicht mehr so auf Anzug mit Schlips und Kragen. Auch Ingrid hatte sich umgezogen, als ich bei ihr eintraf. Sie hatte wohl versucht, sich meinem Freizeitstil vom Nachmittag anzupassen. Sie trug ein bauchfreies Top mit Spaghettiträgern und eine enge Shorts aus Jeansstoff. Strümpfe hatte sie keine an, und ihre Füße steckten in Bootsschuhen von Romika. Irgendwie hatte ich plötzlich eine ganz andere Frau vor mir, leicht, locker und beschwingt. Die Geschäftsfrau war von ihr abgefallen. Es gab leckere kleine Happen und zwei Salate. Dazu

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