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Powerfrau (fm:Romantisch, 10593 Wörter)

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Veröffentlicht: Jun 24 2023 Gesehen / Gelesen: 14243 / 12440 [87%] Bewertung Geschichte: 9.50 (274 Stimmen)
Stress mit der Exfrau. Dann hat sie einen Unfall. Düstere Wolken ziehen auf und verziehen sich wieder. Afrika ruft. Ein gemeinsamer Urlaub nach der Rückkehr kann die Wende bringen. Am Herzsee gibt es eine Überaschung.

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13.1. Auch da kamen sie nicht und waren nicht erreichbar". "Auch das stimmt. Da hatte ich einen Unfall. Das Handy ging dabei zu Bruch. Hier sind die Dokumente. Auch hier wurde mir Joe nicht übergeben, als ich am anderen Tag das Krankenhaus verlassen konnte. Ich hatte nur ein paar Prellungen, hätte den Jungen also problemlos betreuen können". Ich reichte wieder die Zettel hin und sie schaute drauf.

"Am 26.3. brachten sie Joe total verschmutzt und nass zurück. Joe hatte gefroren, gab ihre Exfrau an". "Auch das kann ich erklären. Kurz vor der vereinbarten Übergabezeit hatte ich noch ein wenig Zeit, war aber schon in der Nähe der Wohnung meiner Exfrau. Ich ging mit Joe zu einem Spielplatz in der Nähe und ließ ihn spielen. Unter Aufsicht natürlich. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass ein anderes Kind einen Plastikbeutel mit Wasser über Joe schüttete. Was hätte ich nun tun sollen? Nach Hause gehen, etwa 30 Minuten, trocknen, umziehen, wieder zurück, mit Verspätung ankommen, oder gleich das Kind auf kürzestem Weg übergeben? Was hätten sie denn als Mutter getan"? "Keine Frage", sagte sie Richterin. "Sehen sie. Ich hab natürlich davon keine Unterlagen". "Schon klar", sagte sie Richterin und lächelte erstmals.

"Dann gab es noch den Vorfall am 30.4. Sie hatten mit ihrer Exfrau vereinbart, dass sie an Wochenenden ihr Kind auch spontan betreuen können, wenn ihre Frau kurzzeitige berufliche Verpflichtungen bekommt. Am diesem Tag waren sie jedoch wiederum nicht erreichbar und ihre Ex-Frau musste einen Babysitter organisieren und kam dadurch zu spät". "Auch das stimmt. Ich konnte aber nicht erreicht werden, da mein Handy kaputt war. Bei einem Polizeieinsatz zu Bruch gegangen. Natürlich war ich unschuldig und wurde dann wieder freigelassen. Hier die Bestätigung. Ich habe das Handy reparieren lassen, aber das war erst einige Tage später wieder betriebsbereit. Hier ist die Reparaturrechnung". Wieder ging ich hin und sie schaute kurz darauf.

"Und der letzte Punkt: Sie haben kürzlich ihrer Frau mitgeteilt, dass sie für ein Jahr ins Ausland gehen wollen. Ist das korrekt"? "Das stimmt zwar, aber das ist echt die Höhe. Hat sie gesagt, warum"? "Nein". "Ich habe das schon vor langer Zeit angekündigt. Schon als wir die Besuchsvereinbarung entworfen haben. Ein soziales Projekt in Afrika. Medizinische Versorgung der Bevölkerung vor Ort. Das war schon lange mein Herzensanliegen und wird übrigens auch von unserer Regierung unterstützt. Wollen sie jetzt allen Leuten, die zeitweise ins Ausland gehen, die Kinder wegnehmen? Außerdem hat sich meine Schwester bereit erklärt, sich wann immer es sinnvoll ist, sich mit Joe zu beschäftigen oder Anna bei Bedarf das Kind abzunehmen. Joe und Bettina verstehen sich ausgezeichnet und auch mit meiner Nichte Nicole". "Da haben sie wohl recht, das wäre wirklich übertrieben und von der Sache mit ihrer Schwester steht hier auch nichts". "Ja, kein Wunder, meine Exfrau ist Spezialistin darin für sie ungünstige Sachen nicht zu erwähnen. Das bringt schon ihr Beruf mit sich". "Als was arbeitet sie denn"? "Sie ist Bankberaterin für Börsengeschäfte, im Management". "Ah, verstehe".

"Also ich würde den Antrag jetzt erst mal abweisen, wenn sie keine Einwände haben, Frau Mehlbeck". "Also ich sehe hier auch keine akute Gefährdung. Das sieht eher so aus wie die üblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Geschiedenen". Auf einmal vibrierte mein Handy. Ich schaute drauf. "Moment mal, da muss ich ran gehen, das ist die Kita", sagte ich. "Herr Gluth, hier ist Frau Specht von der Kita Sonnenschein. Es scheint hier ein Problem zu geben, denn ihre Frau hat Joe noch nicht abgeholt und von einer alternativen Abholung hat sie nichts gesagt. Wären sie denn heute dran"? "Nein, und eigentlich hätten wir uns treffen sollen, aber sie kam nicht". "Können sie denn Joe abholen und das klären? Ich hab eigentlich schon Feierabend"! "Moment", sagte ich.

"Meine Frau hat Joe nicht von der Kita abgeholt. Die machen dort zu und ich muss ihn übernehmen. Ich hoffe das ist erst mal ok?", richtete ich die Frage an Frau Mehlbeck. "Ja, klar, sonst müssten die ihn ja in eine Kinder und Jugendeinrichtung geben. Holen sie ihn erst mal ab und geben sie mir bitte morgen Bescheid. Hier ist meine Karte mit der Telefonnummer". Ich nahm diese an mich. "Herr Gluth, sie können dann erst mal gehen. Die Anhörung ist beendet. Sie bekommen dann per Post auch noch ein Schriftstück". "Danke, auf Wiedersehen"! Ich sagte der Kita Mitarbeiterin Bescheid hastete los.

"Hallo Papa. Wo ist denn Mama? Hat Mama mich denn vergessen"? "Glaub ich nicht. Bestimmt ist nur irgendwas dazwischen gekommen". Ich bedankte mich erst mal bei der Erzieherin, dann setzte ich Joe ins Auto. Ich rief nochmal auf Annas Handy an. Wieder die Box. "Anna, wo steckst du denn? Ich hab erst mal Joe von der Kita abgeholt. Zur Anhörung warst du auch nicht. Was ist los? Bitte melde dich". Nun war guter Rat teuer. Ich fuhr erst mal zur Firma. Der Pförtner wollte mir natürlich keine Auskunft geben. Aber da kam jemand aus dem Fahrstuhl. Den hatte ich schon mal auf einer Party gesehen. "Hi! Wissen sie wo Frau Gluth ist? Das ist meine Frau ... also meine Exfrau. Sie hat das Kind nicht von der Kita abgeholt"! Er schaute mich einen Moment an. "Ahh ja, ich erinnere mich an sie. Sie ist nicht mehr hier. Ist schon seit zwei Stunden weg, glaub ich". "Und nun"? "Haben sie es schon mal auf dem Handy probiert"? "Ja, sofort Mobilbox". "Merkwürdig, da geht sie doch sonst immer ran. Hmm, keine Ahnung. Sonst mal bei der Polizei probieren"? "Ja, ich versuche es mal".

Ich fuhr bei einer Dienststelle vorbei, wies mich aus, und erklärte dem Beamten die Situation. Er natürlich gleich für Vermisstenmeldung noch zu früh, blablabla, aber immerhin wollte er sich zumindest bei den Krankenhäusern erkundigen. Er telefonierte ein Weilchen. Dann kam er wieder. "Ihre Frau hatte einen Unfall. Sie liegt im Unfallkrankenhaus. Brauchen sie die Adresse"? "Nein, ich weiß wo das ist. Vielen Dank". "Gerne". Das gab es also auch, die Polizei, dein Freund und Helfer. Und gleichzeitig hatte ich kein gutes Gefühl. Was wäre wohl, wenn ihr was ganz ernstes passiert ist? Ich fuhr zum Krankenhaus hin. "Papa, ist Mama tot", fragte Joe. "Nein, mein Kleiner, bestimmt nicht. Ich fahre da mal hin". Ich also dort zur Notaufnahme, erklärte die Situation, dann kam natürlich sofort der Datenschutz. Ich fuhr dann also mein schwerstes Geschütz auf, nämlich Joe, dann nahm mich eine Ärztin, die das mitbekam, diskret zur Seite, also in einen anderen Raum mit rein.

