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Zwei (fm:Dreier, 19051 Wörter) [1/3] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Feb 21 2022 Gesehen / Gelesen: 35287 / 21918 [62%] Bewertung Teil: 9.79 (177 Stimmen)
Erster Teil - Der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft.

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Klicken Sie hier für die ersten 75 Zeilen der Geschichte

Meine Gesprächigkeit hatte Grenzen, wenn ich mit verheulten Augen und nacktem Unterleib Telefonate entgegennahm.

"Ja... eh, herzlichen Glückwunsch nachträglich übrigens. Ich sehe gerade, dass du gestern Geburtstag hattest."

"Danke."

Natürlich, die Teilnehmerliste. Da hatte ich vor etlichen Jahren meine Telefon-Nummer und so weiter hinterlassen.

"Geht es dir nicht gut? Du klingst... irgendwie anders?"

"Kann man so sagen. Ein neuer Lehrer?"

"Ja, er ist vor ein paar Jahren aus England zurückgekommen, wo er auch als Yoga-Lehrer gearbeitet hat. Er war vor zig Jahren mal in meinen Kursen gewesen und fragte nach unserem Programm, um auch mal wieder was in einer Gruppe zu machen. Das habe ich ihm ausgeredet, aber schließlich konnte ich ihn dazu überreden, selbst eine Fortgeschrittenen-Gruppe zu leiten."

"Aha. Er ist gut?"

"Er war einen Abend bei der normalen Gruppe. Ich mache Yoga seit dreißig Jahren und kann keins von den Asanas auch nur halb so gut wie er. Er hat nach der Iyengar-Methode gelernt. Ist nebenbei ein wahnsinnig netter Kerl und seine Aura..."

Oh Gott, jetzt wieder der Aura-Scheiß. Ute, du hast echt ne Macke. Red du nur. Ich höre nicht mehr hin. Pranayama kann er auch? Hm. Vielleicht doch interessant? Okay, kannst aufhören mich voll zu blubbern. Du hattest mich bei Pranayama und Zen-Meditation. Ich schau mir den Wunderknaben an.

"Okay. Wann?"

"Mittwochs um acht Uhr, beginnend in der zweiten August-Woche. Ich schick dir die Infos zu... wohnst du immer noch..."

"Ja. Alles klar. Trag mich ein. Hast du... Karola auch als Interessentin?"

"Karola Ebert? Nein, an die hatte ich überhaupt nicht gedacht. Die ist noch nicht soweit..."

"Dann ist alles gut. Danke Ute. Ich werde da sein."

Yoga. Vier Jahre machte ich das schon. Die ersten zwei nach den ersten Besuchen bei der Gruppe fast täglich. Morgens und abends. Es gab mir unglaublich viel. Ich lernte viel über meinen Körper dabei. Und als Zugabe Karola kennen. Dann ihren Körper. Ihren gottverdammten, wahnsinnig schönen, immer geilen Körper. Da brauchte ich Yoga schon, um nicht den ganzen Tag an Sex mit ihr zu denken.

Gut, mittwochs geht, der normale Kurs ist am Dienstag, da laufen wir uns nicht über den Weg. Vielleicht kann er mir auch Atemtechniken und Meditation beibringen? Mich endgültig zur Spiritualität ziehen? Ja, das ist genau der richtige Gedanke, während ich schon wieder an meiner Muschi spiele. Scheiße, ich bin doch echt nicht mehr normal. Aber ich muss jetzt kommen...

Die Gruppe

Fünfzehn Frauen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Klar, Ute hatte erzählt, dass sie in der Uni Plakate ausgehangen und ihre alten Schülerinnen, die in Frage kamen, sogar alle persönlich abtelefoniert hatte. Aber mit so einer großen Gruppe war dann doch nicht zu rechnen gewesen. Mal sehen, wie viele nach dem ersten Abend noch übrigblieben.

Kompromisse würde ich wohl eingehen müssen, das war mir schon klar, denn gerade die Studentinnen, die an der Uni irgendeinen Anfängerkurs hinter sich gebracht hatten, und sich nun für fortgeschritten hielten, würden möglicherweise mit mir und dem Kurs nicht viel anfangen können. Aber auch Utes Leute, ich war ja bei ihrem Kurs gewesen. Wischi-waschi-Yoga, verwestlichter, aufgeweichter Pseudo-Quatsch.

Ich hatte bei einem echten Meister in London gelernt. Einem indischen Wissenschaftler, der auch seine Stunden wissenschaftlich aufgebaut hatte. Der mich persönlich gefördert hatte, in seiner wunderbar ruhigen und gelassenen Art. Klar, ich hatte seine Klassen in seiner Abwesenheit geleitet, und eine private Gruppe dazu, aber ob ich das hier hinbekam?

"Hallo. Ich denke, damit wir alle einen Eindruck von unseren Vorerfahrungen bekommen, stellen wir uns besten vor. Ich bin Helge, habe mit Hatha-Yoga vor circa 15 Jahren begonnen und in London meinen Lehrerschein gemacht. Gelernt habe ich nach der Iyengar-Methode, wem das was sagt. Dort wird sehr viel Wert auf Präzision gelegt, die für fortgeschrittene Asanas auch zwingend erforderlich ist. Aber genug von mir. Mich würde interessieren, wie eure bisherigen Erfahrungen waren, wie lange und wie oft ihr euch mit Yoga beschäftigt habt."

Oje. Und noch eine, die nur einen Anfänger-Kurs an der Uni hatte. Das wird was geben. Ah, das klingt doch schon besser... vier Jahre, eine von Utes Damen...

"Die ersten zwei Jahre fast täglich, meist zweimal täglich und dann..."

Janine. Die Erste und bisher Einzige, die hier im Kurs richtig aufgehoben zu sein scheint. Dich merke ich mir, Mädel. Warum hast du aufgehört? Woher kommt diese Wolke der Finsternis, die dich umgibt? Liebeskummer? Den kann Yoga nicht heilen. So, und noch eine Uni-Kurs-Frau. Macht aber mindestens einmal im Monat alleine weiter. Sagenhaft. Das wird kein Kompromiss, das wird ein Desaster.

"Ich danke euch. Jetzt habe ich einen guten Eindruck, wo wir ansetzen müssen. Ihr werdet mit mir ein wenig Geduld brauchen, weil ich mir die deutschen Bezeichnungen der Asanas, mit denen ihr vertraut seid, noch nicht eingeprägt habe. Wir beginnen mit Svanasana, dem Hund. Den kennt ihr alle?"

Brrr... kennen ist relativ. Oje. Die hätten selbst in Shivs Anfängerkursen Probleme bekommen. Also gut, du bist nicht hier, um zu lamentieren, sondern Sachen beizubringen. Schau an, Janine kann es.

"Sehr gut, genau so. Jetzt nur noch die Hände richtig flach in die Erde stemmen, dass die Fingerknöchel aufliegen... prima, exakt, das ist es. Könnt ihr bitte alle aus der Position kommen und bei Janine zuschauen? Es ist ganz wichtig, dass ihr bei allem, was ich euch erzähle, mentale Notizen macht. Wir werden vieles sehr oft machen, aber es ist notwendig, dass wir auf vorherige Stunden aufbauen, also merkt euch bitte, was ich euch erkläre - nur so kommen wir voran."

Savasana zum Abschluss. Toter Mann. Oder muss ich hier sagen, tote Frau? Keine Männer, das war in England anders. Hoffentlich habe ich sie nicht überfordert. Das war mit Sicherheit die härteste Stunde Yoga, die sie in ihrem Leben hinter sich gebracht haben.

So viel zitternde Glieder hatte ich in meinen Vertretungen im Swanfleet-Centre nie zu sehen bekommen. Aber nun hatten sie zumindest eine Vorstellung davon, wie richtiges Yoga sich anfühlt. Doch, einige sahen durchaus zufrieden aus. Die würde ich hoffentlich beim nächsten Mal wiedersehen. Vor allem...

"Janine, bleibst du noch einen Moment? Oder hast du es eilig?"

"Nein. Gern."

Keine Frau vieler Worte. Gemeinsam sahen wir dem Abzug der Gladiatorinnen, die sich in die Umkleide bewegten, zu. Immerhin hatte sich ihre Wolke verzogen. Sie sah wirklich entspannt aus und hatte das charakteristische Leuchten in den Augen, das man nach einer guten Stunde hat. Ihr hatte es gutgetan.

"So... wie hat dir die Stunde gefallen?"

"Total gut. Fantastisch. Das war völlig anders als bei Ute. Ziemlich hart allerdings."

Oje, wenn selbst sie das als hart empfand... wie würde es dann den anderen vorgekommen sein?

"Nun, ganz ehrlich, du bist die Einzige hier, die wirklich in einen Fortgeschrittenen-Kurs gehört. Ich stehe jetzt schon vor einem echten Dilemma. Von dem, was ich ursprünglich für den Kurs geplant hatte, werde ich fast nichts umsetzen können. Nur du kannst die leichten Asanas annähernd richtig ausführen. Ich werde nicht zu den schweren springen können, ohne dass die anderen die richtige Grundlage haben."

"Klar."

"Darf ich so indiskret sein und fragen, ob du nächste Woche wiederkommen möchtest?"

"Selbstverständlich. Das war... geil."

Die war ja süß. Nahm kein Blatt vor den Mund.

"Freut mich zu hören. Dir wird nicht entgangen sein, dass ich dich nicht nur immer wieder zu Vorführungen herangezogen habe, sondern auch mehr als alle anderen korrigiert habe. Ich möchte gerne wissen, ob dir das recht ist. Dir nicht unangenehm ist. Ich korrigiere dich übrigens, weil es bei dir wirklich nur noch Feinjustierungen sind. Man merkt, dass du vorher viel gemacht hast."

"Kein Problem. Finde ich gut."

"Das ist gut. Und, damit auch da keine dummen Eindrücke entstehen, ich werde dich öfter und intensiver anfassen, um diese Feinjustierungen vorzunehmen. Das ist kein versteckter Versuch einer Annäherung, unsittlichen Berührung oder so, aber deine Hüfte steht zum Beispiel links immer ein wenig vor, da werde ich öfter korrigieren, bis sich dein Körpergedächtnis aufbaut."

Sie lachte. Lachte sie mich aus?

"Schon klar. Ein Annäherungsversuch wäre sowieso zum Scheitern verurteilt. Ich steh nicht auf Männer. Wenn du versuchst, mich unsittlich zu berühren, kriegst du aufs Maul."

"Hehe, super. Ernsthaft: Du bist schon recht weit, und ich hoffe, es wird dir hier nicht langweilig werden. Wenn doch, gebe ich dir gerne noch Privatstunden. Es wäre mir wichtig, dass dich die Gruppe nicht in deiner Entwicklung hemmt."

"Im Ernst? Das wäre geil. Ich wollte sowieso wegen Pranayama und Zen-Meditation fragen. Das kannst du auch?"

"Ja, aber eins muss auf dem anderen aufbauen. Ihr seid leider alle ein wenig... schlampig ausgebildet worden. Yoga ist Präzision, Wissenschaft. Erst muss das 1x1 sitzen, erst dann kann man sich sicher der höheren Mathematik zuwenden."

"Völlig klar. Bin ich froh, dass ich mich von Ute breitschlagen ließ. Das war die beste Yoga-Stunde meines Lebens."

"Danke... da wir ja bereits geklärt haben, wie es um uns steht und Missverständnisse ausgeschlossen haben, wollen wir vielleicht nebenan ins Tave, noch was trinken und uns ein bisschen unterhalten? Ich würde dir gerne ein wenig mehr über meine Philosophie und Herangehensweise erklären, das lässt sich zwischen Tür und Angel nicht so wirklich machen."

"Klar, absolut. Und Ute hatte Recht... du strahlst irgendwas aus..."

"Hm?"

"Egal, reden wir gleich drüber."

Die Umkleide war schon verwaist, als wir uns gemeinsam umzogen. Irgendwie war mir schon in diesem Moment klar, dass ich hier nicht nur einen Zauberlehrling gefunden hatte, sondern sich da etwas Anderes anbahnte. Wie und was, war mir nicht klar. Schon, dass sich zwei gesucht und gefunden hatten.

Der erste Abend

Was für ein Hammer. Ich hatte die erste echte Yoga-Stunde meines Lebens hinter mich gebracht. Mir wurde im Verlauf sehr schnell klar, wie stümperhaft die Herangehensweise in Utes Kurs und meine privaten Versuche gewesen waren. Helge erklärte der Gruppe und besonders immer wieder mir, worauf wir zu achten hatten. Führte alles mit einer Leichtigkeit vor, als ob es keine Dehnungs- und Schmerzgrenzen gab.

Zeigte mir mit minimalen Hilfen, wie ich wirklich richtig in die Asanas kam. Wie es sich anfühlen musste. Nutzte mich als sein Vorzeigeobjekt, wenn er mit den Resultaten zufrieden war. Ließ uns an unsere Grenzen gehen, brutal lange in den einzelnen Stellungen bleiben. Bis uns die Muskeln zitterten. Das war kein Sadismus, das war einfach zweckmäßiges, zielführendes Handeln.

So tief und nachhaltig entspannt war ich in meinem ganzen Leben noch nicht gewesen. Und der Typ hatte eine Ausstrahlung, der frau sich nicht entziehen konnte. Mir fiel schon auf, dass einzelne Mädels in der Gruppe ihm nicht nur auf den Hintern schauten, um die richtige Beckenstellung zu erkennen. Die würden wiederkommen. Auch wenn sie am nächsten Tag nicht laufen konnten.

Dann sprach er mich nach der Stunde an, wollte mich tatsächlich richtig als Vorführobjekt einbinden und weiter fördern. Gut, er war ein Mann, aber von seiner Persönlichkeit wurde ich aus den Pantoffeln gefegt. Dieser Typ war verschärft. Völlig anders, als alle Männer, denen ich vorher begegnet war.

Wir gingen dann hinterher zusammen was trinken. Ich hatte gedacht, er kommt jetzt mit Fruchtsaft und gesund und so, von wegen. Bestellte uns zwei Bier.

"Ein Asket bist du nicht."

Er grinste.

"Nein, weit davon entfernt. Nicht mal voll wieder im Yoga drin. Ich esse tatsächlich wieder Fleisch, seitdem ich aus England zurück bin. Versage mir eigentlich nichts. Ich rauche sogar wieder, sag's bloß nicht weiter. Ein Grund, warum ich dich für die Vorführungen brauche. Bei den leichten Asanas kann ich ohne Probleme auch in ihnen drin noch erklären. Bei den schwereren könnte es Atemprobleme geben."

"Das war mal anders."

Er seufzte.

"Ja, das war mal anders. Ich durchlaufe immer wieder Phasen. Wenn ich die Sachen ernst nehme, werde ich wirklich zum Asketen, kein Fleisch, keine Kippen, kein Alkohol, kein Sex, keine Drogen... nicht mal Rock'n'Roll."

"Kein Sex? Die Askese ist dann nichts für mich. Auf alles andere könnte ich verzichten."

"Ist nicht schwerer als alles andere. Man denkt einfach nicht dran. Fällt leichter, wenn man nicht denkt.

"Hä? Nicht denkt?"

"Ja, einfach den inneren Monolog anhält."

Einfach den... Alter, du bist ja richtig hart.

"Das kannst du?"

"Ja. Es braucht etwas Übung, aber es funktioniert gut. Direkte Wahrnehmung, ohne Filter. Auch ohne direkte Ich-Wahrnehmung. Ist aber außerhalb eines Klosters schwer umsetzbar und aufrecht zu erhalten."

"Und... für Pranayama braucht man das?"

"Nein, da nur die Fähigkeit der Konzentration. Es erleichtert natürlich vieles. Mit Pranayama solltest du langsam anfangen, ich könnte dich privat einweisen. Dafür würde ich sogar wieder mit dem Rauchen aufhören."

"Das würdest du für mich tun? Wie bist du denn drauf? Du kennst mich... zwei Stunden."

"Ja, komisch, nicht? So fühlt es sich aber nicht an."

Das stimmte. Warum stimmte das? Was ging hier ab?

"Da hast du Recht. Und wie kommt es zu diesen Phasen?"

Er sog die Luft geräuschvoll ein.

"Mein Zen-Meditations-Lehrer meinte, ich hätte noch zu viele nicht aufgearbeitete Sachen, die immer wieder an die Oberfläche kommen, bis sie sich auflösen. In meinem Fall sind das oft... meistens... eigentlich immer... Frauen."

"Willkommen im Club."

Wir grinsten uns beide an.

"Du kommst gerade aus einer üblen Beziehung, oder bist dabei sie zu beenden?"

"Steht das auf meiner Stirn?"

"Nein, aber drüber segelt eine kleine Gewitterwolke, oder tat es zumindest vor der Stunde. Jetzt scheint es sich aufgeklart zu haben."

"Dein Verdienst."

Das meinte ich ganz ehrlich.

"Nein, deiner. Du hast dich voll auf deinen Körper konzentriert. Als Einzige übrigens. Du hast genau verstanden, was ich erzählt habe und hast es sofort und ohne Nachdenken umgesetzt. Da bist du etwas Besonderes. Darum werde ich dich fördern, so gut ich kann."

"Junge, du bist echt verschärft. So einen wie dich habe ich überhaupt noch nicht erlebt."

