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Ausgrabungen (fm:Ältere Mann/Frau, 39657 Wörter)

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Veröffentlicht: Jan 27 2022 Gesehen / Gelesen: 21938 / 21450 [98%] Bewertung Geschichte: 9.73 (259 Stimmen)
Ein Archäologieprofessor und seine Studentin entdecken Interessantes im Schatten des Vesuv.

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"Was? Wie... sapperlot, wie lange stehen Sie... wieso, Moment, ich muss mich erst sammeln. Schlechte Nachrichten... ich bin ein wenig, was sag ich, extrem... verwirrt... echauffiert..."

Ihr Grinsen wurde zu allem Überfluss auch noch breiter.

"Sapperlot? Wo haste das denn ausgebuddelt... deine Flüche eben klangen da deutlich zeitgemäßer, auch wenn ich nur die Hälfte verstanden hab. Fluchst du immer in anderen Sprachen, wenn du abgehst wie Schmidts Katze?"

Ihre schnoddrige Art und stete Weigerung mich wie alle anderen Studenten zu siezen, was mich sonst eher aufbrachte, schaffte in diesem Moment jedoch einen gegenteiligen Effekt zu erzielen.

"Italienisch. Weiß auch nicht warum."

Ich seufzte tief und wischte mir offen die Tränen aus den Augen. Eigenartigerweise fühlte ich keine Scham, vor ihr so völlig außer Kontrolle gewesen zu sein. Nun hatte ich aber wieder den Faden verloren.

"Schlechte Nachrichten?", holte sie mich ins aktuelle Gespräch zurück.

"Ja, und was für welche. Dich betrifft es schließlich auch", sprudelte es aus mir heraus, während mir gleichzeitig auffiel, dass ich sie zum ersten Mal ebenfalls duzte. Mühsam versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. "Die Finanzierung... geplatzt, wie die Segefeld-Stiftung auch... wir sind sozusagen..."

"...voll in den Arsch gefickt", ergänzte sie verstehend und fläzte sich auf den Besucherstuhl vor meinen Schreibtisch.

"Nun... das trifft es schon...", erwiderte ich mit einem lahmen Räuspern. "Zumindest... ist unsere Planung jetzt Makulatur. Es ist eigentlich in der Kürze der Zeit auch nicht machbar, andere Quellen in dieser Größenordnung aufzutun..."

Der Dig sollte bereits Mitte Juni beginnen. Alles war bis aufs i-Tüpfelchen geplant und organsiert gewesen, eine Villa gemietet, die Flüge gebucht, der Transport unseres Equipments auf dem Landweg, die einheimischen Gräber fürs Grobe engagiert, alles, alles perfekt vorbereitet. Bis auf die Tatsache, dass wir nun von all dem nichts zahlen konnten. Das nämlich hing alles von dem hohen fünfstelligen Betrag der Stiftung ab, der nun nie auf unserem Konto landen würde. Mir wurde wieder übel.

"Du bist ja leichenblass... eben warste noch rot wie'ne Tomate. Kann auch nicht gesund sein, komm lass uns an die frische Luft..."

Irritiert bemerkte ich, dass ich in einem momentanen Blackout gar nicht wahrgenommen hatte, dass sie aufgestanden war und nun neben mir stand, an meinem Ärmel zupfte, um mich zum Aufstehen zu bewegen. Ich stand echt neben mir und ließ mich willenlos von ihr aus meinem Büro führen.

"Kippe?"

Verblüfft starrte ich auf das Paket Zigaretten, das sie mir hinhielt, ebenso verblüfft, dass wir uns auf der Straße befanden.

"Nein, ich rauche nicht... naja... nicht mehr. Schon seit... seit... tatsächlich, 20 Jahren...", stammelte ich verwirrt.

"Aha", gab sie zurück, zog eine Zigarette heraus, zündete diese an und stopfte sie dann in meinen Mund.

"Wir gehen jetzt was trinken", bestimmte sie, während ich abwesend und gierig an ihrem eigentlich unerwünschten Obolus saugte.

"Aber... das ist doch... es ist doch noch...", setzte ich an, während sie sich bei mir einhakte und jeden weiteren Widerstand mit ihrem entschlossenen Gesichtsausdruck im Keim erstickte.

"Wir können jetzt beide einen zum Runterkommen gebrauchen. Und wenn sich dein professorales Superhirn wieder mit der Realität auseinandersetzen kann, reden wir drüber, wie wir jetzt weiter vorgehen können."

Wohin sie mich genau verschleppte, weiß ich nicht mehr. Dass es eine Kneipe war, die von zahlreichen anderen Studenten frequentiert wurde, die uns mit neugierigen Blicken musterten, merkte ich schon noch. Und dass ihre "Kur" für meine Verwirrung wirkte. Das Runterkommen war dabei nur die Hälfte.

Es war Annalena, die für alles weitere sorgte. Ihre Ruhe, ihr Selbstvertrauen und ihr so unfassbar tiefes Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten, diese Situation für uns und den Dig zu bereinigen, brachte mich ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen und seiner limitierten, aber durchaus vorhandenen Möglichkeiten zurück.

Zwei Stunden später hielt ich die nächste Vorlesung, zugegebenermaßen nicht völlig nüchtern, aber weitestgehend funktionsfähig und im Anschluss klemmte ich mich für die nächsten drei Stunden ans Telefon, um zu retten, was zu retten war.

2

Am Ende butterte ich sogar einen Teil meiner Ersparnisse hinein, aber für die Gruppe reichte es nicht. Es reichte für genau zwei Personen. Da wir zu zweit unmöglich den vorher vereinbarten Bereich der auszugrabenden Villa mit zudem auch weiter reduzierten zusätzlichen Personal bewältigen konnten, traten wir einen Teil der Parzellen an Giselle und ihre französische Gruppe ab, während wir dafür die Zusage erhielten, dass uns welche von ihren Studenten und Assistenten unterstützten, wenn das notwendig war.

Auch Michal von der tschechischen Gruppe sagte seine Hilfe zu, der mit Schwierigkeiten dieser Art aus langer leidvoller Erfahrung nur zu vertraut war. Natürlich fiel es mir schwer, die drei Studenten, die nun zuhause bleiben mussten, zu enttäuschen, aber sie trugen es zumindest in meiner Gegenwart mit Fassung.

Es konnte für sie auch noch nicht so viel bedeuten, wie für mich. Pompeji war für mich der heilige Gral der europäischen Archäologie. Ich war in meiner 40-jährigen Karriere nur einmal dort bei einem Dig gewesen, selbst noch als Student, danach bestimmt zwanzig Mal als Privatperson. Selbstbestimmt dort eine Ausgrabung leiten zu dürfen, war über mein gesamtes professionelles Leben hinweg mein größter Traum gewesen.

Daher wohl mein extremer Absturz, als ich die schlechten Neuigkeiten bekam. Das Taxi hielt, um die verbliebene Teilnehmerin aufzusammeln, die rauchend in viel zu engen Shorts und einem Top, das kaum ihre Brüste bedeckte, am Wegesrand neben ihrem Rucksack auf uns gewartet hatte. Der Taxifahrer pfiff etwas unpassend und warf ihren Rucksack dann in den Kofferraum, während sie sich auf dem Rücksitz einfand.

"Hey Jonesey, es geht los! Es geht fucking los!", schallte es von diesem augenblicklich zu mir.

Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, auch wenn ich ihr bereits hundertmal gesagt hatte, dass sie mich so nicht nennen sollte. Der Taxifahrer stieg zu und fuhr los, allerdings nicht bevor er Annalena noch gründlich im Rückspiegel bewundert hatte.

"Das ist so geil! Bella Italia, wir kommen!", setzte sie ihre Begeisterungsstürme fort, während der Taxifahrer mir einen merkwürdigen Blick schenkte. Ich glaube, ich wurde wohl etwas rot.

"Sie ist meine Studentin", bemerkte ich eigentlich überflüssigerweise. "Wir sind Archäologen und fliegen nach Neapel."

"Na klar", gab er zurück und konzentrierte sich auf den Verkehr.

Der Flug verging wie im solchen, während ich Annalena von meinen vorherigen Besuchen und dem Dig aus meiner Studienzeit erzählte. Sie war immer noch aufgekratzt, hörte aber konzentriert zu und strahlte mich mit ihren großen grauen Augen unentwegt an.

"Ach, noch was", schloss ich an eine weitere Erzählung an.

"Hm?"

"Ich heiße Thomas. Nicht Jonesey, nicht Indiana, Thomas."

"Hä? Indianer?"

Aha, bei solchen Gelegenheiten merkt man dann erst wieder, wie alt man ist. Wenn solch populärkulturellen Anspielungen ins Nichts fallen.

"Nicht wichtig, da du mich ja schon ewig lange duzt, obwohl ich mich nicht erinnern kann, dir das angeboten zu haben, und wir die nächsten vier Monate fast ausschließlich miteinander verbringen werden..."

"Alles klar Tom, du kannst mich Lenny nennen, kein Schwein sagt Annalena zu mir... Tom Jones, war das nicht der Drummer von irgendeiner Band?"

Ich seufzte emphatisch und resignierte ohne weiteren Widerspruch. Okay. Dann war ich eben Tom. So hatte mich zuletzt mein amerikanischer Vater genannt, der verstarb, als ich zehn Jahre alt war. Für meine Mutter und alle anderen war ich immer nur Thomas gewesen. Auf Nachfrage erklärte ich Lenny dann auch noch die Herkunft meines Namens, als wir auch schon auf die bevorstehende Landung aufmerksam gemacht wurden.

Ich beeilte mich, ihr den im Anflug sichtbaren Vesuv zu zeigen, drückte mich dabei so eng an sie, wie das die bereits angelegten Gurte ermöglichten.

"Boah", war ihr einziger Kommentar, dann küsste sie mich verwirrenderweise auf die Wange und ergriff danach meine Hand. Das hatte sie schon beim Abheben gemacht, ein nicht so ungewöhnliches Ritual unter Vertrauten mit residualer Flugangst, wie ich mir hab sagen lassen. In diesem Moment war es für mich aber viel mehr, obwohl ich nicht hätte benennen können, was.

Es sind viele Bücher über Neapel geschrieben worden. Ich habe einige davon gelesen, viele enthalten sehr akkurate Beschreibungen, aber wie sich Neapel anfühlt, findet man nur in Gedichten oder Geschichten über die Stadt. Und doch ist sie für jeden anders, jeder empfindet sie anders, jeden nimmt sie anders ein oder stößt ihn anders ab.

Wir fuhren mit Paolo, einem wissenschaftlichen Assistenten der hiesigen Universität in irrsinnigem Tempo vom Flughafen in die Innenstadt, in einem klapprigen Fiat Ducato mit defekter Klimaanlage, der auch sonst schon sichtbar bessere Tage gesehen hatte. Unser Equipment sollte nämlich bereits am Hauptbahnhof angekommen sein und meine Kollegen hatten uns netterweise angeboten, uns nicht nur vom Flughafen abzuholen, sondern mit unserer ganzen Gear zu unserer Unterkunft in Torre del Greco, knapp 17 km von Pompeji entfernt, zu kutschieren und diese dann letztlich in Pompeji abzuladen.

Die Unterkunft, die wir ursprünglich für unsere Gruppe gemietet hatten, war noch dichter dran gewesen, aber auch alles andere als billig, und für uns beide zu riesig. Eine unserer Verwaltungskräfte hatte es sich nicht nehmen lassen, alles für uns umzuorganisieren, völlig sinnfrei, wie Paolo mir versicherte, denn meine Kollegen von der hiesigen Uni hätten das auch für uns erledigen können.

Ich spreche fließend Italienisch und tauschte mich über die wichtigsten Dinge so mit Paolo aus, aber er sprach leidlich Deutsch und wechselte gern und oft die Sprache, um Annalena mit einzubeziehen, die mit Begeisterung den wilden Verkehr mit den unzähligen Rollerfahrern und die traumhaft schönen Gebäude aufsaugte, dabei kaum merkte, dass Paolo mit ihr zu flirten versuchte, oder zumindest so tat.

Es lief alles glatt, etwas, was in Neapel nicht selbstverständlich ist, dort kann man eigentlich immer mit dem einen oder anderen Hindernis rechnen, welches man meist aber auch ohne Weiteres überwinden kann, aber bei diesem Besuch fanden wir alles so vor, wie wir uns das vorgestellt hatten. Paolo versuchte gleich sicherzustellen, dass wir uns nicht in Torre del Greco und der Dig-Site verstecken würden, da er "uns" sein Napoli zeigen wolle und müsse.

Sein Gebaggere ging mir langsam ein wenig auf die Nerven, auch an die Hochgeschwindigkeitskommunikation musste ich mich erstmal wieder gewöhnen, wenn er denn mal von ihr abließ und mich ins Gespräch zog. Lenny saß dabei, grinste wie ein Honigkuchenpferd und knuffte mir ab und zu verschwörerisch in die Rippen, ohne dass ich verstand, in welche Verschwörung ich da einbezogen wurde.

Also war es am Ende dann doch die Erlösung, als wir in Torre del Greco ankamen und die Airbnb-Unterkunft, die für uns gebucht war, auf Anhieb fanden. Ein größeres Wohnhaus mit mehreren Mietparteien, nicht gerade edel, aber schon in einer etwas besseren Gegend. Wir hatten eine kleine Wohnung mit Küche, Bad und einem angenehm großen Wohnraum, der direkt an einem riesigen Garten lag.

In der großen Durchfahrt stand bereits unser Mietwagen, für den mir Paolo noch Papiere und Schlüssel präsentierte, bevor er direkt nach Pompeji weiterfuhr, um dort unser Equipment im Lager an der Site abzuladen.

Giovanni, der Besitzer der Wohnung, zeigte uns zunächst wo wir alles fanden, erklärte uns die Mülltrennung, und führte uns dann im Garten herum, der ihm gehörte und zu unserer freien Verfügung stand. Als er uns mit Prospekten mit Touristeninformationen versorgen wollte, lehnte ich lachend ab und erklärte ihm, dass wir nicht im Urlaub wären, ich zudem die Gegend nun wirklich genau kannte und warum.

Er ließ sich trotzdem nicht nehmen, Strände und Restaurants zu empfehlen und gab mir dann noch seine Telefonnummer und die seiner Schwiegereltern, die im Haupthaus wohnten, in einer Wohnung, die wohl auch ihm gehörte; er selbst aber lebte und arbeitete in Neapel.

Annalena hatte sich derweil kurzerhand einen Gartenstuhl und einen Aschenbecher geschnappt, rauchte schweigend und reckte ihr Kinn der mediterranen Sonne entgegen. Als Giovanni endlich alles seiner Meinung nach wichtige zum Besten gegeben hatte, verabschiedete er sich und beendete damit das fast typische, rauschartige Erleben, dass ich immer wieder ähnlich empfand, wenn ich nach Italien zurückkehrte, bis dann die Akklimatisierung einsetzte, und mir alles völlig normal vorkam.

"Gibst du mir auch eine?", fragte ich Lenny und mich, wie sie das wohl alles empfunden hatte. Sie hatte die Augen geschlossen und blies kleine Rauchkringel in den strahlend blauen Frühsommerhimmel. Zu meiner Überraschung schüttelte sie den Kopf.

"Nee, kommt nicht in Frage. Du rauchst nicht mehr."

Nun war ich ehrlich verblüfft, aber irgendwie auch fast dankbar. Sie drehte mir den Kopf zu und öffnete die Augen. Wie jung sie doch war, und ausnahmsweise mal allem schnoddrigen Gehabe abhold, wirkte sie auf einmal erschreckend unschuldig. So hatte ich sie nie gesehen oder erlebt. Irgendetwas schien sie zu beschäftigen. War es die Baggerei von Paolo gewesen?

"Hast du die Wohnung ausgesucht?", quizzte sie mich und sah mich dabei ganz fest an.

"Nein, das war Frau Clausen... wieso, gefällt sie dir nicht? Unser Budget ist knapp, wie du weißt..."

"Nee, die ist prima, der Garten ist traumhaft..."

Sie pausierte etwas dramatisch und drückte die Zigarette aus. Dann kam das kühne Grinsen in ihr Gesicht zurück.

"... und das tolle Doppelbett ist sicher groß genug für uns zwei."

Was? Wie konnte ich das übersehen haben? Natürlich, da war das große Bett auf der einen Seite und ein Sofa auf der anderen. Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass auch dies sich zum Bett umfunktionieren ließ und hatte mich zudem nur mild gewundert, warum uns Frau Clausen eine Einzimmerwohnung gemietet hatte, eingedenk unserer finanziellen Einschränkungen.

"Na, das Sofa...", setzte ich an, um aber sofort von ihr unterbrochen zu werden.

"Ist nur ein Sofa. Zweisitzer, nicht zum Ausziehen. Hab's abgecheckt."

Das war mir entgangen, wahrscheinlich während ich mit Giovanni auf Mülleimer-Orientierungskurs gegangen war.

"Oh... das ist... aber wieso... ich versteh nicht, wie Frau Clausen das passieren konnte. Ich kann... soll ich vielleicht Paolo bitten..."

"Lass stecken. Gar kein Problem. Ich wollte nur wissen, woran ich bin, verstehste? Mich stört das nicht die Bohne."

So sicher war ich mir da allerdings nicht, ob ich das auch so locker sah. Das war eine Situation, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte.

"Nun... wie soll ich sagen... ich bezweifele nicht, dass... ehm... ich werde natürlich ein perfekter Gentleman sein. In meinem Alter ist man über diese Dinge..."

Ihr schallendes Gelächter ließ mir das Blut in den Kopf schießen und jedes weitere Wort wollte einfach nicht mehr über die Zunge.

"Tom, das ist doch überhaupt kein Thema. Wir sind doch beide Erwachsene, oder? Stell dich doch nicht so an, bist du echt so verklemmt?"

Ich war unfähig zu antworten. Ganz ehrlich, bis zu diesem Moment war mir irgendwie nur am Rande bewusst geworden, dass ich hier mit einer jungen, wohl durchaus attraktiven Frau, vier Monate durchgängig und nun offenbar auch auf engstem Raum zusammen sein würde. Ich weiß nicht genau, wie ich das glaubhaft erklären kann - in meinem Kopf war bis zu diesem Moment nur die Ausgrabung gewesen, das Projekt, die Planung, der Ablauf, die Vorfreude auf die Erfüllung eines Traums.

Im Gegensatz zu einiger meiner Kollegen schaute ich mir die jungen Dinger in der Uni nicht an, auch wenn da einige alles andere als mit ihren Reizen geizten. Für mich waren sie Schutzbefohlene, die ich in die wunderbare Welt der Wissenschaft, meiner Wissenschaft, einzuführen hatte. Das war mein Selbstbild und in dem war für versteckte oder offene sexuelle Interessen kein Platz. Dachte ich. Glaubte ich. Redete ich mir über Jahre erfolgreich ein?

"Hallo? Redest du noch mit mir?"

Diese Filmrisse, die ich in Gesprächen mit ihr bekam, machten mich langsam nervös. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich mich so in meine Reflektionen vertieft hatte, dass ich überhaupt nicht mehr wahrnahm, wo und mit wem ich mich befand.

"Sorry, irgendwie erwischt du mich immer auf dem falschen Fuß. Wir können ja... wollen wir nicht langsam was essen gehen? Wir können uns dann ja nochmal in Ruhe unterhalten. Giovanni hat ein Restaurant ganz in der Nähe empfohlen."

"Prima, habe langsam auch Schmacht. Meine erste echte italienische Pizza..."

"Hm, weiß gar nicht, ob es da auch Pizza gibt, klang eher nach einem edleren Restaurant, Pizza ist hier eher Arme-Leute-Essen, oder ein kleiner Imbiss zum Mittag... naja, aber für Touristen haben sie die auch in vielen besseren Restaurants im Menü."

"Oh Gott, muss ich mich dann noch auftakeln?"

"Ach Quatsch, du bist doch anständig angezogen, ich sollte aber vielleicht noch ein anderes Hemd anziehen, ich hab beim Verladen und im Auto ganz schön geschwitzt."

Gesagt, getan, eigentlich hätte ich auch eine Dusche vertragen können, aber mit notdürftigem Frischmachen ging das auch. Etwas überrascht stellte ich fest, dass sie sich doch umgezogen hatte, ein buntes Sommerkleid und dazu passend eine Sonnenbrille, 60er Jahre Style.

Das Restaurant war wirklich nah dran und einfach zu finden, und zudem absolut göttlich. Auch wenn die Preise nicht gerade niedrig waren. Ich überredete Annalena, darauf nicht zu achten, weil ich sie einladen würde und statt Pizza, die es tatsächlich ebenfalls gab, doch lieber ein Fischgericht zu probieren. Der Wein war auch von erlesener Qualität; mit ihm löste sich Stress, Anspannung und Verwirrung in Wohlgefallen auf.

Trotz der frühen Abendstunde füllte sich das Restaurant langsam. Es waren nur wenige Touristen dazwischen, was mir wirklich recht war, denn so kam Lenny und letztlich auch ich in den Genuss des authentisch italienischen Restaurantfeelings. Während des Essens hatte ich ihr hauptsächlich von Herculaneum, welches nur wenige Kilometer entfernt war und Pompeji erzählt, sowie grob von anderen Sehenswürdigkeiten in der Gegend.

Diesmal spendierte sie mir ungefragt eine Zigarette nach dem Essen. Konsequenz schien für sie irgendwie ein anderes Bedeutungsfeld zu haben.

"Na, nach so einem tollen Essen...", beantwortete sie meinen fragenden Blick. Sie sah sich mit stiller Begeisterung um. "Es ist echt toll hier, die Atmosphäre, das Essen, der Wein."

"Ja, ich liebe Italien."

"Und Archäologie."

"Und Archäologie."

"Und sonst nichts?"

"Wie? Ich verstehe nicht, was meinst du?"

Sie lächelte und spielte mit ihrem Feuerzeug.

"Professor Jones habe ich jetzt langsam kennengelernt, aber wer ist Tom?"

Ihre eigenartige Fragestellung verunsicherte mich, vor allem, weil ich glaubte zu verstehen, worauf sie hinauswollte. Und das eine Frage war, die ich mir selbst noch nie gestellt hatte. Nicht stellen wollte?

"Das ist gar nicht so einfach zu beantworten."

Meine Gedanken schwirrten aufgeregt herum, ohne greifbar oder formulierbar zu werden. Oder doch?

"Vielleicht... vielleicht gibt es da gar keinen so großen Unterschied. Die Arbeit ist meine große Liebe, meine Freude, meine Zuflucht. Da ist gar nicht so viel Platz für anderes, verstehst du? Klar, ich mag Musik, früher bin ich auch mal ins Theater... aber in letzter Zeit, weiß nicht, ich werde nicht jünger und oft... wie soll ich das sagen... du machst mich irgendwie immer konfus..."

Ihr schallendes Gelächter warf mich wieder aus der Bahn.

"Ich? Nee, glaube ich nicht. Der Dig ist dir unheimlich wichtig, nicht wahr?"

So abrupt dieser Themenwechsel auch kam, so dankbar war ich dafür, denn hier war ich wieder auf sicherem Terrain.

"Es ist die Erfüllung meines größten Traums, seitdem ich mit Professor Eichberg hier gewesen bin. Auch das ist Tom. Meine Träume sind halt recht... hm... spezifisch."

"Und so kontrolliert und kontrollierbar, findest du nicht?"

"Ehm... ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, was du damit sagen willst."

"Ist nicht so wichtig. Wollen wir noch ein Viertel Wein bestellen? Der ist sagenhaft."

"Ich weiß nicht, ich bin schon leicht angetrunken und ... vielleicht ist es ja auch der Wein, der mich so konfus macht."

"Eher locker, find ich. Jetzt löst sich doch langsam der Stock in deinem Arsch."

Ich verschluckte mich postwendend an dem letzten Schluck Wein, den ich mir gerade zu Gemüte führen wollte.

"Oh Shit, hast du dich verschluckt?"

Sie klopfte mir auf den Rücken.

"Alles gut. Geht schon wieder." Etwas irritiert nahm ich wahr, dass sie zwar mit dem Klopfen aufhörte, aber ihre Hand nicht von meinem Rücken nahm, mich sogar ganz sanft streichelte.

"Ich wollte dich nicht beleidigen, weißte? Ganz ehrlich, du bist der beste Prof an der Uni, deine Vorlesungen sind die einzigen, zu denen ich gerne gehe, auch wenn ich manchmal fast einschlafe... aber das hat nichts mit dir zu tun. Ich hab halt nebenbei noch ein Leben... du warst doch auch mal Student, weißt doch, wie's ist."

"Natürlich."

Ganz ehrlich war das nicht. Klar, ich wusste, wie meine Kommilitonen ihre Studienzeit erlebt hatten, wilde Saufgelage und Partys, politisches Engagement, Affären. Und ich? Ich hatte studiert, mich in Bücher vergraben, gelernt...

"Garcon!"

"Ehm... das heißt hier Cameriere."

Er hatte sie trotzdem verstanden, ich sie auch und bestellte seufzend eine weitere Karaffe Wein, als er vor unserem Tisch auftauchte.

"Bringst du mir auch ein bisschen Italienisch bei, während wir hier sind? Die Sprache klingt echt toll, ich hatte nur Englisch und Französisch in der Penne..."

"Ja, es ist eine sehr melodiöse Sprache, eigentlich sehr einfach zu lernen, wenn man Latein hatte... oder Englisch und Französisch, da gibt es viele gemeinsame Elemente. Und... gerne. Wir sollten aber nicht mehr ganz so lange machen, wir müssen morgen früh raus. Weißt du, es wird zu Mittag unerträglich heiß, gerade in Pompeji, da arbeitet man am besten früh morgens, macht dann mittags eine längere Pause und dann nachmittags und abends weiter. Daher wird auch nicht viel Zeit für anderes bleiben, aber das hatte ich dir in groben Zügen ja auch schon erklärt, nicht wahr?"

Sie nickte.

"Morgen ist aber eh hauptsächlich Organisatorisches auf dem Programm, das Equipment auspacken, die Luftbilder und Scans nochmal vor Ort auswerten, sowas halt. Die Franzosen sind auch schon da, die Tschechen kommen laut Paolo morgen erst an. Richtig im Dreck wühlen wir dann frühestens übermorgen."

"Ich freu mich drauf. Und: Danke!"

Ihr schneller Kuss auf meine Lippen kam völlig aus dem Nichts.

"Oh... wofür?"

"Na, dass du mich mitgenommen hast und nicht Connie oder Stefan oder das Froschgesicht, dessen Namen ich mir nicht merken kann..."

"Arthur. Froschgesicht, du bist mir so eine Marke. Hm. Stimmt aber irgendwie."

Ich sah ihr fest in die Augen.

"Und du hast dir dies auch verdient. Nicht nur, weil du mich in einem der schlimmsten Momente meines Lebens an die Hand genommen hast, sondern auch, weil du ein unglaubliches Potential hast, das du nur freisetzen musst. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, dir das zu ermöglichen."

"Dito."

"Was?"

"Du kennst dein Potential auch noch nicht. Aber das wird schon, Tom. Das wird schon."

Ehrlich gesagt verstand ich nicht mal ansatzweise, was sie damit sagen wollte. Und irgendwie hatte ich plötzlich Angst nachzufragen. Wir blieben vielleicht noch eine halbe Stunde, und erlösenderweise stellte sie mir keine persönlichen Fragen mehr, sondern trotz ob des Weines schwerer werdender Zungen, sehr kluge fachliche.

Im Hinterkopf schwirrten aber immer noch Fragen, die sie gestellt oder ausgelöst hatte rum. Unter anderen Umständen hätte mich diese vielleicht auch noch wachgehalten. Angenehm betäubt vom Wein und dem guten Essen, gingen wir rasch nach unserer Rückkehr in die Unterkunft ins Bett.

Sie hatte Recht, es fühlte sich überhaupt nicht peinlich oder komisch an. Das Bett war breit, wir beide auch ein bisschen. Ich hoffte nur, dass ich nicht schnarchte. Wenn man so lange allein gelebt hat, wie ich, hat man schließlich niemanden, der sich darüber aufregen oder einem das zumindest mitteilen konnte. Mit diesem Gedanken versank ich rasch in traumlosen Schlaf.

3

Das unangenehme Fiepen meines Weckers hatte noch nie seine Wirkung verfehlt. Ich war sofort wach. Erleichtert sah ich Annalena weit weg von mir zur Wand gedreht, weil irgendwie hatte ich befürchtet, sie kuschelnd in meinem Arm vorzufinden.

"Morgen, Anna... Lenny. Gut geschlafen?"

"Hmpf", drang es aus der Ecke, sonst gab es weder Erläuterungen, noch irgendeine Bewegung.

"Nun... wenn du keine Einwände hast, spring ich schnell unter die Dusche. Kannst gerne schon Frühstück machen, Giovanni hat uns ja so einiges als Grundausstattung dagelassen."

Auch hierauf bekam ich nur ein Brummeln als Antwort. Ein Morgenmuffel offenbar. Ich war von der Aussicht, die Site inspizieren zu können, schon elektrisiert und auch mental auf Hochtouren. Beim aus dem Bett klettern stellte ich dann fest, dass ihr bewegungsloses Abwenden mir durchaus eine kleinere Peinlichkeit erspart hatte. So fand ich sie allerdings auch noch bei meiner Rückkehr aus dem Badezimmer vor.

"Ehm... Lenny... tut mir ja schrecklich leid, aber wir müssen uns ranhalten. Ich mach uns Frühstück, während du duschst. Wir können ja draußen frühstücken, der Tisch im Garten ist mitten in der Sonne, das ist bestimmt schon warm genug."

Erst dachte ich, sie sei tatsächlich nochmal eingeschlafen, doch dann kam ein tiefes Seufzen und langsam bewegte sich das Mensch-Deckbett-Bündel.

"Moin."

Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen. Ihre Haare waren ein wirres Fiasko. Dann aber nahm sie unglaublich Geschwindigkeit auf und war Sekunden später aus dem Bett geklettert.

"Ich muss erst eine rauchen gehen, sonst kann ich nicht kacken."

Zuviel Information. So wie sie war, also nur mit einem weiten T-Shirt und Slip bekleidet, begab sie sich dann aber auch sofort nach dieser Ankündigung nach draußen, nachdem sie sich ihre Zigaretten geschnappt hatte. Ich schüttelte den Kopf und machte mich an die Arbeit, während ich im Kopf den weiteren Ablauf durchging.

Giovanni hatte uns wirklich reichlich dagelassen, was uns den sonst notwendigen Einkauf erspart hatte, sogar Tomaten, Gurken, Eier, Brot, dazu süße Sachen. Ich liebte ein ausgiebiges Frühstück, insbesondere vor Arbeiten im Feld, wo man das Essen oft vergaß. Das Kaffeekochen mit der silbernen italienischen Kaffeekanne hatte auch etwas Zeremonielles an sich. Mittlerweile war Annalena wieder eingetroffen, wühlte kurz in ihrem Rucksack nach Sachen und verschwand im Bad.

Ich ging zunächst in den Garten, hoffend, dass der Kaffee in meiner Abwesenheit nicht überkochte, da die Stühle gestern alle umgedreht auf dem Tisch gewesen waren und ließ mich vom frischen Duft und dem Spiel des Sonnenlichts in den zahlreichen Obstbäumen verzaubern. Als ich nach den kurzen Vorbereitungen zurückkehrte, lief die Dusche bereits und ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, den Kaffee von der Gasflamme zu nehmen. Timing ist eben alles.

Das Badezimmer war direkt an der Küche dran und während ich nach einem Tablett suchte, um alles nach draußen zu transportieren, wurde mir plötzlich klar, dass das Rauschen des Wassers nicht das einzige Geräusch war, das ich wahrnahm. Da war... ein leises Stöhnen. Für eine Sekunde wollte ich mich erkundigen, ob alles in Ordnung war, dann zuckte der Blitz der Erkenntnis in mein Bewusstsein und ließ mir gleichzeitig das Blut in den Kopf schießen.

Sie würde doch wohl nicht... doch, sie tat es. Das Stöhnen wurde langsam lauter. Ich packte hektisch die Sachen auf das Tablett, was leider nicht groß genug für alles war und floh aus der Küche. Was war das bloß für ein dreistes, ungezogenes Kind. Im selben Augenblick musste ich über diesen Gedanken laut lachen. Nein, sie war weder ein Kind, noch ungezogen.

Sie war eine junge, lebensfrohe und lebenshungrige Dame, mit allen Bedürfnissen, die damit zusammenhingen. Das Zölibat gehörte eigentlich nicht zur Job-Beschreibung. Kein Zwieback, eher eine Sahneschnitte. Zwieback würde sie hoffentlich nie werden.

Was war bloß aus mir geworden? Ein verklemmter, alter Mann, der diese Teile menschlicher Existenz völlig aus seinem Leben und Gedanken verbannt hatte? Besonders reich an Erfahrungen mit Frauen war ich ohnehin nie gewesen. Eine Beziehung hatte ich nie gehabt. Drei kurze Affären, dazu einige wenige unbefriedigende Begegnungen mit Damen aus dem horizontalen Gewerbe, das war es dann auch schon. In 57 Jahren.

Nachdenklich und fast auf Zehenspitzen schlich ich zurück in die Wohnung. Oh mein Gott, sie war immer noch nicht fertig mit dem Duschen. Und allem anderen. Fast wäre mir das Tablett aus der Hand gerutscht, als ich unfreiwilliger Zeuge ihres recht lautstarken Höhepunkts wurde, gerade als ich die heiße Kaffeekanne darauf abstellen wollte. Tief durchatmen, die zitternde Hand beruhigen, und ab durch die Mitte.

Die Ruhe des frühmorgendlichen Gartens und mein Versuch, den Frühstückstisch auch optisch ansprechend zu gestalten, schaffte es schließlich, zumindest ansatzweise ein wenig Souveränität zurückzugewinnen. Keinen Augenblick zu früh, denn schon kam Lenny mit noch leicht tropfenden Haaren, für den Dig sehr angemessenen Kleidung und ihrem chronisch verschmitzten Grinsen an den Tisch.

"Wow, was ist das ist denn... Frühstücksgelage? Wo hast du denn das ganze Zeug her?"

"Giovanni ist halt ein sehr führsorglicher Gastgeber. Ich glaube, wir brauchen vor dem Wochenende überhaupt nicht mehr einkaufen gehen, höchstens Wasser. Da war übrigens auch ein Föhn im Bad, hast du den nicht gesehen?"

"Nö, hab aber auch einen mit. Sind das hier übrigens andere Steckdosen als bei uns? Hätte dich eigentlich vorher fragen sollen."

"Nee, alles genau wie bei uns. Möchtest du Milch und Zucker für den Kaffee?"

"Bäh, ich bin doch nicht pervers. Kaffee trinkt man schwarz."

Na, eine Gemeinsamkeit, wer hätte das gedacht. Ich sah ihr versonnen zu, wie sie sich Obst und Gemüse auf den Teller häufte und dann etwas ungelenk Brot abschnitt.

"Ich hoffe ich war nicht zu laut, das wär mir ja echt peinlich."

Fast hätte ich mich schon wieder verschluckt. Bei ihren verbalen Blitzangriffen musste man diesbezüglich wohl ständig auf der Hut sein. Vorbei war's mit der Souveränität. Ich fühlte mir das Blut in den Kopf schießen. Sie fuhr gnadenlos fort.

"Wir kennen uns ja auch noch nicht so gut. Und das ist bei mir eigentlich fast jeden Morgen so."

Jeden Morgen? Alter Schwede. Irgendwie sollte ich wohl am Gespräch teilnehmen, ich wusste nur nicht, wie.

"Weiß auch nicht warum. Elendige Furzerei. Aber nur frühmorgens. Brauchst dir für die Autofahrt keine Gedanken zu machen."

Ich war viel zu verblüfft, um irgendwie auf dieses Missverständnis zu reagieren. Erst als sie mich fast ängstlich anstarrte, schaffte ich es mich zu räuspern und dann zu antworten.

"Ehm... das habe ich allerdings gar nicht mitbekommen, da war ich wohl im Garten. Selbst wenn... also darüber mach dir mal keine Gedanken."

Oh Schreck, hoffentlich hatte sie meine Betonung überhört. Ihr unverschämtes Grinsen belehrte mich eines Besseren.

