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Zehn Türchen bis zum Glück (fm:Romantisch, 8296 Wörter)

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Veröffentlicht: Dec 10 2022 Gesehen / Gelesen: 14881 / 11969 [80%] Bewertung Geschichte: 9.63 (214 Stimmen)
Jonathan und ich waren das beste Beispiel dafür, dass Männer und Frauen Freunde sein konnten. Doch dann brachte ausgerechnet so etwas Banales wie ein Adventskalender unsere Freundschaft in Gefahr.

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© Emily Bloomingdale Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

Natürlich liebte ich den Sommer, den Strand und das Meer. Aber wenn ich ehrlich war, mochte ich auch die jetzigen vorweihnachtlichen Wochen ganz besonders. Dies war die kitschig-schöne Zeit fürKlassiker wie Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, Tatsächlich Liebe und natürlich Sissi 1 - 3. Für manche bedeutete der Dezember in erster Linie Stress, doch für mich war es eine Phase voller Glück und Vorfreude. Das hatte ich mir aus meiner Kindheit bewahrt, auch wenn die Weihnachtsgeschenke heutzutage nicht mehr der Grund für dieses herrlich unschuldige Kribbeln waren. Vielmehr beglückten mich die Lichter, die in der Dunkelheit erstrahlten, der Geruch von gebrannten Mandeln und Flammkuchen sowie die wohltuende Wärme von Glühwein, die meinen ausgekühlten Körper wieder auf Temperatur brachte. Da wundert es sicherlich niemanden, dass mich Weihnachtsmärkte geradezu magisch anzogen. Doch in diesem Jahr schleppte ich etwas mit, das meine Stimmung nach unten zog. Wehmut. Nicht nur, weil ich gerade solo war, sondern vielmehr, weil ich meinen letzten Freund Dirk vor ziemlich exakt zwei Jahrenauf dem Weihnachtsmarkt in Lüneburg kennengelernt hatte. Meine beste Freundin Daria war zu spät gekommen und ich deshalb völlig durchgefroren gewesen. Dirk hatte mich auf einen heißen Glühwein eingeladen und ich hatte mich mit einer nicht minder heißen Nacht bei ihm bedankt. Natürlich ging ich nicht regelmäßig mit Männern ins Bett, die ich gerade erst kennengelernt hatte, aber es kam durchaus mal vor. Ich war nun einmal schon immer ein sehr spontaner Mensch gewesen - und damit exakt das Gegenteil von Dirk. Insofern hatte unser Zusammenkommen einem Wunder geglichen. Vermutlich gab es kaum einen anderen Menschen auf der Welt, der so vorsichtig und bedacht war wie er. Alles musste ausgiebig überlegt, geplant und dreimal überworfen werden, bevor er wichtige Entscheidungen traf. Und wir sprechen hier von so dramatisch lebensverändernden Dingen wie z.B. einem Restaurantbesuch, der Auswahl des richtigen Kinofilms oder dem Kauf einer Badehose. Von Urlaubsreisen möchte ich an dieser Stelle erst gar nicht anfangen, denn damit könnte ich ganze Bücher füllen. Seine Bedächtigkeit hatte jedoch dafür gesorgt, dass das Chaos in meinem Leben deutlich reduziert worden war und meine Spontanität wiederum hatte ordentlich Schwung in seines gebracht. Dennoch war vor einigen Wochen genau das passiert, was uns schon längst alle prophezeit hatten. Letztendlich waren wir halt doch zu unterschiedlich gewesen, als dass es auf Dauer hätte gut gehen können.

Zum Glück gab es Daria. Und Jonathan. Gleich zwei beste Freunde. Beide sehr unterschiedlich, aber beide auch absolut unverzichtbar. Daria kannte ich schon seit dem Kindergarten, Jonathan und ich hatten uns in der Schule kennengelernt, als ich vierzehn oder fünfzehn und er achtzehn gewesen war. Als begnadeter Musiker hatte er alle Mädchen verrückt gemacht. Zu meiner eigenen Überraschung waren meine Eltern so nett gewesen und hatten mir Gitarrenunterricht bei ihm gesponsert, obwohl sie insgeheim sicherlich befürchtet haben mussten, dass er mir nicht nur dieses Instrument näherbringen würde. Und in der Tat hatten wir bestenfalls die Hälfte der Zeit mit dem Musizieren verbracht. Der andere Teil war für Quatschen über Gott und die Welt draufgegangenund so waren wir schnell zu ziemlich guten Freunden geworden. Während seines Studiums hatten wir uns vorübergehend ein bisschen aus den Augen verloren, doch anschließend war unsere Freundschaft wieder aufgeblüht.Jetzt fühlte es sich großartig an, nicht nur eine beste Freundin, sondern als Zugabe auch noch einen besten Freund zu haben. Mit Jonathan konnte ich zum Teil über die gleichen Dinge reden wie mit Daria, aber er brachte mir die männliche Sicht der Dinge näher. Somit verstand ich viel besser, was in den Hirnen des anderen Geschlechts vorging. Und das war durchaus mehr, als wir Frauen ihnen üblicherweise zugestanden (aber natürlich nicht immer ...). Völlig gefahrlos verbrachte er mal eine Nacht bei mir oder ich eine bei ihm, wenn es sich gerade so ergab. Auch seine Beziehung zu Annabel, die schließlich in einer ebenso kurzen wie unerfreulichen Ehe gemündet war, hatte unsere Freundschaft nicht grundlegend verändert. Und nach seiner Trennung im letzten Sommer tröstete ich ihn wie eine gute Freundin und nicht als Rebound. Dabei handelte es sich bei ihm um einen überaus attraktiven Kerl. Er war groß, hatte dunkle Haare und eine ganz nette Figur. Aufgrund seiner markanten Gesichtszüge und der kühlen blaugrauen Augen wirkte er auf den ersten Blick wie der typische Filmbösewicht, doch im wahren Leben kannte ich keinen Menschen, der so liebevoll, sanftund ausgeglichen war wie er. Meine anderen Freunde und Männerbekanntschaften kamen und gingen, aber Jonathan blieb. Ich wusste, dass er immer für mich da sein und ich deshalb niemals richtig alleine sein würde. Ohne jede Frage gönnte ich ihm eine glückliche Beziehung von ganzem Herzen, aber ich war alles andere als unglücklich

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