"Du bist auch einzigartig. Eine in jeder Beziehung beeindruckende Frau."

Das ging runter wie Öl. Weil er es meinte. Dieser Typ war rückhaltlos ehrlich, das spürte ich genau. Und da wir für klare Fronten gesorgt hatten, ging es ihm wirklich um mich. Nicht um ein potentielles Betthäschen.

"Du hast Recht. Ich habe gerade mal wieder eine langjährige Beziehung beendet. Eine On-Off-Geschichte."

"Es lebe die Konsequenz. Ich sehe, wir sind uns ähnlicher, als ich dachte."

Das Gefühl hatte ich langsam auch. Dann seufzten wir beide gleichzeitig und intonierten "Frauen" im Chor.

"Und was machst du wieder in Deutschland? Aufarbeiten?"

"Ja. Zum einen habe ich hier eine Ehe, die ich nun endgültig beende. Wir haben es gerade geschafft die Scheidung einzureichen, nach über zwölf Jahren Trennung."

"Das ist konsequent."

"Ich ficke sie aber gerade regelmäßig. Konsequent ist vermutlich anders."

"Alter... du bist echt abgefahren. Erzählst du das allen so direkt?"

"Nein, das wissen nur du, ihr Freund und wir beide natürlich."

"Ihr Freund? Munterer Dreier?"

"Nein, er hat MS. Er kann ihr diese Bedürfnisse nicht mehr befriedigen. Ich springe als Hilfe ein."

Was zum... wie war er denn drauf?

"Du vögelst deine Ex-Frau, damit es ihr in ihrer schwierigen Beziehung gut geht? Aus reiner Menschlichkeit?"

"Aus Liebe. Aus Liebe tue ich alles. Spaß habe ich aber natürlich auch dabei."

Jui, jui, jui. Der Junge hat Format.

"Und dann bin ich wegen meiner Mutter hier. Sie hat Alzheimer. Ihr Lebensgefährte auch. Ich ermögliche ihnen, noch außerhalb eines Heims leben zu können. Das ist meine Aufgabe."

"Würdest du dich für mich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen? Ich glaube, ich könnte mich ich in dich verlieben."

"Vielleicht. Aber ich kenne dich erst zwei Stunden. Sprech mich in einer nochmal an. Oder erzähl mir erstmal, warum du sie nicht loslassen kannst."

"Okay, aber dafür brauch ich noch ein Bier. Die Runde geht auf mich."

Dann erzählte ich ihm das ganze Drama. In allen Details.

"Das klingt nicht gut. Und sehr vertraut. Es gab auch in England eine Dame, mit der ich mich über neun Jahre gequält habe, obwohl ich wusste, dass es zu nichts führt."

"Wie hast du die Sache gelöst und aufgearbeitet?"

"Durch eine konsequente Entscheidung und durchs Schreiben. Ich schreibe. Theaterstücke, Romane, Kurzgeschichten. Märchen."

"Das tue ich in gewissem Sinne auch. Allerdings nicht für andere. Nur für mich."

"Das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass es rauskommt."

"Manchmal geht es nach hinten los. Ich habe die Tendenz alles ganz genau aufzuschreiben. Inklusive dem Sex."

"Verstehe, und dann macht es dich geil, wenn du es hinterher liest und schwächt dich so."

"Alter, jetzt wirst du mir langsam unheimlich."

"Warum sollte es bei dir anders sein, als bei mir? Kleiner Tipp: Nutze die Erfahrungen und die Details, aber abstrahiere sie. Schreibe Geschichten, die diese Sachen enthalten, aber nicht über dieselben Personen sind."

Verdammt. Das könnte funktionieren.

"Ist die Stunde jetzt rum? Kann ich dich nochmal fragen?"

"Hm... irgendwie hänge ich allerdings an meinem Schwanz. Spaß beiseite: Liebe ist nicht nur Sex. Liebe ist alles. Ohne Liebe ist alles nichts. Vielleicht brauchst du keinen neuen Partner, sondern einfach nur einen Weg, dich ihr zu öffnen. Denk mal drüber nach."

"Kannst du auf Wasser wandeln?"

"Möglich. Ich habe es nie probiert. Es gab... nein, darüber rede ich lieber nicht. Ein Wunder, dass du mich nicht jetzt schon für total durchgeknallt hältst."

"Du bist total durchgeknallt. Hilfst du mir, so zu werden, wie du?"

"Darauf kannst du dich verlassen. Ob ich dir damit allerdings einen Gefallen tue..."

Zauberlehrling

Was für eine irre Begegnung. Janine entpuppte sich als echte Bereicherung, nicht nur für die Yoga-Stunden, sondern auch in meinem privaten Leben. Am Abend nach der ersten Stunde versackten wir noch zusammen in einer Kneipe. Naja, wir tranken zwei Bier und erzählten uns unsere komplette Lebensgeschichte. Rückhaltlos.

Ich erzählte ihr Dinge, die niemand sonst von mir wusste. Sie tat dasselbe. Vielleicht, weil wir uns ähnlich waren. Vielleicht, weil wir als Partner nicht in Frage kamen, aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Auf jeden Fall fiel es uns unglaublich leicht, dem anderen voll zu öffnen.

Am zweiten Abend hatte ich noch zehn Schülerinnen. Die Hälfte davon war laut Janines Einschätzung geil auf mich, und deshalb bereit, alle Folterqualen zu überstehen. Das konnte ich nicht so wirklich nachvollziehen. Ich sah auch gar keine Frauen. Beim Yoga sah ich Körper, die richtig oder falsch agierten. Die Damen hätten nackt sein können, ich hätte es nicht bemerkt. Na ja, blind war ich nicht. Aber betriebsblind.

Dass es rapide Fortschritte in der Gruppe gab, war Janine mindestens genauso zu verdanken wie mir. Schon nach kurzer Zeit leiteten wir die Gruppe eigentlich gemeinsam. Die größten Fortschritte machte sie selbst. Sie hatte bereits die notwendige Beweglichkeit durch ihren vorherigen Fleiß erarbeitet. Sie brauchte nur das richtige Input, um sich zu perfektionieren. Es war eine Freude, das mit anzusehen.

Wir trafen uns immer öfter privat. Ich gab ihr zwar auch erste Privatstunden für fortgeschrittene Asanas, aber meist hingen wir nur ab und redeten, kochten zusammen oder schauten Filme. Da ihre Mutter aus England stammte und sie zweisprachig aufgewachsen war, meist im Original, und oft drifteten unsere Gespräche ebenfalls in Englische ab, ohne dass wir es bemerkten. Und wir in eine enge Freundschaft, was wir sehr wohl merkten.

Dann passierten zwei Dinge gleichzeitig. Der Lebensgefährte meiner Mutter baute gesundheitlich rapide ab und ich war zeitlich mehr eingebunden. Janine kam allen guten Vorsätzen zum Trotz wieder mit Karola zusammen. Während ich die Grenzen meiner Belastbarkeit auf die eine Art erlebte, erlebte sie den Test ihrer neu gefundenen Ruhe und ihres erstarkten Selbstbewusstseins.

Wir tauschten uns nur kurz nach den Yoga-Stunden aus. Sie hatte übrigens nicht falsch gelegen, wenigstens bei zwei der fünf Damen. Beide versuchten penetrant, mich nach der Stunde zu privaten Vergnügungen zu verleiten. Diskussionen über Yoga und die Philosophie dahinter schienen dabei nicht auf ihrer Agenda zu stehen.

Janine schaute sich das mit feinem Lächeln an und löste das auf verblüffend einfache Weise. Während beide in Sichtweite waren und eine davon offenbar auf dem Kriegspfad wieder auf mich zu wandelte, schlang sie mir kurzerhand ihre Arme um den Hals und küsste mich.

"Und das war..."

"Aus Liebe. Und für dein Seelenheil. Du hast genug auf dem Teller für den Moment."

Es funktionierte. Die Beiden kamen weiter zum Unterricht, aber ich wurde nie wieder belästigt. Monate gingen ins Land. Die Pflegesituation verschärfte sich.

"Wie läuft es mit dir und Karola?"

"Beschissen. Ich hab die neuen Übungen nicht mal angefangen. Ich dreh ganz schön am Rad. Wie geht es dem Partner deiner Mutter?"

"Er ist jetzt bettlägerig. Ich kann ihn nicht mehr lange pflegen, es wird zu viel. Die Beiden haben ja nicht mal Pflegebetten oder so. Sein Sohn sieht sich bereits nach Pflegeheimen um. Das ist voll Scheiße für mich, ich hab das Gefühl zu versagen, das, was ich für die beiden leisten wollte, nicht abrufen zu können, trotz meiner Erfahrung in der Pflege. Ohne Pflegebett und Umbauten in der Wohnung ist das körperlich zu hart, ihn zu waschen, zu mobilisieren und auf Klo zu führen und so. Ich weiß nicht, wie das für meine Mutter wird, wenn er nicht mehr da ist, selbst wenn es nur die Einweisung in ein Heim ist."

"Aber das ist doch Quatsch, du tust doch, was du kannst. Wenn du dabei kaputtgehst, hilfst du ihnen nicht, im Gegenteil. Du hast Grenzen, auch wenn dir das selbst meist nicht eingestehen willst. Sie wird dich noch mehr brauchen, und dafür brauchst du alle Kraft."

"Ich würde dir ebenfalls gerne mehr zur Verfügung stehen, um dir zu helfen. Wen darf ich küssen, damit sie dich in Ruhe lassen? Karola vielleicht?"

Zu meiner Überraschung lachte sie nicht, sondern zog ein ernstes Gesicht.

"Du kümmerst dich jetzt um deine Mutter. Ich habe komische Geschichten geschrieben, die gebe ich dir mal, wenn dein Kopf frei ist. Wenn dir der Unterricht hier zu viel wird, springe ich gerne ein paar Abende für dich ein. Du hast mir doch gesagt, dass ich als Zauberlehrling fast ausgelernt hätte."

"Du solltest echt den Lehrerschein machen. Ich rauche wie ein Schlot im Moment, die einzige Entspannung. Vielleicht komme ich bald auf dein Angebot zurück. Noch geht es."

"Wie geht es deiner Ex?"

"Oh, habe ich das noch gar nicht erzählt? Sie hat sich jetzt doch von ihrem Freund getrennt, es war ihr zu viel geworden. Sie ist nach Hannover gezogen, damit bin ich diese Verpflichtung los."

"Aber auch eine Entspannungsmöglichkeit."

"Ja. Das ist wohl wahr. Egal. Ich habe keine Bedürfnisse, außer, meine Aufgaben adäquat zu erfüllen."

"Red dir das nur weiter ein, wenn dir das hilft."

"Eh, Frau Zauberlehrling, jetzt bist du die, die mich auf den Pott setzt? Du lernst schnell."

"Leider nicht schnell genug, um meine eigenen Belange zu ordnen. Das soll dich jetzt nicht belasten. Soll ich die Klasse nächste Woche übernehmen?"

"Weiß nicht, lass uns nochmal telefonieren."

Das musste sie tatsächlich tun. Der Lebensgefährte meiner Mutter kam ins Heim, zwei Tage später ins Krankenhaus, am dritten Tag war er tot. Meine Mutter brach erwartungsgemäß zusammen. Nun war ich auf andere Weise bis an meine Grenzen belastet. Ich stand es durch.

Geschichten

Helge rieb sich bei seiner Mutter auf. Er leitete den Kurs weiterhin konzentriert und souverän, aber ich bekam Angst um ihn. Er war nicht mehr er selbst. Konnte es sich selbst nicht eingestehen. Wirkte leer, erschöpft. Ich brauchte ihn, mehr als zuvor. Ich wollte und konnte ihn aber nicht mehr mit meiner Geschichte belasten.

Alles eskalierte. Ich stellte Karola vor die Wahl. Entweder sie bekannte sich zu mir, verließ ihren Mann, oder die Beziehung war beendet. Sie ließ mich eine Woche zappeln. Dann stand sie mit zwei Koffern vor meiner Tür. Ich hätte außer mir sein müssen vor Glück. Ich war es nicht. Sie wohnte jetzt bei mir. Brachte sogar Möbel mit. Aber sie war nicht richtig da.

Ich verstand sie und mich selbst nicht mehr. Ich konnte mit ihr nicht darüber reden. Sie war oft gereizt, wirkte unausgeglichen. Hatte sie das Gefühl, die falsche Entscheidung getroffen zu haben?

Was hatte sie verloren, einen Mann, den sie nicht liebte, einen Schwanz, der sie fickte? Liebte sie mich? Sie sagte es, aber ich glaubte ihr nicht mehr. War es ihre bisexuelle Identität, um die sie fürchtete? Hatte sie ein Problem mit unserer lesbischen Beziehung?

Alles Fragen, die ich ihr hätte stellen müssen. Und nicht konnte. Ich folgte seit einiger Zeit Helges Tipp. Ich verarbeitete, was mich bewegte, in Geschichten. Ich schrieb Kurzgeschichten, englische Kurzgeschichten, für den Fall, dass Karola sie zufällig fand. Erotische Geschichten. Eine, in der ich eine Lösung fand. Ich zögerte lange. Dann sprach ich Karola an.

"Du bist unausgeglichen."

"Und wenn? Soll ich jetzt wie du zu meditieren versuchen, oder was?"

"Nein. Was fehlt dir, wirklich? Sag nicht Christian, dann kotze ich."

"Dann kotz doch."

"Christian, oder sein Schwanz?"

Sie sah mich böse an. Das Gespräch drohte sofort zu kippen.

"Und wenn? Was soll das? Worüber unterhalten wir uns hier? Ich bin bei dir, oder nicht?"

"Ich will, dass du glücklich bist."

"Das geht nicht auf Befehl."

"So war das nicht gemeint. Wenn du sexuell unausgeglichen bist, sag es. Wir finden eine Lösung."

Sie krauste ihre Stirn und schwieg lange.

"Wie stellst du dir das vor?"

"Wenn du Sex mit Männern brauchst, ist das okay. Dann..."

"Spinnst du? Du gibst mir die Erlaubnis fremd zu gehen? Tickst du noch ganz richtig? Was soll das werden? Offene Beziehung?"

"Es muss ja kein Fremdgehen sein. Wir holen uns jemanden hinzu."

Ihre Kinnlade fiel nach unten. Mit so einem Vorschlag hatte sie nicht gerechnet.

"Was meinst du, du willst einen Dreier, mit einem Mann? Ich dachte, du hasst Männer."

"Ich hasse sie nicht, ich finde sie nur uninteressant, sexuell meine ich. Aber hier geht es nicht um mich, sondern um dich."

Das brachte sie zum Nachdenken. Sie schwieg lange und kaute auf ihrer Unterlippe rum.

"Du würdest es ertragen, dabei zu sein, wenn ein Mann mit mir schläft? Überschätzt du dich da nicht?"

Die Frage hatte ich mir ebenfalls tausend Mal gestellt.

"Ich liebe dich. Wenn es dir hilft, glücklich zu sein, bin ich dazu bereit."

Ihr Ausdruck wurde weicher, sie wusste genau, wie schwer mir allein dieses Angebot gefallen war.

"Ich liebe dich auch. Und... dass du bereit wärst, so etwas zu tun, zeigt mir, wie sehr du mich liebst. Aber das kann ich unmöglich von dir verlangen. So verlockend es auch klingt."

"Du könntest es dir vorstellen?"

"Ich weiß nicht. Ich geh doch nicht mit jedem x-beliebigen Kerl ins Bett, auch nicht, wenn du dabei bist."

"Du müsstest ihn kennen und mögen."

"Du etwa nicht? Moment... du hast du schon ganz konkret jemanden im Kopf... sonst hättest du den Vorschlag nie gemacht. Jemanden, den du magst, völlig vertraust. Du Scheiße, du denkst an deinen Helge, nicht wahr? Ist das dein Ernst?"

Aus ihrem Mund klang das tatsächlich wie ein bizarrer Vorschlag. Trotzdem nickte ich.

"Janine... bitte, das geht doch nicht. Er ist doch dein bester Freund, oder nicht? Willst du die Freundschaft aufs Spiel setzen? Was, wenn du es nicht erträgst? Du kannst ihm doch nie wieder in die Augen sehen. Wer sagt dir überhaupt, dass er da mitspielen würde? Ich denke, das ist so ein spiritueller Freak?"

"Nein, das ist er nicht. Oder nicht nur. Er tut Dinge aus Liebe. Ich kann dir das nicht näher erklären, weil er mir Dinge im Vertrauen erzählt hat, aber es wäre nicht das erste Mal."

"Du willst deine Freundschaft riskieren? Für mich?"

"Du hast deine Ehe für mich beendet."

Sie schwieg betroffen. Dann nahm sie mich in ihre Arme und weinte leise.

"Ich verdien dich nicht. Du bist zu gut für mich. Du brauchst das nicht zu tun. Das kann ich nicht von dir verlangen."

"Du musst es nicht verlangen, ich biete es dir an."

Sie küsste mich zärtlich.

"Dafür danke ich dir. Aber..."

"Denk einfach drüber nach. Ihr müsstet euch ja erst kennenlernen. Du kennst ihn nur aus meinen Erzählungen."

"Ja, warum eigentlich? Warum hast du ihn mir bis jetzt nicht mal vorgestellt?"