"Ach, aber das andere hast du gehört? Sorry, aber auch da habe ich keine Kontrolle über den Lautstärkepegel. Wenn dich das stört, werde ich mich aber versuchen zurückzuhalten. Ich kann ja aufn Waschlappen beißen oder sowas."

"Es... es stört mich nicht", antwortete ich mit tonloser Stimme und dem verzweifelten Versuch, einen visuellen Fluchtpunkt an ihrem nun fast lasziven Grinsen vorbei zu finden.

"Tut mir leid. Es ist dir echt unangenehm darüber zu sprechen, oder? Ist ja vielleicht ein Generationending."

Sprachs und schob sich ein Stück Melone in den Mund. Der köstliche Geschmack dieser und andere unverfängliche Themen gaben mir dann ausreichend Gelegenheit, mich wieder zu fangen. Sie insistierte sich um Abräumen und Abwaschen zu kümmern, während ich begann, unser Auto mit unseren Laptops, Ausdrucken und unserem privaten Werkzeug zu beladen, welches ich selbstverständlich im Koffer mitgeführt hatte. Sie hatte auch schon ein paar private Sachen und konnte sich ansonsten aus dem größeren Unikoffer bedienen, der schon in Pompeji auf uns wartete.

Da sie noch eine Weile beschäftigt schien, kaufte ich uns noch im kleinen Laden um die Ecke ausreichend Wasser und ein paar Sandwiches für den Tag. An der Kasse nahm ich dann auch noch ein Paket Zigaretten und ein Feuerzeug mit. Ich hatte mich nicht getraut, sie noch einmal anzuhauen, aber nach dieser Achterbahnfahrt am Morgen brauchte ich jetzt eine.

Das hatte aber noch einen anderen Grund. Eine meiner drei Kurzaffären hatte ich nämlich mit einer Frau gehabt, die wir vermutlich in einer halben Stunde sehen würden. Giselle. Bei einem gemeinsamen Dig in Kroatien vor zwanzig Jahren, hatte es mächtig gefunkt und dann auch geknallt. Eine, vielleicht die einzige Frau, in die ich mich wirklich hätte verlieben können. Wenn sie nicht verheiratet gewesen wäre. Und immer noch war.

Wir waren uns danach noch öfter über den Weg gelaufen, auf Konferenzen und bei einer Ausstellung in Paris, das war erst vor vier Jahren gewesen. Es gab allerdings kein sentimentales Kribbeln oder sowas, sie war jetzt einfach nur noch eine hochgeschätzte Kollegin und Freundin für mich geworden. Vor dieser Fahrt hätte ich auch nicht die mindesten Bedenken gehabt, sie nun für längere Zeit wiederzusehen.

Aber ich spürte schon zu diesem Zeitpunkt, dass Annalena an meiner verknöcherten Schale zu hämmern begonnen hatte, und dass dies Wirkung zeigte. Dass sie es irgendwie schaffte, verschüttete Teile von mir freizulegen. Methodisch, gründlich, unwiderstehlich und überaus erfolgreich. Sie hatte wirklich das Zeug, eine großartige Archäologin zu werden.

"Fertig! Schließt du ab? Eh, du rauchst ja, du Schlimmer. Schäm dich. Oder muss ich mich schämen, hab ich das ausgelöst?"

Diesmal ging ich nicht darauf ein, da mir ein rascher Blick auf die Armbanduhr zeigte, dass wir schon eine Viertelstunde hinter meinem Zeitplan lagen. Den Triumph, damit absolut richtig zu liegen, wollte ich ihr auch nicht gönnen. Ich schüttelte also nur den Kopf, schloss ab und dann fuhren wir endlich los.

Pompeji. Es war noch vor der Öffnungszeit für Touristen, die bald in Scharen über das weitläufige Gelände strömen würden, unzählige unpassende Fotos schießen und Ehrfurcht und Neugier unter der sengenden Sonne schließlich der verzweifelten Suche nach einem Schattenplatz und kalten Getränken opfern würden.

Es gab eben einfach zu viel zu sehen und die Wege waren weit. Dabei war ein Großteil der wirklich spektakulären Funde hier gar nicht zu bestaunen, die lagerten oder wurden im Museum in Neapel ausgestellt, oder waren an andere verliehen.

Der Bereich, in dem wir die Villa ausgraben wollten, war allerdings weiträumig abgesperrt, dorthin würde sich kein Tourist verirren können. Nachdem wir alle Formalitäten erledigt und unsere Ausweiskarten und Schlüssel für die verschiedenen abgesperrten Bereiche erhalten hatten, sprang ein älterer Wärter mit zu uns ins Auto, um uns den besten Weg zur Site zu weisen.

Ich kannte den Bereich selbst tatsächlich auch nur von den Luftbildern, da dieser Bereich schon seit Jahrzehnten für den Publikumsverkehr gesperrt war. Ich bemerkte Annalenas leichte Enttäuschung, als wir nicht durch das große Gelände fuhren, sondern praktisch um das Hauptgelände herum, da sich dort die Parkplätze für die Wissenschaftler und die abgesperrten Tore zu den zwei seit drei Jahren beackerten und unserer neuen Site befanden.

"Wir können uns heute Abend noch einiges von den Hauptattraktionen anschauen. Wir sind nicht an die allgemeinen Öffnungszeiten gebunden. Oder in der Mittagspause, meistens machen die Leute hier drei oder vier Stunden Pause, wegen der Hitze."

Ich bemerkte ein paar Autos mit französischen Kennzeichen. Das war mit großer Wahrscheinlichkeit Giselle und ihre Gruppe. Sie fuhr gerne Digs in erreichbarer Nähe mit dem eigenen Auto an. Unser Equipment fanden wir in einer riesigen Garage außerhalb des Geländes, in einem Drahtverschlag. Aus dem angrenzenden geöffneten kam in diesem Moment Giselle, gefolgt von zwei Studenten, die sich mit einem offenbar schweren Flight-Case abschleppten.

"Thomas!"

Sie flog förmlich in meine Arme und küsste mich auf beide Wangen.

"Ich bin so glücklich, dass du hier bist, dass es doch noch geklappt hat."

Sie sprach hervorragend Deutsch, mit diesem fetten französischen Akzent, den ich so liebte. Sie hatte während der Videokonferenzen deutlich älter ausgesehen, als jetzt in Natura, blühte wohl ob des für uns alle beglückenden Projektes deutlich auf. Eine wunderschöne Frau war sie in jedem Fall immer noch. Ich stellte ihr Annalena vor, die auf artig und unschuldig schaltete und sich zurückhielt, während wir mit ihrem Tross zum tatsächlichen Gelände marschierten.

Für private Worte würden wir sicher noch ausreichend Gelegenheit finden, jetzt war nur eins wichtig: Die Arbeit, die Organisation, die Vorbereitungen. Massimo, der für die Gesamtaufsicht der Site zuständig war, würde ebenfalls am späteren Vormittag zu uns stoßen. Dreißig Meter von unseren Parzellen entfernt war bereits eine amerikanische Gruppe am Gange, auch dieser Bereich gehörte aller Voraussicht nach zur Villa. Sie hatten bereits im Januar angefangen und so neugierig ich auf ihre bisherigen Ergebnisse war, wichtiger war natürlich unser Gelände.

Es war ein sanft geschwungener Hügel, völlig mit Gras und gar kleineren Sträuchern zugewachsen. Auf den französischen Parzellen hatten die Studenten bereits begonnen Abtrennungen durch Schnüre vorzunehmen, die der Lage auf den Luftbildern entsprach. Eine Gräberkolone hockte unter einem großen Baum im Schatten und machte wohl gerade Frühstück. Sechs Männer, das konnte sogar unsere Kolonne sein.

Giselle redete wie ein Wasserfall, zum größten Teil wirklich hilfreiche Informationen, aber ich hätte mir eigentlich lieber einen Überblick in Ruhe verschafft. Erst nach mehreren Versuchen, sie zu unterbrechen, gelang es mir herauszufinden, ob die untätigen Arbeiter unsere waren. Dies war der Fall. Glücklicherweise stellte gleichzeitig einige französische Studenten Unsinn an, und so war Giselle lange genug abgelenkt, dass ich mich ihr entziehen konnte.

Ich begrüßte also die Männer, alles kräftige Burschen jenseits der dreißig, genau die erfahrenen Spezialisten die ich angefordert hatte. Die Tatsache, dass ich fließend Italienisch sprach, schien sie besonders zu freuen, was wohl auf eher schlechte Erfahrungen mit anderen internationalen Crews zurückzuführen war. Ein wenig unpassend fand ich aber die Bemerkung, dass ich mir ja "ein Augenbonbon mit genau den richtigen Kurven" mitgebracht hatte, nachdem sie herausgefunden hatten, dass Lenny sie nicht verstehen konnte.

Um sie von weiteren dummen Gedanken abzubringen, teilte ich ihnen gleich die ersten Tätigkeiten zu, nämlich ein Teil unseres Equipments zu holen und die größeren Steine schon mal von unseren Parzellen zu schaffen, auch wenn wir diese noch gar nicht final abgesteckt hatten. Die Vorarbeit der Franzosen konnten hier aber durchaus schon als grobe Orientierungsmarken fungieren.

Annalena tat mir leid, weil sie natürlich wie bestellt und nicht abgeholt neben uns stand und nicht wusste, wie sie uns unterstützen konnte. Also nahm ich sie bei der Hand und wir liefen schauten uns zunächst genau die Abgrenzungen der Villa auf den Scans an und versuchten dies auf die tatsächlichen Gegebenheiten zu übertragen. Ich erklärte ihr dabei, wie wichtig es wäre genau zu treffen, denn jeder überflüssig ausgehobene Kubikmeter bedeutete verschwendete Zeit und Ressourcen, jede zu knapp gesetzte Markierung bedeutet unter Umständen die ungewollte Zerstörung grandioser Relikte.

Wichtig war natürlich auch, ein Gefühl für die zu erwartende Bodenbeschaffenheit bekommen, denn hier war Pompeji einzigartig: Erde, Sand, Schlacke, Bimsstein, alles konnte da sein in der einen oder anderen Konzentration. Ein Blick auf die amerikanischen Parzellen würde uns vermutlich einen ziemlich genauen Vorgeschmack bereiten, auf das, was auch wir zu erwarten hatten.

Die amerikanische Gruppe umfasste mindestens fünfzehn Leute und sie hatten noch zusätzliche Gräber organisiert, dementsprechend weit waren sie auch schon. Wir stellten uns deren Leiter vor, und nach einigem Zögern führte er uns schließlich mit verkniffenem Gesicht herum. Mir wurde schnell klar, warum.

Die Villa war atypisch. Der Aufbau war nicht so, wie er und seine Gruppe es nach den Scans und Luftbildern erwartet hatte. Viel Geld und Arbeit hatten nur wenige Resultate erbracht, was auf diesen wie ein kohärentes Etwas erschienen war, stellte sich als ausgelagerte Häuser und offenbar einen Seiteneingang zur eigentlichen Villa heraus, wobei die Wände hier größtenteils umgestürzt waren. Die angrenzenden Gebäude waren mit großer Wahrscheinlichkeit Ställe oder Sklavenquartiere gewesen, also ohnehin nicht für eine lange Lebensdauer gebaut.

Der Anfang eines Säulengangs und eines Atriums war da noch das Spektakulärste, was sie bisher freigelegt hatten. Sie hatten nur noch wenige Meter freizulegen, dann begannen die Parzellen der Tschechen. Ich sah mir die Bodenbeschaffenheiten in den freiliegenden Querschnitten an und notierte mir die vermutliche Dicke der Schichten, während der Amerikaner mir diese lustlos diktierte, natürlich in Fuß und Inch, umrechnen könnte ich dann immer noch.

Fluchend entzog er sich dann unserer Gegenwart, als drei italienische Arbeiter mit einigen Leuten seiner Gruppe beim Versuch, einen Mauerrest aufzurichten diesen zerbrechen ließen. Lenny sah mich fragend an.

"Das war wohl nichts. Bestimmt 200000 Euro investiert, wenn nicht mehr, nur herauszufinden, dass die eigentliche Villa vermutlich in den Parzellen liegt, gegen die sie sich entschieden hatten. Archäologie hat, neben allem Können und Wissen auch immer viel mit Glück zu tun."

"Das heißt dann doch aber auch, dass wir mehr finden könnten?"

"Ja, oder etwas ähnlich Enttäuschendes. Kein Wunder, dass die hier so gereizt und bedrückt wirken. Hier gilt nicht der olympische Gedanke, verstehst du? Es gibt in Pompeji nicht mehr so große Ziele, die in Angriff genommen werden können. Dies hier war mit Abstand das Vielversprechendste, zumindest nach den Luftbildern und Scans. Ich zeige dir nachher, wie es aussieht, wenn man erfolgreich ist. Ich weiß, du hast das meiste davon bereits in Büchern gesehen, aber das kann dich nicht auf das tatsächliche Erleben vorbereiten, die Schönheit, die Majestät, der schiere Genius..."

Sie lächelte mich mit schräggelegtem Kopf an.

"Du bist so süß, wenn du dich in Rage redest, mit leuchtenden Augen und das alles. Zeigst du mir auch die Fresken in der Forumstherme, mit all den schmutzigen Bildern?"

Ich konnte nicht anders, ich musste laut loslachen. Na, nach monatelangen Vorbereitungen und dem Studium unzähliger Bücher, auch aus meiner privaten Bibliothek, war das in ihrem Gedächtnis hängen geblieben. Die erotische Kunst der Forumstherme.

"Ja, die zeige ich dir auch."

Wir kehrten zu unserem Gelände zurück. Fünf der sechs Gräber lagen oder saßen noch immer im Schatten, während der sechste gemächlich mit einer Schubkarre zurückkehrte. Ich biss mir auf die Lippen. Das konnte ja heiter werden. Kollegen hatten mich schon vor der Arbeitsmoral der hiesigen Trupps gewarnt. Annalena schien sofort zu erfassen, was in mir vorging.

"Na, die haben es nicht eilig, wa? Haben die vorhin eigentlich über mich abgelästert? Mir war doch so, als ob..."

Überrascht sah ich sie an und nickte.

"Nicht direkt gelästert, eher... unpassend... über deine ästhetische Erscheinung referiert."

Sie kicherte leise. Was sie dann machte, ließ mir den Atem stocken und mich zur Salzsäule erstarren. Sie winkte die Männer mit schräggelegtem Kopf heran. Außer erfreutem Grinsen, diversen Kussmündern und Sprüchen, die mir das Blut in den Kopf schießen ließen, erntete sie damit zunächst noch keine Reaktion.

Das hatte sie wohl auch nicht erwartet, denn unverzüglich setzte sie nach. Fassungslos verfolgte ich, wie sie blitzschnell ihr T-Shirt anhob und den verblüfften Männern für vielleicht zwei Sekunden ihre kleinen, aber ausgesprochen perfekt geformten Brüste darbot. Es war mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal aufgefallen, dass sie keinen BH trug.

Nun kam Bewegung in die Meute, auch der Schubkarrenfahrer, der das ganze ja nur aus größerer Entfernung hatte beobachten können, legte sofort an Tempo zu. Überrascht bemerkte ich, dass die Sprüche nun deutlich weniger obszön, sondern eher von freundlicher Anerkennung bestimmt waren. Und nun fingen die Brüder (drei der sechs waren übrigens in der Tat Brüder) tatsächlich an zu arbeiten. Es war mir unbegreiflich, aber sie hatte ihnen den perfekten Motivationsschub verpasst, auf diese völlig unmögliche und eigentlich indiskutable, dennoch herzerfrischende Art, die sie so auszeichnete.

Selbstverständlich kostete sie ihren Triumpf aus.

"Na, geht doch."

4

Der Tag verging wie im Flug. Zu der geplanten Exkursion in der Mittagspause kam es nicht, weil Massimo eintraf und uns mit den Franzosen zum Essen einlud. Ich kannte ihn nur vom Telefon, mochte ihn aber sofort. Es wurde eine lustige Runde, in der für die Tageszeit und Hitze viel zu viel Wein konsumiert wurde. Ich saß neben Giselle und Massimo, Annalena hatte sich unter die jungen Franzosen gemischt und unterhielt sich angeregt, und, soweit ich dies beurteilen konnte, in perfektem Französisch vornehmlich mit den männlichen Mitgliedern der Gruppe.

Giselle sah diesem Treiben, wie ich nebenbei auch, mit gemischten Gefühlen zu.

"Das ist ja eine interessante junge Dame, die du da mitgebracht hast", bemerkte sie mit spitzem Tonfall.

"Ja", gab ich leise zurück. "Sie ist halt jung und ziemlich... wild. Aber sicher eines der größten Talente, die ich je unter meinen Studenten hatte..."

Sie lächelte recht merkwürdig und schüttelte langsam den Kopf.

"Sie wird allen meinen Jungs den Kopf verdrehen."

"Man hat tatsächlich schon von Romanzen bei Ausgrabungen gehört", gab ich so leise wie möglich zurück.

"Das habe ich nie vergessen", kam es prompt zurück, mit einem wunderbaren, warmen Lächeln.

Massimo sprach kein Deutsch und wartete geduldig ab, bis unser Privatgespräch beendet war, bevor er sich wieder einschaltete. Er lud uns unter anderem zu einer Privatführung im Museum von Napoli ein, inklusive der Besichtigung der nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Stücke, wonach ich ehrlich gesagt nicht einmal zu fragen gewagt hätte. Auch Giselle schien über diese Aussicht begeistert zu sein. Wir einigten uns auf den Sonntag der nächsten Woche.

Für ebensolche Stücke, die noch im Pompeji lagerten und/oder gerade vor Ort restauriert wurden, also auch nicht der Öffentlichkeit zugänglich waren, wollte er uns einen der Wärter als privaten Guide schicken, was wir natürlich ebenfalls dankbar annahmen. Angesichts dieser völlig unerwarteten Aussichten, Giselles wunderbarer, vertrauter Nähe und nicht zuletzt des Weins, schwebte ich für den Rest unserer Mittagspause auf Wolke sieben.

Für den Rest des Nachmittags und am frühen Abend schufteten wir gemeinsam mit unserer italienischen Crew, um die Fläche so frei wie möglich zu bekommen. Einmal in Wallung gekommen, war an den Männern überhaupt nichts auszusetzen. Es schien sie auch zu beeindrucken, dass wir mit Hand anlegten, was ich allerdings für selbstverständlich hielt. Es gab auch keinerlei dumme Sprüche von ihnen mehr, im Gegenteil, sie zeigten sich überaus fürsorglich und handzahm.

Die anschließende Führung mit dem von Massimo bestellten Wärter war dann deutlich anders, als von mir für Annalena geplant, aber nichtsdestotrotz überwältigend. Für die Forumstherme und andere öffentliche Highlights hatten wir ja sich auch in den nächsten Tagen und Wochen mehr als genug Zeit.

Die Rückfahrt verlief unerwartet still. Besorgt sah ich, dass Annalena richtig in ihrem Sitz zusammengesunken war. Sie war völlig erschöpft, hatte jedoch nicht einen Laut der Klage von sich gegeben. Ihr fielen sogar fallweise mal die Augen zu. Kein Wunder, so wie sie mitgeschleppt und Sträucher ausgerissen hatte und dann noch die langen Märsche über das Gelände... Das hatte ihr bei den Männern mindestens genauso viel Respekt verschafft, wie ihre Mini-Peep-Show.

Mich eingeschlossen. Ich beglückwünschte mich im Stillen ein weiteres Mal zu meiner Wahl.

Nach einem weiteren Restaurantbesuch war uns beiden nicht mehr. Wir gingen schnell duschen, holten uns die von ihr so begehrte Pizza und setzten uns damit den Garten, der nun angenehm kühl und erfrischend war, allerdings waren auch schon bedrohlich viele Mückenschwärme sichtbar.

"Und, wie hat dir dein erster Tag gefallen?"

"Sagenhaft. Fantastisch. Traumhaft. Geil."

"Du bist sehr müde, nicht wahr? Es war ein anstrengender Tag."

Sie räkelte sich in ihrem Stuhl.

"Ja, sicher, ich bin platt. Die Hitze... du hattest mich ja gewarnt. Aber da gewöhn ich mich sicher schnell dran."

Ich bot ihr eine von meinen Zigaretten an.

"Das denke ich auch. Du hast heute alle mächtig beeindruckt."

"Außer Giselle. Ich glaub, sie mag mich nicht."

Den Eindruck hatte ich trotz ihrer Einlassung beim Mittagessen allerdings nicht gehabt.

"Ach was, sie hat nur Angst, dass du all ihren Jungen den Kopf verdrehst. Originalton."

"Ich glaube, sie denkt dabei nicht an ihre Jungs."

Erschrocken sah ich sie an. Sie fuhr gnadenlos fort.

"Es ist mal was zwischen euch gelaufen, oder?"

Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich das verarbeitet hatte und bevor ich mich zu einer Antwort durchringen konnte.

"Das ist schon über zwanzig Jahre her... jetzt sind wir Freunde. Sie ist nebenbei verheiratet."

"Verstehe. Mist, mich hat doch schon ein Viech erwischt. Wir sollten besser rein, bevor es seine ganze Familie zum Abendessen einlädt."

"Ich habe Fenistil dabei, solltest gleich was draufmachen. Und ja, das ist eine gute Idee."

Wir zogen uns also zurück. Ich ließ ihr den Vortritt beim Zähneputzen und fand sie beim Texten auf ihrem Handy vor, also ich aus dem Bad zurückkehrte. Ich weiß nicht genau, wie ich darauf kam, aber auf einmal wurde ich neugierig.

"Textest du deinem Freund?

"Meinem was? Nö, hab keinen. Meiner Mutter, um ihr von meinem ersten Tag zu berichten."

Ich beobachtete fasziniert ihre fliegenden Daumen, bis sie ihre Tätigkeit beendet hatte. Ich war beim Texten immer froh, wenn ich wenigstens zwei von drei Feldern innerhalb von zehn Sekunden vernünftig traf. Sie bekam noch eine Antwort, lächelte und legte das Handy weg.

Sie schien auf irgendetwas zu warten und sah mich fest an. Es dauerte eine Weile, bis sie damit rausrückte.

"Und? Keine Gardinenpredigt, weil ich die Jungs geflasht habe?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein. Es war ja... sehr effektiv."

"Nicht wahr? Ist doch auch nichts dabei. Ich liege am Strand auch immer oben ohne, nebenbei."

Obwohl ich bisher noch nicht einmal auf die Idee gekommen war, mit ihr vielleicht auch mal an einem Wochenende einen der vorzüglichen Strände hier aufzusuchen, beunruhigte mich der Gedanke etwas.

"Haben sie dir gefallen?"

"Die Männer? Naja, nach deiner Motivationshilfe haben sie ja..."

"Quatschkopp, meine Titten. Haben dir meine Titten gefallen?"

Mir fiel die Kinnlade runter, was sie zu einem begeisterten Kichern verleitete. Irgendwie wollte ich mich diesmal aber nicht so leicht brüskieren lassen.

"Die auch. Ja. Du hast einen sehr formschönen Busen. Zufrieden?"

Sie wiederholte meinen letzten Satz lautlos und lachte dann los.

"Ja, zufrieden. Es war ein wunderbarer Tag. Lass uns pennen, sonst komm ich morgen gar nicht aus dem Bett."

Blitzschnell schloss sie zu mir auf, hängte sich an meinen Hals und küsste mich auf den Mund.

"Gute Nacht."

Sprachs und rollte sich wieder zur Wand. Ich erwiderte noch ihren Gruß und machte es mir bequem. Trotz der bleiernen Müdigkeit brauchte ich doch noch ein paar Minuten, bis ich eingeschlafen war.

5

Der nächste Morgen, wie auch spätere, entwickelte sich zu einer fast genauen Kopie des vorherigen. Sie ließ mir brummelnd den Vortritt in der Dusche, ich bereitete das Frühstück vor, während sie sich selbst beglückend unter der Dusche stand, sie hingegen kümmerte sich um das Abräumen und Abwaschen hernach. Das einzig zusätzliche Highlight war eine weitere unerwartete Begegnung mit dem Thema unserer letzten Unterhaltung, als sie nur mit einem Slip bekleidet zu ihrem Rucksack aufbrach, um sich ihren eigenen Föhn zu holen.

Weder dies, noch ihre Selbstbefriedigung hatte diesmal noch irgendeine Schockwirkung für mich. Vielleicht wurde ich tatsächlich langsam lockerer, es war ja auch wirklich nichts dabei.

Auch an diesem Tag ging die Arbeit schnell von der Hand, unterbrochen nur vom Eintreffen von Michal und seiner Gruppe. Da die Arbeit an diesem Tag auch wieder körperlich sehr fordernd war, verzichteten wir auf eine weitere Tour des Hauptgeländes und konzentrierten uns in der Mittagszeit stattdessen auf Parzellen-Markierungen und arbeiteten aus, wo wir genau mit den eigentlichen Grabungen beginnen wollten.

Giselle sah ich an diesem Tag nur kurz, als Michal ankam. Aber einige von den französischen Studenten schauten öfter als mir lieb war vorbei, angeblich, um sich zu erkundigen, ob sie uns irgendwie helfen könnten. Natürlich in Wirklichkeit, um ein wenig mit Annalena zu turteln. Als wir abends im Auto zurück zur Unterkunft fuhren, hatten wir tatsächlich erste Probe-Erdbewegungen auf unserer Haben-Liste zu verzeichnen.

Dementsprechend aufgekratzt waren wir beide, erschöpft auch, aber längst nicht so wie am Vortag. Unser Gespräch bewegte sich langsam von der Arbeit weg.

"Na, Giselle scheint ja Recht behalten zu haben, wir können uns wohl auch weiterhin auf zahlreiche Besuche ihrer männlichen Studenten bei uns einstellen."

Annalena schaute aus dem Fenster.

"Kann sein. Die wollten mich unbedingt fürs Wochenende zum Strand einladen."

Das klang nicht unbedingt begeistert.

"Und? Wäre kein Problem, ich kann dich notfalls auch hinfahren und abholen, aber die sind ja wohl zum Teil auch mit eigenen Autos unterwegs."

"Lass stecken, ich hab eh keinen Bock."

Das verwunderte mich doch etwas.

"Darf ich fragen, warum?"

"Die sind nett, aber stressig. Ich glaube, nach dieser Woche brauch ich Ruhe, und keinen Stress. Außerdem bin ich eh lieber mit dir zusammen."

Langsam drehte sie den Kopf in meine Richtung.

"Es sei denn, du brauchst Zeit oder sturmfreie Bude, um deine Geschichte mit Giselle wieder aufzuwärmen."

Ich schüttelte schnell den Kopf.

"Nee, da wird sich gar nichts abspielen."

Ihre Antwort verblüffte mich dann doch.

"Sehr schön."

Ich musste mich kurz auf den Verkehr konzentrieren, weil ein LKW sehr langsam fuhr und eine dahinter befindliche Kolonne, auf die wir nun auffuhren, zu wilden Überholmanövern ansetzte.

"Lenny... ich weiß zwar immer noch nicht, wie du das zwischen Giselle und mir herausgefunden hast", setzte ich an.

"Eines meiner unzähligen Talente."

"Aha. Wie dem auch sei... das ist... etwas sehr Privates, verstehst du? Meines Wissens bist du außer uns beiden die Einzige, die davon weiß, sie hat es ihrem Ehemann nie gestanden, verstehst du? Das sollte auch unbedingt so bleiben."

"Och Tom, das brauchst du mir doch nicht extra zu sagen. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich absolut nichts vom privaten Tom jemals jemand anderen erzählen werde."

Na, das war ja beruhigend. Kein queres Grinsen dabei, sie meinte das so.

"Bock hätte ich aber schon auf Strand, nur halt mit dir", wechselte sie unvermutet das Thema.

"Hm."

Natürlich hatte ich auch bei vorherigen Besuchen mal das Meer genossen, allerdings eher nach Sightseeing zur Entspannung, ich empfand Sonnen und volle Strände eigentlich eher als nervig und pure Zeitverschwendung.

"Wenn dich das zu kribblig macht, trage ich zur Not auch ein Oberteil", fügte sie mit dem gewohnt unverschämten Grinsen hinzu.

"Das wäre nicht das Problem. Ganz ehrlich, ich bin nicht so der Bademeister. Ich schwimme gern zur Entspannung, zum Beispiel nach Sightseeing oder so, aber einen ganzen Tag irgendwo in der Sonne zu brüten, reizt mich eher nicht. Aber dir zuliebe würde ich selbst das in Kauf nehmen... ich könnte mir ja das eine oder andere Buch mitnehmen."

Hatte ich überhaupt eine Badehose eingepackt? Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher.

"Quatsch, muss nicht der ganze Tag sein. Vorher Sightseeing ist auch okay."

"Die kaiserlichen Thermen."

"Hm?"

"Die kaiserlichen Thermen in Baia lohnen sich auf jeden Fall anzuschauen, ganz in der Nähe gibt es wunderbare Strände, viele sind gerade am Wochenende total überlaufen, aber es gibt auch einige, wo man etwas mehr Ruhe hat."

"Na, klingt doch wie ein Plan. Samstag? Prima. Und wenn das kein Problem ist, kannst du dann ja ausgiebig meinen "formschönen Busen" bewundern."

"Frechdachs. Du bist unmöglich, weißt du das?"

"Yep."

An diesem Abend kehrten wir in ein kleines Restaurant am Stadtrand ein, das ich schon von vorherigen Besuchen kannte. Es war preisgünstig und absolut frei von Touristen, da es in keinem gängigen Führer erwähnt wurde. Keine Ahnung warum, denn die Pasta- und Meeresfrüchte-Gerichte dort waren schlichtweg göttlich. Man gut, dass wir uns körperlich täglich auspowerten, sonst hätte ich auf jeden Fall schnell den sahnigen Soßen und nicht weniger gehaltvollen Nudeln Tribut in Form eines unerwünschten Rettungsrings zollen müssen.

Die Arbeiten schritten weiter zügig voran, und der Rest der Woche verging wie im Traum. Es war noch heißer geworden, die Temperaturvorhersage für den Samstag sprach schon von 28 Grad, dazu eine hohe Luftfeuchtigkeit. Der Strandausflug erschien langsam als eine durchaus gute Idee. Auch endlich mal wieder ausschlafen zu können. Ich merkte langsam, dass ich keine dreißig mehr war.

Ich erwachte, weil mich etwas im Gesicht kitzelte. Der erste Gedanke war, dass trotz der Mosquito-Screens irgendein Insekt den Weg in unser kleines Reich gefunden hatte, aber es war Annalena, die dicht neben mir lag, den Kopf auf eine Hand gestützt, in der anderen eine Strähne ihres langen braunen Haars, mit der sie diesen absonderlichen Weckvorgang eingeleitet hatte.

"Guten Morgen... du siehst echt süß aus, wenn du schläfst", wurde ich begrüßt. Eine Wolke Knoblauchgeruchs von ihrer gestrigen Mahlzeit wehte mir dabei entgegen.

"Guten Morgen. Wie spät ist es?"

"Erst halb zehn."

"Bist du schon lange wach? Und ich hoffe, ich habe nicht geschnarcht?", erfragte ich die Validität meiner lang gehegten Befürchtungen.

"Nein, du hast nur im Schlaf geredet", verkündete sie mit einem perfekten Pokerface. "Sowas wie: ja, Lenny, nimm mich, oh bist du geil..."

"Hey! So langsam, junge Dame, überschreiten wir hier aber doch die Grenzen des Anstands und guten Geschmacks."

Sie grinste mich fröhlich an und küsste mich auf die Stirn.

"Keine Sorge, du hast nicht aus dem Nähkästchen geplaudert. Irgendwas hast du schon gebrabbelt, aber ich hab's nicht verstanden. Soll ich heute mal Frühstück machen? Kann aber sein, dass ich heute länger als gewöhnlich in der Dusche brauche."

Ich mochte nicht daran denken, warum das so war, immerhin war mein Plan gleich aufzustehen, und eine körperliche Reaktion war daher so ziemlich das letzte, was ich jetzt wollte.

"Nein, lass uns ruhig unsere Routine beibehalten, wir haben uns doch gut eingespielt, oder findest du nicht?"

"Perfekt. Wie ein altes Ehepaar. Bald bringe ich dir dann auch noch deine Pantoffeln und Zeitung und blas dich einmal im Jahr zum Geburtstag."

"Hey!"

"Selber hey! Und jetzt raus aus dem Bett du Schlafmütze, ich hab langsam Schmacht", sprach sie und rollte mich mit einem geschickten Hüftgriff aus dem Bett.

Das war Gott sei Dank niedrig genug, um mir dabei keine blauen Flecken einzuhandeln, außerdem fiel ich mitsamt Bettdecke, also relativ weich. Ich schimpfte noch pro Forma mit ihr, ging dann aber innerlich kichernd rasch ins Bad, um weiteren Attacken von ihr zu entgehen. Sie brauchte im Anschluss tatsächlich etwas länger als gewöhnlich, aber das verräterische Stöhnen war diesmal nicht wahrzunehmen. Ein Mysterium, dass sich ohne direkte Nachfrage nicht lösen ließ, aber mich ja schließlich auch nichts anging.

Das Frühstück verging in froher Erwartung auf das Kommende, während ich ihr Wissen über die kaiserlichen Bäder auffrischte, eine interessante Site mit einem fantastischen Blick auf die Amalfi-Küste. Nachdem sie abgeräumt und abgewaschen hatte, gingen wir zunächst noch einkaufen, denn unsere Vorräte gingen nun langsam doch zur Neige. Wir packten noch unsere Strandsachen zusammen, das heißt bei mir wurde das schwieriger - ich hatte tatsächlich nicht an eine Badehose gedacht.

Ich erinnerte mich aber dunkel an einen kleinen Laden in der Nähe des Strandes, den ich auserkoren hatte, wo man meines Wissens nach auch Badezeug erwerben konnte. Annalena trug ein trägerloses Sommerkleid, das ihre beachtliche Figur noch betonte und sie war vorausschauend genug, dass sie sich schonmal eincremte, was ich ihr dann gleichtat. Arme und Gesicht war bei beiden zwar schon recht gebräunt, aber alles andere war ja noch nicht wirklich der Sonne ausgesetzt gewesen.

Ich half ihr bei ihrem halbfreien Rücken, was mir nicht einmal unangenehm war, was wahrscheinlich vor einer Woche noch ganz anders gewesen wäre. Irgendetwas war aber anders. Von ihr ging etwas Merkwürdiges aus, etwas Lauerndes, ohne dass ich dies näher erklären konnte. Innerlich wappnete ich mich aber vorsichtshalber vor dem nächsten Tiefschlag, wie auch immer der aussehen mochte.

Sie hatte irgendetwas vor, so gut kannte ich sie nun mittlerweile. Irgendein komisches Spiel, um mich vorzuführen. Nur verriet sie mir natürlich weder die Regeln, noch wann der erste Zug erfolgen würde. Und, ganz ehrlich, langsam machte mir die Geschichte auch Spaß.

Zunächst aber war ich vermeintlich auf sicherem Terrain, als wir die Thermen anfuhren, eine weitläufige in den Hügel gehauene Anlage, die leider nicht besonders gut erhalten war, aber dafür weitestgehend zugänglich. Wir parkten vor dem Verwaltungskomplex. Auf dem Gelände war Rauchen verboten, worauf ich Annalena gleich aufmerksam machte. Also setzten wir uns zunächst auf eine Bank davor, tranken Wasser, sie rauchte und wir genossen die fantastische Aussicht.

Baia war keine echte Touristenattraktion, nur wenige Besucher verloren sich auf dem weitläufigen Gelände, was diese Begegnung mit den Hinterlassenschaften der römischen Hochkultur zu einem besonders intimen Erlebnis machte. Es war heiß und man musste schon auf den Weg achten, um nicht zu stolpern.

Annalena setzte sich auf eine Mauer und holte ihre Wasserflasche aus dem kleinen Rucksack, den sie mitgenommen hatte. Ich erklärte ihr gerade einige Details, als mein Blick, wie von einem Magneten angezogen, dem Schwung ihres angezogenen rechten Beins sozusagen bis zum Ursprung folgte.

Mein Redefluss versiegte im selben Moment, mein Herzschlag beschleunigte sich auf ungesunde Werte. Ich schaffte es nicht einmal wegzusehen. Sie trug keine Unterwäsche. Dieses kleine Luder badete in meiner Konsterniertheit, sah mich mit süffisantem Grinsen und schräggelegtem Kopf an und ließ das Bein dann in aller Seelenruhe wieder sinken.

