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Fahrdienst (fm:Sonstige, 40127 Wörter)

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Veröffentlicht: Dec 30 2024 Gesehen / Gelesen: 7956 / 7540 [95%] Bewertung Geschichte: 9.83 (215 Stimmen)
Ein neuzeitlicher Groschenroman

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© wuselmann Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

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sie einstieg. Die zog sie nun zu sich heran.

"Ich ziehe mich jetzt um."

Oh? Ich schaltete die nervige Erinnerung, dass sie ihren Gurt geöffnet hatte, vorsorglich ab. Diskretion. Keine Fragen. Jetzt also auch noch Selbstkontrolle zeigen. Nicht hinschauen, wenn hinter mir eine rassige Schöne aus ihrer Kleidung schlüpfte.

Wahrscheinlich war ihr das gleichgültig, ob ich mal einen Blick in den Spiegel riskierte. Wie ich ihr überhaupt gleichgültig war. Luft. Ihr Mittel zur Fortbewegung. Zur Erreichung eines wie auch immer gearteten Ziels.

Kein Hochmut, einfach das Bewusstsein unserer gänzlich unterschiedlichen Positionierungen im Leben. In einigen Jahren würde sie wahrscheinlich nicht einmal jemanden wie mich brauchen. Dann fuhr sie künstliche Intelligenz durch die Gegend. Waren menschliche Lakaien obsolet.

Ach was. Ein Chauffeur echauffiert sich nicht. Warum auch. Nur als Realist kommt man durchs Leben. Mal besser, mal schlechter. Das heißt, wer weiß, Geld eröffnet da wahrscheinlich ganz andere Perspektiven. Das hatte diese Frau ganz sicher. Mehr als genug davon.

Für uns Nichthabenden hatte Geld noch eine Bedeutung. Diktierte unser Leben. War man auf der anderen Seite des Besitzes, wohl gänzlich davon befreit. Schwer vorstellbar für mich, wie das sein würde. Auch nicht notwendig, in die Verlegenheit würde ich mit Sicherheit nicht kommen.

Mir über Geld keine Gedanken mehr machen zu müssen. Wir hatten das Haus verkaufen müssen. Selbst das hatte nur einen Teil der Schulden getilgt. Wir hatten es wenigstens noch rauszögern können, bis Britta ohnehin ausgezogen wäre.

Jetzt eine kleine Dreizimmer-Wohnung in einer der hässlichsten Wohngegenden unserer Stadt. Sozialer Wohnungsbau. Sozialer Brennpunkt, darüber hinaus. Günstig genug zumindest. Jutta arbeitete auch wieder Vollzeit, Torsten war jetzt vierzehn und vertrauenswürdig. Man konnte ihn allein lassen.

"Fertig. Mach Musik an, wenn du willst."

Erst jetzt fiel mir auf, was mich störte. Dass sie mich gleich von Anfang an geduzt hatte. Den Fahrautomaten. Erfüllungsgehilfen. Wofür?

"Was wollen Sie hören?", machte ich klar, dass ich mir des Gefälles bewusst war.

"Deine Entscheidung. Was du sonst auch hören würdest."

Aha. Mir wurde ein eigener Musikgeschmack zugestanden. Immerhin. Radio anmachen? Ach was, wird sie ja sehen, was sie davon hat. Mein Stick war bereits in der Anlage. Musste sie sich eben mit Rock aus dem vorherigen Jahrhundert anfreunden.

Vielleicht was halbwegs Populäres? Supertramp. Ist doch neutral genug. Sie löste gerade ihre kunstvoll hochgesteckte Frisur, als ich erstmals wieder in den Rückspiegel sah, um ihre Reaktion darauf abzulesen. Was bei ihrem ausdruckslosen Gesichtsausdruck allerdings nicht gelang.

Aha. Sie hatte sich nicht nur umgezogen. Sie hatte sich verwandelt. In eine von uns. Den Normalsterblichen. Kleidung von der Stange. Sie lockerte ihr Haar auf, und band es zu einem Pferdeschwanz zusammen. Kleider machen Leute?

So wie sie jetzt gekleidet war, wäre sie in unserer Wohngegend nicht aufgefallen. Was kein Kompliment war. Jutta hätte passende Worte für dieses neue Outfit gehabt. Die fremde Frau verstärkte den Eindruck einer Vorstadtschlampe mit einem knallroten Lippenstift, den sie jetzt unter Schminkspiegel-Vorhalt aufbrachte.

Keine Fragen. Nicht wundern. Nicht auf die satten Titten starren, die aus ihrem Top fast raussprangen. Oh. Den Blick hatte sie bemerkt. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht.

"Wie heißt du?"

"Sebastian."

"Fahr mal an den Rastplatz ran, Sebastian. Ich will eine rauchen."

"Okay."

Es war so ein einfaches Ding, paar Holztische und Bänke, kein Gasthof oder auch nur ein WC. Sie stieg wortlos aus, und setzte sich auf eine der Bänke. Holte ein Zigarettenpäckchen aus einer Handtasche, die wohl auch in der Reisetasche transportiert worden war.

Zündete sich eine Kippe an und beschäftigte sich dann mit ihrem Smartphone. Sah nicht einmal mehr in meine Richtung. Das Gefälle hatte sich mit der Kleidung natürlich nicht geändert. Ich war weiterhin Luft. Na, eine Kippe konnte ich aber auch vertragen.

Sie sah nicht so aus, als ob sie es eilig hatte. Ich stieg aus und zündete mir ebenfalls eine an. Wollte gerade die Musik ausmachen und die Tür schließen, als sie aufsah.

"Lass offen und mach lauter. Das ist das beste Lied von dem Album."

Schau an. Jetzt kannte sie sogar die Musik der Unterprivilegierten. Ich folgte ihrer Anweisung und lehnte mich gegen die warme Motorhaube. Ich sollte sie nicht so anstarren. Tat es doch. Konnte immer noch nicht im Entferntesten begreifen, was diese Verwandlung zu bedeuten hatte.

Klasse sah sie immer noch aus. Aber das hätte sie wahrscheinlich auch im Nonnenkostüm getan. Davon war ihre jetzige Aufmachung allerdings um einiges entfernt. Ein kurzer, schwarzer Rock, schwarze Strapse, hochhackige Schuhe und dieses schwarze Top mit V-Ausschnitt und satter Füllung.

Vielleicht auch ein Luxus, den sie sich gegönnt hatte. Oder ihrem Mann. Der diesmal wahrscheinlich nicht der Nutznießer war. War es das? Fuhr ich sie zu einem Seitensprung? Wie banal. Schade, irgendwie hatte mich das Geheimnisvolle mehr gereizt. Das Mysterium der Frau, die alles hat.

Alles haben konnte. Aber offenbar nicht alles aus derselben Quelle bekam. Mit Jutta war ich jetzt vierundzwanzig Jahre verheiratet, nächstes Jahr hatten wir Silberhochzeit. Wurde nichts mit Feiern, dazu reichte das Geld nicht. War eh nicht so mein Ding.

Jutta würde so etwas nie tun. Da war ich mir sehr sicher. Ich auch nicht. Da war ich mir relativ sicher. Na, andere Frauen anschauen, tat ich schon mal. Ist doch normal. Wer weiß, wenn es mal die Gelegenheit gegeben hätte ... gab es aber nie.

Hatte ich auch nie gesucht. Heiß und innig liebte ich Jutta sicher nicht mehr. Besonders oft Sex hatten wir ebenfalls nicht. Aber sie gehörte einfach in meine Vorstellung eines normalen Lebens hinein. War dessen Kern und Angelpunkt. Wir hatten unsere Leben bis zum Tode verknüpft.

Das war so, wie es sein sollte. Sie war genug für mich, so wie sie war. Ich hatte nicht das Gefühl, etwas zu vermissen. Eine Midlife-Crisis hatte sich ebenfalls nicht eingestellt, wie das bei manchen meiner Kumpels schon peinliche Formen angenommen hatte.

Grund für Trennungen, Scheidungen, Unterhaltszahlungen wurde. Nein. Da war mir die Sicherheit, wenigstens einen Fixpunkt in meinem Leben zu haben, wichtiger gewesen.

"Wir können weiter", riss sie mich aus meinen Überlegungen.

Na, denn. Sie blieb weiterhin stumm, und beschäftigte sich wieder mit ihrem Handy. So fuhren wir etwa zwanzig Minuten weiter. Sie sah nun öfter auf die vorbeifliegende Landschaft.

"So. Zehn Kilometer von hier ist eine Ausfahrt. Wir folgen dem Straßenverlauf dann bis zur Bundesstraße und biegen dort nach fünf Kilometern links ab."

Hm. Motel? Da trafen sich klassischerweise Leute, die das außerhalb ihrer normalen Lebensbereiche taten. Oder seine Wohnung? Na, oft werden ja wohl gleich zwei Ehen aufs Spiel gesetzt. Da ging das eher nicht. Es war für mich keine Frage der Moral.

Eher ein Unverständnis, warum man ein solches Risiko einzugehen bereit war. Konnte es das wert sein? Wenn ich die Gestrauchelten aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis vor Augen hatte, eher nicht. Den Kitzel konnte ich notfalls nachvollziehen. Aber nicht den Stellenwert.

"Genau. Jetzt hier wieder rechts. Der Straße zum Wald folgen. Dort ist auf der rechten Seite zweihundert Meter weiter ein Parkplatz. Dort wollen wir hin."

Ein Parkplatz? Damit hatte ich nun nicht gerechnet.

"Fahr bis zum Ende. Gut. Hier kannst du parken."

Sie machte den Gurt ab und wühlte in ihrer Handtasche. Weiterhin erweckte sie nicht den Eindruck, sich über mich außerhalb meiner Funktion Gedanken zu machen. Sie hatte ihren Schminkspiegel, den ich vorhin kurz bei der Lippenstift-Sequenz gesehen hatte, flach auf ihre Beine gelegt und mit weißem Pulver bestreut.

Kein Puder. Aha. Es war lange her, aber neu war mir das auch nicht. Überraschen tat es mich gleichfalls nicht. Irgendwie war die Frau ein einziges Klischee. Aber ein inkonsistentes wenigstens. Den Abstieg in die Niederungen mit der nötigen Leichtigkeit des Überflusses stilistisch modifiziert.

Alles mitnehmen, was das Erlebnis steigern könnte. Zwei weiße Linien und dann ein kurzer Moment des Verharrens, wo sich unsere Augen im Rückspiegel trafen.

"Du wartest hier. Mindestens eine halbe, vielleicht eine Stunde. Je nachdem."

"Okay. Ich warte."

Eine Stunde. Sex. Na, es musste sich ja wohl lohnen. War irgendein Jemand all das hier wert. Was ging mich das an? Wie andere ihre Zeit, ihre Leben verbrachten. Welche Inhalte ihnen wichtig waren. Ich wurde dafür schließlich bezahlt. Diskret, auf die Rückkehr der Ehebrecherin zu warten.

Ihren kleinen, gelassenen Rechtsbruch vor meinen Augen darüber hinaus hinzunehmen. Das war zudem nichts Neues. Dieser Schlager-Hannes zum Beispiel hatte mir sogar was aufschwatzen wollen, genauer gesagt angeboten. Und ich dankend abgelehnt.

Ich sah sie auf den ersten Metern noch auf ihr Handy schauen, dann steuerte sie zielsicher eines der parkenden Autos an. Stieg dort ein, ohne dass ich den Typen zu Gesicht bekam, mit dem sie sich dort vergnügen würde. Es ging mich ja auch nichts an.

Für Neugier wurde ich nicht bezahlt. Ich sah auf das Taschenbuch, das ich mir für Wartezeiten wie diese mitgenommen hatte. Aber irgendwie war mir nicht nach Lesen. Wunderte ich mich ein wenig darüber, wie sehr mich das beschäftigte, was diese fremde Frau abzog.

Hatte vermutlich alles, was man sich wünschen konnte. Wollte aber mehr. Bekam das jetzt in einem roten BMW älteren Baujahrs. Eigenartig, wie man so in das Leben seiner Gäste auf einer Tangente einbezogen wurde. Die Frau hatte jetzt Sex. Ließ sich jetzt wahrscheinlich nach Herzenslust vögeln.

So einfach ging das. Hier, auf einem Parkplatz in der Pampa. Hinterher würde sie ihr Schlampen-Kostüm wieder ablegen und mit mir zurück in ihr anderes, in das für sie normale Leben zurückkehren. In feinen Restaurants mit Gleichgestellten geistreiche Tischkonversationen haben.

Vielleicht einen edlen Wein genießen, bei dem sie ihrem nichts ahnenden, vermögenden Gatten zufrieden in die Augen schaut. Weil der im Leben nicht darauf kommen würde, dass sie ihm zweimal wöchentlich Hörner aufsetzte. Vielleicht war sein Vermögen alles, was er ihr bot.

Vielleicht alt, hässlich, sie eine Trophy-Wife, wie das so schön hieß. Das Aussehen hatte sie dafür. Als Trophäe konnte sie sicher durchgehen. Mit Geld konnte man zwar nicht alles kaufen, aber vieles. Treue offenbar, aber nicht. Reiche Leute hatten also gleichfalls Probleme. Halt andere. Na, eigentlich dieselben.

Nicht weit von mir fand sich ein weiteres Auto ein, ein Smart. Für solche Aktionen wohl eher ungeeignet. Komischer Gedanke, der mich unwillkürlich grinsen ließ. Eine junge Frau stieg aus, schaute auf ihr Handy und sah sich suchend um. Unsere Blicke trafen sich nur kurz.

Das heißt, sie sah zunächst auf das Auto, nicht mich. Dann doch ein kurzer Blick, ein beiläufiges Taxieren, um dann den Kopf gleich wieder in die andere Richtung zu drehen und bis fast zum anderen Ende des Parkplatzes zu laufen. Und dort in ein anderes Auto einzusteigen.

Langsam dämmerte mir das Set-up. Mein Fahrgast traf hier keinen Geliebten, keine Affäre wurde hier mit erwarteter Regelmäßigkeit zelebriert. Die Frau aus der für mich so fremden Welt fand ihre Befriedigung noch ein paar Etagen tiefer. Parkplatz-Sex.

Ich hatte selbstverständlich davon gehört. Dass es so etwas gab. Leute trafen sich einfach zum Ficken auf entlegenen Parkplätzen wie diesem hier. Wahrscheinlich suchten sie geeignete Partner über eine App. Deshalb das Handy. Jetzt machte es langsam Sinn. Na, wer's mag.

Eigentlich könnte ich eine weitere Kippe vertragen. In unmittelbarer Nähe war keine Aktion, da konnte ich ruhig raus und meine leichte Verwirrung über diesen unerwarteten Einblick in einen mir gänzlich fremden Umgang mit Sexualität abschütteln.

Eigentlich könnte ich mir dabei auch die Beine vertreten. Sie war jetzt vielleicht zwanzig Minuten weg. Kaum hatte ich sie mir allerdings angezündet, ging die Beifahrertür des BMWs wieder auf. Tja, junge Frau, da war wohl die Hoffnung auf ausgedehnte Befriedigung schneller zerplatzt als erwartet.

Sie sah nicht in meine Richtung. Sondern gleich wieder auf ihr Handy. Zündete ebenfalls eine Kippe an, rauchte, während sie langsam weiterging. An einem weißen Transporter hielt. Sie zog noch zweimal und schnippte dann die Zigarette in hohem Bogen weg.

Stieg ein. Aha. Eine schnelle Nummer war ihr dann offenbar zu wenig. Was heißt schnell. Zwanzig Minuten sind sicher ganz okay. Das heißt, ich konnte mir eigentlich überhaupt keine Vorstellung von einem möglichen Ablauf dieser Transaktionen machen.

Der war offenbar flexibel und nicht nur auf Autos beschränkt. Aus dem Wald tauchte ein Pärchen auf, genauer gesagt zwei Typen und eine Frau. Alle strebten anderen Fahrzeugen entgegen. Aha. Für einen Dreier war es im Auto sicher ein wenig zu eng. Warm genug war es ja allmählich.

Und doch setzte ich mich etwas fröstelnd wieder in den SUV. Das konnte ich mir alles noch weniger vorstellen. Weniger Bezug finden. Entzog sich noch weiter meinem Erfahrungsbereich. Nicht einmal die Sicherheit einer fortwährenden Geschichte außerhalb der eigenen Beziehung.

Einfach Sex. Mit einem oder mehreren Fremden, die man nie zuvor gesehen hatte. Und wohl auch nie wiedersah. Oder gab es hier Stammgäste, eine Szene, die sich alle untereinander schon von früheren Begegnungen kannten?

Sie hatte auf dem Rastplatz öfter geschmunzelt, als sie auf das Handy schaute. Nachrichten von Fans? Vielleicht war es eine verschworene Gemeinschaft, ein Geheimbund aus Initiierten, die erfreut waren, Gründungsmitglieder wiederzusehen. Ach, Quatsch. Quatsch, sich da überhaupt Gedanken drüber zu machen.

Für mich wäre das noch weniger infrage gekommen als ein klassischer Seitensprung mit Motel, wie man das im Fernsehen sah. Überhaupt, dass sich da ein Phänomen herausgebildet hatte, was es wohl immer schon gegeben hatte, was aber offenbar nun durch die Ankunft unterstützender Technologien deutlich leichter geworden war.

Gab es ja wohl unzählige Möglichkeiten. Diese Kontaktseiten, wo man inserieren konnte, und passende Partner nach Vorlieben, Wünschen und Fantasien auswählen. Gleichgesinnte für die bizarrsten Spiele menschlicher Lust finden. Davon hatte mir Hans-Dieter erzählt.

So hatte er den langen Weg zum Scheidungsanwalt angetreten. Bei ihm hatte ich allerdings dabei das Gefühl gehabt, er hatte es drauf angelegt. Sich am Ende erwischen lassen, damit sie einen Grund hatte, ihn rauszuschmeißen. Weil ihm selbst der Mumm fehlte, die Ehe zu beenden.

Es war vielleicht alles zu einfach geworden. Mit dieser Option konnte ich noch etwas mehr anfangen. Er hatte erzählt, dass man sich dort erst austauscht, Sympathie über Online-Chats aufbaut. Und dann erst im richtigen Leben prüft, ob die Chemie nicht nur angedacht stimmt.

Aber das hier? Sex auf den Vorgang reduziert. Auf das Mindestmaß. Abstriche bei Attraktivität vermutlich hinnahm. Es spielte keine Rolle, ob sie dem Schönheitsempfinden nicht entsprachen. Hauptsache, sie hatten Geschlechtsteile, mit denen man sich schnell und unkompliziert verbinden konnte.

Na ja. Wer's braucht. Offenbar manche, von denen man es nicht erwarten würde. Wie mein Fahrgast, der tatsächlich erst kurz vor Ablauf der avisierten Stunde wieder in den SUV einstieg. Mit wenigstens zwei fremden Kerlen gevögelt hatte, wahrscheinlich drei.

Den weiteren Werdegang ihrer Parkplatz-Abenteuer hatte ich nämlich nicht mehr verfolgt. Stattdessen doch wieder den Krimi in die Hand genommen, um mir damit die Wartezeit zu vertreiben. Das zugegebenermaßen nicht wirklich konzentriert tat, meine Gedanken ständig abschweiften.

An diese merkwürdige Lokalität und dem Treiben hier zurückgekehrt waren. Wie mein Fahrgast nun zu mir. Irgendwie konnte ich gar nicht anders. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und sah sie direkt an. Sie wirkte für eine Sekunde überrascht, dann huschte wieder der Hauch eines Lächelns über ihr Gesicht.

Sie hielt meinem Blick mühelos stand. Strahlte eine unglaubliche Souveränität aus. Wirkte sie zufriedener? War sie nun befriedigt? Was für eine eigenartige Situation. Ich war Mitwisser geworden, zumindest von einem Teil ihres Sexuallebens.

Eines winzigen Teils ihres mir ansonsten in keiner Weise zugänglichen Lebens. Aber eines so intimen.

"Warte, Sebastian", wies sie mich an.

Sie holte ein Fläschchen mit blauer Flüssigkeit aus ihrer Handtasche, trank vermeintlich. Bis ich sah, dass sie die Flüssigkeit im Mund behielt. Kurz darauf aber durch die geöffnete Tür ausgespuckt wurde. Mundwasser. Klar.

Damit hatte ich ein weiteres Detail, wie sie ihre Stunde verbracht hatte. In diesem schönen Mund war wenigstens einer gekommen. Fasziniert hatte ich ihr bei der ganzen Geschichte zugesehen, einfach den Kopf nicht mehr weggedreht, ohne mir dessen bewusst zu werden.

Erneut traf sich unser Blick. Mir wurde klar, dass ich schmunzelte. Das schien sie nicht zu irritieren, im Gegenteil.

"Noch einen Moment", informierte sie mich und wiederholte ihr Nase pudern, bei dem ich mich wieder nach vorn drehte.

Suchte noch einmal Blickkontakt über den Rückspiegel. Für einen Moment musterten wir uns stumm, dann legte sie den Sicherheitsgurt an.

"Auf demselben Weg zurück?", erkundigte ich mich.

"Nein, du fährst die Bundesstraße weiter, da fahren wir erst durch ein Dorf durch und halten im nächsten an einem italienischen Café. Ich werde einen Cappuccino trinken. Das kannst du selbstverständlich auch."

Ich deutete ein Nicken an.

"Frag", meinte sie plötzlich.

"Was meinen Sie?"

"Die Frage, die dich beschäftigt."

"Keine Fragen, wurde mir bei Auftragserteilung nachdrücklich eingebläut."

Sie lachte kurz auf.

"Das war meine Anweisung und die suspendiere ich für den Moment. Beschränken wir es auf die eine."

Okay.

"Zufrieden?"

"Zufriedener."

"Das freut mich."

"Tut es das?", kam ihre amüsierte Rückfrage.

Ja. Irgendwie tat es das schon. Spielte doch keine Rolle, wie Leute ihr Leben verbrachten. Solange sie Momente erlebten, die sie zufriedener machten, die sich vom Normalempfinden abhoben. Wir hatten keine Beziehung, ich war für sie und ihr Leben in keiner Weise relevant.

Das hielt mich nicht davon ab, ihr allen Spaß der Welt zu gönnen.

"Absolut. Ich hoffe, die Musik ist auch okay, oder soll ich sie ausmachen?"

"Das ist der Sänger von Yes, nicht wahr?"

"Jon Anderson, genau. Auch ältere Geschwister, die die Geschmacksbildung gesteuert haben?"

"Ja, eigentlich aber mehr, mein Vater. Das war noch eine Frage. Belassen wir es dabei."

Natürlich. Ich weiß um meinen Platz im Leben. Unsere Welten treffen sich höchstens in zufälligen Überschneidungen. Bei der ersten Frage hatten wir einen menschlichen Kontakt. Wollen wir es mal nicht übertreiben.

Wir werden hier keine Freunde werden, weil ich ihre Bedürfnisse verstand. Nicht den ganzen Mechanismus oder die Voraussetzungen der Befriedigung, aber das spielte auch keine Rolle. Das Café war weitestgehend leer. Sie lief voraus und hatte sich einen Tisch ausgesucht.

Automatisch suchte ich mir einen anderen davor und setzte mich mit dem Rücken zu ihr. Ein leises Lachen zwang mich dann zum Umdrehen.

"Du kannst dich auch zu mir an den Tisch setzen, wenn du magst, Sebastian", flötete sie amüsiert.

"Oh? Wenn Sie das wünschen."

Unfair. Sie konnte mich namentlich ansprechen, schaffte sogar hier mühelos ein Missverhältnis. Der Kellner reagierte unverzüglich auf die Erlösung aus seiner sichtlichen Langeweile und wuselte herbei.

"Ein Cappuccino und einen Grand Marnier Rouge für mich, und für den Herrn ..."

"Einfach einen Kaffee."

"Americano?"

Weiß der Geier. Früher bekam man einen Kaffee, wenn man einen Kaffee bestellte. Ich nickte vertrauensvoll. Sah mich dann wieder der vollen Aufmerksamkeit meiner Klientin ausgesetzt. Zunächst in stiller Faszination. Bis der Kaffee kam.

"Biscotti", wurde ich von dem Vogel ungefragt in die italienische Sprache eingeführt. Sowas. Kekse erkannte ich notfalls selbst.

"Großartig", musste ich daher einschreiten.

Ja, so kriegte man sie einfach klein. Dafür gab es keine Anschluss-Sequenz. Schon trollte er sich. Und ich hatte wieder ein amüsiertes Frauenzimmer vor der Nase.

"Warum hattest du den Eindruck, dich von mir wegsetzen zu müssen?"

"Es hätte zu einem Gespräch kommen können."

Ihre Mundwinkel zuckten verdächtig.

"Tatsächlich. Das ist inwiefern problematisch?"

"Ohne Fragen etwas einseitig und flach. Das wäre mehr eine Debatte. Es entstand zuvor der Eindruck, ich hätte das heutige Kontingent davon aufgebraucht."

"Du hast dir gerade ein neues erschlossen."

"Es sind diese kleinen Erfolge im Leben, die ihm die Farbe geben. Worüber möchten Sie sich denn mit mir unterhalten?"

"Du. Du kannst mich Lumen nennen."

"Das ist der Künstlername, unter dem du hier auftrittst?"

Und der Moment, wo sich entscheiden würde, ob sie mit meinem Humor umgehen konnte. Blitzende Augen, zuckende Mundwinkel, ein gutes Zeichen meist.

"Das hätte ich so nicht formuliert, aber im Kern trifft es das."

"Okay, Lumen. Watt immer du willst. Ich meine, du kannst mir jetzt die Fragen stellen, die dich beschäftigen."

"Du machst diesen Job noch nicht lange, oder?"

"Ganz richtig, es ist nicht die Erfüllung eines Lebenstraums. Ich bitte etwaige Unsicherheiten über das genaue Maß und die Ausprägung des respektvollen Umgangs mit Klienten zu entschuldigen. Das schleift sich sicher irgendwann ein."

"Im Moment hast du Pause. Trinkst einfach mit einer Frau Kaffee."

"Americano. Und esse Biscotti. Oder auch nicht. Willst du die?"

"Ich habe auch welche. Sebastian. Du bist verheiratet?"

"Man sieht es uns an, nicht wahr? Es ist der Odem leiser, aber dankbarer Resignation, der uns umweht."

Zum ersten Mal kicherte sie wie ein kleines Mädchen.

"Auch das. Hauptsächlich der Ehering."

"Den brauchte ich bei dir nicht zu sehen. Es wäre für mich auch unvorstellbar, dass eine Frau wie du ohne vertragliche Bindung aufzufinden wäre."

"Ach so? Eine Frau wie ich?"

"Von solch augenfälliger Schönheit. Wobei ich zugeben muss, dass mir die Nicht-Lumen-Variante möglicherweise besser gefallen hat. Allerdings wirkst du so ... zugänglicher."

"Jetzt wirst du lachen, das war genau die Intention. Du hast hoffentlich keine Probleme mit meiner Zugänglichkeit?"

"Nicht die mindesten, ich dachte, das hätte ich mit dem Ausdruck meiner Freude bereits hinreichend signalisiert."

"Du hast Schwierigkeiten, es einzuordnen."

"Gar nicht mal. Hauptsächlich, weil ich das nicht mal versuche. Es spielt keine Rolle, oder spielte keine im nun pausierten Kontext."

"Wird sich das im neuen ändern?"

"Warum würdest du dir Verständnis von mir wünschen? Du scheinst doch ziemlich genau das zu tun, was du möchtest. Das setzt ein hohes Maß an Selbstbewusstsein voraus, das du auch offen zur Schau trägst. In der Ausprägung begreife ich das schon als Autarkie. Oder weniger verschwurbelt: Dir kann egal sein, was andere über dich denken, und das ist es auch."

"Das hast du fein erkannt. Aber jetzt hast du mein Interesse geweckt. Wie würdest du darüber denken, wenn ich deine Frau wäre?"

Tja. Gute Frage.

"Vielleicht im ersten Moment ambivalent. Ich würde zunächst überrascht davon sein, dass es Seiten an ihr gibt, die ich nicht kenne. Die auszuleben mit mir offenbar nicht möglich sind. Gewisse defizitäre Verantwortlichkeiten bei mir suchen. Bei nachfolgender Analyse meines eigenen Verhaltens und meiner Möglichkeiten darauf kommen, dass es keine Rolle spielt. Dass ihre grundsätzliche Zufriedenheit mit mir davon unberührt ist. Meinethalben kann sie anderswo auch zufriedener sein. Ich kann nicht alles für meine Frau sein und will das auch nicht. Schon gar nicht ein Fremder. Das scheint ja irgendwie wichtig zu sein?"

"Ihr führt eine offene Ehe?"

"Das wäre mir neu. Da kann ich nur von mir sprechen, aber da war bislang nie ein Bedürfnis, sich darüber auch nur Gedanken zu machen. Da meine Gattin ansonsten mit nichts hinter dem Berg hält, gehe ich mal davon aus, dass das bei ihr ähnlich verlaufen ist. Wir haben eine Tochter großgezogen, einen Sohn dreiviertel so weit. Unsere Bedürfnis- und Erlebnisvielfalt ist sicher auch davon, sagen wir mal, anders fokussiert gewesen. Ihr vermutlich auch nicht? Ich meine, keine offene Ehe?"

"Nein, natürlich nicht. Eher das genaue Gegenteil."

"Das rechtfertigt den betriebenen Aufwand. Aber das ist nicht nur ein Sicherheitsbedürfnis, sondern auch ein wichtiges Element für den Reiz, nicht wahr? Du schlüpfst nicht in eine Rolle, sondern lebst einen Teil deiner Persönlichkeit aus. Du bist auch Lumen. Erlaubst dir zweimal wöchentlich, nur das zu sein."

Sie starrte mich eine Weile nur an. Es war nicht wirklich zu erkennen, was sie dachte. Dann nickte sie langsam.

"Dir entgeht nicht viel. Das könnte die relative Zufriedenheit deiner Frau erklären."

"Ich tippe eher auf eine ausgeprägte Bedürfnislosigkeit."

"Ich hoffe nur, sie weiß deinen Sinn für Humor zu schätzen."

"Darauf basierte meine gesamte Marketingkampagne. Die glücklicherweise erfolgreich verlief."

"Für sie auf jeden Fall. Interessant. Ich fürchte aber, wir müssen langsam zurück. Dein Kollege fällt länger aus?"

"Das steht leider zu befürchten. Momentan ist fraglich, ob er jemals zurückkehrt."

"Das ist schade für ihn. Ich bedauere es nicht. Warte. Wir rauchen erst eine. Sehr aufmerksam, danke."

Automatismus. Ich bin auch immer der, den die ganzen Penner ansprechen, wenn sie eine Kippe schlauchen wollen. Weil sie genau wissen, dass sie bei mir erfolgreich sind.

"Du sagst, du hast noch nicht das Bedürfnis entwickelt. Meinst du, das könnte sich ändern?"

"Alles ändert sich. In meinem Leben gab es immer wieder Punkte, wo ich mit veränderten Situationen umgehen lernen musste. Weniger aus einem inneren Bedürfnis, eine Veränderung der Situation herbeizuführen. Wenn ich meine Persönlichkeit im Ganzen sehe, würde ich vermuten, dass auch da eine Änderung reaktiv wäre. Mit anderen Worten, vielleicht, wenn mich eine Frau in besonderer Weise anzieht. Wobei ich nicht vorhersagen könnte, wie ich damit umgehen würde."

"Es muss sich lohnen."

"Auf den Punkt richtig."

"Interessant. Wir sollten jetzt los. Mein Zeitfenster schließt sich."

"Ein inverses Aschenputtel. Du musst dich rechtzeitig wieder in die Prinzessin verwandeln, damit du zurück ins Schloss kannst."

Sie musste danach doch noch einmal zurück ins Café, weil ihr bei dem anschließenden Lachanfall wohl ihre Blasenfüllung ins Bewusstsein rückte. Eventuell würde die Rückfahrt auch wortreicher verlaufen. Es wäre ja zu begrüßen.

Das tat sie in der Tat. Sie war ausgesprochen kurzweilig. Dann war der Punkt erreicht, wo die Prinzessin ihren Ausgangszustand wiederhergestellt hatte. Auch diesmal schaute ich mir nur das Ergebnis der Verwandlung und nicht den Prozess an. Das wurde bemerkt.

"Respektvoll bis zuletzt. Du bist ein ungewöhnlicher Mann. Freitag wirst du mich ebenfalls fahren?"

"Wenn Sie das so wünschen."

"Das wünsche ich. Und wir können beim du bleiben."

"Das freut mich, Nicht-Lumen."

"Sara."

"Das freut mich sehr, Sara."

Ja. Das war eine interessante Tour.

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Von der ich Jutta nichts erzählte, außer, dass dies jetzt eine regelmäßige werden würde, die unser Budget positiv beeinflussen konnte. Mir fiel auf, dass ich mich den Rest der Woche auf den Freitag freute.

Mal ehrlich, wie viele interessante Menschen trifft man noch in der zweiten Lebenshälfte? Okay, dass sie eine wirklich attraktive Frau war, war sicher ein Pluspunkt. Aber auch menschlich fand ich sie faszinierend, ein wacher Geist, der sich mit mir mit Leichtigkeit austauschte.