"Also, deiner Mama geht es nicht so gut, aber sie freut sich, dass sie dich bald wieder sehen kann. Vielleicht schon in den nächsten Tagen". Ich atmete erst mal auf, dann sprach die Ärztin mit mir. "Also, ihre Frau hatte einen Unfall und war eingeklemmt. Sie hat eine schwere Gehirnerschütterung, und leider an beiden Beinen einen Trümmerbruch am Unterschenkel, hatte viel Blut verloren, war auch zeitweise bewusstlos. Dazu noch einige kleinere Blessuren. Sie wird momentan noch operiert. Das wird noch länger dauern, so ein Trümmerbruch ist nicht ohne. Wir werden sie dann erst mal in künstliches Koma versetzen. So für zwei bis drei Tage vermutlich. Dann können sie sich an der Pforte im Haupthaus melden. Haben sie eine Patientenverfügung von ihr"? "Nein, es ist ja meine Ex-Frau. Aber Joe ist unser gemeinsames Kind". Sie seufzte. "Mehr darf ich ihnen leider nicht sagen. Aber wenn sie sie besuchen und sie ansprechbar ist, dann können sie ja alles mit ihr selbst besprechen". "Danke für alles", sagte ich, und konnte nur schwer meine Tränen zurückhalten. Ich fuhr mit Joe in meine kleine Wohnung und machte ihn schlaffertig. "Wann kann ich denn zu Mama?", fragte Joe. "Das wird wohl ein bisschen dauern. Aber ich hoffe, du kannst mit ihr dann skypen, wenn es geht". "Ohh toll", sagte Joe, und schlief trotz der Aufregung schnell ein.

Ich nicht. Die Sache warf ja einiges über den Haufen. Die Sache mit dem Auslandseinsatz konnte ich erst mal vergessen. Gleich morgen würde ich bei der Hilfsorganisation anrufen. Es dauerte eine Weile, bis ich endlich einschlafen konnte. Am anderen Morgen machte ich erst mal Joe fertig. Glücklicherweise hatte ich einige Wechselsachen da, da ich ja manchmal auch spontan einsprang, eine wichtige Notwendigkeit. Dann brachte ich Joe in die Kita. Ich sagte dort Bescheid, auch dass und warum ich ihn in den nächsten Tagen wieder holen und bringen würde. Aber mir schwante schon, dass es Monate dauern könnte. Dann fuhr ich in die Firma meiner Frau. Sagte beim Pförtner Bescheid, er wollte es weitergeben. Ich ließ noch ein Kärtchen mit meiner Nummer da und tatsächlich meldete sich später jemand vom Management den ich kurz informierte über die Situation. Die Hilfsorganisation rief ich an und verschob die Sache auf unbestimmte Zeit. Ich informierte die Frau vom Jugendamt. Dann fuhr ich zur Arbeit. Melinda, meine Chefin in der Apotheke, war natürlich hocherfreut, dass ich ihr doch noch länger zur Verfügung stehen würde, hatte sie doch noch keinen Ersatz für mich gefunden. Aber trotzdem versicherte sie mir ihre Anteilnahme wegen meiner Ex-Frau. Es würde wohl auch wenig Probleme machen um mal die eine oder andere Zeit loszueisen, die ich demnächst für die Situation benötigen würde. Ja, und dann begann der Kundenbetrieb und ich hatte viel zu tun und kam erst mal auf andere Gedanken.

Nach zwei Tagen rief ich im Krankenhaus an, aber Anna lag noch auf der Wachstation, sagten sie mir. Dann würde ich es am nächsten Tag versuchen. Heute würde es sicher zu spät werden. Am anderen Tag war Wochenende. Am frühen Nachmittag brachte ich Joe zu meiner Schwester Bettina. Ich hatte ihr natürlich schon Bescheid gegeben. Dann ging ich zum Krankenhaus. Station O3, sagten sie mir. Ich dorthin. Zimmer 311. Ich ging hin, klopfte. Ganz leise hörte man ein "Jaa". Ich ging rein. Da lag sie. Oder das, was von ihr übrig war. Nix mehr Powerfrau. Blass lag sie da. Ein sehr gequältes Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Gut siehst du aus. Willst du mich heiraten", fragte ich. "Deine Witze waren auch schon mal besser", sagte sie. "Wie fühlst du dich"? "Schlapp und mir brummt der Schädel". Sie sprach ganz leise, als hätte sie jede Energie verloren. "Was ist mit Joe"? "Ich hab ihn erst mal vor mir in Sicherheit gebracht. Er ist bei meiner Schwester. Dein Antrag ist übrigens abgeschmettert worden". "Da bin ich wohl auch ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Tut mir leid". "Gute Überleitung zum Unfall: was ist denn passiert"? "Ich weiß es nicht mehr. Ich fuhr, auf einmal war vor mir ein LKW, ich hab die Bremse gesucht bin aber mit meinen Schuhen hängen geblieben und dann hat es schon gekracht und ich war weg".

Für den Satz hätte sie früher nur ein Viertel der Zeit gebraucht. "Nett sieht das aus", sagte ich. "Wechselst du jetzt die Branche? Futuristischer Film? Anna Terminator"? Wieder huschte ein gequältes Lächeln über das Gesicht. Ihre Beine sahen aber auch aus ... überall steckten Metallstäbe drin und dazwischen einige Schienen. "Meinst du, das wird wieder?", fragte sie. "Werd ich je wieder laufen können"? "Das weiß ich nicht. Aber ich werd alles dafür tun, damit Joe wieder seine komplette Mama bekommt. Hast du denn nicht den Arzt gefragt"? "Der hat mir was gesagt. Aber da war ich noch ganz benommen. Bin ich eigentlich immer noch". "Willst du mal Joe sprechen"? "Ist er hier"? "Nein. Kinder dürfen hier nicht rein. Aber es gibt ja moderne Technik. Darf man hier Handys"? "Ich glaube nicht"! "Ach, scheißegal". Ich startete die App und rief bei Bettina an. Das Gesicht von Joe erschien. "Hallo Mama. Du siehst ja so aus wie ein Araper". "Das ist kein Turban, das ist ein Verband". "Wirst du wieder gesund Mama"? "Klar doch, mein Großer. Es wird nur etwas dauern. Kannst du so lange warten"? "Ich versuche es Mama. Wann kann ich denn zu dir"? "Bald, mein Großer. Ich muss mich jetzt ausruhen. Sei tapfer und höre auf deinen Papa, ja". "Mach ich Mama"! Er winkte noch, Bettina auch, dann wurde das Bild schwarz.

"Was nun", fragte ich. "Kommst du klar mit Joe?", fragte sie "Natürlich. Aber meine Bude ist sehr klein, ich hab nur wenig Sachen, Geld ist auch knapp, weißt du ja". "Wart mal", sagte sie. "Da im Schrank ist meine Tasche. Da ist der Schlüssel drin. Ich würde vorschlagen, du gehst mit Joe erst mal wieder in mein Haus. Da ist ja alles was du brauchst. Im Portmonaise ist auch Geld, ich glaube 600 Euro. Das dürfte für die ersten zwei oder drei Wochen reichen. Ich gebe dir noch 'ne Vollmacht für die täglichen Sachen. Das ist doch ok für dich, oder? Ich meine trotz der Scheidung"? "Keine Angst, ich werde dir nicht schaden. Und jetzt hol ich mal den Arzt". Ich ging zum Schwesternzimmer, die wollten sich kümmern. Ich hatte Glück und er kam schon nach zwei Minuten.

"Tag Herr Gluth, sie wollen bestimmt wissen wie es ihrer Frau geht". "Sehe ich ja, meiner Ex-Frau geht's beschissen, aber wie genau"? "Ohh, ich wusste nicht ... darf ich ihm ..."? "Dürfen sie", sagte Anna. "Ok, also ihre Frau hatte ja diesen Unfall. Der Airbag ging auf, trotzdem eine Gehirnerschütterung. Es wird da in den nächsten Wochen noch Kopfschmerzen geben und auch Schwindel. Dann zwei Rippenbrüche, ein paar Abschürfungen, Prellungen. Am schlimmsten hat es ihre Beine erwischt. Der Motorblock ist da rein gedrückt worden und hat einiges zertrümmert. Wir haben alles wieder zusammensetzen können, aber es wird sehr langwierig, das kann ich ihnen schon mal sagen. Es ist außerdem Dreck reingekommen, es waren ja offene Brüche. Das ist immer problematisch. Keime können eindringen. Wir geben Antibiotika, aber immer helfen die nicht. Wir können nichts versprechen". "Wie lange denn"? "Ich fürchte, es wird ein Vierteljahr dauern. Mindestens. Und dann kommt noch die Reha. Aber erst mal muss alles abheilen". "Was kann ich denn tun"? "Erst mal nicht viel. Entlasten sie ihre Frau. Ex-Frau. Besuchen sie sie oft. Die psyschischen Probleme sind oft die schlimmsten. Und sie können helfen, ihre Füße zu massieren, damit die Gelenke nicht versteifen. Das aber in frühestens zwei Wochen, wenn es ein wenig abgeschwollen ist. Das zeigen wir ihnen dann noch. Wir machen das zwar auch, aber unsere Ressourcen sind begrenzt. Sparmaßnahmen, sie wissen schon. Sicher müssen sie das erst mal verdauen. Wenn sie sonst noch Fragen haben, einfach vorne Bescheid sagen. Ich kann zwar nicht immer gleich kommen, aber versuche es". "Danke Herr Doktor". "Gerne".

