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Die feuerrothaarige Frau und der alte Doktor (fm:Ältere Mann/Frau, 8604 Wörter)

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Veröffentlicht: Mar 18 2024 Gesehen / Gelesen: 13237 / 11046 [83%] Bewertung Geschichte: 9.66 (416 Stimmen)
Ein verwitweter und nach COVID pensionierter praktischer Arzt trifft vollkommen unvorbereitet eine 27jährige Schottin mit feuerrotem Haar, die seiner verstorbenen Ehefrau in jungen Jahren wie ein Zwilling ähnelt. Sie verlieben sich ineinander.

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"Oh, das ist ja spannend", klatschte Vicky in ihre Hände. "Erstens wollen wir heute auch bis Kingshouse wandern, wo wir für die Nacht gebucht haben. Und zweitens können wir gut interessante Unterhaltung gebrauchen. Ich war als Army-Krankenschwester mehrere Jahre in Paderborn, aber nie in der DDR. Ich bin ganz neugierig, wie das Leben im jetzt vereinten Deutschland läuft."

Am Ende des Frühstücks hatten mich Lorna, Vicky und Eilidh eingeladen, mit ihnen zusammen die lange Etappe zu wandern. "Wenn Du am ersten Tag schlapp machst, werden wir Dich schon bis zum Ziel bringen", spottete Lorna noch.

So verließen wir nach dem Check-Out gemeinsam das Hotel und machten uns bei angenehmem Herbstwetter auf den ungefähr 12 Kilometer langen Anstieg von Tyndrum nach Bridge of Orchy. Die Landschaft erstrahlte in einer ganz eigenen Mischung aus dunklem grün, durchmischt mit restlichen, verblühendem violetten Heidekraut und schon vielen Braun- und Goldtönen von welk werdender Vegetation. Am beeindruckendsten war für mich aber die glasklare Luft und der Duft der immer feuchten Highlandmoore, die wir durchwanderten. Selbst wenn man in meiner Heimat durch die Cottbus umgebenden Wälder ging, hatte man immer einen Restgeruch der Braunkohlenkraftwerke, gemischt mit den Zwei-Takt-Motorenabgasen unserer Trabants und Wartburgs in der Nase. Hier roch man 100 Prozent reine Natur, fast ein Schock für Lungen und Nase.

Mit zwei ausgedehnten Pausen brauchten wir vier über acht Stunden bis zu unserem Etappenziel. Dabei erfuhr ich, dass Vicky und Eilidh ein lesbisch-bisexuelles Paar in einer On-Off-Beziehung waren und Lorna ihren Lebensabschnittspartner zwei Monate zuvor mit einem Tritt in den Hintern aus ihrem kleinen Reihenhaus geworfen hatte, nachdem dieser eine 15jährige Schülerin geschwängert und logischerweise Ärger mit der Polizei bekommen hatte.

An unserem Ziel angekommen, tat mir mein gesamter Körper von den Schultern bis an die Zehspitzen weh. Meine Beine und Füße brannten regelrecht. Aber ich wollte mir von den drei gut eingelaufenen jungen Frauen nicht meine Anfängerschmerzen anmerken lassen und genoss mit ihnen gemeinsam nach einer ausgiebigen, warm-kalten Massagedusche ein großartiges Abendessen und zwei randvolle Pints mit Apfel-Cider, was für mich der Inbegriff eines schottischen Erfrischungsgetränks war. Dann merkte ich jedoch sehr schnell die Ermüdung des langen Wandertages durch meinen Körper kriechen und zog mich schon kurz nach neun Uhr in mein Bett zurück, nicht ohne von meinen drei Wandergesellinnen mit je einem lieben, intensiven Kuss ins Bett verabschiedet worden zu sein.

Die ersten Stunden schlief ich tief und fest wie ein Murmeltier, aber dann begann mein Kopf, vermutlich im Halbschlaf durch irgendwelche Geräusche animiert, zu träumen und zu denken. Jedenfalls lag ich im Traum mit allen meinen drei Begleiterinnen in einem gemeinsamen Bett. Sie hatten meine Hände und Füße mit den Frotteegürteln der Hotelbademäntel an die Bettpfosten gefesselt und bedienten sich meiner Dienste nach ihrer Lust, auf meinem steil aufrecht stehenden Penis reitend und mit ihren Pussies wechselweise meinen Mund und mein Gesicht flutend. Es war schon früh am Morgen als ich mit fast berstendem Schwanz aus meinem wild-erotischen Traum erwachte und mich erst einmal mit heftigem Herzklopfen selbst erleichtern musste. Die restliche Nacht blieb ich nur noch im Halbschlaf, immer wieder glitten Phantasiebilder der drei Frauen durch meinen Kopf und hinderten mich an einer weiteren Tiefschlagphase.

Ein wenig verkatert reagierte ich auf mein summendes iphone als meinem Wecker, aber so hatte ich genug Zeit, nach einer erfrischenden Morgendusche meine Beine und Füße sowie meine Schultern mit einem sehr guten Massageöl einzureiben, das ein wenig die Steifheit und den spürbaren Muskelkater minderte. Am Frühstückstisch warteten bereits meine drei Wandergesellen und spotteten ein wenig über mich.

"War es doch ein wenig zu viel gestern?" Lorna grinste hämisch, fast geradezu diabolisch.

Ich grinste zurück. "Ein wackerer Arzt weiß sich zu helfen, meine Liebe. Ich habe immerhin in Leipzig studiert, wo die besten Sportmediziner der DDR zu Hause waren."

"Aha", antworteten die drei in Chor. "Das nennt sich dann vermutlich Doping, oder?"

"Ist mir egal. Ich muss ja nach der heutigen Etappe nicht zur Dopingkontrolle."

Lorna lächelte immer noch. "Da wäre ich mir nicht so sicher, lieber Markus. Es gibt eine ganze Reihe von unterschiedlichen, aber wirksamen Dopingkontrollen. Mal sehen, ob Du recht hast." Die drei Frauen warfen sich kurz vielsagende Blicke zu, die so schnell waren, dass ich sie noch nicht einmal registrierte.

Meine zweite, für die drei Frauen jedoch schon die fünfte Etappe, war landschaftlich absolut spektakulär. Wir marschierten in Richtung auf das westliche Ende des Glencoe, sahen linker Hand das noch verwaiste Skigebiet und den ruhenden Sessellift, konnten aber feststellen, dass die Mountainbiker auf geradezu irre Weise den Berg erobert hatten. Hier gab es sowohl Mountainbike-Rundkurse als auch zwei irrwitzig aussehende Abfahrtsrouten, auf denen sich bereits zu dieser Vormittagsstunde einige leuchtend-grell angezogene Biker den Hang hinab stürzten.

"Ob das Mountain-Café da oben einen eigenen Arzt hat?" dachte ich laut nach. "Ich denke, da gibt es öfters schwere Ambulanzeinsätze, oder?"

"Vermutlich hast du recht", betrachtete auch Vicky den Abhang mit großer Skepsis. "Die nächsten Krankenhäuser sind weit weg. Aber es gibt hier eine Bergwachtstation unten in Glencoe Village, die vermutlich auch dort die erste Hilfe leistet, wenn es nötig ist. Und schwere Stürze werden vermutlich gleich mit dem Hubschrauber nach Glasgow geflogen."

Wir sollten am Ende unseres Wandertages erfahren, dass in der Tat die Einsatzzentrale der Bergwacht für alle Notfälle im Glencoe zuständig war.

Für einen kurzen Wegabschnitt führte unser Weg eng an der einzigen Durchfahrtstraße des Glencoe vorbei, dann bogen wir ab und bestiegen dann bis auf halbe Höhe 'the Devil's Staircase', von wo aus wir einen geradezu atemberaubenden Ausblick auf das westliche Ende des Glencoes hatten. Obwohl unsere Etappe nur 14 Kilometer lang war, ging sie ungeheuer in die Beine. Besonders die Waden und Knöchel waren heftig belastet, ging es doch von rund 800 Metern Höhe auf Naturwegen mit viel losem Geröll und Steinen bis Kinlochleven nur noch bergab. Hier merkte ich, dass mir im Gegensatz zu meinen Begleiterinnen ein wesentliches Ausrüstungsmerkmal fehlte: ein Wanderstab oder 'norwegian stick', der einem beim Abstieg erheblich helfen konnte.