"Sorry, ganz vergessen, ich hab mir vorhin die Mumu frisch rasiert, danach trage ich bei so"nem Wetter natürlich keinen Slip, sonst krieg ich immer ganz schnell Pickel."

Beruhigen konnte mich diese Erklärung selbstverständlich nicht. Aber ich fand keinen Ansatzpunkt auch nur irgendwie zu reagieren. Das hatte sie fein geplant und sauber ausgeführt. Aber warum? Was sollte das alles? Ich verfluchte die sehr vernünftige Regelung, dass auf dem Gelände nicht geraucht werden durfte, denn dieser Moment schrie förmlich nach einer Beruhigungszigarette.

"Tom? Weilst du noch unter uns? Hat dich der Anblick meiner Maus so erschreckt? Hast du Angst vor Mäusen?"

Ich konnte immer noch antworten, aber so langsam überspannte sie den Bogen. Vermutlich auch noch gewollt. Was auch immer ich jetzt vorbringen könnte, diese Runde ging eindeutig an sie. Wobei mir immer noch klar war, was dieses Spiel war.

"Übertreib es nicht", quetschte ich lahm mit rauer Stimme hervor.

"Natürlich nicht", gab sie vergnügt zurück, sprang von der Mauer, drehte mir den Rücken zu und bückte sich dann, um die Wasserflasche in ihrem Rucksack zu verstauen, vervollständigte so mit der Hinteransicht den ungewünschten Panoramablick auf die Niederungen ihres Luxuskörpers. Das war nicht die Aussicht, auf die ich mich so gefreut hatte. Spektakulär war sie dennoch.

Wir zogen weiter, beziehungsweise ich dackelte wie ein angeschlagener Boxer mit Gelee-Knien hinter ihr her. Sie versuchte mich mit gezielten fachlichen Fragen wieder in diese Welt zurückzuholen, aber selbst daran fand ich nun keine echte Freude mehr. Früher als geplant erklärte ich unseren Besuch für beendet und wir gingen zum Parkplatz zurück.

Meine Zigaretten lagen noch im Auto, aber sie wusste selbstverständlich genau, in welchem Zustand ich mich befand und kredenzte mir freundlich eine von ihren, ohne dass ich fragen musste. Mir war richtiggehend schwindlig, so dass ich mich nach kurzem Zögern neben sie auf die Bank setzte.

"Boah, diese Aussicht. Die haben schon gewusst, warum die hier gebaut haben."

Da hatte sie natürlich recht. Das kobalt-blaue Wasser schmiegte sich zärtlich in das sanfte Grün der Bucht, ohne die zahllosen Yachten, die es damals glücklicherweise noch nicht gab, hatte dies wahrscheinlich noch unglaublicher ausgesehen. Wir genossen eine Weile schweigend die Aussicht. Ich seufzte tief.

"Okay, dann lass uns los. Wir sollten langsam auch was essen. Mir ist schon etwas schwummerig", gab ich schließlich das Startsignal.

"Jo, und dann schwimmen."

"Wir müssen mir noch eine Badehose besorgen", gab ich zu bedenken.

"Natürlich. Falls dich das beruhigt, ich werde zumindest auch ein Unterteil anziehen."

"Das beruhigt mich nicht im mindesten."

Hoppla, das hatte fast wütend geklungen. War ich wütend? Ich wusste selbst nicht mehr, was in mir vorging. Sie setzte ein, zwei Mal zu einer Entgegnung an, biss sich dann aber auf die Lippen und schwieg. Ob sie merkte, dass sie zu weit gegangen war?

Als wir dann im Auto saßen kam dann doch die verspätete Rückfrage.

"Bist du sauer?"

"Nein. Nicht wirklich. Oder vielleicht doch ein bisschen. Ich weiß es nicht."

Sie nickte und schwieg. Bis wir an einem Restaurant vorbeikamen, das vielversprechend aussah. Sich dann aber als geschlossen entpuppte. Beim nächsten hatten wir mehr Glück. Ich aß mit Hunger, aber ohne echten Appetit.

Der anschließende Badehosenkauf war dann wieder ein Eisbrecher. Für Damen hatten sie dort etliches, für Herren genau ein Modell. Eine völlig lächerliche übergroße blaue Hose, die bis zu den Knien ging und in erschütternd großen Buchstaben "Italia" mit einer kleinen Flagge auf dem linken Bein hatte. Nachdem wir uns gemeinschaftlich darüber beömmelt hatten, es aber eben keine andere Wahl gab, nutzte ich nach dem Kauf gleich die dort vorhandene Umkleidekabine und zog mir das gute Stück an.

Wie lächerlich ich darin aussah, brauchte mir kein Spiegel zu zeigen. Aber immerhin würde ich das Meer genießen können. Wir fanden den Strand, den ich meinte, auch nicht gerade leer, aber kein Vergleich zu den Menschenmassen an den populären Stränden, die wir auf der Hinfahrt erblickt hatten. Wir breiteten unsere Handtücher aus, und Annalena zog sich schnell und ohne weitere Peinlichkeiten ihr Bikini-Unterteil an, während ich mich abmühte, die durch die darunter angezogene unmögliche Badehose nun zu eng gewordene Hose auszukriegen.

"Soll ich dir helfen? Das sieht schwierig aus."

"Untersteh dich."

Sie sah meinem stillen Kampf mit wachsender Belustigung zu, bis ich es schließlich geschafft hatte. Sie griff in ihren Rucksack und holte das Oberteil ihres Bikinis heraus und ließ es vor meinem Gesicht baumeln.

"Soll ich, muss ich?"

"Mach was du willst."

Sie war beileibe nicht die einzige Schöne, die dort auf Oberbekleidung verzichtete. Befriedigt verstaute sie es wieder, zog sich ihr Kleid aus und setzte sich auf das Handtuch. Dann kramte sie wieder im Rucksack herum und holte das Sonnenöl und eine Sonnenbrille heraus.

"Kannst du bitte meine Rückseite eincremen? Ich mach das dann gerne auch bei dir."

"In Ordnung."

Es gelang mir, den Vorgang so klinisch, schnell und gründlich wie möglich zu gestalten, um jedwede sexuellen Konnotationen im Keim zu ersticken. Das gelang mir bei ihrem Rücken ausgesprochen gut.

"Meine Beine bitte auch", hauchte sie dann aber.

Das war ein anderes Kaliber. Zum einen, weil das Unterteil, das sie sich da angezogen hatte, einen Großteil ihrer wirklich perfekten Bäckchen freiließ, zum anderen, weil ich hier nicht mit Geschwindigkeit operieren konnte. Ich hielt durch, aber ich merkte zum ersten Mal seit Ewigkeiten, dass sich mein Blut nicht in Richtung Kopf, sondern anderswohin bewegte. Tapfer beendete ich mein Werk.

Ihr reziprokes Engagement gab mir dann ja auch schnell Gelegenheit mich auf den Bauch zu legen. Beruhigend war das trotzdem nicht, denn sie hatte keinerlei Ambitionen, mich schnell abzufertigen. Im Gegenteil, sie ließ sich alle Zeit der Welt, in einer Mischung aus Massage und Streicheln, die dazu führte, dass ich nun noch mehr Grund hatte, auf dem Bauch liegen zu bleiben. Zudem fuhr sie danach fort, ihre Vorderseite nach gleichem Muster zu bearbeiten. Der Begriff Tantalusqualen eröffnete sich mir zum ersten Mal in seinem vollen Wortsinn.

"Vergiss deine Vorderseite nicht", erinnerte sie mich mit spöttelnder Fürsorge.

Mein verärgertes Brummen brachte sie gleich noch weiter in Fahrt.

"Oder soll ich..."

"Untersteh dich."

"Dein Verlust. Du sollst dir nur deiner Möglichkeiten bewusst werden. Du bist übrigens total verspannt... die ungewohnte körperliche Arbeit?", fragte sie aufgesetzt mitfühlend.

"Kann schon sein."

"Ich kann dich auch gern mal richtig massieren, natürlich nicht hier."

"Ich glaube, auch da verzichte ich lieber."

"Akzeptiert." Und dann mit seidigem Lächeln: "Für den Moment."

Und ließ mich wieder vom Haken. Für den Moment.

Schließlich konnte ich doch meine Vorderseite eincremen und auch das anschließende Schwimmen war nur dieses, insgeheim hatte ich schon kindisches Planschen oder Schlimmeres befürchtet. Das Wasser war herrlich und versöhnte mich mit Gott und der Welt, Annalena sogar eingeschlossen.

Sie trocknete sich nicht ab, als wir aus dem Wasser kamen, sondern legte sich nass auf den Rücken und setzte ihre Sonnenbrille auf, und überließ dies der Sonne und der leichten Brise, die unsere Körper umschmeichelte. Ich war plötzlich unglaublich ruhig und entspannt, zündete eine Zigarette an, die ich ihr in den Mund steckte und mir dann auch eine.

Nicht einmal ihr fast nackter, ebenmäßiger Körper, der nass und verheißungsvoll im Sonnenlicht glitzerte, beunruhigte mich mehr.

Wir gingen noch ein weiteres Mal ins Wasser. Etwas überrascht nahm ich wahr, dass Annalena danach zunächst mehrfach das Gesicht verzog, dann ihr Handy herauskramte und schließlich "Mist" murmelte.

"Alles in Ordnung?"

"Ich hab Bauchschmerzen. Eigentlich viel zu früh, aber ich krieg wohl meine Tage."

"Könnte es nicht auch das Essen gewesen sein?"

"Nee, dieser Schmerz ist unverwechselbar. Ist kein Problem, ich hab ein Tampon dabei, aber nur eins. Vielleicht sollten wir bald aufbrechen."

Da ich mit diesen Dingen überhaupt nicht Bescheid wusste, ob meiner fehlenden Beziehungserfahrungen, blieb nichts anderes, als ihrer Einschätzung zu vertrauen. Sie machte daraus Gott sei Dank kein öffentliches Spektakel, sondern trocknete sich gründlich ab, zog sich ihr Kleid über und verschwand mit ihrem Rucksack in einem am Strand gelegenen Café, um dort die Toilette zu nutzen. Ich erwartete sie wie abgesprochen im Auto.

Die Rückfahrt verlief recht still. Sie schien beträchtliche Schmerzen zu haben und wollte auch nicht noch irgendwo zum Abendessen einkehren. Nach dem reichhaltigen Mittagessen und der Tatsache, dass wir reichlich Nahrung in der Wohnung hatten, schien das ohnehin überflüssig.

In der Wohnung nahm sie dann ein Schmerzmittel und wir ließen den Abend mit etwas Wein im Garten ausklingen.

6

Am nächsten Morgen schlief sie noch tief und fest, als ich erwachte. Ich sprang unter die Dusche und fand sie nach meiner Rückkehr immer noch schlafend vor. Also kümmerte ich mich ums Frühstück und stellte fest, dass neben dem großen Tablett, welches wir bislang immer für den Transport in den Garten genutzt hatten, auch noch zwei kleinere vorhanden waren, welche aufklappbare Ständer darunter hatten. Ich hörte einige Laute aus dem Wohnzimmer, und tatsächlich räkelte sie sich gerade im Bett, als ich eintrat.

"Morgen. Gut geschlafen? Hast du noch Schmerzen?"

"Moin. Nee, geht so, ist immer nur am ersten Tag recht unangenehm. Wie spät ist es denn?"

"Erst neun Uhr. Was hältst du von Frühstück im Bett? Ich habe alles schon soweit vorbereitet."

"Eh, du bist ja lieb. Ja, toll, gerne, ich spring nur kurz vorher noch aufs Klo."

Etwas blass sah sie doch aus, aber ansonsten war sie beim anschließenden Frühstück ausgesprochen munter. Ich kümmerte mich um den Abwasch, während sie ihre Morgenzigarette rauchte. Sie kam auf ihrem Weg ins Bad an mir vorbei, schlang ihre Arme um meinen Hals und küsste mich kurz auf den Mund.

"Du bist echt ein Schatz, das hat auch noch keiner für mich gemacht. Ich geh dann Duschen."

Es wurde ein ruhiger und beschaulicher Sonntag, den wir größtenteils in dem herrlichen Garten verbrachten. Endlich hatten wir auch Zeit, unsere Anziehsachen in die Schränke zu räumen, bis zu diesem Tag hatte wir sozusagen aus Koffer und Rucksack gelebt.

Wir unterhielten uns zwar viel, hatten aber auch lange Phasen, wo jeder irgendwie nur den eigenen Gedanken nachhing, oder las oder sonst etwas tat. Es war sehr angenehm, dass ich nicht das Gefühl hatte, sie ständig unterhalten zu müssen. Ich dachte öfter daran, sie auf die Ereignisse des vorherigen Tages anzusprechen, die mir selbstverständlich einige Zeit im Kopf herumschwirrten, aber entschied mich dagegen, auch, weil ich nicht wusste, wie.

Wir planten weiterhin bereits das nächste Wochenende, schließlich würden wir ja am Sonntag die Privatführung im neapolitanischen Museum von Massimo bekommen und beschlossen, dort schon am Samstag hinzufahren und dann dort die Nacht zu verbringen. Immerhin hatte die Stadt so einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Auf Paolos Angebot, uns dort herumzuführen, wollten wir allerdings dankend verzichten.

Annalena übernahm es, uns ein Zimmer über Airbnb nahe dem Zentrum von Neapel zu buchen, da sie ebenfalls von früheren Reisen bereits ein Account hatte.

"Fertig. Hier, schau es dir an, sieht doch gut aus, oder? Und echt preiswert."

Sie reichte mir ihren Laptop rüber.

"Ja, prima. Hm. Wieder ein Doppelbett?"

"Ja, genau. Die hatten auch eins mit zwei Betten, wäre dir das lieber gewesen?"

Sie kannte natürlich die Antwort auf die Frage und die war weder "Ja" noch "ist mir egal". Komisch, wie selbstverständlich das alles nach nur einer Woche geworden war.

Am Abend suchten wir dann wieder das Restaurant auf, das uns Giovanni empfohlen hatte, und wo wir an unserem ersten Abend gegessen hatten, zur Feier des Tages sozusagen. Wir hatten Glück, überhaupt noch einen freien Tisch zu bekommen, denn diesmal war es erheblich voller.

Der Kellner erkannte uns offensichtlich wieder, und meinte dann auch, so wunderschöne Frauen vergesse er halt nicht so schnell. Annalena kicherte, als ich ihr das übersetzte.

"Na, aber wo er Recht hat, hat er Recht", fügte ich gedankenlos hinzu.

"Oh, also gefalle ich dir auch? Und nicht nur mein formschöner Busen?"

"Das wirst du mir auch noch bis zum Ende unseres Trips aufs Brot schmieren, hm?"

"Und hoffentlich darüber hinaus. Ich nehme die Seezunge", schloss sie an, da der Kellner ja letztlich nicht grundlos an unserem Tisch weilte. "Und sag ihm danke fürs Kompliment."

Das tat ich und schloss mich ihrer Wahl an.

"Also?"

"Also was?"

"Dir gefällt auch der Rest? Gesehen hast du ja schließlich mittlerweile alles."

"Du bist unmöglich. Und das habe ich schließlich ja auch schon zugegeben."

Sie zog theatralisch einen Schmollmund und versetzte dann: "Aber nicht richtig."

"Was willst du hören? Du bist eine junge, bildhübsche Frau, mit einem atemberaubenden Körper und einer... hm... Ausstrahlung, die dich irgendwann nochmal richtig in Schwierigkeiten bringen wird."

"Schon besser. Schwierigkeiten? Meinst du mit dir?"

Ich rollte demonstrativ mit den Augen.

"Im Augenblick steigt da hauptsächlich die Gefahr, dass ich irgendwann zu dem Schluss komme, dass ich dir deinen kleinen Hintern versohlen müsste."

"Oh Tom... sowas... du kannst mich doch hier im Restaurant nicht so geil machen! Ich steh da nämlich voll drauf", konterte sie kokett wie ein Schulmädchen.

Ich seufzte emphatisch. Bei diesen Wortgefechten würde ich wohl immer den Kürzeren ziehen. Kopfschüttelnd fragte ich mich jedoch insgeheim, ob das nur ein Spruch war, oder wirklich eine Neigung von ihr.

"Und du?", unterbrach sie meine geheimen Gedanken.

"Ich? Was meinst du?"

"Worauf stehst du so? Außer kleinen geilen Mädchen den Hintern zu versohlen, meine ich."

"Hey! Ich glaube nicht, dass dich das was angeht."

"Oh doch, das finde ich sehr wohl. Aber... warte nochmal einen Augenblick... ich muss mich erstmal neu verstöpseln. Wo war denn hier das Klo?"

Das wusste ich allerdings auch nicht, aber nach kurzer Rundumsicht fanden wir beide gleichzeitig die gesuchten Wegweiser dorthin. Für die Atempause war ich dankbar, zumal mich diese Frage wieder einmal völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Vorlieben hatte ich aufgrund meines eher bescheidenen Erfahrungsschatzes eigentlich nie entwickeln können. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass ihre da deutlich reichhaltiger waren.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich ihre Rückkehr gar nicht mitbekam.

"So. Jetzt kannste gerne aus dem Nähkästchen plaudern."

"Und wenn ich das nicht will?"

"Blöde Frage. Natürlich willst du."

So sicher war ich da nicht, aber es ließ sich ja auf eine kurze Peinlichkeit durch maximale Ehrlichkeit beschränken.

"Nun, bevor du mich den ganzen Abend damit quälst... ich habe keine besonderen Vorlieben. Auch keine reichhaltigen Erfahrungen. Zufrieden?"

Der Kellner brachte derweil den bestellten Wein und gab bedauernd bekannt, dass es mit dem Essen noch etwas dauern könnte, weil so viel los war.

"Warst du nicht mal verheiratet, oder so?"

"Nein. Ich hatte nicht einmal eine längere Beziehung, habe nie mit einer Frau zusammengelebt."

"Und warum nicht? Unerfüllte große Liebe? Etwa Giselle?"

Ich schüttelte langsam den Kopf.

"Ehrlich gesagt, ich weiß nicht warum. Es hat sich halt nie ergeben. Ich bin ja auch nicht gerade attraktiv. Halt ein Zwieback."

Das hätte ich wohl nicht sagen sollen, denn sie prustete ihren gerade genossenen Wein in kleinen Fontänen über ihren Teil des Tischs. Kichernd beseitigte sie schnell mit ihrer Serviette die Spuren, während ich ihr auf Nachfrage meine Definition des Zwiebacks herunterbetete.

"Quatschkopp, was hast du bloß für ein queres Selbstbild. Krümel im Bett... Ich bin sicher nicht die einzige, die dich nicht von der Bettkante stoßen würde."

"Aber die einzige, die das auch tatsächlich schon getan hat", erinnerte ich sie an ihre samstägliche Attacke.

"Ach so, hihi, stimmt ja. 1 zu 0 für dich."

Naja, in Wahrheit waren wir wahrscheinlich eher bei 1 zu 11. Aber es tat meinem Selbstbewusstsein durchaus gut, auch, dass sie gerade zugegeben hatte, dass sie mich sehr wohl attraktiv fand. Es ging runter wie das erstklassige Öl, dass ich mir gerade auf das Brot träufelte, welches der Kellner mit dem Wein zusammen bei uns abgeladen hatte.

"Wie ist das mit Giselle passiert? Oder möchtest du nicht darüber reden?"

Komischerweise war das Gegenteil der Fall.

"Nun... es war bei einem Dig in Kroatien. Da haben wir nicht so nobel gewohnt, sondern gezeltet. Wir sind uns halt nähergekommen und nach zu viel Wein und Sonne ist sie in meinem Zelt geblieben und wir haben... uns... geliebt."

"Geliebt...", wiederholte sie gedehnt. "Du meinst, ihr wart wirklich ineinander verliebt, oder ist das nur ein antiquierter Euphemismus für..."

"Gebumst, gevögelt, gefickt, gerammelt wie die Hasen, das willst du doch wohl hören, oder?", brach es aus mir hervor, peinlicherweise auch noch in einiger Lautstärke. Den Blicken manch anderer Gäste nach zu urteilen, sprachen hier einige Deutsch.

"Plonk", gab sie unverständlicherweise mit perfektem Pokerface zurück.

"Was?"

"Das war der Sound des Stocks, der gerade aus deinem Arsch gerutscht ist. Wurde aber auch Zeit."

Mehr als lahm den Kopf zu schütteln, brachte ich als Antwort darauf nicht zustande. Trotzdem erzählte ich weiter.

"Und nein, verliebt waren wir wohl noch nicht... es war drei Tage, bevor wir heimgereist sind, sonst hätte das durchaus passieren können, zumindest bei mir. Sie war ja damals schon verheiratet, glücklich verheiratet zu allem Überfluss, dem Vernehmen nach."

"Verstehe. Und... wie ist das jetzt? Fühlst du dich immer noch von ihr angezogen?"

"Das habe ich dir doch eigentlich schon gesagt. Wir sind Freunde, sie ist verheiratet und mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

"Gut."

Endlich kam unser Essen und das Gespräch endete zunächst. Irgendwie fand ich aber, dass auch ich mal etwas über sie erfahren sollte. Ich zügelte meine Neugier bis zum hausgemachten Tiramisu.

"Und warum hast du keinen Freund? An Angeboten mangelt es dir doch wohl mit Sicherheit nicht."

"Stimmt. Boah, ist das geil, so was kriegt man in Deutschland nicht", kommentierte sie ablenkend den süßen Genuss. Wobei sie dabei den Löffel in einer Art abschleckte, die Tote zum Leben hätte erwecken können.

"Warum... ich bin sehr wählerisch. Also, was potentielle Beziehungspartner angeht. Wenn's nur um Ficken geht, habe ich da nicht so viele Filter."

Das glaubte ich unbesehen.

"Ich war drei Jahre mit einem Mann zusammen, Jan... der war allerdings auch verheiratet, was mich aber nicht daran gehindert hat, ihm völlig zu verfallen. Er war die absolute Granate im Bett, und hat mir immer das Gefühl gegeben, mich wirklich zu lieben."

Ihr bildschönes Gesicht verdunkelte sich zusehends.

"Ich war ja auch noch eine junge, dumme Göre. Meine Muschi hat er geliebt, mehr nicht. Naja, bis auf meinen Mund und mein Arschloch natürlich. Dass er selbst ein solches war, habe ich einfach nicht sehen wollen oder können. Seine Frau hat es dann irgendwann aber doch gemerkt, obwohl wir extrem vorsichtig waren. Hat ihn vor die Wahl gestellt und rate mal, wie er sich entschieden hat?"

"Das... das tut mir leid."

"Muss es aber nicht. Schließlich hat es dazu geführt, dass ich erwachsen wurde. Und mich nicht mehr verarschen lasse. Ich weiß, was ich will und mache nie wieder faule Kompromisse."

"Das ist vermutlich die richtige Einstellung."

"Eben. So, wollen wir zahlen? Es wird langsam spät, morgen geht es schließlich wieder mitten in der Nacht aus dem Bett."

"Ja. Ehm... wirst du bei deiner Arbeit irgendwie behindert sein? Ich meine, wegen deiner gesundheitlichen Situation."

"Meiner was? Ach so, weil ich meine Tage habe? Quatsch. Du weißt wirklich so gut wie nichts über Frauen, oder? Erfrischend, weil sonst bin ich immer nur an Kerle geraten, die meinen alles über uns zu wissen."

Es gelang mir tatsächlich, den immer noch reichlich beschäftigten Kellner heranzuwinken und schon wenige Minuten später waren wir auf dem Heimweg. Ich hatte sicher ein erhebliches Informationsmanko, und auch in diesem Moment noch eine ganze Reihe Fragen, die mir im Kopf herumspukten, aber wir hatten ja noch so viel gemeinsame Zeit vor uns.

Die Abendroutine lief wie gewohnt ab. Das änderte sich erst, als wir im Bett lagen. Diesmal rückte sie an mich heran und legte ihren Kopf auf meine Brust. "Halt mich ganz fest", hauchte sie. Ich schlang meinen Arm um sie und streichelte kurz ihr Haar. Wir lagen so bestimmt für zehn Minuten, schweigend, in überwältigender Ruhe und Vertrautheit, bevor sie mich noch einmal kurz auf die Wange küsste und sich dann mit einem Gute-Nacht-Gruß wegdrehte.

7

Die folgende Arbeitswoche war anstrengend, aber nichtsdestotrotz elektrisierend. Lenny machte nun ernst mit dem Italienischlernen, auf jeder Hin- und Rückfahrt musste ich sie mit Vokabeln und Phrasen versorgen, zudem hatte sie sich wohl irgendeine Lern-App für ihr Handy runtergeladen, mit der sie auch in Pausen manchmal beschäftigt war. Oft und gerade, wenn sie mal wieder von den weiterhin hartnäckigen französischen Studenten umlagert wurde, wie Giselle und ich mit einer gewissen Befriedigung beobachteten.

Die Arbeiten schritten zügig voran und ich schaffte es in dieser Woche ihr andere Highlights, wie die Villa der Mysterien und natürlich auch die Forumstherme zu zeigen. Es war bereits Freitagmittag als wir dort eintrafen.

"Echt abgefahren. Und das waren sowas wie Umkleiden? Ich stell mir gerade vor, wie das wäre, wenn man bei uns im Schwimmbad oder vor der Sauna Pornos an den Wänden hätte. Da würden die meisten doch die Umkleide nie verlassen."

"Die Idee war nach herrschender Meinung eben genau den gegenteiligen Effekt zu erzielen. Was du hier zum Beispiel dargestellt siehst... also orale Stimulation... war verpönt."

"Was meinst du?"

"Nun, Penetration in allen Spielarten, sei dies nun einer Frau oder eines Mannes... mit Homosexualität gingen die Römer deutlich lockerer um... war in Ordnung, Oralsex hingegen ... keine anständige römische Frau hätte sich dazu herabgelassen, dafür waren dann Sklavinnen oder Prostituierte da. Das gleich gilt für Cunnilingus."

"Du meinst, nicht einmal ein Ehemann hat seinem Frauchen die Muschi geleckt? Boah. Dann wäre das wohl doch nicht meine Zeit gewesen, darauf würde ich nicht verzichten wollen."

"Nun... es gab ja auch männliche Sklaven und auch Sex unter Frauen war keine Seltenheit, nur für Männer war das ein absolutes No-Go. Aber insgesamt waren die Römer alles andere als prüde, auch was die Darstellung von Sexualität oder Geschlechtsteilen und so weiter anging. Vieles, was hier ausgegraben wurde, wurde sofort auf Druck der Kirche entfernt - die haben sogar perfekt erhaltenen Statuen die männlichen Attribute entfernt. Ein unvorstellbarer Frevel. Einige unserer frühen Kollegen haben diese dann aber vor der vollständigen Zerstörung gerettet. Manch einer hat sie auf dem schwarzen Markt verscherbelt, andere haben letztlich den Weg ins neapolitanische Museum geschafft."

"Echt, da gibt es noch mehr zu sehen? Na, da bin ich gespannt."

"Nicht für die Öffentlichkeit. Es gibt nur wenige Exponate mit erotischem Charakter. Es gibt allerdings einen Raum, wo all diese Sachen gelagert werden."

"Den uns Massimo hoffentlich zeigen wird?"

"Oh. Ich vermute mal, das wird nicht unbedingt auf seiner Agenda stehen", versuchte ich, ihre Begeisterung vorsorglich zu dämpfen.

"Und wenn wir ihn drum bitten?"

"Nun...", setzte ich mit tiefem Seufzer an. "Das würde natürlich an mir hängen bleiben, nicht wahr? Aber eine völlig nachvollziehbare Nachfrage, immerhin kriegen wir ja eine Führung um die Sachen zu sehen, die sonst nicht zu sehen sind. Okay, ich mach's. Ich rufe ihn nachher an."

"Du bist ein Schatz."

Prompt fiel sie mir um den Hals und küsste mich schnell.

"Was ist?", fragte sie, als sie merkte, wie ich mich versteifte.

"Wir sollten hier auf dem Gelände etwas vorsichtig sein..."

"Wegen Giselle? Die ist doch gerade kilometerweit entfernt."

Da hatte sie natürlich Recht.

"Und weil ich dir aus Dankbarkeit um den Hals falle? Ist das nicht etwas übertrieben paranoid?"

Auch das stimmte vermutlich. Es war ja nicht so, dass wir versuchten mussten, eine Affäre zu verheimlichen. Die hatten wir schließlich nicht. Oder noch nicht? Mehr als das leichte Kuscheln am Sonntag und ihr stetes Hämmern an meiner Kruste war ja nicht passiert.

Worum sorgte ich mich eigentlich, selbst wenn jemand aus den anderen Gruppen bemerkte, dass wir vertrauter miteinander umgingen, als das gewöhnlich zwischen Lehrkörper und Studenten der Fall war, war das schon ein Eklat, ein Skandal?

Wir waren schon längst wieder auf den staubigen, touristenverseuchten Hauptweg zurückgekehrt. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich nicht nur mir, sondern auch ihr die Antworten schuldig geblieben war. Ihre Exuberanz war verschwunden, sie wirkte plötzlich bedrückt. Das war vermutlich der Auslöser. Alle Gedanken waren plötzlich aus meinem Geist wie weggewischt.

Ich blieb stehen, griff ihre Hand, zog sie langsam zu mir heran und küsste sie, zärtlich, vorsichtig, doch mit wachsender Selbstverständlichkeit und immer größer werdender Intensität. Ich kann nicht einmal sagen, wie lange wir dort noch engumschlungen standen, als sich unsere Lippen zögerlich voneinander lösten. Zeit und Raum verloren kurzzeitig jedwede Bedeutung. Ich strich ihr noch sanft über ihr gerötetes Gesicht und räusperte mich mühsam.

"Wir sollten wohl... langsam zurück."

"Okay."

Ihre Stimme klang ebenfalls seltsam belegt. Ich hielt weiterhin ihre rechte Hand in meiner Linken, als wir uns auf den Weg machten. Erst kurz vor dem Tor zum Ausgrabungsgelände löste sie sich von mir, nestelte in ihrem Rucksack und holte ihre Zigaretten heraus. Dankbar nahm ich die angebotene Zigarette an. Wir zitterten beide etwas, als sie mir Feuer gab.

Was ich in diesem Moment fühlte, ist schwer zu beschreiben. Eine eigenartige Leichtigkeit, Zufriedenheit, Ruhe, Erleichterung gar, dass wir einfach nur einen kleinen Schritt weiter gegangen waren. Auf einem vorgezeichneten Weg? Zumindest in diesem Moment fühlte es sich so an. Die Gewissheit, dass sie genau so und nicht anders fühlte. Aber auch, dass jedes Wort diesen perfekten Moment nur zerstören konnte.

Michal kam uns mit zwei seiner Studenten entgegen, er hatte uns wohl schon vergeblich gesucht. Ich gab mir Mühe, seine Fragen zu meinen Aufzeichnungen, die ich am Morgen überlassen hatte, so konzentriert wie möglich zu beantworten, ertappte mich aber dabei, wie ich immer wieder zu Lenny hinübersah, die sich bei den drei Brüdern eingefunden hatte und gleich wieder zu wühlen begann.

Ich war unsagbar froh, als ich mich wieder in ihre Nähe begeben konnte und wir nach einer Stunde weiterer Vorbereitung dann noch gemeinsam ein paar Schichtproben zogen. Am Abend war nicht nur die Gras- und Humusschicht in Parzelle I vollständig abgetragen, wir hatten für den folgenden Montag somit auch alle Vorbereitungen abgeschlossen, zur ersten angenommenen Außenmauer vorzustoßen.

Während Annalena als letzte Tätigkeit des Tages unser Werkzeug in der Garage säuberte und einsortierte, rief ich wie versprochen Massimo an. Ich trug ihm unser Ansinnen vor, ohne lange um den heißen Brei herumzureden und er war sofort einverstanden, meinte dabei, dass er eigentlich vorher fragen wollte, ob wir an diesen Stücken auch Interesse hätten, es irgendwie aber vergessen hatte.

Ich verabschiedete mich noch von Giselle, die mit ihrer Gruppe ebenfalls gerade Feierabend gemacht hatte, ohne ihr davon zu berichten und wollte einfach nur und so schnell wie möglich mit Lenny allein sein. Erleichtert grinsten wir uns mit Verschwörer-Miene an, als wir die Autotüren schlossen und losfahren konnten.

"Massimo ist einverstanden. Er wollte das selbst auch vorschlagen."

"Supi. Ich würd dich ja nochmal umarmen, aber dann fahren wir wohl in den Graben."

"Absolut. Ich werde ohnehin erhebliche Mühe haben, die notwendige Konzentration für den Verkehr aufzubringen."

"Ach? Wie kommt das denn?"

"Sehr witzig. Und? Jetzt wieder Italienisch?"

"Möglicherweise fehlt auch mir die notwendige Konzentration."

"Ach? Wie kommt das denn?"

"Auch nicht witziger. Ich bin völlig erschöpft. Weißt du, wie schwer das war, nicht die ganzen letzten Stunden debil zu grinsen?"

"Ich habe eine vage Vorstellung."

"Und wie stellst du dir den Rest des Abends vor?"

"Wenn du so erschöpft bist... vielleicht eine Pizza, ein bisschen Wein und hemmungsloses debiles Grinsen in unserem kleinen Reich?"

"Das klingt traumhaft. Ich hätte da noch die eine oder andere Ergänzung im Sinn. Die würden allerdings davon abhängen, wie erschöpft du bist."

"Oh... du meinst..."

"Und wie ich das meine. Uns lieben. Bumsen. Ficken. Vögeln. Rammeln wie die Hasen."

Ich biss mir auf die Lippe. Es wurde noch schwerer, mich auf den Verkehr zu konzentrieren.

"Oder geht dir das zu schnell?", versuchte sie eine Erklärung für mein ihr wohl unverständliches Schweigen zu eruieren.

"Er war voll die Granate im Bett", hallte es derweil durch mein Gedächtnis. Und mein letztes Erlebnis mit einer Prostituierten. Genauer gesagt, das letzte Fiasko mit einer Prostituierten. Mir wurde heiß und kalt und gleichzeitig bewusst, dass ich schon wieder zu lange schwieg.

"Ehm... nein. Meinem Kopf jedenfalls nicht. Ob mein Körper mitspielt...", presste ich deshalb schnell hervor.

"Was meinst du?"

Ich seufzte tief. Nein, jetzt gab es kein Zurück mehr, nur die Flucht nach vorn und vollkommene und vollständige Ehrlichkeit.

"Nun... ganz ehrlich... meine letzte sexuelle Erfahrung... welche auch schon fast zehn Jahre zurückliegt, war ein Fiasko. Ich... wie soll ich sagen... hab mich sozusagen in Ermangelung anderer Möglichkeiten... nun... professioneller Dienste bedient..."

Ein rascher Seitenblick zeigte mir, dass sie ihr Entgegnungen auf der Zunge lagen, sie diese aber zurückhielt, um mich nicht aus dem Konzept zu bringen.

"Sorry, es ist nicht leicht für mich das zuzugeben. Also, ich habe mir ein Callgirl in die Wohnung bestellt, weil ich einsam war und glaubte, auch mal wieder Sex zu brauchen. Sie war durchaus ansehnlich, einfühlsam, routiniert und gab sich wirklich alle Mühe, aber... trotz aller Aufregung, oder vielleicht gerade deshalb, hat es... nicht... funktioniert."

"Ich versteh schon. Du hast ihn nicht hochgekriegt und hast jetzt Angst, dass dir das mit mir auch passieren kann."

"Exakt. Die Tatsache, dass du trotz deiner jungen Jahre deutlich mehr Erfahrung hast... und was du über die Fertigkeiten deines letzten Lovers erzählt hast... wirkt nicht unbedingt beruhigend, wenn du verstehst was ich meine."

"Ach so, du fühlst deshalb noch zusätzlich unter Druck gesetzt."