Mich kitzelte. Eine Persönlichkeit, die ich außerhalb ihres normalen und zusätzlich in einem ganz besonderen Kontext erlebte. Die in irgendeiner Weise mich erfrischte. Ein Blick in den Rückspiegel reichte, um zu sehen, dass sie ebenfalls froh war, mich zu sehen.

"Hallo, Sebastian."

"Hallo, Sara. Wieder A7, oder tanzt du auf mehreren Hochzeiten?"

"Für dich bin ich wohl ein offenes Buch. Wir fahren nach Osten, A24. Ich hoffe, man hat dir gesagt, dass wir freitags länger unterwegs sind?"

"Dann habe ich mehr Zeit, darin zu lesen."

"Das klingt ja, als ob dir das ein Bedürfnis ist."

"Ich mag spannende Bücher. Es gibt viel zu wenig davon."

"Das täuscht. Sie werden meist nur gleich privaten Sammlungen einverleibt."

"Das ist die Tragik dieser Welt. Besitz regelt so ziemlich alles. Und beinhaltet dabei so wenig. Eine bequeme Freude. Ein Anspruch auf Kontinuität des positiven Erlebens. Verpflichtet dabei nicht mal zum Verständnis der Inhalte. Umso größer ist dann die Freude, per Zufall auf ein echtes Kleinod zu stoßen."

"Die wenigsten verstehen die Handlung. Ganz zu schweigen von der Intention. Hier jetzt einfach geradeaus."

"Manchen reichen halt die Illustrationen. Besonders, wenn sie so schön anzusehen sind."

"Findest du, sie sind schön anzusehen?"

"Ich würde sie ohne Zögern an meine Schlafzimmerwand pinnen. Es kämen allerdings wohl berechtigte Einwände meiner Frau."

"Denkbar. Ich ziehe mich jetzt um."

"Tschüss, Sara. Wir sehen uns später."

Wenig später hatte ich mit Lumen das Vergnügen. Nachdem ich mir das Heimliche wieder verkniffen hatte. Ganz einfach, weil sie darauf wartete, dass ich das tun würde.

"Fährst du am nächsten Rastplatz ran?"

"Gerne. Bei dir ist Rauchen ein weiteres heimliches Vergnügen?"

"Wie so viele. Du kriegst es noch erlaubt?"

"Mir wurden ausreichend Stress und Sorgen als toleranzbildende Helfer vom Leben an die Seite gestellt."

"Dann kann ich dich nicht mal beneiden."

"Das musst du auch nicht. Ich nehme an, du wünschst jetzt, deine Treffen vorzubereiten? Ist es eine App?"

"Ja. Möchtest du sie ausprobieren? Ausreichend Zeit wirst du haben."

"Eher nicht. Immerhin bin ich bei der Arbeit und da soll man keinen Spaß haben."

"Das widerspräche dem Kern der Sache. Verstehe. Aber du freust dich ja, wenn ich welchen habe."

"Unbedingt."

"Du kommst trotzdem zu mir an den Tisch. Ich sehe Fragen am Horizont."

"Hm. Ein paar. Triffst du dich mehrmals mit denselben Leuten, wenn die Erfahrung positiv war?"

"Nein. Das ist meine persönliche Regel. Keine Wiederholungen."

"So weißt du nie, was dich erwartet."

"Genau deshalb, ja."

"Verstehe. An dem anderen Parkplatz schienen einige den Wald genutzt zu haben. Machst du das auch manchmal?"

"Ab und zu, schon, wenn es warm genug ist. Möchtest du zusehen? Das ließe sich arrangieren."

Huch.

"Darauf zielte meine Frage eigentlich nicht ab."

"Meine schon."

Hui. Und die war wirklich komplexer, als es den Anschein hatte. Ein offener Hinterhalt. Dabei war ich schon völlig eingeschlossen.

"Deine Partner würde das nicht stören?"

"Nein. Ich sage, du bist mein Mann. Das ist nicht ungewöhnlich. Macht manche zusätzlich an."

"Aha. Ich bin beeindruckt. Dir reichen drei Worte und ein Fragezeichen, um mich in deine Welt zu ziehen. Warum würdest du das wollen?"

"Ich glaube, du hast dein Kontingent an Fragen bereits erschöpft."

"Bleibt mir nur noch zu antworten."

"So sieht es aus."

Ein Punkt der radikalen Veränderung. Locker aus dem Handgelenk serviert. Dabei alle denkbaren Abwehrmechanismen spielend leicht umgangen. Sagenhaft. Wäre es eine einmalige Sache? Das ist eine Frage. Sogar die hat sie mir genommen.

"Dann tue ich das. Ja."

"Gut. Zwei haben zugestimmt. Dann los. Ist noch ein Stück."

Irgendwie kam ich mir doch vorgeführt vor. In einem satten Gedankenmatsch machte ich meinen Gurt um.

"Du hattest sie also bereits vor meiner Antwort gefragt."

"Natürlich."

"Weil es nur eine Antwort gab."

"Du hast eine Weile gebraucht, um das zu erkennen."

"Mich hat die Tragweite erschüttert."

"Das muss sie nicht. Du lernst einen meiner Handlungsstränge mit Illustrationen kennen. Mehr nicht."

"Das scheint dir ein Bedürfnis zu sein. Dass ich das tue."

"Es ist neu."

"Und für mich erst."

"Es ist spannend."

"Für mich in jedem Wortsinn."

Sie lachte fröhlich auf.

"Nein, nicht ganz. Du bist kein Spanner, tust es nicht heimlich und ohne echte Zustimmung. Hast eine Einladung, alles aus nächster Nähe zu erleben. So nah dran, wie du möchtest und du dir selbst erlaubst."

"Lumen live. In einer doppelten Premiere vermute ich."

"Wie meinst du das?"

"Zum ersten Mal mit einem dir bekannten Statisten. Und zum ersten Mal mit der Intention, jemandem diesen Teil deiner Persönlichkeit nahezubringen."

"Siehst du, es war ganz unnötig, dass ich deine letzte Frage beantworte. Das ist neu, dass ich nicht nur die Möglichkeit habe, sondern jemanden, der das tatsächlich will. Vor dem ich in doppelter Hinsicht nackt bin."

"Verstehe. Gestattest du mir vielleicht doch noch eine Frage?"

"Eine. Bis auf Weiteres."

"Und was löst das in dir aus?"

"Es macht mich unbeschreiblich geil."

Oh. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich das Ganze bisher als abstraktes Problem betrachtet hatte. Überhaupt nicht wirklich an mich herangelassen, was das letztlich bedeutet, was mir bevorstand. Mein Blick wanderte zum Rückspiegel, suchte und fand ihren.

Ja. Das zeigte sie auch. Zum ersten Mal seit meiner Eheschließung sah ich wissentlich eine andere erregte Frau. Live zumindest. Statische Aufladungen hatte ich im SUV auch noch nicht erlebt. Doch jetzt knisterte die Luft.

Nein. Das war eine andere Situation, als ich sie bislang erlebt hatte, in meinem ganzen Leben. Jutta und meine Freundinnen davor hatte ich erregt erlebt, aber wirklich geil? Jutta manchmal so halb. Lumen war geil. Unbeschreiblich geil sogar.

"Und bei dir?"

"Bei mir dringt erst jetzt wirklich durch, dass ich mich von dir nicht ins Theater verschleppen lasse. Sondern was wirklich ansteht. Das ... macht sich langsam bemerkbar."

"Du sprichst mit Lumen. Klare, direkte Antworten, bitte."

"Ich werde langsam ebenfalls geil."

"Das wollte ich hören. Die nächste Ausfahrt, dann wieder Bundesstraße, diesmal ein ganzes Stück, durch zwei Ortschaften durch."

Langsam setzte zudem auch Herzklopfen ein, je näher wir dem Parkplatz kamen. Auch dieser lag an einem kleinen Waldstück, war größer und offenbar sehr gut besucht. Wald und im Auto waren offenbar nicht die einzigen Austragungsorte.

Auf der Motorhaube eines weißen Audis wurde gerade ein pickliges junges Ding richtig heftig von einem Hünen geknallt. Wie ich's mir dachte, um Aussehen ging es vermutlich zweitrangig, denn in Schönheitswettbewerben konnte der gute Mann sicher nicht antreten.

Dafür schienen sie ordentlich Spaß zu haben. Und genau darum ging es.

"Du auch?", wurde ich aus dem Rückraum aus meinen Gedanken gerissen.

Ah, es war Puder-Time. Mein erster Impuls war nein. Ich reagierte manchmal komisch auf Signale. Ihr gelassen-spöttischer Gesichtsausdruck in diesem Moment verwandelte das in ein Ja.

"Dann komm zu mir. Keine Angst, ich beiße nicht. Oder nur auf Wunsch."

So, so. Na, Angst hatte ich keine vor ihr. Nur, dass wir endgültig das Fahrer/Fuhre-Verhältnis hinter uns gelassen hatten, war noch nicht eingesunken. Ah, so saß man hier also. Auch nicht schlecht. Schade, dass keiner vorn war, dem ich Kommandos geben konnte.

Sie hatte vier Lines auf ihrem kleinen Schminkspiegel vorbereitet. Na, in ihren Kreisen war es wohl nicht üblich, Eingeladenen den Vortritt zu lassen. Ich konnte mich kaum an das Gefühl erinnern, nur dass ich mich deutlich souveräner und energiegeladener gefühlt hatte.

Dass sie die beiden mittleren von den weißen Linien vernichtete, kam mir ebenfalls etwas ungewöhnlich vor. Es wurde immer mysteriöser, als sie den auf der Rückseite befindlichen Klammerständer etwas ausklappte. Das schien umso sinnfreier, als er danach vor ihr platziert wurde.

Sie hatte sich auf dem Sitz gedreht, hockte auf ihrem linken Bein, wie sie das auch vor Umzieh-Aktionen tat, das rechte auf dem Boden. Hm, war das irgendein Initiationsritus, die ersten Lines mit Gefälle ziehen zu müssen? Der Sinn der Aktion wurde mir erst klar, als sie mir ihr Glasröhrchen reichte.

Beim Spiegel angekommen, sah ich eine Reflexion in der Mitte, wo sich ihr Naschwerk befunden hatte. Immer noch Naschwerk, nur fleischig und so viel netter anzuschauen. Eingerahmt von meinen beiden weißen Aufgaben gab es sozusagen eine Vorschau auf kommende Attraktionen.

Ihre Muschi. Die haben für mich alle eine Grundschönheit, wohl ob ihrer Gastlichkeit. Die hier hatte, mal abgesehen davon, dass sie so unvermutet erschienen war, eine Ästhetik, die weit darüber hinaus ging und mich plättete.

In sich so symmetrisch und perfekt ausgewogen, dass ich kurz den Verdacht hatte, auch da hatte vielleicht ein Chirurg mitgewirkt. Machten Frauen das heutzutage? Ich sollte mehr in Juttas Magazinen lesen. Oder sie einfach fragen.

Nein, kein gutes Thema, das wäre ein Lauf in die Selbstschussanlage.

"Gefällt dir, was du siehst?", hauchte sie mit herrlich sündiger Stimme.

Ich unterdrückte den Wunsch, "ja, das sieht nach feinstem Schnee aus Kolumbien aus" zu rufen, und es gelang mir mühsam, den Ernst der Lage zu begreifen.

"Mehr als das. Ein Meisterwerk. Wenn du dich irgendwann davon trennen willst, nehme ich sie dir ab", brachte ich ohne große Überlegung hervor und widmete mich schnell der ersten Line, um ihrem Blick auszuweichen.

"Ich hänge daran", gab sie glucksend zurück.

"Zurecht. Huh. Das fühlt sich stark an. Wirklich zwei?"

"Du wirst es mir danken."

"Gar nicht so einfach, mich jetzt darauf zu konzentrieren. Baust du immer einen optischen Hindernis-Parkour ein? Oder ist das eine besondere Herausforderung nur für mich?"

"Nur für dich. Du fühlst dich herausgefordert?"

"Inspiriert", antwortete ich bei gleichzeitiger Rückgabe des Röhrchens, um die gespiegelte Lieblichkeit demonstrativ zu küssen. Weil das ihren gesichtsausdrücklichen Beifall fand, simulierte ich gleich noch einen Besuch beim kleinen Wonneknopf mit meiner Zunge.

Glas ist nicht dasselbe. Hier war zudem noch ein Rest Puder, und der einzige Effekt war, dass meine Zungenspitze bei der Aktion taub wurde. Tja, man sollte nur ans Original. Das schien sie ähnlich zu sehen.

"Wenn ich meine Besitzrechte auch nicht abtreten möchte, kannst du das als Einladung betrachten, dich dort als Gast einzufinden", schien sie nicht unbedingt böse, dass ich diesem im Grunde hammergeilen Moment die Spitze genommen hatte.

Eine Frau mit Humor. Und so einer Pussy. Die hatte wirklich alles.

"Ich betrachte es als absolutes Privileg, allein schon, sie auf diese fantasievolle Art präsentiert zu bekommen. Das schlägt jede schnöde Karte um Längen. Huh, da hast du mir aber eingeschenkt. Auf allen Ebenen."

"Ich finde, das hast du dir verdient. Und vieles mehr", schloss sie an, als sie mir noch als Zuschlag Körperwärme und ein Küsschen auf die Wange gab. "Okay. Dann zur Tat. Wir haben uns am Beginn des Waldwegs verabredet."

Den konnten wir von hier sehen, aber da war noch niemand. Aha, man setzte sich in Bewegung, wenn man die Spielgefährten ausmachte. Kaum hatten wir das Auto verlassen, als zwei weitere Wagentüren aufgingen und jeweils ein Mann ausstieg.

Lumen musterte ihre angehenden Beischlafpartner kurz, wies auf mich, stellte mich als ihren Mann vor und lief mit uns den Weg hinunter. Sie wusste genau, wo sie hinwollte, die Herren schienen da nicht so vertraut, aber vertrauensvoll.

Männer. Einfache Männer. Der eine hatte von weiten ein bisschen wie der Hausmeister unseres Wohnblocks ausgesehen, daher war ich über die nur entfernte Ähnlichkeit beim Näherkommen durchaus dankbar. Leichter Bierbauch, hatte eine handwerkliche Ausstrahlung, vielleicht Klempner oder Elektriker.

Der andere einen Kopf größer, damit auch als ich, und der schien gerade einem Büro entsprungen. Schwarze Bügelfaltenhose, weißes Hemd, das jetzt im Feierabendrausch hochgekrempelt und aufgeknöpft worden war.

Er kniff die Augen etwas zusammen, wohl ein Brillenträger, der in der Sicherheit, bei der folgenden Aktion nah genug dran zu sein, auf optische Hilfen verzichtet hatte. Wir kamen auf eine kleine Lichtung, auf der vielleicht fünf Quadratmeter hohes Gras war.

Für die angedachten Zwecke sicher ausreichend. Der etwas älter wirkende Handwerker-Typ klopfte mir jovial auf die Schulter und versprach "dass sie es meiner geilen Eheschlampe schon so richtig besorgen würden". Büro-Hannes nickte dazu gewichtig mit dem Kopf.

Wenn ich diesen Moment ohne Erwiderung überstand, war alles gut. Lumen schien meinen heldenhaften inneren Kampf richtig zu deuten und rettete die Situation gerade noch so mit einer Erwiderung. Ebenfalls in meine Richtung.

"Ja, jetzt wirst du sehen, was richtige Männer mit mir anstellen", gab sie mir einen detaillierteren Einblick in meine angedachte Rolle. Und sank auf die Knie.

Dieses Signal verstanden die Herren problemlos und verschafften ihr umgehend Zugang zu den Hauptakteuren dieser Sequenz. Der Weißbehemdete benötigte noch aufbauende Zuwendung, aber deutsches Handwerk war offenbar allzeit bereit.

Sein in meinen Augen normal großes, aber durchaus massiges Teil, stand bereits wie 'ne Eins. Folgerichtig wurde zunächst das schwächere Glied der Kette in Lumens kessen Mund eingelassen und verließ ihn wenig später darauf mit deutlichem Wachstum.

Der sichtlich brettharte andere sollte aber nicht darben und bekam ebenfalls eine Kostprobe von Lumens mündlicher Gastfreundschaft, während sie den anderen Schwanz händisch auf Temperatur hielt.

Die Hose des Büromenschen war weit genug an den Beinen, dass er sich nebenher raus strampeln konnte. Lumen hatte nun beide Schwänze gepackt und blies und rubbelte wechselseitig an ihnen. Langsam schien das allen richtig Spaß zu machen. Mir durchaus auch. Ein Stuhl wäre schön gewesen.

Das ging eine Weile hin und her, dann kam Lumen hoch, befreite ihre Brüste durch ein einfaches Abstreifen der Träger und Herunterziehen am Körper. Kein BH darunter, wahrscheinlich schiere Pragmatik, denn wie ich aus spiegelnder Quelle wusste, war das unten rum ja auch der Fall.

Aber wirklich tolle Titten, viel zu ebenmäßig aus dem Körper hervortretend, als dass da irgendwas implantiert worden sein konnte. Schöne natürliche Rundungen, dunkle Vorhöfe und recht große Nippel. Der Büromensch hatte meine Reflexe. Seine Hände wanderten sofort dahin.

Der andere dachte schon weiter und griff Lumen unter den Rock. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, fand er die erwartete Nässe vor. Das schien für ihn der endgültige Startschuss zu sein, seine linke fischte in seiner Hosentasche ein Kondompäckchen heraus, und er brachte die rechte aus dem späteren Zielgebiet zur aufreißenden Unterstützung.

Auch der Mann im weißen Hemd schien sich notwendiger Vorbereitungen zu erinnern, und nutzte seine Hände nun zum Aufknöpfen. Lumen wartete gespannt darauf, dass das erste, so aufgepumpt wirkende Gerät, nun mit passender Schutzkleidung versehen wurde.

Drehte sich dann herum, sodass ihr glorioser Hintern ihnen und optisch auch mir zuwinkte. Inklusive des Zentrums des Geschehens, das sich so wunderbar in Szene gesetzt allen darbot. Sie ließ den Oberkörper waagerecht zum Boden und stützte sich mit ihren Händen kurz oberhalb der Knie ab.

Und hatte Sekunden später zumindest zeitweise einen weiteren Stützpfeiler, der sie alsdann beackerte. Der Bürohengst war nun gänzlich aus seiner identifizierenden Kleidung geschlüpft und baute sich vor Lumens Kopf auf.

Dort fand sein immer noch nicht vollständig hartes Glied eine bereitwillige Aufnahme. Es sah einstudiert aus, jeder wusste sofort, was zu tun war. Alles lief so selbstverständlich ab. Und aus dem Nichts mitten rein ins Geschehen.

Kein "Hallo, ich bin der Detlev", keine Küsschen und kein Streicheln, ohne die Jutta in der Regel nicht in Gang zu bringen war, einfach, sofort, direkt zur Sache, direkt rein in den Sex. Es war faszinierend, das anzusehen, am Anfang noch gar nicht mal erregend, dazu war mir das alles zu schnell gegangen.

Das änderte sich nach und nach, als der furios pumpende Mann, der mir größtenteils die Sicht versperrte, Lumen erste, durch das zweite Glied gedämpfte, Laute entlockte. Halb unbewusst änderte ich meinen Standort, bis ich mehr eine Seit-, denn Hinteransicht hatte.

Sah, wie der wirklich gutformatige Kolben des Handwerkers ganze Arbeit leistete, Lumen in ordentlichem Tempo auf Betriebstemperatur brachte. Die hatte in der Zwischenzeit dem nackten Mann vor ihr an der notwendigsten Stelle volles Leben eingehaucht, oder geblasen, auf jeden Fall sah das mittlerweile nach Endergebnis aus.

Normale Männer, mit normalen Schwanzgrößen. Es gab sie also doch. Man kam ja ins Grübeln, wenn man sich auf so manchen Seiten die Zeit vertreibt. Tapfer versuchte der nicht eben sportlich wirkende Mann, sein ambitioniertes Tempo beizubehalten.

Aber der zunehmend rote Kopf und kleine Einbrüche zwischendrin schienen anzudeuten, dass dies in absehbarer Zeit beim guten Willen bleiben würde. Lumen schien das zu spüren, auf jeden Fall brach sie für den Moment das optisch sehr ansprechende Blasen ab, drehte sich zum Kämpfer vor dem Herrn hinter ihr, und bot ihm einen Stellungswechsel mit Ruhelage an.

Der ließ sich sichtlich erleichtert, nicht lange bitten und auf dem Rücken nieder, und wurde rasch wieder bei Lumen einverleibt. Die sich und uns erst einmal demonstrierte, was sie in dieser Position mit einem harten Schwanz so alles anstellen konnte. Das war beeindruckend genug.

Erst dann fand sie ihre aufrechte finale Position, in der sie schnell ihren eigentlich noch heftigeren Rhythmus gefunden hatte, aber gleichzeitig genug Zeit und Muße, ihr eben unterbrochenes orales Vergnügen wiederaufzunehmen. Sie ging auch dabei ordentlich zur Sache.

Ich fragte mich, ob ich mittlerweile immer noch am Start gewesen wäre, aber die Jungs schienen mit dieser Gangart sehr vertraut. Der Nackte schlug wohl etwas vor, was ich nicht verstand, aber Lumen schüttelte nur leicht den Kopf.

Nickte kurz nach unten, zu dem selig beackerten Mann und zog das Tempo noch minimal mehr an. Mit dem Effekt, dass unter ihr urig gestöhnt wurde, was in einem tiefen, befriedigten Grunzen kulminierte.

Lumen griff ihm ans Gesicht und quetsche eine sie amüsierende Fratze hinein, dann tätschelte sie ihn kurz an der Wange und stieg ab. Der nackte zweite Mann hatte sich in Erwartung des Kommenden abgesetzt und ebenfalls mit einer Lümmel-Tüte versorgt, in leuchtendem Rot.

Diesen Herren schien Lumen auf dem Rücken empfangen zu wollen. Nicht ganz. Ihr Kopf drehte sich zu mir.

"Komm her. Du sollst sehen, was er mit mir macht."

Oh? Als angeblicher Ehemann blieb mir natürlich nichts Anderes übrig als zu gehorchen, obwohl mir nicht klar war, was sie vorhatte. Das war ganz einfach, ich wurde angewiesen, mich hinzuhocken und sie legte mir ihren Kopf auf meine Oberschenkel.

Stellte dabei ihre Beine spreizend an, damit der andere Typ richtig missionarisch tätig werden konnte. Ich muss sagen, in den vorangegangenen Minuten war es absorbierend und mild erregend gewesen.

Das änderte sich in dem Moment, wo er das Pumpen begann und sich Lumens Kopf auf meinem Schoß vor Geilheit zu winden begann, ihr Gesicht sich vor Lust verzerrte, sie sich richtig gehen ließ. Während sie mir dabei permanent in die Augen sah, denn ich hatte den Kopf zu ihr geneigt und war wie gefesselt davon.

Fing nur noch einen kurzen Blick von dem mittlerweile wieder voll angezogenen jovialen Hengst auf, der so Richtung "siehste, so wird das gemacht" ging, konnte dem aber nicht einmal Heiterkeit abgewinnen, weil Lumens Stöhnen, Zucken, Beben unter mir so viel mehr in mir auslöste.

In ihr auch, denn sie kam deutlich hörbar zum ersten Mal, was vermutlich Triumphzüge in die Gesichter der beiden anderen zauberte, ich aber konnte gar nicht anders als exklusiv bei Lumens zu bleiben.

Ich nehme an, so wie ich sie dabei anstrahlte, nahm sie mir wohl endgültig ab, dass ich mich für sie freute. Aber es ging auch darüber hinaus. Sie involvierte mich in ihrer Lust, das war mir völlig klar, und dass ihr ruheloser Kopf an einer ganz schönen Schwellung rieb mittlerweile auch.

Der Bürohengst gab sich alle Mühe, noch mehr Laute und Grimassen aus ihr zu kitzeln, veränderte ihre Beinstellung, ließ sein im Vergleich zum ersten deutlich beweglicheres Becken fliegen. Brachte sie noch einmal richtig in Wallung, aber dann zahlte er den Preis für seine intensiven Bemühungen.

"Komme ... gleich ...", ließ er verlauten, was Lumen zur sofortigen Erwiderung animierte.

"Zieh ab, roll ab, komm mir in den Mund."

Das klang wie ein würdiger Abschluss. War doch einen Moment etwas seltsam, als der Mann mit so schussbereiter Waffe auf mich zu krabbelte, da der große Knall ja nun in oder knapp oberhalb meines Schoßes erwartet wurde.

Sie hob nämlich den Kopf ein Stück an, griff mit einer Hand an das gute Stück, und stülpte ihre Lippen darüber, bevor etwas irgendwo hinspritzen konnte, wo es nicht sollte. Sie melkte ihm mehr den Saft raus, als sie blies.

Aber das war sehr effektiv und führte keine dreißig Sekunden später zum gewünschten Ergebnis. Lumen ließ sich zufrieden wieder auf meinen Schoß sinken, wobei der Schwanz hinausglitt. Und musste mir unbedingt noch die Füllung ihres Mundes präsentieren.

Was beifälliges und irgendwie wohl auch hämisches "Hö, hö, hö" Gelächter bei den beiden anderen auslöste. Erneut widerstand ich mit größter Mühe einer Replik, nicht aber meinem Impuls, Lumen, nachdem alles tapfer geschluckt war, mit den Händen ihre geröteten Wangen zu streicheln.

Wie kann ich das beschreiben? Für einige wenige Sekunden hatte ich das Gefühl, dass die Welt außer uns zu existieren aufhörte. Wir uns in einem perfekten Moment auf einer völlig anderen Ebene begegneten. Wir uns beide gleichzeitig öffneten und wirklich tief beieinander waren.

Nicht so, wie das ist, wenn man in Liebe verbunden ist, nein anders, elementarer, ursprünglicher, einfacher gar. Ohne Voraussetzungen. Einfach so. Das war ein unglaubliches Gefühl. Wirklich schön. Aber fremd. Ungewohnt.

Ich glaube, wir sahen uns beide fragend an, als der Augenblick vergangen war. Lumen machte zunächst keine Anstalten, sich zu erheben, und die Männer schienen anzunehmen, dass ich nun privat noch Sprüche von ihr bekommen sollte. Also zog sich auch der Zweite rasch an und sie vermeldeten, dass sie zu ihren Autos zurückwollten.

Und eine richtig gute Nummer sei es doch gewesen. Plötzlich waren wir allein. Wieder ein kurzer, fragender Blick von ihr, bevor sie sich für ein zufriedenes Lächeln entschied.

"Also war es das? Eine richtig gute Nummer?"

"Ein guter Auftakt", gab sie grinsend zurück.

Fischte ihr Handy aus dem mitgeführten Handtäschchen. Schaute kurz drauf und kramte dann Zigaretten hervor.

"Erst rauchen wir eine."

Sie konnte mir wohl ansehen, dass ich dazu Konversation machen wollte, aber schüttelte leicht den Kopf. Okay. Später. Schwiegen, grinsten uns an, wie zwei Kinder, denen gerade ein toller Streich gelungen war. Bis sie aufgeraucht hatte und zu weiteren Streichen bereit war.

Und ich zum Auto zurückging. Nun, so hatte ich ein wenig Zeit, was heißt ein wenig, sie kam erst eine halbe Stunde später zurück. Zeit, das Gesehen und Geschehene ein bisschen für mich zu verarbeiten. Nur ein bisschen, denn es fiel mir immer schwer, wirklich Neues korrekt einzuordnen.

Das war der Sex, den ich gesehen hatte, nicht. Keine akrobatischen Übungen, einfacher, zielgerichteter und zielstrebiger Sex, nicht mehr und nicht weniger. Für mich persönlich zu sehr aus dem Kontext gerissen, aber ich konnte verstehen, dass sie damit zufrieden war und die Jungs waren es ja offensichtlich auch.

Dass sie noch nicht genug hatte, wunderte mich mittlerweile nicht mehr. Dass ich im weiteren Verlauf nicht mehr dabei war, irgendwie sogar beruhigend. Das hatte eben mit der letzten Sequenz zu tun, die das ansonsten nachvollziehbare Geschehen um etwas Anderes erweitert hatte.

Dieses Andere war für mich aber nicht wirklich greifbar, benennbar. Entzog sich allen Versuchen der Einordnung. Mich wurmte so etwas normalerweise. In diesem Falle aber nicht mal das. Ich saß einfach grinsend und manchmal kopfschüttelnd im Auto und freute mich so vor mich hin.

Als die Tür aufging und sie sich setzte. Dabei die Tür offen ließ.

"Und? Zufriedener?", wagte ich sie gleich anzusprechen.

"Äch", kam es von ihr. "Ging so."

Natürlich, warum sollte es immer gleich gut oder gleich interessant sein. Gleich war aber ihr Ritual, Mundwasser, Nase pudern, wobei mir diesmal nichts angeboten wurde, den roten Lippenstift abwischen.

"Und jetzt? Cappuccino und Biscotti? Oder noch eine rauchen?"

"Gibt es hier nicht. Aber einen ganz normalen deutschen Bäcker, wo man auch Kaffee trinken kann. Der hat richtig guten Kuchen. Wenn du willst?"

"Klingt gut."

"Mit dem Rauchen sollten wir noch warten. Wie hat es dir gefallen?"

"Eine interessante Erfahrung. Es hat sich wirklich gelohnt, mich von dir aushebeln zu lassen. Was, nebenbei, dem Vernehmen nach gar nicht so einfach sein sollte."

"Interessant, okay. Und geil?"

Hm. Warum nicht ehrlich sein.

"Anfänglich nicht so, dann ein bisschen. Nun ... als du auf meinem Schoß warst ... und gekommen bist ... das war dann schon eine ganz andere Geschichte."

"Ja, da wurdest du hart."

"Ich kann's ja schwer leugnen."

"Warum solltest du auch? Hast du es in der Zwischenzeit zu Ende gebracht?"

"Ehm ... du meinst, ob ich mir einen runtergeholt habe? Nein. Sollte ich?"

"Dann hätte ich es gesagt."

"Dann sind wir fein."

"Du tust es jetzt."

"Vor dir."

"Vor mir. Wem sonst?"

"Stimmt auch wieder. Einfach so?"

"Ja, einfach so. Hole ihn raus, und mach es dir."

"Er ist natürlich jetzt nicht mehr hart."

"Das wird ganz schnell gehen. Vertrau mir."

Hm. Dein Wort in Gottes Ohr. Ziere ich mich? Ich ziere mich nicht. Eigentlich ein würdiger Abschluss.

"Ehm ... soll ich zu dir auf die Rückbank kommen?"

"Das brauchst du nicht. Hole ihn raus und fang an."

Es wurde schnell klar, wie sie sich das vorstellte. Sie tauchte hinter dem Fahrersitz auf, drückte sich dagegen und schlang ihre Arme um mich. Ihr Gesicht schob sie neben meines, und ich bewegte meinen Kopf näher nach rechts, damit die Kopfstütze das nicht störte.

Selbstverständlich. So fühlte sich das an. Meine Hose zu öffnen, meinen alten Recken rauszuholen und aufzuwecken. Dass er wie vorhergesagt so schnell wuchs, lag an ihrer Nähe, kein Zweifel. Der Hitze, der noch immer deutlich fühlbaren Geilheit, die sie verströmte.

Die ansteckend war. Und ihrem Atem neben meinem Ohr. Der mal rascher ging, mal einen Hauch eines Lautes hatte. Keine eigene steigende Erregung spiegelte. Sondern das Mitempfinden meiner. Es ging ... fast peinlich schnell. Unbemerkt hatte sie ein Taschentuch in der linken Hand gehalten, das sie mir nun reichte.

Ein Kichern, als sie die Lage richtig einschätzte und ein Zweites nachreichte.

"Zufriedener?", hauchte sie mir dann ins Ohr.

"Zufriedener", gab ich ihr recht.

"Das freut mich", hörte ich noch mit einem Lächeln in der Stimme, bevor sie sich auf ihren Platz setzte und anschnallte. "Dann lass uns Kaffee trinken."

"Du kannst offenbar das Rauchen vergessen. Ich nicht."

"Leide für mich. Noch etwas länger. Bei dem Bäcker kann man draußen sitzen."

"Das ist allerdings noch besser. Dann leide ich gern. Für dich sowieso."

"Oh ... das wirst du", kam die süße Drohung von der Rückbank.

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"Das sieht wie ein ganzer Fragenkatalog hinter deiner Stirn aus."

"Tut es das? Das täuscht. Die meisten tauchen auf und werden sofort wieder verworfen, weil sie irrelevant sind. Ah. Danke schön."

Ein Kännchen Kaffee. Ohne irgendwelche Länder-Zugehörigkeiten. Ein Stück Sahnetorte auf dem Teller, eine Sahneschnitte mir gegenüber. Dreiundzwanzig Grad, Sonne, ein Aschenbecher auf dem Tisch. Perfekt.

"Aha. Ein fortwährender Prozess. Stört es dich, wenn ich welche stelle?", nahm sie den Faden auf.