"Wir werden Dir unten in Kinlochleven unbedingt noch einen Stick kaufen", begutachtete Lorna meine Balancierkunststücke. "Die morgige Bergetappe wird bestimmt genauso kniffelig."

Ich war bei unserem Abstieg aber immerhin so gut, dass ich nicht der Länge nach hinfiel. Dort, wo ich mich mit einer Hand abstützen musste, taten meine fingerfreien Wanderhandschuhe ihre Pflicht und bewahrten mich vor lästigen Hautabschürfungen an meinen Handflächen.

Entfernungsangaben auf Fernwanderwegen können manchmal massive Illusionen hervorrufen, immerhin brauchten wir mit Pausen an den wirklich phantastischen Aussichtspunkten gut sechs Stunden, bis wir unser nächstes Etappenziel am Kopfende eines tief in die Küste hineinragenden Meerwasserlochs erreichten: Kinlochleven. Der Ort selbst war eine einzigartige Mischung eines Arbeiterwohnortes der bereits seit achtzig Jahren bestehenden Aluminiumhütte, die von einem hochgelegenen Hydropower-Kraftwerk ihren Strom bezog und einem Touristenort für Wanderer und Bergsteiger. Umgeben von der größten Anzahl so genannter Munros, zehn der umliegenden Gipfel hatten eine Höhe von mehr als 914 Metern oder 3,000 feet, hatte der kleine Ort eine ganze besondere Atmosphäre. Wir hatten alle vier in dem traditionsreichen Hostel des Ortes vorgebucht, die Frauen bekamen das reservierte 4-Bett-Zimmer mit einem freien Bett, wohingegen meine Einzelzimmerbuchung Probleme bereitete. Sie war irgendwo untergegangen und trotz der Auftragsbestätigung, die ich bei mir hatte, gab es ein Problem: es gab kein freies Einzelzimmer mehr. Lorna, die meine Reservierungsprobleme am Rande noch mitbekommen hatte, war schnell zur Rezeption zurückgekehrt und half mir beim Gespräch mit dem Rezeptionisten, der ein für mich fast unverständliches, schottisches Englisch sprach. Letztendlich machte Lorna auch den Lösungsvorschlag, der mir ein Bett für die bevorstehende Nacht sicherte.

"Wenn Du ganz artig bist, darfst Du das freie vierte Bett in unserem Zimmer belegen", schlug sie schließlich vor. "Ich gehe mal eben auf unser Zimmer und bespreche das mit den beiden anderen. Aber ich bin mir sicher, dass sie nichts dagegen haben werden." Wenige Minuten später war sie zurück, machte alles mit dem Rezeptionisten klar und nahm mich ins Schlepptau. Das Hallo von Vicky und Eilidh war groß, als ich das Zimmer betrat. Es war wie in einer Jugendherberge mit zwei zweistöckigen Betten ausgestattet. Ich bekam das Bett unterhalb von Lorna zugewiesen, stellte meinen Rucksack ordentlich in die Zimmerecke, holte meine normalen Anziehsachen und mein Waschzeug hervor und legte alles auf die Extradecke am Fußende. Das Ausziehen meiner Wanderschuhe und der speziellen Wandersocken empfand ich genauso wie die drei Frauen als absolute Wohltat und streckte meine Beine, auf meinem Bett sitzend, von mir.

"Und nun?" fragte ich in den Raum.

"Wir haben ein Bad. Also ganz einfach der Reihe nach, zuerst Vicky und Eilidh, die häufig das Bad zusammen benutzen, dann ich und dann Du." Lornas Einteilung war eindeutig.

"Und da wir alle vier der medizinischen Fakultät angehören, wissen wir alle vier auch, wie Menschen ohne Wanderkleidung aussehen." Vicky, die als Krankenschwester Dienst auf der kleinen Intensivstation des Wicker Krankenhauses leistete, war ebenfalls nicht misszuverstehen und begann, sich zusammen mit ihrer Freundin bis auf einen Slip und einen Sport-BH auszuziehen. Dann verschwanden die beiden Frauen im Badezimmer und wir konnten für einen geraumen Zeitraum die Dusche hören. Ich massierte mir derweil meine an diesem Tag so heftig belasteten Füße, denn ich wollte unter keinen Umständen während dieses Urlaubs Blasen oder sonstige Fußverletzungen riskieren. Lorna saß unterdessen halb ausgezogen auf einem der vier Stühle und unterzog ihre Füße derselben Behandlung.

"Was benutzt Du für Deine Füße?" fragte sie neugierig. "Das riecht echt angenehm. Und scheint zu funktionieren." Ich reichte ihr die Tube einer Creme für Langstreckensportler, die ich bereits seit meinem Studium für meine Füße verwendete.

"Nie gesehen", kommentierte sie, nachdem sie die kleingedruckte pharmazeutische Zusammensetzung auf der Tube studiert hatte. "Darf ich die Creme nachher ausprobieren?"

"Mehr als gerne. Ich mache das sogar zweimal. Zuerst ganz wenig vor dem Duschen, aber kräftig und intensiv einmassieren. Und dann danach auf die weichere Haut nach dem Duschen nur auftragen. Wirkt bei mir Wunder." Ich hob meinen nackten Fuß in die Höhe, so dass Lorna diesen auf kurze Entfernung betrachten konnte.

"Gut gepflegte Männerfüße", stellte Lorna mit dem Ton einer erfahrenen Krankenschwester nüchtern fest. "Sieht man auch nicht so häufig."

Zurück aus dem Badezimmer trugen nun die beiden Frauen leichte, nicht aufwendige Lingerie in himmelblau (Vicky) und leuchtend orange (Eilidh). Sie sahen hinreißend aus und ich musste mich zusammenreißen, sie nicht anzustarren und mit meinen Blicken auszuziehen; zwei durchtrainierte Endzwanzigerinnen, aber trotzdem mit genügend weiblichen Formen und Reizen ausgestattet. In ihrer Natürlichkeit beachteten sie mich aber nicht weiter und zogen sich für den Abend superleichte, aber wärmende Anziehsachen über, die sie aus ihren Rucksäcken hervorgeholt hatten und bereits am Vorabend im Kingshouse getragen hatte. Wanderurlaube waren nicht für Modenschauen gedacht. Und jedes Gramm Marschgepäck drückte tagsüber auf den Rücken.

Das Abendessen entsprach einem ordentlich Pub-Dinner. Wir hatten eine riesige Platte mit Steaks, Schweinefilet, Hühnchenbrust, Bratwürstchen, Pilzen, Gemüse und Pommes frites in der Mitte unseres Tisches stehen und hatten trotz unseres großen Hungers erhebliche Mühe, diese Portion zu vertilgen.

"Kein Gesundheitsessen", befand Vicky trocken. "Aber wir laufen uns hier so viele Kalorien am Tag ab, dass wir abends auch richtig zulangen dürfen." Nur in einer Hinsicht unterschieden wir uns von den üblichen Pub-Besuchern. Niemand trank Bier, die Frauen erfrischten sich mit Wasser und Weißwein und ich genoss wieder zwei Pints Cider.

Wir gingen vergleichsweise früh zu Bett. Am darauffolgenden Tag erwartete uns eine herausfordernde Etappe, die letztendlich in Fort William enden würde.

In den frühen Morgenstunden wurde ich aus meinem leichten Halbschlaf geweckt, weil mir jemand an die Schulter fasste. "Rück mal zur Seite", hörte ich Lornas Stimme aus dem Dunkel. Als ich gehorsam zur Wand herüber rutschte, lüftete sie meine Bettdecke und kroch zu mir. Ich spürte sofort, dass sie splitterfasernackt war. "Ich brauche Dich", flüsterte sie mir ins Ohr. "Eilidh und Vicky teilen sich ein Bett und spielen miteinander. Und ich habe seit Monaten keinen Mann mehr angerührt." Es folgte eine kurze Pause, dann fragte sie mich immerhin. "Wollen wir?"