Ich nickte zustimmend. Sie spielte nachdenklich mit einer Haarsträhne. "Gut. Erstens: Danke, dass du so ehrlich bist, das war sicher wieder ein Sprung ins kalte Wasser für dich. Zweitens: Vertrau mir! Es gibt keinen Druck, kein Zeit-Limit, keinen Plan, den wir abarbeiten müssen. Drittens: Ich bin zwar kein Profi, aber ich habe volles Vertrauen in meine eigenen Talente und Fähigkeiten. Viertens: Das ist kein Wettbewerb, was ich mit anderen erlebt habe, spielt überhaupt keine Rolle. Es geht nur darum, was wir beide zusammen erleben können und werden. Fünftens: Ist das ja nicht nur auf Ficken beschränkt. Ich hab dir schon gesagt, dass ich ohne die bei den Römern verpönten Leckereien nicht so unbedingt zufrieden wäre... Das hat auch einen Grund: Ich komme nur alle Jubeljahre beim Vögeln oder Arschficken. Also wirst du schon Hand anlegen müssen, oder, besser, mich mit der Zunge verwöhnen. Nur so komme ich wirklich auf meine Kosten."

"Oh..."

Das hatte ich allerdings auch erst einmal probiert, aber bevor ich dies zugeben konnte, fuhr sie schon fort.

"Wo wir aber gerade so offen sind: Ich weiß, dass wir Archäologen das eigentlich nicht dürfen, aber wenn ich heute Nacht oder später einen schönen harten Phallus ausgrabe, darf ich ihn dann behalten?"

Ich bekam einen gefährlichen Lachanfall, der mir Tränen in die Augen trieb.

"Ja, den darfst du behalten."

"Nur, dass wir uns richtig verstehen: Für immer?"

Erst in diesem Moment verstand ich sie richtig, verstand ich alles, was bisher geschehen war. Das war in diesem Augenblick so überwältigend, dass ich sicherheitshalber rechts ranfuhr und den Motor ausmachte. Ich starrte sie ungläubig an. All ihre Souveränität war dahin, sie sah mich scheu und ängstlich an, als fürchte sie sich vor meiner Antwort.

"Du... du willst mit mir... zusammen sein? Richtig... als ein Paar?"

"Ja."

"Du... bist... in mich verliebt?"

Langsam kehrte ihre Selbstsicherheit und Spottlust zurück.

"Blitzmerker."

Mein Kopf schwamm in einem Meer von Chaos und Glück, mein Herz schlug hart und schnell.

"In einen alten Zwieback wie mich?"

"Ja, verdammter Idiot, in dich."

Auch bei ihr schienen sich die Emotionen zu überschlagen, sie brach in Tränen aus. Ich scheiterte zunächst in bester Slapstick-Manier am Sicherheitsgurt und dann mehrfach an dessen Öffnungsmechanismus, bevor ich diesen lösen und sie umarmen und küssen konnte. Ihr Weinen war ansteckend, auch mir liefen die Tränen in Strömen über mein Gesicht.

Als die Tränen versiegten und wir so halbwegs wieder auf den Planeten Erde zurückgekehrt waren, wuchs die Dringlichkeit, endlich von der Straße weg und in unser Refugium zu gelangen. Myriaden von Fragen und zusammenhanglosen Gedanken blähten sich in meinem Kopf auf wie Seifenblasen, um dann zu zerplatzen, bevor sie mich wirklich tangieren konnten.

Ich war so außer mir vor Glück, ich hätte am liebsten die Fensterscheibe heruntergedreht und es herausgeschrien, der Welt bekannt gegeben, wie ich es in irgendeinem Film mal gesehen hatte, der mir partout nicht einfallen wollte, aber das passte irgendwie so gar nicht zu mir.

Alles dauerte zu lange, der Verkehr war zu dicht, die Pizza nicht schnell genug fertig und sie flog ohnehin erst einmal achtlos auf den Boden, während wir uns hitzig küssend auf unser Bett warfen, uns aneinander klammerten wie Ertrinkende. Erst nach langen Minuten kamen wir halbwegs wieder zu uns und bemerkten, dass wir nicht einmal unsere Wohnungstür geschlossen hatten.

"Ehm... wir sollten die Tür zu machen und die Pizza essen, solange sie noch warm ist", äußerte ich meinen ersten nennenswert sinnvollen Gedanken.

"Ja sollten wir. Hast du Hunger?"

"Nein, du?"

"Doch, nach dir."

Und weiter ging das muntere Ringen, fielen wir wieder übereinander her, zerrten und zogen bereits an unserer Oberbekleidung, die ihren materiellen Widerstand mit völliger Zerstörung bezahlen musste. Schon spürte ich ihre geübten Hände an meinem Gürtel, glitten ihre Hände in Antizipation des kommenden zunächst noch einmal kurz über der Kleidung über das Objekt ihrer Begierde, bevor sie sich daran machte, es vollständig zu befreien.

"Heureka!", vermeldete sie in der für die Lokation falschen Sprache, aber nichtsdestotrotz korrektem Sinn, nahm von ihrer begehrten Antiquität umgehend mit beiden Händen Besitz, welche allen Bedenken und Ängsten zum Trotz in ihren kundigen Fingern in kürzester Zeit die Härte von feinstem Marmor erreichte.

Jetzt gab es für sie kein Halten mehr, sie zerrte sich ihre eigene Hose herunter, kickte ihre Turnschuhe durch den Raum, damit sie sich völlig davon befreien konnte, hetzte wie ein Irrwisch zu Tür, die sich mit lauten Knall schloss, bevor sie zum Bett zurückkehrte und auch bei mir ihr Entkleidungswerk vollendete. Dann war sie über mir, schob ihr Höschen zur Seite und Augenblicke später waren wir endlich vereint.

Fassungslos erlebte ich, wie sie mit einem Gesichtsausdruck absoluter Verzückung diesem Moment hingab, um sich dann zunächst exquisit langsam und betont auf und ab zu bewegen. Ihre Hände umfassten mein Gesicht, sie beugte sich zu mir herab und küsste mich fahrig, dann leidenschaftlich, während ihr Becken schneller und schneller schwang.

Verblüfft bemerkte ich, dass die lustvollen Laute, die nun den Raum erfüllten, nur zum Teil von ihr und größtenteils von mir stammten, entzog sich mein Körper jeglicher Kontrolle und Vorhersehbarkeit, krallten sich meine Hände in den Rücken dieser überirdisch schönen Frau, die begann mich wie ein Dämon zu reiten, steigerte sich das unfassbare Erleben noch weiter, als sie sich aufrichtete, mit den Händen abstützte und mich mit brutaler und nicht ganz schmerzfreier Zielstrebigkeit zum Höhepunkt trieb, ich mein Verströmen in ihren Schoß mit einem letzten animalisch anmutenden Laut verkündete.

Zur menschlichen Sprache fand ich erst Minuten später zurück. Sie lag noch immer auf mir, mein Glied, obzwar längst erschlafft, noch immer in ihr.

"Möchtest du... soll ich dich jetzt..."

Ihr eben noch entspannt an meiner Schulter ruhender Kopf zuckte nach oben.

"Mich lecken? Oh bitte, ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja."

Mit einer blitzartigen Bewegung rollte sie sich von mir herunter, zog ihr Höschen herunter, beseitigte damit noch schnell bereits ausgelaufene Reste meiner Infusion und bot mir dann ihr blankes und dadurch für mich ungewohnt kindlich wirkendendes Geschlecht nach kurzem Austarieren einer möglichst bequemen Position für kommende Attraktionen dar.

Atemlos verharrte ich einen Moment vor der Schönheit ihrer perfekt symmetrischen und an kleine Schmetterlingsflügel erinnernden Schamlippen, bevor ich meine Zunge auf die gewünschte Reise schickte.

Sie entließ sich aufbäumend ihren Atem, ihre Hände wühlten unablässig in meinen Haaren. Ihr leises Stöhnen ermutigte mich, gab mir die Sicherheit, dass ich an der richtigen Stelle angelangt war und nun tanzte meine Zunge wie von selbst, langsam, stetig, fasziniert von ihrer samtenen Weiche, ein stummer Dialog von sich immer besser verstehenden Fremden.

Lenny stöhnte lauter, was ich zum Anlass nahm den Druck auf ihren nun deutlich fühlbaren Schwellkörper zu erhöhen, schneller zu werden, angestachelt von ihrem sich wiederholenden Zucken und Heben ihres Beckens, dem Verkrallen ihrer Hände in meinem Haar. Mehr und mehr geriet ihr ganzer Körper in Bewegung, wand sie sich, hatte längst den Kopf nach hinten gebogen, drang aus ihrem leicht geöffneten Mund abwechselnd Stöhnen und Wimmern.

Ich spürte, dass sie jetzt keine Steigerung mehr brauchte, dass es nur noch eine Frage des Weitermachens war, bis alles von selbst geschah, hörte, wie sie immer öfter den Atem anhielt, spürte wie sich Muskeln verkrampften und lösten, ihr Becken sich ein letztes Mal anhob, bevor sie sich mit einem urigen Laut explodierte. Ich wollte meinen Kopf anheben, aber sie drückte ihn sofort zurück.

"Bleib da bitte. Nichts mehr tun, nur da bleiben", hörte ich sie mit immer noch schwerem Atem. Ihr Körper zitterte leicht und beruhigte sich nur langsam. Nach kurzer Zeit gab sie dann doch meinen Kopf frei.

"Komm zu mir, halt mich fest."

Sie drehte sich auf die Seite, so dass mir nur blieb, die von ihr wohl gewünschte Löffelchen-Stellung einzunehmen, meinen linken Arm um sie zu schlingen und in den Duft ihres Haares einzutauchen. Ich fühlte ihr Herz unter meinem Arm pochen, und erst jetzt, dass wir beide völlig verschwitzt waren. Und verliebt. Nach ihrem Geständnis folgte nun erst jetzt meines an mich selbst. Ich war wirklich und wahrhaftig in sie verliebt.

"Eine rauchen?"

Verblüfft stellte ich fest, dass es schon dunkler im Zimmer geworden war. Ich musste wohl etwas eingenickt gewesen sein.

"Oh ja. Hab ich geschlafen?"

"Sicher. Ich aber auch."

Sie setzte sich langsam auf. Sie lächelte glücklich und strich zärtlich über meine Brust, dann wanderte ihre Hand langsam tiefer und tiefer, bis sie am Ziel ihrer Wünsche angekommen war.

"Schöner Schwanz", meinte sie. "Und ab heute und für immer meiner."

"Ehm... wenn du... oh... so weitermachst... wird das... mmmh... nichts mit der Zigarette."

"Stimmt... und ich hatte mich schon auf eine echte Herausforderung eingestellt."

Ihre Massage stellte sie trotzdem nicht ein.

"Oh... so... krieg ich... oh mein Gott... keine Hose an."

"Du Armer... ach komm, das haben wir gleich."

Sprachs und ersetzte ihre Hand durch ihren Mund.

"Oh... Lenny... was machst... oh mein Gott."

"Mmmh, du schmeckst nach mir, nach uns", gab sie noch bekannt, dann widmete sich wieder ihrer Aufgabe, saugte, züngelte und leckte an meinem besten Stück, dass mir Hören und Sehen verging. Ihre rechte Hand umfasste zunächst kurz meinen Hodensack, dann umklammerte sie damit meinen Schaft, unterstützte mit vielleicht fünf, sechs Schwüngen ihre Saugbewegung und dann explodierte ich auch schon in ihren Mund.

Sie zeigte das Ergebnis ihrer wirklich kurzen Mühen noch auf der Zunge, dann schluckte sie es genießerisch herunter. Erneut stülpte sie ihre Lippen auf meine Eichel und saugte und drückte die letzten Tropfen heraus.

Ich war völlig fassungslos. Von ihrem Anfassen bis zum Höhepunkt waren gefühlt keine drei Minuten vergangen. So schnell hatte ich das nicht mal als masturbierender Jugendlicher selbst hinbekommen.

"So, siehste, jetzt kriegst du auch wieder ne Hose drüber. Dann können wir ja rauchen gehen. Jetzt habe ich aber doch Hunger. Das war zwar lecker, aber nicht unbedingt sättigend."

"War das... ein weiteres deiner besonderen Talente?", fragte ich immer noch in ergriffener Bewunderung.

"Eines von vielen. Du hast ja nicht die mindeste Ahnung, was dir noch alles bevorsteht. Oh, das ist hin", kommentierte sie das zerrissene T-Shirt und holte sich ein frisches aus dem Schrank. Mehr zog sie nicht an. Auch ich zog nur die Hose über und folgte ihr nach draußen.

Es musste wirklich schon recht spät sein, vielleicht zehn Uhr, aber es war immer noch herrlich warm. Die Sonne war bereits untergegangen. Sie setzte sich nicht auf ihren Stuhl, sondern auf meinen Schoß, zündete eine Zigarette an, und steckte sie mir in den Mund.

Aus einem geöffneten Fenster der angrenzenden Häuser erklang leise Musik.

"Ich freu mich auf morgen", durchbrach sie die wohlige Stille.

"Und ich freue mich auf jeden Tag mit dir. Ich kann immer noch nicht fassen, dass du mit mir zusammen sein willst. Das ist alles... so surreal. Sorry, das klingt falsch und quer. Ich hab noch nie so etwas gefühlt, wie jetzt gerade für dich und würde dir so gerne sagen, wie unwahrscheinlich, unglaublich und wahnsinnig glücklich im Moment bin, aber ich finde nicht einmal Worte dafür..."

"Hm, und das nur, weil ich dir einen geblasen habe?"

"Ja, mach dich nur über den alten Knacker lustig, dem du so erfolgreich den Kopf verdreht hast. Das war doch von Anfang an dein Plan, oder?"

"Natürlich. Was hast du denn gedacht? Dass ich mich damit abfinde, dich aus der Ferne anzuschmachten?"

"Was meinst du, du bist also schon länger in mich verliebt?"

"Das kann ich gar nicht genau sagen, du hast mich selbstverständlich schon länger interessiert, aber vorher warst du einfach mein Lieblingsprof, der so herrlich unnahbar und irgendwie rein wirkte. So ganz anders, als die Männer, die ich kannte. Ich glaube, in der normalen Uni-Situation wäre ich aber nie auf die Idee gekommen, mich dir irgendwie zu nähern. Du hast mich ja auch nie anders gesehen, als eine von vielen Studentinnen, oder?"

"Nicht ganz, schon als eine ganz besondere."

"Danke. Aber als du mich dann mit für die Gruppe ausgewählt hast, da hab ich schon angefangen, ein wenig in diese Richtung zu träumen, weißt du?"

Sie drückte ihre Zigarette aus und strich mir zärtlich über mein Haar.

"Und dann komme ich zu unserem Besprechungstermin in dein Büro und erlebe mit, wie deine Welt untergeht. Ich kann das nicht genau erklären... aber ich habe in diesem Moment gewusst, dass du mich brauchst und ich dich. Und dann... au scheiße, verfickte Mücken."

"Ja, lass uns schnell wieder rein. Aber erzähl bitte weiter."

Wir flohen zurück in das Zimmer, das nach Sex und Schweiß roch, setzten uns auf das Sofa und aßen von der kalten Pizza, die aber auch so gut schmeckte. Erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich eigentlich war.

"Wo war ich? Ach so, dein Fast-Nervenzusammenbruch. In der Kneipe hat mein kleines Herzchen dann schon ganz hübsch gewummert, weil du mir so nah wie noch nie warst, und so verletzlich... und weil du mir so bedingungslos vertraut hast, das war doch so, oder?"

Ich nickte stumm.

"Als es dann doch geklappt hat mit der Kohle und du mich von uns vieren ausgewählt hast, da war ich schon im siebten Himmel. Mit dir alleine auf den Dig... Der Rest war... nun, nicht einfach, aber als Frau hat man so seine Möglichkeiten und die notwendige Intuition, planen kann man sowas ja eigentlich nicht. Obwohl ich oft das Gefühl hatte, dass ich mit nur dem kleinsten Fehler alles vermasseln könnte. Und schließlich war da auch noch Giselle..."

Sie biss herzhaft in die Pizza und kaute eine Weile nachdenklich herum.

"Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine Angst ich bekam, als ich euch miteinander umgehen sah. Ich hab gar nicht gewusst, dass ich so schrecklich eifersüchtig sein kann."

"Da hast du wie gesagt nichts zu befürchten."

"Ja, das habe ich dir auch gleich beim ersten Mal geglaubt. Du könntest mich nie anlügen, oder?"

"Ehm... nein, tatsächlich. Ich glaube, das könnte ich nicht."

"Siehst du, auch das habe ich gespürt, und... ach so, dann will ich aber auch gleich noch eine kleine Lüge gestehen..."

"Oh?"

"Das Sofa... lässt sich natürlich doch ausziehen. Sorry. Ich war ein böses kleines Mädchen. Verhaust du mir nun den Hintern?"

Sprachs in legte sich erwartungsvoll über mein Knie, ihr blanker Hintern reckte sich auffordernd in die Höhe.

"Du bist... echt ... unglaublich", presste ich mit einem albernen Kichern heraus.

"Nun mach schon."

"Du meinst das ernst? Das... erregt dich echt?"

"Ja, das macht mich geil", meinte sie, während sie weiter an einem Stück Pizza kaute. "Hau ordentlich drauf, ich bin nicht aus Zucker."

Mit einigem Befremden klatschte ich ihr vorsichtig auf den Hintern.

"Mann! Du sollst mich nicht streicheln, sondern draufhauen. Komm, zehn habe ich mir redlich verdient, ich zähle mit."

Platsch!

"Eins... schon besser. Noch etwas fester. Zwei. Ja. Genau so. Drei. Ah... jetzt hast du's. Vier. Oh... Fünf. Geil. Sechs... oh... sie...ben... nicht nachlassen... acht... ja... neun... mmmh... zehn!"

Völlig verwirrt betrachtete ich ihre geröteten Bäckchen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einer Frau bewusst weh tun könnte, oder dass dies jemals eingefordert werden würde. Ein Fan solcher Tätigkeiten würde ich wohl eher nicht werden, aber wenn sie das wollte... Mir wurde mit leichtem Erschrecken klar, dass ich alles tun würde, was sie wollte.

Sie kletterte auf meinen Schoß und schlang ihre Arme um meinen Hals.

"Danke, jetzt will ich auch immer brav sein."

Egal, ob das nun zu dem Spiel gehörte oder nicht, ich konnte nicht anders und musste laut loslachen. Zu meiner Erleichterung stimmte sie ein.

"Nicht dein Ding, hm?"

"Weiß nicht, war etwas befremdlich. Und... du stehst wirklich auf sowas?"

"Manchmal schon. Aber nichts richtig Hartes, das törnt mich dann eher ab. Aber mal was auf den Arsch ist geil, auch mal zwischendurch, wenn du mich von hinten nimmst."

"In Ordnung, ich werde es mir merken. Hat das seinen Ursprung... ich meine... hat dich dein Vater als Kind..."

"Ich hab keinen Vater. Quatsch, meine Mutter war natürlich nicht die Jungfrau Maria. Aber ich habe ihn nie kennengelernt. Ich bin sozusagen ein Promi-Fehltritt. Er zahlt gut, sonst wäre ich jetzt auch nicht hier. Ein zweites Studium hätte ich mir sonst nicht leisten können."

"Zweites Studium? Wie alt bist du eigentlich?"

"25, hast du das nicht gewusst?"

"Ganz ehrlich: Nein. Du siehst auch jünger aus."

"Oh Gott, jetzt sag nicht, ich bin zu alt für dich."

"Albernes Kind. Aber jetzt bin ich neugierig: Was hast du vorher denn studiert?"

"Geschichte. Furztrocken, genau wie die Profs. Wenn jemand den "Zwieback" verdiente, dann diese Bande. Naja und nachdem ich dann meine Doktorarbeit fertig hatte, fragte ich mich natürlich schon, was ich mit dem Dreck eigentlich anfangen sollte. Dann kam mir halt die Idee mit Archäologie."

"Gott sei Dank. Naja, aber du hättest doch auch in den Lehrbetrieb gehen können."

"Ja hätte ich. Summa cum laude nebenbei, und kannst auch Frau Doktor zu mir sagen, wenn dir dabei dein Pimmel schwillt. Aber ehrlich, kannst du dir mich als Lehrkraft vorstellen?"

"Warum nicht, ich lerne gerade erstaunlich viel von dir."

"Du bist so süß... ich könnt dich fressen."

"Es ist auch noch Pizza da. Summa cum... und dann hast du das zweite Studium angefangen, aber dich doch nicht durchgängig motivieren können?"

"Das hast du messerscharf erkannt. Ist auch etwas anspruchsvoller als Geschichte nebenbei. Trotzdem, ich finde es voll geil. Und dann treffe ich auch noch den geilsten Prof der Welt..."

"Das ist dein Lieblingswort, hm?"

"Nee, aber eine perfekte Reflektion meines augenblicklichen Zustands."

"Mit anderen Worten..."

"Ja, leck mich, ich bin so geil, geil, geil..."

Ich trug sie sogar zum Bett. Sie war leicht wie eine Feder. Ebenso leicht war es, ihr noch einmal einen Höhepunkt zu verschaffen, bevor wir beide in süßer Erschöpfung einschliefen.

8

Wir schliefen länger als geplant, und schafften es erst nach langem Schmusen und hefigerem Küssen aus dem Bett zu kommen. Um ein wenig Zeit aufzuholen, beschlossen wir, gemeinsam zu duschen. Dass dies eher einen gegenteiligen Effekt haben würde, hätte uns auch vorher klar sein müssen. Immerhin hatten wir uns im Bett noch zurückgehalten, aber als sie beim Einseifen half und mich auf diese Weise noch gleich auf Touren brachte, war's um unsere Zurückhaltung geschehen.

Das ich auf meine alten Tage nochmal "Akrobat Schön" spielen würde, hätte ich auch nicht vermutet. Wir schafften es tatsächlich, im Stehen eine Vereinigung zustande zu bekommen, wobei sie ihre Arme um meinen Hals schlang, und ich ihre beiden Kniebeugen nutze, um sie auf die richtige Höhe zu ziehen und dann auf dieser zu halten. Es war ein fantastisches Gefühl so tief in sie einzudringen, auch wenn es trotz ihres geringen Gewichts recht schnell anstrengend wurde.

Das Wasser rauschte uns um die Ohren, passend zu dem völlig losgelösten, rauschhaften Rammeln, das trotz oder vielleicht gerade wegen der Anstrengung nicht enden wollte. Als ich mich fast verzweifelt dem Orgasmus näherte, wurde das Wasser erst lauwarm und dann kalt, was uns zum Einhalten zwang.

Dankbar nahm ich Lennys Angebot an, statt nach dem Ausstellen der Dusche dort, wo wir aufgehört hatten, weiterzumachen, ihr besonderes Talent einzusetzen. Sie kniete sich auf den Boden und ging mit ihrer unglaublichen Technik munter ans Werk. Diesmal allerdings ließ sie sich etwas mehr Zeit, als sie merkte, wie sehr mir dieser Genuss auch optisch zusagte, züngelte wie eine Schlange an meiner bis zum Maximum aufgepumpten Eichel und dem Bändchen, bis mein heißes Glück nicht nur in ihren Mund, sondern auch auf ihr Gesicht spritzte.

Die notwendige Reinigung musste sie dann wohl oder übel mit kaltem Wasser vornehmen, da der Boiler sich so schnell nicht erholt hatte. Auch ihre geplante Nachrasur fiel diesem Umstand zum Opfer. Mein Angebot, ihr ähnliche morgendliche Freuden zu bescheren, lehnte sie lächelnd ab, mit der Begründung, dass ich mir nicht meine arme Zunge an den kleinen Stoppeln wundscheuern sollte. Sie würde schließlich noch gebraucht werden.

"Wie ist das... soll ich mich da unten denn auch rasieren, findest du das schön?"

"Nee, ganz blank bei einem Mann nicht so, aber du kannst deinen Urwald da ruhig mal etwas stutzen, oder ich mach das für dich."

"Nun ja, ich war ja nicht auf Publikumsverkehr gefasst gewesen..."

"Kein Pfadfinder, hm? Immer bereit sein ist das Motto."

Wir kalberten noch eine Weile beim Abtrocknen herum und nahmen dann unser Frühstück nackt in der Wohnung zu uns, da wir nun wirklich spät dran waren. Statt um zehn, wie geplant und dort angekündigt, trafen wir erst gegen zwölf in unserer Unterkunft in Neapel ein.

Diese lag nahe an der Altstadt in einer eher ärmlichen, aber absolut typischen Wohngegend. Das authentische Neapel-Gefühl: Enge, grob gepflasterte Gassen, Müll, Wäsche, die zwischen den Häuser gespannt war und ein Balkon in weniger als vier Metern Entfernung vom gegenüberliegenden des Nachbarhauses.

Das Zimmer war eines von drei vermieteten der Wohnung einer sehr netten russischen Matrone, die allerdings schon etliche Jahre in Italien lebte und ihren Lebensunterhalt eben mit diesen Vermietungen bestritt. Da sonst nur allerlei Touristen dort abstiegen, die meist kein oder nur wenig Italienisch sprachen, kostete sie meine Sprachfähigkeiten weidlich aus, und wir hatten echte Schwierigkeiten, das Gespräch zu beenden und uns auf die geplante Sightseeing-Tour zu begeben.

Nicht nur durch die Verspätung fiel diese kürzer aus, als geplant. In Torre del Greco und selbst in Pompeji wehte immer ein leichter Wind vom Meer, der etwas Kühlung brachte, hier in Neapel stand die Hitze wie eine Mauer, die stets zu überwinden war. Wir schwitzen und tranken und schwitzten und tranken noch mehr, ohne nach bestimmt drei Litern Wasser pro Person auch nur einmal die Toilette aufsuchen zu müssen.

Nur die Katakomben der Stadt sorgten für eine Abkühlung und das herrliche Eis, das wir uns gleich zweimal an diesem Nachmittag gönnten. Ich kann ohne Übertreibung berichten, dass dies einer der schönsten und glücklichsten Tage in meinem Leben war. Meine Liebe zu Neapel mit ihr zu teilen, ihr die offensichtlichen und versteckten Schönheiten zu offenbaren, immer wieder durchbrochen von zärtlichen oder leidenschaftlichen Umarmungen und Küssen, ohne Rücksicht darauf, wer uns und wie man uns sah.

Es war das Gefühl grenzenloser Freiheit, ein Taumel ins Glück und in die Liebe, die minütlich immer und immer weiter zu wachsen schien. Das mag pathetisch klingen, aber so fühlt sich das halt an, wenn ein alter Gockel wie ich noch einmal einen seinen Zwielicht-Tagen einen Hauptgewinn zieht.

Dass ich in diesen Momenten nicht mehr die Spur des Bewusstseins meines tatsächlichen Alters hatte, ist wohl fast überflüssig zu erwähnen. Auch der sonst stetig fleißige Mahner im Hinterkopf hatte es wohl aufgrund der Hoffnungslosigkeit eines Erfolgs seiner Tätigkeit eingesehen und Urlaub eingereicht.

Das Restaurant, was ich für den krönenden Abschluss dieses traumhaften Tages vorgesehen hatte, lag doch in erheblicher Entfernung zu unserer Unterkunft und damit unserem Auto, also nahmen wir letztlich die Tram, denn mittlerweile waren wir beide recht fußlahm geworden. Eigentlich waren wir nicht ganz korrekt gekleidet, denn es war schon von der gehobenen Kategorie, aber da wir ja auf Touri machten, fielen wir ob der zahlreichen anderen dort anwesenden nicht einmal unangenehm auf.

Das Vier-Gänge-Menü war jedenfalls alle Anstrengungen dorthin zu kommen, wert, selbst die 80 Euro Flasche Wein, die ich orderte, ohne Lenny einen Blick auf die Karte und exorbitanten Preise werfen zu lassen, entpuppte sich als angemessen ausgelobt. Verblüfft stellte ich fest, dass ihre angebotene Zigarette für uns beide die erste des Tages war.

"Eh, du hast ja heute auch den ganzen Tag nicht geraucht, oder?"

"Kunststück, immer, wenn mir danach war, hatte ich deine Zunge in meinem Mund. Und die ist mir immer noch lieber..."

Ich sah zufrieden in ihr entspanntes und von tiefem Glück und Erschöpfung gezeichneten Gesichts.

"Ich liebe dich."

Es war das erste Mal, dass diese drei Worte über meine Lippen gekommen waren. In meinem ganzen Leben, heißt das.

"Oh Tom... ich liebe dich auch", kam es mit bebender Stimme zurück, während sie sich über den Tisch hinweg auf meine Lippen zubewegte. Dass dabei sowohl eine Blumenvase, als auch ihr noch fast volles Glas mit dem sündhaft teuren Wein umkippte, war so was von bedeutungslos. Es kostete allerdings einige Energie, nicht zu versuchen, sie vollends über den Tisch zu mir heranzuziehen und das Spektakel, dass wir den anderen Gästen dort ohnehin bereits boten, um nicht-jugendfreie Komponenten zu erweitern.

Wir sahen auch keinerlei Ablehnung und selbst der vorher etwas blasiert wirkende Kellner, der herbeieilte, um unser kleines Schlachtfeld aufzuräumen, schenkte uns ein gutmütiges, verstehendes Lächeln. Wir schafften es auch nicht, die Flasche noch auszutrinken, zum einen, weil alles in uns wieder nach dem Alleinsein drängte und drängelte, zum anderen, weil wir zudem noch vor dem Aufstehen deutlich merkten, dass er es wirklich in sich hatte.

Entsprechend gangunsicher machten wir uns auf den Weg zurück, um dann gleich an der nächsten Straßenecke vorzeitig aufzugeben und in das nächste freie Taxi zu springen.

Unsere Hauswirtin ließ es sich bei unserer Rückkehr nicht nehmen, uns zunächst zu einem Espresso einzuladen, dem dann auch noch ein zweiter folgte, bevor Lenny als erste unter der Dusche verschwand. Ich wurde noch weiter im Zimmer der Wirtin festgehalten.

"Frisch verliebt? Sie ist ein bezauberndes Mädchen", kommentierte sie schließlich das Unübersehbare.

"Ja, auch ein dummer alter Hahn findet manchmal noch ein Korn", gab ich fröhlich und vom Wein enthemmt zurück.

"Gott gibt jedem, was er verdient", gab sie dem Gespräch eine etwas ungewöhnliche Wendung und strich freundlich über meine Hand. "Du bist ein guter Mensch und verdienst alles, was er und sie dir geben werden."

Was mir für unseren Bekanntheitsgrad als eine etwas gewagte These erschien, aber in meiner Weinseligkeit störte mich weder dies, noch die vorherige Einbeziehung etwaiger höherer Mächte, an die ich nicht wirklich glaubte. Egal, wenn es solche denn geben sollte, an dieser Stelle nochmal einen herzlichen Dank. Und in Gedanken war ich schon wieder halb bei dem, was Lenny mir in wenigen Minuten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geben würde.

Ich verabschiedete mich artig von der orakelnden Dame und wartete geduldig auf Lennys Rückkehr. Sie hatte uns tatsächlich in unserer Abwesenheit noch zwei in rotes Staniol-Papier gewickelte Schokoherzchen auf die Kopfkissen gelegt, oder wir hatten sie bei der Ankunft nicht bemerkt. Der Raum hatte keine Klimaanlage, es würde eine heiße Nacht werden. Endlich kam Lenny zurück, nur in ein Badetuch gewickelt und augenscheinlich voller Tatendrang.

Das Badetuch flog folgerichtig durch den Raum und ihr frisch duftender Körper landete unverzüglich in meinen ausgebreiteten Armen. Einen leidenschaftlichen Kuss später glitt sie höher und platzierte ihren Schoß in Schlagdistanz über meinem Gesicht. Ihre Hände taxierten das altertümliche metallene Kopfteil des Betts, und selbst einem manchmal so schwer von Begriff und weltfremden Kauz wie mir war sofort klar, was nun meine Aufgabe war.

"Ich wollte eigentlich ja noch duschen...", gab ich in schwacher Gegenwehr bekannt.

"Red nicht, leck."

Oh ja, sie wusste, was sie wollte. Immerhin stopfte sie noch ein Kopfkissen unter meinen von der vorherigen Ruhephase etwas schwerer gewordenen Kopf, bevor sie sich wieder am Gitter verankerte und die Ankunft meiner Zunge in ihrem Lustgarten mit wohligen Lauten feierte. Nur für einen Moment blitzte der Gedanke auf, dass die gute russische Dame in kurzer Zeit sicher mehr zu hören bekam, als ihr lieb sein konnte, dann war da nur noch Lennys Wonnemaus, vor der ich jede Angst verloren hatte, sofern sie jemals wirklich bestanden hatte.

Überrascht war ich dann aber doch, dass Lenny keineswegs nur stillhielt, um sich verwöhnen zu lassen, sondern ab und zu ihr heißes, triefend nasses Geschlecht über mein ganzes Gesicht rieb, als wolle sie mich mit ihrem herrlichen Duft markieren. Dann waren ich und meine Zunge wieder im Zentrum des Geschehens.

Ihre Ausflüge schienen allerdings für mich ein Signal, dass sie nicht in Eile war, nicht getrieben, sondern verwöhnt werden wollte. Ich gab mir alle erdenkliche Mühe, dies geschehen zu lassen, nahm gar meine Finger zu Hilfe, um ihren Schwellkörper freizulegen, um noch neckischer damit spielen zu können, ihn zu umtanzen, umschmeicheln, umkreisen und dann wieder voller dynamischer Auf- und Abschwünge auszusetzen.

Ihr Stöhnen drang wie aus weiter Ferne zu mir herab, vermischt mit einer quer über die Straße geführte lauten Unterhaltung zweier Frauen, dem Geräusch eines startenden Rollers, dem fernen Weinen eines Babys, das nach kurzer Zeit beruhigt wurde, während mein Baby lauter und lauter wurde. Und sich immer wieder leicht bewegte, ihre Position um wenige Millimeter verschiebend, sich so selbst den höchstmöglichen Genuss erwählend.

Sie wurde plötzlich stiller und ich suchte überrascht einen Blick in ihr Gesicht zu erhaschen, um zu sehen, dass sie nur noch einarmig festhielt und sich selbst in die freie Hand biss, von gurgelnden Lauten begleitet, dann zuckte und bebte ihr Unterleib, brach sie aus wie der nahe Vesuv und das letzte erlöste laute Stöhnen verhinderte nicht einmal die blutig gebissene Hand.

Dann gingen buchstäblich für mich die Lichter aus, als ihr Unterleib mein Gesicht völlig bedeckte, sie mich heftig in das weiche Kissen drückte und ihre Schenkel sich um meinen Kopf schlossen. Sekunden nur, dann gab sie mich wieder frei. Fast in Zeitlupe glitt sie an meinem Körper herunter, legte ihren Kopf auf meine Brust und umklammerte mit beiden Schenkeln mein Bein.

Ich küsste sie zärtlich, aber sie wirkte immer noch völlig weggetreten. Besorgt inspizierte ich die leicht blutenden Abdrücke ihrer eigenen Zähne auf ihrer Hand.

"Warum..."

"Weil ich sonst das ganze Haus zusammengeschrien hätte", unterbrach sie mich sofort. "Das war einer der heftigsten Höhepunkte, den ich je hatte. Mit Sicherheit der längste. Hast du das nicht gemerkt?"

"Ehrlich gesagt... nein. Ich... kenne mich da nicht so gut aus und wüsste gar nicht, wie ich das merken könnte."

Sie lächelte sanft.

"Dafür, dass du dich nicht auskennst, hast du das aber sauber hinbekommen. Alles andere kommt mit der Zeit."

"Danke für die Blumen", gab ich ehrlich geschmeichelt zurück. "Kann ich jetzt duschen gehen?"

"Nein, untersteh dich. Lass mich jetzt nicht allein. Halt mich ganz fest."

Trotz der Hitze zitterte sie, als ich sie wunschgemäß fest an mich drückte. Sie rieb ihr Gesicht an meins.

"Du riechst gut."

"Nur weil du so gut riechst."

"Ja, ich mag meinen Geruch. Magst du auch meinen Geschmack?"

"Und wie."

"Das trifft sich gut. Magst du nochmal kosten?"

"Hey, kleines Fräulein Nimmersatt..."

"Ja, davon kann ich nie genug bekommen. Oder ist deine Zauberzunge schon müde?"

"Nein, das ging ja relativ schnell."

"Wenn du jetzt nachsetzt, geht es wahrscheinlich sogar noch schneller. Ich bin immer nach dem Kommen erst total empfindlich und brauch eine kurze Pause, aber dann bin ich ruck zuck wieder in Fahrt."