"Nur zu. Vielleicht beantworten manche davon auch meine."

"Du meinst, wir sind uns ähnlich?"

"Wir könnten nicht verschiedener sein."

"Trotzdem scheint es dir spielend leicht zu gelingen, mich zu verstehen."

"Die Aspekte von dir, die du mir bisher erlaubt hast, zu sehen. Wenn auch die Wege, auf denen das geschah, sich völlig außerhalb meiner Erwartungen oder Erfahrungen befanden."

"Reize ich dich? Als Frau?"

"Als Mann würdest du das nicht tun."

Sie lächelte mich hintergründig an.

"Man gut, dass du deinen Humor hast, nicht wahr? Funktioniert sonst wirklich gut, um deine Unsicherheit zu kaschieren. Dein Unbehagen. Von dir und deinen Gefühlen abzulenken."

"Du kannst mir doch hier vor allen Leuten nicht mein Supermann-Kostüm ausziehen."

"Wir sind allein."

Ja. Wir sind allein.

"Möglich. Was heißt möglich, es ist so. Ich bin ein Realist. Durchschnitt, in jeder Beziehung. Ich sehe weder besonders gut aus, noch bin ich besonders intelligent, noch habe ich irgendetwas in meinem Leben vollbracht, was mich auszeichnet. Ich brauche keine getönten Scheiben, um nicht erkannt zu werden, ich kam unsichtbar ab Werk. In meinem Leben weder etwas getan, für das ich mich schämen müsste, noch etwas, auf das ich besonders stolz wäre."

Sie schmunzelte, aber unterbrach mich nicht, widersprach mir nicht, wusste genau, dass ich die Wahrheit sprach.

"Ich bin, ehrlich, immer grundehrlich. Sehe keinen Anlass, mich zu verstecken. Mein Humor ist das, was mir oft Zugang zu anderen verschafft. Sie aufhorchen lässt, mich zu einem angenehmen Menschen im Umgang macht. Ich habe oder hatte eine ganze Menge Freunde, die mir gern ihr Herz ausgeschüttet haben. Weil ich nicht urteile, sondern Dinge im Kontext aufzeige, ihnen wie mir. Sie mit mir über ihre eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten lachen lasse. Dinge erträglich mache. In meinem Leben, wie in dem anderer. Dingen die Spitze nehme, indem ich eine andere setze."

"Aber auch ausweichst, wenn du sie als bedrohlich empfindest. Oder etwas, wo du nicht weißt, wie du damit umgehen kannst und sollst."

"Das hast du fein erkannt. Ich verstecke mich nicht vor dir, aber du siehst mich deutlich klarer als viele andere. Das ist faszinierend. Du liest in mir, wie ich in dir. Liest mir dabei auch Seiten vor, die ich selbst nicht kenne."

"Du bist eine wirklich amüsante Lektüre."

"Das empfinde ich als besonderes Kompliment. Dass du dich überhaupt mit mir abgibst. Dass wir so leicht Zugang zueinanderfinden, finde ich ganz erstaunlich. Dabei gerate ich mit dir in Situationen, die völlig außerhalb meines normalen Erfahrungs- und Erlebnisraums liegen. Es gelingt dir unglaublich leicht, an meinen Bedenken vorbeizumanövrieren. Das sollte mir eigentlich Angst machen, aber nicht mal die lässt du zu. Eine Frau wie dich habe ich nie zuvor erlebt. Gut, jede ist einzigartig, aber du bist noch einzigartiger."

Jetzt lächelte sie mich mit schräg gelegtem Kopf an. Und wartete geduldig.

"Ah, die Frage. Gut, nun, da ich völlig nackt vor dir sitze ... ja. Du reizt mich. In jeder Beziehung. Als Frau, als Mensch, als Gesprächspartnerin, als Spielgefährtin. Die Prinzessin, die mit dem Kutscher spielt und mich dabei völlig vergessen lässt, wer wir eigentlich sind. Nach deinen Regeln, die sich ständig ändern, was mich aber nicht im Mindesten stört. Im Gegenteil, das ist das Reizvolle daran."

"Ich spiele gern nach meinen Regeln. Wenn ich das kann. Was nicht immer so ist."

"Ich stelle dir die Frage nicht. Obwohl ich mich schon frage, was dich dazu bewegt, dich auf diese Weise mit mir abzugeben."

"Als Frau reizt du mich nicht", kam ihre trockene Replik. "Daher kannst du dir die Frage wirklich sparen."

Die Frau hatte wirklich alles. Sogar einen kompatiblen Humor.

"Reizen dich Frauen sonst?"

"Nein. Ich habe es mal probiert, mit einem Pärchen. Sie konnte gut lecken, aber gereizt hat sie mich nicht. Mich reizt die männliche Form. Das Gefühl eines Schwanzes in mir. Nicht nur das, natürlich. Ich kann Frauen schön finden, aber das macht sie für mich nicht attraktiv. Ich fühle keine Anziehungskraft."

"Das geht mir mit Männern nicht anders."

"Verständlich. Das kommt auch bei mir selten vor. Dass ich mich wirklich angezogen fühle. Ich nutze Männer zu meinen Zwecken. Dafür brauchen sie nicht attraktiv zu sein. Sie berühren mich nicht weiter. Ich nehme mir, was ich von ihnen will."

Hm. Das hatte ich vermutet. Fand es interessant, dass sie es so einfach zugab. Sie sah mich lange an, mit einem Blick, den ich nicht einordnen konnte.

"Mit deiner Selbsteinschätzung magst du richtigliegen, allgemein zumindest", fuhr sie dann nach Anzünden einer Zigarette fort. "Für mich bist du allerdings eine absolute Ausnahmeerscheinung."

Oh? Das klang ja ... wie genau?

"Im Gegensatz zu dir frage ich mich nicht warum. Was es genau ist, was mich reizt. Mich anzieht. Aber ich genieße es in vollen Zügen, was du in mir auslöst. Weil es neu, weil es einzigartig ist. Wie du mit mir umgehst. Direkten Zugang zu mir findest. Auch auf einer Ebene, die ich überhaupt nicht kannte."

"Das ging mir nicht anders. Ein irrer Moment", erwiderte ich im absoluten Wissen, dass wir beide von der gleichen Sache sprachen. "Den ich nicht mal versuchen werde einzuordnen, obwohl mir das völlig gegen den Strich geht."

"Ich auch nicht. Ausgetrunken? Gut, Kutscher, dann fahre dein inverses Aschenputtel wieder in Richtung Schloss. Ich freue mich ja, dass du dich dabei nicht in eine Maus verwandelst."

"Versuch bloß nicht, mich zu küssen. Froschaugen wären zumindest garantiert."

"Ich sehe eher die Gefahr, dass du davon richtig wach wirst. Lumen und Schneewattchen."

"Wenn du vorhast, so weiterzumachen, sollte ich diesmal vielleicht vorsorglich noch kurz aufs Klo."

"Nein, das erlaube ich dir nicht. Das lösen wir en route."

"Geht schon los mit dem leiden lassen."

"Genau. Ab die Post. Du kannst hier der Bundesstraße in etwa zehn Kilometer weiter in dieser Richtung folgen, dann gibt es eine Abzweigung Richtung Autobahn."

Sie ließ mich nicht lange leiden. Kurz nachdem wir zurück auf der Autobahn waren, hielten wir an einem Rastplatz. Nachdem wir gerade einen mit WC auf ihre Anweisung hin ausgelassen hatten. Ich wunderte mich nicht. Im Gegenteil, mittlerweile kannte ich sie gut genug, um vorhersagen zu können, dass der dahinterstehende besondere Grund wahrscheinlich spaßig sein könnte.

Nun, spaßig war hier vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Sie zog mich in die angrenzenden Büsche. Aha?

"Lass laufen."

Wie sie auch. Direkt vor meinen Augen wurde ich eines hellgelben Strahls und seines Ursprungs ansichtig. Aus nächster Nähe. Trotz vierundzwanzig Ehejahren ein Novum für mich. Und eine gar nicht so leichte Aufgabe, ihrer Forderung in diesem Abstand gerecht zu werden, ohne ihr versehentlich mehr als gewünscht zu bieten.

Als Sitzverweigerer hatte ich natürlich Zielen gelernt. Gewann schnell Sicherheit und machte mir einen Spaß daraus, das sich unter ihr bildende Pfützchen meinerseits mit anzufüllen. Das schien sie enorm zu freuen.

So sehr, dass sie gerade noch das Abschütteln abwartete, dann den Meter Abstand ohne Rücksicht auf die veränderten Bodenverhältnisse überbrückte, mir einen Arm um den Hals schlang, und mir ein Küsschen gab.

"Ich kann dich beruhigen. Deine Augen sind weiterhin normal. Und richtig wach. Ich mag, wie du mich ansiehst."

"Ich mag, was du hier abziehst. Was war das jetzt, Bruderschaft pissen?"

"Ich wollte was feststellen. Aber wenn du Labels brauchst, passt das auch. Du ekelst dich nicht vor Urin?"

"Nein, warum sollte ich."

"Das trifft sich gut, ich habe kein Taschentuch mitgenommen. Leck mich sauber."

Oh. Das ... ging jetzt in eine Richtung ...

"Ehm ... nicht, dass mir das etwas ausmachen würde ..."

"Nichts Sexuelles. Einfach nur Service."

"Das wäre es vielleicht für dich."

"Hat dich der Kuss in einen Hasen verwandelt?"

"Ich soll dich anschließend rammeln? Das könnte dir so passen. Also gut, her damit."

Die Frau ließ sich von so einfachen Zugeständnissen begeistern. Wer hätte das gedacht. Auch, wie einfach es war, ihrem Wunsch oder ihrer Forderung nachzukommen. Bei ihr war es irgendwie immer beides. Mich dabei zu kontrollieren, war allerdings erwartet schwer.

Ich schmeckte nicht nur Urin, sondern reichlich anderes heraus. Und es schmeckte nach mehr. Stopp!

"Das ... sollte reichen?", fragte ich vorsichtig, weil sie keine Anstalten machte, ihren Rock runterzuziehen.

"Wenn du dich schon sattgesehen hast."

"Die Belohnung für den Service? Oder möchtest du herausfinden, wie stark meine Willenskraft wirklich ist?"

"Es wird frustrierend für dich sein, aber ich finde, du hast dein Fragen-Kontingent mittlerweile wieder erschöpft."

"So kenne ich dich. Na, das war kein Signal, dass ich mich schon sattgesehen habe."

"Ach? Sehr schön."

Das Spiel können auch zwei spielen. Langsam wurde sie unruhig.

"Du scheinst einen enormen Appetit zu haben."

"Es macht nicht mal fett. Außer in meiner Hose. Aber du hast recht, das war eine satte Belohnung."

"Siehst du, hat es sich doch gelohnt, ein wenig zu leiden."

Allerdings. Den Anblick würde ich bis zum nächsten Dienstag wahrscheinlich noch permanent vor meinem geistigen Auge als Trophäe würdigen. In der Hoffnung, dann wieder in den Genuss des Originals zu kommen.

"Immer noch hungrig", konstatierte sie, da ich sie während ihrer Umzieh-Aktion diesmal nicht aus den Augen ließ. "Muss ich mir Gedanken machen, dass du kaum auf die Straße schaust?"

"Nein, ich ignoriere Baustellen aus Prinzip und fahre immer nur geradeaus. Das ist also nicht ungewöhnlich, kein Grund zur Sorge."

"Dann ist ja alles gut. Freut mich, dass du dich nicht sattsehen kannst."

"Als ob dich das wunderte. Hallo Sara. Schön, dich zu sehen."

"Hast du mich vermisst?"

"Ja und nein. Die Zeit mit Lumen war ausgesprochen kurzweilig."

"Schön, dass du so empfindest. Ich glaube, so viel Spaß hat sie bei Ausflügen dieser Art auch noch nicht gehabt."

"Das freut mich. Und ich mich schon auf Dienstag. Geht es dann wieder auf die A7?"

"Das überlege ich mir noch. Was macht dein Gewissen?"

"Lumen war so rücksichtsvoll, echte Biss-Grenzen nicht zu überschreiten. Ihr schien mehr nach wohldosiertem Knabbern zu sein, wofür ich ihr ausgesprochen dankbar bin."

"Eine kleine Warnung von einer Eingeweihten: Rücksicht zählt eigentlich nicht zu ihren Stärken. Sie kümmert sich sehr nachdrücklich um sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse."

"Das ist mir nicht entgangen. Allerdings hatte ich den Eindruck, die gefundenen Wege zu deren Befriedigung wurden bislang als ausreichend empfunden."

"Für vorherige mag das zutreffend gewesen sein, aber wer sagt dir, dass da nicht gerade neue entstehen? Dir kann diese Entwicklungsmöglichkeit doch nicht völlig fremd sein?"

"Touché. Das könnte alles schrecklich kompliziert werden, ihr und mir gleichzeitig auf die Finger klopfen zu müssen."

"Oder schrecklich einfach, das nicht zu tun."

"Lass mir doch bitte die Illusion, dass ich mich irgendwie noch behaupten kann."

"Aber gern doch. Bis Dienstag zumindest. Du solltest ausgeruht und ausgeschlafen sein."

"Ob dieser Satz das nun wirklich ermöglicht ... wir werden sehen."

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"Was war das jetzt?", fragte Jutta in die Stille.

Na, relative Stille, ich hatte mich gerade erst vor einer Minute von ihr abgerollt. Und klang immer noch wie eine Dampflok, inklusive Pfeif-Signal. Verdammtes Rauchen. Okay, Sprechen sollte langsam wieder gehen.

"Für dich hoffentlich annähernd so gut wie für mich, Schatz", bekam ich sogar einen Satz einiger Länge raus.

"Das war keine Klage. Erstaunen. Erst tauchst du dein Köpfchen zwischen meine Beine, bis ich die Englein singen hörte, und jetzt noch das volle Programm? Was hast du angestellt?"

"Dich zweimal zum Kommen gebracht?"

"Das habe ich mitbekommen. Und sonst? Es ist weder mein Geburtstag noch unser Hochzeitstag."

"Es ist mir aufgefallen, dass wir das viel zu selten tun."

"Aus heiterem Himmel? Das würde mich wundern."

Das ist der Nachteil an langen Ehejahren. Man kennt sich zu gut. Sie anzulügen, hatte ich allerdings auch noch nie für nötig befunden.

"Nein, nicht aus heiterem Himmel. Die neue Tour ... die neue Kundin vielmehr. Sie hat in ihrer Ehe wohl trotz erheblichen Reichtums gewisse Defizite. Die sie so zweimal wöchentlich ausgleicht."

"Einen Liebhaber? Wie originell."

"Sie ist mehr auf Abwechslung bedacht. Bekommt die problemlos über eine App."

Jutta schüttelte sich unwillkürlich.

"Mit Wildfremden? Die Leute kommen heutzutage auf Ideen. Das könnte ich nicht."

"Mein Ding wäre das auch nicht. Das heißt also, mit Bekannten könntest du es dir schon vorstellen?"

"Sebastian! Kennst du mich so schlecht? Was war das jetzt also, Seitensprung-Prävention?"

"Vorbeugen ist besser als heilen."

"Hast du mich letzthin mal angeschaut? Selbst wenn ich auf die Idee kommen würde, würde mich keiner mit dem Arsch angucken, du Träumer."

"Aussehen scheint dort keine Rolle zu spielen. Und du spinnst. Du bist immer noch genauso schön wie am ersten Tag, als ich dich kennenlernte."

"Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst langsam mal zum Augenarzt gehen? Aber danke, es ist lieb gemeint. Und du bringst so etwas mit dem Brustton der Überzeugung vor. Nur leider haben wir Spiegel."

"Ach, Jutta ..."

"Na, zumindest dich scheine ich immer noch nicht abzustoßen. Geschenkt. Haar? Das tut mir leid, dein Besuch wurde nicht angekündigt, sonst hätte ich Ordnung gemacht."

"Hab's gleich."

"Wie muss ihr Mann sich fühlen, wenn er das herausfindet?", sinnierte sie, während ich nach dem vermaledeiten Haar suchte, das sich unglaublich geschickt zwischen Zunge und Gaumen versteckt hielt.

Ah, da habe ich dich, du Schlingel. Und konnte wieder am Gespräch teilnehmen.

"Das hat sie mich auch gefragt."

"Was? Wie meinst du?"

"Wie ich mich fühlen würde, wenn sie meine Frau wäre."

"Die kennt ja wohl überhaupt keine Grenzen von Sitten und Anstand. Sowas fragt man doch einen Fremden nicht. Und ... was hast du gesagt?"

"Dass du meine Frau bist und ich dich liebe. Es mir bei dir nicht vorstellen könnte. Aber wenn du so eine unbekannte Seite wie sie hättest, und sie ausleben wolltest, ich damit einverstanden wäre."

Jutta starrte mich ungläubig an. Hinter ihrer Stirn schien es schwer zu arbeiten. Die Antwort setzte ihr offenbar richtig zu.

"Wirklich? Das wäre dir egal?"

"Egal nicht. Ich habe auch gesagt, dass ich zuerst bei mir nach Fehlern oder Verschulden suchen würde ..."

"Es hat nichts mit dir zu tun, dass wir so selten miteinander schlafen. Bitte glaube mir das. Die Arbeit ... der Haushalt ... der Stress ... ich denke einfach so selten dran."

"Na, darum geht es gar nicht so direkt. Mehr darum, dass sie eben Bedürfnisse hat, wie er sie nicht befriedigen kann. Vielleicht vom Typ her, vielleicht ist er alt, ich habe nicht gefragt. Und ... scheint ihr ein Mann halt eben auch nicht unbedingt genug zu sein."

"Oh Gott, so eine Nymphomanin?"

"Nein, ganz gewiss nicht. Aber eben mit Bedürfnissen, wo einer allein vielleicht nicht reicht."

"Da kannst du ganz beruhigt sein, solche habe ich nicht. Aber ... dass du mir das so mir nichts, dir nichts zugestehen würdest ... zeigt mir, dass ich wohl doch den Richtigen gewählt habe."

"Das war dir vorher nicht klar? Aber hallo."

"Spinner. Aber ein lieber Spinner. Der mich hoffentlich noch bis ans Ende meiner Tage zum Lachen bringt."

"Und darüber hinaus. Du wirst auch nach den Wechseljahren noch von mir bespaßt."

Das brachte mir eine Kopfkissen-Kopfnuss und einen langen Kuss ein. Sie seufzte.

"Der Tag ist nicht mehr fern. Ich habe gelesen, wie sich die letzte Periode ankündigt, stärkere Hitzewallungen und so. Das könnte bereits zutreffend sein."

"Wärst du böse drum? Noch ein Kind nachschieben wollten wir doch wohl nicht, oder?"

"Nein, bestimmt nicht. Auch die elendige Bluterei wird mir nicht fehlen. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich oft gar keine Lust habe, das ist wohl nicht untypisch."

"Das muss jetzt schrecklich unaufmerksam klingen, aber ich wusste nicht einmal, dass die Wechseljahre bei dir schon begonnen haben, geschweige denn, kurz vor dem Abschluss stehen."

"Wie solltest du auch. Ich habe dir davon nichts erzählt ... ich weiß nicht genau, warum nicht."

"Ist nicht so wichtig, ich weiß es ja jetzt. Tja, ich weiß, du wirst es nicht hören wollen ..."

"Geh schon, du Suchtbolzen. Aber putz dir hinterher bitte noch die Zähne. Ich werde dich küssen wollen."

"Ansprüche hast du ..."

Na, eigentlich war sie wirklich anspruchslos. Schau an, Wechseljahre und ein voraussichtliches Ende. Wenn ich in ihren Heften gestöbert hätte, hätte ich die Signale wohl erkannt. Wir küssten uns tatsächlich noch eine Weile. Und löschten dann das Licht.

"Ist sie hübsch?", wurde ich aus einem einsetzenden Dämmerzustand gerissen.

"Ist, wer was?"

"Deine Kundin. Ist sie hübsch?"

"Sara? Ja. Ausgesprochen hübsch. Ich vermute, entweder sie oder ihr Mann sind irgendwelche Prominente."

"Und trotzdem ist ihr egal, mit wem sie ins Bett geht?"

Na, Bett nicht. Meines bisherigen Wissens zufolge jedenfalls nicht.

"Grundsätzlich wohl schon, ich weiß nicht, ob und wie sie Vorauswahlen in dieser App trifft."

"Könntest du das, ich meine, so mit Wildfremden, einfach so Sex haben?"

"Nein, natürlich nicht."

"Würde ... sie dich reizen?"

Oh, oh. Wäre ich mal schneller eingeschlafen. Ich hätte mir bloß die Zigarette verkneifen müssen. Rauchen ist auf so vielen Ebenen ungesund. Durchatmen.

"Ganz ehrlich? Ja."

"Das sollten wir immer sein. Ganz ehrlich. Hast du schon mal an einen Seitensprung gedacht? Oder ... sogar gehabt?"

"Nein. Gehabt noch nicht. Bisher mir auch nicht vorstellen können. Wir haben ja nun genug warnende Beispiele in unserem Bekanntenkreis, wo ..."

"So schlimm wäre das für mich auch nicht, glaube ich."

Oh?

"Ich weiß ja, dass du mich liebst, und wenn es wirklich nur Sex wäre ... würde ich dir das auch zugestehen. Wie du mir."

"Das ... ist mächtig gewaltig großzügig von dir. Verbindlichen Dank."

"Ich meine das genauso ernst wie du. Allerdings ... möchte ich es nicht wissen. Verstehst du?"

"Ehm ... ganz sicher bin ich mir nicht."

"Wie soll ich das erklären ... wenn du es mir erzählen würdest ... kämen für mich wahrscheinlich doch Fragen auf, Unsicherheiten, Ängste. Ob sie plant, dich mir wegzunehmen. Wie sehr du darauf einsteigst. Ob der Sex besser ist als mit mir. Sowas halt. Solange ich das Gefühl habe, alles ist wie immer ... ist das okay. Müsste ich mich nicht damit auseinandersetzen. Wir haben Stress genug."

"Oh. So meinst du das. Hm, ja, jetzt kann ich es nachvollziehen."

"Das war jetzt keine Aufforderung."

"Ich habe es auch nicht als solche verstanden. Ich liebe dich, Jutta. Nur mal so am Rande."

"Das habe ich nicht nur vorhin deutlich gespürt. Wenn dir diese Kundin solche Anregungen verschafft, ist die Tour wohl nicht nur finanziell lohnend für uns. Ich liebe dich auch. Und jetzt gute Nacht, mein Schatz."

"Gute Nacht, Liebling."

Oha. Wenn du wüsstest, was du da gerade angerichtet hast. Aber das willst du zu allem Überfluss auch noch gar nicht wissen ...

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Dienstag. Drei Uhr. Dasselbe Parkhaus. Aber sie ist nicht da. Oje. Andreas anrufen, und fragen, ob sie abgesagt hat? Das ist um fünf nach drei dann doch ein bisschen manisch. Meine Nummer hat sie nicht. Aber man würde sie bestimmt durchstellen, wenn sie das wollte.

Hatte sie kalte Füße bekommen? Wovor, Quatsch, Junge, du redest wirr mit dir. Die ganzen letzten Tage war ich neben der Spur. Jutta und ihre Einverständniserklärung. Und plötzlich konnte ich nicht aufhören, an Sara zu denken. Wäre eventuell aber auch so passiert.

Aber jetzt, jetzt war es plötzlich eine konkrete Möglichkeit. Nicht mal mehr ein Risiko. Wäre es das nicht? Lüg dir nicht in die Tasche, Mann. Diese Frau ist Dynamit. Vielleicht war es besser so. Vielleicht ... hatte sie sich einfach nur um zehn Minuten verspätet.

"Hallo Sara."

"Hallo Sebastian, entschuldige, ich bin nicht so schnell fertig geworden."

"Kein Thema. Ich bin froh, dass es nicht ausfällt. Oh, heute auf meiner Seite?"

"Wenn dich das nicht stört?"

"Nur ungewohnt, stört mich natürlich nicht. Also, wo geht es heute hin?"

"A1 nach Westen."

"Wie viele gibt es denn von diesen Dingern?"

"Auf der App neununddreißig deutschlandweit. Und nein, Lumen hat noch nicht alle davon ausprobiert. Hier in der Gegend gibt es nur sechs. Die schon."

"So sehe ich mehr von Deutschland. Hat doch was. Wie war dein Wochenende?"

"Du stellst mir Fragen?"

"Ein grässlicher Fauxpas, ich bitte untertänigst um Vergebung. Deine Genehmigungen erscheinen allerdings eher willkürlich."

"Ich habe viel an dich gedacht."

"Dito."

"Ja? Das freut mich. Ob du allerdings so an mich gedacht hast ... es waren erregende Gedanken."

"Ach was. Meine Frau war drauf und dran, dir eine Danksagungskarte zu schicken. Weil ihr Männe offenbar den Sex deinetwegen wiederentdeckt hat. Das bekam sie zu spüren."

"Du sprichst mit deiner Frau über mich?"

"In einem kurzinformativen Rahmen. Sie hat gefragt, was der Auslöser war, und ich habe erklärt, wie du dir die Zeit vertreibst. Mich inspiriert hast, mich mit dem Thema mal wieder auseinanderzusetzen."

"So, so. Jetzt hast du den Sex wiederentdeckt."

Ich spürte ihre Hände, die sich auf meinen Schultern einfanden. Dann langsam an meinem Hals entlang höher glitten. An meinem Gesicht ankamen. Sich unter meiner Nase trafen, mit den Fingerspitzen aneinander einen Bogen um meinen Mund bildeten.

"Ja, ich habe sehr intensiv an dich gedacht. Gerade eben auch. Ich weiß gar nicht, warum es so lange gedauert hat, sonst ging das immer sehr schnell", hauchte sie mir dazu ins Ohr. "Gefällt dir mein Geruch?"

Rot. Rot? Rot! Bremse, Mann. Mein lieber Herr Gesangsverein.

"Gute Frau, das hätte schiefgehen können. Der Einsatz biologischer Waffen ist nach der Genfer Konvention untersagt."

"Ich bin halt rücksichtslos. Kümmere mich um keine Konventionen. Du hast schon wieder meine Frage nicht beantwortet."

"Ich liebe deinen Geruch, und du kannst die Hände da gerne wieder hinbringen. Aber solange wir noch in der Innenstadt sind, wäre es mir lieber, wenn du dich anschnallst."

"Sorgst du dich um deine oder meine Sicherheit?"

"Um die aller Menschen. Um deine am meisten. Wäre es jetzt gänzlich unpassend, wenn ich eine Weile grinse, weil es mich so freut, dass du an mich denkst, wenn du es dir machst?"

"Das ist doch wohl das Mindeste."

"Tja, mir sind so einige Illustrationen vom Freitag vor meinem geistigen Auge herumgetanzt. Tatsächlich auch zu unpassenden Gelegenheiten. Das war meiner Frau gegenüber nicht fair."

"Wer weiß, an wen sie dabei gedacht hat, das tun wir Frauen, seitdem wir die Höhlen verlassen haben."

Sollte ich ihr von meinem neuen Status erzählen, von Juttas Carte Blanche? Nein, ich will ihr doch den Spaß nicht verderben. Soll sie sich doch anstrengen.

"Ein Detail kam mir in den Sinn. Dein zweiter Stecher hatte dich irgendwas gefragt, kurz bevor es zum Schichtwechsel kam und du den Kopf geschüttelt. Das ist sicher maßlos neugierig, aber ..."

"Ob ich DP wollte."

"DP?"

"Double Penetration, Doppel-Stecker, zwei zugleich, in der Regel vorne und hinten, aber auch die doppelte Menge in einem Loch. Das kennst du nicht? Ich ziehe mich dann um."

"Als Konzept, aber nicht aus Erfahrung. Moment, ich muss meinen Spiegel neu einstellen."

"Spanner."

"Ach. Auf einmal. Mit mir kannst du es ja machen. Jetzt nicht DP, ich meine, du bist ja für flexible Regeln zuständig, das wollte ich damit sagen. Und das ist nicht so dein Ding?"

"Es kann mal lustig sein, aber ich finde, es wird überbewertet. Mir geht es dabei auch mehr ums Kommen. Das ist mir dabei noch nie gelungen, und außerdem war mir klar, dass der Viagra-Typ bald platzen würde."

"Viagra ... ah ... deshalb war der schon gleich hart."

"Natürlich, das nehmen einige, obwohl sie es eigentlich gar nicht brauchen. Denken, das ist dann besonders toll für uns, auf so einer Chemokeule rumzureiten."

"Ist es nicht?"

"Nein, es fühlt sich künstlich an. Außerdem ist die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, manche Sachen gehen nur, wenn er noch ein Stück nachgeben kann."

"Ja, macht Sinn. Hallo Lumen. Boah, scharf siehst du heute wieder aus."

"Ich danke dir, Sebastian. Ich habe richtig Lust. Wie du dir ja vorstellen kannst."

"Wie ich mir wohl vorstellen muss. Es soll nachher regnen."

"Dann lass uns gleich den nächsten Rastplatz nehmen. Ach so, du meinst wegen Zugucken? Das sollte eh nur eine einmalige Sache sein."

Okay ... enttäuschte mich das? Jein. Ich wusste ja jetzt, was abging. Und abgesehen von ihrem Gesicht auf meinem Schoß ...

"Alles klar. Du wirst hoffentlich trotzdem richtig Spaß haben."

"Die Hoffnung teilen wir."

"Hast du eigentlich manchmal schlechte Erfahrungen gemacht? Ich meine, dass sich mal jemand nicht damit abgefunden hat, wenn du etwas nicht wolltest?"

"Ja, schon. Für mich ging es glimpflich aus."

"Nur für dich?"

"Ich setze nicht nur biologische Waffen ein. Auch chemische. Als letzte Möglichkeit allerdings."

"Ganz ehrlich, das beruhigt mich jetzt."

"Du sorgst dich um meine Sicherheit, ich weiß. Vielleicht solltest du dir mehr um deine machen."

"Wenn du das sagst. Et voilà. Darf ich wieder mit an den Tisch?"

"Stört es dich doch, dass ich dich nicht dabeihaben will? Soll ich es dir erklären?"

"Nein, brauchst du nicht. Deine Regeln und Bedürfnisse sind fließend. Damit kann ich wunderbar leben."

"Für den Teil meiner Bedürfnisse bist du nicht zuständig. Du hast gesehen, was sie beinhalten. Mehr solltest du nicht. Es war die Illustration eines Handlungsstrangs."

"Das hatte ich weitestgehend auch so verstanden."

"Es hat sich aber ein neuer Handlungsstrang entwickelt, das ist dir doch nicht entgangen?"

"Der interessiert mich sogar von allen am meisten."

"Es wäre merkwürdig, wenn nicht. Wo du doch so auf Spannung stehst."

"In jedem Wortsinn."

"Dann wird es dich freuen, dass wir die Dienstagszeit verlängern. Um eine ganze Stunde."

"Du willst zwei Stunden poppen?"

"Nein, ich möchte mehr Zeit mit dir. Wundert dich das?"

"Du bist eine magische Figur, ich habe das Wundern längst eingestellt. Und ich glaube, ich bin gerade ein bisschen gekommen."

"Hör auf, ich kann mich nicht mehr auf die Suche konzentrieren, wenn ich so lachen muss. Ich frage mich, ob die Lachmuskeln auch erogene Zonen sind."

"Das haben wir mit Jutta versucht, experimentell nachzuweisen. Die Ergebnisse waren nicht schlüssig."

"Du liebst sie sehr, nicht wahr?"

"Sie ist die einzige Konstante in meinem Leben. Alles ändert sich. Mein Gefühl zu ihr tritt nicht zu allen Zeiten gleich stark in mein Bewusstsein, aber es ist konstant da, ja."

"Das wird sich nicht ändern. Egal, was passiert."

"Es wird etwas passieren? Bist du dir da so sicher?"

"Worauf du dich verlassen kannst. Willst du noch eine, oder können wir weiter?"

"Gerne weiter. Umso schneller sind wir da, hast du dein Vorprogramm über die Bühne gebracht, und stehst mir zur Verfügung."

"Vorprogramm? Verfügung? Ich hätte dich wohl nicht als meinen Mann vorstellen dürfen."

"Du hast dir mich als deinen Mann vorgestellt, wolltest du doch wohl sagen. Das ist okay, träumen dürfen wir alle."

"Ich werde mehr als das tun. Weil du mir das nun zweimal suggeriert hast, werde ich mir bei jedem Schwanz, den ich mir heute gönne, die ganze Zeit an dich denken."

"Tu das nicht, du brennst dir damit eine Erwartungshaltung in dein Unterbewusstsein. Und alles unter einer Stunde Vollbeschäftigung wird eine Enttäuschung werden."

"Das lass ruhig meine Sorge sein. Du bekommst nicht einmal eine ganze Stunde hin?"

"Nicht einmal ... und du merkst immer, wenn ein Mann Viagra genommen hat?"

"Untersteh dich. Ich will dich so, wie du bist."

Oh. Das war die klarste Ansage. Verbal. Optisch war das schon relativ gut zu erraten.

"Und du kriegst immer, was du willst?"

