Dr. Dietrich (fm:Schlampen, 14409 Wörter) | ||
Autor: sexy-nadine | ||
Veröffentlicht: Sep 08 2023 | Gesehen / Gelesen: 32608 / 30460 [93%] | Bewertung Geschichte: 9.60 (289 Stimmen) |
Ich besuche den Sprechtag eines Lehrers meines Sohnes und begebe mich damit auf eine sehr interessante und lustvolle Reise.... |
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Dr. Dietrich
Ich fuhr mit einem mulmigen Gefühl zum Termin mit dem Klassenvorstand meines Sohnes, da von diesem Gespräch auch abhing, ob er die letzte Klasse positiv abschließt und somit auch in der nächsten Schule aufgenommen wird. Er hat es leider ziemlich schleifen lassen und trotz allem guten Zureden, Strafen und auch vielen Nachhilfestunden stand er in Mathematik zwischen vier und fünf und es lag an seinem Klassenvorstand - Herrn Professor Dr. Helmut Dietrich - ob die vierte Klasse des Erzbischöflichen Gymnasium positiv abschließen wird.
Ich hatte selbst vor rund 30 Jahren die gleiche Schule mit Matura absolviert und kannte daher Herrn Professor Dietrich schon sehr lange und hatte ihn damals selbst als Lehrer in Mathematik. Herr Dr. Dietrich stand ein Jahr vor der Pensionierung und galt seit Jahrzehnten als einer der gefürchtetsten Lehrer der Schule. Er war immer noch überzeugter Single, was sich wahrscheinlich auf seine alten Tage nicht ändern würde, extrem konservativ und tief religiös und hatte damit bei dem für die Schule zuständigem Bischof ein Brett im Stein und galt daher als unantastbar.
Selbst die immer wieder aufkommenden Gerüchte in Bezug auf die Schüler des Priesterseminars, welches auch ein Teil der Schule war, konnten ihm nichts anhaben. Und die bevorstehende Pensionierung schien auch nicht für eine gewisse Altersmilde bei ihm auszulösen, sondern erwirkte ganz das Gegenteil.
Mein Mann wollte mich zu diesem Termin begleiten jedoch konnte ich ihm dies noch rechtzeitig ausreden, da ich wusste, wenn die beiden total unterschiedlichen Charaktere aufeinander prallen dies für unseren Sohn wohl schon kurz nach der Begrüßung ein Wiederholung der Klasse bedeuten würde. Mein Mann war ein erfolgreicher Manager und hatte sich immer sehr widerwillig meinem Wunsch gebeugt, dass unsere Kinder die Unterstufe des Gymnasiums besuchten, da er weder von den doch sehr altmodischen und konservativen Lernmethoden absolut nichts hielt und jedes Mal aufblühte als unsere beiden älteren Kinder nach der Grundstufe in eine berufsbildende höhere Schule wechselten, wo er sich dann auch sehr aktiv einbrachte.
Obwohl ich für meine Verhältnisse rechtzeitig mit dem Auto wegfahren war fand ich wieder mal keinen Parkplatz in der Nähe der Schule und aufgrund des bevorstehenden Termins - ich wusste, dass es Herr Dr. Dietrich hasste, wenn jemand unpünktlich war - parkte ich mein Auto im Parkverbot und hetzte Richtung Schule. Etwas atemlos kam ich eine Minute vor meinem Termin vor dem Lehrerzimmer von Herrn Dr. Dietrich an und atmete nochmals heftig durch bevor ich an die Türe klopfte.
"Herein" hörte ich die harsche Stimme von Herr Dr. Dietrich und ich öffnete die Türe und betrat das kleine Büro.
"Nadine, schön sie zu sehen", sagte Dr. Dietrich und deutete mit seiner Hand auf den vor seinem Schreibtisch befindlichen Sessel.
"Grüß Gott, Herr Dr. Dietrich, danke, dass sie sich Zeit für mich genommen haben" sagte ich während ich auf dem Sessel Platz nahm und nicht wirklich überrascht war, dass er sich weder erhob noch mir die Hand zu Begrüßung reichte.
"Was kann ich für sie tun", frage er auf ohne mir einen Blick zu schenken.
"Es geht um die Mathematiknote meines Sohnes Lukas. Wie sie wissen ist es sein Herzenswunsch in die Höhere Technische Lehranstalt zu wechseln und dafür benötigt er eine positive Note in Mathematik. Sie wissen wie ich auch, dass es nicht an der Intelligenz meines Sohnes liegt, sondern er einfach in den letzten Monaten es leider etwas zu sehr schleifen hat lassen".
Dr. Dietrich sah jetzt auf und nahm seine Brille ab.
"Das hätte er sich früher überlegen sollen. Sie glauben doch nicht wirklich nur weil sie und ihre beiden anderen Kinder meine Schüler waren, dass ich hier andere Maßstäbe ansetzen würde", sagte er mir einem süffisanten Lächeln.
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