"Er hatte genug mit seinem Leben zu tun. Das scheint sich jetzt zu stabilisieren. Beim letzten Mal war er fast wieder der alte. Voller Energie und Ausgeglichenheit."

"Das ist eine völlig verrückte Idee. Du bist echt total durchgeknallt."

"Das passt gut, dass du auf Durchgeknallte stehst. Soll ich ihn zum Essen einladen, dass ihr euch beschnuppern könnt? Wenn er dich nicht reizt, bräuchte ich gar nicht mit dem Angebot zu kommen."

Karola sah an mir vorbei und kaute wieder auf ihrer Unterlippe herum.

"Kennenlernen möchte ich ihn sowieso. Ist dir mal aufgefallen, wie oft du von ihm erzählst? Wenn du nicht stocklesbisch wärst, wäre ich schon längst eifersüchtig geworden."

"Er weigert sich leider hartnäckig, sich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen, sonst wärst du tatsächlich in Schwierigkeiten."

Sie lachte fröhlich. Das erste Mal seit ihrer Trennung von Christian.

"Na gut, dann lad den Wunderknaben mal ein."

Dinner for three

Langsam hatte sich alles beruhigt. Meine Mutter war längst nicht über den Tod ihres Lebensgefährten hinweg, aber es gibt so etwas wie eine Trauerroutine. Meinen Vater hatte sie verloren, als ich vierzehn war, bis auf zwei Brüder alle ihre Geschwister, ihre Mutter, die bei uns gelebt hatte und am schlimmsten für sie, meinen ältesten Bruder.

Ich streckte mich emotional, und konnte nach einiger Zeit wieder in die Ausgangsposition zurückkehren. Es wurde erträglich. Mein eigenes Leben gewann wieder an Bedeutung. Ich fing an, ein wenig Rad zu fahren, denn trotz Yoga hatte ich Gewicht zugelegt, und das war mir unangenehm.

Lange Radtouren verschafften mir nicht nur den notwendigen Gewichtsverlust, sondern halfen auch, mein seelisches Gleichgewicht zu stabilisieren. Mich richtig auszupowern. Mir den Frust raus zu radeln.

Janine meinte, ich sollte endlich mal Karola kennenlernen. Das war in der Tat überfällig, vor allem da sie sich tatsächlich von ihrem Ehemann getrennt hatte und nun mit ihr zusammenlebte. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet und irgendwie wurde ich den Eindruck nicht los, dass es Janine nicht anders ging.

Sie luden mich zum Essen ein. Die Art, wie Janine das tat, machte mich allerdings stutzig.

"Ich hab dir viel Negatives von ihr erzählt. Es wäre mir wichtig, dass du das alles vergisst und ganz unbefangen mit ihr umgehst."

"Ehm... das sollte kein Problem sein. Was hast du ihr denn von mir erzählt?"

"Einiges. Es ist sehr wichtig für mich, dass ihr euch richtig kennenlernt. Sei einfach, wie du bist."

Hm. Bedauerlich, dass ich am Telefon ihr Gesicht nicht sehen konnte. Irgendetwas schwang da in ihrer Stimme mit, das ich nicht einordnen konnte.

"Muss ich sie küssen?"

Die Stille am anderen Ende der Leitung war beunruhigend.

"Das ist jetzt eine Einladung zum Essen. Mehr nicht", kam dann nach einer Weile zurück.

Kein lockerer Spruch zur Antwort. Spätestens jetzt war klar, dass da irgendwas Anderes im Busch war. Sie wollte oder konnte nicht darüber reden, so viel war eindeutig rauszuhören. Ich sah keinen Grund, sie zu drängen.

"Dann nehme ich dankend an."

"Super. Morgen um acht? Wir machen Curries."

"Alles klar, ich freue mich."

Janines Wohnung hatte sich verändert, wirkte kleiner, da Karola einiges von ihren Möbeln mitgebracht hatte. Janine küsste mich zur Begrüßung auf die Wange und zog mich mit in die Küche, wo Karola schon eifrig kochte. Sie wirkte nervös, so hatte ich sie noch nie erlebt. Hatten sich die beiden wieder gestritten?

Karola war vier Jahre älter als sie, wirkte recht klein und unscheinbar neben Janine. Ihre Begrüßung fiel knapp, aber freundlich aus. Angespannt wirkte sie auch. Die beiden widmeten sich den letzten Essensvorbereitungen, während ich Janine ein paar Updates der letzten Tage gab und versuchte, mich von der eigenartigen Spannung nicht anstecken zu lassen. Erst beim Essen wurde es etwas lockerer.

Irgendwie kamen wir auf London und meine Zeit dort. Ich erzählte so unbefangen wie möglich von meinem Leben und der Atmosphäre dieser einzigartigen Stadt.

"Du warst clubben? Das hätte ich nach Janines Erzählungen nicht vermutet."

"Ich war kein Kind von Traurigkeit. Ich habe Partys und Clubs geliebt, nicht nur zum Tanzen. Habe sogar selber aufgelegt und Musik gemacht."

Nun wurde Karola hellhörig.

"Du meinst, du warst auch auf Drogen und so? Hast dich nicht nur high meditiert?"

Huch? Was hatte Janine denn von mir erzählt?

"Und wie. In manchen Phasen war ich jedes Wochenende auf Achse, high as a kite, wie die Engländer so schön sagen..."

"Breit wie Amtmann", übersetzte Janine sofort. "Karola spricht kaum Englisch."

"Ja, ich hab's nicht so mit Sprachen. Pillen habe ich aber früher auch geschmissen."

"Ich habe E geliebt", gab ich sofort zurück.

"Ihr Drogies. Ich habe sowas noch nie angefasst", warf Janine ein.

"Da hast du was verpasst, Schatz. Die waren nicht nur zum Tanzen gut..."

"Oh?"

"Nun, abgesehen von Empathie und dem Heruntersetzen der Kontaktschwelle...", begann ich, wurde aber von Karola unterbrochen.

"Sex, sie sind geil für Sex."

Ich nickte nur zur Bestätigung und grinste Janine an. Die brauchte ein paar Sekunden, um sich von ihrer Überraschung zu erholen.

"Ich weiß nicht... das mag ja alles sein, aber so ein Chemo-Zeug würde ich trotzdem nicht nehmen. Ich nehme ja nicht mal Schmerzmittel, nur wenn es total unerträglich ist. Dein Körper ist dein Tempel, oder?"

Ich seufzte und musste ihr beipflichten.

"Im Prinzip hast du natürlich Recht. Es gibt wohl rein pflanzliche Alternativen, die wurden auf manchen Festivals und vor Partys ganz legal vertickt. Habe ich allerdings nie probiert, ich kenne auch nur wenige, die das getan haben. Es ist wohl nicht ganz dasselbe."

Karola schien mehr daran interessiert zu sein, über mich noch Weiteres zu erfahren.

"Du warst also kein Kind von Traurigkeit."

"Das kann man durchaus so sagen. Ich hatte das Janine schon erzählt, ich durchlebe immer wieder Phasen, manchmal lebe ich tatsächlich wie ein Asket und dann lasse ich halt auch mal die Sau raus."

"Und im Moment?", fragte Karola sofort.

"Keine Drogen, dafür rauche ich ganz schön heftig. Nicht mal mehr Sex, meine reguläre Partnerin hat sich per Umzug verabschiedet. Ach so, Janine, ich bin jetzt offiziell geschieden, das hatte ich dir noch gar nicht erzählt."

"Darf ich es Karola erzählen?", wollte Janine wissen. Oh? Mein Arrangement?

"Hm. Wenn du willst, weiß nicht, warum das wichtig ist. Ehm... wo war hier die Toilette?"

Karola erklärte es mir und ich ließ die beiden Damen allein. So dringend war es eigentlich nicht, aber es war trotz meiner Einwilligung etwas unangenehm, dass Janine das thematisieren wollte. Ihr Blick bei der Frage hatte mich nachdenklich gemacht.

Irgendetwas ging in ihrem schlauen Köpfchen vor und ich war Bestandteil dieser Pläne. Sollte ich Karola den nun fehlenden Mann ersetzen? Nein, so locker schätzte ich Janine nicht ein. Sie hatte sich selbst als extrem eifersüchtig bezeichnet. Was wurde das?

Karolas Blicken nach zu urteilen, hatte sie Janine tatsächlich in meiner Abwesenheit über mein Arrangement mit meiner Ex-Frau informiert. Wir sprachen über andere Dinge, aber mir fiel schon auf, das Karola mich im wahrsten Sinne des Wortes mit anderen Augen zu betrachten schien.

Janine wirkte gelöster und wir verbrachten einen lustigen Abend zusammen, ohne dass ich weitere Infos bekam, die meinen Verdacht erhärten oder zerstreuen konnten. Vielleicht hatte ich mir das auch alles nur eingebildet.

Der Plan

Helge verabschiedete sich gegen Mitternacht. Wir waren beide noch ziemlich aufgekratzt von dem lustigen Abend. Ein voller Erfolg, da war ich mir sicher. Trotzdem fragte ich nach, als wir im Bett lagen.

"Und. Wie findest du ihn?"

Karola grinste verschmitzt.

"Da hast du dich ja fast zwanzig Minuten zurückgehalten. Wahnsinn. Echt nett. Überhaupt nicht, wie ich ihn mir vorgestellt habe."

"Sag ich doch, der Alte ist voll verschärft."

"Ja, das ist mir unklar... wie alt ist er eigentlich? Ich wollte nicht so direkt fragen, aber was er alles gemacht hat und die Zeiträume, die er genannt hat..."

"Er ist vierzig."

"Im Ernst? Das hätte ich nicht gedacht. Er sieht eher wie Anfang dreißig aus."

"Yoga hält jung. Und, außer nett?"

Sie seufzte emphatisch und sah mich dann mit funkelnden Augen an.

"Interessant."

"Geeignet?"

"Er hat was. Vielleicht."

Dann wurde sie schlagartig wieder ernst.

"Aber, ob es das wert ist... wie ihr miteinander umgeht, wenn du auch bi wärst, hätte ich mir wirklich langsam Gedanken gemacht. Er mag ja locker sein und alles und, wie hast du das gesagt, vieles oder alles aus Liebe tun, aber das kann voll nach hinten losgehen, ist dir das klar?"

"Hast du Angst, du könntest dich in ihn verlieben?"

"Eh. Davon rede ich nicht. Ich spreche von eurer Freundschaft."

"Ich schon. Müsste ich mir Sorgen machen? Der halbe Kurs ist nebenbei geil auf ihn. Ich musste ihn schon retten, er hat Schwierigkeiten nein zu sagen."

"Wie bist du denn drauf, retten? Ich glaube, dass er nichts tut, was er nicht will. Verlieben? Nein, ich glaube nicht. Ich liebe dich, falls dir das entgangen sein sollte."

"Ich liebe dich auch. Und darum... soll ich ihn fragen?"

"Vielleicht lernen wir uns erst noch besser kennen? Etwas intimer?"

"Wie meinst du das?"

"Nun, wir wollten doch schon Ewigkeiten endlich mal wieder in die Sauna. Wie du weißt, können wir Angestellte den Saunabereich bei uns umsonst nutzen, donnerstags sogar nur für uns. Es macht aber kaum einer, soweit ich weiß."

Karola arbeitete in der Verwaltung eines Sole-Bads in einer nahen Kleinstadt.

"Du willst sehen, ob sein Schwanz groß genug ist?"

"Hey! Du bist unmöglich, weißt du? Nein, darum geht es mir nicht. Aber... ich würde schon gerne wissen, wie er darauf reagiert. Auch auf mich reagiert, verstehst du? Ich brauche schon das Gefühl begehrt zu werden, und will kein Mitleids-Projekt sein."

"Du willst ihn scharfmachen?"

"Quatsch, nein... Nicht unbedingt. Nur sehen, wie er reagiert, ist das so schwer zu verstehen?"

"Nein. Okay. Ich frag ihn. Mittwoch, gleich nach dem Yoga."

"Überleg es dir trotzdem nochmal."

"Wieso, die Sauna ist doch erstmal völlig unverbindlich. Da hast du Recht. Vielleicht gut, um sich zu beschnuppern."

Und ich konnte dabei sehen, ob ich wirklich damit umgehen konnte. Au weia, jetzt bekam ich langsam doch Angst vor meiner eigenen Courage. Sie brauchte das Gefühl begehrt zu werden... ich kannte Helge gut genug, um zu wissen, dass er sie nicht mal genau anschauen würde. Wenn er nicht wusste, worum es ging. Oder es ahnte. Ich würde es ihm nicht sagen können. Er hatte mich aber schon einige Male seltsam angesehen.

Meine Geschichten. Ich würde ihm meine Geschichten geben. Auch die, in der ich den Dreier beschrieben hatte. Was mich auf die Idee gebracht hatte, sie real umzusetzen. Er war schlau genug, um seine Schlüsse daraus zu ziehen. Ja, das konnte funktionieren.

"Sauna? Klar, super Idee, wenn's abends ist, sicher."

"Nächsten Donnerstag? Wir holen dich mit Karolas Auto ab."

"Okay. Hm. Gibt es etwas, was ich wissen müsste?"

Er sah mich mit schräggelegtem Kopf und feinem Lächeln an.

Scheiße. Er kennt mich zu gut. Er ahnt doch was. Egal, bald wird er mehr als nur ahnen.

"Ja. Ich habe dir doch von den Geschichten erzählt, die ich schreibe?"

"Natürlich. Aber bis jetzt warst du zu feige, sie mir zu zeigen."

"Ich habe gerade einen Mut-Anfall. Ich maile sie dir in den nächsten Tagen. Ich möchte, dass du sie liest."

"Gern. Ich bin echt gespannt."

Er wartete, ob ich noch etwas hinzuzufügen hatte. Gott sei Dank kam in diesem Augenblick eine der anderen Schülerinnen und wollte etwas wissen. Also gut, die Würfel waren gefallen. Nächsten Mittwoch würde er schon wissen, in welche Richtung die ganze Sache ging. Und mir klarmachen können, dass ihm die Sache gegen den Strich ging, wenn das so war. Komischerweise konnte ich mir das als Reaktion überhaupt nicht vorstellen.

Herzklopfen hatte ich trotzdem, als ich die Mail abschickte.

Der Sauna-Test

Die Einladung in die Sauna verwunderte mich nicht. Wir hatten auch vorher schon einmal darüber gesprochen und sie hatte mir erzählt, dass sie theoretisch über Karola die Möglichkeit gehabt, sie aber nie wahrgenommen hatte. Zu der Zeit, als sie dies erzählte, waren sie nicht zusammen. Das Timing machte mich aber stutzig.

Dann wollte sie mir ihre Geschichten schicken. Sie hatte mir erzählt, dass sie erotischer Natur waren. Langsam war absehbar, dass ich mit meiner Vermutung richtiglag. Am Freitag nach der Ankündigung hatte ich tatsächlich vier Geschichten als Anhang einer Mail in meinem Postfach.

Schon nach der ersten war ich schwer beeindruckt. Sie schrieb auf Englisch, was mich etwas wunderte. Ihr Stil war unglaublich, fesselnd, direkt, schnörkellos. Voller Emotion und der Sex... holla, die Waldfee. Ich hatte erotische Geschichte nie selbst probiert, schon Sex-Szenen in meine Romane und Kurzgeschichten eingebaut, die vielleicht manchmal etwas länger und detaillierter waren, als in der Mainstream-Literatur üblich, aber ihre Sachen... wow.

Schon bei der ersten wurde ich hart wie Sau. Bei der zweiten musste ich tatsächlich unterbrechen, um mir einen runterzuholen. Alter Verwalter. Auch die dritte hatte es in sich, und war vom Stil und Plot bis dahin die gelungenste. Da ich mich gerade vorher erleichtert hatte, war ich zu solchen Urteilen schon wieder fähig. Und die vierte...

... war die, um die es ging. Die ersten drei waren rein lesbische Abenteuer und Beziehungskisten. In der vierten gab die Protagonistin ihrer bisexuellen Freundin die Gelegenheit, sich von einem Mann beglücken zu lassen. In einem Dreier. Um ihre Beziehung zu retten.

Janine, Janine. Damit hatte ich trotz meiner Ahnungen nicht gerechnet. Jetzt wurde mir einiges, oder alles klar. Warum sie um Erlaubnis gebeten hatte, ihr von meiner Geschichte mit meiner Ex-Frau zu erzählen. Wie mich Karola hinterher angesehen hatte. Also war schon die Einladung zum Essen Teil ihres Plans gewesen. Und die beiden hatten vorher darüber gesprochen.

Soweit, so gut. Sie wusste aber genau, dass sie mich einfach fragen konnte. Warum die Sauna? Ein Test? Sex würden wir da schließlich nicht haben können, wenn da noch andere Angestellte anwesend waren.

Natürlich. Sie kannte mich mittlerweile sehr gut. Sah, wie ich mit Schülerinnen umging, auch, wenn wir uns gemeinsam in der Umkleide umzogen, wo es ja keine Geschlechtertrennung gab. Ohne diese Vorwarnung hätte ich Karola genauso behandelt. Als Mensch, nicht als Frau. Ein Test.