"Es könnte sich lohnen."

"Es könnte auch eine herbe Enttäuschung sein."

"Auch das. Das ist die Ausfahrt, dann die zweite Abfahrt im Kreisel. Wir fahren dann wieder ein Stück auf einer anderen Autobahn, und nehmen dort die zweite Abfahrt. Der Parkplatz ist deutlich größer, dort stehen auch Lkws."

"Oh, auch Fahrer mit von der Partie?"

"Das weiß ich nicht, die sind weiter vorn, von meinen Kontakten hatte keiner einen Lkw. Einmal einer ein Wohnmobil. Na ja, ein fahrendes BDSM-Studio."

"Oho. Das ... macht dir Spaß?"

"Nö. Das habe ich ihm dann auch gesagt. Er meinte, ich solle es einfach probieren. Ihn fesseln und demütigen. Das habe ich dann getan."

"Und ... was hast du gemacht?"

"Ich habe ihn gefesselt und bin gegangen. Nicht ohne ihm noch ein paar Sachen an den Kopf zu werfen. Im Nachhinein fand ich das ziemlich spaßig."

"Die Nicht-Zweimal-Regel hast du ihm wahrscheinlich nicht erklären müssen."

"Das war tatsächlich nicht nötig. Wie hast du das nur erraten?"

"Männliche Intuition. Da ist der Kreisel ... die Zweite ... auf die rauf ... nochmal die Zweite war's, nicht wahr?"

"Ja, aber das ist noch ein Stück, zehn, fünfzehn Kilometer."

"Du erweckst allerdings schon den Eindruck, als hättest du gerne das Heft des Handelns in der Hand."

"Ja, natürlich, wenn man euch einfach machen ließe, würde ohnehin nicht viel rauskommen. Sag nicht, das ist bei deiner Frau anders?"

"Sie macht das viel subtiler. Aber das Ergebnis ist meist dasselbe, zugegeben. Sie freut sich aber auch über Initiativschübe, wie an diesem Wochenende."

"Wer würde das nicht. Hier, da kommt sie schon, den Parkplatz kannst du von hier aus bereits sehen."

"Der ist nicht so sichtgeschützt."

"Und oft ziemlich voll. Das hat auch seinen Reiz, manchmal entwickelt man Interesse an den Leuten im anderen Wagen und wandert einfach weiter. Ohne die App. Dabei bin dann mal bei dem Pärchen gelandet, von dem ich erzählte. Die wussten auch überhaupt nichts von der App. Die sind da nur hingefahren, weil sie wussten, dass da viel gevögelt wird."

"Ah, dein gleichgeschlechtlicher Versuch. Wo soll ich mich hinstellen?"

"Das kommt drauf an. Wenn du Action sehen willst, am besten mitten rein. Wenn du irgendwo still vor Sehnsucht nach mir vergehen möchtest, besser weiter hinten."

"Dann sehne ich mich von hinten."

"Das wärmt mein Herz und meinen Schritt. Ich werde mir jetzt noch die Nase pudern, aber dir noch nichts anbieten. Du sollst ja in Ruhestellung bleiben."

"Deine Argumentationsweise hat was für sich. Das ist ein hammerstarkes Zeug. Ist sowieso Ewigkeiten her, dass ich mal testen durfte, in meinen Kreisen ist das leider ein Luxus, den sich keiner gönnt."

"Dein Kreis hat sich erweitert und du kennst mein Ritual. Beim zweiten Mal bist du dabei."

"Wichtiger ist mir, dass du dabei bist."

"Ja, so machst du das richtig. Fang mit dem Schmachten an. Hier, willst du nochmal meine Möse sehen? Die hat es dir doch angetan?"

"Dabei bin ich wohl nur einer von unzähligen Fans."

"Du wirst verblüfft sein, wie vielen entgeht, was für eine unglaublich schöne Frau ich bin, sobald sie ihr Gerät in mir drin haben."

"Geleckt wird bei diesen Gelegenheiten nicht?"

"Ich frag' nicht danach, aber ich stoppe auch niemanden, wenn er von sich aus anfängt. Dabei habe ich ansonsten lieber Ruhe und werde gerne richtig lang verwöhnt. Das ist nicht, was ich hier will. Hier probiert auch keiner, mich dadurch zum Kommen zu bringen, mehr so als Vorspeise. Serviere ich so ja selbst."

"Nachvollziehbar. So ... ich wünsche dir viel Spaß. Dann lass dich mal prima pimpern, und da du ja meine Befürchtungen nicht teilst, denke ruhig an mich."

"So langsam wünsche ich mir doch, du wärst mein Mann. So möchte eine Frau, wie ich, verabschiedet werden."

"Ich meine das so."

"Das meine ich ja. Bis gleich, und leide nicht zu sehr, tapferer Sebastian."

Ich gab mir redlich Mühe. Sah bewusst nicht in die Richtung, in der sie verschwunden war. Schmachten. Das traf es eigentlich sehr gut. Außerdem war ich neugierig, was sie für die extra Stunde geplant hatte.

Vielleicht hatte sie das mit mir gar nicht nötig gehabt. Weil ich immer auf ihre spontanen Ideen angesprungen war. Wie lange ich allerdings damit hinter dem Berg halten konnte, dass ich mich bei Jutta abgesichert hatte, oder vielmehr unvermittelt abgesichert wurde, war nicht absehbar.

"Ja?"

Eine junge Blonde, vielleicht neunzehn oder zwanzig, hatte an mein Fenster geklopft und ich fuhr es folgerichtig runter.

"So allein?", wurde ich taxierend befragt.

"Ich bin beruflich hier."

"Sitte?"

"Nicht mal Moral. Nein, ich bin Fahrer für einen Fahrdienst. Und warte auf meinen Fahrgast, der hier aktiv ist."

"Wenn er noch länger braucht, vertreibe ich dir gerne die Wartezeit."

"Wir haben da einen strikten Ehrenkodex, dass wir Arbeit nicht mit Spaß vermengen."

"Ich denke, du hast keine Moral? Das wäre schade, du erinnerst mich an meinen Vater."

Holla. Frontalangriff. Das kann man auch als Defensivwaffe verwenden.

"Und du mich an meine Tochter und es würde aus dem Grunde schon nicht gehen. Tut mir leid, aber so ein hübsches Ding wie du findest doch sicher genug andere Spielgefährten hier."

"Dein Verlust", meinte sie schulterzuckend und machte sich auf den Weg zum nächsten Auto.

Nicht unmöglich. Aber nicht sehr wahrscheinlich. Nein, meine Einstellung änderte sich nicht mit Juttas Einwilligung. Es musste sich lohnen. Wie mit Lumen. Sara. Man gut, dass Jutta nichts davon hören wollte, sonst könnten Namensverwirrungen oder der Eindruck der Vielweiberei entstehen.

Wer zog mich eigentlich mehr an? Die Erste-Klasse-Frau oder ... das ist ja wie auf dem Bahnhof hier.

"Ja?"

"Willste ficken?"

"Darüber meditiere ich gerade, aber irgendwie werde ich immer gestört."

"Hä?"

"Ich bin noch nicht in der Stimmung. Und warte auf eine spezielle Dame dafür."

"Cool. Eine reicht?"

"Die könnte sogar schon zu viel sein."

"Verstehe, heftig drauf. Na, dann viel Glück."

"Dir auch."

Ist ja wenigstens eine wohlmeinende Gruppe hier. Wo war ich stehen geblieben? Blicklich auf der Uhr. Eine halbe Stunde überstanden. Eine von vielen, wahrscheinlich. Das war nun mein Schicksal. Und das Leiden begann.

Aber es endete auch. Satte acht Minuten vor der avisierten Zeit. Werten wir das als kleinen Erfolg?

"Schon genug?", konnte ich mir dann doch nicht verkneifen.

"Ich bin zufrieden", meinte sie leichthin.

Mundwasser raus, Lippenstift abgewischt.

"Komm, eine rauchen."

"Klar. Jetzt ist alles gut."

"Och, war's so schlimm? Konntest du an nichts Anderes als mich denken?"

"Das war gar nicht so einfach, bei dem regen Publikumsverkehr hier."

"Ist ja lustig, du hattest Besuch?"

"Gleich zwei Damen, nacheinander, meine ich, ein junges blondes Gift und eine rothaarige Mollige älteren Baujahrs."

"Sehr schön, und waren sie gut? Bist du zufrieden?"

"Ich habe selbstverständlich meine Keuschheit für euch bewahrt, eure Hoheit."

"Das war und ist keine deiner Auflagen. Ich beschwere mich aber auch nicht."

"Es imponiert dir sogar."

"Wenn du das sagst. Fängt schon wieder an zu regnen."

"Dann lass uns schnell wieder rein."

"Du kommst mit auf den Rücksitz, vergessen?"

"Keineswegs. Nur zu gerne."

Diesmal wurde kein Aufwand betrieben. Der Spiegel nur gereicht. Sie sah mich aufmerksam an.

"Irgendwas ist anders."

"An meinem Verhalten?"

"Ja. Du wirkst befreit."

Fein beobachtet. Das konnte man mir ansehen?

"Ist so. Dein Verdienst."

"Das meine ich nicht. Du hast mit deiner Frau darüber gesprochen, nicht wahr?"

"Möglich."

"Und wolltest mich zappeln lassen. Du bist ja süß."

"Auch möglich. Vieles erscheint möglich. Und würde toleriert."

"Keine Auflagen?"

"Ich soll es ihr nicht sagen. Und es soll natürlich nichts bedeuten."

"Natürlich nicht. Dann sollten wir aufbrechen."

"Das entbehrt nicht einer gewissen Logik."

Ich begab mich rasch nach vorn.

"Wo geht es hin?"

"Ist das ein schneller Wagen?"

"Bis zweihundertdreißig bringt der schon sicher auf die Straße."

"Dann gib folgende Adresse ins Navi ein ..."

"Das würden wir bei Normalgeschwindigkeit in fünfzig Minuten schaffen, wenn ich heize, unter einer halben Stunde. Was gibt es dort?"

"Ein Jagdhaus."

"Euer Jagdhaus."

"Eins davon. Familienbesitz. Wir jagen nicht mehr. Zumindest keine Tiere. Ab und zu verirrt sich mal ein Wanderer dorthin. Die machen viel mehr Spaß."

"Das versteht sich von selbst. Und wird das Gesinde die Klappe halten?"

"Dort gibt es nur einen Verwalter, der mal zum Lüften fährt, oder was am Haus macht, aber nicht in der Woche. Es ist eines der kleineren Anwesen, da ist sonst nicht so viel zu tun. Wenn wir dort mal absteigen, nehmen wir das Personal mit."

Auch so kann man sich selbst abschießen. Ich musste ja unbedingt fragen. Himmlisch klang es trotzdem. Nicht zu viel Gas geben, der hatte doch ganz schön Zug, so richtig ausgefahren hatte ich den noch nie. Die Geschwindigkeit wusste ich von Jochen, der damit auch sonst oft rum gurkte.

"Es wird dir gefallen."

"Da du dort sein wirst, scheint das garantiert. Sofern du mir nicht die Rolle des Wanderers angedacht hast."

"Nein, die wilde Hatz wird sich ausschließlich im Schlafzimmer abspielen."

"Wird wohl nichts mit zappeln lassen."

"Dafür gab es nie eine reelle Chance."

"Und mit langsam angehen lassen?"

"Dafür noch weniger. Ich hoffe, du verstehst, was das wird? Ich will mit dir keine romantische Beziehung anfangen."

"Das war mir soweit klar. Aber es wird überhaupt eine? Keine einmalige Sache?"

"Nur, wenn sie für einen von uns oder beide enttäuschend wird."

"Ein eigenständiger Handlungsstrang, mit zwei denkbaren Verläufen. Klar."

"Auf dem Papier. Seitdem ich dich kenne, kann ich nur noch an einen Verlauf denken."

"Oh, hier schon runter? Navi, du musst es ja wissen."

"Sehr sinnliche Stimme."

"Da hat Jochen dran gebastelt, er hat einen skurrilen Humor."

"Ja, er war manchmal recht lustig. Ich mag seinen Dialekt."

"Es geht ihm wohl etwas besser. Aber alles andere als gut."

"Wir sind schon hier? Jetzt ist es nicht mehr weit. Du könntest auch das Navi ausmachen."

"Ja, ich lausche lieber deiner sinnlichen Stimme."

"Die nächste rechts. Zwei Kilometer geradeaus. Hier fahre etwas vorsichtiger, es sind enge Kurven, außerdem steht hier manchmal die Polizei. Wenn wir abbiegen, sind wir auf unserem Land. Dann kannst du wieder heizen."

"Ach, euch gehört nur die Gegend hier und nicht ganz Deutschland?"

"Das wäre mir neu."

"Keine echte Prinzessin."

"Das klingt enttäuscht. Nein. Nicht ganz."

"Also Adel."

"Du weißt wirklich nicht, wer ich bin. Das ist gut. Es ist für das, was wir füreinander sein werden, nicht wichtig. Jetzt langsamer. Noch einmal links abbiegen. Da hinten ist das Haus. Du kannst vor der Garage parken, dafür habe ich keinen Schlüssel. Ich fahre nicht selbst."

"Und dafür danke ich dem Schicksal."

"Gleich noch mehr."

"Ich weiß nicht, warum ich eine Holzhütte erwartet hatte. Eine große vielleicht."

"Das war nicht der Stil meines Urgroßvaters, der das mal gebaut hat. Innen haben wir es dann unseren Wünschen angepasst. Du brauchst keine Angst zu haben, es hängen keine toten Tiere an den Wänden. Und die Wanderer lagern wir im Keller."

Schön angepasst. Edel, modern, hell, sehr freundlich. Das hatte sie getan. Oder tun lassen wahrscheinlich. Na, jetzt wollte sie tun. Zog mich an ihrer Hand vor eine schön geschnitzte Tür. Hinter der sich ein modernes Schlafzimmer in schlichtem Weiß verbarg.

Und das Ziel ihrer Wünsche, ein großes Bett, völlig normales Bett. Auf das ich kurzerhand gestoßen wurde. Sekunden später hatte ich Lumen auf mir. Ihren Kopf über mir, und einen Gesichtsausdruck, den ich meinen Lebtag nicht mehr vergessen würde.

"Du zitterst ja richtig. Keine Angst, so schlecht sind deine Überlebenschancen gar nicht."

"Es ist mein erstes Mal. Auswärts zu essen, meine ich. Ziehe das bitte in Betracht."

"Das geht mir nicht anders. In so eine Handlung war ich auch noch nicht verstrickt", vermeldete sie und zog ihr hautenges einteiliges Kleid aus, das ihr nur bis kurz über das Gesäß reichte.

Was auch immer ich noch entgegnen wollte, entfiel mir in diesem Moment. Es fühlte sich total surreal an, diese bildschöne Frau nackt auf mir zu haben. Doch. Das war keine Vision. Das war ein sehr realer Körper. Wow, war das zarte Haut.

"Okay. Wir lassen es langsam angehen. Fass mich ruhig weiter an. Ich werde dich jetzt küssen."

Guter Plan. Noch bessere Ausführung. Eine ungewohnt aktive Zunge in meinem Mund. Aber nicht fordernd, drängend, sondern sanft, verspielt. Keck. Ein langer, schöner Kuss. Dann ein zufriedenes Lächeln.

"Ja. Und jetzt zieh dich aus", kam das Kommando, und sie rollte von mir runter.

Soviel zu ruhig. Das ließ sich aber vielleicht anders regeln. Ausziehen. Gut. Zumindest ein Teil hatte sie ja schon begutachtet. Der Rest fand ebenfalls ihre Zustimmung.

"Hey. Schöner Mann."

"In Maßen. Der sich fragt, was du von einem mündlichen Einstieg hältst."

"Ausgesprochen viel. Gleichzeitig, oder willst du dich aufs Verwöhnen konzentrieren?"

"Das wäre mir lieber. Oh Lumen, dieser Körper. Irgendwann musst du mir mal erlauben, ihm Zentimeter für Zentimeter zu huldigen."

"Sara. Das ließe sich sicher arrangieren. Nur ..."

"Beginne ich genau hier. Mach's dir bequem."

Sie zog ein Kopfkissen unter der Tagesdecke hervor, das sie mir reichte. Ich verstand und brachte es mit ihrer Unterstützung unter ihr Gesäß. Bequemer für beide. Oh, dieses Wunderwerk von einer Möse. Und diesmal brauchte ich mich nicht zurückhalten.

Dippte ich meine Zunge zunächst in den Honigtopf, um mich an ihrem Geschmack zu laben. Na, und dem von Kondom. Gut, da wollten wir uns ohnehin nicht lange aufhalten. Och, war der süß. Lud richtig zum Spielen ein. Einladung angenommen.

Überhaupt kein Fremdeln. Meine Zunge verstand sich von Anfang an großartig mit ihm. Saras Gesicht strahlte eine unbekannte Begeisterung aus. Sie bewegte sich ab und zu wohlig und langsam, streckte ihre Arme weit hinter ihren Kopf, bis sie an das Kopfteil reichten.

Sie beugte ihr rechtes Knie und fuhr mit ihrem Fuß über meine Schenkel, denn ich hatte es mir richtig bequem gemacht. Für den Moment, nach Erfahrungswerten, war ein Ständer bei diesen Aktionen unausweichlich, da musste dann eine leichte Positionsveränderung her.

Aus Spielen wurde gemütliches Aufschaukeln, wobei ich mich nun mehr auf das Zielgebiet, denn ihre sehenswerten Gesichtsausdrücke konzentrierte, aber akustische Rückmeldungen vom Behagen meiner Zuwendungen bekam. Sie war jetzt richtig warm.

Bereit für echte Hitze. Ich hoffte nur, dass sich etwas in meinem Repertoire fand, was die für sie generieren konnte. Das entpuppte sich schon im zweiten Anlauf als leichtes, flinkes Flickern. Sie entließ stoßartig ein tiefes, entzücktes Stöhnen.

Das sich nun in immer kürzeren Abständen wiederholte, an Länge gewann, wo stockender Atem hinzukam. Zeit, das ein wenig zu intensivieren. Sich am Erfolg dieser Maßnahme zu berauschen. Ihr zweiter Fuß gesellte sich zu ihrem ersten und strich mit diesem auf und ab, während ihr Kopf langsam hin und her rollte.

Wir mussten unmerklich etwas höher gewandert sein, ihr Po hatte sich auf dem Kissen verschoben und ihre Hände pressten nun auf die untere Strebe des Kopfteils. Drückten ihren Oberkörper zu kurzen Bögen aufwärts, bei denen sie den Hals locker und den Kopf zurückhängen ließ.

Ihre Laute waren ungewohnt, aber der Ausdruck verständlich. Also noch etwas nachgelassen als Startrampe, und dann volle Fahrt voraus. Sie war dichter als gedacht dran gewesen. Ihr Höhepunkt wirkte anders als der auf meinem Schoß, friedlicher, entspannter.

So ließ ich meine Zunge noch weiter schmeicheln. Bis sie ihren Kopf anhob und mich anlächelte.

"Ich kann weitermachen, wenn du möchtest."

"So verlockend das klingt. Ich möchte etwas Anderes."

"Sollst du haben. Oh. Shit. Du hast nicht zufällig Kondome dabei?"

"Ja, aber will ich nicht. Du hast ja in einer verkehrsberuhigten Zone gelebt. Ich sonst nie darauf verzichtet. Soll ich ihn aufpusten?"

"Nicht nötig, wie du siehst. Mehr geht nicht rein. Soll ich ..."

"Ja, komm, einfach so, wir können immer noch wechseln. Ich möchte dich sehen."

"Und ich dich. Oh ..."

Schön. Hm. Etwas lockerer als erwartet. Vielleicht hatte sie vorher ein größeres Vergnügen. Einfach den Winkel leicht modifizieren. Ja. So ist das ... herrlich. Genau, wir sind uns einig. Das jetzt mit etwas mehr Nachdruck. Etwas schneller.

Sie mochte es ja offenbar noch kritischer, also ... nee, die mahlenden Bewegungen haben ihr mehr zugesagt. Bleiben wir dabei. Ja, das ... ist ... es. Oh, ist das gut. Ist das ... herrlich ... sie bewegt sich leicht dagegen. Wir finden uns ... jetzt ... richtig.

Und verloren uns dabei. Schmolzen förmlich zu einer Einheit zusammen. Stellte sich das, was wir als kurzen Moment erlebt hatten, langsam als pulsierende Wellen ein, von unterschiedlicher Länge und Intensität. In das nun autark ablaufende Bewegungsmuster hinein, von ihm getragen.

Alles so selbstverständlich und natürlich, wie auch die Beschleunigung, das dann erstaunlich rasche Klettern in Empfindungsstärke, bei dem mir erst bewusstwurde, dass wir mittlerweile richtig heftig unterwegs waren.

Ihr Höhepunkt voller Inbrunst und Losgelassenheit, ein Kippschalter für mein finales Durchstarten, das nur wenig später mit einem ähnlich satten Orgasmus endete. Wir starrten uns begeistert an. Dann löste sie die Umklammerung meines Rückens, und drückte meinen Kopf herunter zu ihr.

Wir küssten uns mit postkoitaler Restleidenschaft. Selbst dabei gab es wieder dieses Gefühl des Verschmelzens. Irre. Nur eine kurze Ruhephase. Dann fischte sie nach ihrer Handtasche, die sie auf das Bett geworfen hatte. Holte ihr Handy raus.

"Ja, das habe ich befürchtet. Wie lange brauchen wir von hier zurück?"

"Halbe Stunde, schätze ich, wenn ich schnell fahre."

"Wirst du müssen. Viel mehr Zeit habe ich nicht."

"Wo bist du offiziell?"

"Stell mir bitte nicht solche Fragen. Obwohl, das kannst du wissen. In einem Meditationskurs. Ich mache große Fortschritte, damit sind nun längere Sessions möglich und notwendig. Es wurde bemerkt, wie gut mir das tut und genehmigt. Allerdings kriegte er sonst immer nur eine Stunde mit, freitags zwei, er ist ab halb fünf zu Hause. Heute, Gott sei Dank, erst um sieben. Mehr werde ich dir dazu nie erzählen, okay? Das betrifft uns nicht."

"Ja, verstehe. Das bedeutet, es wird keine einmalige Sache?"

"Bin nur ich so abgegangen? Ich dachte, es ging dir genauso."

"Es ging mir genauso. Das war völlig genial. Ja, ich zieh' mich an. Schade, Hektik hat das eigentlich nicht verdient."

"Es ist, wie es ist. Ich war doch überhaupt nicht darauf vorbereitet, dass es heute schon passiert. Am Freitag kalkuliere ich die veränderte Lage mit ein. Fertig? Dann los."

"Du bist noch nackt?"

"Ich müsste mich doch sowieso umziehen. Tut mir leid, Sebastian, ich mag nicht so drängeln, aber ich muss es tun."

Das verstand ich ja. Es wurde tatsächlich knapp. Wir hielten trotzdem noch einmal vor den Toren der Stadt für einen Abschiedskuss. Dann lieferte ich sie pünktlich im Parkhaus ab. Wo sie, wie ich doch noch erfuhr, zwei Etagen höher ihr eigener Fahrer und ein Leibwächter abholten. Die dort geduldig auf sie warteten.

Beide waren erst nach ihrem Schichtwechsel um halb drei verfügbar, und nur die beiden waren durch großzügige finanzielle Zulagen zum absoluten Stillschweigen bereit gewesen. Aha. Geld löst wohl doch vieles. Sogar kurzzeitig die Fesseln einer Ehe.

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Ob Jutta etwas bemerkte? Nein, tat sie wohl nicht. Ich hatte mir in der Zentrale viel Zeit genommen, den Geruch der fremden Frau von meinem Körper gewaschen. Gott sei Dank trug sie kein Parfüm, was einem unserer Bekannten zum Verhängnis geworden war.

Aber ich hatte doch ein schlechtes Gewissen, als einsank, was ich getan hatte. Dass ich untreu geworden war. Auch wenn sie mir das gestattet hatte. Das hatte ich wie erwähnt nie haben müssen, weder wegen so einer noch irgendeiner anderen Tat.

Sie hatte also keine Referenzwerte. Merkte zwar, dass ich stiller und nachdenklicher als sonst war, aber servierte mir genügend Bälle, die ich humoristisch zurückbringen konnte. Und so wie üblich von allem weitestgehend ablenken.

Am Donnerstag hatte ich nur eine einsame Kurierfahrt, während der ich viel Zeit zur Reflexion hatte, und erst spät am Abend zurückkehrte, weil sie mich nach Süddeutschland führte. Hatte sich dieser erste Seitensprung gelohnt? War er es wert gewesen?

Die Antwort war noch relativ einfach gewesen. Ein klares Ja. Alles Weitere schwer absehbar. Es war immerhin eine völlig neue Situation, in der ich mich befand. Sie ja dem Vernehmen nach auch. Wir hatten darüber nicht weiter gesprochen, aber ich nahm an, dass sie sich zuvor auf ihre Lumen-Eskapaden beschränkt hatte.

Auch nicht, wie sie sich alles Weitere vorstellte. Wenn man wie ich oft genug Stresssituationen erleben musste, kann man deren Entstehung klar vorhersehen. Nach ihrem neuen Zeitplan hatten wir zweimal wöchentlich drei Stunden für uns. Vielleicht könnte sie noch zusätzliche Kapazitäten schaffen?

Würde sie das wollen? Mir war klar, dass sie eine deutlich klarere Vorstellung davon hatte, wie sich unsere Beziehung gestalten würde. Was sie daraus ziehen wollte, sie daran reizte. Was sie zufriedener machte?

Halb drei. Es bestand kein Anlass, früher im Parkhaus zu sein, aber ich konnte mir vorstellen, dass sie es diesmal genauso wenig erwarten konnte, wie ich. Wo genau sie noch weiter hin kutschiert wurde, von ihren regulären Lakaien, wusste ich ja nicht.

Aber ich wollte für jede mögliche Extra-Minute zur Verfügung stehen. Die ich nicht bekam. Nur die gefühlt längste halbe Stunde meines Lebens, unerträglichen Wartens. Leidens. Das hatte sie mir ja angekündigt. Das bekam ich jetzt wirklich zu spüren.

Punkt drei. Erlösung. Ich unterdrückte meinen Impuls, mich zu ihr zurückzudrehen, um ihr einen Begrüßungskuss zu geben, das hatte sie auf der Rückfahrt am Dienstag ausdrücklich ausgeschlossen.

"Hallo Sara."

"Hallo Sebastian."

"Wo geht es hin?"

"A7. Das ist der nächstgelegene. Wir haben herrliches Wetter."

Und ich einen ersten Schock. Das hatte ich in all meine Überlegungen nicht einbezogen. Dass ich zwar mit Sara eine Affäre begonnen hatte, aber Lumen weiterhin existieren würde und ihre Bedürfnisse befriedigen.

"Was schaust du so? Es ist, war nicht genug Zeit, um andere Möglichkeiten zu organisieren. Dir ist klar, dass ich mir keine Fehler erlauben kann?"

"Solange du nicht auf die Idee kommst, dass ich ein solcher bin."

"Da trägst du eine Mitverantwortung."

"Das ist mir klar."

Weiterhin war die Rollenverteilung klar. Sie bestimmte genau, wie sie diese Beziehung auszuleben gedachte. Wie viel Zeit ihr diese wert war. Ein neuer Handlungsstrang in ihrem Leben. Ein zusätzlicher, den sie nach ihren Wünschen gestalten würde.

"Also ... das übliche Programm für Lumen, und dann dort im Freien Sara?"

"Genau. Wenn das für dich so in Ordnung ist?"

War es das? Musste es wohl sein. Ich mit dem zufrieden, was sie mir zu geben bereit war. Sie sah mich aufmerksam an. Sie wusste genau, was in mir vorging. War im Gegensatz zu mir darauf vorbereitet.

"Das ist es."

"Wunderbar."

Eine gewisse Erleichterung war dem Ton ihrer Antwort schon zu entnehmen. Absolut sicher war sie sich wohl nicht gewesen, wie genau ich reagieren würde. Aber das war ihre erhoffte Antwort.

"Ich ziehe mich um."

Ich antwortete nicht darauf. Schaute nur ein-, zweimal in den Rückspiegel, behielt aber ansonsten die Straße im Blick. Das war schließlich meine eigentliche Aufgabe. Mit einem kleinen Sonderbonus, neben der besseren Bezahlung.

"Du bist so still. Freust du dich nicht auf unsere Zeit?"

"Doch, natürlich. Auf jede Minute, die ihr mir vergönnt, Hochwohlgeborene."

"Lumen. Wenn wir zusammen sind, Sara, wenn's geht. Für meine Herkunft kann ich nichts."

"Ist klar, büschen frotzeln darf ich doch wohl? Ist nicht alle Tage, dass man sich in einem Handlungsstrang befindet, der eines Groschenromans würdig ist."

"Da verlieben sich Protagonisten wohl in der Regel allerdings. Das würde hier zum Ende der Geschichte führen. Das sollte ebenfalls klar sein."

"Und damit mein heimlicher Traum, in den Besitz eines Adelstitels und sagenhafter Reichtümer auf diesem Wege zu gelangen, schon geplatzt."

"Titel hätte sein können, aber außer einigen zum Teil total heruntergekommenen Anwesen ist dir da nichts entgangen. Die Groschenromane haben da hier nichts mit der Realität zu tun."

"In der Realität paart ihr euch nur mit euresgleichen."

"Schwachsinn. Mein Mann zum Beispiel kommt aus einem völlig anderen Umfeld."

"Des Geldadels?"

"Wenn dich das glücklich macht. Was hat das mit uns zu tun? Warum reden wir darüber?"

Oje. Sie klang richtig genervt.

"Weiß ich selbst nicht, vielleicht, weil mich das doch irgendwie beeindruckt hat am Dienstag. Tut mir leid. Mir ist schon klar, in welch engem Rahmen unsere Beziehung verlaufen wird, welche Informationen dafür nötig sind und welche nicht. Damit habe ich wohl mein Fragekontingent für heute erschöpft."

"Hast du. Fahr am nächsten Rastplatz ran."

Na, klasse. Gleich am zweiten zählbaren Tag eine Beziehungskrise fabriziert. Der Ton ihrer Antwort war kalt und hart gewesen. Wir stiegen aus und sie setzte sich wie üblich auf eine Holzbank. Holte ihre Zigaretten und ihr Smartphone raus.

Würdigte mich zunächst keines Blickes, als ich mich innerlich seufzend zu ihr setzte.

"Du bist enttäuscht, weil ich weiterhin so sein will, wie ich bin", holte sie mich dann doch ab, ohne aufzusehen. "Um meine Herkunft ging es dir überhaupt nicht."

"Ja und nein. Ich habe im Überschwang vergessen, dass ich nur eine kleine Rolle in einer Nebenhandlung deiner Geschichte spiele. Den gesamten Kontext. Der mir keine Einflussmöglichkeiten gibt. Dass mir das sauer aufstieß, hat wahrscheinlich gar nicht mal nur mit dir zu tun, sondern ist ein wiederkehrendes Muster in meinem Leben. Das Reaktive oft keine Wahl, sondern die einzige mögliche Erwiderung zu Umständen, deren Rahmenbedingungen ich nicht kontrollieren oder verändern konnte."

Jetzt sah sie auf, und mich lange stumm an.

"Gut, ich glaube, ich verstehe, was du damit sagen willst. Erstens ist das keine Nebenrolle, sondern eine Hauptrolle. Was die Einflussmöglichkeiten angeht, wie wir die Zeit, die wir zusammen haben, verbringen, wirst du sehr wohl beeinflussen können. Wie klein meine derzeitigen Spielräume sind, weißt du. Für dich habe ich sie im Rahmen meiner Möglichkeiten schon erweitert, da war noch nicht einmal klar, dass du dich überhaupt mit mir einlassen kannst und willst. Das sollte dir schon begreiflich machen, wie wichtig du mir innerhalb weniger Wochen geworden bist. Okay?"

Ich lächelte wahrscheinlich etwas matt.

"Ja, und das war auch nur ein dumm formulierter Spruch, aber die Kernaussage stimmt: Ich freue mich auf jede Minute, die ich mit dir verbringen kann. Nimm es mir bitte nicht übel, ich bin tatsächlich auch nur ein normaler Mann, der sich bei passender Gelegenheit gerne mal im Selbstmitleid suhlt. Nichts Besonderes, das habe ich dir von Anfang an gesagt."

"Sebastian ... komm endlich runter. Nichts Besonderes? Du bist der erste Mann, dem ich mich zeige, wie ich wirklich bin. Von dem ich mich verstanden und angenommen fühle, so wie ich bin. Dem ich vertraue, mit dem ich auf eine Weise verbunden bin, wie ich sie nicht kenne. Das sagt nicht nur etwas über mich, sondern ganz viel über dich aus."

"Ja, du hast recht und es tut mir leid. Du hast mich wirklich ins Rotieren gebracht, und ich werde einige Zeit brauchen, bis mein Kopf wieder halbwegs normal funktioniert. Aber das kann ich dir versprechen: Ich habe mich bislang mit jeder Situation arrangieren können, das wird hier nicht anders sein. Und das Beste draus machen, für uns beide."