"Und, willst du mich jetzt immer noch heiraten", versuchte sie einen Witz. "Gute Aussichten, ich überlege es mir aber noch. So ein Titanmodell von Frau ist sicher viel zu teuer". Nun fiel sie in sich zusammen. "Ich glaub ich muss jetzt schlafen. Ich bin soooo müde. Danke, dass du gekommen bist". "Ich komm morgen wieder. Jeden Tag wenn du willst". Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange, winkte noch und verließ das Zimmer mit dem Schlüssel und dem Geld. Das mit der Vollmacht könnten wir morgen machen, heute eilte es nicht. Ich hatte ihr schon seit langer Zeit keinen Kuss mehr gegeben. Eigentlich nicht mehr seit dem Tag, als sie mir die Scheidung eröffnete. Ich holte erst einmal Joe und brachte ihn ins Bett, den kleinen Umzug konnte ich morgen machen. Ehe ich selbst ins Bett ging, machte ich mir erst einmal einen Plan mit den dringlichsten Sachen. Es würde viel Arbeit auf mich zu kommen.

Am nächsten Tag parkte ich Joe wieder bei Bettina, während ich die wichtigsten Sachen zu meiner alten Wohnung fuhr. Es waren drei Fahrten. Einräumen konnte ich später. Ich fuhr noch zu Anna, die sich natürlich wieder über meinen Besuch freute und heute schon ein wenig besser drauf war. Auch am Folgetag fuhr ich hin. Leider sprang da auch schon einer von ihren Business Typen herum, so ein Schlipsträger. Ich ging wieder raus, und wartete, bis er weg war. Dann ging ich rein. "Ich muss mal mit dir schimpfen, Anna. Es geht hier für dich um alles, und du denkst nur wieder an deine Arbeit. Du musst dich jetzt erholen, runterkommen. Wenn du wieder in den Job einsteigst, selbst wenn es nur halb ist, flutet sich dein Körper mit Stresshormonen, und die Heilung wird nichts. Wenn du beim Unfall gestorben wärst, dann hätten sie ja auch ohne dich auskommen müssen". "Du hast ja Recht", sagte sie. "Ja, ich werde denen sagen, dass sie alles ohne mich machen müssen. Gleich morgen, wenn noch mal einer kommt".

"Wie geht es dir heute"? "Mir brummt immer noch der Schädel". "Willkommen im Klub. Mir auch, aber aus anderen Gründen. Aber ich werd das schon schaffen". "Ich weiß gar nicht, wie ich mich bedanken soll". "Denk da nicht drüber nach. Werd einfach erst einmal gesund". "Wie geht's Joe"? "Er ist tapfer, aber er vermisst dich natürlich. Wenn das Ärgste vorbei ist, werden wir dich mal in einen Rolli setzen, dann könnt ihr euch im Park treffen oder unten im Foyer". "Da freue ich mich schon drauf". "Ich hab dir mal die Vollmacht mitgebracht. Ich hab es erst mal auf ein Vierteljahr begrenzt und auf Rechtsgeschäfte bis 300 Euro, für mehr müssten wir dann andere Lösungen finden". "Ja danke, das ist gut so. Gib mal her, ich unterschreibe, dann leg ich mich wieder hin. Also ich schlafe, liegen tue ich ja schon". Ich verabschiedete mich dann wieder mit einem Kuss auf die Wange.

Irgendwie bin ich schon ein ziemlicher Idiot. Mir war längst klar, ich liebte sie immer noch. Trotz allem. Wir waren so unterschiedlich. Sie die Erfolgsfrau, die sich durchboxte. Ich der Bescheidene, konfliktscheue. Ihr Ruhepol sollte ich sein, meinte sie damals. Vielleicht war sie ja tatsächlich mal in mich verliebt. Wie lange? Dann kam bald die Hochzeit, dann Joe. Bald darauf dann die Vorhaltungen. Ich sollte doch mehr aus meinem Leben machen. Warum nicht weiter Ruhepol bleiben? Ja, und dann die Affäre von Anna. Und als die bald zu Ende war, überraschend der Scheidungswunsch. Immer war sie der treibende Keil. Fast freute ich mich, sie jetzt mal so ausgeknockt zusehen. Aber trotzdem brauchte Joe sie heil wieder. Ich eigentlich auch.

In den nächsten Wochen ging es langsam vorwärts mit der Heilung. Die Beine schwollen langsam ab. Ich besuchte sie jetzt jeden Tag zwei mal, einmal war die Massage vor meiner Arbeit, die andere am späten Nachmittag. Ja, und dann nach drei Wochen dann das erste direkte Wiedertreffen mit Joe. Es flossen viele Tränen, auch bei Joe, als er sie so im Rollstuhl und mit den vielen Metallstreben in ihren Beinen sah. Aber für die Psyche war es natürlich wichtig. Ein paar Wochen vergingen, dann tauchten erste Probleme auf. Die Heilung schritt nicht mehr so voran, wie es sollte. Die Beine wurden wieder dicker, Wunden eiterten wieder, die Entzündungswerte gingen hoch, es gab Fieberschübe. Die Ärzte waren besorgt. Sie gaben eine andere Art von Antibiotika, aber die half auch nicht lange, dann ging der Zirkus wieder von vorne los. Jetzt half nur noch die letzte Waffe, das Reserveantibiotikum. Tatsächlich half es wie das andere kurz, aber dann war klar, nicht ausreichend.

Man sah an, daß Anna verzweifelt war. Ihre Kopfschmerzen waren schon lange weg, jetzt schmerzten ihre Beine. Ich war zu Besuch und hatte nach dem Arzt gefragt. Nach einer Weile kam er ins Zimmer, schaute mit trauriger Miene zu ihr und zu mir. "Es sieht nicht gut aus mit ihren Beinen", sagte er zu Anna. "Alles deutet auf einen Bakterienbefall hin. Ein multiresistenter Stamm. Wir haben alles versucht, aber wir können ihn nicht stoppen. Noch wird er von ihrem Immunsystem in Schach gehalten, aber das kann schnell kippen". Er schwieg. "Und was dann?", fragte Anna. "Wenn die Bakterien sich aus dem Knochen heraus in die Blutbahn ausbreiten, wird es zu einer Sepsis kommen. Ein überschießendes Immunsystem. Dann müssen wir das Bein amputieren. Vielleicht sogar beide. Machen wir das nicht, würden sie sterben"! "Und da gibt es keinen anderen Ausweg"? "Keinen, den wir anwenden können". "Also gibt es doch einen"? "Ich muss mich erst mal schlau machen. Ich komme morgen nochmal zu ihnen". Er ging aus dem Zimmer, ziemlich geknickt. Anna weinte leise. Mir kamen auch die Tränen, und ich hielt tröstend ihre Hand. "Was sollen wir denn jetzt machen?", heulte sie. "Halte durch, wir hören uns erst mal morgen seine Idee an, ja"? "Ja ok, ich versuch mal zu schlafen, wenn es geht". Sie drehte sich um. Ich ging leise aus dem Zimmer. Es war klar, sie musste jetzt erst mal selber mit sich kämpfen und ich konnte nicht wirklich helfen.

Mit sehr mulmigem Gefühl ging ich am anderen Tag hin. Joe hatte ich natürlich nichts gesagt, aber Bettina schon. Wir warteten. Anna weinte nicht, aber ihr Gesicht sah ziemlich verheult aus. Ich hielt ihre Hand, und die Tür öffnete sich. Der Doktor kam rein. "So, ich hab mal ein wenig recherchiert. Ich hatte einen Studienkollegen aus Georgien, der mir damals von einer Klinik berichtet hatte, die auf so etwas spezialisiert ist. Dort werden solche Keime mit Phagen behandelt". "Phagen?", fragte ich. "Sind das nicht diese Killerviren"? "Ja, genau. In der EU dürfen solche Behandlungen noch nicht erfolgen, nur ein klein wenig Forschung. Das Problem ist, dass diese Phagen nicht standardisiert werden können, so dass die keine Zulassung bekommen. Wirken tun die aber schon, eigentlich sogar mit gutem Erfolg. Aber die Behandlung muss dann woanders erfolgen, in Georgien, in dieser Klinik. Es ist nicht billig, die Kasse zahlt das natürlich nicht, aber". "Das ist kein Problem", sagte Anna. "Was müssen wir tun"? Er gab uns ein Kärtchen. "Herr Nadashze. Der Ansprechpartner für Deutschland. Er organisiert alles. Und es sollte schnell gehen. Am besten schon gestern". "Welche Sprache spricht er denn"? "Englisch, und ein wenig deutsch". "Das musst du selber machen, Anna. Dein Englisch ist viel besser als meines".