Vielleicht für Beide. Janine und ich waren uns schon körperlich nahegekommen, hatten beim Fernsehen zusammen gekuschelt, wie enge Freunde, oder wie Geschwister. Das war aber etwas Anderes. Mit einem Mann Sex zu haben, war selbstverständlich nicht für sie drin, das war in ihrer Geschichte auch kein Thema.

Mir war ebenso klar, wie schwer ihr diese Sache fallen musste. Wie verzweifelt sie sein musste, um mich zunächst indirekt darum zu bitten. Wir hatten uns in den letzten Wochen immer nur kurz unterhalten können, aber dass es trotz Karolas Einzug nicht gut lief, hatte sie schon durchblicken lassen.

Also gut. Sie konnte auf mich zählen. Ich war dafür offen. Es wäre dabei nicht mein erster Dreier, aber mit Sicherheit der erste mit zwei Frauen, wo es um mehr als nur Sex ging. Sofern der Test so verlief, wie sich die beiden Damen das vorstellten.

Ich schrieb ihr noch am selben Abend eine Rezension. Völlig ehrlich. Auch was bei der zweiten Geschichte passiert war. Wenn schon, denn schon. Wir hatten bisher kein Blatt vor den Mund genommen, und jetzt war erst recht Offenheit angesagt. Zur vierten schrieb ich ihr, dass ich den Plot sehr gut und sehr gut vorstellbar fand. Das war sicher Signal genug.

Von ihr kam keine schriftliche Reaktion darauf, aber nach dem Yoga am folgenden Mittwoch nahm sie mich in den Arm, küsste mich und hauchte mir ein "Danke" ins Ohr. Ich bot ihr noch an, uns irgendwann in der näheren Zukunft alleine zu treffen, um über ihre Geschichten zu sprechen.

Die beiden holten mich wie vereinbart mit dem Auto ab. Die Fahrt verlief zunächst sehr still, bis Janine schließlich ein Gespräch in Gang bekam und am Ende der Fahrt war die Atmosphäre fast so locker, wie an dem Abend, den wir gemeinsam verbracht hatten.

In der Sauna gab es tatsächlich getrennte Umkleidekabinen und die beiden warteten bereits auf dem Gang davor auf mich. Während wir losgingen, erklärte uns Karola, welche Temperaturen und Möglichkeiten es gab, als uns eine Sauna-Gängerin entgegenkam.

Karola unterhielt sich kurz mit ihr und verschwand dann mit ihr in den Umkleiden. Offensichtlich war sie die einzige Angestellte gewesen, die das Angebot ihres Arbeitgebers regelmäßig wahrnahm und übergab Karola den Schlüssel, damit sie hinterher absperren konnte.

"Nervös?", sprach ich Janine an.

"Ein bisschen schon."

"Ich auch", gab ich zu. "Nicht ganz einfach, nicht an deine Geschichten zu denken."

Sie grinste mich an.

"Denk ruhig dran. Wir sind ja alleine hier."

"Vergessen, was das bei mir auslöst?"

"Nein. Im Gegenteil."

"Mädel, du bist echt verschärft."

"Hey, das ist meine Line."

"Warum eigentlich auf Englisch?"

"Nun... erkläre ich dir später mal", reagierte sie auf Karolas Rückkehr.

"Wir haben die Sauna also ganz für uns alleine", bestätigte diese noch einmal.

"Ist doch geil", meinte Janine. "Voll intim."

Karola schluckte und biss sich auf der Unterlippe herum.

"Okay, vielleicht erstmal die 50 Grad Sauna, zum Warmwerden?"

Wir beeilten uns zuzustimmen. Die Saunaräume waren wirklich klein, aber dafür gab es halt vier verschiedene. Intim war der treffende Ausdruck. In die erste hätten maximal sechs Personen gepasst. Ganz ehrlich, die Atmosphäre war von Anfang an geladen. Als ich mein Handtuch ablegte, bekamen die beiden Grazien schon ein wenig mehr als Normalgröße zu sehen.

Karola setzte sich zunächst mir gegenüber mit angezogenen Beinen auf ihr Handtuch und betrachtete mich flüchtig, während ich mich auf meinem Saunatuch ausstreckte, um dann zu Janine zu blicken, die sich über mir ablegte. Und weitaus weniger Probleme zu haben schien, nicht nur ihren Körper zur Schau zu stellen, sondern auch mich eingehend zu mustern.

Ich musste grinsen, denn ihre Neugier hatte etwas Kindliches, Unschuldiges an sich, sie drehte sich sogar auf die Seite, um mich genau anschauen zu können. Dass sie einen tollen Körper hatte, war mir natürlich bereits beim Umziehen beim Yoga am Rande aufgefallen. Wie spektakulär er war, sah ich nun aber zum ersten Mal in toto.

Angesichts des möglichen weiteren Geschehens, bedauerte ich nicht zum ersten, aber zum ersten Mal wirklich intensiv, dass sie mit Männern nichts anfangen konnte. Sie war schlichtweg atemberaubend. Eine der schönsten Frauen, die ich jemals gesehen hatte. Und die das sehr wohl wusste. Sie bedachte Karola noch mit einem aufmunternden Blick und legte sich dann wieder flach hin.

"Schau ihn dir ruhig an, es stört ihn nicht, oder?", tönte ihre Aufforderung aus der oberen Etage.

"Hey! Das muss doch jetzt wohl nicht sein", kam Karolas Protest zurück.

Sollte ich eingreifen? Die ganze Situation war einigermaßen absurd, denn dass dies kein normaler Saunagang war, war uns allen klar. Und es knisterte. Mächtig.

"Es stört mich nicht, das stimmt. Aber hast du beim Yoga nichts gelernt? Dass jeder seine eigenen Grenzen erforschen und ausloten muss?"

"Aha. Wir sind hier nicht beim Yoga, großer Meister. Und sie sieht Schwänze für ihr Leben gern. Ich bin ja nicht vom Fach, aber deiner sieht wie ein besonders gelungenes Exemplar aus."

Oh Janine, du bist echt härter drauf, als ich dachte.

Peinlich nur, dass mir ihr Lob nicht die Brust schwellte. Sondern den so Angesprochenen ein weiteres Stückchen.

"Du bist unmöglich, Janine. Komm du mir mal nach Hause", protestierte Karola theatralisch. Aber dann schaute sie doch hin. Genau hin. Biss sich auf die Lippe. Lief rot an. Ließ im Zuge ihre Beine sinken und machte es sich bequemer. Entspannte sich, in einer stummen Aufforderung, es ihr gleichzutun.

Auch sie war sehr ansprechend gebaut, das Becken etwas ausladend, die Brüste klein und fest. Im Gegensatz zu Janine hatte sie fein gestutztes Schamhaar. Eine schöne Frau, durchaus. Eine aufregende Frau. 50 Grad? Langsam wurde es wirklich heiß. Ich ertappte mich dabei, meinen Atem zu beruhigen, um nicht voll auf die Situation einzusteigen. Janine ließ nicht locker.

"Na, geht doch. Und was sagt die Kennerin?"

"Alte, du merkst doch überhaupt nichts mehr", zischte Karola. Und nach einer Pause mit einem Kopfschütteln und feinem Lächeln. "Sehr schön, sagt sie. Weil du sonst doch keine Ruhe gibst."

"Und was sagst du zu meinem Schatz?", wurde ich jetzt ins Spotlight gerückt. Sie drehte sich wieder zur Seite, um meine Reaktion genau zu beobachten. Ich seufzte.

"Du willst alles ganz genau wissen, hm? Dein Schatz...", begann ich und sah Karola dann in die Augen, "... ist eine wunderschöne, aufregende Frau. Zufrieden? Oder möchtest du auch noch eine Rezension deines Körpers?"

"Ich höre immer wieder gern, wie geil ich aussehe. Selbst von einem Mann."

"Du bist echt unmöglich. Aber du hast völlig Recht. Du siehst fantastisch aus."

"Geht doch. Ja, jetzt ich zufrieden. Jetzt können wir einfach nur schwitzen. Und uns gedanklich miteinander beschäftigen."

Oh Janine. Du bist ja drauf.

Karola und ich schüttelten gemeinschaftlich den Kopf und grinsten uns an. Das Grinsen verging uns schnell. Wir lösten den Blick nicht. Und taten genau das, was Janine vorgeschlagen hatte. Wir zuckten beide zusammen, als sich unsere Füße berührten und zogen uns beide etwas zurück. Sie stellte die Beine wieder leicht auf, und öffnete sie dabei.

Ich sah nicht hin, sah ihr nur direkt in die Augen. Es tanzten keine Sex-Szenen vor meinem geistigen Auge, aber die Gewissheit, dass ich mit dieser Frau schlafen würde, war erregend genug. Mehr als genug. Das schien ihr ähnlich zu gehen. Auch sie warf keinen Blick auf meine Erektion, denn jetzt konnte ich nicht mehr gegensteuern.

Wir starrten einfach uns in namenloser Erregung an. Trotz der eher niedrigen Temperatur lief mir der Schweiß am ganzen Körper runter. Janine lag ja höher, also bekam mehr von der Hitze ab und war noch komplett trocken, als sie sich verbal einschaltete.

"Na sowas, ihr macht alles, was ich sage, hm? Ihr beiden kleinen geilen Schweinchen. Alter, was ist denn bei dir los? Das nennt man doch wohl einen echten Ständer, oder?"

"Halt's Maul, du Miststück", fuhr Karola sie an. "Du bist echt nur peinlich."

"Wieso, weil ich die Wahrheit sage? Dir läuft doch auch die Vorfreude das Bein runter, Schatz. Na los, lasst uns hier raus, bevor ihr beide vor Geilheit in Ohnmacht fallt."

Janine hatte in ihren Geschichten ein ähnlich loses Mundwerk ihren Protagonistinnen gegeben. Irgendwie hatte ich angenommen, dass es Fiktion war. Nein, sie war tatsächlich so drauf. Alter Schwede.

"Ehm... die Idee ist aber nicht schlecht. Kaltes Wasser ist offenbar genau, was ich brauche. Duschen oder Kaltwasserbecken?", mischte ich mich ein, denn Karola wirkte echt angepisst. Peinlich war mir mein Ständer nicht. Um andere Saunagäste brauchten wir uns nicht zu sorgen.

Janines nächste Aktion schockte mich dann aber doch. Sie setzte sich auf und drehte sich, so dass ihre Füße meinen Körper berührten. Mit dem rechten nahm sie gezielt Kontakt zu meinem Glied auf.

"Boah, so hart werden die Dinger? Faszinierend. Los, kommt raus hier, hier wird es echt zu heiß."

Jetzt starrten Karola und ich uns in purer Fassungslosigkeit an, während Janine schon runterkletterte. Damit hatten wir beide nicht gerechnet.

"Du bist eine alte Pottsau", zischte Karola noch, aber rappelte sich dann auch auf. Keiner von uns machte sich die Mühe, sich mit den Handtüchern zu bedecken. Mir war leicht schwindelig. So hatte ich mir den Verlauf des Tests keineswegs vorgestellt. Wahrscheinlich keiner von uns. Die Situation entwickelte eine atemberaubende Eigen-Dynamik.

Der Widerspenstigen Zähmung

Die Beiden waren echt schüchtern. Ich musste ein wenig nachhelfen. Aber dann klappte es doch. Helge und Karola fuhren aufeinander ab. Sie starrten sich an und wurden geil. Bei Helge war es mehr als offensichtlich. Der Junge hatte echt ein großes Ding, hätte ich bei seiner Körpergröße nie vermutet. Karola und ich schauten natürlich ab und zu Hetero-Pornos. Vergleichsmöglichkeiten hatte ich schon.

Wie Karola aussah, wenn sie abgeht, wusste ich natürlich. Also Treffer, versenkt. Ja, aber was nutzte das alles, wenn ich es nicht ertragen konnte, wenn die beiden fickten? Es blieb der letzte Test, für mich.

Eine Sache probierte ich noch, bevor wir den ersten Saunaraum verließen. Ich berührte Helges Ding mit meinem Fuß. Mit der Hand hätte ich es nicht gebracht. Aber neugierig war ich schon. Fühlte sich komisch an, bretthart und heiß.

Die beiden zierten sich, und vor allem Karola lamentierte immer noch weiter. Helge schien ebenfalls leicht bedient und wollte so schnell wie möglich unter die Dusche.

"Nein, wartet. Nicht so schnell. Ich muss noch was rausfinden", stoppte ich die beiden.

"Was willst du rausfinden?"

Karola war stinksauer. Ihr gefiel absolut nicht, wie ich eingegriffen hatte.

"Wie ich mich dabei fühle. Helge, bist du so lieb und steckst ihn ihr mal rein?"

Helges Kinnlade fiel runter, Karola kochte langsam. Das Gesicht kannte ich nur zu gut.

"Was nützt es, dass ihr tatsächlich aufeinander abfahrt, aber ich es nicht ertrage, wenn ihr fickt? Ist das so schwer zu kapieren?"

Die Verzweiflung in meiner Stimme war echt. Ich war mir immer noch nicht sicher. Ich wollte, musste es jetzt wissen. Die beiden sahen sich ratlos an.

"Wir wollten doch eigentlich nur...", fing Karola an.

"Uns beschnuppern. Ich weiß. Es war nicht so geplant. Ich sag ja auch nicht, dass wir nun den Mega-Dreier starten. Aber wenn ich es sehe, weiß ich jetzt schon, ob ich damit umgehen kann. Bitte. Für mich."

"Janine, ich verstehe dich schon, aber die ganze Situation ist voll quer und ich weiß nicht..."

"Aber ich weiß, Helge. Bitte. Nur ein kleiner Test."

Er zog die Stirn kraus und sah hilfesuchend zu Karola. Deren Wut war nicht verraucht, aber ihr Widerstand war minimal, das sah ich genau.

"Bitte Karola."

Sie seufzte und knabberte wieder an ihrer Unterlippe.

"Wenn es dir so viel bedeutet..."

Jeden anderen hätte sie damit täuschen können. Natürlich wollte sie es nicht nur für mich tun. Ihre Brustwarzen waren mindestens genauso hart, wie Helges Schwengel. Sie sah sich suchend um. Ihr Blick blieb an einer Bank hängen. Dann schaute sie Helge an. Er nickte und die beiden marschierten dorthin.

Karola faltete ihr Handtuch und kniete sich drauf, reckte Helge ihren Hintern entgegen. Ich bekam doch weiche Knie, als ich mich zu ihr gesellte. Ich brauchte keine Details zu sehen, nur bei ihnen sein. Es war sicher nicht, was beide sich vorgestellt hatten. Helge sah mich noch einmal mit schräggelegtem Kopf an, dann ging er ans Werk.

Ich sah Karola ins Gesicht, erlebte ihre Reaktion, als er in sie eindrang. Natürlich kannte ich das Gefühl in etwa, wir hatten allerlei Spielzeug. Und natürlich war dies etwas völlig Anderes. Weil sich hier zwei Menschen vereinigten. Es tat weh. Nicht ihr, sondern mir. Weil ich ihr dieses Gefühl niemals geben könnte. Merkte, wie stark sie darauf abfuhr.

Aber es war erträglich. Ich fühlte nur diese überwältigende Liebe für sie, als sie schon nach den ersten Stößen anfing zu stöhnen und die Augen zu schließen. Helge rammelte nicht gleich los. Er gab ihr Zeit und Gelegenheit, sich langsam daran zu gewöhnen. Er kannte sie noch nicht. Ich schon. Sie musste unglaublich geil sein. So sah sie eigentlich kurz vor dem Kommen aus.

Vielleicht die Wut, oder ihr Mind-Fuck vorher in der Sauna? Das Irre war, nach dem anfänglichen Schmerz erregte mich ihr Zustand. Fand ich es nicht nur okay, sondern es machte mich feucht. Damit hätte ich am allerwenigsten gerechnet. Helge beschleunigte langsam, auch er wirkte ziemlich weggetreten. Als kleine Demonstration reichte das eigentlich schon. Es war okay.

Verdammt, es war mehr als nur okay. Es war... geil. Karola ging voll ab, stöhnte und bebte. Ihr Unterkiefer zitterte, was ich noch nie zuvor beobachtet hatte. Ich küsste sie auf ihre Wange. Sie öffnete die Augen und im selben Augenblick kam sie schon zum ersten Mal, gurgelte, warf ihren Kopf hin und her. Es gab mir wieder einen kleinen Stich. So schnell hatte ich das nie hinbekommen.

Helge konnte eigentlich nicht weit entfernt sein, so hart wie er die ganze Zeit gewesen war. Dann fiel mir ein Gespräch mit ihm ein.

"Yoga lehrt die perfekte Beherrschung des Körpers. Man kann die verrücktesten Sachen damit anstellen, es gibt Yogis, die mit dem After Flüssigkeit ansaugen können. So was Bescheuertes habe ich natürlich nie probiert. Ein paar Tricks habe ich aber auch in der Kiste. Für die Kiste zum Beispiel. Ich komme, wenn ich will. Nicht, wenn ich es muss."

Würde er ihr jetzt eine volle Demonstration geben? Ich hoffe inständig, dass nicht. Schaute ihn an. Sein Gesicht war voll entspannt. Er genoss den Fick, aber er ging nicht ab. Er sah mir direkt in die Augen und da war dieses Verstehen ohne Worte, das ich manchmal mit ihm hatte. Er nickte andeutungsweise und ließ sein Becken fliegen.