Ich hauchte ihr nur ein "Ja, mehr als gerne" ins Ohr. Sofort befreite sie mich von meinem T-Shirt und meiner Unterhose und begann umgehend mit einer Intensivmassage meiner ohnehin morgendlich halbsteifen Männlichkeit. Auch wenn wir vom gegenüberliegenden Bett ein paar verdächtige Geräusche hörten, bemühten wir uns, so leise wie möglich zu sein. Als Lorna mich zu vollen Entfaltung und Härte gebracht und ich zugleich mit zwei Fingern ihren bereits pitschnassen Eingang geöffnet hatte, rollte sie sich auf mich, lochte mich mit einer geschickten Hüftbewegung ein und begann, mich nur mit ihrem Unterleib zu reiten, während ihr Busen und ihr Oberkörper flach auf meiner Brust lagen. Ich muss gestehen, einen solch spontanen, eng umschlungenen Dunkelheitsfick hatte ich nur einmal in einem Sommercamp meiner Universität erlebt. Dieser war eindeutig besser, denn sowohl Lorna als auch ich hatten mindestens zehn, fünfzehn Jahre mehr Erfahrung in sexueller Liebe.

Die Langsamkeit und die Ruhe unseres Beisammenseins hatte die angenehme Nebenwirkung, dass wir beide relativ lange durchhielten. Dann aber kam erst sie und überflutete geradezu mit ihrem Orgasmus meinen Unterleib. Wenig später füllte ich sie komplett mit meiner Sahne ab. Jedenfalls sah mein Bettlaken zwei Stunden später ziemlich versaut aus, als wir uns aus meinem Bett rollten, nachdem uns Vicky und Eilidh, die sich bereits genauso nackt aus ihrem gemeinsamen Bett gerollt hatten, uns fröhlich zuwinkten.

Zum ersten Mal hatte ich die Gelegenheit, meine morgendliche Geliebte in ihrer natürlichen Schönheit komplett zu betrachten. Ein gut durchtrainierter und trotzdem wohlgeformter Körper mit einem B-Körbchen-Busen und zwei hellrosafarbenen, riesigen Brustwarzenhöfen. Was aber noch mehr auffiel, war ihre rein weiße, fast alabasterfarbene Haut, die nur im Hals und Dekolleté-Bereich sowie im Gesicht mit einigen Sommersprossen durchsetzt war.

"Bist Du eine echte Rothaarige?" fragte ich Lorna, denn ihre vollständig blank rasierte Pussy ließ keine Kontrolle zu.

"Und wie, mein Lieber", grinste sie mich wieder mit diesem fast diabolischen Lächeln an. "Ich entspreche in fast jeglicher Hinsicht dem Klischee einer rothaarigen Frau." Sie beugte sich zu mir herab und küsste mich, wobei ihre beide Brüste verführerisch vor mir herab baumelten. "Die roten Haare habe ich von meiner Mutter, die hat viel irisches Blut in sich."

Nach einem kräftigen Frühstück und erfrischt von unserem morgendlichen Liebessport machten wir uns auf die letzte Etappe über die alte Militärstraße durch die Marmore Berge und das Gebirgsmassiv von Schottlands höchstem Berg Ben Nevis nach Fort William. 24 Kilometer bergauf und bergab waren eine starke Herausforderung, für die wir mit Pausen über acht Stunden benötigten. Trotz der vielen Alternativen hatten die drei Krankenschwestern und ich per Zufall dasselbe Hotel am südlichen Ende der High Street gebucht, die Frauen ein Doppel- und ein Einzelzimmer und ich logischerweise auch ein Einzelzimmer.

Nebeneinander an der Rezeption stehend und den Meldezettel ausfüllend richtete Lorna plötzlich eine Frage an die Rezeptionistin. "Können wir die beiden Einzelzimmer in ein Doppelzimmer umtauschen?"

Die Rezeptionistin zog zunächst ihre Augenbrauen in die Höhe und schaute wechselweise Lorna und mich an. Dann nickte sie. "Ich schaue mal, was ich tun kann." Wenig später standen wir beide in unserem Doppelzimmer, stellten unsere Rucksäcke ab und nahmen uns in die Arme. "So haben wir noch eine gemeinsame Nacht", flüsterte Lorna mir ins Ohr. "Ich freue mich schon drauf."

Ich wusste bereits, dass die drei Frauen am nächsten Morgen mit dem Bus nach Inverness und dann mit dem Zug 5 Stunden nach Wick fahren würden. Ihr Urlaub ging zu Ende und sie mussten wieder zurück an ihren Arbeitsplatz. Mich quetschten sie beim Abendessen nach meinen weiteren Reiseplänen aus.

"Die nächste Etappe ist vorgeplant", erläuterte ich. "Ich nehme den Zug nach Mallaig, unterbreche nur für eine Zuglänge am Glenfinnan Monument und Viadukt und setze dann mit der letzten Fähre nach Skye über. Dort erkunde ich für drei Tage die Insel per Bus und zu Fuß und nehme dann den Zug von Kyle of Lochash nach Inverness. Die restlichen sieben Urlaubstage bis zum Rückflug habe ich noch nicht im Detail geplant. Eigentlich wollte ich in die Speyside und ein paar Destillerien besuchen. Glenfiddich soll ein hochinteressantes Besucherzentrum haben und Führungen durch den Betrieb anbieten."

"Da haben wir und ich ein besseres Angebot", ergriff Lorna meine Hand. "Wenn Du in Inverness angekommen bist, nimmst Du am nächsten Tag den Zug nach Wick. Du fährst fünf Stunden durch die aufregende Landschaft der nördlichen Highlands und dann bist Du für ein paar Tage mein Gast. Man kann in Caithness viel Interessantes besichtigen, während ich im Krankenhaus arbeite. Und ich besorge Dir eine Führung durch unsere Old Pulteney-Destillerie." Sie warf ihren Kopf lachend nach hinten und strahlte mich an. "Die haben kein Besucherzentrum, aber Dich führt der Betriebsleiter persönlich. Ist mein Bruder."

Nach der versprochenen Liebesnacht mit Lorna stand für mich fest, dass mir nichts Besseres passieren konnte, als die Einladung nach Wick anzunehmen. "In die Speyside kann ich auch ein anderes Mal fahren", sagte ich noch zu ihr. Ich konnte nicht ahnen, dass ich fast fünfzehn Jahre brauchen würde, um diesen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen.

Die letzte Urlaubswoche in Wick war in vielfältiger Weise unerwartet spektakulär. Zum einen gab es wirklich mit John O'Groats, dem Castle of Mey, das der Königinmutter gehörte, dem kleinen, aber hochinteressanten Museum der Stadt zur Geschichte der Heringsfischerei, die Wick einhundert Jahre zuvor reich gemacht hatte und der Destillerie-Besichtigung ein anregendes Programm, zum anderen hatten die drei Freundinnen noch eine gemeinsame Überraschung für mich parat. Am letzten Abend meines Aufenthaltes hatten Vicky und Eilidh uns zum Abendessen in ihr Zuhause eingeladen, was später am Abend in ihrem Schlafzimmer endete. Ich wurde zwar nicht, wie in meinem verrückten Traum im Kingshouse, an Bettpfosten gefesselt, sondern durfte meine Arme und Hände frei bewegen. Aber die drei Frauen bedienten mich und sich in genau der erträumten Weise. Abwechselnd auf meinem Prachtstück reitend und mir genauso abwechselnd ihre Pussies zum leckenden Liebesdienst darbietend, während sie sich streichelnd und küssend gegenseitig verwöhnten, erfüllten sie einen wahren Männertraum. Diese Miniorgie war jedenfalls so animierend für mich, dass ich im Verlauf von mehr als zwei Stunden tatsächlich in jeder der drei Freundinnen abspritzen durfte und konnte. Ich muss jedoch gestehen, dass ich danach so fix und fertig war, dass Lorna in ihrem Zuhause bis zum kommenden Morgen warten musste, bis ich Sie noch einmal ganz friedlich zu zweit lieben konnte.