Ich hatte ihr schon längst ein neues Handy besorgt, ihres war beim Unfall zu Bruch gegangen. Sie tippte die Nummer ein und rief an. Man sah, wie ihr Herz klopfte. Jemand meldete sich. Anna meldete sich auf englisch. Sie sprach eine ganze Weile, stellte viele Zwischenfragen, einen Teil verstand ich auch, aber nicht alles. Anna machte sich auch Notizen. Dann endlich legte sie auf, nach bestimmt einer Dreiviertelstunde. "So", sagte Anna. "Also ich habe einen Platz in der Klinik vorgebucht. Und für dich nehmen wir ein Hotel. Du kommst doch mit, oder? Kann Bettina sich so lange um Joe kümmern? Ich kann auch noch einen Babysitter organisieren, sie muss doch sicher auch mal weg? Er versucht noch für morgen einen Transport mit dem Flieger zu organisieren. Wir brauchen die Unterlagen aus der Klinik, möglichst in englischer Sprache, aber ich kann das sonst auch übersetzen". "Und, wie sicher ist das ganze"? "Er sagt, die Erfolgsquote liegt bei ca 75%. Garantie gibt es keine. Aber hier gibt es nur eine Bein-Ab Garantie". "Ok, ich spreche mal gleich noch mit dem Arzt".

Ich ging ins Schwesternzimmer und sie versprachen ihm Bescheid zu geben. Heute war er noch im OP und es dauerte länger bis er kam. Er freute sich dass es so schnell geklappt hatte. Er wollte noch bis morgen Vormittag, vorher würde es sowieso nichts werden, die wichtigsten Unterlagen übersetzen und die Entlassung organisieren. Und er schärfte uns ein, wenn es kritisch wird und das Bein doch amputiert werden muss, sollten wir wenn möglich das hier machen lassen. "Na, heute kannst du bestimmt ein wenig besser schlafen oder"? "Ja, wenn das Bein nicht so weh tut. Ich werd mir was gegen die Schmerzen geben lassen". "Bist du aufgeregt"? "Klar. Es kann ja auch scheitern. Aber es gibt jetzt wieder einen Hoffnungsschimmer". Sie sagte es bestimmt, aber ihre Stimme war ganz schwach. "Ich fahr gleich noch zu Joe und Bettina und versuche alles zu erklären und zu organisieren". Damit verabschiedete ich mich von ihr.

Ich sprach mit meiner Chefin und nahm erst einmal unbezahlten Urlaub. Sie war natürlich nicht begeistert, aber es musste sein. Bettina war natürlich auch nicht begeistert, dass sie jetzt so viel mit Joe machen musste, aber auch das musste sein. Ich würde versuchen, ob ich Joe auch irgendwie in Georgien unterbringen und betreuen kann. Ein Visum brauchte man nicht, aber einen Ausweis oder Pass. Den hatte Joe schon, da Anna schon mal mit ihm auf Bali war. Ich war total aufgeregt, da alles so schnell gehen sollte. Ich suchte für mich die nötigen Sachen raus, auch für Anna für den Transport. Keine Ahnung wie die das machen würden, vermutlich mit einem extra Flieger und einem Rollstuhl. Erst gegen Mitternacht kam ich ins Bett, konnte aber kaum schlafen. Schon früh rief mich Anna an und gab alles durch. Ich brachte Joe noch zur Kita, Bettina würde ihn dann abholen und dann dem Babysitter übergeben, da sie selber noch Termine hatte. Anders als gedacht, ging es doch mit einem normalen Linienflug weiter. Anna mit einen Rollstuhl, bei dem man auch die Beine hochlegen konnte. Die wenigen Stunden ging es auch ohne ärztliche Betreuung und ich war ja bei ihr und hatte einige Medikamente. Nur die Flugzeugtoilette ging nicht, aber dafür hatten sie ihr einen Katheter verpasst. Es war das erste mal seit langem, dass Anna richtige Sachen anhatte. Nur die Metallstangen in und an ihren Beinen verhinderten, dass sie einen sexy Eindruck machte.

Sechs Stunden später waren wir in Tiflis gelandet, sowohl Anna als auch ich hatten im Flieger viel geschlafen. Ein organisierter Krankentransporter holte uns ab und fuhr uns in die Klinik. Die ganzen Aufnahmerituale gingen hier, wie mir schien, viel flotter als bei uns. Auch spielte der Datenschutz kaum eine Rolle. Niemand fragte nach meinen Papieren und meiner Berechtigung. Am frühen Abend war Anna dann in der Klinik aufgenommen und ich konnte mich verabschieden. Im Hotel fiel ich wie ein Stein ins Bett. Ich schaute mir am Vormittag ein wenig die Hauptstadt Tiflis an, dann ging ich zur Besuchszeit hin, um Anna zu besuchen. Die hatten dort schon die ersten Untersuchungen gemacht, Punktionen und Abstriche. Die Erreger mussten identifiziert werden, das würde eine Woche dauern, ehe mit der Therapie angefangen werden konnte. Die Ärzte und Schwestern waren hier alle ganz nett und nicht so gestresst wie in Deutschland. Hier wurde Service noch groß geschrieben. Ich dachte ja, es geht gleich los, aber erst musste wirklich rausbekommen werden, ob deren vorhandenen Phagen gegen Annas Bakterienstamm helfen würden.

Es dauerte also alles viel länger als ich dachte. Noch viele weitere Wochen. Gut, dass ich schon gleich nach einer Kita für Joe gesucht und mich angemeldet hatte. So konnte dann endlich auch Joe mit dem Flieger nachgeschickt werden - natürlich mit begleitetem Flug. Gleich zuerst durfte Joe Anna besuchen. Wieder flossen viele Tränen. Am nächsten Tag ging es los mit der Eingewöhnung. Es war eine internationale Kita. Joe kannte erst ein paar Brocken englisch, aber wie es so bei Kindern ist, lernte er schnell. Mein Leben spielte sich in den folgenden Wochen ab Hotel - Kita - Krankenhaus - Freizeit - Kita - Krankenhaus - Hotel, natürlich mit den üblichen Mahlzeiten dabei. Für Anna hatten sie die passenden Phagen gefunden, aber es dauerte bis die Behandlung anschlug. Dann ging es aber ganz langsam aufwärts. Ich besuchte sie mal wieder frühmorgens wie jeden Tag, um ihre Fußbeweglichkeit zu erhalten massierte, dehnte, und streckte ich diese wie in der deutschen Klinik gelernt. Ich verabschiedete mich und ging aus dem Zimmer raus. Plötzlich stand eine Krankenschwester vor mir. Eine neue. Hübsch, aber um einiges älter als ich. Braune, leicht gelockte Haare, die bis weit über die Schulter gingen. Ich stutzte kurz und sie auch. "Hi", sagte ich, und sie "Hallo". Dann ging ich meiner Wege und sie ging rein. Irgendwie hatte ich trotzdem das Gefühl, sie schon einmal irgendwo gesehen zu haben.

Am anderen Tag ging ich vom frühmorgendlichen Krankenhausbesuch zum Hotel, da kam sie mir plötzlich wieder entgehen. Ich grüßte wieder, diesmal auch mit "Hallo", und ging dran vorbei. Die war natürlich ganz anders angezogen, nämlich in sexy. Schwarzes Kleid, knielang, Strumpfhose, Perlenkette. So, als würde sie ausgehen wollen. "Martin"? Ich drehte mich um. Sie schaute mich erstaunt an. "Du bist Martin, oder? "Kennen wir uns"? Sie lächelte. "Ich damals in der Notaufnahme und du Rettungssanitäter. Erinnerst du dich nicht"? Sie sprach mit russischem Akzent und leicht gebrochen deutsch. "Du wirst meinen Namen kennen nicht. Ich bin Irina". "Nein deinen Namen kannte ich nicht, aber gestern hatte ich schon das Gefühl dich schon mal irgendwo gesehen zu haben. Ist ja schon Ewigkeiten her". "Das in Zimmer, ist deine Frau, oder"? Ich verzog ein wenig mein Gesicht bzw. es verdüsterte sich wohl. "Leider nein. Nicht mehr. Das ist meine Ex-Frau". "Ohh, das sein schade". "Ja, leider. Arbeitest du da in der Klinik"? "Ja, aber in anderes Abteilung. Sonst Innere. Gestern jemand fehlen. Ich aushelfen". Ich war froh mal mit jemand anderen als Anna, Joe, Leuten vom Hotel oder den Krankenhausschwestern sprechen zu können.

"Sag mal, hast du Zeit? Du kannst mir ja mal die versteckten Ecken von Tiflis zeigen und ich lade dich zu einem schönen Mittagessen ein". "Klar, habe frei heute ganzes Tag. Du auch? Jetzt ja. Nachher muß ich Sohn von Kita abholen und noch in die Klinik". "Das reicht für erste Sightseeing Tour". Sie überlegte und schaute in verschiedene Richtungen. "Komm mit". "Was sein passiert mit Frau? Nicht mehr lieben"? "Doch, ich schon. Aber sie nicht mehr. Sie hält mich immer für zu ruhig, ich will das aber gar nicht anders, und sie ist ein ruheloses Energiebündel und boxt sich manchmal rücksichtslos durch". "Du wieder zurückhaben wollen"? "Im Prinzip ja, aber ich sehe keine Chance. Sie will ja nicht"! "Und wenn sie will? Jetzt nach Unfall"? "Sie hat sich verändert, ja. Aber da ist noch was. Eine Mauer. Eine Wand. Eine unsichtbare Wand". "Gab es andere Mann oder Frau"? "Ja, eine Affäre. Sie. Es war ein Arbeitskollege. Ein Schlipsträger". "Was sein Schlipsträger"? "Na so ein Typ im Anzug mit so einem langen Ding das am Hals runter baumelt". "Ahh, ich verstehen. Das weh getan, ja"? "Ja, klar". "Und du trotzdem verzeihen wollen"? "Ja, Aber irgendwie geht es halt nicht".