Karolas lautstarke Begeisterung war wieder grenzwertig für mich zu ertragen. Und gleichzeitig wieder mitreißend. Scheiße, im Grunde war ich nicht schlauer als zuvor. Es machte mich geil, ich gönnte es ihr aus vollem Herzen. Aber es bereitete mir trotzdem Schmerzen, sie so abgehen zu sehen. Sie kam tatsächlich ein zweites Mal, bevor Helge sich dies ebenfalls erlaubte und seine Ladung auf ihren Rücken schoss.

Wieder überkam mich die Neugier und ich griff mir eine kleine Menge seines Ejakulats von ihrem Rücken ab und kostete es. Ein eigenartiger Geschmack. Und darauf fuhren manche Frauen ab? Naja, ob das wirklich so war... Pornos lügen. Karola kam aus ihrer Bockhaltung herunter und sah mich aufmerksam an.

"Und? Wie war das... für dich?"

Statt einer Antwort schnappte ich mir ihre rechte Hand und drückte sie an meine feuchte Spalte. Ihr überraschtes, aber ungemein erleichtertes Gesicht, machte mich froh. Ich versuchte zu grinsen, aber ihr Kuss ersparte mir eine wahrscheinlich verunglückte Vorstellung. Sie drückte mich fest an sich und hauchte mir ins Ohr.

"Ich bin so froh... ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch."

Ihr Kopf sank auf meine Schulter und sie genoss ihr Nachglühen. Helge setzte sich neben mich und sah mich durchdringend an, als ich ihm den Kopf zudrehte. Er legte seinen Kopf schräg, sagte kein Wort. Aber zeigte mir deutlich, dass er mich durchschaut hatte. Dass ihm meine ambivalenten Gefühle nicht verborgen geblieben waren. Scheiße, er kannte mich zu gut. Besser als Karola, mit der ich drei Jahre zusammen war.

Er würde nichts sagen. Würde weiter mitspielen, wenn ich das wollte. Auch das war mir klar.

Dann war da plötzlich eine irre Welle von Wärme, Vertrauen und Liebe. Ohne zu wissen, was ich tat, drückte ich Karola etwas weg, damit ich ihn erreichen konnte. Und küsste ihn. Kein Show-Kuss, wie für die Yoga-Mädels, kein Dankbarkeits-Kuss. Ein echter, zärtlicher Kuss. Liebevoll, so, wie ich zuvor nur Frauen geküsst hatte.

Er stieg darauf ein, wehrte mich nicht ab, zeigte keine Überraschung. War einfach da und erwiderte den Kuss. Ich riss mich los, bevor es leidenschaftlich wurde. Erschrocken über mich selbst. Völlig verwirrt. Die Beiden schlossen mich ein, wie in einer warmen Decke, mit ihren schwitzigen, heißen Körpern, und ihrer liebevollen Wärme.

Späte Erkenntnisse

Freitagabend. Es klingelte an der Tür. Verblüfft schaute ich auf die Uhr. Es war fast zehn Uhr und ich erwartete keine Besucher. Ich hatte schon im Bett gelegen und eine Folge nach der anderen einer amerikanischen TV-Show angeschaut. Ich zog mir rasch eine Hose an und ging an die Gegensprechanlage.

Janine. Hoffentlich war nichts passiert. Das Drücken funktionierte nicht, jemand hatte die Tür abgeschlossen. Ich teilte ihr das mit und rannte mit dem Schlüssel die Treppe runter. Sie fiel mir um den Hals, als ich die Tür aufgeschlossen hatte. Sie wirkte relativ ruhig und entspannt, vielleicht etwas nervös. Also keine Drama-Folge. Ich atmete innerlich auf.

"Sorry, dass ich so spät noch unangemeldet rumkomme. Karola ist bei ihren Eltern und ich habe mich ganz spontan entschlossen."

"Kein Problem. Alles okay mit euch?", gab ich meiner vordringlichen Sorge Ausdruck.

"Ja, alles gut. Das hat nichts mit letzter Woche zu tun. Ihre Mutter hat Geburtstag, das war geplant. Sie kommt morgen Nachmittag zurück."

Letzte Woche. Die Sauna. Karolas Abwesenheit hatte nichts damit zu tun, Janines Besuch aber mit Sicherheit.

"Jo. Möchtest du was trinken? Ich hab O-Saft oder Wasser. Oder Tee. Oder Kaffee."

"Tee ist gut, danke. Oder, nee, lieber einen O-Saft. Habe ich dich beim Fernsehen gestört?"

"Quatsch. Du störst mich niemals. Warte, ich mach das Fenster auf, der Rauch stört dich bestimmt."

Sie nickte dankbar und machte es sich auf meinem Bett bequem. Sitzmöbel hatte ich außer dem Schreibtischstuhl in meiner winzigen Wohnung nicht. Sie kannte das natürlich schon, war oft genug hier gewesen.

"Euch geht es gut?", fragte ich vorsichtig.

"Karola schwebt auf Wolken. Deine Schuld", gab sie lächelnd zurück.

Ich reichte ihr das gefüllte Glas und setzte mich zu ihr. Sie trank einen Schluck und stellte das Glas ab. Rückte näher an mich heran.

"Du hast ihr nicht gesagt, dass es für dich nicht leicht war, oder?"

"Nein. Ich konnte es nicht. Es ging ja auch. Es tat weh, manchmal. Die meiste Zeit war es wirklich okay."

"Du willst es durchziehen."

"Ja. Auch deshalb bin ich hier. Kannst du nächstes Wochenende? Ich meine, ist es für dich wirklich okay?"

"Solange du dich nicht selbst überforderst, ja."

"Sag ihr niemals, worüber wir hier jetzt sprechen, bitte."

"Natürlich nicht. Du weißt, dass du mir absolut vertrauen kannst."

Sie nickte und sah mich lange an.

"Ich denke es wird gehen, wenn... du dich ein bisschen zurücknimmst, verstehst du?"

"Nein, nicht wirklich."

"Du hast mir erzählt, dass du... kommst, wenn du willst. Das macht mir ein bisschen Angst."

Oh. Jetzt fiel der Groschen.

"Verstehe. Was dir weh tat, war, wie heftig sie auf den Geschlechtsverkehr reagiert hat. Du hast Angst, dass sie zu sehr darauf abfährt, wenn ich mir Zeit lasse. Es dann unerträglich für dich wird. Kein Thema. Ich tue es ohnehin für dich. Nicht für sie."

"Wirklich? Und du selbst? Verlange ich da nicht zu viel von dir?"

"Nein. Ich ahne, wie viel Überwindung dich die ganze Geschichte kostet. Es ehrt dich, dass du ihr die Sache ermöglichen willst und zeigt, wie sehr du sie liebst. Du brauchst das Gefühl, die Sache weitestgehend kontrollieren zu können. Deshalb hast du auch in der Sauna so eingegriffen. Das ist völlig okay."

"Mann, was ist das bloß? Warum verstehst du mich besser, als sie in hundert Jahren könnte?"

"Wir verstecken uns nicht voreinander. Das sollte aber eigentlich die Grundlage jeder Beziehung sein, insbesondere einer Liebesbeziehung. Aber das weißt du selbst."

"Ehrlich, nur das? Hättest du mir das vor letztem Donnerstag erzählt, hätte ich es dir unbesehen geglaubt."

Sie sah mich unsicher an.

"Der Kuss. Er hat dich verwirrt."

"Ja, der Kuss. Verdammt. Scheiße. Verflucht."

"Solche Reaktionen kriege ich eigentlich eher selten, wenn ich jemand geküsst habe."

"Das hast du ja nicht. Ich habe dich geküsst. Du hast nur mitgemacht. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen Mann so geküsst, wie ich eine Frau küssen würde."

"Ja, verstehe. Das muss dich durcheinanderbringen."

"Nee, diesmal nehme ich dir nicht ab, dass du es verstehst."

Ich schwieg betroffen. Sie starrte vor sich hin.

"Entschuldige, darf ich eine rauchen? Ich gehe auch nahe ans Fenster."

"Scheiße, warum bist du immer so verdammt rücksichtsvoll? Ist doch deine Scheiß-Wohnung. Fuck. Mach doch, was du willst. Nein, Fuck, warte."

Ehe ich mich versah, küsste sie mich erneut, wild, leidenschaftlich, überwältigte mich völlig, drückte mich aufs Bett. Dann löste sie sich, hielt mein Gesicht mit beiden Händen fest.

"Siehst du jetzt, was ich meine? Ich habe mich Donnerstag im letzten Moment gebremst. Sonst wäre das abgegangen wie jetzt. Fuck. Verdammte Scheiße."

Dann küsste sie mich wieder, zärtlich, liebevoll, streichelte mein Haar. Löste sich wieder. Weinte. Ich war völlig überwältigt. Unfähig, irgendwie zu reagieren. Sie beruhigte sich wieder, stieg von mir ab.

"So, jetzt kannst du deine Scheiß-Zigarette rauchen."

"Du glaubst, du verliebst dich in mich?"

"Nein. Ich liebe dich, du Vollidiot."

Hausgast

Okay. Jetzt hatte ich ihn wirklich mit meinem Ausbruch fassungslos gemacht. Alles brach einfach hervor. Ich hatte mich ruhig mit ihm unterhalten wollen. Stattdessen fiel ich über ihn her. Fluchte wie ein Rohrspatz. Erzählte ihm, dass ich ihn liebe und nannte ihn im gleichen Atemzug einen Vollidioten. An Romantik kaum zu überbieten. Seine Reaktion kam spät, aber umso überraschender. Er lachte. Er lachte mich nicht aus. Er lachte über meinen absurden Auftritt.

"Mädel, du bist echt verschärft. Okay. Wir reden, nachdem ich eine Kippe geraucht habe. Ohne Rücksichtnahme, einfach hier. Ich liebe dich auch, nebenbei. Mir fällt nur gerade kein passendes Schimpfwort ein, um dem den nötigen Nachdruck zu verleihen."

Scheiße. Das war kein Spruch. Da kommt kein aber. Er meint das ernst. Oh, Helge, verflucht, was geht jetzt ab? Schau mich bitte nicht so an. Das gibt es doch nicht. So ruhig ist er gar nicht. Seine Hand zittert. Es nimmt ihn genauso mit, wie mich. Er rauchte seine Zigarette nur halb. Atmete tief durch.

"So, okay. Dann los. Du verstehst dich als Lesbe, also darfst du nach deinem Selbstverständnis nicht das fühlen, was du gerade fühlst."

"Du willst damit sagen, ich bin bi und weiß es nur nicht, weil ich es nie zugelassen habe? So einfach kann es nicht sein."

"Das wollte ich nicht sagen. Du hast dich noch nie von einem Mann angezogen gefühlt. Auch von mir nicht, vorher."

Das stimmte. Worauf wollte er hinaus?

"Du ordnest das Gefühl einfach falsch ein. Du liebst mich als Mensch, nicht als Mann."

Aber...

"Du bist von dem Gefühl überwältigt gewesen, in der Sauna. Hast auf die Stärke des Gefühls reagiert, so wie du es kennst. Indem du mich geküsst hast."

Ja.

"Es fühlte sich nicht verkehrt an. Im Gegenteil. Es fühlte sich gut an. Weil es ein echter Ausdruck der Tiefe deiner Empfindung war."

Nochmal ja.

"Dass es nicht nur zärtlich war, jetzt gerade auch nicht, macht es immer noch nicht zu dem, was du zu fühlen glaubst. Oder fühlst du dich erregt, sexuell von mir angezogen?"

"Nein. Nicht wirklich."

"Wir lieben uns. Aber nicht so, wie du Karola liebst. Wir lieben uns auf einer tiefen, intimen Ebene. Ich sag jetzt nicht spirituell, aber es wäre auch nicht völlig falsch. Als Menschen. Einfach als Menschen."

"Du fühlst dich nicht von mir sexuell angezogen?"

Die Frage brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er dachte eine Weile nach. "Ich würde lügen, wenn ich das behaupten würde. Du bist eine hammerharte Frau, mit absolut allem, was ein Mann sich wünschen kann. Außer einem kleinen Detail: Du bist lesbisch. Und nur das. Das ist völlig in Ordnung. Das heißt nicht, dass ich mir nicht der Saft in den Eiern kochen wird, wenn ich dich beim Dreier mit Karola erlebe. Hm, das klingt alles ganz so schön wirr, nicht wahr?"

"Nein, das macht Sinn."

Das tat es wirklich. Dafür hätte ich ihn schon wieder küssen können.

"Hab keine Angst. Mach dir keine Sorgen, dass es zwischen uns schiefgehen könnte. Egal, was passiert. Es ändert nichts daran, was wir füreinander empfinden."

"Scheiße, jetzt küsse ich dich doch nochmal. Als Menschen. Und wehe ich werde dabei feucht. Dann rede ich bis ans Lebensende kein Wort mehr mit dir."

Nein, nicht einmal das würde mich irritieren. Es ist einfach schön, ihn zu küssen. Ihm nah zu sein. Ihn zu lieben. Es ist kein Spiel um Besitz. Warum ist er so... anders? Wir kuschelten schweigend und er strich mir sanft übers Haar.

"Fast hätte ich es vergessen: Ich habe eine Überraschung für nächste Woche."

"Ehm... wenn du es mir jetzt erzählst, ist es nicht wirklich eine Überraschung, oder?"

"Spielt doch keine Rolle, dann bist du eben jetzt überrascht. Ich habe im Internet recherchiert und welche von den pflanzlichen Pillen bestellt."

"Im Ernst? Du bist ja drauf. War das Karolas Idee?"

"Nein, meine. Ich hab mir genau durchgelesen, welche die Effekte haben, die ihr beschrieben habt, es gibt hunderte verschiedene. Die ich bestellt hab, nennen sich Loved up. Völlig legal. Keine Chemo-Scheiße."

"Wer weiß, wie lange noch. Na, da bin ich neugierig. Und du willst die gleich am Samstag zum Einsatz bringen?"

"Das sollten wir alle drei gemeinsam entscheiden, oder?"

"Jo. Kann mir aber nicht vorstellen, dass du von Karola ein Veto kriegst."

"Ich auch nicht."

Mein Handy klingelte. Karola natürlich. Sie berichtete von ihrer Feier. Als ich ihr erzählte, wo ich gerade war, war sie happy. Auch, dass es mit dem nächsten Samstag klappen würde. Ich hielt das Gespräch kurz. Und gab Helge wie beauftragt einen Kuss.

"Der ist von Karola. Sie freut sich auf Samstag. Die kleine geile Sau."

"Um markige Sprüche bist du nicht verlegen, wenn es um Sex geht, oder?"

"Stört dich das?"

"Nein, ich finde es lustig. Das würde man nie vermuten, wenn man dich kennenlernt."

"Ich spreche halt aus, was ich denke. Meistens jedenfalls. Ich denke, jetzt habe ich dich genug für einen Abend genervt und sollte dich in Ruhe lassen."

"Du nervst mich nicht. Du kannst gerne auch hier übernachten."

Das klang verlockend. Ich fühlte mich unbeschreiblich wohl bei ihm.

"Okay, du hast es so gewollt. Kann sein, dass ich dich die ganze Nacht wachhalte."

Er stellte sich ans Fenster, um noch eine zu rauchen. Ich zog mich aus.

"Ehm... Janine?"

"Hm?"

"Was genau machst du?"

"Ich zieh mich aus, warum?"

"Du schläfst nackt?"

"Natürlich. Es ist warm. Du nicht?"

"Wenn ich alleine bin schon."

"Nun mach dir nicht ins Hemd. Du hast doch alles schon gesehen. Und wirst Samstag noch mehr Details kriegen. Bis dir die Eier kochen."

"Na sagenhaft."

Generalprobe

Oh verflucht. Jetzt räkelt sie sich auch noch nackt auf dem Bett. Mit diesem Hammerkörper. Was wird das jetzt?

Zögernd zog ich mich aus und verschwand so schnell es ging unter der Bettdecke.

"Ist dir kalt?", fragte sie verwundert.

"Nein. Zu heiß."

"Nun sei nicht albern. Komm her zu mir. Ich will kuscheln."

Sprach"s und zog das Deckbett weg. Schmiegte ihren Körper an mich. Schaute mich ruhig und gelassen an, während ihre Hände pausenlos über meinen Körper wanderten.

"Das ist für dich kuscheln? Sehr... dynamisch."

"Du fühlst dich gut an. Du kannst mich auch streicheln. Oder ist es dir unangenehm?"

"Im Gegentum. Dir ist aber...", kriegte ich noch raus, dann erstickte sie weitere Proteste mit einem Kuss. Nahm meine Hand und platzierte sie auf ihrem Hintern. Holla, die Waldfee. Ihr Kuss und das Streicheln waren zärtlich, ohne Frage. Aber trotzdem nicht ohne Wirkung. Das merkte sie jetzt auch.

"Oh. Es gefällt dir richtig gut."

"Was erwartest du? Wir sind nackt und du spielst an meinen erogenen Zonen rum. Fuck. Und das ist mein Schwanz. Nur zur Info."

"Das dachte ich mir. Fühlt sich witzig an."

"Okay. Ich will dir keinen bösen Willen unterstellen, aber du machst mich gerade richtig geil, ist dir das klar? Kuscheln ist anders."