Bevor ich den Nachmittagszug von Wick nach Inverness und dann abends den Caledonian Sleeper nach London nehmen konnte, hatte mir Lorna noch einen Gesprächstermin in der Verwaltung des National Health Service für Caithness und Sutherland besorgt. In dem sehr zuvorkommenden Gespräch wurde mir dargelegt, dass allein in diesem Verwaltungsbezirk siebzehn Stellen für niedergelassene Allgemeinmediziner unbesetzt waren, teilweise seit Jahren.

"Viele junge Ärzte haben einfach keine Lust, in die ruhige Einsamkeit der nördlichen Highlands zu gehen", erläuterte mir die Verwaltungschefin. "Hier muss man sich seine Unterhaltung und seine Kultur selber gestalten. Wir haben in ganz Caithness drei Kinos und kein festes Theater. Aber wenn man sich selbst engagiert, haben wir ein pralles Kulturleben."

Wir vereinbarten, dass ich ihr eine vollständige Bewerbung mit Zeugnissen und Qualifikationsnachweisen zusenden würde, wenn ich mich für eine Anstellung interessieren würde. "Sie dürfen sicher sein, Dr. Ross, die Menschen hier würden sie als Arzt wie als Mitbürger mit absolut offenen Armen empfangen", verabschiedete sie sich von mir, nachdem sie mir eine Liste der siebzehn freien Stellen überreicht hatte. "Ich befürchte, an dieser Liste wird sich in den kommenden Monaten nicht viel ändern. Vielmehr stehen in den kommenden zwei Jahren noch ein paar Ärzte zur Pensionierung an, so dass sie eher noch anwachsen wird. Sie haben also die fast freie Auswahl."

Auf der langen Zugfahrt von Wick über Inverness nach London holte ich die Liste mehrfach hervor und versuchte, über die verschiedenen Ortschaften in meinem Reiseführer mehr zu erfahren. Dazu waren meine großen Wanderkarten, die ich mir in Wick in einer Buchhandlung gekauft hatte, eine gute Orientierungshilfe.

Mein ernsthaftes Nachdenken über einen möglichen Wechsel zum NHS hatte gleich mehrere Gründe. Zum einen war die Struktur der ärztlichen Versorgung in den neuen Bundesländern in einem tiefen Umbruch, niemand wusste so richtig, wohin die Reise wirklich gehen würde. Die traditionelle DDR-Poliklinik begann zumindest in den größeren Städten unter Konkurrenz zu neuen Gemeinschafts-Arztpraxen zu kommen. Dies bedeutete in den einen oder anderen Form, dass man ein selbstständiger, niedergelassener Arzt werden musste. Man war kein Angestellter mehr, sondern Gesundsheitsunternehmer. Ich kannte bereits einige Kollegen, die diesen Schritt sowohl im Osten als auch nach Abwanderung im Westen gewagt und sich dabei für die Einrichtung ihrer Praxis massiv verschuldet hatten; mir war sehr unwohl bei diesem Gedanken, mir eine solche Schuldenlast aufzubürden. Zum anderen hatte ich Lorna in den drei Tagen unserer Wanderung und der einen Besuchswoche sehr lieb gewonnen. Jetzt allein im Zug sitzend und unverändert ihre Wärme und Liebe auf meiner Haut spürend, konnte ich mir vorstellen, dauerhaft mit ihr zusammen zu leben. Zum dritten hatte mein langjähriges Traumziel der schottischen Highlands tatsächlich meine Erwartungen erfüllt. Die Landschaft war gigantisch und die Menschen, nicht nur die drei Krankenschwestern, waren unglaublich freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Lediglich ihr teilweise heftiger Akzent war für mich, mit sechs Jahren ostdeutschem Schul-Englisch nur sehr mäßig geschulten Mann, sehr schwer zu verstehen.

Während der Herbstwochen schrieben Lorna und ich uns häufig und vertelefonierten ein halbes Vermögen. So entschloss ich mich kurzfristig Mitte Dezember, ihrer Einladung zum gemeinsamen Weihnachtsfest in Caithness zu folgen, flog am 22. Dezember von Berlin über Düsseldorf nach Edinburgh und kam nach einer neunstündigen Zugreise spätabends in Wick an. Als ich am 29. Dezember zurückreiste - ich hatte über Silvester und Neujahr Notdienst - hatte ich meine Bewerbung beim NHS für die vakante Stellung als praktischer Arzt, kurz GP genannt, in Dunbeath, im Süden von Caithness direkt oberhalb einer malerischen Steilküste gelegen, abgegeben. Diese Position beinhaltete eine rund achtzig Jahre alte Ärztevilla als Wohnhaus, in deren einstöckigem Anbau eine volle Arztpraxis untergebracht war. Als Lorna und ich am zweiten Weihnachtsfeiertag Dunbeath und die Räumlichkeiten besichtigten, konnte ich mein Glück kaum fassen. Die mit zwei Wohnzimmern, vier Schlafzimmern und zwei Bädern ausgestattete Villa war in einem guten Zustand und lag oberhalb der Steilküste mit freiem Blick auf die hundert Meter tiefer liegende Nordsee sowie auf das schneeweiße Dunbeath Castle weiter südlich.

"Ich bekomme eine eigene Praxis und dazu ein Wohnhaus, ohne mich auch nur für einen Pfennig verschulden zu müssen", schaute ich meine Geliebte mit Begeisterung. "Alles gestellt und dazu ein wirklich ordentliches Gehalt. Ganz ohne Risiko. Ich muss nur arbeiten!"

Lorna teilte meine Begeisterung und Freude, gab es ihr doch die Zuversicht, ihren Geliebten dauerhaft in den Norden Schottlands zu locken.

Dann ging alles ganz schnell. Ich trat meine Stellung als neuer GP in Dunbeath am 1. April 1992 an. Im Spätsommer desselben Jahres heirateten Lorna und ich mit einer großen Familienfeier im Ackergill Tower Hotel, wo ich zum ersten Mal, nach ein paar vorherigen Übungsstunden mit Lorna, Erfahrungen mit tanz- und musikbegeisterten Schotten sammelte. "Strip the Willow" und andere schottische Country Dances hielten uns als Brautpaar, aber auch unsere Familien und Freunde, den ganzen Naschmittag und Abend in Bewegung. Besonders meine Eltern und meine Schwiegereltern, alle in ihren Fünfzigern, freundeten sich auf der Tanzfläche so gut miteinander an, dass daraus eine eigene Freundschaft fürs Leben entstand.

Dunbeath House wurde unser dauerhaftes Zuhause, nach dem Umzug der Arztpraxis in einen Neubau zwei Kilometer südlich, gehörte es uns auch. Lorna schenkte uns kurz hintereinander zwei Kinder; unser Sohn Gary folgte der Familientradition und arbeitete seit 2019 als praktischer Arzt, unsere Tochter Fiona Christine hingegen studierte an der Kunsthochschule in Glasgow und arbeitete als Kunstlehrerin wie als freischaffender Malerin auf der Isle of Skye.

Das ungetrübte Familienglück endete abrupt mit meinem 65. Geburtstag 2020. Zuerst hatte ich mich mit dem neuartigen COVID-19-Virus bei einer noch ungeschützten Untersuchung eines Patienten angesteckt. Während die Krankheit bei mir schwach verlief und mich kurz darauf wieder in den Dienst zurückkehren ließ, erkrankte Lorna, die zwei Jahre zuvor eine Darmkrebserkrankung erfolgreich überstanden hatte, schwer und starb drei Wochen später einen brutalen Erstickungstod.