"Du auf Opfer kümmern. Sie aber kein Bild von dir auf Schrank. Nur Sohn". "Ja stimmt. Normalerweise müsste da jetzt ein Bild mit Familie stehen, Vater, Mutter Sohn". "Wenn Mauer weg sein wollen, müssen Ausgleich machen. Selber machen mit andere Frau. Mauer dann immer noch da, aber du drüber klettern wenn Gelegenheit. Und brauchen ganz viele Zeit Ex-Frau ändern Meinung". "Ich habe dich, glaube ich, nicht richtig verstanden". "Du schon verstanden. Wir nicht essen. Gehen Hotel. Nix essen Hotel". "Hast du niemanden"? "Ich Witwe. Mann Unfall. Vor viele viele Jahre". "Willst du das machen, um mir zu helfen"? "Uns beide helfen. Jede Frau mal brauchen Mann. Du gefallen. Du Zeit. Ich Zeit". Mann oh Mann. So dreist hatte mich noch nie eine Frau zum Sex klargemacht. Eigentlich noch nie. Oder hatte ich das falsch verstanden"? "Du willst mit mir schlafen"? "Ja. Gefalle ich nicht"? "Doch doch. Es ist nur nicht üblich, so". Sie lächelte. "Sein nicht schlimm. Komm. Gehen Hotel. Aber nur ein mal. Nur heute. OK"?

Ich bekam Gewissensbisse. Ich konnte doch nicht .... aber warum eigentlich nicht? Ich war nicht mehr verheiratet, konnte dahingehend tun und lassen, was ich wollte. Außerdem würde es nur Sex sein, Keine Liebe. So hatte ich das jedenfalls verstanden. Nach so langer Zeit ohne Sex mit einer richtigen Frau, doch eigentlich keine schlechte Idee. Außerdem sah sie doch hübsch aus. Der Altersunterschied würde keine Rolle spielen. Sie dürfte um die 45-50 Jahre alt sein, sah aber noch total knackig aus. Das Hotel war ganz in der Nähe und es dauerte nicht lange bis wir dort waren. Ich war total aufgeregt. Wir gingen rein, keiner beachtete uns. Ich glaube, hier waren sie ehh nicht prüde. Trotzdem schlich ich mich eher wie ein Verbrecher in das Hotelzimmer. Kaum drinnen, drückte mich Irina an die Wand und küsste mich. Dann sagte sie "Ich machen frisch". Sie ging ins Bad und schloss die Tür hinter sich, aber nicht ab. Gentleman, wie ich war, schaute ich natürlich nicht, was sie dort machte. Dann kam sie heraus.

Die Strumpfhose war weg. Dafür jetzt ein knallroter Lippenstift. Ich saß schon auf der Couch und sie kam zu mir hin, mit einem sexy Gang, fast wie eine Raubkatze. Sie setzte sich neben mich, drehte sich aber gleich zu mir, und küsste mich. Dann drehte sie sich erneut, und schmiegte sich mit dem Rücken an mich. Das Kleid war sehr weit und ich griff einfach von oben hinein. Entweder hatte sie keinen BH, oder sie hatte ihn im Bad auch ausgezogen. Meine Hand ertastete eine Titte. Sie war weich, mittelgroß, hing aber nicht. Fast wie bei einem Teeny. Sie stöhnte. Meine zweite Hand war noch frei. Ich griff nach unten und zog das Kleid dort hoch. Meine Hand suchte und fand die Stelle zwischen ihren Beinen. Sie hatten keinen Slip an. Sie schluchzte und bewegte ihren Unterkörper. Ich küsste ihren Hals. Ihre kastanienbraunen Haare schmeichelten meinen Oberkörper. Ihre Hand ging auch auf die Suche. Sie fand meinen Hosengürtel und öffnete ihn. Dann knöpfte sie meine Hose auf. Ihre Hand glitt in meine Unterhose und holte meinen Schwanz heraus. Er stand schon wie eine Eins.

Sie setzte sich jetzt ein wenig anders hin, und stülpte ihren Mund über ihn. Ich griff nach und schob zwei Finger in ihre Muschi und mit einem dritten massierte ich ihren Kitzler. Sie stöhnte auf und ich auch. Nachdem sie mich eine Weile wahnsinnig schön verwöhnt hatte, kniete ich mich hin, und verwöhnte sie jetzt mit dem Mund. Ihre Muschi schmeckte nach einer Frau, die richtig geil war. Und sie war geil! Ihr Unterleib beschrieb wilde Kreise. "Setz dich hin", sagte sie nach einer Weile. Ich tat es. Erneut verwöhnte sie jetzt meinen Schwanz, aber mit vielen Varianten. Ja, und dann setzte sie sich einfach auf mich, griff sich meinen Schwanz, hielt ihn an die richtige Stelle, und ließ sich drauf sinken. Simultanes Stöhnen kam aus ihrem und meinem Mund. Dann ritt sie mich. Erst wie eine Teufelin, dann aber schon bald viel langsamer. Was folgte war ein Ewigkeiten dauernder Streifzug durch das Kamasutra der körperlichen Liebe. Nach und nach flogen auch alle Klamotten. Ich hatte keine Ahnung wie ich es schaffte, aber ich spritzte nicht ab. Bis sie sagte "Gib es mir. Gib mir dein Samen". Ich war gerade in Missionarsstellung in ihr drin, sie hatte sich an meinen Armen festgekrallt, ich schaute ihr fest in die Augen, machte noch nicht einmal eine Tempoerhöhung, und nach ein paar Minuten kam ich stöhnend in Irina.

Mit feuchten und warm blickenden Augen schaute sie mich an und streichelte noch eine Weile erst meine Arme, dann meinen Popo. Dann konnte ich nicht mehr und ließ mich seitlich herunterfallen. Wir drehten uns auf die Seite und knutschten noch einmal heftig. "Das war so schön sein", sagte Irina. "Das war grandios. Und du warst einsame Spitze", sagte ich. "Was hat man dir denn in Penisschwanz getan?", fragte Irina. "Man sagt nur Penis, oder nur Schwanz, Schwanz ist die vulgäre Variante. Er hatte eine Überdosis attraktive Frau gehabt"! "Ach komm. Bin doch alt"! "Aber attraktiv und hübsch"! "Wirklich"? "Aber ja. Bist du denn auch glücklich für den Moment"? "Bin ich sehr. Hält für die nächsten ein zwei Jahr". "So lange kannst du pausieren"? Sie nickte. "Such dir doch mal wieder einen Mann. Bist doch eine schöne Frau mit guter Figur". "Schwierig zu finden georgischen Mann. Aber ich weiter versuche. Ich hoffen auch helfen für Dich. Für Frau. Für Exfrau". Meine Miene verfinsterte sich wohl wieder, denn Irina schob nach "haben Geduld. Zeit kommen. Jetzt anziehen. Sehenswurdigkeiten warten". "Ach ja". Ich hatte es ganz vergessen. Wir zogen uns also wieder an, richteten uns unser ramponiertes Äußeres wieder her, und gingen los. Die wackligen Knie bekamen bald wieder Kraft. Tatsächlich zeigte mir Irina einige schöne und unbekannte Ecken der Stadt. Schließlich verabschiedeten wir uns voneinander, mit einem langen Kuss.

Ich eilte zur Kita, denn Joe musste abgeholt werden und dann ging es in die Klinik. Ich hoffte, man würde mir nichts anmerken, erst tat es das auch nicht. Dann fiel Anna aber mein zerkratzter Unterarm auf. Bloß gut, dass mir sofort die Hotelkatze einfiel. Die gab es tatsächlich und Joe und ich hatten die schon mehr als einmal gestreichelt. Puhh, noch mal gutgegangen. Aber: ich war ja eigentlich frei, wir waren geschieden, und ich war hier nur für Annas Gesundheit zuständig und hatte kein sexuelles Enthaltsamkeits-Gelübde abgelegt. Trotzdem wäre es mir nicht recht gewesen, wenn sie es erfahren hätte. Zumindest nicht jetzt. Anna war auch sonst gut drauf. Die Behandlung schien tatsächlich zu wirken. Trotzdem sollte es noch etliche Wochen dauern, bis hier alles abgeschlossen war. Ich war erleichtert. Das Schlimmste war abgewendet. Endlich saßen wir alle zusammen wieder im Flieger Richtung Heimat. Dort würde jetzt die weitere Behandlung erfolgen. Ich war sowohl traurig als auch froh, Irina nicht wiedergesehen zu haben. Sie musste ihren Weg weitergehen und ich den meinen.