"Dein Wunsch ist mein Befehl."

Diesmal legte sie sich auf den Rücken und ich folgte ihr in die gewünschte Position nach. Sie drehte ihren Kopf suchend zur Seite, fand dann das Kissen von zuvor und warf es mir zu.

"Leg das unter meinen Hintern. Das ist für dich und mich bequemer."

So hob sofort ihr Becken an, um das zu ermöglichen. Eifrig folgte ich ihren Anweisungen.

Und sie hatte Recht. Es ging verblüffend schnell. Diesmal musste die dünne Decke herhalten, die sie wie einen Knebel in ihren Mund steckte, um ihr Schreien zu unterbinden, deutlich weniger effektiv, aber ein immer wieder aufheulender Motor draußen sorgte für zusätzlichen Lärmschutz. Irgendjemand bastelte wohl an einem Motorrad oder Roller herum.

Ich verließ den gastlichen Ort meines zweiten Triumphs und nahm wieder ihre bevorzugte Löffelchenstellung ein. Wohlig kuschelten wir aneinander, bis sie schließlich den Zeitpunkt für gekommen hielt, auf Balkon zu gehen, um zu rauchen.

Wieder einmal zog sie nur ein T-Shirt über, das aber im Gegensatz zu dem der letzten Nacht fast bis zu den Knien reichte. Das war durchaus nötig, denn auf dem Balkon schräg gegenüber befand sich ein Mann mittleren Alters in einem weißen Unterhemd, wie ich sie in Deutschland schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte und rauchte eine fette Zigarre. Er erwiderte meinen durch Nicken angedeuteten Gruß und starrte mit unverhohlener Neugier auch danach weiter zu uns herüber. Trotz ihrer reichlich genossenen Säfte hatte ich ordentlich Durst und holte uns noch schnell unsere letzte im Zimmer verbliebene Wasserflasche, eine weitere hatten wir im Kühlschrank platziert.

"Darf ich danach denn duschen gehen?"

"Nein, kommt nicht in Frage", wehrte sie lakonisch ab.

"Ehm... warum?"

"Du riechst gut, nicht nur dein Gesicht. Ich liebe deinen Geruch. Echt. Kein Scheiß", setzte sie schnell fort, als ich schon zu einer Entgegnung angesetzt hatte.

"Der Schweiß von manchen Männern riecht streng, penetrant, unangenehm, die stinken richtig. Du nicht. Dazu kommt noch so ein leicht süßlicher Duft..."

"Der kommt von meinem... Gerät, weil ich schon die ganze Zeit ein bisschen schwimme..."

"Deinem Gerät? Fällt dir das so schwer, Schwanz oder so zu sagen?"

"Ein bisschen schon. Nimm's mir nicht übel, aber ich hatte solche Gespräche noch nie in meinem Leben."

"Nee, ist doch okay, ich wundere mich halt nur. Ja, und deinem süßen Geruch möchte ich auch gleich noch nachgehen."

"Oh, du willst..."

"Ja. Schon mal was von Edging gehört?"

"Nein, was ist das?"

"Das genaue Gegenteil von dem, was ich bisher mit dir angestellt habe. Aber denk nicht drüber nach, vertrau mir einfach. Es wird dir gefallen."

Mir wurde einmal mehr klar, dass das ohnehin der Fall war. Dass ich ihr bedingungslos vertraute, wie noch nie jemanden in meinem Leben, selbst meiner Mutter nicht. Wir blieben noch etwas länger auf dem Balkon, genossen schweigend das eigenwillige Phänomen der lärmenden Stille Neapels.

Wir schlossen die äußeren, mit Lamellen ausgestatteten Balkontüren, die inneren Glastüren ließen wir offen, damit wenigstens etwas frische Luft hereinkam. Ich sah den feuchten Fleck von Lennys Sekret auf dem Kopfkissen. Naja, es würde ja sowieso nach jedem Besucher abgezogen werden. Lenny stand hinter mir und ihre Hände streichelten über meine Brust und Hüften. Ich ließ mich willfährig verwöhnen, spürte ihren heißen Atem in meinem Nacken. Ihre Hände wanderten langsam zu meinem Gürtel, öffneten ihn und dann zog sie ihn völlig ab.

Damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Was hatte sie vor?

"Zieh dich aus und leg dich aufs Bett", flüsterte sie mir ins Ohr.

Verwundert kam ich ihrer Aufforderung nach. Ich hatte angenommen, sie wollte mich ausziehen. Sie zog ebenfalls ihr T-Shirt über den Kopf und schnappte sich danach wieder den Gürtel, den sie auf einem Stuhl abgelegt hatte.

"Vertrau mir", sagte sie noch einmal, ergriff beide meine Hände und hob meine Arme an. Ehe ich mich von meiner Überraschung erholen konnte, hatte sie meine Hände mit dem Gürtel an dem rund geschwungen oberen Holm des Kopfteils des Bettes verzurrt, fest, aber nicht unangenehm. Sie küsste mich, ihre Zunge drang unwiderstehlich in meinen Mund, gab mir unmissverständlich zu verstehen, dass sie jetzt das Geschehen allein bestimmte.

Sie küsste mein ganzes Gesicht, nibbelte an meinen Ohrläppchen, strich dann mit ihrer Zunge über meine Mundwinkel, was ein eigenartiges Gefühl irgendwo zwischen Kitzeln und Lust erzeugte. Sie leckte ihren Weg hinab, beschäftigte sich mit meinen Brustwarzen, auch das fühlte sich ungewohnt, aber durchaus aufregend an.

Genießerisch setzte sie ihren Weg zu meinen Achselhöhlen fort und züngelte auch dort, fand empfindliche Stellen, die mich unkontrolliert zucken ließen, als ihre Zunge die tollkühnsten Manöver dort vollführte. Ihr Weg führte sie weiter zu meiner Bauchdecke, aber anstatt meinem ihrer Ankunft freudig entgegenstrebenden Schwanz einen Besuch abzustatten, züngelte sie weiter zu meiner Leistengegend.

Die dort ausgelösten Gefühle waren so extrem, dass ich zum ersten Mal an meiner Fesslung riss, in einer instinktiven Abwehrreaktion. Hätte ich die Hände frei gehabt, hätte ich vermutlich unverzüglich ihren Kopf ergriffen, das war hart an der Grenze des Aushaltbaren. Die sie dann munter noch einige Mal überschritt.

Mit unglaublicher Sicherheit machte sie alle erogenen Zonen meines Körpers aus, mit unfassbarer Geschicklichkeit malträtierte sie diese mit ihrer unerbittlichen Zunge ständig an der Grenze des Zuviels, entfachte sie ein Feuer, ein Brennen, wie ich es nie für möglich gehalten hatte. Ich wand mich unter ihrer süßen Qual wie ein waidwundes Tier, völlig außer mir, Reaktionen meines Körpers ausgesetzt, wie ich sie noch nie erlebt hatte.

Dann die Erlösung, als ihr Mund über meinem vor Antizipation unwillkürliche Bewegungen ausführenden Glied zum Halten kam, als würde es sie begrüßen wollen. Sie zog die ohnehin schon etwas tiefer gerutschte Vorhaut zurück und endlich, endlich spürte ich ihre Zunge auf meiner vor Feuchtigkeit glänzenden Eichel.

Sie wanderte weiter, leckte den Schaft, züngelte wieder höher, gewährte mir den Einlass in ihren herrlichen Mund, ohne Hast saugte sie ein wenig, während ihre Zunge auch weiterhin in ständiger Bewegung blieb. Ich entspannte mich langsam, fühlte, wie sie mich ruhig, aber zielsicher auf den Orgasmus zusteuerte, fühlte wie sich mein Säckchen spannte, sich alles zuspitzte, auf den großen Augenblick...

Den sie mir dann versagte. Fassungslos begegnete ich ihrem prüfenden Blick, während sie eine Hand um mein um die Entladung betrogenes bestes Stück wickelte, um dann langsam fortzufahren, nun mit deren Unterstützung. Wieder trieb sie mich langsam auf die Klippe zu, es drangen nur noch inkohärente Laute aus meinem Mund, obwohl sich in meinen Gedanken immer und immer wieder sehr klar das Wort bitte formte, und wieder riss mich im absolut letzten Augenblick zurück.

Langsam wurde das Spiel mir zu viel, war ich drauf und dran zu klagen und zu betteln, aber sie setzte es weiter unbarmherzig fort, bis ich nah dran war, den Verstand zu verlieren, noch einmal und noch einmal und noch einmal, dann plötzlich gab sie den Abschuss und mein Glied frei, während gleichzeitig nicht minder überraschend einer ihrer Finger in mein Afterloch eindrang.

Das war kein Orgasmus, das war eine Explosion, die die Welt entzweiriss. Ich hatte das Gefühl meinen Körper zu verlassen, fühlte die wilden spastischen Krämpfe meines Schließmuskels um ihren Finger, während mein Sperma bis zu meinem Kopf hoch über meinen Körper klatschte, während sich alles aufzulösen schien, während ich einen Laut ausstieß, der einem brünstigen Elch alle Ehre gemacht hätte.

Erst als ich fühlte, wie ihre Hände mein Sperma auf meinem Bauch und meiner Brust verrieben, kehrte ich halbwegs in diese Welt zurück.

"Das war Edging", meinte sie mit einem diabolischen Grinsen, bevor sie mich küsste und dann meine Handfesselung auflöste.

"Das war Folter", gab ich zurück.

"Ja, na klar. Und?"

"Das war geil."

9

Der nächste Morgen wurde hektisch, da unsere Führung bereits um zehn Uhr stattfinden sollte, und wir wieder nicht rechtzeitig aus dem Bett kamen. So ließen wir auch ein kleines Schlachtfeld zurück, was mir irgendwie peinlich war, weil es eben kein anonymes Hotel, sondern eine Privatwohnung war, einer zudem noch wirklich netten Frau gehörte, die schmunzelnd fragte, ob wir denn gut geschlafen hätten.

Ich drückte ihr dann noch ein größeres Trinkgeld in die Hand, was uns Wünsche in Form von "Viel Glück und Gottes Segen" einbrachte, bevor wir die Treppe hinunter stürmten. Ich passte mich entgegen meiner sonstigen Vorlieben der aggressiven Fahrweise der Neapolitaner an und so schafften wir es tatsächlich, nur fünf Minuten zu spät im Foyer des Museums einzutreffen.

Giselle und die französische Gruppe waren bereits vollständig anwesend, nur Michal und einige seiner Studenten fehlten. Giselle klärte mich schnell auf, dass Michal auch nicht mehr kommen würde. Vor einigen Tagen hatte er uns noch ein enorm preisgünstiges Restaurant empfohlen, in dem er mit seinen Studenten regelmäßig einkehrte. Am Samstag hatte er wohl dort mit einigen studentischen Leidensgenossen Muscheln gegessen, die nicht mehr ganz astrein waren.

Die Ärmsten würden daher anstatt der öffentlichen und geheimen Schätze des neapolitanischen Museums für den Rest des Tages wohl das Interior ihrer Badezimmer bewundern dürfen. Zum Glück war es aber wohl nicht so schlimm, dass sie sich zusätzlich in ärztliche Behandlung begeben mussten. Kaum hatte ich diese Erklärung erhalten, als auch schon Massimo auftauchte, der postwendend ebenfalls über diese Entwicklung informiert wurde.

Aufgrund der Nationalitätenvielfalt gestaltete Massimo die Führung auf Englisch und ich half nach besten Kräften mit, wenn ihm doch mal ein paar Worte fehlten, aber auch, wenn mir die eine oder andere Anekdote einfiel, die ich beisteuern konnte. Lenny hielt sich auffällig von den männlichen Studenten fern und wich meist nicht von meiner Seite, übersetzte nur fallweise für eine französische Studentin vom Englischen ins Französische, weil sie wohl nicht immer ganz folgen konnte.

Giselle sprach mich zunächst nicht privat an, aber ich bemerkte durchaus ihren forschenden Blick. Trotz der offiziellen Tour und dem Umschalten auf Professor Jones, sowie der nur langsam abklingenden Hektik und Aufregung des Morgens, wurde es nun langsam schwieriger und schwieriger, das durch die letzten Tage ausgelöste Strahlen zu verbergen. Es hätte mich keineswegs gewundert, wenn ein besorgter Wärter plötzlich mit einem Geiger-Zähler vor uns aufgetaucht wäre.

Wir hatten weder darüber gesprochen, ob wir unsere Beziehung nun publik machen wollten und würden, noch uns irgendwelche Gedanken darüber gemacht. Zumindest schien dies nicht das richtige Forum für solche Eröffnungen, und so sehr wir wohl auch beide darunter litten, nicht so frei und ungezwungen miteinander umgehen zu können wie noch am Vortag, so fügten wir uns beide ohne Absprache nach besten Kräften der Etikette und Konvention.

Die meisten öffentlichen Exponate kannte ich bereits, und die einzigen privaten Worte an Lenny bezogen sich dann nur auf diese. Mit einer gewissen Unruhe stellte ich fest, dass Giselle sich ausgerechnet in diesen Momenten immer wieder zu uns gesellte, sich aber weiterhin jedweden Kommentars enthielt.

Dann aber ging die Führung, die nun schon fast zwei Stunden gedauert hatte, nach einer kurzen Pause und einem kleinen Imbiss in die Bereiche des Museums, der nicht der Öffentlichkeit zugänglich war. Wir wurden durch Restaurations-Werkstätten geführt, bekamen dort Erklärungen über Arbeitsweisen und Herkunft der Stücke und ihrer Geschichte. Aktuell wurde dort nichts aus Pompeji restauriert, aber ein wunderschönes Mosaik, das aus einer Villa auf Capri stammte.

Als Massimo danach ankündigte, dass wir jetzt Originale und noch nie ausgestellte Stücke auch und gerade aus Pompeji zu sehen bekämen, bekam ich langsam Herzklopfen. Nicht nur, dass ich mich wirklich und wahrhaftig auf all diese freute, mir wurde plötzlich bewusst, dass ich Giselle noch nichts von der zusätzlichen Exkursion berichtet hatte, die ich mit Massimo vereinbart hatte.

Zunächst aber ging es nur um "normale" Statuen und Gegenstände aus dem alltäglichen Leben, so dass mir noch eine kleine Atempause blieb, das Versäumte nachzuholen. Klar, wir waren alle Erwachsene und ich hatte weder Franzosen noch Tschechen als sonderlich prüde kennengelernt, aber so ganz ohne Absprache und Vorbereitung auf das Folgende ging es wahrscheinlich nicht. Ich hielt Giselle kurz an einer Gangbiegung zurück, ignorierte notgedrungen den fragenden und etwas alarmiert wirkenden Blick Lennys, die allerdings ebenfalls stehen blieb.

"Ehm... Giselle, Massimo hat uns angeboten, uns auch den berühmten Raum mit den erotischen Artefakten zu zeigen, das hatte ich völlig vergessen, dir zu sagen."

"Oh?", kam die überraschte Antwort und dann erst einmal nichts.

"Ja, weiß nicht, willst du da mit deinen Studenten erstmal drüber reden, oder..."

"Es sind doch keine Kinder mehr", gab sie zu meiner Beruhigung leicht belustigt zurück, mit einem warmen, liebevollen Lächeln, das zu meinem Schrecken aber Lenny herauszufordern schien.

"Ja, das geht auf meine Kappe. Ich wollte unbedingt all die verschwundenen Schwänze und was noch so versteckt wird sehen."

Giselles Lächeln fror augenblicklich ein und ich hatte das unheimliche Gefühl langsam im Erdboden zu versinken. Mühsam versuchte ich diesen peinlichen Moment zu entschärfen.

"Ich hatte ihr beim Besuch der Forumstherme davon erzählt, was die Kirche damals angerichtet hat. Massimo hatte aber übrigens selbst schon die Idee gehabt, das vorzuschlagen. Also ist es okay?"

Giselle nickte.

"Natürlich."

Der Blick, den sie Lenny dann aber widmete, sprach Bände. Offenbar hatte Lenny mit ihrer Einschätzung nicht so falsch gelegen, Freundinnen würden die beiden wohl nicht mehr werden. Einer der Franzosen lugte um die Ecke, um herauszufinden, wo wir blieben, also beendeten wir dieses peinliche Intermezzo und schlossen uns wieder der Hauptgruppe an.

Keine Sekunde zu früh, denn wir waren bei jenem besagten Raum eingetroffen. Massimo schloss die Tür auf, wechselte einen schnellen Blick mit mir und setzte dann zu einer einführenden Erklärung an, bevor wir hineingingen.

Ich folgte dieser nur mit einem Ohr und schaute verstohlen abwechselnd zu Lenny, die der ganzen Geschichte mit diebischem Vergnügen folgte und Giselle, die zu einer Statue erstarrt schien, unberührt von dem ganzen Geschehen und den etwas überraschten Reaktionen ihrer und der tschechischen Studenten.

Massimo war aber voll in seinem Element, sicher merkte nicht nur ich, dass dieser besondere Raum ihm besonders am Herzen lag. Mit atemberaubender Geschwindigkeit öffnete er Kisten und Vitrinen und präsentierte uns die Schätze der erotischen Vergangenheit der Römer. Ich gab mir einen Ruck und unterstützte ihn erneut, streute sogar den einen oder anderen lockeren Scherz ein, was mir noch vor zwei Wochen vermutlich nie eingefallen wäre.

Es half aber durchaus die eigenartige Beklemmung, die schon auch bei den Studenten fühlbar war, etwas zu lockern. Einige Stücke waren sogar für unsere Zeit mehr als grenzwertig, beispielweise ein Satyr, der eine Ziege penetrierte. Ein Kunstwerk höchsten Ranges, brillant mit viel Liebe zum Detail umgesetzt von einem alten Meister, aber thematisch sicherlich gewöhnungsbedürftig. Lenny knuffte mich in die Rippen.

"Eh, geil."

Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Ein eigenartiges Lächeln huschte kurz über Massimos Gesicht, als er dies wahrnahm. Er gab noch etliche wirklich ausführliche Erklärungen zu manchen Stücken, schlug dann aber vor, dass sich jeder ruhig selbst alles zu Gemüte führen solle. Zu meiner Überraschung widmete er sich dann kurz Lenny, ohne dass ich den Inhalt ihres Gespräches mitbekam. Er nickte jedoch am Ende, zog sie zu einer anderen Ecke des Raums und öffnete weitere Kisten.

Fein säuberlich reihte er danach einen Phallus nach dem anderen auf einem kleinen Tisch auf, zunächst mit Lenny als alleinigem Publikum, weil alle anderen noch zureichend mit den anderen Artefakten beschäftigt waren. Sie winkte mich aufgeregt heran.

"Eh, schau dir den mal an... woran erinnert der mich nur?", quizzte sie mich kokett und deutete auf einen aus schwarzem Marmor gefertigten Phallus.

Tatsächlich ließ sich da eine gewisse Ähnlichkeit zu meinem Glied nicht leugnen, sogar Größe und Umfang stimmten ungefähr und da Massimo ja kein Wort verstand, konnte er mein bestätigendes Grinsen und Nicken vermutlich nicht richtig einordnen. Er nicht. Aber Giselle, die unvermittelt wieder neben uns aufgetaucht war, sowohl die Frage als auch, da sie sicher noch nicht unter Gedächtnisschwund litt, die eindeutige Referenz.

Während Massimo zwinkerte und weiter einen Penis nach dem anderen ausräumte, wie ein Kind, das seine Spielzeugautos vorführt, war ich der Ohnmacht nahe. Es war absolut surreal. Lenny bemerkte die eingetroffene Giselle in diesem Augenblick, deutete deren hochroten Kopf absolut richtig und als Zeichen ihres endgültigen Sieges über ihre vermeintliche Rivalin.

Sie legte den Kopf herausfordernd zur Seite und grinste sie süffisant an. Dann überschlug sich alles. Giselle zischte ihr noch einige französische Sätze zu, die ich nicht verstand, machte auf dem Absatz kehrt, würdigte mich keines Blickes und verschwand aus dem Raum.

Nun bedachte mich auch Massimo mit einem fragenden Blick. Ich beeilte mich ihm mitzuteilen, dass es zu lange dauern würde, ihm hier die Hintergründe zu erklären.

"Ich denke, ich verstehe schon. Wir sollten nachher noch einmal reden, ich hätte noch ein weiteres Angebot für euch zwei."

Ach so. Während Giselle wohl diese letzte Bestätigung noch gebraucht hatte, war ihm offenbar schon vorher klar geworden, was zwischen mir und Lenny lief, denn mit Sicherheit bezog er sich nicht auf Giselle. Was es mit diesem Gespräch auf sich haben könnte, wollte mir allerdings nicht einsichtig werden, denn er schien alles andere als schockiert, eher eigenartig begeistert.

Ich half ihm noch, die Artefakte am Ende wieder vorsichtig zu verstauen, während die Studenten inklusive Lenny bereits den Raum verlassen hatten, nachdem ich ihr zuraunte, dass Massimo noch mit mir reden wollte.

"Mein Vorschlag: Ich gehöre zu einer Gruppe von... sagen wir Enthusiasten... an, die sich den großen Traditionen und dem Erbe unserer Vorväter verpflichtet fühlen... und wir feiern zweimal jährlich ein besonderes, authentisches Fest, das euch sicher gefallen würde."

Das klang ja harmlos genug, aber sein lauerndes, diebisches Grinsen, das mich in erschreckender Weise an Lennys erinnerte, sprach da deutlich von Untertönen, die ich noch nicht richtig, vollständig oder überhaupt einordnen konnte. Ich hoffte, dass er noch klarer werden würde.

"Das klingt sehr interessant. Und wo findet dies statt?"

"Auf Capri, in der Villa Piacente, die einem guten Freund von mir gehört. Ihr habt wirklich Glück, denn es ist schon am Freitag in zwei Wochen."

Capri. Das war ohnehin ein Ziel für eine weitere Wochenendexkursion gewesen, immerhin gab es dort neben einigen gut erhaltenen römischen Villen den Palast des Tiberius zu sehen, auch wenn dieser eine Ruine war und mich beim letzten Besuch zunächst etwas enttäuscht hatte.

"Ich danke dir für die Einladung, auch für die fantastische Führung, Massimo. Ich muss natürlich noch mit Lenny sprechen, aber ich glaube nicht, dass sie Einwände hätte."

"Die Führung ist noch nicht beendet, ich zeige euch jetzt im Anschluss noch eine Augustus-Statue, die wir Rom abgegaunert haben. Und wir telefonieren einfach nochmal, ich kann euch auch gerne mit meinem Boot mit rüber nehmen. Ihr könntet selbstverständlich auch den Rest des Wochenendes dort mit uns verbringen, über eine Unterkunft bräuchtet ihr euch nicht zu sorgen. Wir kümmern uns um alles."

"Hervorragend, ja, wir telefonieren."

Wir beeilten uns mit den letzten Stücken, denn der Rest der Gruppe wurde sicher bereits ungeduldig. Giselle schien sich bei unserer Rückkehr wieder weitestgehend gefangen zu haben, aber versuchte nun demonstrativ so weit wie möglich von uns wegzubleiben. Irgendwie tat sie mir leid, immerhin waren wir Freunde und das war sicher nicht der richtige Weg gewesen, wie sie von den Entwicklungen der letzten Tage in Kenntnis gesetzt wurde.

Erst bei der Verabschiedung von Massimo kam sie uns notgedrungen noch einmal näher und bedachte mich noch mit einem "wir sprechen uns noch" Blick, bevor sie ihre Schäfchen einsammelte und das Museum vor uns verließ.

Wir packten uns auf die erstbeste Bank davor und rauchten die überfällige Zigarette, ein weiteres Mal die erste des Tages, da am Morgen keine Zeit dazu geblieben war.

"Und? Wie hat es dir gefallen?"

"Oberaffengeil. Besonders der Ziegenficker und der Marmor-Dildo, der aussah wie dein... halt, mein Schwanz, waren der Hammer."

Meine aufkommende Heiterkeit konnte die Besorgnis über Giselles Reaktion nicht ganz überdecken.

"Du hast echt ein loses Mundwerk, mein Schatz. Und schaffst es auch immer wieder damit die peinlichsten Situationen heraufzubeschwören."

"Ja, ich bin ein ordinäres Miststück, das so einen guten Mann wie dich überhaupt nicht verdient. Originalton Giselle."

"Echt, das hat sie zu dir gesagt?"

"Und dass sie mir die Augen auskratzen wird, wenn ich dir wehtun werde."

Ich schluckte hörbar. Das hätte ich nun nicht aus Giselles Mund erwartet.

"Keine Drohung, die mich irgendwie schreckt. Ich werde dir niemals wehtun. Niemals. Versprochen."

Wir fielen uns unverzüglich in die Arme und küssten uns wild und leidenschaftlich. Mir war völlig egal, ob jetzt noch irgendwelche Studenten in der Nähe herumlungerten. Die Katze war ja auch ohnehin irgendwie schon aus dem Sack.

Nur zögernd kehrten wir in die Realität zurück und machten uns auf den Weg zum Auto. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es schon kurz nach vier war, eigentlich zu spät, um die uns gestern entgangenen Sehenswürdigkeiten anzuschauen.

"Was wollte denn Massimo noch mit dir besprechen? Das ist übrigens echt ein irrer Typ, voll locker... hast du gesehen, wie verliebt der in seine Schwanzsammlung ist?"

"Hehe, ja, das war einigermaßen bizarr. Er hat uns auf ein Fest in Capri eingeladen, irgendwas Kulturelles, Authentisches, wie er meinte."

"Oh, geil. Nach Capri wollten wir doch sowieso. Und was für eine Art Fest soll das sein?"

"So genau hat er sich da nicht ausgelassen, er wäre Mitglied einer Gruppe von Enthusiasten, die zweimal im Jahr ein Fest feiern, wahrscheinlich irgendwie im römischen Stil. Soll Freitag in zwei Wochen stattfinden. Er hat dabei allerdings auch ganz merkwürdig gegrinst... ja, so wie du jetzt. Was wisst ihr, was ich nicht weiß?"

"Du süßes, unschuldiges Dummchen! Kannst du nicht zwei und zwei zusammenzählen? Er hat uns zu einer römischen Orgie eingeladen."

Mir fiel der Autoschlüssel aus der Hand. Lenny brach in einen Lachanfall aus, der ihr Tränen in die Augen trieb. Ich saß noch eine Weile konsterniert bei geöffneter Tür auf dem Fahrersitz und musste mich ebenfalls erst einmal beruhigen, wenn auch aus anderen Gründen, als meine junge Geliebte, die sich ihre Lachtränen trocknete. Natürlich, das war die einfachste und wahrscheinlichste Erklärung. Aber wie hatte sie das erfasst, und ich nicht?

"Ich hab davon gehört, dass die dort stattfinden", gab sie auf Anfrage zurück. "Und es passt zu dem Vibe, den ich von ihm bekommen hab."

Mühsam konzentrierte ich mich nach dem Losfahren auf den Verkehr und vergaß dabei auch völlig zu fragen, ob sie noch ein wenig länger in Neapel bleiben wolle. Ich schlug völlig wie auf Autopilot den Weg zurück nach Torre del Greco ein.

"Das wird bestimmt abgefahren", kam es nach einer langen Pause von ihr.

"Was meinst du?"

"Na, Capri."

"Ich habe noch nicht zugesagt, ich habe ihm gesagt, ich will erst noch mit dir reden."

"Na, das hast du doch jetzt."

"Im Ernst, du willst da hin?"

Es überlief mich heiß und kalt.

"Ja, was glaubst denn du? Das ist doch eine Gelegenheit, die man kein zweites Mal im Leben kriegt", meinte sie mit diesem verdorbenen Grinsen, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten, um dann gleich fortzufahren: "Lebendige Geschichte."

"Ich weiß nicht, ob mir die Geschichte nicht ein wenig zu lebendig ist."

"Ach, komm, mach dir da doch nicht so'nen Kopp drum. Lass dich einfach fallen, und genieße was kommt. Vertrau mir. Das wird geil."

Ich seufzte tief und gab mich geschlagen. Am Abend rief ich ihn noch vom Restaurant aus an, und sagte zu.

10

Der Montag und die folgenden Tage brachten aber zunächst ganz andere Aufregungen. Zunächst war da die erste Außenmauer, auf die wir stießen und nun in vorsichtiger und sehr mühsamer Kleinarbeit von Schlacke und Sandschichten befreiten. Eines wurde aber schon nach kurzer Zeit klar: Im Gegensatz zu den Amerikanern auf der anderen Seite, hatten wir Glück:

Sie war perfekt erhalten, die Höhe verlief geradlinig über Parzelle I hinaus zu den anliegenden. Unser Teil des Geländes beherbergte wirklich nur die Villa. In die Schlacke eingebettet waren sogar Teile des eingestürzten Dachs zu finden. Das war bei den wenigsten ausgegrabenen Villen der Fall gewesen.

Ich hätte die Welt umarmen können, vor Begeisterung und Freude, da meine Arme da aber nicht ganz reichten, umarmte ich stattdessen Lenny, vor allen, vor den italienischen Gräbern, die laut Beifall klatschten, als ich sie darauf auch noch heftigst küsste und den herbeigeeilten französischen Studenten, die spätestens jetzt wussten, dass sie ihre eigenen Ambitionen begraben durften.

Selbst Giselle, die bis zu diesem Zeitpunkt jedem Gespräch aus dem Weg gegangen war, konnte sich meinen Begeisterungsstürmen nicht entziehen, immerhin bedeutete das ja mit großer Wahrscheinlichkeit auch für sie und ihre Gruppe, dass sie erfolgreich sein würden. Da sie ein erheblich größeres Gelände zu beackern hatten, waren sie auch weiterhin mit den Vorbereitungen und der Humusschicht beschäftigt, konnte nun aber ihre Markierungen noch einmal anhand unserer Entdeckungen präzisieren.

Prompt bat sie mich, mit ihr allein Mittag zu essen. Lenny nickte mir aufmunternd zu und bedachte Giselle diesmal nicht mit unangemessenen Reaktionen, da auch sie mit sich und der Welt als solchen mehr als nur zufrieden schien. Mir wurde erst später klar, dass es ihr noch viel wichtiger als mir gewesen war, dass wir uns nun offen zu unserer Beziehung bekannten, dass sie nicht mehr nur die heimliche Geliebte war, wie zuvor bei ihrem Jan.

Ich redete wie ein Wasserfall über die Arbeit und die nächsten Schritte und wie wir unsere Anstrengungen am besten koordinieren konnten. Giselle wollte zwei ihrer Studenten zur Verfügung stellen, damit wir in dieser Phase noch schneller vorankommen könnten. Impulsiv küsste ich sie dafür auf den Mund. Sie lächelte schwach.

"Du schwebst in den Wolken, nicht wahr? Ich verstehe dich gut. Aber..."

Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen.

"Es macht mir auch Angst. Angst um dich. Dieses Mädchen..."

"Diese Frau. Sie ist 25 und hat bereits ihren Doktor in Geschichte", unterbrach ich sie nicht ohne Genugtuung. Giselle rollte mit den Augen.

"25. Das macht, wieviel, 35 Jahre Unterschied? Weißt du überhaupt, worauf du dich einlässt?"

"Ehrlich gesagt nein. Nicht, dass das einen Unterschied machen würde, aber ich bin 57, also sind es 32 Jahre. Und ich kann auch nachvollziehen, dass du dir Sorgen machst, aber..."

"Nein, das kannst du nicht. Verstehe mich bitte nicht falsch, es hängt nicht mit dem zusammen, was zwischen uns war... du bist mein Freund und ich will nicht, dass man dir weh tut. Und das wird sie tun, da bin ich mir ganz sicher."

Ich schüttelte emphatisch den Kopf.

"Woher willst du das denn wissen, du kennst sie doch gar nicht? Du kannst dir gar nicht vorstellen, was sie mir gibt, wie unfassbar schön das ist, endlich einmal mein Leben mit jemanden zu teilen. Und wenn es nicht mehr, wie nur ein paar Jahre sind, was bedeutet das schon, außer dass ich zumindest in diesen Jahren noch einmal richtig gelebt und geliebt habe?"

"Aber warum denn dieses kleine verdorbene Kind? Thomas, schau dich doch um, es gibt so viele Frauen, die so viel besser zu dir passen würden, bei denen du sicher sein kannst..."

"Sicher? Warum glaubst du, dass es das ist, was ich will? Ich habe mein ganzes Leben in Sicherheit verbracht, eingekerkert in meiner kleinen beschaulichen Welt, in meiner Kruste, in der mir nichts passieren kann und habe dabei völlig verpasst, wie das ist, zu leben! Verstehst du? Richtig zu leben! Und dann kam Lenny... und grub mich aus, hat mich aus meiner Kruste rausgehämmert und jeder Tag ist ein Abenteuer und jeden Tag entdecke ich Neues und mit ihr selbst Vertrautes neu."

"Das denkt man so, wenn man verliebt ist, aber wie lange hält das vor? Was, wenn das Feuerwerk am Himmel verloschen ist, keine Geigen mehr spielen, kein Adrenalin dich mehr durch das Leben pumpt? Aus dem Abenteuer Alltag wird? Glaubst du sie bleibt dann bei dir?"

Das hatte gesessen. Ich setzte mehrfach zur Entgegnung an, aber für einen kurzen Moment überwältigte mich doch eine gewisse Angst. "Vertrau mir", ertönte dann Lennys Stimme in meinem Kopf.

"Ja. Vielleicht bin ich ja ein dummer alter Bock, der vor Hoffnung verrückt ist, aber ich vertraue ihr, wie ich noch nie einem Menschen in meinem Leben vertraut habe. Weil sie mich will, so, wie ich bin und hoffentlich auch so, wie ich sein werde."

"Aber... diese Frau... sie ist so zügellos, so..."

"So wunderbar lebendig, ohne echte Angst und ohne jeden Kompromiss. Das wirkt vielleicht zügellos auf dich, aber das ist sie nicht. Giselle, ich weiß nicht, wie ich das erklären kann, aber auch ich habe keine Angst. Vielleicht weil ich entdecke, dass auch ich alle Zügel aus der Hand geben kann, mich völlig verlieren, und hinterher bin ich immer noch da, und bei ihr..."

"Ich verstehe nicht, was du meinst."

"Nein, das kannst du vielleicht auch nicht."

Ich seufzte, hilflos, weil ich so gerne erklärt hätte, was mich so sicher machte und es doch nicht konnte. "Lass dich einfach fallen", nein, das würde sie nicht verstehen. Dass ich genau das Vertrauen hatte, dies zu tun. Alles zu tun. Egal, was dabei herauskam.

"Gut, Thomas, wir müssen zurück. Ich hoffe für dich, dass ich mich täusche, dass sie anders ist, als ich sie sehe. Und ich werde mich auch noch bei ihr entschuldigen, für das, was ich ihr im Museum gesagt habe. Das war... nicht nett."

"Das brauchst du eigentlich nicht, sie hat dich provoziert, ich hab's gesehen und sie nimmt es dir nicht übel. Aber wenn ihr euch mehr nicht in den Haaren liegt, würde mich das sehr froh machen. Auch du bist sehr wichtig für mich."

"Und du für mich. Und wenn du... wenn es doch... du weißt, du kannst immer mit mir reden, wenn du nicht weiterweißt."

"Das ist lieb von dir, Giselle. Was machst du, komm lass stecken, ich zahle", reagierte ich auf ihren Versuch einen Geldschein auf das vom Kellner gebrachte Tablett zu legen. Sie umarmte mich noch lange, nachdem wir aufgestanden waren und dann eilten wir zur Site und zu Lenny zurück.

Am späteren Nachmittag saßen die beiden tatsächlich einträchtig unter dem einzigen schattenspendenden Baum, redeten sehr intensiv miteinander und schauten immer wieder in meine Richtung. Was sie genau miteinander besprachen, erzählten mir beide nicht. Nur, dass sie eine Art Waffenstillstand geschlossen hatten.

Was mich nicht daran hinderte, ihr von meinem Gespräch mit Giselle zu erzählen, natürlich nicht wortwörtlich, aber in groben Zügen und mit einigen Zitaten schon. Wir saßen auf dem Sofa und tranken ein Glas Wein. Sie hatte sehr aufmerksam zugehört und spielte nachdenklich mit ihrem Haar.