"Das ist die Einstellung, sehr schön. Okay. Fertig. Aufstehen. Küssen."

"Zu Befehl."

Dem ich schon wieder grinsend nur zu gerne nachkam. Hoppla. Wir küssten uns beide taumelig. Sie atmete schwer.

"Nur als Erinnerung, warum du all das aushalten willst", eröffnete sie.

"Weil es sich lohnt."

"Und wie sich das lohnt. Gut, dann lass uns."

Ja, das tat es, ohne Zweifel. Schmunzelnd sah ich ihr bei ihrem üblichen Ritual vor ihrem Auftritt zu.

"Du bekommst jetzt noch eine Mission. Damit du dich in der Stunde nicht langweilst."

In der Stunde. Keinerlei Konzessionen.

"Ich bin ganz Ohr?"

"Such uns einen schönen Platz hier, wo wir uns vergnügen können, wenn ich zurückkomme. Das Wetter spielt ja, Gott sei Dank, mit. Nicht zu weit von hier, oder von mir aus gleich hier im Wald, aber vielleicht nicht, wo andere schon vögeln."

"Ich werde mein Bestes tun."

"Das weiß ich. Bis später. Verlauf dich nicht dabei. Sonst gibt's für die verlorene Zeit auf den Hintern."

"Ha, und wenn ich genau darauf stehe? Egal, ich möchte dich nicht aufhalten. Ich wünsche dir viel Spaß beim Vögel-Vergnügen und suche uns ein lauschiges Plätzchen für unseres. Pfadfinder-Ehrenwort."

Sie grinste zufrieden, und machte sich auf den Weg zu ihrem ersten Opfer. Glückspilz. Was auch immer. Ja, irgendwie hatte ich die Perspektive verloren, was für ein unglaubliches Schweineglück unser Zusammentreffen und alles bisher Geschehene doch darstellten.

Das Unbehagen war nicht weg, das Selbstmitleid auch nicht, aber mein bekundeter Wille war echt. Gut, wo beginnen? Umgebung, oder doch das kleine Wäldchen? Es war vom Parkplatz aus nicht zu sehen, wie weit es sich erstreckte.

Wohl aber hatte ich mir gemerkt, wo man hineinkam, oder heraus, wie das nicht observierte Dreiergestirn. Ich hoffte nur, dass ich da nicht zufällig auf weitere Teilnehmer solcher Sinnesfreuden stieß. Hm ... dunkel und modrig.

Da war die Wahrscheinlichkeit, auf Frauenleichen zu stoßen, wohl größer. Na, hier wurde der Weg breiter und es etwas heller. Trotzdem noch nichts Geeignetes. Wenn man nicht "ich fick' Tarzan, du Jane" spielen wollte. Jemine. Da war der Wald schon zu Ende.

Aber ein schönes, verwildertes Feld bot sich dar. Optisch. Nicht haptisch. Nur was BDSM-Enthusiasten. Überall Disteln und Brennnesseln. Herrje. Daran entlang führte ein grasbewachsener Pfad, dem ich folgte.

Der wurde nach kurzer Zeit auf der anderen Seite von hohen Büschen gesäumt. Hm, in die Büsche schlagen? Bequem sah das auch nicht aus. Obwohl, an einem der Buschzweige hing ein gebrauchtes Kondom. Hier konnte man wohl, wenn man wollte.

Ja, relativ weich, kaum Stöcke und Steine, bisschen feucht, denn die Sonne drang hier nicht vollständig durch. Ach, wir würden doch eh schnell die Kleidung verlieren, die schmutzig werden konnte.

Obwohl, wenn wir es wieder ausreizten, hatte sie keine Zeit, sich von einer etwaigen Schlammschlacht zu erholen. Nee, verwerfen wir das. Noch ein Stück weiter. Langsam wurde eine echte Wanderung draus. Aber ... es hatte sich gelohnt.

Kleiner Hügel, weiches Gras, hübsche Wildblumen. Das Gras war sogar größtenteils trocken. Hier ein bisschen rum ... et voilà, Spielwiese mit Sichtschutz. Denn man tau. Jetzt die Zeit zurück timen. Und möglichst nicht verlaufen. Scheiße, wo war ich denn aus dem Wald gekommen?

Ah, da. Alles gut. Zurück mit Schwung und ... leichtem Umweg, denn da waren welche weniger zartbesaitet. Aber richtig. Holla, die Dame ließ sich gerade willig an einen Baum binden. Boah, da hätte sogar Winnetou Stolz empfunden, wie der Bursche sein Marterpfahl-Geschäft verstand.

Aber selbst zum Zuschauen nicht mein Ding. Durch diese hohle Gasse und ... da sind wir wieder. Zwölf Minuten zügig gegangen. Im Rahmen. Mission erfüllt. Knapp eine halbe Stunde, ohne echtes Leiden, verbracht. Darauf rauchen wir eine.

Und schauen, wie grausam sie wirklich ist. Ich tippe mal darauf, sie reizt die Stunde voll aus. Oh, die kam mir bekannt vor. Die Dame mit dem Smart. Nur, warum kam die direkt auf mich zu?

"Hey, du. Hättest du vielleicht eine für mich?"

Hm? Ach so, mein Schlaucher-Magnetismus.

"Gerne doch", brachte ich jovial raus und hielt ihr das Päckchen hin. Und ohne groß drüber nachzudenken: "Fickpause?"

"Schön wär's ja", kam die frustrierte Antwort. "Bislang war keiner dabei, mit dem ich es versuchen wollte. Ich ... mach das noch nicht so lange. Es ... muss stimmen, weißt du? Kribbeln."

Na, ob das dafür der richtige Weg war ...

"Ich versteh' das nur zu gut. Das geht mir ähnlich. Ich bin hier auch nicht aktiv."

"Und was machst du dann hier?"

"Fahrdienst. Meine ... Kundin lässt sich hier gerne durchvögeln."

"Oh, verstehe. Schade."

"Schade? Es kribbelt bei meinem Anblick?"

"Es sträuben sich nicht meine Nackenhaare wie bei dem eben. Hab's nicht gebracht. Der stank auch total."

"Na, Hygiene ist schon wichtig. Och, du tust mir ja echt leid. Ich bin der Sebastian, nebenbei."

"Heike. Leid genug, um mir ... ein bisschen auszuhelfen?"

Och. Klimperte mich mit ihren traurigen Augen an. Trug einen praktischen kurzen Rock wie Lumen. Nein, eigentlich ging das überhaupt nicht. Eigentlich ... vielleicht ... ein kurzer Service ... ein Dienst im Namen der Menschlichkeit ... liebe deine Nächste ...

"Ehm ... wenn dir eine linguale Aushilfe reicht?"

"Eine was?"

"Ich könnte dich kurz lecken. Bei der Kundin muss ... will ich hinterher noch ran, deshalb ..."

"Einverstanden", kam die blitzschnelle Antwort, während mein Satz noch aus trudelte.

Sie schnippte den Zigarettenrest im hohen Bogen davon, und versuchte die Tür zu öffnen. Na, dafür brauchte man das Ding hier. Nun hatte sie Zugang. Räumte vorsichtig und ehrfurchtsvoll Saras teure Klamotten an die Seite.

"Alter, die hat's richtig dicke, hm? Etro ... so viel verdiene ich im Monat nicht, wie das Ding kosten wird."

"Geld ist nicht alles. Geht das so? Großer Fußraum zahlt sich aus. Entspann dich."

Tat sie. Für einen kurzen Moment. Dann fiel mir ein, dass die Stunde nicht mehr so lange währen konnte. Ich gab Gas. Sie hatte Spaß. Ich zugegebenermaßen auch. Hübsche kleine Pussy, kein Meisterwerk, aber niedlich. Und sooo dankbar.

Die hatte wirklich Druck gehabt. Kam innerhalb von vielleicht fünf Minuten. Hm ... nochmal? Kurzer Blick. Und eine richtig begeisterte Zustimmung. Also los. Die Zeit läuft. Ihr Möslein auch. Schmeckte genial. Samtweiches Glück. Dann dessen Höhepunkt.

"Hilft dir das ein wenig?"

Das sollte das Drücken und das schmatzende Küsschen wohl sagen. Aber da hatte ich offenbar weitere Bedürfnisse geweckt.

"Du leckst echt mega. Bist du hier öfter?"

"Das entscheidet ..."

"Das entscheide ich", hörte ich von der anderen, lautlos geöffneten Tür. Edel-Karosse halt.

"Oh ...", war mein wenig geistreicher Kommentar.

"Sorry", entschuldigte sich Heike. "Ich habe aufgepasst, dass ich dein tolles Kleid nicht zerknautsche. Etro ..."

"Ja, alles gut. Freut mich, dass du Sebastian die Zeit vertrieben hast. Und tschüss."

"Er wollte mir nur helfen", verteidigte mich Heike tapfer, die da wohl trotzdem Unwillen heraushörte. "Er war voll lieb."

Sah aber, dass sie bei Lumen damit nichts ausrichtete, zog sich schnell ihr kleines Höschen wieder hoch und trollte sich.

"Ehm ... Stunde schon rum?", fragte ich vorsichtig.

Sie sah auf ihr Handy.

"Fünfzig Minuten."

Ah. Positive Entwicklung?

"Aber ich steh' hier schon zehn weitere. Ich wollte euch nicht stören."

"Es ... war so, wie sie gesagt hatte. Sie hatte Pech hier bislang und fragte mich, ob ich ihr aushelfen ..."

"Das stört mich überhaupt nicht", schnitt sie mir das Wort ab, und spülte wieder ihren Mund.

Machte dann ihre Tür zu. Na, vermutlich hatte sie die Wartezeit schon mit Rauchen überbrückt. Weißt du was? Du kannst auch mal warten. Auf mich.

"Sehr schön. Dann hast du alles mitbekommen, was geschehen ist. Die kam richtig schnell. Und noch wichtiger, einen kurzen Fußmarsch entfernt habe ich eine kleine, verträumte Spielwiese für uns gefunden. Mission erfüllt."

Sie nickte nur und verschönte wieder ihren Schminkspiegel mit Grüßen aus Kolumbien. War sie sauer? Wegen des Mädels doch wohl nicht. Weil ich ihre Majestät zehn Minuten warten ließ?

"Mein altruistischer Anflug liegt dir doch quer im Magen? Oder ist es, weil du dich extra beeilt hast, und dann warten musstest?"

"Ich bin nicht sauer", kam die säuerliche Replik. "Ja, ich mag es nicht, wenn ich warten muss. So lang war es auch nicht. Die kam wirklich schnell. Zweimal, glückliche Gans."

"Aber in richtig guter Stimmung bist du nicht. War die örtliche Schwanzbrigade nur unzureichend besetzt? Heike machte so Andeutungen, dass sie nichts gefunden hatte und mit dem einzigen Kandidaten nur einen Abbruchwunsch bekam."

"Ich hatte mir einen schöneren Auftakt gewünscht, ja", gab sie zu. "Aber so schlecht war es auch nicht. Es wird ja gleich besser werden. Zieh mich heute einfach mal richtig durch zum Ausgleich, okay?"

"Dann folge mir vertrauensvoll. Da sollte sich was machen lassen."

Das tat sie und wenig später kamen wir an der weiterhin gefesselten jungen Dame vorbei, die mittlerweile Zuwachs an Nippel-Klemmen bekommen hatte und gerade mit einem hellgelben Strahl begossen wurde.

"Das ist nicht die Lokalität", erwähnte ich vorsorglich. "Es gibt hier schönere Ecken."

"Sie scheint es doch zu mögen."

"Findest du? Für mich sah sie ganz schön angepisst aus."

Lumen gluckste und klopfte mir auf den Hintern. Ah, die Laune schien sich doch zu bessern.

"Du scheinst dich ja in die Szene schnell einzufinden. Jetzt, wo du weißt, dass du's darfst."

"Es wurmt dich doch."

"Ich hatte mir eingebildet, ich wäre etwas Besonderes für dich. Dass nur ich es schaffen könnte, dich dazu zu bringen, deine geliebte Frau zu betrügen."

Huh?

"Lumen, echt ..."

"Sara. Lumen fand das geil."

Lachend blieb ich stehen, und zog sie in meine Arme. Küsste sie wild und leidenschaftlich. Knetete ihren Prachtarsch, bis ihr ein erstes Gurren entwich.

"Niemand könnte mich jemals so reizen wie du. Es ist ... als ob von deinem Körper Botenstoffe kommen, für die ich verborgene Rezeptoren habe. Aber auch deinem Geist. Ich habe ganz ehrlich nicht darüber nachgedacht, was ich da mit ihr tat. Wenn du willst, schwöre ich dir, keine andere mehr anzufassen. Jutta mal ausgenommen."

"Ich sollte das nicht wollen. Das macht mich ja gerade so wirr. Dass es mir einen Stich gab, als ich euch da gesehen habe."

"Also willst du es. Du erhältst hiermit Exklusiv-Rechte für die hoffentlich lange Dauer unserer Liaison."

"Das wäre doch aber unfair. Den Gegenzug kann und will ich nicht machen."

"Das brauchst du nicht. Nimm dir, was du brauchst. Wo auch immer du willst. Es ist bedeutungslos für uns. Wie meine Liebe für meine Frau und deine für deinen Mann. Wir sind hier. Jetzt nur da rum ..."

"Meine was? Du gehst von falschen Voraussetzungen aus."

"Ich bringe beim nächsten Mal eine Decke mit, aber das ist doch ganz schön hier, finde ich. Und diesmal brauchst du nicht zu sagen, dass meine Fragen aufgebraucht sind."

"Du machst Fortschritte, wie hast du das gemerkt?"

"Dein Aufknöpfen meiner Hose war ein Indiz."

"Hilfst du vielleicht mal mit? Muss ich hier alles alleine machen?"

"Ich hätte dich über die Exklusiv-Pflichten informieren müssen. Aber ich will mal nicht so sein."

Das hatte schon was mit Klamotten vom Leib reißen zu tun. Allerdings ...

"Wie du siehst, hatte ich nicht mal Zeit, vom Lecken geil zu werden. Ich ... oooh ... hast immer die richtige Lösung parat. Mmh."

Meinen darauf sehr erfreut reagierenden Schwanz in ihrem Mund. Und eine Technik, die ihresgleichen suchte. Ich musste sie bremsen, weil sonst wäre aus der längst erreichten hab acht ruckzuck die pass auf Stellung geworden.

"Mehr Leben ist da auch mit magischen Kräften nicht mehr reinzubekommen", informierte ich sie und zog sie auf meinen Schoß. Küsste sie wild. Wartete nicht darauf, dass sie sich aufspießte, sondern tat ihr einfach den Gefallen.

Sie schien für einen Moment verblüfft, nahm dann die Situation an und wollte losreiten. Ich hielt sie sofort fest und pumpte stattdessen von unten. Das ist für mich ein ambivalentes Gefühl. Einerseits total geil, aber so konnte ich absolut nicht kommen, egal, wie hart ich die Frau auf mir bearbeitete.

Es war daher so etwas wie meine besondere Geheimwaffe, wenn ich auf diese Weise erstmal nur für die Frau da sein wollte. Das lernte Sara gerade zu schätzen. Lautstark, begeistert zu schätzen. Dass sie so schnell kommen würde, hätte ich trotzdem nicht gedacht.

Ganz ehrlich, böse drum war ich nicht, denn ich spürte langsam, dass das zweite Manko sich bemerkbar machte, nämlich die Ermüdung, denn so war es anstrengend. Kein Grund schon aufzugeben und der Frau auf mir auch nur minimale Ruhe zu gönnen.

Die musste sich weiter des Gefühls erwehren, auf einem bockenden Wildpferd zu sitzen. Tat das mittlerweile aufrecht sitzend mit adliger Anmut trotz reichlich pöbelhaften Lauten. Kratzte mir mit scharfen Fingernägeln auf der Brust, nicht hart, sondern nur, dass ich sie gerade so spüren konnte.

Was alles nichts gegen diesen Gesichtsausdruck war, diese völlige Losgelöstheit, diese völlige Hingabe an die sich immer weiter steigernde Lust. Weit aufgerissene Augen, die vor Energie und Begeisterung sprühten.

Dann war es eigentlich Zeit zum Wechsel, aber sie so dicht vor dem nächsten, dass es grausam gewesen wäre, hier zu unterbrechen. Also quälte ich mich weiter für sie, bis sie explodierte. Ich hielt an, ließ sie kurz nachspüren und drehte uns in einer langsamen, vorsichtigen Rolle, bis ich auf ihr zu liegen kam, ohne abzuziehen.

Ein wenig langsamer ließ ich es jetzt schon angehen, ich brauchte zum einen die Regeneration, zum anderen hätte ich es auch gar nicht anders gewollt. Als sie einfach durchzupflügen, in ihrer diesmal nicht so ausgeleiert wirkenden Möse allerlei Schabernack zu treiben.

Das war mir mit ihr oben gar nicht so aufgefallen. Heute keine Herren mit Übergröße im Sortiment gewesen, offenbar. Sie schien mit M durchaus zufrieden, besonders, als ich meinen toten Punkt überwand und die auch in mir vorhandene Sau rausließ.

Jetzt mischte sie dabei mächtig von unten mit, und es wurde eine echte Gemeinschaftsproduktion. Nahm mir damit gleichzeitig die Konzentration, beschwor meinen Abgang einige Male so herauf, und sorgte mit plötzlichem Nachlassen wieder für eine kurzzeitige Beruhigung.

Das ging nur zweimal gut, beim Dritten gab ich mich aber so gern geschlagen und spritzte heiß und herzlich in sie ab. Brauchte ein paar Sekunden, bis ich mit meinem in Ekstase schwimmenden Kopf mitbekam, dass und warum sie sich noch weiterbewegte.

Dann auf Deubel komm raus, die noch vorhandene Rest-Härte zu ihrem höchsten Vorteil einsetzte. Und sie tatsächlich, vielleicht zwei Minuten später, ans Ziel brachte. Ah. Der Blick war die Sternchen vor den Augen wert.

Für kostbare Momente zum absoluten Helden ihrer Welt avanciert. Dass ich da nur ein one-trick-pony war, würde sie schon früh genug herausfinden. Hier hatte ich erstmal alle Erwartungen übertroffen, sollte mir der Ausdruck wohl sagen. Den sieht Mann gern.

Statt der erhofften Komplimente bekam ich nach reichlich Atemringen auf dem Rücken dann eine Zigarette angezündet gereicht.

"Na, ist das nicht ein schönes Fleckchen?", dokumentierte ich die Wiederankunft kohärenter Sinneswahrnehmungen.

"Vor allem von ganz oben", gab sie Einblicke, wie sich das alles für sie dargestellt hatte.

Ihr Kopf ruhte matt auf meiner Brust. Ich strich ihr sanft durchs Haar. Dieser eigenartige Effekt vom ersten Mal hatte sich zumindest bei mir nicht eingestellt gehabt. Dafür fühlte ich in diesen Momenten wieder eine starke Verbindung.

Nicht wirklich emotional, mehr das vorher beschriebene Gefühl des aneinander Andockens. Körperlich, aber ebenfalls mental. Auch, dass wir jetzt ganz still sein konnten und trotzdem das Gefühl eines regen Austauschs hatten.

Sie sprach es schließlich aus.

"So zufrieden bin ich meinem ganzen Leben noch nicht gewesen."

"Ich freue mich, dass ich dazu einen bescheidenen Teil beitragen konnte."

"Dass du jetzt noch die Kraft hast, albern zu sein, imponiert mir mächtig."

"Das kommt mir sehr entgegen. Es scheint, wir haben einen recht ungewöhnlichen Rapport entwickelt."

"Wir sind wie gemacht füreinander."

"Maßanfertigungen."

Das empfand sie offenbar gleichfalls für meinen nun wirklich verdient schlummernden Helden, über den sie zärtlich strich.

"Ich mag nicht aufs Handy sehen", sagte sie sehr viel später mit einem leichten Seufzer.

"Aber du befürchtest, du musst. Ich habe offen gestanden jedes Zeitgefühl verloren."

"Ich auch, aber dafür einen inneren Alarm, der recht zuverlässig ist. Leider. Und bedauerlicherweise war er das auch diesmal. Allerdings brauchen wir nicht ganz so zu hetzen wie am Dienstag. Wie weit war es von hier bis zum Auto?"

"Zwölf Minuten zügig gehen. Ich hab's gestoppt."

"Lieber etwas mehr Zeit einplanen. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben richtig weiche Knie."

"Im Ernst? Oh, das wollte ich nicht."

"Ja, mach dich nur lustig. Ich überlege mir in der Zwischenzeit, wie ich meinen Mann um die Ecke bringen könnte."

"Warum hast du das nicht längst getan?"

"Zum einen gibt es eine Klausel im Ehevertrag, zum anderen kannte ich dich noch nicht."

"Ob ich allerdings das Motiv für einen Mord sein möchte ..."

"Es wird wie ein Unfall aussehen. Oder er wie ein Wanderer."

"Du erzählst Sachen. Hier rum. Das Plätzchen sollten wir uns aber merken, findest du nicht?"

"Es verdient, ein Pilgerort zu werden."

Es gab eine längere Verzögerung vor dem Wagen, weil wir auf die glorreiche Idee kamen, uns noch einmal schnell zu küssen. Das begann im Stehen und endete liegend davor. Trotzdem kamen wir pünktlich im Parkhaus an.

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Das Irrsinnige an der Geschichte war, dass sie gleichzeitig meine Ehe wiederbelebte, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte. Der Kurze war am Samstagnachmittag bei einem Fußballturnier, er war ein erstklassiger Torwart mit klasse Reflexen.

Ab und zu sah ich mir Spiele an und war so stolz wie ein Vater nur sein kann. Jutta war irgendwann nach dem Mittag verschwunden, Samstag war Badetag, sonst duschten wir nur. Also nicht überraschend, dass sie nur mit einem Badetuch bekleidet ins Wohnzimmer kam.

Ich hatte mich gerade gemütlich auf dem Sofa ausgestreckt, und mir den Krimi vorgenommen, den ich quälend langsam bei meinen Touren las. Jutta baute sich neben mir auf, öffnete und ließ das Badetuch fallen.

Ah, der Widerborstigen Stutzung. Schön hatte sie das gemacht.

"Ei, hast du dich aber schick gemacht."

"Es kommt doch Besuch ... hoffentlich."

"Sicherlich. Ich liege zufällig schon richtig."

"Jetzt, wo du's sagst. Wenn du lieber lesen möchtest ..."

"Wird's Zeit fürs Pflegeheim. Na, komm, du liebe Miezekatze ..."

Ließ sie sich nicht zweimal sagen. Was ich angedeutet hatte, war ihre Lieblingsposition beim Lecken, nämlich auf mir hockend. Mit dem entsprechenden Kissen im Rücken für mich irre bequem. Genauso lag ich tatsächlich auch beim Lesen. Aber hierbei mit deutlich mehr Spaß.

Hallo, auf diesen Moment hatte sie sich richtig feucht gefreut. Das Schöne daran, sie zu lecken, war, dass ich ihre Reaktionen so gut kannte. Das heißt, ich konnte Abläufe nach Belieben völlig spontan entwickeln, genau ablesen und antizipieren, was sie als Nächstes wollte.

Sie mochte gleichmäßige Geschichten vor allem, aber kleine Spitzen durften immer gesetzt werden. Was langsames Verwöhnen anging, durfte das als Einführung kredenzt werden, so ab Minute fünf wurde Beschleunigung erwartet. Und gegeben.

Bis dann eine gewisse Schwelle erreicht war, meist so zehn Minuten später. Wenn es dringend war, konnte ich sie von da in wenigen Minuten über den Punkt bringen, das war aber schon Jahre nicht mehr der Fall gewesen. Und mehrheitlich nicht erwünscht.

Sie hatte ein Faible dafür entwickelt, ganz kurz davor gehalten zu werden, was wir schon lange praktiziert hatten, bevor Edging ein Modewort wurde. Das ist bei ihr so eine Kunst für sich, in höchster Erregung ist ihr Kitzler sehr empfindlich.

Da kann jeder Schlag zu viel oder zu kräftig die gewünschte endlose Erfahrung vorzeitig beenden. Daher ist es für mich immer besonders reizvoll und zufriedenstellend, wenn das wirklich gelingt. Das war so ein Tag.

Mein Mund und Kinn glänzten von dem in großen Mengen abgesonderten Sekret meiner Gattin, die ich lange nicht mehr so herrlich weggetreten gesehen hatte. Ich hatte den Punkt erreicht, den sie als Quasi-Orgasmus bezeichnete, wo sich alles wie die letzten Sekunden direkt davor anfühlte.

Nur halt einer über Minuten hinweg. Es war eine Kreiselbewegung mit der Zunge, die sie dort hielt, wo ich den Kitzler nicht mehr, beziehungsweise nur an den äußersten Rändern leicht berührte. Sie liebte es, selbst bestimmen zu können, wann sie kam.

Jetzt war es so weit, ihre weitestgehend lautlose Ekstase kulminierte dann doch in einem satten, erleichterten Stöhnen. Die Empfindlichkeit ging direkt danach in Überempfindlichkeit über, wenn sie so lange gereizt worden war. Also durfte ich sie nun nicht mehr berühren.

Sie rutschte runter und legte sich halb auf mich. Ich genoss den Duft ihres frisch gewaschenen Haars und streichelte sie zärtlich.

"Manchmal verstehe ich mich nicht. Wie ich das so lange nicht vermisst habe. Ich hatte wohl vergessen, wie gut du das kannst."

"Ich habe gerne deine Erinnerung aufgefrischt, und stehe gern auch täglich wieder zur Verfügung."

"Vorsicht, ich nehme dich beim Wort. Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist, ich bin wieder läufig wie mit zwanzig."

"Oh. Das war eine gute Zeit."

"Ja, das war sie. Er steht ..."

"Ist mir aufgefallen."

"Ich könnte mich für deinen Gefallen mündlich bedanken ..."

"Könntest du. Oder wir nutzen das zur beiderseitigen Belustigung aus."

"Du möchtest mit mir schlafen?"

"Das wäre schön, aber ich könnte dich auch vögeln."

"Hm, was für eine reizende Idee ..., mit der ich mich so schnell anfreunden könnte, als ob es meine gewesen wäre."

"Den Geist der Vergangenheit zu beschwören, war ja auch so subtil. Wie hättest du es denn gern, locker, flockig oder hart und herzlich?"

"Ja und ja."

"Das wollte ich hören."

Auch das wurde einfach großartig. Abwechslungsreich. Geil. Aber zwischendrin dazu einfach nur Genuss, und liebevoll. Keine Jagd nach Höhepunkten, einfach uns selbst in dieser herrlichen Verbindung vergessen. Diesmal dachte ich keine Sekunde an Sara dabei.

Es war so schön gewesen, dass wir am späten Abend im Bett noch einmal anfingen. Und dort dann nach ewig langer Zeit erstmals wieder absolut synchron kamen. Ein würdiger Abschluss für ein wundervolles Wiederentdecken des körperlichen Ausdrucks unserer Liebe.

Sonntag war dann ein Tag, wo wir einfach nur zärtlich und liebevoll miteinander umgingen. Mit unserem Sohnemann machten wir am Nachmittag einen langen Spaziergang, über den er sich zur Abwechslung mal nicht beschwerte.

Weil seine Alten eine wirklich seltene, hervorragende Laune hatten und ihn ständig zum Lachen brachten. Keine schöne heile Welt, aber eine angenehme Verdeutlichung dessen, dass wir, besitzlos wie wir waren, etwas hatten, was wirklich zählte. Uns.

Keine Gewissensbisse mehr. Nun auch bei mir zwei Handlungsstränge, die sich entknotet hatten und nun unabhängig voneinander verliefen, schon Auswirkungen aufeinander hatten, aber nur noch sehr indirekt und vor allem in keiner Weise störend.

Am Montag hielt es trotz des wunderbaren Wochenendes am warmen Busen der Familie vor Sehnsucht nach Sara kaum aus. Dann war endlich der Dienstag da und ich wieder eine halbe Stunde zu früh im Parkhaus. Und diesmal war ich es nicht alleine, der es nicht abwarten konnte.

Um zehn vor drei wurde mein Optimismus belohnt. Großes Grinsen auf beiden Seiten.

"Hallo Sebastian. Auch nicht ausgehalten?"

"Hallo Sara. Wie kommst du denn darauf? Ich wohne hier."

"Du erzählst Sachen."

"Erzählst du mir, wo es hingeht?"

"Auf die A7, aber diesmal Richtung Norden."

"Oh, dann haben wir alle vier Himmelsrichtungen durch."

"Genau. Da gibt es zwei lohnende Ziele. Aber nicht nur das."

"Für mich gibt es nur ein lohnendes Ziel. Und das sitzt hinter mir, sieht hinreißend aus und kann sich auf einiges gefasst machen."

"Na sowas. Das trifft sich gut, denn sie hat auf einiges Lust."

Zunächst war das nach dem Umziehen wie gewöhnlich ein Rastplatz und eine Zigarette. Ein beide erschütternder Kuss hatte allerdings Vorrang. Bester Dinge beschäftige sie sich mit der App.

"Ein Jeansrock. Steht dir hervorragend. Wenn die Netzstrümpfe nicht wären, würde das fast als dezente Kleidung durchgehen, was du heute anhast. Na, in meinen Kreisen."

"Herrje, und ich dachte, das wäre besonders sexy."

"Das ist es auch."

"Hat noch einen anderen Grund, aber das ist jetzt noch nicht wichtig. Wie du siehst, ist ansonsten freier Zugang wie immer."

Sprach sie und zeigte mir ihr Wonnemäuschen.

"Ich könnte das als Einladung zum Naschen missverstehen."

"Oder richtig verstehen."

Na, eine solche Einladung nahm ich doch nur zu gern an. Mit erheblichen Schwierigkeiten, an so etwas hatten die Konstrukteure dieser Rastplatzbänke nicht gedacht, als sie alles angeschraubt hatten.

Direkt bequem war das nicht, so wirr zwischen den beiden Streben der Tischbeine eingeklemmt zu sein. Lohnend trotzdem. Wenn es zunächst auch hauptsächlich Gelächter einbrachte, als sie meiner Verbiegungen ansichtig wurde.

"Es macht mich glücklich, dass dir keine Hindernisse zu groß sind, um an meine Möse zu kommen."

"Für dieses Meisterwerk würde ich über glühenden Kohlen hocken."

"Das ist gut zu wissen. Eine Anzeige für Erregung öffentlichen Ärgernisses ist sie trotzdem nicht wert, es parkt gerade ein weiteres Auto mit Kindern drin."

Upps. Und auch noch die Birne beim fluchtartigen Rückzug gestoßen. Na klasse. Lumen bekam einen Lachanfall, ich eine schon leicht fühlbare Beule. Ich sollte nach einer Gefahrenzulage fragen. Ja, bis dahin waren wir immer alleine an diesen Dingern gewesen.

Das hatte wohl ein trügerisches Gefühl vermeintlicher Sicherheit erzeugt. Obwohl, wie ich sie einschätzte, hätte sie mich weitermachen lassen, wenn sie da nicht gleich eine Familie erkannt hätte. Na, Gott sei Dank hatten die lieben Kinder nichts mitbekommen und ihre Eltern befragt, was denn der Onkel da unter dem Tisch gemacht hatte.

Wir brachen auf, als Lumen sich langsam beruhigt hatte. Wir kalberten vielleicht zwanzig Minuten herum, bis sie aufschreckte.

"Da ist schon die Ausfahrt, verdammt. Kriegst du die noch?"

"Klar", leitete ich ein irrsinniges Manöver ein, das schon ein Stück über die Straße hinausging.

Nicht mal durchgerüttelt, für diese spezielle Kundin war der SUV Gold wert.

"Das ist ja heute mal eine lustige Fahrt", freute sie sich. "Sie sollte nur möglichst nicht mit einem Unfall enden."

"Ich werde mir Mühe geben, du bitte rechtzeitig Anweisungen. Hier schon rein?"

"Nein, die nächste. Dann dem Straßenverlauf folgen, auch durch den kleinen Ort, da geht es nicht immer geradeaus, aber ist als Bundesstraße ausgeschildert. Der Parkplatz ist fünf Minuten weiter auf der rechten Seite."

So war es. Und er war nicht von einem Wäldchen geschützt, sondern nur durch seine Abgelegenheit. Er lag vor einem offenbar stillgelegten Werksgelände, das durch hohe Zäune gesichert war. Die Gebäude wirkten verfallen. Einiges an Graffiti, also gab es vielleicht doch irgendwo die Möglichkeit reinzukommen.

"Ah ... interessant. Das könnte sich ja für später lohnen zu erkunden. Es sieht nach Regen aus."

"Nicht nötig", antwortete sie mir, nachdem sie ihre zweite Line gezogen hatte.

"Nicht nötig?"

"Keine Fragen. Aber wir rauchen noch einmal eine, oder?"

"Selbstredend. Hm. Nicht nötig, sagt sie. Keine Fragen. Na, da habe ich was, womit ich mich in deiner Abwesenheit beschäftigen kann. Ansonsten folge ich natürlich meinem heiligen Schwur."