Es ging erst einmal wieder in die gleiche Klinik, die Unfallklinik. Nach einigen Tagen wurden Anna die Stangen heraus operiert und endlich war das Terminatorfeeling vorbei, welches man bisher immer bei ihrem Anblick bekommen hatte. Dann konnte sie endlich nach Hause, das erste mal seit drei Monaten. Es flossen viele Tränen. Freudentränen, aber auch Sorgentränen. Es war ja noch längst nicht vorbei. Das Glück war, ihre Wohnung war ein Einfamilienhaus mit zwei Etagen, aber alles wichtige war im Erdgeschoss und auf der Rückseite war ein ebenerdiger Eingang für den Rollstuhl. Anna müsste erst einmal wieder gehen lernen, noch saß sie ja im Rollstuhl. Das würden sie in der Reha machen, die in einer Woche starten würde.

Wieder war ich gefragt, fast alle täglichen Dinge musste ich natürlich machen, das war für Anna unmöglich. Ich war kein Pfleger, aber als ehemaliger Rettungssanitäter hatte ich natürlich auch so einiges drauf. Anna zum Duschen herrichten und die Toilettengänge waren das schwierigste. Ja, und dann ging es ab zur Reha. Die würde vier Wochen dauern. Und eine Entscheidung stand an. Eigentlich stand sie schon fest. Aber das Gespräch musste ich machen und es lag mir schwer im Magen. Es war ... einige Tage vor der Reha. "Hör mal Anna, wir müssen reden". Wie immer, wusste oder ahnte sie schon, um was es ging. "Du willst weg"! Ihr Gesicht verfinsterte sich. "Ja, ich muss. Es ist nicht für immer, aber ich muss mich einfach mal freikämpfen, ein wenig Abstand gewinnen". In Annas Augen begannen Tränen zu kommen. "Anna, bitte verstehe doch, in der ganzen Zeit hab ich mich um Dich und um Joe gekümmert, aber jetzt muss ich mich auch mal um mich kümmern". "Ich bin dir ja auch sehr dankbar dafür, was du alles für mich und Joe getan hast. Aber trotzdem .. es tut weh, und ich bin traurig".

Ich schwieg erst, musste mir meine Argumente zurechtlegen. "Anna, wir sind geschieden. Du wolltest das so". "Ja ich weiß, aber...". "Was aber"? "Es kommt mir so vor, als habe ich mich neu in dich verliebt". "Es kommt dir so vor. Siehst du, und darum muss ich gehen. Nicht nur ich brauche Zeit und Abstand, sondern auch du. Du musst rausbekommen, ob es auch wirklich echt ist". "Ist es .. eine andere Frau"? "Nein Anna, da bist du auf dem Holzweg. Meine andere Frau heißt jetzt Afrika". "Du willst da immer noch hin"? "Klar doch, wollte ich doch schon vor deinem Unfall. Nur der hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht". Sie fiel regelrecht in sich zusammen. Nichts mehr mit Kampfeslust. Diese Unfallsache schien sie tatsächlich verändert zu haben, hatte sie nachdenklich gemacht. "Ich kümmere mich noch um Joe und besuche dich jedes Wochenende in der Reha, aber für kurz nachdem du zurückkommst, hab ich das Flugticket gebucht". "Es muss wohl so sein", sagte sie. "Wie lange"? "Ein Jahr", antwortete ich. Sie drehte sich weg, tat so, als würde sie jetzt in ihrem Buch weiterlesen, aber ich wusste, sie weinte jetzt leise. Ein ganz neuer Zug an ihr. Ich stand auf. "Ich bringe jetzt mal Joe ins Bett". Sie nickte nur.

Ihre Reha Zeit verging wie im Flug. Ich hatte wieder in meiner Apotheke angefangen. Meine Chefin hatte glücklicherweise Ersatz gefunden, wenn auch nicht so, wie es optimal wäre. Es war nur eine Halbtageskraft. Und dann, ja, dann war die Reha zu Ende. Ich holte sie ab. Strahlend kam sie mir schon vom Eingang entgegen. Joe lief hin und hätte sie fast umgerannt. "Mama Mama du bist wieder eine Geherin"! Ja, in der Tat. Sie kam jetzt zum Auto hin, mit Gehhilfen. Noch etwas unsicher und langsam, aber es ging. Der Mitarbeiter schob den Rollstuhl hinter ihr her. In den nächsten Wochen würde sie den noch brauchen, da längere Strecken noch nicht gingen. "WOW", sagte ich. "Was für ein Fortschritt. Ich bin so froh wieder die alte Anna zu sehen. Die Dinger brauchst du auch bald nicht mehr". "Ich hoffe es", sagte Anna. Sie war wie erlöst, aber ein dunkler Schatten lag noch über ihrem Gesicht. Ich fuhr los. "Bist du jetzt durch?", fragte ich. "Nicht ganz. Ich muss noch viel üben, zu Hause. Und dann stehen noch OP's an". "Was für OP's denn"? "Plastische Chirurgie. Die Beine sehen noch nicht so hübsch aus, wie sie es bei einer Frau sein sollten". "Ahh, verstehe".

Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Anna hatte jemanden organisiert, der Joe immer bis und von der Kita holen würde, bis sie wieder selbst Auto fahren konnte. Im Haushalt kam sie bereits zu 90% alleine klar. Dann kam der Tag X. Bettina fuhr uns alle hin. "Komm heil wieder", sagte Bettina. "Mach ganz viele Afrikaner heil", sagte Joe. Und Anna: "Ich denke an dich. Danke für alles". Wieder kamen ihr einige Tränen, die sie verschämt wegwischte. Ich winkte noch einmal, dann war ich weg. In Afrika videofonierte ich oft mit Joe, Anna, und Bettina. Einmal war ich erschrocken, als auf einmal anstatt Anna Bettina auftauchte. "Ist was mit Anna?", fragte ich. "Nein, mach dir keine Sorgen. Sie ist in der Klinik und sie verschönern ihre Beine". Ja, ich erinnerte mich. Ja, und dann kam der Rückflug. Der Flieger landete morgens um 9 Uhr. Nach der Kontrolle konnte ich endlich mit meinem Koffer in den Ankunftsbereich. "Papa Papa"! rief Joe und kam gleich auf mich zu gestürmt. "Mensch mein Großer, bist du groß geworden". "Hast du mir was mitgebracht aus Afrika"? "Klar, hab ich alles im Koffer".

Wir gingen zu Anna. Sie hatte doch tatsächlich schon wieder Tränen in den Augen, obwohl sie lächelte. "Schön dass du wieder da bist. Ich hab dich so vermisst. Willst du mich heiraten"? Sie umarmte mich dabei. "Ich freue mich auch, wieder hier zu sein", umschiffte ich die Klippe. "Du wirst natürlich wieder bei mir im Haus wohnen", sagte Anna. Wir gingen zum Parkbereich. Verwundert schaute ich mir ihr Auto an. Es war nur ein Golf. "Ohh, neue Bescheidenheit"? "Reicht doch", sagte Anna. Wir fuhren zu ihrem Haus und luden alles aus. Ich überreichte meine Mitbringsel, für Bettina hatte ich natürlich auch einiges. Für Anna hatte ich vor allem Dekosachen und handgefertigten Schmuck, für Joe handgefertigtes Spielzeug, Gefährte, was die älteren Kinder dort aus alten Coladosen und ähnlichem bastelten.

"Ich weiß, du musst erst mal wieder ankommen, aber was hältst du von einem Urlaub? Einem gemeinsamen Urlaub", fragte Anna. "Wohin und wann soll es denn losgehen?", fragte ich. "Ins Gebirge. Wanderurlaub. Kommendes Wochenende. Bist du dabei? Noch hab ich nicht gebucht". "Ich weiß nicht, ich...". "Mach dir keine Gedanken, du hast dich nach meinem Unfall so viel um mich gekümmert, das könnt ich im Leben nicht zurückzahlen". Wir würden dann wohl in einem Zimmer schlafen, bestimmt auch in einem Bett, ich war mir nicht sicher, ob ich das aushalte. Aber Joe wäre ja auch mit dabei. "Ja ok, das passt schon. War schon lange nicht mehr in den Bergen". Anna atmete auf. War das ihr Plan Rückeroberung? Als Joe dann im Bett war, saßen wir noch ein wenig, und unterhielten uns.