"Was denkst du?", fragte ich in die Stille.

"Ich bin pervers", kam völlig überraschend zurück.

"Ja, natürlich, sowieso, aber das meinst du jetzt wie?"

"Weil ich mich auf den Alltag noch mehr als auf das Abenteuer freue. Auf unseren ersten Streit, auf das erste Mal, wenn ich dir an den Schwanz fasse, und du mir lass mich in Ruhe sagst. Auf die Momente, wo wir uns nichts mehr zu sagen haben, und dennoch den anderen nicht loslassen können. Auf Krankheit, Verzweiflung und Tränen, Ärger, Wut und Angst. Auf alles, was zum Leben gehört, was die echte Herausforderung und der echte Prüfstein von Liebe ist. Weil ich glaube, nein, weil ich weiß, dass alles zu ertragen, alles zu schaffen, alles zu erreichen ist, solange du nur bei mir bist."

Mir stiegen die Tränen in die Augen.

"Eh, heul doch nicht, alles wird gut."

"Du hast doch gesagt, dass du dich auf Tränen freust."

"Ja, aber doch nicht jetzt... mir ist mehr nach ein bisschen Feuerwerk."

"Hast du was Bestimmtes im Sinn?"

"Aber immer...", gab sie sie zurück und knabberte an ihrer Lippe. Dann stand sie ruckartig aus und zog ihre Shorts herunter. Ihr Slip folgte momentan. Sie kletterte auf das Sofa, kniete sich darauf und bot mir ihren prachtvollen Hintern dar.

"Soll ich... warst du ein böses Mädchen?", versuchte ich ihr Ansinnen zu erraten. "Nein. Wir spielen jetzt Egal. Mit anderen Worten: leck mich am Arsch."

Ich verstand immer noch nicht ganz.

"Das war kein Spruch. Leck meine Schoko-Muffe. Mein Hintertürchen, was dir übrigens jederzeit offensteht, falls du mal anderweitig einkehren willst. Naja, nicht jederzeit, morgens nur mit vorheriger Ankündigung... aber das weißt du ja. Und jetzt leck mich, du Sau. Und wenn du das gut machst, furze ich dir zur Belohnung ins Gesicht."

Ich brauchte noch einige Sekündchen, bis ich mich von ihren derben Sprüchen erholt hatte, aber ihr einladend wackelnder Hintern ließ auch diese Herausforderung mehr als nur interessant erscheinen. Einem plötzlichen Impuls folgend klatschte ich ihr dennoch zunächst einmal hart auf ihr rechtes Bäckchen.

"Das ist für die Sau, du ordinäres Miststück."

"Yeeha!", kam es zurück.

"Na dann, Egal."

Es war nur in den ersten Momenten eigenartig und ungewohnt, dann machte es mir richtig Spaß. Sie hatte wirklich eine zauberhafte kleine Rosette und schien richtig von meiner probenden und tobenden Zunge erregt zu werden. Am Anfang war ich noch nicht wirklich bei der Sache, der Übergang von der vielleicht schönsten Liebeserklärung, die man einem Menschen machen kann, zu "leck mich am Arsch" war gelinde gesagt etwas krass, folgte jedoch irgendwie der mir nun langsam vertrauten Lenny-Logik. Das Unerwartete war der Zauber.

In diesem Sinne verließ ich den derzeitigen Ort meines Wirkens und leckte auch den Rest ihrer Bäckchen, was sie mit begeisterten Lauten quittierte. Ich fand schnell heraus, dass das Ausüben von Druck mit der Zunge, wie sie es beim Edging bei mir praktiziert hatte, bei ihren Bäckchen einen ähnlichen Effekt erzielte und merkte mir schnell die Stellen, wo es ihr besonders viel Freude zu bereiten schien.

Auch ein wenig beißen und kneifen in den Allerwertesten stieß auf mächtigen Beifall, dann aber wurde meine Rückkehr zu ihrer Hintertür gefeiert, die ich probeweise erst mit der Zunge und dann mit einem Finger betrat. Was erst nur Aufgabe für mich war, entwickelte sehr schnell zu einem auch für mich erregendem Spiel und es wurde enger und enger in meiner Hose.

Eingedenk ihrer ausgesprochenen Einladung, wurde ich wirklich neugierig, wie sich das anfühlte, wenn ich sie annahm. Ich öffnete also schnell meine Hose, während sie stöhnte und nach mehr lechzte und ich nahm erfreut zur Kenntnis, dass meine vor Vorfreude nasse Eichel den Transit vermutlich erleichtern würde. Noch ahnte sie nichts von meinem Vorhaben.

Ich riss ihre Bäckchen auseinander und drängte meinen brettharten Schwanz an ihre Terra incognita, die Überraschung war nur kurz, aber da, dann war sie es, die mir gleichzeitig entgegenstrebte und meiner vielleicht übertriebenen Vorsicht entgegenarbeitete, bis ich fast zur Hälfte eingedrungen war. Sie war so unfassbar eng, und es war so völlig anders, wie in ihrer Wonnemaus, und es fühlte sich einfach wunderbar an.

Zögernd begann ich leichte Stöße bis zu dem Punkt, wohin ich zunächst gelangt war, bis sie auch hier durch ihre Bewegungen anzeigte, dass ich ruhig etwas schneller und etwas tiefer eindringen sollte. Das ging Stück für Stück leichter und leichter, als ihr After mehr und mehr auf den Fremdkörper mit der notwendigen Eigen-Lubrikation antwortete. Bald hämmerte ich bis zum Anschlag in das gastliche Loch, wohl wissend, dass es aufgrund der fantastischen Sensationen, die es bei mir auslöste, vermutlich ein kurzes Vergnügen wurde.

Die Bestätigung für diese Theorie erhielt ich nur wenige Stöße später und sie ihren heißen Einlauf im Zuge auch. Ich zog ab und war mir sehr sicher, dass eine Rückkehr in Bälde erfolgen würde. Sie verließ ihre Hündchen-Stellung und wir kuschelten auf dem Sofa.

"Wie ist das für dich?", fragte ich nach einiger Zeit.

"Was meinst du, in den Arsch gefickt zu werden?"

"Ja."

"Geil, ganz anders, aber auch voll geil. Das wirst du auch bald mal erfahren."

"Ehm... und das soll wie gehen?"

"Lass dich überraschen. Das war übrigens toll, wie du mich erst geleckt hast und dann kreativ geworden bist. Jetzt hast du's begriffen, nicht wahr?"

"Ja, ich glaube jetzt habe ich's begriffen."

Wie sehr, zeigte ich ihr gleich im Anschluss, als ich sie zu Boden drückte und ihr das vorher so sträflich vernachlässigte Wonnemäuschen verwöhnte, bis der Gleichstand in Sachen Höhepunkte für den Moment erreicht war.

11

Wir kamen auch weiter gut voran, es wurde jetzt das Geduldsspiel, das ich nun insgeheim als das Edging für Archäologen betrachtete. Zu wissen und zu sehen, dass wir offenbar einen intakten Teil der Villa ausgruben, war ohne Zweifel jeden Tag aufs Neue erregend, aber die Bauweise römischer Villen mit ihren fast vier Meter hohen Wänden und die Tatsache, dass wir anders als die Amerikaner vornehmlich auf Lavaschlacke trafen, sorgten dafür, dass sich unser Orgasmus sehr, sehr lange hinzog und in diesen Wochen wir erst langsam in die Richtung des ersten Erreichens der Schwelle marschierten.

Insgesamt beruhigte sich alles ein wenig, Giselle und Lenny hielten sich an ihren Nicht-Angriffs-Pakt und gingen vergleichsweise höflich miteinander um, die beiden zugeteilten französischen Helfer erwiesen sich als bar jeder Ablenkung durch Turteleinlagen mit Lenny als absoluter Gewinn, da wir in allen Pausen sehr, manchmal vermutlich für andere auch fast peinlich deutlich machten, dass wir zusammen waren. Bei der Arbeit selbst hielten wir uns trotz unserer extremen Verliebtheit doch noch zurück.

Ich probierte ebenfalls das Edging, auch wenn hier die Fesselungs-Präambel mangels Kopfteil unseres Betts nicht möglich war, Lenny mir zuvor aber ohnehin mitgeteilt hatte, dass der erste Teil des Erlebten eigentlich eher ihre eigene Interpretation gewesen war und es dabei vornehmlich darum ging, den anderen möglichst oft am Kommen zu hindern, damit der folgende Orgasmus dann richtig heftig wurde. Dass dies ein besonderes Kunststück ist, hatte ich nach ihrem Vollerfolg bei mir nicht vermutet.

Meine ersten drei Versuche endeten nämlich mit ihrem sofortigen Orgasmus.

"Du bist schon wieder gekommen", entfuhr es mir enttäuscht, während sie erneut meinen Kopf in ihren Schoß presste.

"Ja, schrecklich, nicht wahr? Was für ein geiler Misserfolg."

Ich seufzte und verließ nach Freigabe meines Kopfes den Ort meiner Niederlage, um mit ihr zu kuscheln.

"Das dauert halt ein wenig, bis du lernst, meine Reaktionen richtig zu lesen. Setz dich doch da nicht so unter Druck. Wir haben noch ein ganzes Leben vor uns."

Ich küsste sie lange. Sie strich mir zärtlich über mein Gesicht.

"Und auch darauf freue ich mich. Für dich ist ja fast alles noch neu und total aufregend und für mich jetzt auch, weil es mit dir wieder neu ist, aber irgendwann haben wir das meiste durchprobiert und genau dann wird es spannend. Manche Paare versuchen ja verzweifelt ständig etwas neues, Spielzeug, Rollenspiel, Rudelbumsen und was noch so alles einen neuen Kick verspricht. Ich bin gespannt, ob das bei uns vielleicht auch so gehen könnte, ohne dass wir im Bärenkostüm zum Ficken in den Zoo gehen müssen, weil wir alles andere schon auf der Liste abgetickt haben..."

Ich wurde von leichten Lachkrämpfen geschüttelt, weil mir dieses Bild nicht so schnell aus dem Kopf wollte. Dann kam mir aber der folgende Freitag in den Sinn, unser Trip nach Capri.

"Ich vermute eine römische Orgie befindet sich selbst in deinem reichen Erfahrungs-Fundus noch nicht, aber hast du schon mal etwas in der Art gemacht?"

"Ja, na klar. Dreier, Vierer, Gruppe, Swinger-Club mit Jan."

Ich kaute mir nervös auf der Unterlippe herum.

"Bekommst du kalte Füße wegen übermorgen?"

"Jein. Ich weiß nicht mal, wie so was ablaufen könnte. Und... hast du nicht gesagt, dass du eifersüchtig bist? Wie kannst du das damit vereinbaren?"

"Das ist doch nur Sex. Und, um dich zu beruhigen, es heißt doch nicht mal, dass wir mitspielen müssen. Solche Sachen sind meist völlig zwanglos."

"Hm. Und... es würde dir nichts ausmachen, wenn ich... mit einer anderen Dame..."

"Oder einem anderen Herrn..."

"He he, nee, ich glaube das reizt mich dann doch eher nicht. Ich huldige ausschließlich der weiblichen Form."

"Das weißt du erst, wenn du's probiert hast. Du magst doch Massimo? So, wie er über die Marmorschwänze begeistert war, ist der bestimmt bi. Hast du ihm erklärt, dass ein Stück in seiner Sammlung deinem ähnlich sieht? Vielleicht hat uns ja gerade deshalb eingeladen."

"Nein, natürlich habe ich ihm das nicht gesagt. Du hast echt eine schmutzige Fantasie."

"Deshalb liebst du mich doch so."

"Vielleicht auch deshalb. Aber, ganz im Ernst, ich weiß nicht... ob ich das so locker sehen würde, wenn du mit einem anderen Mann schläfst..."

"Oder einer anderen Frau..."

"Oh...", brachte ich schwach heraus.

"Da kommt kein Widerspruch? Ihr Kerle seid doch alle gleich. Würde dich das geil machen, wenn ich vor deinen Augen eine andere Muschi lecke?"

"Ehm..."

"Na, da habe ich doch schon meine Antwort", meinte sie, als sie meinen wirklich von den letzten Tagen recht zerstörten, aber nichtsdestotrotz nun langsam schwellenden Verräter in die Hand nahm.

"Und trotzdem. Sag es mir: Macht dich der Gedanke geil?"

Die Verantwortung dafür ging in diesem Moment sicher mindestens zu fünfzig Prozent zulasten ihrer magischen Hände, aber irgendwie reizte mich diese Idee doch schon...

"Ja... das... oh... wäre... mmh... durchaus... oh... ganz... uh... geil..." Nachdem sie mir das gewünschte Stichwort abgerungen hatte, kam postwendend die Belohnung.

"Du stellst es dir gerade vor, hm? Prima. Schön am Ball bleiben", ermunterte sie mich noch, dann setzte sie ihr loses Mundwerk wieder anderweitig ein, ohne Zungenschlag, da ich wirklich sehr wund war, aber nichtsdestotrotz enorm effektiv. Meine Vorstellungskraft setzte allerdings recht schnell wie auch mein gesamtes Denken aus, denn sie machte diesmal keinerlei Anstalten, mich von der Klippe zurückzuholen. Folgerichtig entlud ich mich in ihren Mund.

Sie kletterte wieder zu mir hoch und zeigte mir mein Sperma auf ihrer Zunge, wie sie es schon einige Male getan hatte, aber diesmal schluckte sie nicht, sondern küsste mich sofort, so dass unsere Zungen ihren Reigen gemeinsam mit meiner Liebesgabe tanzten.

Es war ein eigenartiges Gefühl, ich hatte selbstverständlich als Pubertierender mal einen Geschmackstest gemacht, war aber eher nicht davon angetan gewesen. Wie so vieles fühlte sich das mit ihr deutlich besser an. Vielleicht hatten ihm die Jahre wie gutem Wein diesbezüglich auch gutgetan, auf jeden Fall war das Gesamterleben durchaus ein Genuss.

"Gut?", beendete sie das neckische Spiel mit einer Frage.

"Ehm... ungewohnt, aber nicht übel", gab ich vorsichtig zurück, denn ihr lauernder Blick zeigte mir sehr deutlich, dass da noch was nachkommen würde.

"Ja, gewöhn dich schon mal dran, dann bist du vorbereitet, wenn Massimo dir in den Mund kommt..."

"Hey! Jetzt ist es aber gut."

"Und wenn ich das will?"

"Warum... würdest du das wollen?"

"Vielleicht macht mich das geil?"

Sprachs und führte meine Hand zu ihrer noch immer klitschnassen Spalte.

"Das zählt nicht, du bist noch von vorhin nass."

"Egal."

"Egal?", machte ich dies zu meinem Stichwort, um von weiteren peinlichen Attacken abzulenken und drehte sie blitzschnell auf ihrem Bauch. Sie kicherte begeistert und ließ sich willfährig ihr Hinterstübchen verwöhnen. Man ist ja schließlich auch in meinem Alter durchaus noch lernfähig.

Da wir uns mit Massimo schon um fünf Uhr nachmittags an dem Yachthafen von Neapel verabredetet hatten, kam ich unweigerlich in Erklärungsnot, da ich Giselle noch nicht einmal von unserem geplanten Trip nach Capri erzählt hatte, geschweige denn, dass wir von Massimo eingeladen worden waren. Und wir mussten natürlich früher als gewöhnlich Feierabend machen.

Natürlich würde sie sich fragen, warum nur wir und sie und Michal nicht eingeladen wurden. Ich verbrachte den ganzen Morgen während der Arbeit damit, nach irgendeiner Erklärung zu suchen, die keine Lüge war, aber trotzdem peinliche Rückfragen ausschloss.

"Ich kann's ihr gerne sagen, wenn's dir so schwerfällt", flötete mir Lenny ins Ohr.

"Untersteh dich! Das könnte dir so passen... ich dachte, ihr habt einen Waffenstillstand geschlossen?"

"Aber Schatz, das würde ich doch nur für dich tun...", erwiderte sie mit einem lasziven Engelsblick.

"Mir fällt schon noch was... hallo Giselle."

Wenn man vom Teufel spricht. Und wenn man zusätzlich einen kleinen solchen als Geliebte hat, wird das Leben nie langweilig. Und ist der Herzinfarkt nie fern.

"Hey Giselle. Das haben wir dir noch gar nicht gesagt, wir müssen heute früher abhauen...", sprach Lenny sie unverzüglich an, bevor ich sie daran hindern konnte. "...weil wir nach Capri fahren."

Mein Herz schlug bis zum Hals, als sie fortfuhr.

"Und unser Boot legt nämlich schon um fünf Uhr ab."

So einfach. Perfekt. Und warum war ich nicht darauf gekommen?

"Ah, Capri. Ich liebe Capri, es ist wunderschön", kam die ahnungslose Replik von Giselle. "Es gibt dort wunderschöne Villen, weißt du? Es wird dir gefallen, Thomas war doch sicher schon einmal da, nicht wahr?"

Ich nickte stumm, immer noch in der Hoffnung, dass Lenny keinen Veitstanz auslösen würde.

"Ja, aber er hat auch noch nicht alle gesehen. Da ist ja auch mächtig viel los, was er noch gar nicht kennt, deshalb wollten wir ein wenig länger dortbleiben."

"Das macht ihr ganz richtig. Es ist auch ein wunderschöner Ort für Verliebte wie euch... ich wünsche euch ganz viel Spaß."

Lenny hatte irgendeine weitere zweideutige Gemeinheit auf der Zunge, das sah ich ganz genau und griff beherzt im letzten Moment ein.

"Danke. Eine Stunde haben wir ja noch bis Mittag, bevor wir aufhören. Ich gebe auch unseren Männern für den Rest des Tages frei, kannst deine beiden Burschen gerne noch bei dir beschäftigen."

"Das trifft sich gut", versetzte sie und zog mich in ein fachliches Gespräch, während Lenny mich noch anblitzte und dann weiterarbeitete. Puh, das war knapp gewesen. Auch unsere Männer waren hoch zufrieden, ein längeres Wochenende bei vollem Lohnausgleich zu erhalten.

Auf Capri freute ich mich selbstverständlich; das "authentische Fest" löste auch weiterhin eine gewisse Beklemmung bei mir aus. Es war ein traumhafter Tag, nicht ein Wölkchen durchbrach das strahlende Blau des Himmels. Mit der Fähre brauchte man etwas weniger als eine Stunde zur Insel, wie lange das mit Massimos Boot dauern würde konnte ich natürlich nicht abschätzen.

Wir fanden den Anlegeplatz nach kurzer Suche. Entweder lohnte es sich in Italien deutlich mehr, sich der Archäologie zu verschreiben, oder Massimo stammte aus einer steinreichen Familie, wobei letzteres das wahrscheinlichere erschien. Das war kein Boot, das war eine Yacht.

Wir waren keineswegs die einzigen Gäste, die mit ihm zur Insel fahren würden. Mit ihm und seiner Gattin, einer vielleicht dreißigjährigen ausgesprochen hübschen Frau namens Antonia, die er uns zunächst vorstellte, waren wir zu acht. Ein weiteres Paar mittleren Alters, und zwei blutjunge Damen, die sich etwas abseits hielten und Massimo auch gar nicht persönlich zu kennen schienen.

Massimo steuerte sein Boot selbst und bat Lenny und mich, ihm einen Wein zu holen und ihm dabei ein wenig Gesellschaft zu leisten, was wir selbstverständlich gerne taten. Er erkundigte sich nach dem Stand der Ausgrabungen und bedauerte, bis jetzt noch nicht wieder die Zeit gefunden zu haben, uns auf der Site zu besuchen, da eine neue Ausstellung vorbereitet wurde und ihn mächtig einspannte.

Ruhig und entspannt steuerte er sein Boot und das Gespräch langsam auf die Insel und den kommenden Abend zu. Da Lennys Italienischkenntnisse immer noch sehr rudimentär waren, unterhielten wir uns auf Englisch.

"Wir werden mich euch gemeinsam in der Villa meiner Schwiegereltern wohnen, unweit der Villa Jovis, ich hoffe das ist euch recht? Was meine Schwiegereltern angeht, sind sie sehr erträgliche und umgängliche Menschen."

"Natürlich, herzlichen Dank Massimo, wir wissen das wirklich zu schätzen. Villa Jovis ist...", setzte ich zur Erklärung für Lenny an.

"Der Palast des Tiberius, gebaut circa 27 nach Christus, wo Tiberius seine letzten Jahre bis zu seinem Tod verbrachte...", unterbrach mich Lenny.

Massimo lächelte vergnügt.

"Bei dir lernt sie offenbar sehr viel", komplementierte er mich.

"Das hat sie nicht von mir, sie hat tatsächlich bereits ein abgeschlossenes Geschichtsstudium auf dem Buckel. Und momentan lerne ich fast mehr von ihr...", schlüpfte es zu allem Überfluss auch noch raus, was Lenny ein begeistertes Grinsen entlockte. Ich gab ihr schnell noch ein kleines Küsschen.

"Wart ihr schon in Deutschland ein Paar, oder hat das Land der Liebe das für euch getan?", erkundigte er sich.

"Das ist tatsächlich hier passiert", gab Lenny zurück.

"Ihre erste Ausgrabung war sozusagen mein Herz", scherzte ich leicht beschwingt vom wirklich guten Wein.

"Na ja, das auch, aber zunächst mal bin ich auf seinen Schwanz gestoßen", gab sie trocken zurück und nippte an ihrem Wein.

Massimos Mundwinkel zuckten bereits verdächtig, aber noch hielt er sich zurück.

"Ah. Eine Frau, die weiß, was sie will. Und es sich auch verschafft. Du bist ein Glückspilz, Thomas."

"Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht. Und nenn mich ruhig Tom, das hat sie übrigens auch eingeführt."

"Gern, Tom. Erzählst du mir jetzt euren Privatwitz vom Museum, der Giselle wie eine Furie rausstürmen ließ?"

"Oh das..."

Obwohl das Gespräch ja schon relativ locker war, spürte ich trotzdem, wie mir jetzt das Blut in den Kopf schoss. Ich schloss kurz die Augen, als Lenny antwortete.

"Ja, das war lustig, oder? Erinnerst du dich an den zweiten Phallus, den du rausgeräumt hast, den großen schwarzen? Er sieht haargenau so aus, wie der von Tom. Bis auf die Farbe natürlich."

Massimo grinste von einem Ohr zu anderen.

"Dann hatte ich es trotz der Sprachbarriere richtig verstanden. Respekt, Tom. Ein richtiges schönes Stück."

"Oh ja, und so fleißig...", fuhr sie gnadenlos fort.

"Das hört man gern."

Massimo blitzte mich an.

"Freust du dich auf unser Fest?"

"Ehm. Sicher, ja. Vielleicht magst du mir ja trotzdem erklären, was es genau damit auf sich hat? So ganz verstanden hatte ich es nach deiner Erklärung nicht."

"Ich schon", drängelte sich Lenny vorlaut und mit ihrem verdorbenen Grinsen dazwischen. Den Blick, den die beiden nun kurz austauschten, machte seine folgende Erklärung eigentlich unnötig.

"Ja, die Lebenskunst unserer großen römischen Vorfahren lebt in unseren kleinen Soiréen weiter. Obwohl es natürlich auch zahlreiche zeitgenössische Zusammenkünfte dieser Art allerorten in unserem schönen Land gibt, sind unsere etwas Besonderes: Wir feiern die Freiheit von der Konvention in vollen Zügen und mit allem was dazu gehört, das beste Essen, bereitet nach Original-Rezepten, der feinste Wein von den Hängen des Vesuv, Musik, Gaukler und Performer, liebevoll hergerichtete Gewänder in einer Villa, die zwar aus dem 18 Jahrhundert stammt, aber einer römischen so genau nachempfunden ist, dass ihr glauben werdet, eine Zeit-Maschine benutzt zu haben. Ein Fest für die Sinne... für alle Sinne", ließ er die Katze nur leicht miauend noch für einen Moment im Sack.

Mittlerweile war seine Frau, die zunächst die anderen Gäste unterhalten hatte, zu uns gestoßen und hatte lächelnd dem größten Teil seiner Erklärungen zugehört, während sie unsere Gläser wieder auffüllte.

"Nur echte Sklaven werdet ihr nicht finden", ergänzte sie und bedachte mich mit einem Blick, der mir durch und durch ging. "Aber freiwillige Gefährten für alle, wirkliche alle Spielarten der Lust."

"Und?", erkundigte sich Massimo, "wie klingt das für euch?"

"Was heißt denn geil auf Italienisch?", fragte mich Lenny strahlend auf Deutsch. "Figo, oder fantastico", gab ich zurück.

"Fiiigoooo!", gab sie ihrer Begeisterung nun rückhaltlos Ausdruck, als die Insel schon in unserem Sichtfeld auftauchte.

Am Hafen wartete bereits ein Mercedes mit Fahrer auf uns und unsere Wege trennten sich von den Bootsgefährten, die anderswo untergebracht wurden. Massimo war nun richtig aufgetaut und erklärte vom Beifahrersitz aus alle Sehenswürdigkeiten an denen wir vorbeifuhren, während ich auf dem Rücksitz zwischen Lenny und Antonia eingeklemmt nicht so richtig wusste, wie mir geschah.

Das lag vor allem an Antonia, die an Lenny nach ihrem Begeisterungsausbruch einen Narren gefressen zu haben schien, sich mit ihr fast pausenlos auf Französisch unterhielt, während sie ihren Körper gegen meinen presste und mir zwischendurch dann fallweise mal locker über meine Schenkel oder Brust streichelte. Lenny bemerkte dies natürlich und sorgte umgehend für den Stereo-Effekt. Ich hätte nie gedacht, dass man in einem vollklimatisierten Auto so ins Schwitzen geraten könnte.

Das Auto bog in Richtung Nordspitze der Insel zum Monte Tiberio ab und manövrierte sicher die schmalen Straßen, die eigentlich für den Autoverkehr gar nicht zugelassen waren. Auf meine diesbezügliche Frage an Massimo meinte er nur lakonisch, dass seine Schwiegereltern "einen gewissen Einfluss" hätten und Privilegien, die durchaus angenehm seien.

"Mein Vater ist Politiker", erklärte Antonia lächelnd. "Aber sonst kein schlechter Mensch."

Den Hausherren lernten wir dann nicht kennen, da er in Rom weilte, wohl aber seine Frau, eine freundliche, zurückhaltende Dame in meinem Alter. Sie führte uns durch die luxuriöse, aber nicht protzige, sondern sehr stilvoll eingerichtete Villa und zeigte uns das Zimmer, wo wir übernachten sollten, ein lichtdurchfluteter Raum mit einem riesigen Balkon und einer Aussicht, die mir eine Gänsehaut bescherte. Selbstverständlich hatten wir ein privates Bad, das ungefähr die Größe unserer kleinen Wohnung in Torre del Greco hatte, eine Badewanne mit Whirlpool, wo bequem 4 Leute reinpassen könnten, eine Dusche, Toilette und Bidet.

Massimo und Antonia waren im oberen Geschoss der Villa verschwunden und so genoss ich den ersten kurzen Moment des Alleinseins mit Lenny. Die war ausnahmsweise einmal sprachlos für eine geraume Zeit und meldete sich erst auf dem Balkon zurück, als wir gemütlich eine Zigarette rauchten und die atemberaubende Aussicht genossen. Das Haus war zur Seeseite, auf der wir uns befanden, mitten in die Klippen hinein gebaut.

"Boah. Ist das abgefahren. Das ist ja wie ein Gemälde."

Das hatte sie absolut treffend formuliert. Ich küsste sie zärtlich.

"Na, du hast dich ja schon ganz gut mit Antonia angefreundet. Worüber habt ihr euch denn die ganze Zeit unterhalten?", fragte ich sie neugierig, da mein Französisch höchstens reisetauglich, also ausreichend für Buchungen, Bestellungen im Restaurant und nach dem Weg fragen war. Ich hatte in der Schule stattdessen noch Latein gehabt.

"Ja, die ist lustig. Über dich und Massimo, und was wir so mögen. Ich hatte übrigens Recht, was ihn angeht."

Ich sog geräuschvoll die Luft ein. Mir blieb auch nichts erspart. Sie kicherte leise. "Keine Angst, du bist überhaupt nicht sein Typ. Er steht auf jung und muskulös."

Na, endlich mal ein Kelch, der an mir vorüber ging.

"Und es ist, wie ich's gedacht habe, hat sie mir erzählt. Keinerlei Verpflichtung zu irgendwas. Nur etwa die Hälfte der Gäste geht richtig zur Sache, der Rest haut sich nur die Wampe voll, schaut sich das Spektakel an, oder gibt sich die Kante. Alles ganz locker."

Das war ja beruhigend. Sie grinste plötzlich wieder gefährlich.

"Und?", versuchte ich der Sache umgehend auf den Grund zu gehen.

"Ich glaube, wir sollten langsam runtergehen. Hatten sie nicht gesagt, wir treffen uns in zehn Minuten im Garten?"

Das stimmte allerdings. Und tatsächlich warteten unsere beiden Gastgeber und Antonias Mutter bereits mit Kaffee und Gebäck auf uns, dazu noch zwei muntere Setter, die uns sofort neugierig beschnüffelten und sich umgehend erste Streicheleinheiten bei Lenny und mir abholten und hernach wechselweise unter dem Tisch auftauchten und ihre Köpfe immer abwechselnd auf meinen Schoss legten, um das ganze fortzusetzen.

Ich mochte Hunde, wäre aber nie auf die Idee gekommen, mir mal selber einen anzuschaffen, weil ich ja doch ab und zu mal mehrere Monate unterwegs war. Antonia wollte sie zunächst wegscheuchen, aber ich gab schnell bekannt, dass mich das nicht störte.

Ich fragte mich, während das Gespräch so vor sich hinplätscherte, ob Antonias Mutter eine Ahnung hatte, wozu wir auf der Insel weilten. Vermutlich nicht. Sie schien froh, dass ihr riesiges Haus mal wieder mit etwas mehr Leben gefüllt war, da ihr Gatte wohl die meiste Zeit in Rom verbrachte, sie gegen die Stadt nach ihrem Bekunden jedoch eine Abneigung hatte und daher seine Abwesenheit als das kleinere Übel billigend in Kauf nahm.

Die Zeit verging dennoch recht schnell, denn Antonia gab bekannt, dass wir uns gerne jetzt frischmachen könnten, wenn wir wollten, zumal bereits in einer halben bis dreiviertel Stunde die Friseusen für die Frisuren der Damen eintreffen sollten, wir müssten uns ja auch noch unsere Kostüme aussuchen.

Lenny hatte es sich nicht nehmen lassen, mir noch am Morgen eine Intimfrisur zu verpassen, die sich immer noch ungewohnt anfühlte. Über das angekündigte Stutzen hinaus hatte sie mir nämlich auch eine Teilrasur an meinem Hodensack und darunter verpasst. Wenigstens war ich nicht mehr wund, wie noch vor zwei Tagen.

Während Lenny sich neben mir abtrocknete und auch mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein schien, betrachtete ich mich Spiegel. Okay, also nicht völlig unattraktiv. So richtig Speck hatte ich nie angesetzt. Ich brauchte mich eigentlich für meinen Körper nicht zu schämen. Dann kriegte ich aber aus dem Nichts heraus einen kurzen Panikanfall. Eine Orgie, ich ging nicht auf ein Fest, oder an den Strand, ich ging auf eine gottverdammte Orgie. Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Als spürte sie das, war Lenny plötzlich hinter mir, schmiegte sich nackt an meinen Körper und schaute unser Abbild gemeinsam mit mir im Spiegel an.

"Wir sind ein hübsches Paar, nicht wahr?"

"Ja."

Ihre Ruhe brachte mich sofort wieder runter. Sie brauchte nicht mal mehr einen ihrer Motivationssprüche für mich. Ich war bereit.

Massimo ließ mich in seinem reichhaltigen Fundus von Kostümen wühlen, die er bei früheren Gelegenheit getragen hatte, da wir in etwa die gleiche Größe und Statur hatten und gab sich viel Mühe, mir dann das seiner Meinung nach zu mir am besten passende Stück aus meiner engeren Wahl anzupreisen. Ich entschied mich dann aber für eine einfache, knielange schwarze Tunika mit abgesetzten goldenen Borten und gegen Schmuckstücke wie Armreifen und Ringe, die, wie ich nicht ohne Neid feststellte, nur zum Teil Repliken waren, aber das war einfach nicht mein Stil.

Das Outfit wurde von stilechten Wadensandalen komplettiert. Auf meine unschuldige Frage nach dem eigentlich auch dazugehörigen Lendenwickel, quasi als Unterhose, brach er nur in Gelächter aus und meinte, dass sowas nur im Wege sein könnte, und er wie alle anderen darauf selbstredend verzichteten. Er führte mir dann auch gleich sein Kostüm vor, eine weiße Tunika mit zahlreichen Verzierungen und setzte sich dann gar noch einen Lorbeerkranz auf.

Die Damen waren derweil bereits nach Ankunft von, wie mir Lenny später erzählte, nicht weniger als fünf Friseusen, die sich gleichzeitig mit ihnen beschäftigten, in ein anderes Zimmer verzogen. Wir schlugen die Wartezeit im Garten mit den Hunden tot, die begeistert Stöckchen hinterherjagten, bis nach einer weiteren Stunde unsere beiden Grazien ebenfalls ausgehfertig waren.

Warum das so lange gedauert hatte wurde alsbald ersichtlich, denn die kunstvollen Flecht- und Steckfrisuren, die sie hingezaubert hatten, waren absolut authentisch und passten umwerfend zu ihnen. Sie hatten Lenny sogar seitliche Strähnen gelockt, was damals oft Mode gewesen war. Ihre Tuniken reichten allerdings nur knapp bis über ihre Hinterteile und unterstrichen ihre Reize auch sonst mehr, als dass sie sie verbargen.

Als wäre Lenny nicht schon atemberaubend genug, jetzt stand sie vor mir wie eine Göttin. Neidlos musste ich anerkennen, dass sich auch Antonia durchaus in diese Kategorie einreihen ließ. Interessanterweise war hier die Farbwahl genau umgekehrt, also Antonia wie ich in schwarz und Lenny in weißem Gewand wie Massimo.

Die Villa Piacente lag nur circa zwanzig Minuten Fußmarsch entfernt weiter im Landesinneren, inmitten eines riesigen Anwesens. Etwas eigenartig kam ich mir schon vor, so kostümiert gemütlich zum Ort des Geschehens zu schlendern; an das Al-Fresco unter der Tunika hatte ich mich ja schon im Garten gewöhnen können, an die neugierigen und perplexen Blicke der Touristen und Einheimischen, denen wir begegneten, aber nicht.

12

Massimo stellte uns nach unserem Eintreffen zunächst unserem Gastgeber vor, Gustavo, ein vielleicht 60-jähriger Mann mit Halbglatze, einem edel geschnittenen und markanten Gesicht sowie einem ruhigen, souveränen Auftreten, das hervorragend zu seiner Rolle und dem edlen Gewand, das er trug, passte. Gleichzeitig mit uns trafen viele andere Gäste ein, so dass außer dieser Geste aber kein weiterer Kontakt erfolgte und Massimo die Aufgabe übernahm, uns durch die Villa zu führen.

Er hatte keineswegs übertrieben: Die Villa war architektonisch und vom Interior perfekt einer alten römischen Villa nachempfunden. Viele moderne Einrichtungsgegenstände waren seinen Erklärungen zufolge eigens für dieses Fest ausgelagert und durch authentische Sammlerstücke und Repliken ersetzt worden. Manches, wie elektrisches Licht und sehr zeitgemäßen Badezimmern, war natürlich davon unangetastet geblieben, aber es war überwältigend und faszinierend genug, um mir als Archäologen schon mal die ersten mentalen Orgasmen des Abends zu verpassen.

Nichtsdestotrotz regte sich auch mein Fach- und Besserwissen in mir, und mein wissenschaftlich geschulter Verstand begann quasi automatisch bei manchen Dingen die Authentizität in die Kategorien "mit Sicherheit nicht", "mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht" und "vermutlich nicht" einzuordnen.