"Ein Mann mit Charakter. Das macht mich feucht im Schritt."

"Davon profitieren im Moment andere, aber da kann ich zureichend gönnerhaft sein. Ich wünsche ihnen, aber vor allem dir, fantastische Ficks ... Ficke ... wie mag da wohl der richtige Plural sein? Sagen wir einfach Fickereien. Die deutsche Sprache ist vermutlich auf deinen Appetit ohnehin nicht ausreichend ausgelegt."

"Es kommt sowieso nur auf das zugrundeliegende Sentiment an. Danke dir, Sebastian. Ich hoffe, es wird dir nicht zu langweilig werden. In der nächsten Stunde."

Das sagt man denn so, gerade mal vierzig Minuten hast du beim letzten Mal ausgehalten. Schauen wir mal.

"Ich habe meinen Krimi mit. Den ich irgendwie zu einem Jahresprojekt gemacht habe, aufgrund vielfältiger Ablenkungen. Sonst war so ein Ding in einer Woche durch."

"Viel Spaß dabei. Bis gleich!"

Spaß ist relativ. Konzentrationsfähigkeit auch. Wohin würde sie mich diesmal verschleppen? Ach, lassen wir uns überraschen. Zwanzig Minuten schon rum. Noch eine rauchen? Noch eine rauchen. Huh, was kommt denn da?

Blondes Frauenzimmer im Vollgroßformat. Wilde Zöpfe, ebensolcher Blick. Gib ihr Schwert und Schild und sie könnte "Vikings" entsprungen sein. Kurzer Blick auf mein Kennzeichen. Seufzen. Und Gesprächslust. Oder soll ich die Kippen schon mal hinhalten?

"Na, Kleiner?", wurde ich auf unseren Größenunterschied aufmerksam gemacht. "Wartest du auch?"

"Hm, ja. Hat dich dein ... Date ... versetzt?"

"Sieht so aus. Hasse das. Erst zu spät kommen, dann zum Ausgleich, nachher zu früh."

Ho, ho. Auch einen riesigen Humor. Göttlich.

"Ich kann dir gern die Wartezeit vertreiben. Nur, das schicke ich besser voraus, nicht auf dem hier gängigen Wege. Da wurde mir ein Keuschheitsgelübde abgerungen."

"Ist ja man gediegen. Deine Frau vögelt hier rum und du darfst nicht?"

"So ähnlich. Es ist nicht meine Frau. Kippe?"

"Rauche nicht. Trinke nicht. Ficke unverhältnismäßig gern, das ist mein Laster. Nicht deine Frau, verstehe. Wie ein kleiner Schwuli siehst du gar nicht aus."

"Das bin ich auch nicht. Wir ... sind eher locker involviert."

"Dafür hat sie dich sauber an der Kandare, Hut ab. Ah, da kommt noch so eine schwarze Kiste. Das könnte er sein. Na, der kriegt jetzt eine Schnellerziehung, wie man mit Frauen umgeht."

"Die lässt man nicht warten, die lässt man kommen. Genau."

"Ein Mann, der weiß, was sich gehört. Deine Trulla hat Glück. Aber mein Pech ist wenigstens vorbei. Das ist das Kennzeichen. Tschüss und einen hochachtungsvollen Gruß an deine Domina."

"Ich werde es gern ausrichten", rief ich bei ihrem schnellen Abgang nach. "Viel Spaß."

Meine Domina. Na, nicht ganz. Aber mit an der Kandare hatte sie nicht ganz unrecht. Beinahe schade, dass ihr Date da so schnell aufgetaucht war. Die war lustig gewesen. Ich sollte doch mal fragen, wie genau das mit der App läuft.

Bilder schienen die nicht zu schicken, sonst hätte sie doch nicht noch auf das Kennzeichen geschaut. Egal. Zurück zum Krimi. Ja, jetzt fängt es tatsächlich zu pieseln an. Dann hoffen wir mal, dass ihre Überraschung überdacht ist.

Pieseln? Das schüttete richtig. Na, ob sie wohl an einen Schirm gedacht hat? Bestimmt, die Frau dachte an alles. Das musste sie wohl auch. Ganz im Gegenteil hatte sie gesagt, als wir über offene Beziehungen gesprochen hatten.

Vielleicht war der Leibwächter, den sie sonst hatte, gar nicht mal zu ihrem Schutz. Wer weiß, was das für ein Vogel ist, ihr Ehemann. Bin ich der Ausgleichssport, weil er sie sonst hart an der Kandare hatte? Eigentlich kaum vorstellbar, dass sie das alles so ohne Weiteres mit sich machen ließ.

Ging mich doch nichts an, was machte ich mir da Gedanken drüber. Oje. Sie reizte es tatsächlich wieder aus. Dreiviertel Stunde schon. Kleine Retourkutsche für den Kutscher? Für zehn Minuten Wartezeit? Nun komm. Dann kommen wir bald gemeinsam. Das kriegte ich mit ihr sicher auch noch mal hin.

Achtundfünfzig Minuten. Und einen Schirm hatte sie wirklich dabei.

"Sauwetter. Aber du bist wirklich auf alles vorbereitet."

"Ja. Hast du dich sehr gelangweilt, mein Schatz?"

Jetzt bin ich dein Schatz? Aber hallo.

"Ging so. Hatte eine lustige Begegnung, leider nur sehr kurz. Ich soll hochachtungsvoll grüßen, unbekannterweise."

"Schon schwach geworden? Jetzt enttäuschst du mich maßlos."

"Im Gegentum. Ich habe meinen Keuschheitsgürtel öffentlich zur Schau getragen. Das brachte dir Respekt ein."

Keine Mundspülung? Öfter mal was Neues.

"So? Na dann ist es gut. Komm her zu mir. Spieglein in der Hand Zeit."

Ein Küsschen zuerst. Ah, du alte Adel-Sau, sollte ich schmecken, wie gut du dich amüsiert hast.

"Also hattest du richtig Spaß. Das freut mich."

"Ach, habe ich vor Begeisterung das Mundwasser vergessen ... dafür darfst du jetzt zuerst."

"Begeisterung gar. Na, dann brauche ich mich gleich nicht so anzustrengen. Hat auch was."

"Träum weiter. Im Gegenteil erwarte ich permanent den höchsten Einsatz und die vollständige Nutzung deines Potenzials."

"Verwöhntes Gör. Dann fahren wir jetzt? Wohin genau?"

"In das Kaff zurück, das wir vorhin passiert haben."

Aha? Hm.

"Mal wieder einen Cappuccino trinken?"

"Keine Fragen."

So kennen wir sie. Aber eine gute Ortskenntnis. Dabei waren das verschlungene Wege. Stand hier irgendwo das hochherrschaftliche Schloss? Was zog sie sich die Netzstrümpfe aus? Wurde ja immer mysteriöser.

"Halte hier in der Nebenstraße, bitte."

"Wie du befiehlst."

"Hast du einen Schirm?"

"Mehrere. Allerdings alle zu Hause. Einer steht wohl noch bei meinem Arzt, da wurde er zuletzt gesehen."

"Der hilft dir hier nicht. Komm mit unter meinen, wir laufen jetzt ein Stück. Arzt? Alles okay?"

"Der steht da schon ein Jahr, die Grippe habe ich mittlerweile relativ gut auskuriert. Ah, so, mit Hand an deinem Hintern läuft es sich gut."

"Das freut mich. Moment", stoppte sie uns und holte kurzerhand das Handy raus.

Wählte eine Nummer von ihrer Kontaktliste an.

"Ich bin's. Wir sind hier. Bei wem? Okay. Danke dir. Das machen wir dann. Du bist ein Schatz. Ich ruf dich an. Ciao."

Sehr informatives Gespräch. Eine Frauenstimme, mehr bekam ich nicht mit. Dann zog sie mich vor die Tür eines Mehrfamilienhauses. Suchte auf den Klingelschildern nach einem Namen, fand ihn und klingelte.

"Ja bitte? Wer ist denn da?"

"Hallo Frau Reger, Sandrine hat einen Schlüssel für mich bei Ihnen deponiert?"

"Natürlich, natürlich ...", hörten wir noch, dann informierte uns ein sattes Summen über die Türfreigabe.

Gleich im Erdgeschoss erwartete uns eine freundliche ältere Dame mit einem Schlüsselbund. Sara bedankte sich artig, lauschte Erklärungen und wechselte noch ein paar obligatorische Sätze zum Wetter mit ihr. Dann gingen wir die Treppe rauf in den zweiten Stock.

"Ich fasse es nicht, du hast uns ein Liebesnest organisiert?"

"Erwarte nicht zu viel", meinte sie noch grinsend und schloss auf.

Na, erwartet hatte ich ja nicht mal das. Und das jetzt auch nicht. Einzimmerwohnung, vielleicht dreißig Quadratmeter. Sah frisch renoviert aus. Bis auf eine Matratze in der Mitte leer.

"Bis Freitag kommen dann richtige Möbel", meinte sie fast entschuldigend.

"Huh?

"Na, die beiden Parkplätze in der Gegend sind von hier schnell zu erreichen, der andere ist noch weiter im Norden. Für unsere Bedürfnisse sollte das reichen."

"Verstehe, deine Freundin ... Sandrine, ja? Hat dir die zur Verfügung gestellt. Ist sie Maklerin oder so?"

"Ist sie nicht. Und du stellst schon wieder Fragen."

"Wie konnte ich nur? Hast ja recht. Reicht ja, dass du uns deine Freundin so lieb unterstützt. Und Möbel organisiert sie uns auch noch ... obwohl das Wichtigste ja schon hier ist."

"Nein, die habe ich bestellt."

"Ehm ..."

"Und die Wohnung gekauft. Für uns. Okay? Das reicht jetzt aber, auch an unausgesprochenen Fragen. Zieh dich lieber aus."

Donnerschlag. Sie kauft uns eine Wohnung. Weil hier zwei Parkplätze in der Gegend sind, die sie mag. Und uns natürlich. Alter Verwalter. Die Frau ist irre. Oh ... und irre geil. Dann lass uns mal anknüpfen, wo wir vorhin abbrechen mussten. Vor Familienankünften sind wir hier sicher.

"Sebastian?"

"Mmh?"

"Vielleicht sollten wir doch erst das Plastik von der Matratze abmachen?"

"Ach so. Oh, da liegt sogar schon ein Spannbetttuch."

"Mehr ließ sich in der Kürze der Zeit nicht organisieren. Aber wir machen es uns hier richtig schön, verlass dich drauf."

"Langsam kriege ich das Gefühl, dass es dir mit mir ziemlich ernst ist."

"Das macht dir Angst?"

"Nein, das macht mich glücklich. Ich räume das Plastik weg ... vielleicht ... in die Küche?"

"Lass doch liegen, bezieh lieber das Bett."

"Ah, das hast du vermutlich noch nie selbst in deinem Leben machen müssen", witzelte ich. Sah dann ein verkniffenes Gesicht. Autsch. "Im Ernst?"

"Dazu hat man doch Personal."

"Natürlich. Das findet hier keinen Platz, oh Graus. Keine Sorge, alles im Preis mit drin, solche Sachen übernehme ich dann halt. Jetzt lass dich endlich richtig von mir bedienen."

Damit war sie sofort einverstanden. Sofort von meiner Zungenfertigkeit aufs Neue völlig eingenommen. Das war ihr so eine kleine Investition dann wert. Nicht dran denken, bloß nicht dran denken. Man gut, dass Lecken meine Gedanken so wunderschön fokussiert.

Auch und vor allem, wenn man solch eine edle Vertreterin der Gattung Vagina Fantastica in der Optik hat. Und unter Zungenbeschlag. Da fällt mir ein ... das hatte ich mir wegen Minder-Gefallens bei Jutta abgewöhnt ... magst du Finger noch im Mix? Das sah verdächtig danach aus.

Kleine Akzente hier und da, alles weich und lieblich halten. Jetzt mit etwas mehr Energie ... ja sie will, dann soll sie doch. Komm, komm, komm. Wie wäre jetzt dazu ein Fingerchen hier? So klingt pure Begeisterung. Ach, ist das schön. Für dich wie für mich. Na, kommen tu ich davon nicht.

Aber du ... so schön ...

"Reicht Zeit und Geduld für 'nen zweiten Anlauf?"

"Un ... be ... dingt."

Stimmt, sie war richtig neidisch geworden, als ich Heike zu zweien verhalf. Auch die Geschwindigkeit hatte ihr imponiert. Das hatte seine Gründe, die du jetzt kennenlernst. Du hast es gefordert, erinnere dich dran. Höchster Einsatz und maximale Nutzung meines Potenzials.

Sollst du haben. Sollst du ... na ... na ... ha!

"Nochmal? Das ging doch fix."

"Ein andermal. Das war ... schon mehr als genug ... ein bisschen ... Ruhe."

"Aber gern. Dem Vernehmen nach findet man die gut an meiner Brust. Ja ... so ist das schön, nicht?"

"So ist das wunderschön", bestätigte sie.

"Deine ersten zwei Orgasmen in deiner neuen Wohnung."

"Und schon fühle ich mich wie zu Hause."

"Ich werde mein Bestes tun, damit das immer so ist. Damit es sich lohnt."

"Das Beste an der Wohnung habe ich dir noch gar nicht erzählt."

"Oh?"

"Die Nähe zu Sandrine."

"Das ... ist wichtig, weil ..."

"Sie auf der Liste der autorisierten Adressen ist."

Aha. Was?

"Das bedeutet?"

"Das bedeutet, dass mir Besuche bei ihr gestattet sind. Auch über Nacht."

"Das heißt ... du könntest offiziell zu ihr ... und dann hier mit mir ..."

"Ganze Nächte verbringen, ja. Wundervolle, endlose Nächte verbringen. Wenn du möchtest, natürlich."

"Hm. Möchte ich das? Tja ... eine Überlegung wäre es wert."

"Dann überleg mal schön."

"Natürlich möchte ich das. Nichts mehr als das. Aber ..."

"Deine Frau, klar. Kann man dich nicht mehrtägig mieten? Für längere Touren, meine ich?"

"Grundsätzlich sollte das gehen. Ich weiß nicht, ob das üblich ist ... aber ... ich spreche nachher gleich mit Andreas drüber."

"Nicht oft. Mal ein langes Wochenende, das wäre nicht ungewöhnlich. Ein, zweimal im Jahr bin ich so schon bei ihr. Man könnte sicher zusätzliche Anlässe schaffen, die es logisch erscheinen lassen. Aber auch mal einen langen Nachmittag oder Abend könnten wir so genießen, auch die finden unregelmäßig, aber öfter statt."

"Sie weiß Bescheid?"

"Ja. Na, in groben Zügen, ich habe sie einige Wochen nicht mehr persönlich gesehen. Das ist auch nicht wichtig. Sie würde alles für mich tun, ohne eine einzige Frage zu stellen."

"Dann macht der Kauf langsam mehr Sinn. Mit deinem Taschengeld scheint dein Männe ja nicht zu knausern."

"Das war von meinem eigenen. Vor einigen Jahren habe ich ein größeres Stück Land an die Bahn verkauft. Davon weiß er nichts. Das geht ihn auch nichts an. Aber lass uns bitte nicht von Geld sprechen. Das soll für uns keine Bedeutung haben. Noch weniger er."

"Das ... gut. Mir schwirrt ein bisschen der Kopf. Wir können nachher gern noch im Auto reden."

"Was möchtest du jetzt lieber tun?"

"Ich hätte da schon ein paar Ideen ..."

Von denen sie sichtlich und hörbar angetan war. Die leere Wohnung verstärkte das noch, rückte es ins Unwirkliche. Was mich wiederum so ablenkte, dass unser leidenschaftliches Ringen nicht enden wollte.

Wir rammelten uns in einen unfassbar geilen Rausch, der ewig zu währen schien. Das natürlich nicht tat. Dafür gegen Ende in etwas Anderes überging. Wir einander durchdrangen, in einer ekstatischen Energiespirale miteinander verwoben. Die unsere Körper nicht nur animierte, sondern auch mit pulsierenden, wollüstigen Schauern flutete.

Nicht einmal Raum für Staunen und Fassungslosigkeit ließ, selbstverständlich, ursprünglich, wie unser erster gemeinsamer Höhepunkt. Der alles sprengte, was ich jemals mit einem anderen Menschen erlebt hatte. Die Welt völlig auflöste, alles auflöste.

"Fahr bitte langsamer, wir haben genügend Zeit", hörte ich ihre Stimme wie aus weiter Ferne.

"Oh. Das ... tut mir leid, ich habe tatsächlich nicht bemerkt, dass ich so draufgetreten hab."

"Fahr mal ran. Wir rauchen in Ruhe eine. Versuchen beide, ein bisschen runterzukommen."

"Also geht es dir wie mir."

"Aber ich muss nicht fahren. Ja, es geht mir, wie dir. Das war kein Orgasmus, das war irgendwas jenseits davon. Etwas, was tiefer ging, obwohl es sich wie das Höchste anfühlte, wie eine reine Essenz der Glückseligkeit. Die jede Faser meiner Existenz verknüpfte. Mit deiner, mit dir verknüpfte. Jetzt bin ich in einem Zustand eigenartiger Taubheit, selbst von meinen Gedanken entrückt, von allem, irgendwie."

"Besser hätte ich es nicht beschreiben können. Alles daran war einzigartig, wie wir uns dahin hochgeschaukelt haben und dann das Pulsieren einsetzte. Und dann ... oh, mein Gott. Okay. Steigen wir aus. Gewöhnen wir uns an die Idee, wieder am normalen Leben teilzunehmen."

Erst einmal küssten wir uns. Direkt normal fühlte sich das zunächst nicht an. Aber wundervoll. Als ob unsere Körper uns nun erdeten, aus dem Zustand rückführten, in den sie uns gebracht hatten. Fanden wir in unseren Armen in kürzester Zeit zur Ruhe, aber gleichzeitig das uns nun schon bekannte Gefühl der tiefsten, elementaren Verbundenheit.

"Also scheint sich die Investition ja zu lohnen", versuchte ich uns auch mental zu lockern, als wir uns wieder in Bewegung setzten.

"Sie hat sich bereits amortisiert. Ich bekomme richtig Angst vor unserem ersten gemeinsamen Wochenende. Wir werden uns wahrscheinlich ins Irrenhaus vögeln. Oder ins Nirwana. Und ich kann es kaum erwarten."

"Wie schnell kannst du das organisieren?"

"Wir müssen wirklich vorsichtig sein. Ich kann mir nicht den kleinsten Fehler erlauben. Es darf ihm nicht ungewöhnlich vorkommen. Ich spreche mit Sandrine darüber, sie hat immer gute Ideen für solche Sachen."

"Das ist eine wirklich gute Freundin von dir, nicht?"

"Man könnte sagen, meine beste, weil einzig echte, darüber hinaus meine Patentante. Mein Mann kann sie nicht ausstehen. Das beruht auf Gegenseitigkeit."

"Ich auch nicht. Und ich kenne ihn nicht mal."

"Tu das nicht. Versuch nicht, diesen Handlungsstrang zu verstehen oder in ihn einzudringen. Es kein Mangel an Vertrauen, dass ich dir nicht davon erzählen mag. Ich will nicht, dass er auf diese Weise in das eindringt, was nur dir und mir gehört. Uns auch nur eine Sekunde unserer Zeit mit Gedanken an ihn raubt."

"Ich verstehe die Intention und darüber hinaus, dass du versuchst, mich zu schützen. Und akzeptiere natürlich deinen Wunsch. Wenn er sich verändert, bin ich da, um dir zuzuhören."

"Ich weiß und das Wissen macht mich glücklich. Du machst mich glücklich. Nicht zufriedener. Glücklich."

"Das tust du auch. Und unbeschreiblich geil."

"Das ist so ein schwaches Wort für das, was ich fühle. Geil ist gar kein Ausdruck."

"Wir sind gleich da. Ich spreche Andreas auf die Sache an. Und selbst wenn es ungewöhnlich ist, du bist schon länger Kundin, nehme ich an, und eine sehr gut zahlende, da macht er sicher eine Ausnahme."

"Etwas mehr als ein Jahr. Ja, das glaube ich auch. Ich zahle natürlich alle Aufschläge, die ihm einfallen könnten. Geld spielt keine Rolle."

Offenbar. Was mochte die Wohnung gekostet haben, hundert, hundertzehn, hundertzwanzigtausend? Um mit mir etwas mehr Zeit zu verbringen. Von der Hälfte wären wir schuldenfrei. Nicht drüber nachdenken.

"Was beschäftigt dich?", riss sie mich aus meinen Gedanken.

"Das waren Bezüge zu meinem anderen Handlungsstrang. Also nicht wichtig."

"Du hast Geldsorgen?"

"Ja und nein. Wir haben es jetzt im Griff. Sorry, aber so etwas würdest du gar nicht nachvollziehen können."

"Was meinst du?"

"Wie das ist, Schulden zu haben, die man wahrscheinlich bis ans Ende seines Lebens abtragen muss."

Sie fing an, zu lachen. Es war das traurigste und bitterste Lachen, das ich jemals gehört hatte.

"Niemand kann das besser nachvollziehen als ich", sagte sie dann leise.

Ich ahnte, dass es eine Anspielung auf ihre Ehe war. Und verstand, dass ich jetzt keine Fragen stellen durfte. Noch nicht. Es gab auch keine Zeit mehr dafür. Wir erreichten in diesem Moment das Parkhaus.

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Zehn vor drei. Strahlendes Lächeln. Von beiden.

"Hallo Sebastian."

"Hallo Sara."

"Lass mich raten: A7, Richtung Norden?"

"Erstaunlich. Du kannst meine Gedanken lesen."

"Nur was an Wünschen in Bezug auf mich darin vorkommt. Und Lumens."

"Das beruhigt mich etwas. Aber nur etwas."

"Ich habe mit Andreas gesprochen. So ungewöhnlich ist es wohl gar nicht. Mehrtägige Einsätze heißt das. Manche Fahrer haben so gute Beziehungen zu ihren Stammgästen aufgebaut, dass sie sie gerne für Extra-Touren buchen."

"Ja, das hat er mir auch gesagt, als ich dich für das Wochenende in zwei Wochen gebucht habe."

"Davon hat er mir noch gar nichts gesagt."

"Gerade eben, deshalb wohl. Ich brauchte dieses Handy für die Kontaktaufnahme. Das lagere ich natürlich genau wie Lumens Sachen nicht in unserem Haus. Du wirst auf meine Anwesenheit während der Fahrt verzichten müssen und direkt dorthin fahren. Ich fahre mit Jakob und Roger zu Sandrine. Und komme von dort zur Wohnung."

Sie wartete noch, bis wir eingefädelt hatten, dann reichte sie mir ein Schlüsselset.

"Die alte Frau sagte, der mit dem runden Kopf ist für die Tür unten, der mit dem eckigen für unsere Wohnungstür. Sie hat auch gesagt, wofür die anderen sind, aber es interessierte mich nicht mehr."

"Keller, Boden und Briefkasten", erinnerte ich sie. Schließlich war ich dabei gewesen.

"Sag' ich doch, uninteressant."

"Na, den Briefkasten wirst du fallweise mal leeren müssen."

"Ich erwarte keine Post dort."

"Aber Werbung, kostenfreie Wochenblätter und so ein Zeug, das kriegst du, ob du es willst oder nicht."

"Zeitschriften, die nichts kosten?"

"Außer Platz im Altpapiercontainer. Und Nerven. Wir haben jetzt so ein Schild an unserem, dass wir liebend gern darauf verzichten, nur hilft das nicht, wenn die Austräger kein Deutsch sprechen. Zumindest ist es weniger geworden."

Sie lebte wirklich in einer anderen Welt. Hoffentlich führte nicht genau das zu einer Katastrophe.

"Aha. Dann hast du Erfahrung. Kümmere du dich bitte drum. Hast du schon mit deiner Frau gesprochen?"

"Ja", erwiderte ich. "Das habe ich."

"Alles in Ordnung?", fragte sie sofort, vom Tonfall meiner Antwort alarmiert.

"Ja. Aber sie weiß es jetzt."

"Du hast es ihr gesagt?"

"Sie hat es in dem Moment gewusst, wo ich es ihr angekündigt hatte. Irgendwie wohl erwartet, oder auch vorher sich schon ihren Teil gedacht. Und gesagt, dass es in Ordnung ist, wir das Geld gut gebrauchen können und sie ja gesagt hatte, dass sie mehr nicht wissen will."

"Sie liebt dich, und spürt, dass es nichts mit eurer Ehe zu tun hat."

"Ja. Das tut sie. Und ... unsere Ehe ist gerade in jeder Beziehung zu neuem Leben erwacht. Wir hatten ein wunderschönes Wochenende."

"Das ist gut, aber mehr möchte ich dann nicht wissen. Es hat nichts mit uns zu tun. Was grinst du so?"

"Ist schon witzig, dass du eifersüchtiger bist als meine Frau."

"Ach, du meinst, das ist Eifersucht?"

"Es klingt ein bisschen so. Komm, das war nicht hundertprozentig ernst gemeint."

"Ich will das gar nicht ausschließen. Die soll ja angeblich irrational sein. Ich hatte noch nie Grund, eifersüchtig zu sein."

"Du hast ihn nie geliebt?"

"Nein. Er hat viele Gefühle in mir erzeugt, die ich nicht kannte. Liebe war nicht darunter. Aber wir wollten nicht über ihn sprechen."

"Ja, lass uns über uns sprechen. Das Wochenende, wie soll das ablaufen?"

"Es geht schon früh los, um zehn sollte ich spätestens bei Sandrine sein. Wenig später, hoffentlich in deinen Armen. Ich habe dich ab neun gebucht, bis Sonntag um acht."

"Und dein Leibwächter und Fahrer?"

"Bleiben bei Sandrine. Jakob wird nicht einmal mitbekommen, dass ich nicht dort bin, Roger natürlich schon. Er ist zumindest über meine Abwesenheit eingeweiht."

"Das ist dein Leibwächter, nehme ich an? Und du kannst ihm wirklich vertrauen?"

"Ja. Ich habe ihm vor Jahren in einer Krise geholfen. Seine Tochter war schwer erkrankt und nur Spezialisten in den USA konnten helfen. Das habe ich für ihn organisiert und finanziert. Es hat ihr Leben gerettet."

"Das hat sicher mehr Loyalität erzeugt, als wenn es wirklich nur um Geld ging."

"Sonst wäre all das, und auch Lumen, nie möglich gewesen. Er ist nicht nur ein Leibwächter."

"Das hatte ich mir schon gedacht. Er ist Teil deiner Überwachung."

"Und meine Informationsquelle, wie die in allen Einzelheiten aussieht, ja. Mach dir keine weiteren Gedanken darüber."

"Es klingt ja, als ob du alles unter Kontrolle hast. Alles im Detail geplant."

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich mir keinen Fehler erlauben kann. Oh, du hast dir sogar den Rastplatz gemerkt. Bemerkenswert. Verzichten wir heute auf Naschen, okay? Das kannst du nachher ganz in Ruhe."

"Das will ich doch stark hoffen. Nachher zum selben Parkplatz, oder dem anderen?"

"Wir fahren zu dem anderen. Er ist ein Stück weiter weg. Komm, setz dich neben mich. Ich will dich spüren."

"Muss ich dann an dem Wochenende Lumen auch noch zu ihrem Freitagsvergnügen fahren?"

Sie lachte kurz auf und gab mir einen schnellen Kuss.

"Nein, ich habe den Verdacht, das wäre tatsächlich einmal zu viel des Guten. Deine Hand kannst du schon dorthin bewegen, übrigens. Ah ... ja, so."

"Du bist schon richtig feucht."

"Ich bin schon fast zwanzig Minuten in deiner Nähe."

"Ich freue mich maßlos, dass ich diesen Effekt auf dich habe. Hm ... müssen wir nachher noch Möbel zusammenbauen und so etwas? Hat Sandrine die entgegengenommen?"

"Sie hat alles organisiert, es ist alles für uns bereit. Du wirst nicht einmal mehr das Bett beziehen müssen. Nur dafür sorgen, dass wir darin weiter Einzigartiges erleben."

"Das scheint mit dir ein Selbstläufer zu sein."

"Mit uns. Ja. Oh ... du hast sehr gefühlvolle Hände."

"Möglich. Wenn dich das nicht zu sehr ablenkt, würde ich gerne herausfinden, wie schnell sie dich so zum Kommen bringen können."

"Diese Art von ... Neugier ... toleriere ich gern."

Sie hatte Konzentrationsstörungen, das war nicht übersehbar. Nahm die aber nur zu gerne in Kauf. Nachdem sie ihr Handy dann doch endlich ausgemacht hatte, dauerte es wirklich nicht mehr lange. Sie hatte ihre Arme schon vorher um mich geschlungen, nun zog sie mich heran und küsste mich wild.

"So, wollen wir? Erstmal weiter geradeaus, nehme ich an?"

Geradeaus. Eine merkwürdige Routine, die wir da hatten. Neuer Parkplatz, dasselbe Ritual. Fünfzig Minuten Wartezeit für mich, keinerlei Abwechslung diesmal. Keine Lust zu lesen. Stille, fast gedankenstille Erwartung. Dann war sie da.

Mundspülung. Ich wollte mich schon auf den Weg zu ihr machen, als sie mich stoppte.

"Nein, fahr einfach los. Das machen wir in Ruhe in der Wohnung. Ich ziehe mich nochmal um."

"Für die lieben Nachbarn, verstehe."

"Genau. Kein Aufsehen erregen. Zumindest dort nicht."

"Wo lagerst du die ganzen Klamotten? Ich habe dich noch kein Outfit zweimal tragen sehen."

"Im Meditationszentrum. Gehört einer Freundin von mir. Das wusste er natürlich nicht. Nach mehr als fünfzehn Jahren weiß ich schon, wie ich ihn manipulieren kann. Er ist der festen Überzeugung, dass es seine glorreiche Idee war, mich dort anzumelden."

"Hm. Du bist mit allen Wassern gewaschen. Musst du vermutlich auch sein."

"Es war meine Dummheit, die das alles ausgelöst hat, und ... ich ... rede schon wieder davon."

Sie schien mit sich zu ringen.

"Nein, ich will unsere Zeit nicht zerstören. Das kann er mir nicht nehmen, das nicht."

Ihr Gesichtsausdruck dabei ...

"Du ... hasst ihn, nicht wahr?"

"Ja, ich hasse ihn. Ich fürchte und ich hasse ihn. Ich verabscheue ihn. Er ist abgrundtief böse. Ein Sadist. Ein perverses Schwein. Und ein Verbrecher. Der niemals von dir erfahren darf", brach es plötzlich aus ihr hervor.

Oh, mein Gott. Sie deutete meinen erschrockenen Blick falsch.

"Nein, hab keine Angst, ich habe Vorkehrungen getroffen. Du stehst unter Personenschutz, auch wenn es bisher nicht den mindesten Anlass dafür zu geben schien."

"Wie ... was ..."

"Dass du sie nicht siehst, zeigt, wie gut sie sind. Sie sind immer in unserer Nähe, aber sehr diskret. Und sehr aufmerksam. Wenn einer seiner Leute uns verfolgen würde ... oder dich, wenn wir uns getrennt haben ... würden sie sich darum kümmern und dich in Sicherheit bringen. Oder die Situation anders lösen."

"Ein Gangster? Dein Mann ist ein Gangster?"

"Nein, nicht so wie du denkst. Kein Mafioso oder so etwas. Das heißt nicht, dass er nicht Verbrechen begangen hat. Um sich zu amüsieren. Um zu bekommen, was er begehrt. Andere zu quälen, zu demütigen. Und besonders mich."

Mechanisch hielt ich dort, wo wir beim letzten Mal gehalten hatten, also noch ein kleines Stück von der Wohnung entfernt.

"Ich hätte es dir doch vorher erzählen müssen", stieß sie verzweifelt hervor. "Es war ... rücksichtslos von mir, es nicht zu tun."

"Still. Lass uns zur Wohnung gehen. Wir reden dort", hörte ich mich sagen.

Sie stieg aus und stand völlig aufgelöst und verloren auf dem Bürgersteig, als ich um den Wagen herumlief. Unwillkürlich in alle Richtungen schaute, ob ich meine unsichtbaren Bodyguards vielleicht doch ausmachen konnte. Nahm sie dann fest in meine Arme.

Sara schluchzte, zitterte, beruhigte sich lange Zeit nicht. Ich weiß nicht mehr, was ich ihr sagte, aber ich redete pausenlos beruhigend auf sie ein. Dann endlich kam sie wieder zu sich, und wir überbrückten die kurze Distanz zur Wohnung Arm in Arm und schweigend.

Fanden die Wohnung verwandelt vor, komplett eingerichtet, mit einer Sitzecke, einem Schrank, einem Regal und einem schönen Bett. Dazu Pflanzen, Lampen, Kerzen, sogar Vasen und kleine Figurinen auf dem Regal. Wunderschön, traumhaft sogar. Alles roch neu und teuer.

Wir setzten uns auf das weiche Sofa, und sahen uns beide kurz um.

"Wundervoll", gab ich mein Urteil bekannt, und sie nickte.

"Haben wir vielleicht auch schon etwas in der Küche, zum Trinken, meine ich?"