"Ja. Er pulsiert richtig in meiner Hand. Abgefahren."

"Hallo? Janine... bitte... oh Mädel... versuchst du mir einen runterzuholen?"

"Mache ich es falsch?"

"Nein, verdammt. Mädel..."

"Entspann dich. Wenn du gekommen bist, können wir doch in Ruhe kuscheln, oder?"

"Schon... aber..."

Wiederum würgte sie meinen Widerspruch mit einem Kuss ab. Ich war mir nicht klar darüber, warum ich überhaupt protestierte. Dafür, dass sie zum ersten Mal mit einem männlichen Glied spielte, machte sie ihre Sache wunderbar. Sehr einfühlsam, nicht zu fest, nicht zu schnell, eigentlich total geil. Hielt zwischenzeitlich mal an, um mit ihren Fingern die glitschige Eichel zu reiben.

Dass von mir nun keine Proteste, sondern nur ab und an leises Stöhnen kam, zauberte ein triumphierendes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie legte sich noch mehr ins Zeug und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Klatschte ihr auf Bauch und Brust.

Ich hatte immer ein paar Taschentücher unter dem Kopfkissen und wischte ihr das Zeug von ihrem Körper, quetschte die letzten Tropfen aus meinem langsam erschlaffenden Glied. Und dann küsste ich sie. Zum ersten Mal, denn vorher hatte sie das immer eingeleitet.

"Danke."

"Dafür nicht. War witzig. So, und jetzt richtig kuscheln. Wie gesagt, du kannst mich ruhig streicheln. Du hast schöne Hände."

"Nur streicheln, oder..."

"Ich bin nicht feucht, wenn du das meinst. Ich spreche ja noch mit dir."

Das beruhigte mich ungemein. Dann war der Hand-Job tatsächlich Pragmatismus gewesen, ein Freundschaftsdienst sozusagen. Ich streichelte sie vornehmlich dort, wo es unverfänglich erschien, am Rücken, an den Armen, im Gesicht. Sie schien das wirklich zu genießen. Legte sich dann auf den Rücken und sah mich entspannt an.

"Du bist sehr zärtlich, ich mag es, wie du mich berührst. Du kannst mich ruhig überall streicheln. Brauchst dich nicht zurückhalten."

"Ehm... warum?"

"Ich möchte gerne wissen, was ich dabei fühle. Nennen wir es Generalprobe, für Samstag."

"Und dabei riskiere ich, dass du nie wieder mit mir sprichst?"

"Ich red doch eh nur dummes Zeug. Lass uns nicht wegen dem dummen Spruch vorhin den Zauber des Moments zerstören. Ich fühle Wärme, keine Hitze. Und das ist wunderschön."

Ich nickte und folgte ihrem Wunsch. Strich sanft und zärtlich über ihren Körper. Berührte ihre vollen Brüste, ließ meine Fingerspitzen über ihren Bauch gleiten, hinab zu ihren Beinen. Sie schloss die Augen. Öffnete leicht ihre Schenkel.

Bis dahin hatte ich seitlich neben ihr gelegen, meinen Kopf auf eine Hand gestützt und sie mit der anderen gestreichelt. Nun setzte ich mich auf und rückte tiefer, damit ich ihren Körper mit beiden Händen liebkosen könnte. Ich versuchte nicht, sie zu erregen, aber ich hielt mich auch nicht zurück. Streichelte die empfindlichen Innenseiten ihrer Schenkel. Glitt mit meinem Handrücken über die sanfte Wölbung ihres Venushügels.

Erforschte ihren ganzen Körper. Sie zuckte leicht, wenn ich über besonders empfindliche Stellen strich, bekam öfter eine Gänsehaut und ihre Brustwarzen verhärteten sich, als ich mich ausgiebiger damit beschäftigte. Ihr Gesicht war weiter völlig entspannt, sie öffnete ihre Augen nur selten und ein wohliges Lächeln zeigte mir, wie sehr sie meine Zuwendungen genoss.

Nach einiger Zeit richtete sie sich ebenfalls auf, schlang ihre Hände um meinen Hals und küsste mich zärtlich, rieb dann ihr Gesicht an meinem. Streichelte mich ebenfalls wieder, zog mich herab, legte sich dann halb auf mich.

"Ich liebe dich", hauchte sie mir ins Ohr.

"Ich liebe dich", gab ich ebenso leise zurück.

Wir kuschelten und streichelten uns noch über Stunden, bis wir irgendwann einschliefen.

Loved up

Helge schlief noch, als ich erwachte. Er sah total süß aus, die Haare wirr, den Mund leicht geöffnet. Geschnarcht hatte er nicht. Im Gegensatz zu Karola. Was für eine irre Nacht. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben so etwas wie Sex mit einem Mann gehabt. Ihm einen runtergeholt. Es fühlte sich überhaupt nicht falsch an.

Dann brachte ich ihn dazu, dass er mich streichelte. Es war einfach nur schön. Er war so zärtlich wie eine Frau. Zwischendurch war es mehr als nur schön. Als wir kuschelten und uns küssten merkte ich, dass er mich sehr wohl erregen konnte. Rieb automatisch meine Möse an seinem Bein.

Schreckte dann davor zurück, mich richtig darauf einzulassen. Nicht, weil mir die Erfahrung Angst machte. Sondern weil alles andere zuvor eben als die Liebe von Mensch zu Mensch durchgehen konnte. Zumindest in meinem Kopf. Bei allem darüber hinaus hätte ich ohne ihre Einwilligung Karola betrogen.

Ich war nicht sicher, ob ich ihr erzählen konnte und wollte, was passiert war. Ich redete mir ein, dass ich es nicht brauchte. Dass sie über das Besondere meiner Beziehung zu Helge nicht alles wissen musste. Dass dies nur uns gehörte. Und absolut einzigartig war.

Ich stand nicht an der Schwelle zur Bisexualität. Weil ich ihn nicht als Mann wahrnahm. Trotz Schwanz. Ich nahm ihn als Helge wahr. Als, pillenschmeißenden, rauchenden, fickenden Heiligen. Bei dem selbst die Widersprüchlichkeit sinnvoll und großartig wirkte. Teil eines größeren Plans.

Der erste Mensch, der mich nicht nur völlig durchschaute, sondern mich vollständig akzeptierte. So, wie ich wirklich war. Der mich liebte. So, wie ich war. Mir alles geben würde, wonach ich verlangte. Ohne etwas zurück zu wollen. Scheiße, das war Liebe. Nicht dieses ängstliche Klammern. Diese ständige Verlustangst. Vollständiges Vertrauen. Totale Hingabe. Fuck.

Und Karola? Ich würde weiter um diese Beziehung kämpfen. Mit aller Kraft. Wahrscheinlich am Ende den Kampf verlieren. Jetzt hatte ich nicht einmal davor Angst. Wegen ihm. Ich würde nicht ins Nichts fallen. Sondern in seine Arme. Verdammt, Helge, was hast du mit mir gemacht?

Musste er heute zu seiner Mutter? Wir hatten nicht darüber gesprochen. Ich weckte ihn auf.

"Morgen, großer Meister... ich wollte dich eigentlich schlafen lassen, aber wolltest du heute zu deiner Mutter? Es ist schon nach zehn."

"Hm? Morgen. Nee, im Moment sind meine Wochenenden noch frei. Ich geh vielleicht morgen zum Kaffee hin. Schon angezogen? Du willst nicht zum Frühstück bleiben?"

"Heute nicht. Ich muss noch einkaufen und dann kommt Karola am frühen Nachmittag zurück. Aufgeräumt hab ich auch nicht."

"Schade. Bist du okay?"

"Mehr als nur okay. Das war wahnsinnig schön mit dir."

"Wirst du es Karola erzählen?"

"Dass ich hier übernachtet habe, ja. Der Rest geht sie nichts an."

"Okay."

"Ich mach mich vom Acker. Nimm"s mir nicht übel, aber ich küsse dich nicht zum Abschied. Sonst komme ich hier doch nicht mehr weg."

"Ja, hau bloß ab, sonst zieh ich dich wieder ins Bett. Du machst süchtig, gute Frau."

"Ich freue mich auf nächsten Samstag. Schade, dass Mittwoch ausfällt. Wir telefonieren, okay?"

"Verlass dich drauf."

Mittwoch. Karola war die ganze Woche in Hochstimmung gewesen. Ich hatte länger als gewöhnlich gearbeitet und kam tatsächlich nach ihr zuhause an. Sie empfing mich mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck.

"Hallo, mein Schatz. Alles okay?"

Sie nickte und ließ es zu, dass ich sie umarmte. Irgendwas stimmte nicht. Irgendwas war vorgefallen.

"Was ist los?"

"Keine Ahnung, was los ist. Möchtest du mir vielleicht etwas erzählen?"

Verflucht. Helge? Nein, der würde sich eher die Zunge abbeißen, als ihr etwas von unserer Nacht zu erzählen. Hatte sie mein Tagebuch gefunden? Meine Geschichten? Und in den Google-Übersetzer gepackt?

"Ich wüsste nicht was."

"Du hast Post. Aus England."

Von meiner Mutter? Sie reichte mir den gepolsterten Umschlag. Ach so. Die Pillen. Die kamen aus England. Soviel zur Überraschung. Warum machte sie immer meine Post auf? Fand ich gar nicht gut.

"Ach die. Das sollte eine Überraschung werden. Für Samstag. Nachdem ihr beide so davon geschwärmt habt..."

Ihre Anspannung löste sich in einem erfreuten Lächeln auf. Sie küsste mich auf die Wange.

"Dann ist alles okay. Sorry, tut mir leid, dass ich dir die Überraschung verdorben hab. Das ist echt lieb und eine tolle Idee. Vielleicht helfen dir die Dinger sogar. Lockerer zu werden, meine ich. So ganz einfach war es doch nicht für dich in der Sauna, oder?"

"Es war schon okay. Weil es Helge war."

"Ja, du vertraust ihm total, nicht wahr? Ich fand das auch toll, dass du ihn geküsst hast. Vielleicht... warten wir mal ab, wie die Dinger sind."

"Was meinst du?"

"Nun. Vielleicht bist du dann locker genug für einen richtigen Dreier, weißt du, dass er dich auch anfassen kann und du ihn."

Ich biss mir auf die Lippe. Scheiße, jetzt hatte ich doch ein schlechtes Gewissen. Wenn du wüsstest.

"Keine Pille der Welt wird mich schwanzgeil machen. Aber es ist Helge. Anfassen wird kein Problem sein. Küssen sowieso nicht."

Lecken auch nicht. Das sprach ich nicht aus. Es beschäftigte mich aber schon seit Samstag. Er hatte mir erzählt, dass er das von allem am liebsten tat. Das würde ich ihm nur zu gern erlauben. Eigentlich genial. Die Pillen als Alibi, dass ich mich auf Sachen einließ, die sie sonst ins Grübeln gebracht hätten. Geplant hatte ich das natürlich nicht.

"Du bist echt klasse. Ich freu mich wahnsinnig auf Samstag. Jetzt sogar noch mehr."

Ja, verdammt. Ich freute mich auch. Und wie. Auf Helge.

Wir wollten Helge abholen, aber er hatte gerade Radfahren für sich entdeckt und kam mit seinem Drahtesel. Ursprünglich hatten wir kochen wollen. Entschieden uns dann, einfach Pizza zu bestellen. Wir waren beide total fickerig. In jedem Wortsinn.

Nur Helge war ganz ruhig und locker. Ein guter Schauspieler außerdem, als ich meine "Überraschung" präsentierte. Wir warteten eine Stunde nach dem Essen, weil das auf der Webseite so empfohlen worden war. Dann warfen wir die Dinger ein. Es waren keine Pillen, sondern Kapseln.

Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine Drogen genommen. Selbst Alkohol trank ich vielleicht dreimal im Jahr. Betrunken hatte ich mich nie. Ich mochte es nicht, die Kontrolle zu verlieren. Und hatte gesehen, wie aus normalen Menschen im Rausch totale Idioten wurden. Nichts für mich.

Zumindest in dieser Beziehung hatten mich die Beschreibung und die Erfahrungsberichte auf der Seite des Shops beruhigt. Das war nicht zu erwarten. Es dauerte beinahe eine weitere Stunde, bevor die Wirkung einsetzte. Helge war gerade auf dem Balkon eine rauchen.

"Ich glaube jetzt geht es los."

Karola nickte grinsend.

"Ich merk auch was. Eh, geil."

Helge kam ebenfalls mit einem verschmitzten Grinsen zurück. Wir kuschelten auf dem Sofa zusammen und genossen die einsetzende Wirkung. Das Körpergefühl veränderte sich. Irgendwie wurde man empfindlicher, fühlten sich Berührungen irrsinnig toll an. Dazu ein sanftes Euphorie-Gefühl. Und ein Gefühl von Wärme. Schön. Einfach nur schön. Mehr nicht.

Karola und Helge klärten mich auf, dass es doch ganz anders als XTC war. Gut fanden sie es trotzdem. Wir genossen einfach nur das Gefühl, für vielleicht eine halbe Stunde. Dann gab Karola das Startsignal.

"Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich bin richtig geil."

Dreisamkeit

Das waren also diese angeblich pflanzlichen Pillen. Das waren sie allerdings nicht. Besonders gründlich waren Janines Recherchen nicht gewesen. Oder sie mit der Materie nicht vertraut genug. Klar, es waren auch Pflanzenextrakte drin, aber im Grunde war der Hauptwirkstoff eine noch legale Designer-Drogen-Variante. Ich wusste das schon, als wir die Dinger nahmen, brachte es aber nicht übers Herz, sie über ihren Irrtum aufzuklären.

An E erinnerten sie nur leicht. Aber der Effekt war schon klasse. Ein tolles Körpergefühl, das mich eher an die Runterkomm-Phase von Acid erinnerte, leichte Euphorie, in keiner Weise mit den heftigen Schüben von E vergleichbar, aber diese Wärme, die vermutlich für den Namen verantwortlich war, war schon geil.

Geil wurde dann nach kurzer Zeit Karola. Wir zogen vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer um. Wir beömmelten uns über Karola, die sich ihre Klamotten halb vom Körper riss. Sie hatte sich die ganze Woche auf diesen Augenblick gefreut. Während wir uns langsam auszogen, legte sich Karola schon auf den Rücken und spreizte die Beine.

"Eh, Schatz, was wird das denn?", fragte Janine mit Kopfschütteln und tauschte mit mir einen schnellen Blick.

"Ich bin geil. Richtig geil."

Sowohl Janine, als auch mir, wäre ein langsamer Beginn lieber gewesen, das hatte unser kurzer Blickkontakt recht eindeutig ergeben. So schnell kam ich dann doch nicht von Null auf Hundert. Wir legten uns zu ihr, und Janine fasste ihr zwischen die Beine, um sie erst einmal zu beruhigen.

"Mädel, du bist klitschnass. So dringend?"

Karola richtete sich auf und grinste, nickte und ihr Blick wanderte zu meinem nur marginal geschwollenen besten Stück. Machte damit klar, wonach ihr der Sinn stand. Noch ein kurzer Blickkontakt zu Janine und wir begannen unsere Mission.

Janine tauchte zwischen Karolas Beine ab und begann sie zu lecken. Ich steckte ihr kurzerhand meinen Schwanz in den Mund. Sollte sie sich das Objekt ihrer Begierde doch in das gewünschte Format bringen. Sie ließ sich nicht zweimal bitten und saugte munter los, während ihre Freundin sich hingebungsvoll um das triefende Wonnemäuschen kümmerte.

Karola blies ganz ordentlich und langsam kam ich nicht nur auf Vollformat, sondern auch in Stimmung. Die Pillen sorgten zudem dafür, dass ihre Stimulation eine gewisse Verstärkung erfuhr.

Janine leckte konstant und ruhig, aber beobachtete dabei sehr genau, was ihre Freundin mit meinem Ding anstellte. Ich fragte mich, ob das für sie ähnlich ambivalente Gefühle in ihr auslöste, oder ob es lockerer für sie zu ertragen war.

Effektiv war Janine in jedem Fall, denn Karola stöhnte bald immer heftiger mit vollem Mund und vergaß zwischenzeitlich, was sie eigentlich tat. Ihr schien eine Doppelstimulation zu behagen, denn ich sah, dass Janine zusätzlich zwei Finger in ihre Möse einführte und sie mit wechselndem Tempo fickte, während ihre Zunge weiterhin recht schnell über ihren kleinen Kitzler huschte.

Janine kannte ihre Vorlieben natürlich genau und wollte sie so schnell wie möglich zum Höhepunkt bringen, das war sichtbar und fühlbar. Und bereits nach kurzer Zeit erfolgreich. Mein Glied rutsche aus ihrem Mund, sie bäumte sich auf und kam heftig. Janine tauchte grinsend zwischen ihren Beinen auf.

"Besser?"

"Viel besser. Wow, ist das geil. Dieses Zeug macht mich viel empfindlicher als sonst. Das geht voll ab."

Sie drehte mir den Kopf zu schaute mich auffordernd an. Machte keine Anstalten, mich weiter oral zu stimulieren. Klarer konnte sie ihren Wunsch non-verbal nicht formulieren. Ich schaute kurz zu Janine, die zwar mit den Augen rollte, aber dann lächelnd nickte. Also gut. My turn.