Ausgerechnet mein sonst eher lästiger innerer Mahner, der sich in der Regel als die personifizierte Spaßbremse manifestierte, brachte mir dann aber ein Witzbild aus irgendeiner Zeitschrift, das ich vor etlichen Jahren einmal gesehen hatte, vor das geistige Auge:

Eine Tennisspielerin, die den zahlreich anwesenden Zuschauern beim Aufschlag durch ihr hochfliegendes Röckchen ihr blankes Hinterteil präsentiert, und nur einer davon kommentiert daraufhin:

"Sie haben ja die falschen Schuhe an."

Natürlich konnte keiner meiner Gefährten meine plötzlich aufkommende Heiterkeit nachvollziehen, aber mir gelang es hernach erheblich leichter, statt Haaren in der Suppe den Zauber dieser Zeitreise zu finden und in vollen Zügen zu genießen. Kann sein, dass ich so auf das Ambiente einstieg, weil ich mich mit Vertrautem ablenken wollte. Das ständig irgendwelche auf Sklaven getrimmte halbnackte bis nackte fleißige dienstbare Geister um alle Gäste herumschwirrten, nahm ich fast nur am Rande wahr.

Es dauerte wirklich lange, bis wir im Triklinium, also sozusagen dem Speisesaal des Hauses eintrafen, was auch damit zusammenhing, dass alle und jeder Massimo begrüßen wollte, da er nicht nur Mitglied einer Gruppe von Enthusiasten war, sondern eines derer Oberhäupter.

Auch hier war mit absoluter Liebe zum Detail gearbeitet worden, die U-förmig angeordneten Klinen, also die Liegen, auf denen man zu Tische lag, waren bereits weitestgehend gefüllt. In diesem Raum fanden nur etwa 30 Personen Platz, weil die Mitte für Darbietungen frei bleiben musste. Das Fest würde sich daher in mehreren Räumen abspielen, da insgesamt circa 80 Personen erwartet wurde.

Wir waren zur Linken Gustavos platziert worden, die Klinen waren durch zahlreiche Kissen ziemlich weich. Sofort eilte ein bis auf einen Lederriemen um den Bauch und eines Sklavenhalsbands nackter junger Mann herbei, und füllte interessant aussehende goldene Pokale für uns mit noch interessanterem Wein.

"Salute", trank uns Massimo zu. "Auf eine Nacht, die ihr niemals vergessen werdet."

Wir prosteten uns zu und nur wenig später kam auch Gustavo als letzter der für diesen Raum bestimmten Gruppe, legte sich nieder und gab ein Handzeichen. Ein Gongschlag ertönte und dann wurde das Essen hereingetragen, von nackten jungen Männern und Frauen.

Ich könnte eine Stunde damit verbringen, die Einzelheiten der kunstvoll arrangierten und sublimer Speisen, die in unaufhörlicher Folge an uns herangetragen wurden, aufzuzählen, man hätte zehn Mägen benötigt, um von jeder auch nur einen Biss zu probieren, so ließen wir uns auch willig von Antonia und Massimo Empfehlungen geben, wobei Massimo mir vor allem die lateinischen Namen lieferte, die mir geläufig waren.

Immer wieder waren dienstbare Geister um uns, die zutrugen, abräumten, uns Handschalen mit Wasser zur Reinigung brachten, unsere Kelche wurden ständig gefüllt, während in der Mitte des Raums zunächst Akrobaten, Feuerspucker und dann sogar ein unblutiger Schwertkampf zweier als Gladiatoren verkleideter Hünen zu bestaunen war.

Die Luft war von fruchtigem Rauch aus Räucherschalen und leiser Musik erfüllt, die fast in dem allgemeinen Lärm der Unterhaltungen, die immer lauter und gelöster wurden, untergingen, aber das Ambiente perfekt abrundeten. Immer öfter wehrte ich die angebotenen zusätzlichen Speisen ab und konnte manche Gäste, die immer noch weiter machten, nur bewundern.

Ich hatte bereits jedes Zeitgefühl verloren, als die Darbietungen langsam den Charakter änderten. Die Musik wurde nun lauter und rhythmischer, erste Tänzer betraten das sozusagen das Marmor-Parkett, zunächst vier junge Frauen, die als Nymphen zurecht gemacht waren und in ihrem fröhlichen Ringelrein all ihre Kostbarkeiten, die von ihrer spärlichen Kleidung ohnehin nur andeutungsweise verdeckt waren, spielerisch zur Schau stellten. Zwei als Satyrn verkleidete junge Männer kamen hinzu, stellten sich Rücken an Rücken und ließen sich von regungslos von den Nymphen umtanzen. Diese fassten sich an den Händen, streben auf die Satyrn zu und wieder von ihnen weg.

Nach kurzer Neckerei zogen jeweils zwei Nymphen an den Händen der Satyrn und diese mit sich fort, tanzten kurz im Kreis und dann ertönte plötzlich wieder der Gong. Die Nymphen sanken auf die Knie und die Satyrn entfernten mit einem Ruck ihren jeweiligen Lendenschurz unter lauten "Ohs" und "Ahs" des Publikums.

Beträchtliches wurde so sichtbar und wuchs auch noch sehr schnell weiter unter den rhythmisch streichelnden Händen der Nymphen, die zunächst den ganzen Körper umschmeichelten, aber dann direkt zur Sache kamen. Die erste Nymphe nahm den Riesenschwengel eines der Satyrn in den Mund, und der zweite wurde schnell ebenso beglückt.

Fast unmerklich waren gleichzeitig wieder dienstbare Geister erschienen, die sich an den Wänden des Raums verteilten, nur diesmal waren alle nackt. Einige platzierten Reihen mit Sitzkissen vor die Klinen, welche auch umgehend von manchen Gästen, die dem Geschehen näher sein wollten, genutzt wurden.

Die Satyrn bekamen ihre heftigen und nun völlig versteiften Teile in der Folge von jeweils zwei Nymphen gleichzeitig verwöhnt. Dass sich das aus der Nähe anzuschauen lohnte, konnte ich absolut nachvollziehen.

"Holla die Waldfee", hauchte meine kleine Göttin nicht ganz unpassend. Das wiederholte ich noch einmal in Gedanken, als sie mir unter die Tunika griff. Etwas, was in diesen Minuten so einigen in den Sinn zu kommen schien. Die Stimmung lud sich auf. Massimo unterhielt sich kurz mit Gustavo, entschuldigte sich dann bei uns und verschwand in einem der anderen Räume.

Antonia rückte uns prompt näher, stellte sicher, dass ihr schwarzes Etwas keinesfalls mehr ihren Unterleib bedeckte und wir ganz genau sahen, was da auf uns zukam. Lenny kniff die Augen zusammen und vergalt gleiches mit gleichem, indem sie ihre Tätigkeit unter meiner Tunika nun in die Öffentlichkeit verlagerte. Fast beiläufig gesellte sich Antonias Hand zu ihrer, nahm ordentlich Maß und dann ließ sie sich direkt vor meinem Gesicht von Lenny küssen.

Dass ich so den Auftakt der Nymphen-Penetration verpasste, irritierte mich nicht im mindesten. Zudem wurde Antonias Mund binnen kurzer Zeit von ihrer linken Brust ersetzt, der sich Lenny mit einem träumerischen, dabei doch sehr konzentrierten Blick züngelnd bediente. Beide richteten sich auf, spielten richtig fotogen mit allem, was sie hatten, und abschließend gegenseitig mit ihren Zaubermäusen.

Offenbar befand Lenny nun den Zeitpunkt für gekommen, dass ich mehr in das Spiel einbezogen wurde, denn zunächst bot sie mir ihren von Antonias Sekret glänzenden Finger zum Ablecken dar. Ein Angebot, dass ich einfach nicht ausschlagen konnte und mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit delektierte ich den Geschmack dieser über allen Maßen aufregenden Frau, die sich dann ebenfalls einschaltete.

Ehe ich mich versah bestand mein Gesichtsfeld vornehmlich aus ihrem Zaubergarten, den ein schmales V aus kurz gestutztem schwarzem Haar interessant in Szene setzte. Sie ließ ihr Becken einladend langsam kreisen und ich konnte nicht anders als meinen Kopf anzuheben, um dem Geschmack von zuvor weiter nachzugehen.

Genau das ließ sie aber nicht zu und entzog ihr durchaus magnetisches Geschlecht meiner probenden Zunge just vor deren Eintreffen, um dann bei meinem erstaunten Rücksinken sofort wieder nach vorne zu schnellen, um einen weiteren Versuch zu provozieren und ins Leere laufen zu lassen. Das Spiel setzte sich noch einige Male fort, bevor ich dann als ausreichend geneckt und kontaktwürdig erachtet wurde und Zugriff bekam.

Lenny blieb nicht untätig, hatte sich auf meinen Schoß gesetzt und rieb mit ihrer feuchten Spalte an meinem von all diesen Reizen reichlich durchbluteten Schwanz und streichelte gleichzeitig sozusagen aus dem Rückraum greifend Antonias gloriose Brüste, die etwas größer als die von Lenny, und etwas draller wirkten.

Antonia ließ ihr Becken kreisen und bestimmte weiterhin wann und wie meine Zunge mit ihrem auch optisch sehr ansprechenden Wonnemäuschen spielen durfte. Und dann fand sie wohl, dass bei alledem Lenny sträflich vernachlässigt hatte, denn sie drehte sich von mir weg, rammte mir ihr wunderbares Hinterteil ins Gesicht und setzte ihre langsamen Beckenbewegungen fort.

Egal, dachte ich mir, schleckte zunächst einmal an ihren Bäckchen und klopfte auch schon leise an ihrem Hintertürchen an, was sie erstmalig mit einem leisen wohligen Laut quittierte. Bis zu diesem Zeitpunkt war unser Spiel in völliger Stille von uns verlaufen, aber zwei der Nymphen haderten sehr lautstark im Hintergrund mit den Naturgaben ihrer Satyrn, auch von anderen Seiten wurden wir sehr ordentlich beschallt.

Lenny gab meinen Schoß frei und ließ sich auf den Rücken sinken, während sie sich leidenschaftlich mit Antonia küsste, die ihr Hinterteil nun stillhielt, um meine Zunge im Geschehen zu halten. Ihre Lippen lösten sich von Lennys Mund und deren Oberkörper sank noch weiter herab, dann zog sie Lenny an ihren Schenkeln noch ein Stück zurück, bevor sie sich mit ihrem Kopf zwischen diese platzierte.

Ich stellte fest, dass ich durchaus auch noch Antonias Gegenstück erreichen konnte und nahm gleichzeitig mit ihrem Start bei Lenny dort Kontakt auf. Beide Frauen erfreuten sich also zunächst dieser lingualen Freuden, bis sich Antonia durch ein kurze Positionsanpassung in die Lage versetzte, bei mir nach dem Rechten sehen zu können.

Erst züngelte sie über meinen Schaft, dann nahm sie nur die Eichel in den Mund, und verharrte bewegungslos für eine Weile, um dann exquisit langsam die komplette Länge meines Glieds in Mund und Kehle unterzubringen. Das war etwas, was weder Lenny noch irgendjemand zuvor für mich getan hatte und fühlte sich fantastisch an. Auch diesen Moment schien sie einfrieren zu wollen, bevor sie sich ebenso langsam wieder zurückzog.

Denn nun machte sie wieder bei Lenny weiter und platzierte ihr Hinterteil wieder so vor mir, dass absolut klar wurde, bei welchem Eingang meine Rückkehr erwartet wurde. Antonia bestimmte das Geschehen und hielt es in Fluss, setzte im Grunde ihre Neckerei bei uns beiden nur in anderer Form fort, steigerte unser Verlangen immer weiter und ließ zunächst keine ernsthafte Auseinandersetzung zu.

Wieder widmete sie sich meinem herausragendsten Körperteil, kletterte diesmal jedoch völlig von mir runter und schleckte genüsslich und mit einer stummen Aufforderung an Lenny an meinem knüppelharten Stück. Momente später wurde seine Fläche schwesterlich zwischen zwei Lippenpaaren und Zungen aufgeteilt und nun begann meine Himmelfahrt.

Da sie dabei ständig in Bewegung waren, konnte ich meist nicht mal ausmachen, in wessen Munde ich mich gerade befand, ich war ohnehin vollends damit beschäftig, mich in die Kissen zu krallen und aller Kraft zu versuchen, keine spitzen Schreie auszustoßen. Als sie dann beide gleichzeitig mit ihren Zungen auf meine Eichel einprügelten, vergaß ich so lange meinen Atem, dass ich urplötzlich wie ein Ertrinkender nach Luft schnappte, während irgendwo ganz tief aus mir raue Laute drangen, die überhaupt nicht mir zugehörig schienen.

Erst röchelte ich, dann pfiff ich plötzlich wie ein Wasserkessel, denn Antonia machte jetzt richtig mit dem Schwertschlucken ernst, während Lenny sich meine Hoden als Angriffsziel gesetzt hatte, um die Früchte ihrer vormittäglichen Friseurtätigkeiten zu genießen. Während sie beiden abwechselnd die gleiche intensive Behandlung zukommen ließ, schaltete Antonia von Tiefenwirkung auf Normalbetrieb und einen Gang höher.

Mehr konnte ich nicht einfach nicht mehr ertragen, warum ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekommen war ohnehin ein Mysterium, zuckend entlud ich mich in den gastfreundlichen Mund der Frau unseres Gönners, der auch weiterhin verschwunden blieb. Bevor Antonia schlucken konnte, holte sich Lenny ihren Mund und in ihm ihren gerechten Anteil vom Geschehen, während ich das Gefühl hatte, in einer Wolke von Glück und Erlösung wie auf Wasser zu schweben.

Der Kuss schien die beiden nun aufeinander zu fixieren, denn erst kneteten sie sich gegenseitig die Brüste, dann ließ Lenny Antonia erstmals ihre Zungenfertigkeit erleben, bevor sie sich in der 69 verkeilten.

Die Dringlichkeit, mit der sie sich von Anfang an bearbeiteten machte klar, dass auch hier das Spiel aus war, und sie ernsthaft zur Sache gingen. Lenny war obenauf und so konnte ich beobachten, wie Antonia meinen Schatz wild und mit Nachdruck auf den Orgasmus zutrieb, wobei sie auch noch zwei ihrer Finger in Lenny deponierte, diese allerdings selten bewegte.

Und doch war sie es, die zunächst von Lenny abließ, um sich dem Kommenden völlig überlassen zu können, was mehr an ihrem Gesichtsausdruck zu erkennen war, als alles andere, denn anders als Lenny und letztlich auch ich war sie völlig lautlos gewesen, ihren nun erreichten Höhepunkt schrie im krassen Gegensatz dazu heraus.

Ich fragte mich gerade, ob ich nun eingreifen sollte, um ihr etwas Ruhe und Lenny das verdiente Endresultat zu verschaffen, als sie sich ihrer Verpflichtungen bereits wieder annahm, sie kurzerhand in Ringermanier von ihr abrollte, um meine nun auf dem Rücken liegende Geliebte frontal anzugreifen.

Ich konnte es nicht genau sehen, aber den Geräuschen nach saugte sie dabei wohl recht hefig an ihrem Kitzler, während Lenny ihre Hände zu Fäusten ballte und in wirrer Ekstase immer und immer wieder neben sich in die Kissen trommelte. Ihr Trommeln endete mit einem erlösten Laut und dem schnellen Griff an Antonias Kopf, um sie gegen sich zu drücken, wie sie das bei mir ja auch immer tat.

Erst als sich so das Geschehen für uns drei für mich zunächst abschloss, nahm ich überhaupt den Rest meiner Umgebung war. Zuvor hätten wir uns genauso gut auf einer Verkehrsinsel befinden können, meine Wahrnehmung hatte sich völlig auf uns beschränkt.

In der Zwischenzeit waren wir mit die letzten auf den Klinen, die Musik spielte sozusagen auf den Kissen in der Mitte des Raums. Es war irgendwo in der Mitte immer noch einer der Satyrn zugange, aber die Dame, die er bediente, war keine von den blutjungen Nymphen von zuvor, sondern eine reifere Frau. Auch zahlreiche von den männlichen und weiblichen Sklaven an der Wand waren von ihren Wartepositionen abgerufen und ins Gewühl zitiert worden.

Die vorher gegebene Einschätzung, dass vielleicht die Hälfte der Teilnehmer aktiv wurde, erwies sich zumindest für diesen Raum als völlig falsch, denn ich sah fast keinen, der nicht irgendwie ins Geschehen eingriff. Gustavo wurde gerade in unmittelbarer Nähe von einer der beiden jungen Damen, die auf Massimos Boot mitgefahren waren, geblasen, ohne dass ich sie vorher überhaupt im Raum bemerkt hatte.

Die Kakophonie von Lauten der Lust war mindestens ebenso beeindruckend, wie das optische Spektakel der wallenden, ineinander verkeilten Leiber. Die zu mir krabbelnden Frauen bemerkte ich prompt erst, als ich von beiden Seiten Körperkontakte bekam. Dem Gesichtsausdruck nach waren beide mit dem bisherigen Verlauf des Abends ausgesprochen zufrieden.

Antonia aber schien nichtsdestotrotz reichlich Hummeln im Hintern zu haben, denn sie schlug sofort vor, uns noch weiter rumzuführen, wenn wir das wollten.

"Ich könnt ne Kippe vertragen, aber die habe ich natürlich nicht mitgenommen. Praktisch für Raucher sind diese Tunika nun nicht gerade.", meldete sich Lenny auf Englisch, damit wir uns alle verstanden.

"Das ist doch kein Problem. Los, kommt mit, ich besorge welche und wir gehen raus."

Ihr Aktivitätsdrang war mir unheimlich, ich fühlte mich so schwer und immer noch total voll vom Essen und Wein und so unglaublich entspannt. Eine Zigarette klang aber gerade deshalb verlockend.

"Nur Zigaretten, oder wollt ihr noch was anderes? Es steht alles zur freien Verfügung", gab Antonia bekannt, als wir uns auf den Weg machten. Ich war mir nicht sicher, was sie meinte, aber sie erklärte das schnell genug.

"Alle Drogen und Stimulanzen dieser Welt, und Tom, wenn du noch was zur Unterstützung brauchst..."

"Oh... nee, ich hoffe doch wohl nicht", wehrte ich schnell ab, denn ich fühlte keinen solchen Bedarf, noch hatte ich mit beiden Sparten irgendwelche Vorerfahrungen. "Mir reicht völlig eine Zigarette."

"Wie du willst. Und du Lenny?"

"Auch erstmal nur ne Kippe. Der Abend ist ja noch lang."

"Okay, wartet hier."

Sie verschwand in der Villa, die von zahlreichen Fackeln um sie herum hell erleuchtet war. Es war noch immer extrem warm.

"Und?", strahlte mich meine kleine Göttin an. "Das war doch voll geil mit ihr bis jetzt, oder?"

"Da widerspreche ich nicht. Und es fühlte sich für mich überraschend normal und selbstverständlich an. Aber irgendwie auch einstudiert. Habt ihr das abgesprochen und eingefädelt, auch dass Massimo sich zurückzieht und so?"

"Nee, damit hatten wir nichts zu tun. Der ist aber die meiste Zeit bei diesen Dingern immer auf Trebe, hat sie mir vorher erzählt. Und schon mal vorgefühlt, ob sie sich bei uns einklinken kann. Ich habe natürlich ja gesagt, du warst ja sowieso fällig."

"Natürlich. Und ich habe selbstredend keinerlei Mitspracherecht bei solchen Sachen."

"Das wäre ja auch noch schöner. Aber nix abgesprochen oder einstudiert, wir liegen einfach auf einer Wellenlänge."

Antonia war schon wieder zurück und verteilte Zigaretten.

"Hast du Massimo denn irgendwo entdeckt?"

"Nö, aber ich habe ihn auch nicht gesucht", gab sie zurück. "Oder irgendwie vermisst. Ihr habt mir doch prima die Zeit vertrieben. Wenn ihr allerdings lieber noch was mit anderen Leuten erleben wollt, ist das okay, an Auswahl mangelt es euch und mir sicher nicht. Ihr müsst mir nur sagen, was ihr wollt, und ich bringe euch mit den richtigen Leuten dafür zusammen. Ich kenne hier fast alle", fügte sie hinzu. Dann löste sie eine ihrer Ketten, die mir vorher schon aufgefallen war.

Sie trug ja einiges an Schmuck, größtenteils sehr kunstvoll erstellte Replika. Um den Hals trug sie neben anderen diese schlichte Kette, an der eine kleine silberne Amphore hing. Ich konnte mich nicht erinnern, etwas Ähnliches schon mal unter ausgegrabenen Stücken gesehen zu haben. Sie lächelte, als sie meine Neugier bemerkte.

"Das ist keine Replik, sondern eine moderne Spezialanfertigung. Um mir die Nase zu pudern."

Sie drehte an dem kleinen Verschluss, an dem ein kleiner Löffel angefügt war und führte ihn zur Nase.

"Sorry, aber ich brauch hier immer einen Muntermacher. Diese elendige Völlerei macht mich immer ganz schlaff. Ihr wollt wirklich nicht?"

Ich schüttelte schnell den Kopf, auch wenn ich ihre angegebenen Beweggründe durchaus nachvollziehen konnte. Lenny kaute sich auf der Lippe herum und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht richtig deuten konnte. Dann unterhielt sie sich schnell auf Französisch mit Antonia, die laut auflachte und zustimmend nickte.

"Zeig uns deinen Schwanz."

"Was? Hier?"

"Ja. Hier."

"Den hier?", meinte ich beim Anheben meiner Tunika. Wer war ich denn, ihr das Eigentum vorzuenthalten.

"Genau den."

Sie kniete vor mir nieder und sammelte meinen eher schlaffen Penis mit ihrem Mund ein. Das blieb er selbstverständlich nicht lange. Sie versuchte aber nicht einmal ihn auf volle Größe zu bringen. Ihre Intentionen schienen gänzlich anderer Natur zu sein, da sie meinen Halbmast schnell wieder der warmen Abendluft aussetzte.

Antonia kam hinzu und portionierte eine kleine Menge des weißen Zeugs auf ihre Fingerspitze. Dann zog sie meine Vorhaut zurück und träufelte mir das Pulver auf mein Bändchen und meine Eichel, die durch die Vorarbeit meiner Geliebten vor Nässe glänzte und verrieb es dann schnell. Lenny lieferte dazu die Erklärung.

"Das betäubt. Und verlängert damit die Zeit, die du zum Kommen brauchen wirst. Immerhin hast du uns beide zu versorgen."

Dagegen war ja nichts einzuwenden. Antonia hatte damit auch die Antwort, die wir ihr noch schuldig geblieben waren. Sie führte danach noch ein weiteres Mal den kleinen Löffel zur Nase, gab uns beiden einen "selbst schuld"-Blick, verschloss die nun offenbare Quelle ihres hohen Aktivitätsdrangs und machte ihre Kette wieder um, welche Lenny ihr hilfreich verschloss.

Dann begann sie die zweite Führung der Villa. Den authentischen Details schenkte ich diesmal keinerlei Beachtung. Das hatte gute Gründe. Praktisch in allen Räumen hatten sich kleinere und größere Gruppen je nach Vorlieben zusammengefunden und gingen diesen ungehemmt nach. Sogar im Atrium vergnügte sich eine größere Gruppe, die im eingelassenen Becken menschliche Springbrunnen formte, die sich gegenseitig die Münder mit dem von ihnen bevorzugten Sekt der Natur füllten, oder ihre Körper darin badeten.

Der nächsten größeren Gruppe sahen wir bei Spielen der härteren Gangart eine Weile zu, wo unter Peitschenhieben Haut platzte, Körper mit heißem Wachs übergossen wurden, Demütigung und Verweigerung, Fesselung und Belohnung, Lust aus dem Schmerz und Erniedrigung die Inhalte waren, und mir vom Zusehen kalte und heiße Schauer über den Rücken jagten. Ohne mich im mindesten selbst anzusprechen, sei dazu erwähnt, aber nichtsdestotrotz fesselnd und faszinierend.

Nur zwei Frauen erwehrten sich vielleicht zehn sich abwechselnden Männern im nächsten Raum, eine davon bereits am ganzen Körper mit Sperma verklebt und immer noch auf mehr von dieser Gabe fixiert, während sich die andere gerade alle drei Löcher füllen ließ und auch alle Hände voll zu tun hatte.

Ich bemerkte den leicht träumerischen Ausdruck, mit dem Lenny die Szene verfolgte, nicht ohne ein gewisses Unbehagen, während mir Antonia den Namen einer der Frauen eröffnete, die wohl ein bekannter Talk-Show Host im italienischen Fernsehen war und auch hier hatten sich einige Zuschauer eingefunden, die vornehmlich wegen ihr gekommen waren.

Vom nächsten Raum rannte ich binnen Sekunden aufgrund aufkommenden Brechreizes wieder raus und ich sehe auch keine Veranlassung genauer zu erklären, was ich sehen musste. Die Frauen schienen meinen Ekel nachvollziehen zu können, aber deutlich unbeeindruckter gewesen zu sein.

Der folgende Raum wischte diese Negativ-Erfahrung glücklicherweise umgehend fort, denn die vielleicht zehn Frauen, die sich dort miteinander vergnügten, waren eine Augenweide, beobachtet von einer ganzen Reihe wichsender Männer, die mit meiner Einschätzung anscheinend völlig konform gingen.

Massimo sahen wir in einem der nächsten Räume, er amüsierte sich tatsächlich mit einer bisexuellen Gruppe und nahm gerade ein vielleicht neunzehnjähriges Mädchen von hinten, während er einem nicht wesentlich älter aussehendem Jungen die Flötentöne beibrachte, was Antonia etwas überraschend zum Seufzen und Augenrollen brachte.

"Sie werden jedes Mal jünger", kommentierte sie auf Italienisch, also offenbar auch nur für meine Ohren gedacht, mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. Schon fühlte sich Lenny auf den Plan gerufen, aber nicht wegen des für sie unverständlichen Kommentars.

"Na Tom, wollen wir nicht hierbleiben? Schau dir doch mal all die schönen Schwänze an, juckt dir da nicht der Mund und der Arsch?", neckte sie mich sogleich. Antonia kannte natürlich die Hintergründe nicht und stieg sofort drauf ein.

"Wenn du das willst Tom, bleiben wir gern hier. Wie sagt Massimo immer so schön: Es gibt halt Dinge, die Frauen nicht für Männer tun können."

"Ehm... Lenny versucht nur mich zu ärgern, Antonia. Ich bin mich euch beiden völlig und vollständig zufrieden und in dieser Richtung absolut nicht unterwegs."

"Er gesteht es sich halt noch nicht so richtig ein", versetzte Lenny. "Er braucht aber nur noch einen leichten Schubs, und dann..."

"Und nichts dann", unterbrach ich ihre Vorführung barsch, denn sie geriet schon wieder gefährlich gut in Form. "Ich hätte aber langsam wirklich Lust in das Triklinium zurückzukehren. Ihr nicht?"

Auch hiervon ließ sich Antonia leicht begeistern.

"Oh ja, ich bin auch schon wieder völlig nass und kann es gar nicht erwarten, endlich richtig durchgezogen zu werden."

Lenny kicherte und griff ihr zwischen die Beine.

"Das ist keine Übertreibung. Ground control to Major Tom. Bist du taub?"

"Wieso, was habe ich überhört?"

"Nein, deine Schwanzspitze, Dummchen. Wie fühlt sie sich jetzt an?"

Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.

"Ja, etwas komisch schon, aber das werde ich wahrscheinlich erst im Einsatz vollständig klären können."

Antonia zog uns beiden an den Händen, damit wir endlich aufbrachen. Massimo wurde nun von dem Jungen von hinten bedient, vielleicht auch deshalb die Eile, vielleicht war Einverständnis gar nicht so tief, wie angenommen. Oder sie war wirklich nun auf ihre eigenen Bedürfnisse fixiert.

Das Triklinium hatte sich noch etwas mehr in unserer Abwesenheit gefüllt, einige Gäste pausierten nun tatsächlich und waren bereits auf ihre Liegen zurückgekehrt, aber der Innenraum war trotzdem sogar noch voller als zuvor. Antonia wollte eindeutig mitten ins Gewühl und zog uns einfach mit.

Sie deutete an, dass wir uns besser gleich am Rand ausziehen sollten, und winkte einen Sklaven heran, der sich dann um unsere Kleidung kümmerte. Es war alles andere als leicht uns einen Weg durch dieses wogende Meer von zuckenden Leibern zu bahnen, bis wir eine einigermaßen freie Stelle fanden, wo wir uns niederlassen konnten.

Kaum hatte ich mich gesetzt, wurde meine Oberschenkel von einer schweißüberströmten jungen Dame als Stütze missbraucht, während sie sich von einem hünenhaften Mann von hinten bedienen ließ.

"Du schließt hier ja schnell Freundschaften", witzelte Lenny. "Finde ich gut. Volle Integration. Ist das abgefahren, so geht es in Deutschland nicht ab, jedenfalls nicht auf den Partys wo ich war."

Antonia hatte da sichtlich mehr Erfahrung und löste die Situation für mich, indem sie der Frau an die Schultern griff und einfach langsam zur Seite drängelte. Schließlich war sie ihr im Weg, denn sie hatte sich ein eindeutiges Ziel gesetzt und das war unzweifelhaft mein Schwanz. Der ihre Ankunft begeistert feierte. Und die von Lenny, die sich natürlich angemessen beteiligen wollte und sich sofort dazugesellte.

Die beiden demonstrierten mir kurz, dass ich tatsächlich völlig taub war und brachten mich nichtsdestotrotz sofort in Wallung. Während Lenny gerade noch etwas mehr aufpumpte, sah mich Antonia durchdringend an.

"Ich werde später zwei Schwänze brauchen, und ich will, dass einer davon deiner ist", gab sie mir unvermittelt einen Ausblick auf ihre Ideen für den weiteren Ablauf. Lenny kicherte mit meiner tauben Nuss im Mund und gab dann willig das Staffelholz ab.

"Ja, so kannst du dich schon mal an das Gefühl eines anderen Schwanzes gewöhnen. Man trifft sich, wie es so schön heißt. Das wird dir gefallen."

Neben uns erreichte die verschwitzte Frau einen Höhepunkt, wurde aber munter weiterbearbeitet. Antonia war mit dem erreichten Format mehr als zufrieden, tauschte daher mein gutes Stück gegen Lennys willfährigen Mund und sie küssten sich eine ganze Weile, bevor sich Antonia für die Pole Position bewarb.

"Klar, fick ihn richtig durch, er kann mich ja so lange lecken", gab Lenny fröhlich zurück. "Aber lass mir noch was übrig."

Na, das kam ja richtig gut, zu einem Stück Nutzfleisch degradiert zu werden. Beschweren wollte ich mich aber nicht, da ich mittlerweile Gefallen daran gefunden hatte von der Situation und meinem dynamischen Duo ständig überrollt zu werden. Es war ja auch bislang nicht gerade mein Schaden gewesen, die Kontrolle einfach abzugeben.

Die Damen ließen Worten umgehend Taten folgen und brachten sich in Stellung, Lenny über meinem Gesicht und Antonia von ihr weggedreht auf meinem Schoß Platz nehmend. Das Wegzieh-Spiel von Antonia vorhin schien meiner kleinen Schönen mächtig gefallen zu haben, denn sie probierte das gleich selbst aus. Ich machte dem ganzen vorzeitig ein Ende, in dem ich ihr einen Finger in den Hintern steckte und so ihre Überraschung nutzte, um ans Ziel zu gelangen. Das tat gleichzeitig aber auch Antonia, die mich völlig in sich aufnahm und erst einmal still sitzen blieb.

Dann fing sie an sozusagen erst einmal locker anzutraben, nur ein paar ruhige Schwünge, um das Gefühl auszukosten. Sie ließ das Becken jetzt ein wenig kreisen, prüfte den Bewegungsspielraum, der sich als recht knapp herausstellte, weil ich unfassbar hart war, während Lenny ihres ganz brav stillhielt, um auch ja nur keinen Zungenschlag zu verpassen.

Antonia kippte ihr Becken etwas anders an, verharrte plötzlich auf halber Länger und spielte mit ihren Scheidenmuskeln Quetschkommode, bis mir Hören und Sehen verging und ich gurgelnde Laute in Lennys Schoß brummte. Nun ritt sie wieder los, ganz ruhig und gemessen, langsam schneller werdend, bis sie genau die Geschwindigkeit erreicht hatte, die sich richtig für sie anfühlte.

Lenny schien sich derweil daran zu erinnern, dass sie mich heute noch nicht mit ihrem Duft markiert hatte und holte das ganz schnell nach. Antonia ließ sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und setzte ihren überraschend zahmen und geschmeidigen Ritt fort, der ungleich sanfter und ruhiger war, als ich das, was ich so von Lenny kannte. Plötzlich wurde mir klar, dass sich das eventuell ganz anders anfühlte, weil ich wirklich um oberen Bereich wenig bis gar kein Gefühl hatte.

Ich genoss das allerdings trotzdem in vollen Zügen, und passte auch die Geschwindigkeit meiner züngelnden Zuwendungen an Lennys Zaubermaus daran an, als sich Antonia gemüßigt fühlte ganz leichte Schlängelbewegungen hinzuzufügen, wie ein leichtes Rütteln, dann immer ausgeprägter. Jetzt fing sie an zu stöhnen, aus den Schlangenlinien wurden angedeutete kurze Kreise, daraus Korkenzieherschleifen, immer bei konstanter Geschwindigkeit.

Lenny wurde langsam immer lauter und Antonia immer wilder, schaltete das Tempo einen Gang höher, um dann anzuhalten, abzuziehen und nach schneller Drehung sofort in der mir zugewandten neuen Stellung erneut sich die volle Füllung zu verschaffen und Zugriff zu meiner Geliebten. Lenny wirkte jedenfalls hocherfreut, als zwei freundliche Hände sich zu ihren Brüsten gesellten.

Antonia hielt offenbar jetzt den Moment gekommen, die ganze Geschichte zu forcieren, denn nun ließ sie, leicht aufgestützt auf ihren von Lenny zurückgezogenen Händen, ihr Becken fliegen, stützte sich an der sich zurückbiegenden Lenny ab und stöhnte ihr erbarmungswürdig ins Ohr, um von ihr durchaus gleiches Feedback zu bekommen.

Das sich weiter verschärfte und ich fühlte alle die Signale, für die ich mich hatte sensibilisieren wollen, spürte wie sie zwei oder drei Schwünge später kommen würde und hielt sofort an, was als enttäuschter Laut begann, wandelte sich ein "Oh ja" und ich führte mein Werk stolz fort, während sich Antonia redlich ihrem Höhepunkt ohne meine Mithilfe erarbeitete. Plötzlich verkrampften ihre Muskeln und es wurde unbeschreiblich eng, dann entspannte sie sich wieder, um den Ritt sofort wieder aufzunehmen.

Lenny wurde bereits wieder verdächtig laut und auch das Zucken in ihren Oberschenkeln nahm zu. Ich ließ sie noch etwas näherkommen, dann nahm ich einfach etwas Tempo raus, ließ meine Zunge kreiseln und wollte gerade wieder richtig anfangen, als sie trotzdem kam, für mich zumindest völlig aus dem Nichts. Sie verschaffte sich schnell noch den Druck auf ihr Geschlecht, den sie nach dem Kommen so liebt, und stieg dann von mir ab.

Da ich mich nun völlig auf Antonia konzentrieren konnte, wollte ich ihr für all ihre harte Arbeit danken und schlug einen Positionswechsel vor. Sie stimmte sofort zu und legte sich auf Rücken, öffnete ihre erwartungsvollen Schenkel und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Ich drang in sie ein, hob ihre Beine an ihren Kniekehlen und stützte sie gegen meine Arme, so dass ich noch tiefer hineinkam.

Antonia stöhnte laut auf massierte ihre Brüste selbst, während ich sie langsam durchpflügte, dabei ihre Beinstellung ständig variierend, sie mal zu einer Seite drückte, steil aufrichtete, dann nur ein Bein, immer gerade lange genug, dass sie sich daran gewöhnen, aber nicht lang genug, dass sich damit raufbringen konnte. Sie wurde langsam unruhig, also kehrte ich zur Ausgangstellung zurück und nahm jetzt Fahrt auf, von ihrer brünstigen Replik ermutigt, sie nun ordentlich ranzunehmen.