"Ja, da wollte sich Sandrine drum kümmern. Wahrscheinlich Champagner, wie ich sie kenne. Da ist auch ein Kaffee-Vollautomat ... wenn ... du dich damit auskennst?"

"Natürlich. Komm zu dir, ich mache dir ... was möchtest du, wenn er mehrere Sachen kann, einen Cappuccino?"

Ein gequältes Lächeln trat auf ihr Gesicht.

"Ja ... gerne ... und keine Biscotti, bitte."

Ich brauchte diese Beschäftigung. Die Maschine war komplizierter, als ich dachte, aber am Ende bekam ich es hin. Die Küche war komplett eingerichtet, Kühlschrank, Herd, die Schränke voller edlem Geschirr. Ich fand ein Tablett und trug den wunderbar duftenden Kaffee in das Zimmer.

Sie saß auf dem Sofa und rauchte. Auf dem Tisch hatte sie ihren Schminkspiegel abgelegt, den bereits wieder vier weiße Linien zierten.

"Meinst du, das ist eine gute Idee?", sprach ich sie darauf an.

"Ja, meine ich. Das heißt, es kommt drauf an. Wenn du ... nun, da du weißt ... wenn du dich lieber zurückziehen möchtest, würde ich das verstehen."

"Was soll mir das sagen? Zurückziehen?", suchte ich eine Klärung, denn mir war überhaupt nicht klar, worauf sie hinauswollte.

"Nachdem du nun weißt ... dass ich dich wissentlich einer großen Gefahr aussetze ... auch wenn ich sie so gut das geht zu minimieren versuche ..."

"Nein, das ist nicht wichtig. Aber ich sage es ganz ehrlich, ein bisschen schwer würde es mir jetzt schon fallen, einfach auf Sex umzuschalten. Wieder ein kleines Puzzlestück von dir gereicht zu bekommen, und ich im Grunde immer noch nicht viel mehr weiß, nicht mal, wie es aussehen könnte, wenn es fertig ist."

"Du willst die ganze Geschichte ...", sagte sie leise, ohne mich dabei anzusehen.

"Ich glaube einfach, du musst sie jemandem erzählen. Du hast den Anfang gemacht und es wäre für dich und uns besser, wenn du jetzt nicht zurückfährst. Wenn du mich wirklich wissen lässt, wer du bist und in welcher Situation du dich befindest."

"Ob du das wirklich noch denkst, wenn du das weißt ...", begann sie und sank förmlich in sich zusammen. "Niemand kennt diese Geschichte, nicht einmal Sandrine."

"Dann wird es Zeit. Obwohl, drängen möchte ich dich natürlich nicht", versuchte ich ihr so viel Spielraum wie möglich zu signalisieren. "Ich fühle einfach, dass du es im Grunde auch endlich mal alles rauslassen musst. Jemandem zeigen, wer du wirklich bist."

Sie sah mich lange an, schmiegte ihr Gesicht an meine streichelnde Hand. Seufzte, gab sich einen Ruck. Und nahm den Spiegel.

"Dann ist es sogar eine hervorragende Idee. Ich werde das bisschen Betäubung brauchen."

Ja, das konnte ich mir ob der wenigen Details, die sie bislang preisgegeben hatte, sehr gut vorstellen. Ganz ehrlich, ich konnte das in dem Moment auch gut brauchen. Nahm den Spiegel ohne Zögern an. Sie sank an meine Brust, atmete schwer.

"Also ... gut. Dann sollst du die Geschichte hören, von Anfang an. Es ist meine Schuld. Ich habe sie begonnen. Alles ist geschehen, weil ich naiv, dumm, eingebildet und hochnäsig war. Ich war ... einundzwanzig. Meine Jugend hatte ich im Internat verbracht, erst nach dem Abi lebte ich bei meinem Vater, mit meinem zwei Jahre älteren Bruder Niklas. Meine Mutter hatte uns verlassen, als ich elf war, an sie konnte ich mich kaum noch erinnern. Mein Vater war ziemlich wild, verhielt sich überhaupt nicht standesgemäß, sorgte für manch kleinen und größeren Skandal, füllte Seiten in Hochglanzmagazinen mit seinen Eskapaden. Unberechenbar, zügellos, aber dabei unglaublich souverän und über allem und jedem stehend. Der einzige Mann, den ich wirklich respektierte. Der mich machen ließ, was ich wollte. Ich hatte nach der Schule keinen Bock zum Studieren und das war für ihn in Ordnung. Ich sollte erst einmal richtig das Leben genießen, meinte er", begann sie ihre Erzählung.

Berichtete von ihren ersten sexuellen Erfahrungen innerhalb ihrer ersten, kurzen Beziehungen mit jungen Männern aus ihren Kreisen, die unbefriedigend waren. Sie dann erst noch innerhalb dieser, am Ende dann aber ausschließlich One-Night-Stands zu ihrer sexuellen Befriedigung nutzte, wie viele ihrer Freundinnen auch.

Alle ernsthaft Interessierten abwehrte, mit ihnen spielte, sie demütigte, wenn ihr danach war. Dasselbe tat sie mit Phillip, den sie auf einer exklusiven Party traf. Der sich aber davon nicht abschrecken ließ und den das ganz im Gegenteil besonders anzuziehen schien.

Der alles probierte, mit seinem sagenhaften Reichtum nichts unversucht ließ, sie für sich zu gewinnen. Mit dem sie dann in einer berauschten Nacht doch einmal schlief. Und am Morgen mit demütigenden Worten über seine sexuelle Leistungsfähigkeit zum Abschied glaubte, endgültig aus ihrem Leben verbannt zu haben.

Über Monate hinweg hörte sie nichts von ihm, aber sie bekam mit, dass er mit Niklas und ihrem Vater in engem Kontakt stand. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum er das tat. Für sie war die Geschichte erledigt und weder ihr Vater noch ihr Bruder versuchten, sie irgendwie von Phillip zu überzeugen.

Ihr geliebtes Pferd Xenia erkrankte dann plötzlich, ohne dass ihr Tierarzt die Ursache finden konnte. Auch in einer Tierklinik war man ratlos. Angeblich erfuhr Phillip davon über Niklas, kontaktierte sie, und bot ihr an, einen ihm bekannten Spezialisten einzuschalten, der dem Pferd garantiert helfen könnte.

Alles, was er dafür verlangte, war ein Essen mit ihm. Da sie außer sich vor Sorge um ihr Pferd war, willigte sie ein und der "Spezialist" kümmerte sich um ihre Xenia, angeblich in einer Tierklinik. Nach dem Essen in seinem Haus machte er ihr zu ihrer völligen Verblüffung einen Heiratsantrag.

Welchen sie natürlich ablehnte und meinte, soweit würde ihre Dankbarkeit nun doch nicht gehen. Das hätte er sich schon gedacht, deshalb wollte er herausfinden, wie wirksam andere Mittel wären. Er hätte einiges zusammengestellt, was sie sich zu Hause in Ruhe anschauen sollte, um ihre Entscheidung zu überdenken, und übergab ihr mit diesen Worten einen USB-Stick.

Sie brach in Tränen aus, als sie davon berichtete, was sie darauf fand. Drei Ordner, beschriftet mit Xenia, Niklas und dem Namen ihres Vaters. Was sie in Xenias fand? Unfassbares Grauen. Ein Video, in dem der "Spezialist" ihre Xenia bei lebendigem Leibe schlachtete.

Dazu sein zynischer Kommentar, das gäbe dem Fleisch eine besondere Würze, wie sie beim Essen ja wahrscheinlich bemerkt hatte. Es dauerte Stunden, bis sie sich an die beiden anderen Ordner wagte. In dem ihres Vaters fand sie Schuldscheine.

Sie hatte gewusst, dass er ein Spieler war, auch, dass er dabei einiges verlor. Aber nicht, dass er bereits ihren gesamten Besitz verpfändet hatte und darüber hinaus über dreihundert Millionen Euro zusätzlich diversen dubiosen Bekannten schuldete. Nicht wissend, dass hinter diesen nur ein Einziger stand: Phillip.

Was sie im Ordner von Niklas fand, wollte sie erst nicht erzählen. Tat es dann aber doch. Es war ein Video, auf dem zu sehen war, wie Niklas eine Prostituierte mit mehreren anderen erst vergewaltigte, dann tötete. Dazu der Kommentar, dass er offenbar nicht mit der Droge STP umgehen konnte, die sie ihm verabreicht hatten.

Ein weiteres Video außerhalb der Ordner, in dem Phillip seinen Antrag wiederholte und sie fragte, ob dieser nun, da sie wusste, welche Möglichkeiten ihm zur Verfügung standen, nicht ein wenig attraktiver geworden war.

Fassungslos starrte ich sie an, als sie an diesem Punkt ihrer Erzählung angekommen war.

"Nun weißt du, wie er meine Einwilligung bekam", schloss sie und zündete sich mit zitternder Hand eine Zigarette an.

"Hättest du nicht damit zur Polizei gehen können? Ich meine, seine Kommentare waren doch wie ein Geständnis, dass er für all das verantwortlich war ..."

"Das hatte er natürlich bedacht. Nachdem ich seinen "Antrag' gesehen hatte, löschte sich alles auf dem Stick von selbst. Er ist in allem, was er tut, sehr gründlich. Sichert sich vollständig ab."

"Ich kann aber nicht begreifen, was ihm das bringen könnte, dich in eine Ehe zu erpressen. Dass du ihn dafür hassen und verabscheuen würdest, musste ihm doch klar sein."

"Natürlich. Aber das ließ sich noch steigern. Im Laufe der Zeit, im Verlauf unserer Ehe. Es ging ihm nicht nur darum, mich zu besitzen, sondern auch, dass mir mein Verhalten ihm gegenüber, jede Zurückweisung, jeder Spruch über Jahre hinweg leidtun würde. Mich zu brechen, zu vernichten, jeden Tag aufs Neue. Er ist ein Sadist, und über fünfzehn Jahre hinweg hat er immer neue Wege gefunden, mich zu quälen und demütigen. Ich ... kann dir jetzt nicht mehr davon erzählen. Aber ich werde es später tun, wenn du das willst."

"Wie hast du alles nur ertragen können?"

"Ich hatte keine Wahl. Irgendwann konnte ich es nicht mehr, brach völlig zusammen. Dachte erst darüber nach, ihn umzubringen, dann Selbstmord, aber nicht einmal dazu ließ er mir die Mittel oder die Gelegenheit. Es gefiel ihm auch nicht, dass ich nicht mehr gegen ihn kämpfte, was ich bis zu diesem Zeitpunkt immer noch getan hatte. Es war mein Widerstand, der ihn so reizte. Also schaltete er einen Psychiater ein, der mich wieder in die gewünschte Form bringen sollte. Der verschrieb Tabletten, weil es für die Folgen der fortwährenden sadistischen Grausamkeit eines Ehemanns, ohne die ansprechen zu dürfen, keine Therapie gibt. Die machten mein Leben tatsächlich für eine Weile erträglich."

Sie lächelte plötzlich, was ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte.

"Alles prallte von mir ab, alles wurde bedeutungslos, was er mir antat, wie er mich behandelte, traf mich nicht mehr. Im Gegenteil, ich begann, mich auf eine andere Art zu wehren. Mir Freiräume zu schaffen, Gelegenheiten, ihm zu entkommen. Mir gelang es, Verbündete in einem lautlosen Krieg zu suchen, von dem er nicht einmal etwas mitbekam und die er nicht erkennen konnte. Der Psychiater war einer davon. Phillip passte nicht, dass er mich zwar medikamentös stabilisiert hatte, aber ich nicht mehr ich selbst war. Mich nichts mehr traf. Er wies ihn an, mir andere Pillen zu geben, oder etwas Anderes zu versuchen, damit ich wieder "normal' werden würde. Der machte ihm dann den Vorschlag, es mit Meditation zu versuchen, ganz ohne Medikamente, die vorhandenen zunächst langsam auszuschleichen."

"Was du mit ihm abgesprochen hattest?"

"Ja. Ihm ging es nur um Geld. Die besonders großzügigen Zuwendungen von Phillip machten ihn zu seinem Erfüllungsgehilfen, die Verdreifachung dieser von mir, zu meinem Verbündeten. Als ich ihn mir so einkaufte, hatte ich die Pillen darüber hinaus schon lange abgesetzt, und spielte nur noch die chemisch Entrückte, übertrieb es dabei noch weiter, sodass Phillip eben reagieren würde. Das funktionierte dann wunderbar, wie du weißt. Die "Therapie' endete, sein andauerndes Stillschweigen habe ich mir mit einer großen Abfindung gesichert, und durfte stattdessen weiter Meditation probieren, als sich Erfolge einstellten. Erstaunliche Erfolge."

"Auf die Idee, dass so etwas gar nicht funktionieren könnte, kam er nicht?"

"Nein, er weiß, wie er andere psychisch zerstören kann, aber nicht, wie sich solche Effekte umkehren lassen. Da verließ sich auf Spezialisten, und die teuersten sind natürlich die besten. Das Meditationszentrum hatte der Arzt nicht empfohlen, das hat er selbst herausgesucht. Wie ich vorhergesehen und geplant hatte. Den Rest kennst du in groben Zügen."

"Und jetzt quält er dich wieder nach Herzenslust."

"Nicht wie zuvor. Der Arzt hatte ihn gewarnt, dass alles wieder kippen könnte, wenn er es übertrieb, bevor ich vollständig wiederhergestellt sei. Für den Moment reichen ihm kleine Demütigungen und das Gefühl, die Kontrolle über mich zurückgewonnen zu haben. Und die Aussicht, dass ich bald wieder vollständig die alte bin. Wir beide haben eine gewisse Zufriedenheit mit dem Stand der Dinge und den Entwicklungen erreicht."

Nun musste ich schmunzeln, obwohl mir eigentlich danach überhaupt nicht zumute war. Ich war jenseits von schockiert, konnte nicht begreifen, dass dieser Mann überhaupt dazu in der Lage war, ihr das alles anzutun. Ein Psychopath, ein Monster. Ein superreiches Monster.

"Sebastian, ich weiß, dass ich das eigentlich nicht sagen muss, aber ..."

"Von mir wird niemand jemals etwas davon erfahren. Das versteht sich wirklich von selbst."

"Oh, nein ...", sagte sie nach einem Blick auf ihr Handy. "Jetzt haben wir unsere Zeit fast vollständig aufgebraucht."

"Ich glaube, das war wichtiger, findest du nicht?"

"Ja ... obwohl ich jetzt nicht weiß ... ob das nicht alles für dich ändert. Wie du mich jetzt siehst."

"Ich verstehe dich jetzt besser, obwohl ich vieles noch nicht begreifen kann. Ich bin schockiert, betroffen und würde alles in meiner Macht Stehende tun, um dir irgendwie zu helfen. Begreife aber klar, dass ich kleines Licht dort nicht wirklich eingreifen könnte. Ich bin immerhin doch ein Realist. Ich weiß aber auch, dass ich dich und dass dich unsere Nebenhandlung glücklich machen. Mehr kann ich nicht tun, aber das werde ich auch weiterhin tun, wenn du das willst. Und solange du das willst."

Mehr wusste ich in diesem Moment nicht zu sagen. Es war für sie genug, sie küsste mich lange und presste sich fest an mich. Wir verbrachten die letzten Minuten in der schönen neuen Wohnung schweigend und in inniger Verbundenheit, bevor wir uns auf den Rückweg machten.

Auf der Fahrt unterhielten wir uns weiter, versuchten aber nicht, an das Gespräch anzuknüpfen, es war für beide wohl auch etwas viel gewesen. Nur einmal noch kam sie darauf zurück.

"Ich weiß, dass du mir glaubst und mir vertraust, aber ich möchte dir trotzdem noch zeigen, wie wichtig du mir bist", setzte sie an. Griff sich dann ihr Handy und tippte eine Nachricht.

Wenig später tauchte ein schwarzer Wagen mit zwei Männern neben uns auf. Sie blieben eine Weile auf unserer Höhe, der Beifahrer sah mich an und nickte. Dann ließen sie sich wieder zurückfallen, bis sie aus dem Spiegel verschwunden waren.

"Meine Schutzengel", folgerte ich.

"Die über dich und deine Familie wachen, ja. Aber Engel sind es nicht. Dürfen es auch nicht sein."

"Harfen helfen nicht gegen Psychopathen, schon klar."

"Mit Sicherheit nicht. Am Dienstag möchte ich nicht auf den Parkplatz. Nur in deine Arme. Nachholen, was uns entgangen ist, okay?"

"Nur zu gern. Aber wir haben auch etwas hinzugewonnen, denke ich."

"Ja, da hast du recht."

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"Warum fahren wir ran?", wunderte Sara sich laut, als ich am Dienstag ohne Anweisung auf einem Rastplatz anhielt.

"Keine Fragen. Steig aus."

Der Rastplatz war leer und von der Autobahn nicht einsehbar, da er durch einen Grünstreifen davon getrennt war.

"Zu mir", wies ich sie an und sie folgte dieser Anweisung mit leicht gekrauster Stirn.

Ich zog sie an zu mir ran und drehte sie dann um. Drückte ihren Oberkörper nach unten, auf die warme Motorhaube. Schob ihren Rock hoch und das kleine Höschen, das sie diesmal erstmalig trug, runter.

Konnte ihre Begeisterung über meine Idee und meinen Schwanz in ihrem tatsächlich bereits wieder feuchten Möslein zwar nicht sehen, aber fühlen. Vögelte sie wild und heftig durch, bis ich merkte, dass ich kommen würde. Zog ab, drehte sie herum und steckte ihr meine entsicherte Waffe in den Mund.

Die sich dort mit ihren routinierten Griffen schnell entlud. Wir hatten gerade unsere Kleidung gerichtet, als ein weiterer Pkw auf dem Rastplatz ankam. Gutes Timing.

"Damit Lumen heute nicht völlig leer ausgeht", teilte ich erklärend mit, als wir wieder im Auto saßen. "Jetzt hast du sogar einen Grund für deine Mundspül-Routine."

"Nein, deinen Geschmack will ich nicht so schnell wie möglich loswerden", widersprach sie. "Fahr los."

Sie strahlte über ihr ganzes Gesicht. Verbuchen wir das mal unter gelungener Überraschung. Ohne weiteren Stopp kamen wir an unserem üblichen Halteplatz in der Nähe der Wohnung an.

"Vor dem Haus sind ebenfalls Parkplätze, wenn ich mich recht entsinne", sinnierte ich, als wir ausstiegen.

"Einer davon gehört zur Wohnung, ja. Aber selbst wenn das Kennzeichen hier nicht so selten wäre, könnte man es dennoch zuordnen. Kein Risiko, wo es nicht sein muss, nicht auffallen."

"Hast natürlich recht. Ich freue mich schon total auf das nächste Wochenende."

"Da parke bitte noch weiter weg. Ich werde dann mit einem Fahrrad kommen, Helm und Brille. Die Wohnung werden wir bis zu unserem Aufbruch nicht mehr verlassen. Sandrine wird dafür sorgen, dass wir nicht verhungern."

Wir erreichten das Haus, und ich wollte ihr gleich einmal die Sache mit dem Briefkasten demonstrieren. Blieb vor denen stehen.

"Was ist?"

"Ich wollte den Briefkasten leeren, aber jetzt fällt mir auf, dass ich nicht einmal deinen Nachnamen kenne."

"Der steht da nicht. Es wird der ganz ohne Namensschild sein. Und du hattest wohl recht."

Ja, zum einen passte der Schlüssel, zum anderen war er voll mit all den Sachen, die man so gar nicht will. Ich schnappte mir das Zeug und folgte ihr zur Wohnung.

"Na, mit unserem Dienstmädchen muss ich dann wohl doch schimpfen", gab ich an und amüsierte mich über die Irritation in ihrem Gesicht. "Die Tassen vom letzten Mal nicht weggeräumt. Dann macht sie es eben jetzt. Und einen weiteren Cappuccino und Kaffee?"

Zur Antwort zog sie sich ihren Slip aus und schnippte ihn als Geschoss in meine Richtung.

"Ich möchte lieber, dass du dich erst um die Unordnung kümmerst, die du hier hinterlassen hast."

"Ah, aber nur zu gern, Madame. Ordnung muss sein. Auch doppelte und dreifache Ordnung, wenn gewünscht."

"Ja, räum ruhig gründlich auf."

Wow, das Sofa war echt toll.

"Ah, dieses edle Geschlecht. Ich fühle mich deinem Adel verpflichtet, Euer Liebreiz."

"Mmh. Du erfüllst ... deine ... Verpflichtungen ... beispielhaft ... oh ..."

Und mit immer größerer Begeisterung. Diesem Kunstwerk von einer Muschi meine Reverenz zu erweisen. So wurde Lecken zum kulturellen Ereignis. Zum Prüfstein meiner eigenen Virtuosität und meines Improvisationstalents darüber hinaus. Ich hatte schnell einen guten Rapport entwickelt. Passendes gefunden. Nun konnte das Finetuning beginnen.

Sie hatte ja noch längst nicht alles aus meinem Repertoire angeboten bekommen. Mmh, war sie heute wieder heiß. Das würde nicht lange dauern. Also beruhigen, aber weiter nach oben kitzeln. Schauen wir doch mal, was du von Edging hältst, wenn wir oben angekommen sind.

So klingt ein Fan. Und wie sie das mag. Upps. Na, fünf Minuten haben wir schon hinbekommen. Mir wurde Gründlichkeit befohlen. Also weiter im Text. Mmmh.

"Eurer Miene entnehme ich eine gewisse Zufriedenheit mit meinen Diensten, oh Hochwollüstige?"

"Man könnte sagen, ich bin entzückt, Zungenknecht. Dass man mir gegebenenfalls auch den Verstand rauslecken kann, war mir bis heute nicht bekannt. Und doch war das schon verdammt nah dran."

"Cappuccino, um das abzurunden?"

"Oh, nur zu gern. Ich bereite eine weitere Abrundung vor."

"Wundervoll", rief ich schon halb in der Küche. Und nach dieser erstaunlichen Entdeckung. "Es sind vier Stücke Sahnetorte hier im Kühlschrank."

"Sandrine denkt an alles. Schade, dass ihr euch wohl nie kennenlernen werdet. Sie hat gesagt, dass sie dich schon jetzt mag, ohne dich jemals gesehen zu haben. Für das, was du für mich bist."

"Das geht mir genauso. Also ich kriege davon keine zwei Stücke weg. Es gibt Schwarzwälder Kirsch und wohl eine Art Käsetorte, wenn ich das richtig einschätze. Was möchtest du?"

"Beides. Die Kalorien werden wir im Anschluss schon wieder verbrennen, meinst du nicht?"

"Das ist mein fester Wille."

Ich bereitete alles vor, und brachte es in das Zimmer. Sie reichte mir zunächst wortlos den Spiegel. Wie üblich vier Lines und dazu noch ein kleines Häufchen am Rand. Hm. Vielleicht hatte sie einfach zu viel für die Lines draufgemacht. Während unserer kurzen Kaffeepause dachte ich nicht mehr daran.

Sara machte selbst aus dem Kuchenessen einen erotisch-ästhetischen Augenschmaus. Schmauste gleich im Anschluss an meinem hoch entzückten Herrn P. Und als dieser gerade so richtig hart im Wind stand, erzählten mir ihre Augen schon den weiteren gewünschten Werdegang.

Was mich nicht überraschte, schon aber die Vorbereitung darauf. Sie zog meine Vorhaut zurück und dippte in den kleinen Pulverrest und verteilte ihn langsam auf meiner Eichel.

"Ach, das kennst du noch gar nicht", deutete sie meinen Blick korrekt.

"Mir war bislang nur die nasale Aufnahme geläufig."

"Hehe, nein, das ist zur Betäubung. Es wird Ewigkeiten dauern, bis du kommst. Ich hoffe, du bist mit meiner Rücksichtslosigkeit einverstanden?"

"Ich würde sagen, wir gehen zum Bett und dann zeige ich dir wie sehr."

Und wie ich ihr das zeigte. Oh, mein Gott, war das irre. Es fühlte sich eigenartig an am Anfang, aber dann war es nur noch geil. Es wurde unser bisher wildestes und heftigstes Ringen. Wir gingen richtig aufeinander los, sie machte auf mir mindestens genauso viel Alarm wie ich in allen anderen Positionen.

Unser neues Bett verlor aber sowas von gründlich seine Unschuld. Wurde Zeuge eines animalischen Fick-Massakers. Bekam es mit zwei völlig weggetretenen schwitzenden Leibern zu tun, die aber auch jeden einzelnen Zentimeter seiner Spielfläche ausnutzten.

Dass man einer Frau ihres Standes solche Laute entlocken konnte ... Sagenhaft. Dieses Gesicht, das vor Wollust und Geilheit zu bersten schien. Glühte, wie unsere Körper auch, besonders natürlich unsere zentrale Schnittstelle.

Wir begegneten uns auf einer anderen Ebene als zuvor. Auch das eine absolute Offenbarung. Dass wir zusammen so wunderbar jede Kontrolle verlieren konnten. Uns leichte Schmerzen dabei zufügten, uns in den Haaren zogen, kniffen, kratzen.

Uns wie irrsinnig küssten. Ich hatte das Gefühl, mein gesamter Körper explodierte in meinem Höhepunkt, der wieder annähernd synchron mit ihrem, na, zweitem in dem Fall passierte. Was für eine Schlacht. So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt.

Sie auch nicht, das war ihrem Gesichtsausdruck sehr leicht abzulesen. Es dauerte Ewigkeiten, bis sich mein Herzschlag und mein Atem beruhigt hatten, wir aus dem wundervollen Nachglühen ohne Worte hinausfanden und wieder in ein Normalempfinden zurück.

Eine rauchten, und dann beide schnell noch duschen gingen, denn so ein Aroma würde man beim Meditieren vermutlich nicht entwickeln. Ich ließ es mir auch nicht nehmen, diesmal noch kurz abzuwaschen, fand zwar einen Geschirrspüler, aber das lohnte sich für die paar Sachen nicht.

Dann mussten wir tatsächlich schon wieder zurück.

"Ich weiß nicht, wie ich das machen soll", meinte sie auf der Rückfahrt, nachdem sie sich gerade umgezogen hatte.

"Was meinst du?"

"Mich nicht in dich verlieben."

Die Frage stellte ich mir langsam auch. Wollte ich mir aber nicht stellen, weil sie ja gesagt hatte, dass es dann enden würde.

"Sag dir einfach immer, was das bedeuten würde. So mach' ich das auch."

"Und das hilft?"

"Nein. Nicht wirklich."

"Trotzdem danke für den Tipp."

"Und wenn wir einfach sagen, dass es nicht das Ende wäre, sondern ein Anfang?"

"Sagen wir das einfach. Eine wirklich elegante Lösung", freute sie sich.

"Oder wir sagen einfach, dass das, was wir haben, ohnehin schon über Liebe hinausgeht. Wir ohnehin schon auf allen Ebenen zusammengeschweißt sind. Da spielt das nur noch eine untergeordnete Rolle."

"Das ist tatsächlich so, nicht wahr? Das können wir ebenfalls ganz einfach sagen, da hast du völlig recht."

"Also sind wir für alles gewappnet."

"Jetzt weiß ich endlich, was mich so an dir anzieht."

"Oho. Und das ist?"

"Dass du immer das sagst, was ich hören will."

"Das ist doch das Mindeste."

"Verrückter Kerl. Ich bin verrückt nach dir."

"Ich glaub', das ist in Ordnung. Weil mir das genauso geht. Das heißt, ich bin verrückt nach dir und nicht nach mir."

"Das wäre ja auch noch schöner. Dann wäre ich nachher eifersüchtig auf dich."

"Du bist mindestens genauso durchgeknallt wie ich. Da haben sich zwei gesucht ..."

"Und Gott sei Dank, gefunden. Ja. Ich erreiche langsam die Kategorie überglücklich."

"Das klingt um einiges besser als zufrieden."

"Das ist es. Umso schlimmer ist das, was jetzt passiert."

"Ja. Eine unerträgliche Trennung und Abwesenheit bis Freitag. Auch das empfinden wir exakt gleich."

"Das stehen wir durch. Für dich will ich alles durchstehen. Bis Freitag, Sebastian. Bis du nicht mehr nur in meinen Gedanken, sondern auch endlich wieder in mir bist."

"Ich werde an nichts Anderes denken. Bis dann, Sara."

<<<<>>>> 

Tat ich aber doch. Verunsichert, weil ich nicht in ein Vakuum zurückkehrte. Sondern in eine Ehe, mit der Frau, die ich liebte. Ging das, zwei Frauen zu lieben? Vielleicht. Aber es würde gegen ihre Auflage verstoßen. Oder tat es das ohnehin schon?

Natürlich tat es das. Es bedeutete etwas. Nicht nur etwas. Unendlich viel sogar. Nicht alles, aber mir war völlig klar, dass ich mir schon jetzt ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen konnte. Im Grunde war es schon passiert. War ich schon mitten im Schlamassel.

Diesmal konnte ich mich nicht mit Humor herausziehen. Hatte ich kein Wochenende, um mich Jutta so vollständig zu widmen, wie ich es vielleicht gebraucht hätte, um wirklich wieder eine größere Sicherheit zurückzugewinnen. Dass das, was gerade mit Sara geschah, nichts mit unserer Ehe zu tun hatte.

Ihr und mir bewies, dass es trotz allem keine negativen Auswirkungen gab. Ich mich nicht von ihr entfernte, sondern weiterhin nun wieder weitaus bewusster mit ihr in Liebe verbunden war. Vielleicht sogar stärker als zuvor.

Oder redete ich mir das nur ein? Nur die Zeit würde es zeigen. Alles ordnete sich in Zeit, unterwarf sich dieser als letzte, oberste Richterin. Zehn vor drei. Mehr konnte sie nicht herausholen, hatte sie mir erklärt.

"Hallo Sebastian."

"Hallo Sara. Wo soll's denn hingehen?"

"A7, Richtung Norden. Den Parkplatz, der näher dran liegt."

Gut. Eine einmalige Konzession war das am Dienstag gewesen. Lumen hatte weiter ihr Existenzrecht. Selbst das schien für mich selbstverständlich. Gehörte zu ihr, zu dem, was sie war. Und wirklich begann, zu lieben.

Alles wie immer. Nein, nicht wie immer. Am Rastplatz küssten und drückten wir uns halb besinnungslos. Sogar mit etwas pikiert wirkenden Zuschauern älteren Jahrgangs, die vor allem mit Lumens heißem Outfit schon sichtlich Schwierigkeiten hatten.

Wohl insgeheim fürchteten, dass diese zügellosen Gestalten am Nebentisch unweigerlich das Kopulieren beginnen würden. Viel fehlte wirklich nicht. Trotzdem war der Ablauf danach nicht anders als sonst.

Ich wünschte ihr prächtiges Poppen und stellte mich auf eine Stunde Warten ein. Zwanzig Minuten später wurde meine Fahrertür aufgerissen und eine sehr heiße junge Frau nahm auf meinem Schoß Platz und küsste mir die Seele aus dem Leib.

Bis sich das dabei aufgerichtete Gerät unter ihr in ihrem einfand. Wir wechselten uns mit der Arbeit in dieser Stellung ab und erreichten so eine sehr ordentlich lange Vorstellung, die sie für uns abschloss. Und beide einen weiteren, erschütternden Orgasmus, etwas zeitversetzt, aber nicht minder verbindend.

"Ich muss schon sagen, ich kann langsam die Faszination dieser Parkplatz-Sex-Geschichte nachvollziehen. Und ich brauchte nicht einmal die App zu verwenden."

"Besonders Begnadeten fällt so etwas in den Schoß."

"Willst du jetzt noch weiter ausrücken?"

"Die Stunde ist fast um. Ich will mit meinem Geliebten in unsere Wohnung zurück."

"Die Zeit vergeht mit dir im Sauseschritt bei so einem Ritt."

"Dann lass mich und uns jetzt los."

Ja, wir hatten es beide eilig, dorthin zu kommen. Küssten uns erst lange auf dem Sofa und entspannten uns dabei erstaunlicherweise. Beschlossen, tatsächlich erst einmal ganz in Ruhe ein Käffchen zu trinken.

"Also war das vor mir nur eine Nummer auf dem Parkplatz? Gut, mit deiner zweiten Auswahl konnte ich deutlich mehr anfangen, um ehrlich zu sein, aber ich will da neutral bleiben."

"Ich wollte garantiert guten Sex. Den habe ich beim Zweiten dann tatsächlich bekommen."

"Das freut mich. Aber nicht die übliche Liebesgabe in deinen Mund, wie mir schien."

"Die hole ich mir jetzt. Ganz, ganz langsam. Damit du richtig was davon hast."

Oh, mal ein richtiger Blowjob. Darauf hatte ich trotz des ganzen Sex in der letzten Zeit sowohl bei ihr als auch bei Jutta drauf verzichtet, obwohl beide sich im Gegensatz dazu ausgiebigster Oralversorgung erfreuen durften.

Und was für einer. Ja. Sie ließ sich Zeit. Ich schmolz auf dem herrlichen Sofa so vor mich hin. Genoss jede Sekunde davon, streichelte ihr weiches Haar, ließ mich von ihrer Technik und Hingabe verzaubern und in einen wunderbar wollüstigen Himmel entführen.