Janine räumte ihren Spielplatz und legte sich neben Karola, küsste sie und schaute dann zu, wie ich mich zwischen ihren Beinen positionierte. Karola war so nass, dass ich überhaupt keinen Widerstand fühlte, als ich in sie eindrang. Es fühlte sich eh ungewöhnlich an, was definitiv an den Kapseln lag.

Oje, da ihre Blaserei auch eher halbherzig gewesen war, konnte das eine Weile dauern, ohne dass ich in die Yogi-Trickkiste griff. Ich hoffte nur, dass Janine das nicht als Verstoß gegen unsere Abmachung missverstand.

Denn nach wildem Gerammel war mir nicht. Ich griff nach ihrem rechten Bein, hob es an und hielt es durch Druck gegen die Schulter in der Luft. Der so entstehende seitlichere Winkel, schaffte dann etwas mehr Friktion und machte die Sache deutlich aufregender. Karola ging wie in der Sauna wieder ab wie Schmidts Katze. Sie war wirklich auf Ficken fixiert, so langsam verstand ich ihre und Janines Schwierigkeiten besser.

Janine blieb nicht untätig, massierte Karolas kleinen Brüste und sah abwechselnd von ihrer Freundin zu mir, wobei ihr Blick immer länger an mir hängenblieb. Ich verstand sehr wohl, denn Karolas Stöhnen sprach eine eindeutige Sprache. Sie würde bald kommen. Ich war immer noch recht weit entfernt und reagierte. Hämmerte immer heftiger auf sie ein.

Es dauerte vielleicht eine halbe Minute, dann schrie Karola ihren Orgasmus heraus. Ihre Begeisterung war allerdings ansteckend und das ungewohnte Körpergefühl verschleierte für mich, dass ich weiter war, als ich dachte. Ich kam nur wenig später, zog im letzten Moment ab, da wir erneut vergessen hatten, über Verhütung zu reden. Der Orgasmus war heftig, auch da verstärkte die Droge sehr ordentlich das Erleben.

Befriedigt legte ich mich neben Janine, die bereits die Säuberung ihrer Freundin mit deren Top begonnen hatte, das in Reichweite lag. Karola schnappte nach Luft und wirkte ziemlich weggetreten. Sie war auf jeden Fall erst einmal befriedigt. Janine warf das Top vom Bett und lächelte mich an.

"Sie wirkt für den Moment zufrieden."

"Voll. War das geil", tönte es von ihrer Seite.

Ich hatte schon begonnen Janine leicht zu streicheln. Ihr Blick ging mir durch und durch.

"Würdest du mich lecken?", kam die völlig überraschende Frage.

"Gib mir noch ein paar Minuten", antwortete Karola, die nicht mitbekommen hatte, wem Janine diese Frage gestellt hatte.

"Ich habe Helge gefragt", gab sie zurück.

Karola setzte sich sofort auf, sah fassungslos mit hängendem Unterkiefer von Janine zu mir, dann wieder zu Janine.

"Darf er?", reagierte Janine sofort.

Karola kicherte.

"Du stellst Fragen. Klar doch. Los, Helge, schnapp sie dir, bevor sie den Mut verliert. Diese Pillen sind voll geil."

Sie schien das tatsächlich für eine Wirkung der Droge zu halten. Ich war mir sicher, dass es absolut nichts damit zu tun hatte. Ich küsste Janine kurz, und begab mich zwischen ihre Beine. Ich war immer noch leicht geschockt von Janines Wunsch, der unsere Beziehung auf eine andere Ebene brachte, obwohl sie mir ja schon den Hand-Job gegeben hatte.

Ich wollte sicherstellen, dass sie das nicht bereute. Ich liebte es, Frauen zu lecken. Mehr als alles andere. Das Gefühl, mit einer Pussy in einen Dialog zu kommen. Sie kennenzulernen. Ihre Reaktionen zu lesen, verstehen zu lernen. Fern aller Technik, über die ich selbstverständlich auch verfügte. Etwas verunsichert war ich doch. Das war nicht irgendeine Frau, es war Janine. Fuck. Augen zu und los.

Ich begann sie langsam und genüsslich zu lecken, machte sie erst einmal richtig feucht, denn das war sie tatsächlich noch nicht. Auch ihr Kitzler war noch sehr klein und nicht voll durchblutet. Ich saugte leicht daran und spielte mehr, als dass ich sie ernsthaft anging. Die wohligen Laute, die von ihr zu hören waren, deuteten darauf hin, dass ich auf dem richtigen Weg war.

Ich begann mit langsamen Schlecken über die ganze Länge ihres Geschlechts, transportierte etwas von ihrem samtenen Sekret dorthin, wo es zählte. Befreite ihren nun stärker geschwollen Wonneknopf von dem kleinen Häubchen mit leichtem Zug von meinem Daumen, und testete ihre Empfindlichkeit, die ja bei jeder Frau ganz unterschiedlich ist.

Befriedigt mit den Resultaten begann ich sie nur mit wenig Druck zu lecken, in mäßiger Geschwindigkeit, denn ich spürte eindeutig, dass sie nicht getrieben werden wollte, sondern geleitet, die ruhige, stete Entwicklung der schnellen und heftigen Stimulation vorzog.

Sie stöhnte nur leise und selten, kein Vergleich zu Karola, die sich als lautstark entpuppt hatte, aber die in die Bettdecke verkrallten Hände und das stete, dabei sehr ruhige Heben und Senken ihres Beckens sprachen eine deutliche Sprache.

Statt schneller zu werden, erhöhte ich leicht den Druck meiner Zunge und merkte, dass auch dies genau das war, was sie in diesem Moment wollte. Zu dem Stöhnen gesellte sich immer öfter scharf und kehlig ausgestoßener Atem.

Sie war jetzt soweit, hatte die Schwelle der Erregung erreicht, die für das Folgende notwendig war. Ich ließ meine Zunge jetzt noch kurz tanzen und kreiseln, fing dann an, mit kurzem und schnellen Flackern ihren Kitzler gleichmäßig zu bearbeiten.

Ohne weitere Pause, ohne am Tempo etwas zu ändern, damit sie das Nahen des Höhepunkts spüren konnte, sich ihm anvertrauen, in ihm aufgehen. Ihre Körperbewegungen wurden heftiger, ihr Stöhnen auch, Laute, die an Worte erinnerten, aber wohl keine waren, außer "Fuck", was immer häufiger kam, war jedenfalls nichts zu identifizieren.

Ich konnte fühlen, wie nah sie dran war, dachte für einen Moment daran sie kurz davor verhungern zu lassen, damit der Höhepunkt heftiger wurde, entschied mich aber dagegen, weil ich noch nicht einschätzen konnte, ob sie das mochte. Also arbeitete ich sie gleichmäßig zu ihrer Eruption rauf, die sie lautstark bekundete, und bei dem sie ihr Becken bestimmt zwanzig Zentimeter anhob.

Eine kurze Probe ergab, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die dann eine Pause brauchten, weil ihr Kitzler überempfindlich war und so machte ich einfach weiter. Ich spürte, wie überrascht sie darüber war, aber keineswegs unangenehm.

"Oh ja, geil", kam dann auch prompt die verbale Bestätigung.

Und sah kurz darauf Karolas grinsendes Gesicht in Höhe von Janines Becken, die offenbar aus nächster Nähe sehen wollte, wie genau ich ihrer Freundin da so viel Freude bereitete, denn die ging jetzt richtig ab.

Meine Reaktion darauf war etwas zu verlangsamen, denn sie sollte es richtig auskosten können. Es war nicht einfach, meine Zunge im Zielgebiet zu halten, denn Janine fing an mit dem Körper zu wandern, sie schlug mit flachen Händen auf das Bett, bäumte sich erneut auf und kam für mich doch etwas überraschend schnell ein zweites Mal.

Nun gut, dann gehen wir es eben für den dritten langsamer an.

Karolas Blick war unbezahlbar, sie schien völlig fassungslos, dass ich keinerlei Anstalten machte, meine Administrationen zu beenden, sie folgte der Aktion weiter mit offenem Mund. Janines Gesicht war nicht mehr zu sehen, da sie beide Hände daraufgelegt hatte und nur noch unterdrückt stöhnte und stammelte, während ihr ganzer Körper zuckte und bebte.

Dass Janines zweiter Orgasmus heftiger war, als der erste, hatte ich sehr wohl mitbekommen und hatte plötzlich die Gewissheit, dass sie nicht nur eine der wenigen war, die diese Aufwärts-Stufen erlebten, sondern schnell aufeinanderfolgende erreichen könnte. Das hatte ich bisher nur mit einer Partnerin erlebt. Bei Janine funktionierte es tatsächlich auch.

Die Art, wie Janine dabei abging, deutete darauf hin, dass sie es dieser Form noch nicht kannte. Ihre Stimme überschlug sich, als sie ihr nun vertrautes "Fuck" wie ein Mantra in ihre Kette von Orgasmen hineinbrüllte, bis ich anhielt und meine Zunge bewegungslos auf ihre malträtierte Clit drückte.

Ihre Hände verkrallten sich in meinen Haaren, ein sicheres Indiz, dass sie nun wirklich genug hatte, und sich vor weiteren Versuchen meinerseits schützen wollte. Das hatte ich aber auch so verstanden und hob meinen Kopf an. Ich bekam sofort einen Beifallskuss von Karola, die beim Zusehen offenbar auch ihre helle Freude gehabt hatte.

Janine zitterte am ganzen Körper, als wir uns neben sie legten. Karola gab ihr einen Kuss, aber sie schien nicht zu reagieren.

"Eh, du hast sie kaputt gemacht. Schäm dich", witzelte Karola daraufhin.

Das schien sie wieder in unsere Welt zurückzuholen.

"Fuck!", war ihre erste Mitteilung.

"Nö, ich glaube ihr hat es gefallen."

Sie drehte mir offenbar mühsam den Kopf zu.

"Was zum Teufel war denn das? Wie hast du das gemacht?"

Karola krauste die Stirn, denn sie hatte die Ursache der letzten Sequenz beim Zusehen nicht erkennen können.

"Du meinst die multiplen zum Schluss? Das erste Mal für dich?"

Sie antwortete nicht, sondern starrte mich nur an.

"Multiple? Du hast auch noch multiple Orgasmen gehabt? Eh, das ist unfair", schmollte Karola, natürlich nicht völlig ernsthaft. "Wie oft bist du denn gekommen?"

"Das kann ich nicht einmal genau sagen, die letzten gingen ineinander über", antwortete sie schwach. "Es ging alles ineinander über. Ich dachte, das ist die Droge und ich drehe durch."

"Sorry, daran hatte ich nicht gedacht. War es echt so extrem?"

"Jetzt entschuldigt sich der Kerl auch noch dafür. Alter, du bist echt nicht von dieser Welt", kam zur Antwort, dann griff sie mir wieder ins Haar und zog mich zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss heran.

Grenzerfahrungen

Fuck. Ich hätte es wissen müssen. Sex mit Helge konnte gar nicht normal sein. Dass er mich besser leckte, als jede Frau zuvor, überraschte mich nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte es insgeheim erwartet. Ein wenig befürchtet.

Er fand heraus, dass ich multiple Orgasmen haben konnte. Dass ich dabei das Gefühl hatte, den Verstand zu verlieren, war erklärbar. Ich dachte wirklich, das wäre wegen der Droge gewesen. Dafür entschuldigte er sich auch noch. Was für ein irrer Typ.

Erst hinterher dämmerte mir, was das wirklich Abgefahrene daran war. Es war kein Zufall, keine besondere Technik oder langjährige Erfahrung gewesen. Er hatte einfach genau gewusst, wie ich stimuliert werden wollte. Hatte das gebracht, was ich mir immer gewünscht hatte. Was alle anderen nur ansatzweise mal hinbekommen hatten.

Hatte gewusst, dass ich zu multiplen Orgasmen fähig bin. Das hatte nicht mal ich gewusst. Er konnte das selbst nicht erklären. Er meinte, er wusste es einfach. Irgendeine Art der Intuition. Hätte er mir gesagt, meine Muschi hat's ihm erzählt, hätte ich das auch geglaubt.

Karola tat mir leid. Nicht, weil er das bei ihr nicht hinbekam, sie hatte trotzdem keinen Grund zur Klage. Immerhin gab ich ihm zum Ausgleich grünes Licht, sie ins Nirvana zu ficken, als sie gerade pinkeln war. Nein, weil sie wusste, dass ich allen Sex, den wir zukünftig hatten, daran messen würde. Selbst wenn ich das nicht wollte.

Sie fing schon an diesem Abend an, ins Grübeln zu geraten. Das war ihr anzusehen. Helge ließ das aber nicht zu. Da er meine Einwilligung hatte, versuchte er sie abzulenken, indem er sie richtig durchzog.

Das gelang. Und diesmal war es ganz anders für mich. Es tat nicht mehr weh, zu sehen, wie sehr sie das genoss, vom ihm gevögelt zu werden. Es war geil mit anzusehen, wie er sich immer mehr auf sie einstellte, rausfand, was ihr am meisten Spaß machte, obwohl es nicht das war, was sie zum Kommen brachte.

Wie sich das wohl anfühlte? Es machte mich richtig geil, mir das vorzustellen. So geil, dass ich mich einmischte und mich von Karola lecken ließ, während er es ihr gemächlich von hinten besorgte. Das machte das Ganze zu einer gemeinsamen Erfahrung.

Sie kam trotzdem etliche Male und war hinterher so erschöpft, dass sie kurz darauf einschlief. Helge ging duschen, denn er war ebenfalls ganz schön fertig und schweißgebadet. Und natürlich brauchte er eine Scheiß-Kippe.

"Puh. Langsam werde ich zu alt für diese Geschichten."

Ich spielte mit seinem nassen Haar. Amüsierte mich über lustige Frisuren, die ich damit hinbekam.

"So solltest du die tragen. Klar, du wirst alt. Früher hättest du es zehn Frauen in der Nacht so besorgt, nicht wahr?"

"Sehr witzig. War es für dich diesmal in Ordnung? Du wirkst entspannter."

"Ja. Es war sehr schön. Extrem. Aber schön. Extrem schön."

"Das war sicher zum Teil die Droge. Das war ein guter Einkauf."

"Nein, du Idiot, das warst du. Ganz allein du."

Er schwieg betroffen. Dachte lange nach.

"Nein, glaube ich nicht. Du hast dich zwei neuen Erfahrungen gleichzeitig geöffnet. Einer Droge, die Empfindungen verstärkt. Und Sex mit einem Mann. Und du hast dich voll hingegeben. Dann ist einfach noch eine weitere Grenze gefallen."

"Einfach noch... und beim nächsten Mal? Entdecke ich da, dass ich es liebe, von dir gefickt zu werden? Und es ist einfach noch eine weitere Grenze gefallen?"

"Komm, das ist nicht witzig. Das haben wir doch geklärt. Du brauchst keine Angst zu haben, dass sich deine Identität ändert. Du bist immer noch, wer du bist. Die ich liebe. Wirklich liebe. So wie du bist."

"Dir ist klar, dass mir das heute nicht nur einmal durch den Kopf gegangen ist, wie das wäre? Wie sich das anfühlt, dich in mir zu spüren? Mich dir wirklich hinzugeben?"

"Das... ist verständlich, aber ich glaube nicht..."

"Wer versucht eigentlich die Illusion aufrecht zu erhalten, dass ich nur lesbisch bin, du oder ich? Hast du Angst, dass ich voll auf dich einsteige?"

Er schluckte.

"Nein. Ich habe keine Angst. Das ist nicht, was du willst. Aber wenn es tatsächlich so wäre, wäre ich für dich da."

"Aha. Der große Meister weiß natürlich besser als ich was ich will und was nicht. Schwachkopf."

Warum tat ich das? Keine Ahnung. Ich steigerte mich einfach rein. Ich sah ihn herausfordernd an.

"Okay. Worte können dich offenbar nicht überzeugen. Na, dann los, du kleine geile Sau. Wenn du mich ficken willst, komm her. Blas ihn mir schön hart und dann fick ich dich, bis du die Englein singen hörst."

Er griff mir in die Haare und zog meinen Kopf zu seinem Schoß. Sein Schwanz ruhte relativ schlaff auf seinem Oberschenkel. Er forderte mich heraus, mit der Sprache. Der Aktion. Wollte mir beweisen, dass das alles eine Kopfgeburt war. Mich mit meinen eigenen Waffen schlagen. Mir meine Grenzen zeigen. Das war mir völlig klar.

Er unterschätzte meinen Trotz. Ich nahm sein Ding in den Mund. Saugte daran. Spürte, wie es langsam wuchs. Ein irres Gefühl. Trotzdem verkrampfte sich mein Magen. Wurde mir leicht übel. Wurde mir mit jedem Zentimeter, den das Teil wuchs und die Sache realer wurde, klarer, dass er Recht hatte. Dass ich Angst hatte. Dass es nicht das war, was ich wollte. Ich gab auf.

"Fuck."

Und dann dieser liebevolle, zärtliche Blick. Ich brach in Tränen aus. Er zog mich hoch, küsste und streichelte mich.

"Ich liebe dich. Wie du bist. Mit deinen Grenzen."