Während der COVID-Krise, deren erste, verrückte Welle mit täglich steigenden Todes- und Erkrankungszahlen mit einer kurzen Sommerunterbrechung bis zum Frühjahr 2021 andauerte und die durch das maßlose Fehlverhalten der Londoner Regierung unter Boris Johnson sich weiter verschärfte, betäubte sich mein Schmerz über den Verlust Lornas durch Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Dann war ich aber so ausgebrannt, dass ich den NHS um meine Pensionierung bat, jedoch zusicherte, meinen Nachfolger als GP in Dunbeath so gut es ging zu unterstützen. Im Endeffekt endete dies damit, dass ich immer noch zwei Tage pro Woche in der Praxis Dienst tat und insbesondere langjährige Patienten weiter betreute.

Jegliches soziale Leben war eingestellt, selbst für private Besuche musste man Vorschriften beachten. Bis zu Lornas Krebserkrankung hatten wir beide viel Spaß als langjährige Mitglieder einer schottischen Country-Tanzgruppe, die wir einmal pro Woche zum Training besuchten und mit der wir gelegentlich bei gesellschaftlichen Ereignissen oder Highland Games-Wettbewerben auftraten. Alles war eingestellt, die Pandemie hatte das soziale und gesellschaftliche Leben auf Videocalls aus der erzwungenen Isolation mit Familienmitgliedern oder Freunden reduziert. Mein schon seit zwanzig Jahren amateurhaft betriebenes Hobby, die Marinemalerei, wurde zum Flucht- und Mittelpunkt für mein vereinsamtes Leben. Ich hatte schon Jahre zuvor die ehemalige Arztpraxis in ein Studio und eine kleine Galerie umfunktioniert, meine Bilder von speziell schottischen Meereslandschaften und Schiffen in schottischen Gewässern hatten lokal und regional erfreulich viel Anerkennung erfahren. Natürlich war der jahrzehntelange Kriegshafen der Royal Navy auf Scapa Flow und im Moray Firth ein oft wiederkehrendes Motiv, aber auch die Vergangenheit des von Heringsfischkuttern geradezu überlaufenden Hafens von Wick war ein vorzügliches Motiv. Mit Hilfe meiner künstlerischen Tochter hatte ich in Glasgow sogar einen Galeristen gefunden, der meine Bilder professionell vermarktete. Jetzt arbeitete ich an sieben Tagen in der Woche in meinem Studio und war selber erstaunt über den produktiven Output meiner Malerei.

Umso überraschter und erfreuter war ich nach dem zweiten COVID-Winter, als im April 22 unsere frühere Leitung der Country-Tanz-Gruppe anrief. "Ich versuche wieder, eine neue Tanzgruppe aufzubauen, lieber Markus. Ich weiß, dass Du Lorna verloren hast. Wir haben leider nicht nur sie, sondern auch einige andere Mitglieder unserer Gruppe in den letzten Jahren verloren. Aber es hat uns früher immer sehr viel Vergnügen bereitet, zu trainieren und aufzutreten." Cathrine Gunn brauchte nicht lange, um mich zu überreden, am kommenden Dienstag zum ersten Übungsabend ins Lybster Arms Hotel zu kommen.

"Es wird Zeit, wieder unter gesunde Menschen zu kommen", merkte ich trocken an. "In den letzten Jahren habe ich nur noch Kranke und Sterbende gesehen. Mit Gesunden durften wir ja regierungsamtlich nicht verkehren."

"In der Tat", merkte Cathrine mit zynischem Unterton an. "Nicht jeder war so glücklich dran wie der Londoner Gesundheitsminister, der seine junge Geliebte am Hintereingang des Ministeriums abknutschen konnte."

Meine Lorna war nun schon zwei Jahre tot und ich hatte mittlerweile Sehnsucht danach, wieder unter normale Menschen zu gehen. Vielleicht waren Ceilidh und Strip the Willow der richtige Weg, die Mühsal und Belastungen der Pandemie hinter mir zu lassen und noch ein wenig mein malerndes Pensionärs- und Aushilfsarzt-Dasein zu genießen. Ich konnte nicht ahnen, was das Leben noch für mich bereit halten sollte.

Am besagten Dienstag setzte ich mich rechtzeitig in meinen Land Rover Discovery und fuhr die wenigen Kilometer über unsere Hauptstraße nach Lybster. Ich war in dem angegebenen Hotel selten zu Gast gewesen, so dass ich mich nach dem Betreten der Lobby erst einmal ratlos umschaute, um den Weg zum von Cathrine angegebenen Übungssaal zu finden. Dann trat ich an die Rezeption und drückte auf die silberne Klingel, um eine Hotelmitarbeiterin herbeizurufen.

"Entschuldigen Sie bitte", sprach ich bereits los, als sich die Tür zur daneben liegenden Bar öffnete. Dann sah ich die Rezeptionistin an und mir blieben meine Worte buchstäblich im Hals stecken. Ich muss die junge Frau vermutlich fassungslos angestarrt haben, denn sie trat schnell ein paar Schritte vorwärts, so dass wir nur noch durch die schmale Rezeption voneinander getrennt waren.

"Wie bitte? Ist Ihnen nicht gut?"

Ich starrte die Frau weiter sprachlos an. Vor mir stand meine Lorna, genauso wie sie 1992 vor mir hergelaufen war und in meinen Armen gelegen hatte. Der einzige Unterschied waren die feuerroten Haare, diese hier fielen in langen Locken bis auf ihre Schultern herab während Lorna immer Kurzhaarfrisuren bevorzugt hatte. Ansonsten stimmte alles: die graugrünen Augen, die alabasterfarbene Haut, durchbrochen von ein paar Sommersprossen. Sogar die Lippenform und Lippenfarbe stimmte.

Ich schüttelte mich. "Entschuldigen Sie, dass ich Sie hier wie ein Idiot anstarre. Darf ich Sie fragen, wie sie heißen?"

Die Hotelangestellte ließ sich nicht anmerken, dass sie mich für einen vertrottelten alten Mann hielt. Ich war mir jedenfalls sicher, dass sie mich für einen solchen halten musste. "Mary O'Driscoll, Herr", antwortete sie mit einen leichten Lächeln, was sie noch verführerischer machte. "Was kann ich für Sie tun?"

Ich schüttelte mich noch einmal. "Noch einmal Entschuldigung. Ich wollte sie nicht so anstarren. Aber sie erinnern mich unglaublich an eine Frau, die ich sehr geliebt habe." Dann streckte ich meine rechte Hand zur Begrüßung aus, was in dieser Situation schon wieder eine ungewöhnliche Geste war. Trotzdem ergriff sie meine Hand und drückte sie leicht. "Ich bin Markus, eigentlich Dr. Ross. Der frühere GP aus Dunbeath. Ich suche eigentlich den Weg zu dem Saal, wo heute die Highland Country Dance-Gruppe zusammenkommt."

"Das ist ganz einfach." Sie wies mit ihrer Hand in Richtung einer Türe am Ende der Lobby. "Durch diese Tür, dann den Gang entlang. Hinter der zweiten Türe ist dann der Saal." Ich drehte mich bereits zur angegebenen Tür hin, als sie noch ein paar Worte nachsetzte. "Tanzen Sie in der Gruppe mit?"

"Ja", drehte ich mich noch einmal zu ihr hin. "Cathrine ist eine alte Freundin von uns", ich zuckte kurz mit meinen Schultern, "jetzt wohl nur noch von mir. Wir haben vor COVID gerne unter ihrer Regie Ceilidh und all die anderen schottischen Stammestänze getanzt."

"Dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen. Ich muss leider arbeiten, sonst hätte ich vermutlich zugeschaut. Ich habe als Mädchen viele Highland Dances mitgemacht."

"Haben Sie immer Mittagschicht?" Ich machte mir bereits Hoffnung, dass diese wunderbare Frau zu unseren Tanzstunden dazu kommen würde. "Wenn ich Cathrine richtig verstanden habe, wollen wir wieder einmal pro Woche zusammenkommen."

"Nein. Normalerweise bin ich die Frühschicht hier. Als Mädchen für alles, Rezeption, Frühstück, Lunch in der Bar. Aushilfsweise, wie heute auch am Nachmittag, wenn plötzlich Not am Mann ist. Ich habe dann nur immer das Problem, dass ich dann kurzfristig die Betreuung für meine achtjährige Tochter organisieren muss."