Mir wurde langsam heiß, als ich mein Becken immer lockerer fliegen ließ, ihre Arme reckten sich über ihren Kopf, pressten sich in die Kissen und wurden dann als Hebel für das Aufbäumen ihres Oberkörpers genutzt, die notwendige Spannungskurve für ihren Höhepunkt erreicht, der momentan folgte. Ich ließ mich sozusagen austrudeln und ihre Beine herab, zog mich ganz langsam zurück und überließ sie ihrem After-Glow.

Mein Hals wurde von hinten umschlungen und eine wohlbekannte Stimme hauchte mir ins Ohr.

"Und jetzt bin ich dran."

Das machte durchaus Sinn in meinem lustvernebelten Kopf und ich drehte mich um, umarmte und küsste sie leidenschaftlich und bedeutete ihr auf alle Viere zu gehen, um die Stellung, die wir letzthin als unsere Lieblingsposition etabliert hatten, einzunehmen. Dass die Wirkung der Betäubung mich so lange über Wasser gehalten hatte, war mir bereits unheimlich und fing langsam auch an, etwas frustrierend zu werden.

Nun vereint mit meiner Geliebten, baute sich langsam, ganz langsam wie ein erster morgendlicher Schimmer am Horizont die Ahnung einer Erlösung auf. Ich klatschte ihr auch öfters auf ihre drallen Bäckchen, was sie mit kleinen Jubellauten quittierte. Ich vergriff mich an ihren Brüsten und hämmerte munter, aber nicht brutal schnell auf sie ein, nun immer sicherer, dass ich in nicht allzu ferner Zukunft doch einen Höhepunkt erreichen könnte.

Plötzlich war Antonia hinter mir, rieb ihren Kopf an meinem, wanderten ihre Hände über meinen stationären Oberkörper, während ich Lenny wilder und wilder beackerte, fast verzweifelnd, weil es immer noch nicht ganz reichte und sich mehr und mehr Erschöpfung hinzugesellte, als Antonia mir plötzlich zwei befeuchtete Finger in den Hintern schob und zu meiner Prostata tastete. Da explodierte ich auch schon, pumpte meine heiße Ladung in Lenny hinein, ein nicht enden wollender erlösender Strom des Glücks.

Ich glaube, ich hatte noch nie solange gebraucht, bis sich mein Atem und wild klopfendes Herz beruhigten, völlig erschöpft fiel ich in mich zusammen. Beide Frauen nahmen mich in die Mitte und kuschelten sich an. Das hielt Antonia vielleicht zwei Minuten durch, dann wurde sie wieder unternehmungslustig. Vielleicht war Kuscheln nicht so ihr Ding, oder sie war schon erneut wieder auf Betriebstemperatur gekommen.

Auf jeden Fall schloss sie sich kurzentschlossen den oralen Freunden eines neben uns liegenden Pärchens an, wofür ich dankbar war, denn ich konnte daher viel näher bei und mit Lenny sein und das war in diesem Moment alles, was ich wollte.

Als wir uns dann doch langsam regten und rappelten, überließ sie den eben noch beanspruchten Fremdschwanz wieder seiner Vorbearbeiterin und zuppelte mit uns wie zuvor nach draußen. Das Zigarettenpäckchen lag noch dort, wo sie es abgelegt hatte, aber der schnelle Griff zu ihrer Kette zeigte deutlich, dass sie andere Wünsche mit hier herausgetrieben hatten.

Ich hatte schrecklichen Durst und ließ uns von der auf Wink sofort herbeigeilten Sklavin Wasser und Wein bringen. Der Garten war erstaunlich dünn bevölkert, ich hätte mehr Ruhesuchende erwartet. Nachdem mein Durst gestillt war, konnte ich den Wein völlig und vollkommen genießen. Gott sei Dank schienen hier keine Mücken zu sein, denn wir hatten selbstverständlich keinerlei Notwendigkeit gesehen, unsere Kleidung wieder anzulegen.

Wir brauchten uns nicht gegenseitig zu fragen, wie es uns gefallen hatte. Wir hatten uns sichtbar anstatt Kleidung Mäntelchen der Zufriedenheit umgelegt. Eine matte, erschöpfte Zufriedenheit, merkte ich recht schnell. In diesem Moment konnte ich mir auch eigentlich nicht vorstellen, dass ich an diesem Abend noch einmal den Schalter umlegen und in Aktion springen könnte. Und beispielsweise Antonias Zukunftspläne verwirklichen helfe.

Insgeheim hoffte ich komischerweise darauf, dass Antonia uns noch einmal Angebote bezüglich ihrer Energiequelle und in meinem Fall auch vielleicht einem kleinen Helfer von sich aus machen würde, da ich einfach zu verunsichert und feige war, um selbst zu fragen. Es kam aber zunächst von ihr nichts in dieser Richtung.

Lenny musterte mich aufmerksam.

"Du siehst ganz schön fertig aus, mein kleiner Schatz. Haben wir bösen Mädchen dich kaputt gemacht?", analysierte sie mit ungemeiner Treffsicherheit.

"Es gibt einen gewissen Verschleiß zu beklagen, das ist ganz richtig", gab ich ehrlicherweise zurück.

Antonia fragte nicht einmal, dosierte ihren kleinen Löffel und hielt ihn an meine Nase. Okay, also hatte ich jetzt zwei Gedankenleserinnen am Hals. Das konnte ja heiter werden. Ich zögerte noch vielleicht zwei Sekunden und sog dann das Pulver auf. Mir lief gleich ein wenig den Rachen runter, und meine Nase wurde sofort taub. Dann stellte sich langsam die Wirkung ein. Auch Lenny bediente sich dankend und lächelnd.

Die Wirkung war ganz anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Zunächst ein leichter Euphorie-Schub, dann fühlte ich mich deutlich wacher und fitter, aber ich hatte irgendwie etwas Stärkeres erwartet, einen echten Rausch, eine Veränderung der Wahrnehmung.

Dann aber setzte die Unruhe ein, gar nicht mal ein Bewegungsdrang, sondern eher der Wunsch aus mir herauszugehen, mit den Frauen zu reden, zu lachen, zu lieben, mit ihnen die Welt zu umarmen und aus den Angeln zu heben, was mir ja absolut leichtfallen würde, weil...

...ja weil dieses Kokain meinen Kopf ganz mächtig und dabei so wunderschön hinterhältig aufpustete. So, so, sieh an, gut, gut, aha. Because it's cocaine sure running round my brain.

Ja, ich verstand Antonia plötzlich besser, Lenny, mich selbst und die Welt als solche, nur warum ich mir solche Freuden mein Leben lang versagt hatte, wollte mir absolut nicht mehr einleuchten. Auf einem Bein kann man nicht stehen? Wie wahr, wie wohl, na klar, hab Dank, hurra. And it's cocaine sure running round my brain.

13

And die folgenden Stunden erinnere ich mich durchaus. Daran, in diesen vermutlich mehr geredet zu haben, als in meinem kompletten bisherigen Leben zusammen, an energischen und fantastischen Sex, inklusive der Umsetzung von Antonias Plänen und deren Adaption für Lenny.

Nicht mehr, wer von den beiden mir erklärte, dass man nichts vom Trinken merkt, wenn man sich auf der genannten Droge befindet. Wohl aber, dass sie vergaß zu erwähnen, dass das am Alkoholpegel im Körper nichts ändert und was passiert, wenn die neutralisierende Wirkung nachlässt.

Oder an irgendetwas, was nach diesem Punkt geschah, da ich trotz oder gerade aufgrund aller chemisch induzierter Souveränität meinte, auf den beiden Beinen für den Rest der Nacht nicht nur stehen, sondern auch laufen, saufen, tanzen, springen, singen, ficken, lecken zu können, ohne einen Nachschlag zu benötigen.

Also fehlte mir zunächst jedwede räumliche und zeitliche Orientierung, als mich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Schlaf kitzelte. Deren Besitzerin war mir allerdings nicht nur vertraut, sondern auch das Wichtigste in meiner sich zögerlich wieder zusammensetzenden Welt, die außer dem liebevoll grinsenden Gesicht zunächst nur aus Kopfschmerz bestehen zu schien.

"Er lebt! Guten Morgen mein Schatz...", kam es sogleich und ein wunderbar zärtlicher Kuss auf meine Lippen ließ mich für Sekunden bereits allen Schmerz dieser Welt vergessen.

"Perfekt. Guten Morgen...", tönte es von der anderen Seite und ein durchaus ebenfalls bekanntes Gesicht schloss sich den küssenden Morgengrüßen an.

Nun setzte doch so etwas wie kohärente Wahrnehmung mit Wiedererkennen ein, die fremde Umgebung war unser Zimmer im Haus von Antonias Eltern, die offenbar bei uns mit im Bett gelandet war. Ich schloss für einen Moment wieder die Augen und versuchte mich krampfhaft zu erinnern, wie wir dorthin gekommen waren, aber da war nichts, völliger Filmriss.

"Eh, rühr dich, unsere Gäste sind erwacht", redete Antonia in die andere Richtung auf Italienisch, und bekam von da eine brummelnde Rückmeldung Massimos. Dass er irgendwann im Laufe der Nacht zu uns gestoßen war, daran konnte ich mich durchaus noch erinnern. Und dass er auch nicht ganz unschuldig an meinem jetzigen Zustand war, denn gebechert hatten hauptsächlich wir beide.

Einem Zustand, dem auch er durchaus ausgesetzt schien. Antonias Weckversuche lösten jedenfalls lediglich eine Kette von feinsten italienischen Flüchen, inklusive dem mir zuvor unbekannten "vai a farti fottere" (wörtlich: geh und lass dich ficken, oder verfick dich), aus. Antonias Reaktion darauf wurde von einem dumpfen Plumps begleitet, erneut von der verblüffenden gleichen Wellenlänge zeugend, die Lenny am Vorabend so treffend ausgemacht und zelebriert hatte.

Da Massimo auch neben dem Bett durchaus nicht aktiver wurde, hatten die beiden fröhlichen und kichernden Schwestern im Geiste ein Einsehen und überließen uns den Raum und unserem Schmerz. Brachten uns einige Zeit darauf Frühstück, mit einem Katergetränk, das nach und nach eine erstaunliche und vollkommene Wirkung zeigte und von dem ich mir sicher auch die Rezeptur besorgt hätte, wenn das nicht mein spontaner Schwur, nie wieder einen Tropfen Alkohol anzurühren, überflüssig erscheinen ließ.

Ich erfuhr, dass es bereits vier Uhr nachmittags war und wir somit einen Tag des Wochenendes verschlafen hatten und wenig darauf, dass meine Einschätzung bezüglich der Personenkapazität unserer Badewanne völlig richtig gewesen war. Und Details des mir fehlenden Teils der Nacht und des Rückwegs, den Massimo und ich dem Vernehmen nach splitterfasernackt und laut singend Arm in Arm bestritten hatten, von morgendlichen Passanten bestaunt, belacht und beklatscht.

Unser gemeinsames Bad war durch die Massage quirliger Luftströme sehr entspannend und belebend zugleich, mehr aber auch nicht, denn an Sex war aufgrund meines völlig zerstörten besten Stücks vermutlich einige Tage nicht mehr zu denken. Aber der Auftakt zu einem wirklich schönen relaxten Abend, an dem wir noch mit den Hunden einen ausgedehnten Spaziergang machten und ein wahrhaft exzellentes Beispiel kontemporärer italienischer Kochkunst von Antonias Mutter serviert bekamen.

Meinen Schwur brach ich selbstverständlich schon beim Essen und so wurde es ein ruhiger, aber durchaus lustiger Abend mit unseren neuen Freunden.

Den darauffolgenden Sonntag bestritten wir nach dem gemeinsamen Frühstück allein mit dem Erkunden dieser traumhaften Insel, ohne uns über das Erlebte zu unterhalten, mal abgesehen davon, dass Lenny es sich nicht nehmen ließ, mich immer wieder mit Sticheleien angeblicher homoerotischer Vorfälle in der Zeit meines trunkenen Blackouts zu piesacken, nur um mich dann auf dem Rückweg zur Villa zu beruhigen, dass tatsächlich nichts in dieser Art vorgefallen war.

Auf der Rückfahrt nach Neapel nahmen wir diesmal allerdings andere und eine deutlich größere Anzahl von "Enthusiasten" mit, inklusive des jungen Manns, den ich zunächst in Antonia und hernach in Lenny "getroffen" hatte. Das war übrigens durchaus eine interessante und ungemein aufregende Erfahrung gewesen, hatte in meinem Verständnis aber nichts damit zu tun, dass ich sehr wohl und sehr deutlich den Schwanz des anderen Mannes gefühlt hatte.

Die Verabschiedung von Massimo und Antonia fiel herzlich und auch relativ heftig aus, als wir uns unter dem Versprechen eines weiteren Treffens in den folgenden Wochen mit leidenschaftlichen Küssen voneinander trennten und die Rückfahrt in unserem Mietwagen antraten.

Auch während der Fahrt zurück zu unserer Unterkunft unterhielten wir uns nicht über das Erlebte, das war auch gar nicht nötig, denn wir empfanden dieses Erleben lebendiger Geschichte und eines Teils des Lebensgefühls des alten Roms völlig gleichartig: als eine natürliche Bereicherung unseres gemeinsamen Erlebnishorizontes, der einer uns noch unbekannten aber nichtsdestotrotz vorhandenen dynamischen inneren Logik und Struktur folgte, uns einen Bezugsrahmen schaffte, der alle vergangene und zukünftige Ereignisse in sich verband.

Ich konnte sogar Lennys doppelbödigen Antworten auf Giselles Erkundigungen nach dem Verlauf und Gefallen unseres Wochenendtrips in jovialer Gelassenheit ertragen und mich völlig unbeschwert und unbefangen wieder der Arbeit und unserem nicht weniger zufriedenstellendem Alltag mit meiner Geliebten zuwenden.

Wir machten viele kleine Ausflüge, unter anderem nach Herculaneum, der zweiten aber deutlichen kleineren Stadt, die dem Ausbruch des Vesuvs zum Opfer gefallen war, dann den Vesuv hinauf und den riesigen Krater bewundernd, der der Anfang dieser schicksalhaften Katastrophe war.

Die stumme Drohung für eine ungewisse Zukunft, denn nach Ansicht der Experten hatte der Vesuv noch längst nicht sein Zerstörungspotential verloren, war ein Ausbruch in einer absehbaren Zeit nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich und unabdingbar.

Auch für uns bedeutete es letztendlich, dass wir eine Momentaufnahme der Vergangenheit entrissen, die ohne weiteres in der nahen Zukunft schnell wieder ausgelöscht und für immer verloren sein könnte. Gleiches galt für die Gegenwart, die dichtbesiedelten Hänge des Vesuvs und der anliegenden Dörfer und Städte, die Menschen und Schicksale, die sich damit verbanden.

Obwohl Frühwarnsysteme Todesopfer ausschließen sollten, die in diese Landschaft und Heime verwurzelten Leben könnte niemand evakuieren. Vielleicht war das Leben deshalb hier so intensiv, so voll und üppig, so frei und so voller Liebe, so fruchtbar wie die Landschaft selbst. Weil der Zyklus des Lebens sich hier selbst befruchtete und nur mit dem Tod schließen konnte, dem Ende und gleichzeitig einem neuen Anfang.

Die Arbeiten schritten voran, nicht gleichmäßig, wir trafen immer wieder auf unerwartete Hürden und Hindernisse, aber stetig, und schon Anfang August war nicht der Grundriss der gesamten Villa durch die Arbeiten aller vier beteiligter Gruppen ersichtlich, wobei die Amerikaner bereits wieder quasi mit leeren Händen abgereist waren, sondern hatten wir auch neben den Außenwänden gut einen Meter der Innenwände freigelegt.

Die dabei ans Tageslicht kommenden Wandmalereien schienen zu unserer überschäumenden Freude auch weitestgehend intakt. Florale Muster an manchen, eine Malerei nach der Art einer perspektivischen Erweiterung des Raumes in anderen, wie ich sie schon in anderen Villen hier und anderswo bewundert hatte, einer auf unserer Parzelle mit den Köpfen einer dargestellten Gruppe von Menschen. Zentimeter für Zentimeter legten wir mehr frei, gestaltete sich die Folge wie ein über Wochen anhaltender historischer Striptease.

Und doch war die Arbeit nur ein Teil der sich immer noch steigernden Erfahrung, in der wir verfangen waren. Gab es Realitäten, die eingearbeitet und verwoben werden mussten. Für Lenny bedeutete dies zum Beispiel ihre Mutter von unserer Beziehung zu informieren, was zu einem fast zweistündigen und für Lenny hoch emotionalen Gespräch am Telefon geriet, das ich hilflos miterleben musste, weil ich nicht eingreifen konnte.

Nach Giselle war ihre Mutter die erste, die wirklich negativ auf diese Neuigkeiten reagierte und Lenny in Tränen und Wut ausbrechen ließ. Wie diese hätte sie vermutlich ihre Vorurteile und Bedenken abbauen können, wenn sie uns zusammen erlebt hätte. So aber erreichte sie nur die nackte Information, die abstrakte Wirklichkeit, dass ihre über alles geliebte Tochter sich in einen Mann verliebt hatte, der sogar noch mehr als zehn Jahre älter als sie selbst war.

Und reagierte auf diese mit Unverständnis, Vorwürfen und einer verletzenden vorgefertigten Meinung, die Lenny so auf die Palme und in Verzweiflung brachte, weil sie weder Verstehen noch Akzeptanz auch nur als Möglichkeit erscheinen ließ. Sie weinte noch lange in meinem Arm, bebte und zitterte, wehrte sich gegen die Angst, die immer engere werdende Bindung zu mir mit einem Verlust der zu ihrer Mutter zahlen zu müssen.

Und doch war es genau dieser Augenblick, in dem ich nicht mehr tun konnte, als ihr die Tränen zu trocknen, sie zu halten, zu trösten, sie mit all der Liebe zu überfluten, der ich fähig war, der uns noch fester zusammenschweißte.

Die Gewissheit erzeugte, dass nichts und niemand uns auseinanderreißen konnte, das zarte Pflänzchen, was in der fruchtbaren Erde des Vesuvs gewachsen war, weiterwachsen würde, bis es allen Firnessen der Natur und Menschen trotzen konnte, auch die Verpflanzung in den Alltag unserer Heimat überstehen.

Entlud sich alles in Minuten der Zärtlichkeit, die sich zur Leidenschaft steigerte und darüber hinaus. Erlebten wir ein extremes Gefühl körperlicher Liebe und völliger Hingabe an den anderen und den Moment, einen Augenblick unfassbarer und ungläubiger Verzückung, der alles sprengte, alles auflöste, uns wie in unweigerlicher Konsequenz einen ersten gemeinsamen Orgasmus erleben ließ. Fassungslosigkeit über die Tiefe des Gefühls, der Reinheit, der Stille, des schieren Glücks, das mit Tränen aus uns hervorbrach, uns noch mehr vereinte, uns einhüllte, wie ein schützender Kokon.

Alles beruhigte sich wieder, einfach auch weil unsere Tage weiterhin so voll von Gefühlen und Erfahrungen waren, wir den anderen immer noch mehr und noch tiefer kennenlernten und sich nun doch langsam der Fokus wieder verschob. Anfang September hatten wir unser Wandbild freigelegt. Ich werde nie die Fassungslosigkeit vergessen, die uns in diesem Prozess begleitete. Wie hätte es aber anders sein können, ausgerechnet wir legten eine sehr graphische Darstellung einer römischen Zusammenkunft von der auch von uns nachgestellten Sorte frei. Eine auf den ersten Blick absolut laszive, lüsterne Szene, durch die Darstellung verpönter Praktiken und die Überzeichnung mancher Paare aber auch von einer Art augenzwinkerndem Humor beseelt.

Doch das war nicht das Außergewöhnlichste daran, denn mitten in diesem Clash der Leiber sah man ein Paar, einfach nur in zärtlicher, liebevoller Umarmung, wie ein Fels in der Brandung, führte diese anmutige Natürlichkeit das lüsterne Chaos um sie herum völlig ad absurdum. Die Art der Anordnung und Komposition sorgte dafür, dass man zunächst nur das schrille Außen des Bilds erfasste, bis sich der wahre Mittelpunkt in genau diesem Paar dem Betrachter erschloss.

Massimo brachte Antonia zu seiner ersten Besichtigung mit, es war trotz unserer vorherigen Absprachen tatsächlich das erste Mal, dass wir uns seit Capri wiedersahen. Beide folgten den vom Künstler vorprogrammierten Weg hinab in die Tiefe des Bildes, und erstarrten mit der gleichen Ehrfurcht vor dem schieren Genius, wie wir sie ebenfalls empfunden hatten. Es war eine Sensation. Und wir hatten sie freigelegt.

Es sollte nicht die letzte gewesen sein.

Natürlich schrie dies nach einer Feier, die wir in unserem Stamm-Restaurant begannen. Obwohl unser Strahlen, ob dieses ersten riesigen Erfolgs unserer Bemühungen wohl ansteckend war und auch gerade Massimo den ganzen Abend nicht aufhören konnte, uns zu beglückwünschen und insbesondere meinen von den Ausgrabungen armen geschundenen Rücken durch Klopfen zu malträtieren, bemerkten wir doch schnell, dass trotz ihrer aufrichtigen und offensichtlichen Freude für uns und unserem Erfolg etwas die beiden bedrückte.

Massimo hatte viel von seiner Souveränität eingebüßt, wirkte nachdenklich und abwesend in Momenten, wo er sich unbeobachtet fühlte. Es war ein eigenartiges Gefühl, weil eigentlich waren wir uns ja auf Capri extrem nahegekommen, verstanden uns als Freunde und doch wagten wir nicht nachzufragen.

Trotz dieser eigenartigen unterschwelligen Spannung wurde es ein schöner Abend, mit reichlich Wein, wobei sich Massimo natürlich als Fahrer zurückhalten musste, Antonia hingegen es gar etwas übertrieb. Die beiden Frauen verschwanden dann irgendwann auf der Toilette, und da Massimo wieder ein wenig in sich zusammensackte, nutzte ich diese Gelegenheit ihn anzusprechen.

"Alles in Ordnung bei euch?"

Er sah plötzlich sehr müde aus. Mit einem etwas verunglückten Grinsen meinte er dann nur:

"Frauen."

Als sei damit alles gesagt.

"Habt ihr euch gezofft?", setzte ich nach, als er nichts weiter hinzufügte.

"Ja und nein. Es ist kompliziert. Sie macht es kompliziert, mit ihren scheiß Gefühlen. Ich kann es dir nicht richtig erklären. Es war alles so locker und klar, und jetzt fängt sie plötzlich an, alles in Frage zu stellen. Ist ihr plötzlich alles zu viel und alles nicht genug."

Ich glaubte gewisse Zusammenhänge erahnen zu können. Er seufzte tief und schaute mich dann unverwandt an.

"Wie kann Freiheit plötzlich nicht mehr genug sein, kannst du das verstehen?"

Es war eine rhetorische Frage, er erwartete keine Antwort. Ich hätte sie auch nicht mehr geben können, denn in diesem Moment kamen Antonia und Lenny zurück. Massimo sah mich noch eine Weile an, dann lange Antonia und gab sich dann einen Ruck.

"Wir müssen los. Sollen wir euch noch mit zu eurem Haus fahren?"

Wir hatten unser Auto vor unserer Wohnung abgeladen und waren das letzte Stück bei ihnen mitgefahren.

"Ehm... nee, lass mal, ist doch nur um die Ecke. Ein paar Schritte zur Verdauung tun uns sicher gut."

"In Ordnung, dann lass mich wenigstens zahlen."

"Nee, kommt nicht in Frage. Nach all dem was du und was ihr für uns getan habt, geht diese wie auch alle folgenden Rechnungen an uns. Wir sollten uns unbedingt noch treffen, noch sind wir ja eine Weile hier."

"Ja, wir telefonieren."

Antonia küsste mich freundschaftlich zum Abschied, aber auch ihr merkte man die Anspannung an. Sie wechselte noch ein paar schnelle Sätze auf Französisch mit Lenny, dann waren sie verschwunden.

Wir wechselten einen vielsagenden Blick.

"Hat sie dir erzählt, was los ist?"

"Es kriselt, eventuell will sie sich von ihm trennen. Hat er dir nichts gesagt?"

"Nur, dass es kompliziert ist und mit Freiheit zu tun hat."

"Sie klagt, dass er sie gar nicht mehr wahrnimmt, gar nicht mehr mit ihr zusammen sein will, sich immer weiter von ihr entfernt und leidet darunter. Und er versteht nicht mal, was sie ihm damit sagen will."

"Verstehe. Oder auch nicht. Besonders viel miteinander kommuniziert haben sie auch wirklich nicht, auf Capri zumindest nicht. Und allein gelassen hat er sie da ja nun die meiste Zeit auch."

"Ja, es ist aber auch nicht erst seit gestern so. Sie will ihn nicht gleich verlassen, sondern ihm eine Chance geben, oder ihrer Beziehung noch eine Chance geben. Immerhin liebt sie ihn ja immer noch total."

"Oh... Das ist wirklich... das tut mir für die beiden echt leid. Na ich hoffe, dass sie sich noch zusammenraufen können."

Lenny nickte stumm, dann konnten wir zahlen und gehen. Irgendwie zog uns die Geschichte ganz schön runter. Wir gingen schweigend und nachdenklich nach Haus. Mir ging der Begriff der Freiheit nicht aus dem Sinn, auch wenn ich nicht genau festmachen konnte, wie er es genau gemeint hatte.

"Es ist wie im Bild", meinte sie plötzlich in die Stille hinein.

"Was meinst du?"

"Wenn sich all das Spektakel auflöst und sich alles nur noch auf das reduziert, was zählt."

Ja, das war es. Alle Puzzlestücke passten nun zusammen.

14

Die Zeit lief uns davon. Die letzten Meter waren schwieriger als alle zuvor. Giselle war nun ebenfalls am Schweben, ihre Gruppe hatte eine ganze Reihe von Statuen und Artefakten entdeckt, die sie nun vorsichtig und sorgsam freilegten. Da dies aber alle ihre Kräfte band, musste sie die beiden Studenten, die in den letzten Wochen ohnehin nur noch sporadisch zu unserer Unterstützung abgestellt worden waren, wieder vollständig für sich beanspruchen.

Wir glichen das aus, in dem wir abends länger blieben und nun, Anfang Oktober opferten wir auch noch unsere Wochenenden zum größten Teil. Nachdem wir den Rest ohne weitere großartige Fund freigelegt hatten, fehlten uns jetzt nur noch die letzten Meter in der Halle mit der Wandmalerei.

Es war ein kühler Samstagvormittag, es hatte in den frühen Morgenstunden etwas geregnet und wir entfernten vorsichtig die zum Schutz aufgespannten Planen, um an die Arbeit gehen zu können und wurden von dem Wasser, das sich darauf gesammelt hatte, ordentlich nass.

"Eh, ich hab doch schon geduscht", schob ich ihr den schwarzen Peter dafür in die Schuhe. Darauf stieg sie allerdings nicht ein. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und küsste mich.

"Langsam, junge Dame... wir..."

"Doch, wir sind allein", würgte sie mich ab. "Ich will dich... jetzt."

"Ehm... okay...."

Sie zerrte bereits an meiner Kleidung. Eigentlich keine schlechte Idee. Nach zweitausend Jahren Abstinenz konnte der Raum ja mal wieder echten Sex vertragen. Ich stieß mit den Rücken an die Werkzeugkisten, die wir übereinandergestapelt hatten und verlor plötzlich den Halt, als die obere wegrutschte und mit ihrer verstärkten Kante auf den Boden knallte. Ich erstarrte.

"Was ist?", murmelte sie und öffnete mein Hemd.

"Hast du das gehört?"

"Die Kiste, na und, ist das dein Ernst? Deinem tollen Werkzeug wird schon nichts passiert sein, und ich will jetzt erstmal dein noch tolleres Werkzeug auspacken..."

Damit hatte die nun aufflammende Erregung nichts, aber auch rein gar nichts zu tun. "Das hat hohl geklungen. Da ist ein Hohlraum!"

Endlich ließ sie von mir ab. Verwirrt schaute sie mich an.

"Wie kann das sein, wir sind knapp einen Meter über dem Boden, wie kann da ein Hohlraum sein?"

"Wenn zum Beispiel ein Körper von dem Magma eingeschlossen wurde."

"Du meinst...", begann sie, um dann atemlos von der Erkenntnis zu verharren.

Ja, das meinte ich. Wenn ich mich nicht furchtbar getäuscht hatte, war dort ein Körper, der den Hohlraum durch das Verrotten in der Schlacke erzeugt hatte. Vielleicht ein Tier... aber hier drin, mitten in der Villa? Ein Sklave, der nicht entkommen konnte? Ich fühlte, wie mein Herz härter und härter zu schlagen begann.

"Und was machen wir jetzt?"

Meine Gedanken rasten. Natürlich gab es jetzt unterschiedliche Herangehensweisen. Man konnte ein Loch bohren und den Hohlraum zunächst mit einer Spezialflüssigkeit fluten, um dann einen Abdruck zu erhalten. Viele Abdrücke wurden auf ähnliche Art seit dem Beginn der Ausgrabungen in Pompeji für die Ewigkeit konserviert. Anderseits bedeutete das, dass wir so viel Zeit verlieren würden, dass wir vielleicht die tatsächliche Freilegung unseres Fundes nicht mehr selbst durchführen könnten.

"Jetzt", antwortete ich nach kurzem Abwägen mit bebender Stimme, "graben wir unseren Fund aus."

Wir arbeiteten wie besessen. Zunächst klopften wir die Stelle ab, um die Ausdehnung genau auszuloten. Jetzt waren wir auch absolut sicher. Da war ein Hohlraum, der Klang war eindeutig. Und er war größer als vermutet. Doch ein Tier? Wir bohrten Löcher um festzustellen, wie tief die Schlacke-Schicht noch war, stellten Messungen an. Natürlich hätten wir einfach draufloshämmern können, aber dann wäre da die Gefahr gewesen, dass wir das Skelett beschädigten, wenn wir von oben kamen.

Wir mussten frontal darauf zukommen und uns vor dem Hohlraum eingraben. Also erst noch ein ganzes Stück vor dem Hohlraum auf den Boden kommen und dann erst vorwärts. Auch nicht zu tief, da wir nicht den Boden beschädigen wollten, oder darauf möglicherweise befindliche Artefakte.

Während ich noch immer versuchte, einen Plan zu entwerfen, wie wir dort am besten hingelangen konnten, brütete Lenny über den Messungen, zeichnete, rechnete, ohne dass mir klar war, was sie dort tat.

"Ich habe eine Theorie", meinte sie schließlich und ein träumerisches Funkeln lag in ihren Augen.

"Eine Theorie?"

"Ja. Erst einmal, das kann kein Möbelstück sein, das dort verrottet ist, der Hohlraum läuft konisch zu."

"Was auf einen Körper deutet."

"Falsch."

"Falsch?"

"Dazu stimmt die Größe des Hohlraums nicht."

"Was wird, das, Edging? Spuck's aus", imitierte ich sie ungeduldig. Sie kicherte leise.

"Zwei Körper."

Natürlich. Dann machten die Messungen Sinn. Was für ein brillantes Köpfchen sie doch hatte.

"Zwei eng aneinander geschlungene Körper, würde ich sagen."

"Das ist Spekulation", ließ ich den Prof raushängen. Immerhin war das noch immer meine Domäne. "Aber deine Theorie kann stimmen. Verdammt, ich werde hart."

"Wieso, stellst du dir vor, sie sind beim Ficken überrascht worden?"

"Nein, weil ich das unglaubliche Glück habe mit so einer genialen Frau wie dir den Rest meines hoffentlich noch einigermaßen langen Lebens verbringen zu dürfen. Noch dazu eine mit so einer herrlich schmutzigen Fantasie. Du machst mich geil."

In nächstem Augenblick lagen wir uns wieder in den Armen. Dringlichkeit der Ausgrabungen hin oder her, so, wie wir gerade abfuhren, konnte das eigentlich auch nicht lange dauern. Was vorher eher Spruch war, wurde umgehend harte Realität. Wir zogen rasend schnell unsere Klamotten runter und sie ging auf alle viere, mit dem Kopf in Richtung unseres Funds.

"Das ist für euch", sprach sie mit feierlicher Stimme. Und begrüßte jubelnd meinen Schwanz.

"Und der ist für dich."

Es ging wirklich sehr schnell. Wäre unser Publikum etwas lebendiger gewesen, hätte ich mich sicher dafür entschuldigt. So aber war ich froh, dass wir nicht viel Zeit verloren hatten und trotzdem ein wenig an Ruhe gewonnen. Es wurde langsam unerträglich so nah vorm Ziel zu sein, wir durften jetzt keinen Fehler machen, weil wir ungeduldig wurden. Mein Geist war plötzlich ganz klar und dann wusste ich plötzlich, was zu tun war.

Wir bohrten ein 1 Meter großes Quadrat direkt 30 cm vor dem Hohlraum mit den längsten Bohrern, die ich finden konnte, wobei wir immer zwei Bohrlöcher vereinten, um mit einem Meißel nachtreiben zu können und trieben diagonale Bohrungen durch die ganze Fläche des Quadrats. Nun gelang es mit Spitzhämmern die Schicht weiter aufzutreiben.

Mit schwerem Hammer nachgesetzt, legten wir tatsächlich schnell einige Zentimeter frei. Weitere Bohrungen, wieder nachtreiben, aufhebeln, wegklappen, mit dem fetten Hammer zerbröseln. Das würde in Bodennähe nicht mehr funktionieren, aber da brauchten wir ja nicht hin.

Es wurde anstrengender, aber das Adrenalin sorgte dafür, dies geflissentlich ignorieren zu können. Wir arbeiteten vier Stunden ohne Pause. Zufrieden betrachten wir unser Werk. Jetzt hatten wir einen Kubus von einem Meter, von dem aus wir horizontal bohren konnten.

Eine Zigarette und einem gegenseitigen Hand-Job später nahmen wir die Arbeit wieder auf. Wir hatten beide nichts essen können, obwohl wir sicher hungrig waren. So genau ließ sich das alles nicht mehr feststellen. Es dauerte noch eine halbe Stunde, dann lösten wir vorsichtig das erste Stück der Schlacke vor dem Hohlraum, vielleicht faustgroß.

"Scheiße, wir haben keine Taschenlampe", entfuhr ist mir. Lenny seufzte und zog ihr Handy aus der Seitentasche ihrer Hose.

"Hier mein frühgreiser Freund. Moderne Menschen führen so was immer mit sich. Ich habe natürlich eine Taschenlampen-App."

Mir zitterten die Finger zu stark, als dass ich mich damit auseinandersetzten konnte. Sie übernahm das auch sofort und leuchtete hinein.

"Und?"

"Kann noch nicht viel sehen. Ja, das könnten Knochen sein."

Ich gab ihr Recht, als ich hineinsah. Das Loch war aber noch viel zu klein. Verbissen arbeiteten wir weiter. Es ging langsam leichter. Wir bohrten und meißelten einen richtig großen Brocken heraus. Nun hatten wir gute Sicht. Oh mein Gott. Ergriffen nahm ich ihre Hand. Vor uns waren die Skelette zweier eng umschlungener Menschen, die später dieser Villa ihren Namen geben sollten. Villa Amantes. Die Villa der Liebenden.

Spätere forensische Untersuchungen ergaben nämlich, dass es sich um einen Mann und eine Frau handelte, sie circa dreißig und er vielleicht fünfundvierzig. Aufgrund des Schmucks, den beide getragen hatte, ließ sich ziemlich eindeutig bestimmen, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit entweder um die Besitzer des Hauses handelte, oder ein reiches Paar, das in diese Villa geflüchtet war.

Was hatten sie erlebt, warum waren sie dort gestorben, unter diesem Bild, in diesem Raum? Gab es hier einen Bezug, ein Rätsel, was sich lösen ließ? Ich denke noch immer oft daran. Wenn es jemand eines Tages lösen wird, dann meine Frau. Ja, wir haben tatsächlich geheiratet, im Februar dieses Jahres. Ein Happy-End? Leider noch nicht für sie. Wir warten immer noch darauf, dass das Abenteuer endlich aufhört, dass nicht jeder Tag neu und aufregend ist, und dass der Tag kommt, wo sie mir an den Schwanz packt, und ich nicht will. Richtig enttäuscht wirkt sie nicht, als ich ihr das sage. Sie lacht.

"Egal!"

Sorry. Das war mein Stichwort.



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