Lust und Frust

Janines aus der Verzweiflung geborene Plan schien aufzugehen. Karola war ausgeglichener, ihre Beziehung wurde harmonischer und sie schaffte es tatsächlich in meiner Abwesenheit Janine ihre zweite multiple Erfahrung zu bescheren. Es brachen einige Dämme. Für den Moment war die Entwicklung da sehr positiv.

Das konnte ich von meinem Leben nicht behaupten. Mein Pflegegeldantrag war abgelehnt worden, nach ewig langer Bearbeitungszeit. Weil meine Mutter noch in der Lage war, sich selbst zu waschen und Ähnliches. Ich war völlig verblüfft, dass hier vornehmlich solche Sachen beurteilt wurden. Und finanziell voll gefickt.

In Erwartung einer Nachzahlung hatte ich mein Konto fast bis zum Anschlag überzogen. In dem Altenheim, wo ich gearbeitet hatte, um mich auf die Aufgabe vorzubereiten, waren Demente, die nicht mal ansatzweise so verwirrt wie meine Mutter waren, problemlos aufgenommen und eingestuft worden. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Damit nicht genug, das Arbeitsamt, das sich lange nicht eingemischt hatte, denn natürlich hatte ich meine Pflegetätigkeit dort angegeben, meinte nun, dass ich dem Arbeitsmarkt voll zur Verfügung stehen musste.

Ich hatte meinen Teilzeit-Job im Altenheim gekündigt, weil ich anderer Ansicht war. Und dadurch eine dreimonatige Sperre in Kauf genommen, die zum Kontoüberzug führte. Um mir den Wiedereinstieg zu erleichtern, drückten sie mir einen Ein-Euro-Job auf.

Sagenhaft. So hilft man Leuten, die bereit sind, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Dachte ich, und fühlte mich von der Welt beschissen und verlassen. Ich hatte Glück im Unglück. Der Job war eine einfache Bürotätigkeit in einem sozialen Mittagstisch der katholischen Kirche. Ich konnte meine Arbeitszeiten so wählen, dass ich die Pflege meiner Mutter, wenn auch eingeschränkt, weiter durchziehen konnte.

Der Job machte sogar Spaß und ich sparte eine Menge Geld, weil ich dort mit essen und mir auch große Lebensmitteltüten mitnehmen konnte, wie sie die Bedürftigen neben der Essenausgabe einmal wöchentlich für 1,50 Euro bekamen. Es war ja auch zunächst nur für ein Jahr und noch konnte meine Mutter einige Zeit alleine klarkommen, brauchte also keine Rundumbetreuung.

Ein neues Medikament, das sie von ihrem Neurologen erhalten hatte, schien den Verlauf zu verlangsamen. Es wurde hart, aber nicht so schlimm, wie ich es mir anfänglich vorgestellt hatte. Da ich in der Woche nicht mehr ganz so viel Zeit bei ihr sein konnte, opferte ich meine Wochenenden, um das auszugleichen.

Was führte dazu, dass wir die Dreier in dieser Form nicht oft wiederholten. Die beiden tauchten ab und zu spontan gemeinsam bei mir auf, und obwohl sie versicherten, dass das überhaupt nicht der Plan gewesen war, endeten diese Abende meist nach wenigen Stunden im Bett. Auch ohne Pillen kamen wir immer besser zurecht, obwohl es nie wieder so abgefahren wurde, wie beim ersten Mal. Auch nicht mit den Dingern.

Janine kam öfter alleine und gewöhnte sich an unsere zugegebenermaßen seltsame Liebesbeziehung. Wir bekamen aber langsam immer mehr ein schlechtes Gewissen. Sie erzählte Karola nichts von diesen Besuchen, und wenn, nicht was dann abging. Wie intensiv unsere Beziehung wirklich war. In den akzeptierten Grenzen.

Janine machte keinen weiteren Versuch diese zu überschreiten. Aber es war eben nicht nur Zärtlichkeit, sondern es wurde oft genug leidenschaftlich. Ich leckte sie, sie holte mir einen runter. Es war nicht richtig, da waren wir uns einig. Beschlossen, uns zurückzunehmen. Um dann beim nächsten Mal umso heftiger wieder anzufangen.

Fast ein Jahr verging. Es kriselte wieder bei den Beiden, das hatte mir Janine am Telefon erzählt, in einer Phase, wo wir uns nicht oft sahen. Der letzte Dreier lag schon mehrere Monate zurück. Janines letzter Besuch auch, aber einen Monat zuvor hatten wir nach dem Yoga die Finger und Zunge nicht voneinander lassen können.

Es war nicht Janine, die vor meiner Tür stand, an einem Dienstagabend, wo Karola eigentlich ihre Yoga-Gruppe bei Ute hatte. Sondern Karola selbst.

"Hey. Das ist ja eine Überraschung. Komm rein. Was treibt dich hierher?"

Scheiße. Der Blick sprach Bände. Sie war geil.

"Na, ich hab dich vermisst und wollte dich mal wieder sehen", bestätigte sie das mit eindeutiger Zweideutigkeit.

Hatte Janine vielleicht grünes Licht gegeben? Ihre Einwilligung erweitert?

"Ja, wir haben uns länger nicht gesehen. Kommt Janine auch noch?", fragte ich vorsichtig. Konnte ja sein, dass sie nach einem Parkplatz suchte. Oder irgendwas Anderes.

"Nein. Sie weiß auch nicht, dass ich hier bin. Das wäre deine nächste Frage gewesen, oder?"

Wäre sie. Und damit war die Frage nach der Einwilligung schon beantwortet.

"Ja. Kann ich dir was zu trinken anbieten? Ich habe O-Saft, Tee..."

"Nein, danke. Du kannst mir deinen Schwanz anbieten."

Scheiße. Zumindest probierte sie keine Verführungsnummer, sondern legte die Karten sofort auf den Tisch. Und ihre Klamotten ab.

"Ehm... nein, ich glaube nicht, dass ich das kann. Oder hat sich an eurer Vereinbarung was geändert?"

Der Blick gefiel mir nicht. Das war nicht nur Geilheit. Da war auch eine gehörige Portion Wut. Sie öffnete ihren BH.

"Nein. Aber warum soll sie die Einzige sein, die heimlich mit dir rummacht? Oder glaubst du, ich habe das nicht bemerkt?"

Fuck. Ich war unfähig, darauf zu antworten.

"Sie weiß nicht, dass ich es weiß. Wie ist das, fickst du sie richtig, wenn ihr alleine seid? Spart sie sich dann die Lesbennummer?"

"Karola... was soll das werden? Komm, zieh dich wieder an und wir reden vernünftig drüber."

"Ich will nicht mit dir reden, ich will ficken. Ich will, dass du mich fickst."

Sie zog ihr Höschen runter.

"Schau mal, ich habe mir sogar die Muschi voll rasiert, wie meine kleine Pottsau, das findest du doch geiler, oder?"

"Verdammt, Karola...", setzte ich an, während sie sich auf mich setzte.

"Nein, jetzt rede ich. Ich mache dir keinen Vorwurf. Du liebst sie, nicht wahr? Und sie liebt dich. Und so Scheiße weh das tut, ich nehme es hin. Weil sie mich weiter liebt und mit mir zusammen sein will. Es ist mir nicht egal, dass ihr zwei mich bescheißt nach Strich und Faden. Und mich auch noch für so blöde haltet, dass ich es nicht mitbekommen würde. Ist halt so. Dann spielen wir eben Verstecken. Und du versteckst jetzt deinen Schwanz in meiner geilen Fotze."

"Du glaubst ernsthaft, dass ich das tun würde?"

"Ich glaube, dass du für sie alles tun würdest. Alles tun würdest, damit ich sie nicht verlasse."

Fuck. Sie wollte mich zum Sex erpressen? Die beiden hatten sich offensichtlich gestritten. Und anstatt ihr ihren Verdacht aufs Brot zu schmieren, versuchte sie sich zu rächen. Verdammt, so nicht.

"Merkst du's noch? Karola, komm. Schluss. So geht das nicht. Du hast Recht. Das Verstecken ist Scheiße. Und hört jetzt auf. Hör mir jetzt bitte zu", würgte ich ihren Versuch, dazwischenzureden, ab.

"Ja. Janine und mich verbindet Liebe. Zärtlichkeit. Manchmal auch Leidenschaft. Nicht so, wie du es vorhin gefragt hast. Nein, wir ficken nicht. Sie ist eine Lesbe. Durch und durch. Wird es bleiben. Allerdings..."

Ich schluckte. Scheiße, das hätte Janine ihr beichten sollen und nicht ich. "... ist es manchmal schon so, dass ich sie lecke. Sie holt mir einen runter. Mehr nicht. Ehrlich."

"Mehr nicht. Na toll."

"Ja, Scheiße und das ist nicht in Ordnung, das wissen wir beide. Sie hätte es dir sagen sollen, klar. Sie liebt dich, Karola. Wirklich. Sie hat schreckliche Angst, dich zu verlieren. Sie ist bereit, alles zu tun, damit das nicht passiert. Daher die Dreier, obwohl es ihr am Anfang schlechter dabei ging, als sie es dir zeigen konnte oder wollte. Und ja, ich würde alles für sie tun. Auch das habe ich daher getan. Aus Liebe. Es war eine verrückte Idee, aber es schien ja zu funktionieren. Wir hatten alle was davon, oder? Vorher war übrigens nichts zwischen uns gelaufen. Nein, das stimmt auch nicht. Sie war am Wochenende davor bei mir. Sie hat mir da einen runtergeholt, damit wir unbeschwert miteinander kuscheln konnten. Ich weiß, wie quer das alles klingen muss. Aber es war so. Sonst haben wir uns nur gestreichelt und geküsst. Das war erst nach dem Dreier anders."

Karola hatte ihren Blick gesenkt und schien den Tränen nahe.

"Karola... es tut mir leid. Es war nicht richtig. Es ist nicht in Ordnung. Du bist zurecht verletzt. Aber das wird doch nicht besser, wenn du jetzt versuchst, sie zu verletzen. Falsches noch falscher zu machen. Ich mag dich, Karola. Und wenn ich den Eindruck hätte, dass du Janine nicht liebst, hätte ich mich niemals auf die ganze Geschichte eingelassen, glaub mir das. Ich schlafe gern mit dir, das sage ich dir jetzt auch in aller Deutlichkeit. Du bist eine wunderbare, begehrenswerte Frau. Aber nicht so. Das geht nicht. So geht es nicht."

Ich drückte sie an mich, denn jetzt fing sie tatsächlich an zu weinen.

"Komm, wir machen reinen Tisch. Wir rufen Janine jetzt an. Wir können die Sache ausdiskutieren. Entweder sie kommt hierher und wir reden. Oder ihr unterhaltet euch alleine. Und wenn... es wirklich so dringend für dich ist, mit mir zu schlafen... kann ich mir auch vorstellen, dass sie dir das einfach zugesteht, wenn du sie danach fragst. Oder wir entscheiden gemeinsam, dass dies so nicht funktionieren kann. Und ich ziehe mich zurück, lasse euch beide in Ruhe. Was meinst du? Ist das nicht eine bessere Idee?"

Sie antwortete nicht. War dazu nicht mehr in der Lage. Bekam einen Weinkrampf, der nicht aufhörte. Mir Angst machte.

Abschied

Mein Handy klingelte. Ich hatte noch nie böse Vorahnungen gehabt. Jetzt, in diesem Moment, verkrampfte mein Herz. Helge?

"Hallo Janine. Es ist etwas passiert. Karola ist bei mir. Es geht ihr nicht gut. Kannst du bitte kommen?"

Oh nein. Oh nein. Ich wusste sofort, was das bedeutete. Stand da, mein Handy in der Hand, unfähig zu antworten. Unfähig, einen Muskel zu bewegen.

"Janine?"

Helges Stimme hörte ich wie im Nebel. Dumpf, aus weiter Entfernung.

"Janine, bist du noch dran? Sag doch bitte was."

"Ich... ich komme. Ich bin in zehn Minuten da."

"Gut. Fahr bitte vorsichtig. Oder nehm dir ein Taxi. Dreh mir bitte nicht durch. Bis gleich."

"Ja. Bis gleich."

Sie wusste es. Sie wusste es die ganze Zeit. Einmal im Streit, hatte sie es angedeutet. Aber geschwiegen, als ich nachfasste. Und jetzt hatte sie Helge damit konfrontiert.

Es war ein Wunder, dass ich keinen Unfall baute. Zweimal sah ich die rote Ampel und reagierte nicht. Fuhr einfach weiter. Wildes Hupen und Reifenquietschen. Bedeutungsloser Dreck. Titschte einen Wagen beim Einparken an. Verflucht. Es war Karolas. Glück im Unglück?

Helge drückte den Öffnungsmechanismus. Ich rannte die Treppe rauf. Er hatte die Wohnungstür nur offengelassen, erwartete mich dort nicht. Als ich in das Zimmer kam, sah ich warum. Karola lag nackt in seinen Armen und heulte. Völlig aufgelöst. Was war hier passiert? Verwirrt legte ich mich zu den beiden. Karola schien mich gar nicht wahrzunehmen.

"Was... Schatz, was ist mit dir? Hey... komm zu mir..."

Sie drehte sich zu mir und drückte sich gegen mich. Heulte unaufhörlich weiter. Wurde von diesem Weinkrampf geschüttelt. Oh mein Gott.

"Sie weint seit einer halben Stunde. Ohne Unterbrechung."

"Was... genau... ist passiert?"

"Das ist jetzt nicht wichtig. Darüber können wir reden, wenn sie sich beruhigt hat."

Wir schlossen sie zwischen uns ein. Ich streichelte ihr Haar. Versuchte sie dazu bekommen, dass sie mich wenigstens ansah. Es funktionierte nicht. So hatte ich sie noch nie erlebt. Es machte mir Angst. Ich kämpfte mit den eigenen Tränen. Mit meiner Hilflosigkeit. Helge nahm meine Hand. Wir warteten. Endlose Minuten. Dann wurde sie plötzlich still.

Ansprechbar war sie immer noch nicht. Helge sah verzweifelt aus. Mit zitternden Fingern drehte er sich eine Zigarette. Stand dann auf und ging ans Fenster. Alles lief ab wie ein Film.

"Tut mir leid."

Karolas Stimme. Ein Moment Erleichterung.

"Was ist mit dir? Was ist passiert?"

Ich suchte Helges Blick. Er schien unschlüssig, ob er jetzt alles erklären sollte. Oder erklären konnte. Karola schwieg. Presste sich fester an meine Brust. Helge gab sich einen Ruck. Drückte seine halbgerauchte Kippe aus und kam zurück aufs Bett. Er suchte nach Worten.

"Karola wollte... mit mir schlafen. Hat mir dabei erklärt, dass sie... weiß, was zwischen uns läuft. Ich habe ihr erklärt, wie es wirklich verhält. Und dass es so nicht geht. Ich habe ihr vorgeschlagen, dass wir alles mit dir besprechen. Und dann... brach sie zusammen."

Ich zitterte. Es war klar, dass das nur eine sehr verkürzte Zusammenfassung war. Karola erwachte aus ihrer Starre. Ihrer Sprachlosigkeit.

"Er wollte wieder eine Lösung finden. Für uns."

Es war keine Beruhigung für mich. Ich wusste in diesem Moment, was jetzt kommen würde.

"Aber die gibt es nicht."

"Sag das nicht, wir..."

"Nein, sei jetzt bitte still. In dem Moment ist mir klargeworden, warum ich wirklich hier war. Ich wollte dir wehtun. So gemein wehtun, dass du mich endlich gehen lässt."

Tränen schossen mir in die Augen. Sie redete mit tonloser Stimme weiter.

"Ich liebe dich. Aber ich bin nicht die Richtige für dich. Ich ertrage unsere Beziehung nicht, weil ich das weiß. Es hat nichts mit dem zu tun, was zwischen euch läuft. Was ich nicht wirklich verstehe. Das muss ich auch nicht. Janine, lass mich bitte gehen. Ich kann nicht mit dir zusammen sein."

Alles löste sich auf. Alles war unwirklich. Bizarr. Surreal. Ich spürte, dass Helge wieder meine Hand nahm und ganz fest drückte. Karola richtete sich auf und schaute mich traurig an.

"Du weißt es. Du weißt, dass es die Wahrheit ist. Lass mich bitte gehen."

Ja, ich wusste es. Hatte den Kampf längst verloren. Diesen Augenblick kommen sehen. Das half nicht gegen den Schmerz. Diesen mörderischen Schmerz, der mein Herz zerriss. Und nur eins hinterließ. Leere. Diese namenlose Leere.

Karola strich mir noch einmal übers Haar, küsste mich auf die Stirn und stand auf. Helge redete auf sie ein. Ich hörte ihre Stimmen, aber die Worte drangen nicht zu mir vor. Prallten von der Leere ab. Ich weinte nicht einmal mehr.

Irgendwann klingelte es an der Tür. Das war wie ein Wecksignal.

"Das ist mein Taxi. Bleib du bitte hier. Ich gehe morgen zu meinen Eltern. Wir reden, wenn ich es wieder kann."

Dann war sie weg. Ich war allein. Nein, das war ich nicht. Da war er. Helge. Schloss mich in seine Arme. Füllte diese entsetzliche Leere mit seiner Liebe. Ich war nicht allein. Wir waren zwei.



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