Ich riss mich jetzt zusammen. "Wäre schön, sie bei uns begrüßen zu können. Ich bin mir sicher, dass Cathrine begeistert wäre." Ich lächelte etwas verlegen zurück. "Und ich auch."

Mary nickte mir freundlich zu, während ich mich in Richtung der angegebenen Tür in Bewegung setzte. "Ich werde es mir überlegen." Dann verschwand sie wieder durch die Seitentür in der Bar.

Cathrines neue Tanzgruppe hatte am ersten Übungsabend sechs Teilnehmer, sie selbst, drei Frauen, alle jenseits der 45 sowie George und mich als Männer. Wir sechs kannten uns alle aus den Vor-COVID-Zeiten und hatten alle in den zurückliegenden drei Jahren Verluste hinnehmen müssen, beruflich wie privat. Insofern war diese Rückkehr zur tanzenden Normalität für uns alle eine gewisse Form von Befreiung.

Neunzig Minuten später waren wir alle ziemlich aus der Puste und beschlossen, uns in der Hotelbar noch einmal zusammenzusetzen.

"Wir müssen uns überlegen", wurde Catharine sehr deutlich, als wir uns um den runden Stammtisch in der Ecke versammelt und bei Mary unsere Getränkebestellung platziert hatten, "wie wir unseren kleinen Stamm von Überlebenden um neue Mittänzer aufstocken können. Vorschläge sind mehr als herzlich willkommen. Der Hotelinhaber hat uns den Saal für die ersten drei Monate kostenlos zur Verfügung gestellt, solange unsere Übungsabende nicht mit Reservierungen kollidieren. Dann müssen wir einen kleinen Mietobolus entrichten."

"Es wäre wirklich schön, wenn wir wie früher wieder auf zwölf oder gar mehr regelmäßige Teilnehmer kommen könnten", ergänzte George, wie ich mittlerweile im Ruhestand und verwitwet. Er hatte sein Berufsleben im Kernkraftwerk von Dounreay verbracht und von uns sechs 'Überlebenden' den längsten Anfahrtsweg nach Lybster.

"Bei uns in der High School in Wick lernen die Jungen wie Mädchen in S3 und S4 schottische Tänze und viele haben einen heftigen Spaß daran", ergänzte Cathrine. "Aber zu so einem Übungsabend wie in unserer Gruppe würde nie einer der Schüler kommen. Diejenigen, die Highland Dances machen wollen, gehen dann in die mehr sportlichen Wettbewerbsklassen. Es gibt Mädchen, die tanzen seit ihrer Kindheit. Aber das ist nicht der Pool, aus dem wir unsere Kandidaten fischen können."

Mary brachte uns gerade unsere Getränke an den Tisch, als mir eine Idee durch den Kopf zuckte. Ich drehte mich zu ihr hin. "Fragen wir doch einmal ganz direkt unsere wunderhübsche Bedienung, was unsere Gruppe machen muss, um für ihre Altersklasse so attraktiv zu sein, dass sie Lust zum Mitmachen haben." Mary schaute mich zunächst verblüfft an, weil sie vermutlich meine Frage gar nicht richtig verstanden hatte. Deshalb wiederholte ich mich in direkter Form. "Was müssen wir machen, damit wir eine attraktive Endzwanzigerin dazu verführen können, in unserer schottischen Volkstanzgruppe mitzumachen?"

Mary holte einen Augenblick tief Luft, man konnte ihr ansehen, wie sie nachdachte. Dann schaute sie in unsere Runde, bevor sie mir direkt in die Augen sah. "Das Hauptproblem ist vermutlich die Zeit. Sehen Sie, ich habe eine vollen Beruf plus Zusatzzeiten wie heute, wenn ich wegen Krankheit in der zweiten Schicht aushelfen muss. Dazu haben viele von uns Familie, in meinem Fall eine kleine Tochter." Sie zuckte mit ihren Schultern. "Diejenigen von uns, die noch oder bereits wieder einen Freund oder Mann haben, wollen die wenige Zeit, die sie haben, mit ihm verbringen." Jetzt lachte sie laut auf. "Und von den Kerlen bekommen sie garantiert niemanden zu einer Volkstanzgruppe, die gehen höchstens in einen Techno-Bunker, wo sie sich austoben und junge, willige Mädchen abschleppen können."

"Und Sie?" setzte erfreulicherweise Cathrine nach. "Hätten Sie Lust, mitzumachen?"

Mary lachte leise. "Das hat mich der Doktor bereits vorhin gefragt. Wenn ich das mit meiner Tochter organisieren kann, gerne. Ich muss dann nur anschließend sofort nach Hause, weil sie dann zu Bett geht." Sie klemmte sich ihr leeres Tablett unter den Arm. "So wie jetzt. Das war meine letzte Servieraktion für heute. Ich mache jetzt Feierabend und gehe nach Hause. Ab sofort serviert der Chef persönlich." In der Tat hatte der Inhaber des Hotels bereits hinter dem Tresen Position bezogen und nickte uns freundlich zu.

"Es wurde ein relativ langer Abend an unserem Stammtisch. Am Ende hatten wir eine Reihe von Aufgaben verteilt, damit sich jeder um neue Mittänzer bemühen konnte. Cathrine wollte uns dafür am darauffolgenden Übungsabend einen Werbeflyer zur Verfügung stellen.

Die ganze Woche lang freute ich mich auf die Aussicht, am nächsten Übungsabend die junge Frau mit ihren feuerroten, langen Haaren in unserem Übungssaal sehen zu können. Um so enttäuschter fühlte ich mich, als sie nicht erschien und ich hinterher in der Bar erfuhr, dass sie mit COVID oder Grippe oder sonst so was krank zu Hause im Bett liegen würde. Ich unterdrückte aber meinen Wunsch, mir ihre Adresse geben zu lassen und ihr einen ärztlichen Hausbesuch abzustatten. Das empfand ich dann doch als zu aufdringlich und unprofessionell.

Eine Woche später kam sie dann tatsächlich zum Übungsabend. Mit ihr war unsere Gruppe nun schon auf zehn Teilnehmer angewachsen, selbst wir Männer hatten durch William Mackay, einen jungen Bauunternehmer aus Thrumster, Verstärkung erfahren, den anscheinend seine wohl beleibte Ehefrau zum Mitmachen verdonnert hatte, der aber an seinem ersten Übungsabend plötzlich viel Spaß an unserer Gruppe entwickelt hatte.

Mary sah überwältigend aus. Ihre eng anliegende schwarze Hose zeichnete jede Körperkontur im Detail ab, obenherum trug sie eine ebenfalls pechschwarze Seidenbluse, die zwar weit geschnitten war, aber trotzdem zwei pralle, aber nicht zu kleine Brüste abzeichnete. Dazu trug sie ihr feuerrotes, langes Haar in einem dicht geflochtenen Zopf, in den sie zwei dunkelgrün-goldene, tartangemusterte Schleifen eingeflochten hatte. Ich musste mich heftig konzentrieren, damit ich während unserer Übungsstunde nicht ständig zu ihr hinüber starrte und damit die Tanzfiguren vermasselte.

Beim anschließenden Stammtisch versorgte uns Mary zunächst als 'Aushilfsbedienung' mit Getränken und quetschte sich dann direkt neben mich auf die Sitzbank, die den runden Tisch zur Hälfte umrandete. "Sie fühlte sich so gut an", zuckte mir ein spontaner Gedanke durch den Kopf. In der Tat hatte ich seit Lornas Erkrankung keine Frau mehr hauteng an meiner Seite gehabt. Beinahe hätte ich ihr meinen Kopf zugedreht und ihr einen Kuss auf die Wange gegeben, ich konnte mich nur mit Müh und Not beherrschen.

Draußen hatte inzwischen ein klassischer schottischer Herbststurm angefangen, horizontalen Regen gegen die Scheiben der Bar prasseln zu lassen. "Kannst Du mich bitte nach Hause fahren?" fragte mich Mary eine Stunde später. "Ist zwar nicht weit. Aber bei dem Wetter würde ich bis auf die Haut nass." Sie lächelte verlegen und hatte ihren Kopf ein wenig zur Seite geneigt, was besonders verführerisch aussah. "Und das sind meine besten Anziehsachen. Ich habe nicht so viele."