"Du hast meine Frage gar nicht beantwortet"! Ich lachte. "Du meine Frage damals in der Klinik auch nicht". Jetzt lachte sie. "Da hättest du mich sowieso nicht genommen"! "Stimmt. Ich habe da absichtlich nichts zu gesagt. Ich hab da irgendwie noch eine Blockade, die weg muss. Bitte versteh". Sie legte mir ihre Hand auf den Arm. "Ja klar. Ist mir bewusst, dass das jetzt total überraschend kommt". Sie schwieg einen Moment. "Gab es denn eine Frau in Afrika? Oder Frauen"? Ich lächelte. "Ich bin da nicht hingefahren um Frauen kennenzulernen. Ich hab auch tatsächlich welche kennengelernt, aber nicht so, wie du jetzt vielleicht meinst". "Wie waren sie denn"? "Da war zunächst erst einmal Kathrina. Eine Französin, die aber sehr gut Englisch und auch Deutsch sprach. Ich hab mich natürlich sofort in sie verliebt". "Und"? Anna zog ihre Augenbrauen hoch. "Anna, es war eine Frau. Und noch dazu eine Ärztin". Sie lächelte wieder. "Also bist du abgeblitzt". "So ungefähr. Ich bin gar nicht hin geblitzt. Die war mir dann doch zu kühl und herzlos. Nur eben sehr sehr schön". "Und die anderen? Die Afrikanerinnen"? "Na ja, da gab es ja noch Swantje. Die Holländerin. Die war aber eher auf afrikanische Männer aus. Und Solveig, unsere Schwedin dort, die hatte .. also ich glaube, die stand eher auf Frauen. Angebaggert hab ich keine von den dreien. Und eine Afrikanerin auch nicht".

Anna wirkte nachdenklich. "Wieso nicht? Fandest du die nicht hübsch"? Mein Gott, die wollte es aber wissen. "Da waren erst mal die resoluten. Da hatten mich tatsächlich einige angebaggert. Aber die wollte ich nicht. Noch nicht mal für einen One Night Stand. Die meisten waren ziemlich dick, mindestens jedoch ihr Popo. Und die anderen, die zurückhaltenden, die wollten halt, dass ich den ersten Schritt mache. Das ist ja nicht so mein Ding. Und davon mal abgesehen, ist es schwierig für mich, mit der afrikanischen Mentalität klarzukommen. Es wird alles laut und wild gestikulierend ausdiskutiert. Nach spätestens 6 Wochen hätte ich entnervt das Handtuch geworfen". "Ach, du Ärmster"! "Du sagst es". Wir tranken den Wein noch zu Ende und gingen dann ganz brav jeder in sein Bett. Annas war ja unten, meines oben im Besucherzimmer. In den nächsten Tagen traf ich Vorbereitungen, ich hatte den ganzen Tag zu tun, Reiseabrechnungen, Ummeldungen, etc. Ich ging auch bei meiner Chefin vorbei, die sich freute dass sie mit mir dann wieder eine Ganztagskraft haben würde. Das dann aber erst in 6 Wochen. Ich wunderte mich über Anna. So entspannt war sie damals nicht. Sie schaute zwar immer noch ab und an in irgendeine Akte rein, aber verfolgte weder Börsenkurse noch sonst was.

So kam der Tag der Fahrt. Anna hatte schlecht geschlafen und so übernahm ich den meisten Teil der Fahrt, während Anna noch ein wenig dahindämmerte. Joe freute sich schon und war ganz aufgeregt, blieb aber trotzdem schön brav in seinem Kindersitz und spielte mit den afrikanischen Blechdosenfahrzeugen. Im Hotel (ein großes) wurden wir freundlich begrüßt und trugen uns da als Mann und Frau ein - dank des Namens ja auch kein Problem. Die Anrede der Empfangsdame korrigierten wir nicht. Sollten die doch weiter denken, wir wären Mann und Frau. Ich war ziemlich alle und schlief kurz nach dem späten Abendessen ein. Am anderen Tag war herrliches Wetter, was auf der Fahrt hierher noch nicht so war - da hatte es am Schluss gepladdert. Wir wanderten am Fluss entlang, und Nachmittags sahen wir Joe zu, der sich auf dem Hotelspielplatz vergnügte. Abends saß ich mit Anna noch auf dem Balkon. Ich fragte sie aus wie es damals in der Reha war und wie sie die Zeit meiner Abwesenheit gemeistert hatte und so. Ich wollte sie auch fragen ob sie in der Bank einen neuen Job hatte, aber ich traute mich nicht. Das sah ja alles schon so nach Degradierung aus. Am zweiten Tag ging es schon höher hinaus. Wir gingen einen nicht besonders weiten Weg, bei dem mehrere Almen wie auf einer Perlenkette aufgereiht waren. Jede hatte eine andere Spezialität zu bieten. Abends gab es ein heftiges Gewitter. Aber das war ja normal hier in den Bergen.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann mit der Seilbahn hoch. Es stand der erste Gipfel an. Bis dahin musste man noch ein wenig laufen, und auch Höhenmeter hinter sich bringen, aber Joe hielt tapfer durch. Die Aussicht auf seinen ersten Gipfel in seinem Leben (abseits von Sandhaufen) war wohl ziemlich treibend. Schließlich stand er winzig klein, aber stolz, vor dem riesigen Gipfelkreuz. Wir machten natürlich Fotos, auch von uns allen. Die Seilbahn schaffte weitere Ausflügler heran. Plötzlich kamen drei bekannte Personen an. Eine Mutter aus dem Hotel mit ihren zwei Zwillingen. Joe hatte sie schon längst in sein Herz geschlossen und schon im Hotel mit denen gespielt. Ich bot mich an für Gipfelkreuzfotos und dann verschwanden Anna mit Joe und den beiden Mädchen zu der Schneefläche, die noch vom gestrigen Gewitter übrig war. "Wo ist denn ihr Mann?", fragte ich. "Ach, der hat bei so was immer Höhenangst und ist im Hotel geblieben". "Und, wo ist ihre Frau"? Ich schaute zu Anna. "Das ist nicht ihre Frau, oder"? "Woher wissen sie das denn"? "Weibliche Beobachtungsgabe. Sie hätten sie gern, und sie sie auch, das sieht man an ihren Blicken, aber ihre Gesten sind auf Distanz".

"Es ist meine Ex-Frau", sagte ich. "Wollen sie das ändern"? "Ich weiß nicht. Vielleicht. Vermutlich schon". "Und, wo klemmt es"? Ich zeigte auf meinen Kopf. "Ich mach ihnen mal ein Angebot. Wir wollten morgen sowieso auf den großen Abenteuerspielplatz, dann würden wir ihren Jungen mitnehmen und sie hätten mal Zeit für sich. Wäre das was"? Ich schaute sie an. "Meinen sie das Ernst? Das wollen sie tun"? "Aber ja doch"! "Sie sind eine Psychologin, oder"? "Merkt man das"? "Nee. Sie wirken völlig normal". Sie lachte. "Danke für das Lob. Leider gibt es da so ein Klischee". "Ich weiß was sie meinen. Also um auf die Sache zurückzukommen, ich spreche mal mit meiner Frau. Ex-Frau". "Na dann viel Glück. Bestimmt wird sie ja sagen". "Haben sie eine Idee"? Sie lächelte. "Am besten, wo am Ende einer gemeinsam geschafften Anstrengung etwas atemberaubend Schönes wartet". "Meine Ex-Frau"? "Die auch. Aber vielleicht ein schöner Bergsee. Wie wäre es mit dem Herzsee"? "Ah ja, den habe ich schon im Führer gesehen". "Starten sie früh, damit sie dort alleine sind". "Danke für den Tipp".

Anna kam zurück. "Na, flirtest du wieder"? "Yupp, hab sie klargemacht. Ich mach nachher einen Dreier mit ihr und ihrem Mann". "Ohh, sie sind aus dem Hotel, oder? Aus unserem"? "Ja, stimmt. Sie sollten das Angebot annehmen". "Das mit dem Dreier"? "Nein, das mit dem Betreuungstag", lachte sie. "Erzählt ihnen gleich ihr Mann. Ihr Ex-Mann". "Komm Joe", rief ich. "Vielen Dank und bis nachher", sagte ich noch, und wir machten uns wieder auf den Weg zur Station. Überraschend schnell sagte sie zu. Sogar für den nicht gerade unanstrengenden Weg bis zur See. Am Abend trafen wir das Ehepaar und besprachen alles und bedankten uns noch überschwänglich, bevor wir ermattet ins Bett fielen. Am Nachmittag war es sehr warm geworden und es gab kein Abendgewitter. Als ich morgens aufwachte, lag Anna neben mir. Ohne Bettdecke. Sie hatte ihre Angewohnheit, nackt zu schlafen, immer noch.

Wie schön sie doch immer noch ist, dachte ich. Ich fuhr mit der Hand ihre Kurven ab, ohne sie zu berühren. Plötzlich räkelte sie sich und drehte sich um. "Guten Morgen. Beobachtest du mich"? "Ja, deine Schönheit". "Das ist gleich vorbei. Nach der Dusche ziehe ich mich an. Wir sind spät dran. Wir wollten doch früh los"! Wir standen auf, ich weckte Joe und kümmerte mich um ihn, dann war Anna auch schon mit ihrer Dusche fertig. Nach dem Frühstück gaben wir Joe bei den Werners ab, so hieß die Familie, und schärften ihm ein, schön lieb zu sein. Er schäkerte schon wieder ein wenig mit den Zwillingen. Tja Joe, da müsst ihr alle noch ein wenig warten, bis ihr merkt was man zusammen für schöne Sachen miteinander machen kann.

