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Böse Mädchen (fm:Lesbisch, 58808 Wörter)

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Veröffentlicht: Jan 31 2022 Gesehen / Gelesen: 13483 / 10100 [75%] Bewertung Geschichte: 9.62 (50 Stimmen)
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"Darf ich?", fragte mich die dunkelhaarige Frau und nahm mir mein Bier aus der Hand. Ohne meine Antwort abzuwarten. Trank die Flasche halb leer und musterte mich lauernd. Wie ein Raubtier ihre Beute, war die Assoziation, die mir sofort kam. Ich war viel zu verblüfft, um zu protestieren.

"Du bist niedlich", gab sie das Ergebnis ihrer Musterung bekannt und mir meine Flasche zurück. "Hast du eine Kippe?"

Ich schüttelte den Kopf. Sie zuckte mit den Schultern und fischte ein Päckchen aus dem Mini-Rucksack, der von ihrer Schulter baumelte. Das war halb voll, wie ich feststellte, als sie es mir auffordernd hinhielt, nachdem sie sich eine herausgenommen hatte.

"Nee, danke, ich rauche nicht", beendete ich endlich meine betretene Sprachlosigkeit. Jetzt blieb sie stumm und blies mir Rauch ins Gesicht, mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck.

"Alleine hier?"

"Mit Freunden."

Es war eine der unzähligen Partys vom Christopher Street Day. Es musste bald fünf Uhr morgens sein.

"Freunden?"

"Zwei schwule Freunde von mir, aus Strausberg, wo ich herkomme", beeilte ich mich zu sagen.

Ich war völlig verunsichert. Es war mir klar, dass sie mich mit großer Wahrscheinlichkeit gerade anbaggerte. Das war ein völlig neues Erlebnis für mich. Es war gerade mal ein Jahr her, dass ich herausgefunden hatte, warum mich keine Männer reizten. Als mich die neue Mitbewohnerin meiner WG in Heidelberg in meinem letzten Studienjahr nachhaltig davon überzeugte, dass ich lesbisch war.

Geahnt hatte ich es natürlich vorher. Hatte ich in der Schule schon für eine Lehrerin, und dann in der Uni insgeheim für eine Dozentin geschwärmt. Mich aber nicht einmal getraut, mir mit ihnen Sex vorzustellen. Zärtlichkeiten, Küssen ja. Mehr nicht. Dachte zu der Zeit eh kaum daran, wollte einfach nur das Biologiestudium schnell und erfolgreich über die Bühne bringen.

Unsere Vierer-Frauen-WG hatte dann am Anfang genau die Zusammensetzung, die das leichtmachte. Keine wilden Partys, eine Mitbewohnerin hatte einen festen Freund, der manchmal blöd grinsend am Frühstücks- oder Abendbrottisch saß, aber im Grunde waren wir alle vier in etwa auf einem Level. Stand bei allen das Studium im Vordergrund.

Dann zog Laura aus und Jessica ein, da war ich gerade im vorletzten Semester des Masterstudiums angekommen. Jessica hatte im Gegensatz zu uns ein eher weitgefächertes Interessenspektrum, um es einmal vorsichtig zu formulieren. Wobei Sex einer ihrer Schwerpunkte war, wie uns oft und lautstark Tag und Nacht nahegebracht wurde.

Am Anfang nur Männer, eigenartige Vögel, die sie weiß Gott wo aufgabelte, wobei sie Aussehen und Alter offenbar nur am Rande interessierten. An einem Sonntagmittag saß dann aber eine Frau mit ihr am Frühstückstisch, schaute sie verliebt an und küsste sie fallweise. Mir wurde heiß und kalt. Jessica mochte Frauen.

Sie sah verdammt gut aus, deshalb fiel es ihr nicht schwer PartnerInnen zu finden. Hatte zudem eine enorme Ausstrahlung, die ich anfänglich eher als ordinär und peinlich eingestuft hatte. Nach diesem Sonntagmittag sah ich sie allerdings plötzlich mit anderen Augen. Spürte die knisternde Erotik, die von ihr ausging. Den femininen animalischen Magnetismus.

Verguckte mich förmlich in sie. Himmelte sie ein an, so wie ich meine Lehrerin und Dozentin angehimmelt hatte. Anders als diese bekam sie das allerdings sehr wohl mit. Und an einem Mittwochabend, wo sie sich nach eigenem Bekunden ganz furchtbar langweilte, fragte sie mich, ob ich ihr bei etwas in ihrem Zimmer helfen konnte.

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