"Selbstverständlich. Mein Auto steht direkt neben dem Eingang. Bis zur Beifahrertür sind es maximal fünf Schritte." Ich nickte ihr zustimmend zu.

Bis zu ihrem kleinen Reihen-Council-Haus entlang der einzigen Straße zum alten Fischereihafen von Lybster war es wirklich nicht weit. Als wir direkt vor ihrer Haustüre angekommen waren, beugte sie sich zu mir herüber, hauchte mir einen Kuss auf die Wange. "Danke, Doc. So bin ich wenigstens trocken nach Hause gekommen." Dann gilt sie aus der Beifahrertür und war nach wenigen Schritten hinter ihrer Haustür verschwunden. Mir altem Mann hingegen brannte meine Wange den ganzen Abend wie einem Teenager, ein wunderbares Gefühl, das bis zum Einschlafen anhielt.

Die kurze Heimfahrt am Dienstagabend wurde für Mary und mich zu einem festen Ritual. Erst in der letzten Woche von Weihnachten änderte sich ein Detail. Mary hauchte mir ihren Abschiedskuss nicht auf die Wange, sondern drehte mit ihrer linken Hand meinen Kopf zu sich hin und küsste mich mitten auf den Mund; ein warmer und inniger, wunderbar weicher Kuss.

"Frohe Weihnachten, Doc", lachte sie mich anschließend an. "Ich bin Heiligabend und am Christmas Day mit meiner Kleinen bei meinen Eltern in Halkirk. Aber hast Du Lust am Boxing Day zum Tee zu uns zu kommen? Dann können wir drei noch ein wenig Weihnachten feiern."

Mir schlug mein Herz vor Freude bis unter den Hals, sowohl aufgrund des Kusses als auch aufgrund der Einladung. Ich hatte an genau denselben Weihnachtstagen Besuch von meinen Kindern, aber am zweiten Weihnachtstag, dem so genannten Boxing Day, war auch ich allein. "Ganz lieben Dank. Ich nehme Deine Einladung gerne an." Jetzt beugte ich mir vor und erwiderte ihren Kuss mit einem zweiten, von mir ausgehend. Während ich Mary noch nachsah, wie sie die wenigen Treppen zu ihrem Hauseingang hinauf ging, hatte ich das Gefühl, dass sie dort regelrecht hinauf schwebte. Wir waren anscheinend in diesem Moment beide sehr glücklich.

Marys Einladung brachte mich wenige Tage vor Weihnachten in die Verlegenheit, mir zwei passende Weihnachtsgeschenke ausdenken zu müssen. Im Falle ihrer Tochter war es relativ einfach; die kleine Flora wünschte sich sehnlichst ein bestimmtes Barbie-Puppen-Set, von dem ich wusste, dass es sowohl Mary als auch ihren Eltern zu teuer war. Ich hoffte, dass das etwas rumpelig-altmodische, aber zumeist gut sortierte Spielwarengeschäft in Thurso noch ein solches Set auf Lager hatte. Die gut halbstündige Fahrt von Dunbeath nach Thurso gab mir noch eine zweite Chance für einen Weihnachtseinkauf. In der kurzen Fußgängerzone der Innenstadt, die verwunderlicherweise 'Rotterdam Street' hieß, gab es ein sehr schönes Schmuck- und Ausstattungsgeschäft, das Gold- und Silberschmuck von Aurora Jewellery, einer Schmuckdesignerin auf den Orkneyinseln, anbot.

Meine Einkaufstour war in jeglicher Hinsicht erfolgreich, wie ich am zweiten Weihnachtstag erleben durfte. Flora flippte geradezu aus vor Freude, als sie ihr Geschenk ausgepackt hatte und verkroch sich sehr schnell in eine Wohnzimmerecke, um sofort alles auszupacken und loszuspielen. Hatte dies Geschenk für ihre Tochter Mary ziemlich verlegen gemacht - sie kannte den durchaus bemerkenswerten Preis des Sets - trieb ihr mein Geschenk für sie selbst die Freudentränen in die Augen. Ich hatte ihr ein Set aus zwei goldenen Ohrringen in einem keltischen Design sowie den dazu passenden Halsanhänger an einem zarten Goldkettchen gekauft.

"Entschuldigung", wischte sie sich die Freudentränen aus ihren Augenwinkeln, nachdem sie mich fest umarmt und innig geküsst hatte. "Ich habe noch nie ein so schönes Weihnachtsgeschenk bekommen." Sie zuckte mit ihren Schultern. "Wenn man zwei Wochen nach seinem Schulabschluss ein Kind bekommt und ohne weitere Ausbildung sofort auf eigenen Füßen stehen muss, kann man sich kaum etwas leisten. Erst recht keinen Designer-Goldschmuck." Sie steckte sich sofort die beiden Ohrringe in ihre Ohrläppchen und ließ sich von mir die Halskette umlegen. Dann zog sie ihr Mobiltelefon hervor, machte ein paar Selfies und schickte mir das beste Foto direkt auf mein Mobiltelefon. "Damit hast Du ein wunderschönes Portraitfoto von Deiner Freundin."

Marys Wortwahl ging mir richtig unter die Haut. Sie bezeichnete sich als "meine Freundin", ein Wortwahl, die ich mich nicht getraut hätte, auszusprechen. Flora war tief in ihr Barbiepuppenspiel vertieft, während sich Mary auf ihrem Sofa eng an mich kuschelte und ihr dabei zusah. Dann drehte sie ihren Kopf zu mir hin und küsste mich erneut, warm, zärtlich und ganz lieb. "Es ist schön, dass es Dich gibt, Doc", flüsterte sie leise. "Und es ist mir egal, dass Du vier Jahrzehnte älter bist als ich."

Der große Vorteil meiner finanziell gesicherten Position als schuldenfreier Pensionär mit gutem Zusatzeinkommen aus Notdiensten und Arztvertretungen war, dass ich auf die allermeisten materiellen Herausforderungen sofort und ohne großes Nachdenken reagieren konnte.

"Ich weiß nicht, was ich für unseren Auftritt am Silvesterabend anziehen soll", gestand mir Mary während des Abendessens am Boxing Day.

Unsere Tanzgruppe war für den Silvesterabend zu einer großen Charity- und Benefiz-Veranstaltung der Royal British Legion in Thurso eingeladen worden, was zugleich der erste gemeinsame Auftritt nach fast vierjähriger Unterbrechung werden würde. "Der Vereinsvorsitzende wünscht, dass wir nicht nur auftreten, sondern die anderen Gäste zum Mitmachen animieren sollen. Er möchte an diesem Silvesterabend ein großes schottisches Tanzvergnügen veranstalten", hatte uns Cathrine am letzten Übungsabend vor Weihnachten erklärt.

"Und damit besonders großzügig geöffnete Geldbörsen bei Spendern erzeugen", war mein Nebengedanke gewesen. Aber die Legion mit ihren Unterstützungsaktivitäten für die Veteranen war eine gute Sache, ich gönnte dem Vorsitzenden einen möglichst großen Spendenerfolg, nachdem viele Charities durch die COVID-Krise in ernsthafte Finanzierungsschwierigkeiten für ihre Sozialprogramme geraten waren.

"Was hast Du denn für Alternativen?" fragte ich neugierig.

Mary zuckte mit ihren Schultern. "Eigentlich gar keine. Nur die schwarze Kombination, die Du kennst. Ist vermutlich nicht der richtige Dress für ein Ceilidh, wenn ich Cathrine richtig verstanden habe."

"Hm." Ich nickte und dachte nach. "Ich habe Lornas Gesellschafts- und Tanzkleider schon vor zwei Jahren zur Blythwood Charity gegeben. Hätten Dir vermutlich ohnehin nicht gepasst, du bist sicherlich zehn Zentimeter größer." Dann schaute ich Mary auf kurze Distanz direkt an. "Wie ist in den nächsten Tagen Dein Dienstplan im Hotel?"