Wir nahmen unsere schon vorgepackten Rucksäcke und gingen los, direkt vom Hotel. Acht Kilometer warteten auf uns, allerdings mit nur mäßigem Anstieg. Nach zwei Stunden ging es dann vom Hauptweg ab in schwierigeres Gelände mit vielen Steinen und auch einigen sumpfigen Stellen. Dann endlich waren wir da, und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie im Bilderbuch lag der See spiegelglatt und strahlend blau vor uns. Wir setzten uns auf einen niedrigen Felsen direkt am Ufer. "Er ist fast so schön wie du", sagte ich. Anna schaute mich ein wenig traurig an. "Du willst mich gar nicht mehr, oder"? "Doch, aber ich habe Angst. Momentan bist du ganz lieb, aber ich habe Angst, dass du dann wieder die kühle, unbeugsame Bankerin wirst. Das bringt wohl der Beruf mit sich". Sie schaute mich erstaunt an. "Ich arbeite schon lange nicht mehr bei der Bank. Ich bin jetzt bei der Verbraucherschutzzentrale". Jetzt war es an mir, erstaunt zu schauen. "Du bist nicht"!? "Nicht mehr. Aber ich bin immer noch schuldig am scheitern unserer Ehe. Ich hab alles kaputt gemacht, war egoistisch. Es musste erst der Unfall kommen, ehe ich erkannt habe, was wirklich wichtig ist. All die vielen Leute, Ärzte, Sanitäter, Feuerwehr, Krankenschwestern, Bettina, und natürlich besonders du, alle haben mir geholfen. Die meisten für einen Hungerlohn. Und du völlig selbstlos. Eigentlich verdiene ich dich gar nicht. Nicht mehr. Und betrogen hatte ich dich damals ja auch".

Das war es! Die Blockade! Ich hatte die ganze Zeit gedacht, sie wäre immer noch bei der Bank! Sie hatte die Seiten gewechselt, war jetzt bei den Guten. Und damit also auch ganz ein anderer Mensch geworden. Zeit auch für mich, reinen Tisch zu machen. Ich hoffte, es würde die neue Annäherung nicht zerstören. "Ich hatte auch Sex", sagte ich. Es war nur ein einziges mal, da warst du noch in der Klinik und schon auf dem Weg der Besserung. Du bist also in guter Gesellschaft". "Wir sind ja nicht mehr verheiratet. War eigentlich ein Wunder, dass es nicht schon früher passiert ist", sagte Anna traurig. "Ich liebte diese Frau nicht. Es war nur Sex". Jetzt fing Anna an zu weinen. Erst nur ein wenig, dann immer mehr. "Anna, bitte! Anna". Ich drang gar nicht mehr zu ihr durch. "Ich bin so eine egoistische Ziege gewesen", heulte sie. "Anna, jetzt hör doch mal auf. Ich liebe dich immer noch". Trotzdem heulte sie weiter, jetzt sogar noch mehr. Ich zog mich aus und holte aus dem Rucksack zwei mitgebrachte Hotelhandtücher. Ich ging ein paar Schritte in den See. Das Wasser war sehr kalt. "Komm her Anna! Wenn ein paar Tränen von dir in den See fallen, wird er noch schöner"!

Anna schaute erst komisch, dann zog sie sich aber tatsächlich auch aus, und kam hinterher. Ich ging noch ein wenig weiter rein. Das Ufer fiel steil ab. Anna quiekte auf. Einmal, zweimal, drei mal. Sie hatte immer noch Tränen in den Augen, biss sich aber jetzt auf die Lippen. Sie kam auf mich zu. Tatsächlich nahm der See jetzt eine blaugoldene Farbe an, wurde also tatsächlich schöner. Vermutlich war es aber nur die Spiegelung ihrer blonden Haare. "Verdammt ist das kalt", rief sie, im nächsten Moment hatte ich aber schon ihre Lippen auf den meinen. Die Zeit blieb stehen und wir küssten uns erst zärtlich, dann leidenschaftlich. Ich schaute Anna tief in die Augen. "Wir müssen hier wieder raus, sonst frieren wir fest". Schnell bewegten wir uns zu unserem Platz wo die Handtücher lagen, und trockneten uns ab. Ich legte die Handtücher hin und wir sanken darauf, und knutschten. Wie Schlangen wirbelten sich unsere Extremitäten umeinander.

Plötzlich lag ich unten, und Anna war auf mir. Sie griff einfach nach hinten und setzte sich meinen Schwanz an. "Du willst doch, oder?", hauchte sie ihre Frage. Die neue Höflichkeit. "Ja, bitte mach. Liebe mich"! Anna fing an mich reitzuficken. Sie machte das so gut wie früher und ich nutzte das natürlich auch um alle Körperteile, die mir so lange entzogen waren, wieder zu streicheln und zu massieren. Ich schaute ihren wundervollen Körper an, die langen, blonden, jetzt etwas nassen Haare, ihre schönen großen Titten, sah, wie mein Schwanz nass glänzend immer wieder in ihrem Liebesdreieck verschwand. Sie musste genauso wie ich sehr erregt sein. Es dauerte nicht so lange wie damals bei Irina. Wusste doch Anna genau, wie sie mich schnell und fachgerecht entsaften kann. Also es dauerte schon länger als fünf Minuten, aber weniger als zehn, schätze ich. Es kribbelte gewaltig, ich bäumte mich auf und kam stöhnend in Anna, während sie auf mir mit geschlossenen Augen saß, wie eine richtige Reiterin auf dem Pferd. Dann ließ sie sich seufzend zu mir heruntersinken und gab mir erst einmal einen saftigen Zungenkuss. Dann ließ sie sich seitlich fallen. WOW. Endlich wieder mit Anna. Mein erster Fick im Freien. Mein erster Fick an einem Bergsee.

Anna schaute mich verliebt an und streichelte sich ihren Kitzler. "Es ist schön, wieder deinen Samen in mir zu spüren", sagte sie. "Die Antwort ist ja". "Was, wegen dem Samen"? "Nein, die andere Antwort". "Ja"? "Ja"! "Aber was meinst du"? "Weißt du nicht mehr, was du mich am Flughafen gefragt hast"? "Beim Abflug"? "Nein, bei der Ankunft. Und die Antwort ist ja". "Wie war denn die Frage"? Du sagtest: "Schön dass du wieder da bist. Ich hab dich so vermisst. Willst du mich heiraten? Das letzte war die Frage. Die Antwort ist ja". "Wirklich? Ich liebe dich! Ich bin so glücklich"! "Ich liebe dich auch wieder"! Man hörte Stimmen. "Anna, lass uns mal anziehen. Da kommt jemand"! In Windeseile zogen wir uns an. Gerade noch rechtzeitig. Da tauchte jetzt ein Paar auf, in Wanderklamotten. Wir waren noch dabei alles ihn die Hosen zu stecken. Bei Anna konnte man an den nassen Haarspitzen noch sehen, dass sie im See gewesen war. Wir packten alles zusammen, grüßten die beiden, und machten uns auf den Rückweg.

Noch nie war mir ein so langer Weg so kurz vorgekommen. Der erste Teil brauchte wegen der Steine unsere volle Aufmerksamkeit, aber beim Rest fassten wir uns an die Hände. Das hatten wir schon Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Wir bogen um die Ecke vor dem Hotel, Joe der auf dem Spielplatz war entdeckte uns und rannte uns entgegen. "Mama, Papa, da seit ihr ja endlich wieder Was ist denn los mit euch? Seit ihr wieder ein Liebespaar"? "Ja, sind wir. Und wir wollen wieder heiraten". "Aber ihr seit doch verschieden! Darf man da wieder heiraten"? "Darf man", sagte ich. "Zwei mal, drei mal, zehn mal". "Ohh gut, dann werde ich auch zehn mal heiraten"! "Bloß nicht!", kam es aus Annas und meinem Mund zugleich. "Aber wieso denn nicht? Ich denke, heiraten ist was schönes"! "Das stimmt, aber die Zeit dazwischen ist ganz schlimm und tut weh". "Ok", schmollte er. "Dann heirate ich eben gleich Lisa und Laura". Die beiden schauten auf, als sie ihren Namen hörten.

Die Frau vom Ehepaar erhob sich auch. "Wie ich sehe hat es geklappt", sagte sie. "Wir sind ihnen so dankbar", sagte Anna. "Dafür müssen sie jetzt unsere Trauzeugin werden". "Mach ich doch gerne". "Wir sprechen nachher noch. Vielen Dank erst mal für alles. Unseren kleinen Bigamisten nehmen wir erst einmal mit, ehe er sich noch weiter reinreitet". Sie zeigte fragend auf ihre Zwillinge. "Genau, die. Wir müssen ihm erst mal die Leviten lesen", lachte Anna. "Bis nachher". "Bis dann". Hand in Hand gingen wir mit Joe ins Hotel hinein.

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