"Ich habe morgen noch frei, dann vier Tage bis zum Silvester-Vormittag vollen Dienst, wegen des Auftritts der Gruppe am Silvesterabend und an Hogmanay wieder frei. Warum fragst Du?"

Ich zog mein Mobiltelefon aus meiner Hosentasche und machte eine kurze Internet-Recherche. Dann nickte ich. "Wir drei fahren morgen mit meinem Auto nach Inverness. Dort gibt es ein sehr gutes Spezialgeschäft für formale schottische Herren- und Damenkleidung. Ich habe dort auch meinen Kilt und meine gesamte schottische Herrenausstattung gekauft. Da werden wir Dich passend einkleiden."

Mary bekam tellergroße Augen und schaute mich irgendwie verliebt an. "Du kleidest mich ein?" Dann lachte sie laut los. "Doc, Du bist dabei, mein Sugardaddy zu werden!" Sie belohnte mich mit einem weiteren Kuss.

Ich zuckte nur mit meinen Schultern. "Wenn das so ist, um so lieber."

Inverness war am 27. Dezember gerappelt voll. Es war traditionell der beliebteste Tag, um ungeliebte oder nicht passende Geschenke umzutauschen; gleichzeitig begann in vielen Geschäften der Schlussverkauf, der nach zwei COVID-belasteten Weihnachtsfesten zum ersten Mal wieder 'normal' ablief. Mary bekam ein traditionelles, schottisches Gesellschaftskleid im Tartan der MacKenzies - ihre schottische Mutter war eine geborene MacKenzie, während sie ihren irischen Familiennamen von ihrem Vater hatte - und ihre Tochter wurde gleich dazu passend eingekleidet, obwohl sie den Jahreswechsel aufgrund unserer Abwesenheit bei den Großeltern verbringen würde. Marys feuerrotes Haar bildete einen phantastischen Kontrast zu dem dunkelblau-dunkelgrünen Tartan ihres Clans, der mit dünnen roten Streifen durchzogen war.

"Du wirst die schönste Frau des Abends werden", prophezeite ich ihr. "Und ich darf mich mit Dir schmücken! Wunderbar!"

Mary lachte kurz. "Dann sollen Dich möglichst viele Männer beneiden. Aber der große Vorteil unserer Tänze ist, dass man sich in den Figuren gut durchmischt. Männer wie Frauen. Da kommen auch andere einmal kurz in den Genuss meiner Gesellschaft."

Der Silvesterabend wurde tatsächlich ein großes Vergnügen und ein großer Erfolg für Cathrine und unsere Gruppe. Wir waren mehr oder weniger unterbrochen bis Mitternacht auf der Tanzfläche und es war uns tatsächlich gelungen, viele andere Gäste zum Mitmachen zu animieren. Als mit der TV-Übertragung der BBC die Uhren des BigBen Mitternacht schlugen, sang die gesamte Gesellschaft aus vollen Herzen das klassische "Auld Lang Synge", prostete sich anschließend zu und besiegelte die gegenseitig besten Neujahrswünsche mit vielen, vielen Umarmungen und Küssen. Diejenigen Gäste, die das kleine Feuerwerk der Stadt beobachten wollten, gingen dann nach draußen, wobei die leuchtend roten SOS-Raketen des RNLI, der entlang des Piers am Nachbargebäude seinen Altbestand abfeuerte, das hellste Licht ergaben.

Um ein Uhr war es bereits erheblich ruhiger geworden, als mich Mary anstupste. "Du hast so wenig getrunken. Wollen wir jetzt selbst nach Hause fahren? Oder brauchen wir ein Taxi?"

Ich nickte nur. "Genau deshalb bin ich fast nüchtern geblieben. In früheren Jahren hatte die Hälfte aller GPs in Caithness Rufbereitschaft, weil zu Mitternacht und in den frühen Morgenstunden die Zahl der Unfallopfer sowohl mit Feuerkörpern als auch Sturz- und Unfallverletzungen dramatisch in die Höhe schnellten." Ich grinste meine Freundin an. "Aber ich bin nicht mehr im aktiven Dienst und deshalb auch nicht auf Rufbereitschaft. Alter hat auch manchmal seine Vorteile."

Wir hatten gerade den südlichen Ortsausgang von Thurso passiert, als sich Mary zu mir umdrehte. "Ich möchte heute Abend mit Dir nach Dunbeath fahren und das neue Jahr bei und mit Dir beginnen. Ist das in Ordnung?"

Ich musste mich auf die Straße konzentrieren, deshalb konnte ich nur einen flüchtigen Blick auf Marys Gesicht werfen, das durch die Instrumentenbeleuchtung des Autos schwach erkennbar war. Ihr Kopf war wieder in der ihr typischen Pose leicht geneigt und ihr Mund war etwas geöffnet. "Du könntest mir keine größere Freude zum Neujahrstag machen. Es ist fast, dass meine Träume in Erfüllung gehen."

Mary griff nach meinem Arm, der ausgestreckt das Lenkrad umfasste und streichelte ihn leicht. "Dann komme ich mit Dir mit. Ich habe alles, was ich brauche, dabei." Nach ein paar Sekunden Pause fügte sie ein Wort hinzu: "Mich."

Gut zwei Stunden später lagen wir beide in enger Umarmung in meinem Bett und schliefen langsam ein. Wir hatten zweimal wunderschönen Sex miteinander gehabt, beides Mal in meinen Lieblingsstellungen, die Mary zuvor erfragt hatte: ein bis zum spritzigen Ende durchgezogenes 69 und einen durchaus stürmischen Cowgirlritt, wobei ich mich einerseits über meine seit Jahren nicht mehr erprobte Standhaftigkeit wunderte und mich andererseits an den herrliche Brüsten Marys erfreute, die auf fast durchsichtig alabasterfarbener Haut dieselben riesigen, rosafarbenen Brustwarzenhöfe zeigte, die ich mein Leben lang geliebt hatte. Während ich langsam wegschlummerte, hatte ich tatsächlich das Gefühl, meine Lorna in wiedergeborener, junger Form im Arm zu halten. Nur ich war älter geworden.

Unser Liebesverhältnis wurde in den ersten Wochen des Jahres immer enger. Trotz unseres beträchtlichen Altersunterschiedes scheuten wir uns nicht, dies auch nach außen hin zu zeigen. Es gab viel verwunderte Kritik. Marys Eltern, die jünger waren als ich, waren tief schockiert. Meine Kinder schüttelten den Kopf, aber meine Künstlertochter sagte letztendlich: "Das Einzige, was zählt, ist, dass ihr glücklich seid. Mary könnte gut meine Schwester sein, aber so ist es auch gut."

Mary und ihre Tochter zogen zu Ostern in meine Villa in Dunbeath ein, das Haus war auf ungewöhnlichem Weg wieder zu einem Zuhause einer Familie geworden. Mit meiner Unterstützung konnte Mary auch ihren ursprünglichen Berufswunsch aufgreifen, den sie mit der Geburt ihrer Tochter begraben hatte. Sie schrieb sich an der University of London zum Online-Studium in Rechtswissenschaften ein.

Im September 2023 heirateten wir; meine zweite Ehefrau war eine Reincarnation meiner ersten Ehefrau. Aus diesem Grund wählte ich denselben Ort für unsere Hochzeitsfeier: das Ackergill Tower Hotel nördlich von Wick. Nur diesmal war ich ein geübter Tänzer der vielfältigen schottischen Volkstänze.

Nachwort: Während der letzten Monate, in denen ich fast nur 'Krieg und Liebe'-Geschichten erzählt und "Die einsame Highland-Farm' als Fortsetzungsgeschichte in Echtzeit geschrieben und publiziert habe, sind eine Menge 'normaler' Geschichtsideen nicht über meine Ideen-Datei hinausgekommen. So werde ich in der nächsten Zeit zwischen den beiden langlaufenden Themenkreisen und diesen normalen Einzelgeschichten hin und her springen.

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