Sogar der Orgasmus war butterweich, ich schien mehr in ihren Mund zu fließen, denn spritzen. Den ich in der Folge lange küsste, bevor ich sie auf das Bett trug, das ich tatsächlich beim letzten Aufenthalt noch gemacht hatte.

Und mich zunächst mit ähnlicher Ruhe und Gelassenheit bei ihr für diese wunderschöne Erfahrung bedankte. Einen Höhepunkt, weder herausgezögert noch forciert, einfach geschehen ließ. Sie lag danach in meinen Armen, streichelte mein Gesicht und sah mich verträumt an.

"Dir geht es richtig gut, hm?", quittierte ich das nach einer Weile verbal, während ich sanft ihren Rücken streichelte.

"Richtig gut. Ich möchte jetzt mit dir schlafen."

"Das trifft sich gut."

"Du verstehst, was ich meine?"

"Ich bin mir absolut sicher, dass ich das tue."

Das war so. Zum ersten Mal war es kein Sex, kein Vögeln, nichts, was mit Lumens Bedürfnissen oder Saras vorherigen zu tun hatte. Zum ersten Mal hatte es eine andere Bedeutung. Zum ersten Mal ließen wir beide das Gefühl dabei zu, was wahrscheinlich schon länger bei beiden präsent gewesen war.

Wurde es ein ruhiges, sanftes Gleiten in einem Fluss exquisiter, zärtlicher Gefühle. Eine andere Art von Verbundenheit, eine wohlige Wärme, die uns einhüllte. Uns mit ihrer Einfachheit und Natürlichkeit verzauberte, in schiere Glückseligkeit tauchte.

Damit im Namen der Liebe taufte, in simpler Schönheit auf andere Art ein bekanntes Erleben zu etwas unvergleichlich Anderem machte. Steuerungslos erreichten wir gemeinsam den Apex dieses Gefühls, glitten sanft und leicht zurück in einen Zustand stiller Andacht.

Eine Träne lief aus ihrem rechten Auge, ihre Wange hinab, die ich küssend trocknete. Wir redeten nicht, streichelten uns nur, sahen uns einfach nur an. Bis sie schließlich seufzte und den Zauber brach.

"Ich höre meinen inneren Alarm."

Der erwies sich leider erneut als verlässlich. Immerhin hatten wir ausreichend Zeit, um uns langsam wieder in Bewegung zu setzen, hatten keinen Grund zur Hetze. Zeit für weitere, zärtliche Küsse, bevor wir uns wieder anzogen, und ich noch rasch das gute Dienstmädchen spielte.

Wir redeten lange Zeit nicht, war jedes Wort überflüssig, die Stille ein beredter Einklang unseres Empfindens. Erst als wir für letzte Küsse kurz vor unserer Stadt noch einmal hielten, kamen die Worte und die vage Erinnerung an unsere anderen Leben zurück.

Immer noch in süße Watte gepackt, immer noch fern wirklich klaren Denkens. Immer noch von allem, was nicht mit uns direkt zu tun hatte, abgelenkt. Aber auch immer noch unfähig, auszusprechen, was uns beiden mehr als nur klar war. Wir waren richtig ineinander verliebt.

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"Hallo Sebastian."

"Hallo Sara."

"Ich glaube, du kennst den Weg. A7, Richtung Norden."

"Welchen Parkplatz?"

"Den etwas weiter entfernten, wenn das für dich okay ist?"

"Warum sollte das nicht okay sein?"

"Allein diese Frage macht mich glücklich. Dann ist alles gut."

"Mehr als das."

"Ja. Mehr als das. Für mich auf jeden Fall. Wie ... war dein Wochenende?"

Ja, das Wochenende. Bei meiner Rückkehr baute sich doch ein Gefühl echter Sorge auf. Dann Erleichterung, dass es mir nicht besonders schwerfiel, mich wieder völlig und vollständig auf Jutta zu fokussieren.

Mein Gefühl für sie in keiner Weise gefährdet schien, ihm von dem anderen nichts genommen wurde, weder an Stärke noch an Stellenwert. Verbrachten wir wieder zärtliche, liebevolle, aber auch heiße und leidenschaftliche Stunden zu zweit, und einfach wundervoll normale als eine Familie.

Britta kam am Sonntag zum Essen, bekam zum ersten Mal mit, dass wir offenbar einen zweiten Frühling miteinander erlebten, und witzelte entsprechend herum. Unser Sohnemann musste sie natürlich gleich in diese Kerbe hauend unterstützen. Sowas, woher die das bloß hatten ...

"Schön. Beruhigend schön."

"Das freut mich. Wirklich."

"Nach deinem frag' ich nicht."

"Ich antworte trotzdem: beruhigend normal. Was man so normal nennt."

"Was sich allerdings meiner Vorstellungskraft entzieht."

Sie nickte nur und zog sich dann rasch um.

"Hallo Lumen. Mädel, siehst du wieder geil aus."

"Das könnte daran liegen, dass ich es bin."

"Ich fahr' gleich die nächste ran, oder?"

"Ich bitte darum."

Irgendwann würden wir uns sicher mal in Ohnmacht küssen. Das war schon hart an der Grenze. Wir taumelten bis zum Tisch, wo dann endgültig jedes Gefühl dafür, wo wir waren und dass es überhaupt eine Welt außer uns gab, verschwand.

Ich sie auf den Tisch drückte und bis zum Po nach hinten schob. In sie eindrang, beide Schenkel in meine Arme eingehakt. Und sie wie von Sinnen pumpte, uns in einen wilden, geilen Rausch brachte, der irgendwann in der erwarteten, aber für Lumen ungewohnten Weise, explosiv kulminierte.

Auch sie in direktem Anschluss an meinen zum Höhepunkt brachte und so für die verwehrte mündliche Liebesgabe hinreichend entschädigte. Uns strahlend und küssend in diese Welt zurückführte. Dann gewahr werden ließ, dass wir dort nicht allein waren.

Ein junges Pärchen, das dem Schauspiel sichtlich beeindruckt gefolgt war, was zudem wohl einiges an Heiterkeit auslöste. Wie auch mein, zugegeben etwas bizarrer Spruch.

"Mahlzeit, herrlicher Tag, nicht wahr?"

"Kann man so sagen", gab der junge Bursche zurück, während seine ebenso junge Begleiterin vor sich hin kicherte.

Stimmte doch aber. Für uns wahrscheinlich sichtlich mehr als für sie, für den Moment. Wer weiß, vielleicht waren wir Inspiration für Folgendes. Sie brachen kurz danach immer noch grinsend auf, während sich Lumen scheinbar ungerührt um ihr Handy kümmerte.

"Puh ... hattest du die beiden bemerkt?"

"Nö, außer dir gar nichts mehr. Und besonders deinen geilen Schwanz, der mir jede andere Wahrnehmung austrieb. Wir hätten genauso gut in einer Fußgängerzone sein können."

"Die sollten wir vorsorglich meiden."

"Absolut. Jede Form von Öffentlichkeit und Aufsehen."

"Ich werde versuchen, mich zusammenzureißen."

"Als ob das nur von dir ausging. So, fertig. Ich würde dich gern küssen, aber ich glaube, auch das verkneifen wir uns lieber. Sonst kommen wir nie mehr von hier weg."

"Wo du recht hast, hast du recht. Darf ich ihnen wenigstens meinen Arm bieten, zum Geleit, gnädige Frau?"

"Du weißt wirklich, was sich gehört. Und nötig ist. Ich habe immer noch weiche Knie."

Parkplatz. Dasselbe Ritual. Beste Wünsche. Keine Zeithinweise diesmal. Ihre Rückkehr nach einer halben Stunde. Mundspülung. Und dann schnallte sie sich schon an.

"Das ging schnell. Hoffentlich doch zufrieden?"

"Ging so. Beide Durchschnitt, ein Schnellschütze. Beide kein Vergleich, den ich eigentlich nicht machen wollte. Es war okay. Jetzt will ich mehr. Jetzt will ich dich. Aber nicht hier. Fahr los."

"Nur zu gern."

"Was hast du gemacht?"

"An dich gedacht."

"Das ist schön. Das heißt, waren es schöne Gedanken? Dich scheint etwas zu beschäftigen."

"Du liest auch in mir wie in einem offenen Buch. Ja, mich hat eine Frage beschäftigt. Die ich aber wohl nicht stellen sollte."

Sie schien für einen Moment zu überlegen, dann hatte sie die erraten.

"Ob ich mit Phillip Sex habe."

"Genau."

"Ja, habe ich. Er betrachtet das als sein Recht. Ich lasse es über mich ergehen. Na, in letzter Zeit wieder mit mehr Widerwillen und Widerstand. Was ihn freut."

"Was ihn freut?"

"Ja, das gibt ihm seinen besonderen Kick. Das hatte ihm wohl gefehlt, als ich durch die Pillen wie ein Zombie rumlief."

"Das ... muss schrecklich für dich sein."

"Ich habe mich daran gewöhnt. Es ist auch seltener geworden und nicht so schlimm wie zu Anfang. Da war gerade das sein Mittel, mich besonders tief zu verletzen und zu demütigen. Auch, wo ich mich mit aller Kraft zur Wehr gesetzt habe. Das Schlachtfeld des Kampfes um meine Identität, meinen Willen, mein Ich. Ich erzähle dir das mal in Ruhe, wenn du möchtest, weil es für das Verständnis wahrscheinlich wichtig ist. Aber bitte nicht jetzt. Okay?"

"Natürlich. Eine andere Frage hat mich ebenfalls beschäftigt."

"Du steckst heute voll davon. Gut, was möchtest du wissen?"

"Nein, das war eine Frage an mich. Ob ich dir sagen soll, dass ich dich liebe."

Für einen Moment brachte sie das wirklich aus dem Konzept.

"Sebastian ...", begann sie sichtlich gerührt, fing sich dann aber wieder. "Und, was hast du dir geantwortet?"

"Vielleicht sollte ich damit warten, bis ich es von dir höre."

"Gern. Du liebst mich."

Die Frau war echt klasse.

"Ja. Das hast du gut erkannt. Ich liebe dich."

"Das ist schön. Und trifft sich gut. Ich liebe dich auch, Sebastian."

"Das war schlechtes Timing, jetzt kann ich dich gerade nicht in den Arm nehmen und kaputt quetschen."

"Na, nicht das, aber ...", hörte ich nur, dann tauchte sie hinter meinem Sitz auf, schlang ihre Arme um mich und rieb ihr Gesicht an meinen. "Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich", flötete sie dabei unablässig in mein Ohr.

"Ah, statt biologischer Waffen jetzt Gehirnwäsche. Nicht nötig, ich glaube es dir auch so. Ich liebe dich sogar so sehr, dass ich dich jetzt lieber wieder angeschnallt auf deinem Sitz weiß. Das Kaputt-Quetschen ist nebenbei nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben."

"Das ist das Schöne an dir, dass ich mich darauf verlassen kann, zu bekommen, was ich verdiene."

"Du verdienst in wenigen Minuten in den Himmel entrückt zu werden, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln."

Zu meiner Überraschung kam darauf keine Antwort, sondern sie fing an zu weinen, die Tränen liefen in Strömen von ihrem Gesicht.

"Oh, Gott, was ist ... habe ich was Falsches gesagt?"

"Nein ... im Gegenteil ... nein ... Es sinkt gerade nur ein ... dass ich nicht mehr daran geglaubt habe, das noch einmal in meinem Leben von einem Menschen zu hören. Dass ich geliebt werde. Und es selbst zu empfinden, verstehst du?"

"Ja. Ich denke schon."

Kein Aufsehen war unsere Devise. Dass wir wie Verrückte zur Wohnung rannten, vermutlich ein klarer Verstoß. Aber so banal und nebensächlich wie alles andere in diesem Moment. Wir erreichten unser kleines Reich nichtsdestotrotz unangefochten.

Lagen Sekunden später im Bett, und waren vielleicht zwei Minuten später in einem heftigen, leidenschaftlichen Clinch vereint. Der Elemente des Kaputt-Drückens durchaus beinhaltete. Uns schnell in Richtung Ekstase brachte.

Nicht so heftig und annähernd brutal, wie noch die offizielle Betteinweihung gewesen war. Mehr so in Richtung feuriger Leidenschaft. Und Liebe. Deren Beteuerungen wir uns immer wieder gegenseitig trotz relativer Atemlosigkeit wie Anfeuerungen entgegenschleuderten.

Die uns trotz des wuchtigen aufeinander Prallens mehr als alles andere motivierte. Und uns einen gleichzeitigen Höhepunkt bescherte, der sogar über das uns damals so verstörende Gipfelerlebnis hinausging. Jenseits allem Fassbaren und Begreiflichen war.

Einfach nur überirdisch schön. Wie das Gesicht meiner Geliebten, das ich nun mit Küssen bedeckte. Und tropfendem Schweiß, wie mir am Rande auffiel. Es dauerte lange, bis wir immer noch bis ins Mark erschüttert und aufgewühlt bei einer Zigarette so etwas wie Ruhe fanden.

"Vielleicht könntest du jetzt auch deine zweite Socke ausziehen", kam ein überraschender Vorschlag.

"Ein Wunder, dass ich das noch bei einer geschafft habe. Hm, ich glaube, du hast mir einen Hemdknopf abgerissen, als du es mir Leib reißen wolltest."

"Egal, ich kauf' dir ein neues."

"Ehm ... wenn wir den Knopf finden, kann man ihn auch einfach wieder annähen."

"Ach so? Sowas kannst du auch?"

"Zur Not ja, aber das würde dann Jutta machen."

"Ist das eigentlich die Kleidung, die du sonst auch trägst?"

"Nein, natürlich nicht. Andreas besteht drauf, dass wir professionell gekleidet sind."

"Sonst bist du mehr der Jeans und T-Shirt-Typ, nicht wahr?"

"Exakt. Soll ich uns einen Cappuccino/Kaffee machen?"

"Dazu müsste ich dich aus dem Bett lassen."

"Es klingt wie eine notwendige Voraussetzung."

"Unter Protest. Aber ja, warum nicht. Wir haben auch den Spiegel noch gar nicht einbezogen. Darum kümmere ich mich."

"Wo wir doch so energiearm im Moment zu sein scheinen. Ha, da ist der Knopf. Also gut, fünf Minuten Trennung sollten drin sein."

"Gerade noch so. Ab Minute sechs werde ich anfangen zu schreien."

"Da sind wir schon zwei. Ich liebe dich, Sara."

"Ja, ich liebe dich, Sebastian. Lass mich nicht so lang allein."

"Wir können uns weiter unterhalten. So groß sind die Entfernungen nicht", rief ich aus der Küche. Wo ich erneut Torte im Kühlschrank fand. "Diesmal hat deine Tante eine, hm ... Zitronencreme und eine Schokoladentorte hiergelassen."

"Schoko bitte. Heute auch nur ein Stück."

"Und wohl schon einiges für das Wochenende. Wow, die meint es wirklich gut."

"Das Wochenende. Ich werde in den nächsten Tagen an nichts Anderes mehr denken können. Drei Tage ... nur für uns."

"Der Himmel auf Erden. Sofern es nicht das Sprungbrett zum richtigen wird."

"Ich könnte einen Notarzt-Bereitschaftsdienst arrangieren. Notfalls ein Sauerstoffgerät mit Atemmaske bereitstellen, wenn dich das beruhigt."

"Oder einfach ein bisschen Rücksicht nehmen", entgegnete ich, als ich mit dem Tablett wieder reinkam.

"Das nun eher nicht. Weißt doch, ich bin ..."

"Rücksichtslos. Schon klar. Und die schönste Frau der Welt. Verliebt sein, steht dir."

"Das kann man sehen?"

"Jetzt auf jeden Fall. Hoffentlich kannst du das später vertuschen."

Ja. Hoffentlich kann ich das auch.

"Ich werde mein Bestes tun. Hier, für dich. Beachte die relative Kürze. Es ist ja nicht so, dass mir die Dynamik des Augenblicks entgangen ist."

"Mit einiger Erleichterung sehe ich keine Extra-Häufchen am Rand."

"Wieso, das war doch völlig geil?"

"Natürlich war es das. Aber dazu fehlt uns wahrscheinlich schon wieder die Zeit."

"Bald haben wir sie. Nur noch dreimal schlafen."

Es erinnerte mich tatsächlich an meine Kinderzeit. Warten auf Heiligabend. Na, so unterschiedlich wir auch aufgewachsen waren, solche Erinnerungen hatten wir doch wohl alle. So unvergesslich wie das würde sicher auch das Wochenende werden.

Jeder Tag mit ihr. Jede Sekunde mit ihr. Egal, was später passierte.

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"Hast du dir schon eine Tasche gepackt?", fragte Jutta beim Frühstück am Freitagmorgen.

"Ehm ... nee, mache ich gleich noch. Ich muss ja erst um halb neun los."

"Wäre schön, wenn sie diesmal alle Knöpfe dranlässt."

Autsch. Aber sie grinste dabei. Okay.

"Ich werde dringlichst darum bitten. Ich hoffe, du weißt, dass ..."

"Es für uns bedeutungslos ist. Ja. Aber nicht für dich, nicht wahr?"

"Nein, nicht für mich. Für sie auch nicht."

"Das glaubst du vielleicht nur. Vielleicht spielt sie nur mit dir."

"Nein, das tut sie nicht. Es ist für sie ... mehr als nur wichtig. Sie hat keine Ehe, die ihr etwas gibt, in der sie etwas Anderes findet als Schmerz und Leid."

"Ihr Mann ist schlecht zu ihr?"

Ich nickte.

"Frag bitte nicht weiter. Das hat sie mir alles im Vertrauen erzählt. Jutta, ist das wirklich in Ordnung für dich? Das Letzte, was ich möchte, ist dir wehzutun."

"Das tust du nicht. Ich verstehe es selbst nicht. Aber ich glaube, genau das ist Liebe. Dass es nicht wehtut. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ... im Gegenteil. Sie macht dich richtig glücklich, nicht? Ja, das sieht man dir auch an. Und das ... ist schön, freut mich für dich, will ich für dich."

"Och Juttachen, ich liebe dich auch. So eine Frau wie dich habe ich eigentlich gar nicht verdient."

"Mit der Einstellung kann ich leben. Mit allem anderen auch. Ich muss jetzt los, ich habe nicht den Luxus flexibler Arbeitszeiten."

"Ich hoffe, das Wochenende wird nicht zu einsam für dich."

"Es ist das erste Mal seit dem Krankenhaus, stimmt. Ich werde es überleben. Kann endlich mal in Ruhe putzen. Eine Stunde in der Badewanne liegen. Ich mache es mir schon schön. So, bis Sonntag dann. Übertreibe es nicht. Und lasst euch vor allem nicht erwischen."

Jutta. Das meinte sie alles genauso, wie sie das sagte. Nahm mir damit alle Restzweifel und mögliche Gewissensbisse. Ja, sie hatte gemerkt, dass ich verliebt war. Sie kannte mich schließlich besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Durchatmen.

Eigenartig, die Strecke allein zu fahren. Ohne Sara. Und ohne Lumen. Aber nicht ohne meine Schutzengel. Ich hatte tatsächlich mal drauf geachtet und sie im Rückspiegel in weiterer Ferne ausgemacht.

Begrüßte freundlich die alte Dame, die uns beim ersten Mal die Schlüssel übergeben hatte und gerade das Haus verließ.

"Guten Morgen, Frau Reger."

"Guten Morgen, Herr ...", dann stutzte sie und runzelte die Stirn. "Entschuldigen Sie bitte, mein Gedächtnis ist nicht mehr, was es mal war."

"Kein Thema", überging ich die Tatsache, dass sie meinen Namen natürlich noch nie gehört hatte. "Klein wie groß."

"Natürlich, natürlich", gab sie nickend zurück und ich verschwand im Hausflur.

Oh. War das jetzt blöde, dass ich das getan hatte? Ach, wahrscheinlich hatte sie meinen Namen schon wieder vergessen. Ich leerte noch schnell den Briefkasten und zog mich dann rasch in unsere Schutzburg vor der Welt zurück.

Halb zehn. Zum Abwaschen war ich beim letzten Mal wieder nicht gekommen. Das Bett sah auch noch von der letzten Schlacht gezeichnet aus. Hm ... könnte ich gleich mal frisch beziehen. Hehe, Sandrine hatte genau das vorhergesehen.

Da waren bestimmt zehn Garnituren Bettwäsche im Schrank, etliche flauschige Dusch- und Handtücher, zwei edel aussehende Morgenmäntel. Die würden wir wohl eher nicht brauchen. Mit dem Packen meiner Tasche zu Hause hatte ich eben auch gewartet, weil ich außer einer Zahnbürste, Rasierer und so, eigentlich wohl nichts brauchen würde.

Darauf hatte ich Jutta nicht so mit der Nase stoßen wollen, es war ja vor ihrer Eröffnung am Frühstückstisch gewesen. Wow, hatte die eingekauft. Alles vom Feinsten. Trüffel-Paté, Roastbeef, Gänseleber-Paté, Wachteln wahrscheinlich, aller edelste Sachen.

Dazu Käse, Obst, sogar ein frisch duftendes Baguette fand sich neben anderem dort an. War sie so früh schon hier gewesen? Oder hatte sie irgendwelche Dienstboten damit beauftragt? Und wenn ja, könnte sie die nicht auch für Putzdienste engagieren?

Obwohl, es half mir ja, die Zeit zu vertreiben. Warten war nie meine Stärke gewesen. Und jetzt verbrachte ich berufsmäßig wie auch beziehungsmäßig entschieden zu viel Zeit damit. Zehn. Zeit, wieder Realist zu sein.

Oh Gott, drei Tage mit Sara und ihrem sexuellen Appetit in einer Wohnung eingesperrt. Das konnte eigentlich nur im Krankenhaus enden. Oder im Irrenhaus, wie sie ganz richtig sagte. Warum war das alles nur so anders mit ihr?

Egal, ob zärtlich, engagiert oder heftig, alles fühlte sich mit ihr total anders an. Dabei ließen wir die emotionale Komponente doch erst jetzt richtig zu. Schon merkwürdig. Maßanfertigungen. Wie gemacht für einander. Ja, irgendwie fühlte sich das tatsächlich so an.

Schon halb elf. Ist ja wie "Warten auf Godot". Oh, Mann. Langsam ... ah ... ah? Ja!

"Hallo Seb ...", kriegte sie noch raus, bevor sie sich meiner explosiven Kuss- und Drück-Wut erwehren musste. Ging mit mir vor der Wohnungstür zu Boden. Wir schafften es noch bis zum Teppich der Wohnfläche. Ich bis zum ersten Teppichbrand des Jahres.

Dazwischen lag sehr engagiertes Vögeln. Noch wackelte die Welt nicht für uns, aber wir kamen der Sache schon nahe. Und schon wieder gemeinsam. Das wurde mir langsam unheimlich. Mit Jutta war das maximal zweimal im Jahr.

Wie sie mich ansah. Als ob ich das Raubtier in ihr geweckt hätte. Völlig geil. Und dazu noch glühend vor Liebe.

"Was schaust du mich so an?"

"Ich kann mich an dir einfach nicht sattsehen. Deinen Ausdrücken, deiner Schönheit und der Liebe, die da in deinen Augen glänzt."

"Du reißt die Augen total auf und spitzt den Mund, wenn du kommst, das sehe ich total gern. Das werde ich in den drei Tagen hoffentlich oft serviert bekommen."

"Nur mal so zur Orientierung: Wie genau hattest du dir die Zeit im Einzelnen vorgestellt, ich meine, wir können ja schließlich nicht die ganze ... warum frage ich eigentlich. Ich lese ja schließlich lange genug in dir, um die Antwort zu kennen."

"Der Teppich ist schön, nicht? Aber ich finde trotzdem, wir sollten langsam bis zum Sofa vordringen, was meinst du?"

"Klingt wie ein Plan. Dein Tantchen hat dafür gesorgt, dass wir keinesfalls verhungern werden. Der Kühlschrank ist zum Bersten voll."

"Wir bekommen außerdem wirklich sublimes Essen noch frei Haus geliefert. Eine von Sandrines Angestellten wird uns nachher noch Cléments Kunstwerke bringen. Der Mann ist ein Genie, kocht seit zwei Jahrzehnten schon für Sandrine."

"Ein Franzose, natürlich. Ist Sandrine das auch?"

"Ja, aus Toulouse. Sie ist die Frau des verstorbenen älteren Bruders meines Vaters. Aus seinem Nachlass stammt übrigens das Land, das ich veräußern konnte. Als mein Großvater starb, vermachte er den Brüdern gleiche Anteile an Land und Anwesen. Sandrine hat dafür gesorgt, dass mein Onkel mich für einen Großteil davon als Erbin vorsah. Er starb an Krebs, das war vor fünf Jahren. Daher weiß Phillip davon nichts."

"Ah, und auch das Jagdhaus?"

Ihr Gesicht verfinsterte sich.

"Nein, das war ein Teil meiner Mitgift. Bestandteil des Ehevertrags. Er hat meinem Vater offiziell ohne mein Wissen "ausgeholfen', unseren Landbesitz und darauf befindliche Anwesen ausgelöst. Für jedes Jahr, das ich mit ihm zusammen bin, werden zusätzlich zehn Millionen von Vaters Schulden getilgt. Das wiederum weiß mein Vater nicht. Soweit ihm bekannt ist, hat sich Phillip nur schützend vor ihn gestellt, um seine Schuldner ruhig zu halten. Er musste im Gegenzug versprechen, nicht mehr zu spielen."

"Also ist er in den Augen deines Vaters der Held, der Retter in der Not."

"Ja, das ist nur eines von seinen vielen perversen Spielen, um mich zu quälen."

"Und um dich in der Ehe zu halten. Mindestens dreißig Jahre."

"Auch das. Ich möchte jetzt aber nicht mehr über ihn reden. Machst du uns einen Cappuccino und Kaffee? Das kannst du übrigens ganz hervorragend."

"Das macht die Maschine so, ich habe da wenig Anteil dran. Möchtest du auch was essen? Es ist selbstverständlich wieder Kuchen da."

"Nein, im Moment nicht. Nur dich schnellstmöglich wieder in meinen Armen halten."

"Das geht mir ähnlich. Ich habe das heute wohl noch nicht erwähnt, aber ich liebe dich."

"Das wurde wirklich langsam Zeit. Ist es auch für mich. Ich liebe dich, Sebastian."

Das Wochenende war wirklich der Himmel auf Erden. Wir hatten unglaublich viel Sex. Wie sie es schaffte, mich immer wieder noch ein weiteres Mal auf Touren zu bringen, grenzte ans Mirakulöse. Aber es war nicht nur das, auch sehr viele stille, zärtliche Stunden oder lange, tiefe Gespräche.

In denen ich ebenfalls einiges von mir und meinem Leben berichtete, mehr aber sie über ihre Ehe und die Sachen, die Phillip mit ihr abzog. Immer nur in kleinen Dosen, aber so erfuhr ich doch einiges über die Hintergründe ihres Verhaltens. Und ihre Schlachten. Von den wichtigsten erzählte sie mir in den frühen Morgenstunden des Sonntags.

"Das war der Satz, der vielleicht alles auslöste, nach der Nacht, wo ich betrunken und zugekokst mit ihm ins Bett gegangen war: Es würde vier Männer seines Kalibers brauchen, um mich zufriedenzustellen. Den nahm er wörtlich, er wollte seiner jungen Braut ja alles geben, was sie brauchte. Also lud er regelmäßig immer genau vier seiner Freunde ein, wenn man sie denn als solche bezeichnen konnte. Intime Dinner-Partys nannte er das. Ich durfte dabei nur Schmuck tragen und musste alles tun, was er und sie von mir verlangten. Sie durften alles tun, wonach ihnen der Sinn stand."

"Oh, mein Gott. Und das war ..."

"Das waren zum Teil die perversesten und abartigsten Dinge, die du dir vorstellen kannst. Anpissen, wie das Mädel im Wald, war da noch harmlos gegen. Bei den ersten Malen war es allerdings nur relativ normaler Sex, wobei mich eben vier Männer nach Lust und Laune durchzogen. Manchmal alle vier gleichzeitig, einer oral und die anderen drei verwüsteten meinen Arsch und meine Möse."

"Daher deine Abneigung gegen DP."

Sie lachte leise.

"Nein. Das war ja mein Widerstand. Ich habe einfach ausgeblendet, dass es eine Bestrafung von ihm war. Und habe es tatsächlich zum Teil auch genossen. Bin allem zum Trotz öfter gekommen, nur beim DP nicht. Ich habe ausgeblendet, wer sie und wo wir sind und mich einfach nur durchvögeln lassen. Das hat er natürlich gemerkt und es hat ihn schrecklich geärgert, dass ich noch Spaß an der Sache hatte."

"Also lud er Freunde mit Vorlieben ein, die dir nicht gefallen würden."

"Genau. Dazwischen lagen allerdings noch intime Dinner mit den hässlichsten und ekligsten Typen, die du dir vorstellen kannst und als selbst das nicht viel brachte, mit stinkenden Obdachlosen, die er irgendwo einsammeln ließ. Da waren es neun, nicht nur vier. Und zum ersten Mal richtig schmerzhaft. Aber nicht das letzte Mal."

"Dieses perverse Schwein."

"Damit ich mich nicht darauf einstellen konnte, hat er ständig variiert, wen er einlud. Manchmal vergleichsweise normale Männer, mit denen ich dann auch im begrenzten Rahmen Spaß hatte, um mir die Hoffnung zu geben, dass die perversen Geschichten selbst ihn nicht wirklich anmachten. Um dann beim nächsten Mal noch üblere Typen an den Start zu bringen."

"Er selbst hat sich nicht beteiligt?"

"Nein, das war nur Befriedigung auf einer anderen Ebene für ihn."

"Hat er dich ... manchmal auch gegen deinen Willen, ich meine ..."

"Ob er mich vergewaltigt hat? Ach, Sebastian, du hast es doch nicht verstanden. Nur das allererste Mal vor unserer sogenannten Ehe war es freiwillig. Er musste nie wirklich Gewalt anwenden, nein. Er holte sich später allerdings Inspirationen von den intimen Dinner-Partys, die schmerzhaft und grausam waren. Eine Zeit lang, dann verlor er irgendwann auch daran das Interesse. Fand andere Dinge, mit denen er mich quälen konnte."

"Verstehe."

"Nein, ich glaube nicht, dass du das wirklich verstehen kannst. Ein Grund, warum die Partys dann nach einer Weile aufhörten ... bei einer mit "normalen' Freunden, war einer dabei, na, bei dem es mit mir klickte, auf rein sexueller Ebene. Er brachte mich dreimal zum Kommen und schien auch sonst total eingenommen von mir. Ich ein bisschen auch von ihm. Einige Tage später ... lud Phillip ihn alleine zu uns ein. Ein noch intimeres Dinner, wie er meinte. Nur ... als wir das Essen beendet hatten ... wurde er von zwei seiner Leibwächter überwältigt ... ausgezogen, an einen Stuhl gebunden ... ich musste ihn ... hart blasen ... und dann ... wurde er vor meinen Augen erst ... entmannt ... dann haben sie ihm auch noch ... die Haut ..."

"Oh, mein Gott. Er hat ihn getötet?"

"Es hat ... Stunden gedauert ... ja, das heißt, er hat nur die Anweisung gegeben. Und sein Ding ... wurde mir am nächsten Tag zum Dinner serviert. Damit ich ihn noch ein letztes Mal genießen konnte, wie er sagte."

Trotz der Wärme ihrer Umarmung war mir plötzlich eiskalt. Es dauerte eine Weile, bis ich die Frage stellen konnte, die mich schon während ihrer ganzen Erzählung beschäftigt hatte.

"Wie ... hat er dich dazu gebracht ... all das mitzumachen?"

"Nun, die ersten Dinner-Partys habe ich freiwillig mitgemacht. Ich habe dir ja erzählt, dass für mich Sex mit Fremden nichts Neues war ... ich mich sogar zum Teil darauf gefreut hatte ... weil ich wirklich was davon hatte, und der Sex mit ihm mir gar nichts brachte. Nach dem Abend mit den Obdachlosen allerdings ... habe ich mich bei der nächsten anberaumten Party geweigert. Mich im WC eingeschlossen ... eigentlich erwartet, dass er die Tür aufbrechen ließ ... aber das tat er nicht. Er hat nur davor gestanden und ganz ruhig gesagt, ich solle mir meine Kooperation gut überlegen. Oder er müsste andere Mittel einsetzen, um sie zu bekommen."

"Niklas."

"Ganz recht, Niklas. In unserem Vertrag war festgeschrieben, dass er das Video für die Dauer unserer Ehe nicht an die Polizei übergeben durfte. Was ihn allerdings nicht daran hinderte ... zwei Tage später gab er mir eine lokale Zeitung aus der Gegend, wo ich herkomme. Dort stand, dass die Polizei aufgrund eines anonymen Tipps die Leiche einer jungen Prostituierten, die vor einigen Jahren spurlos verschwunden war, gefunden hatte. An der gab es genug DNA von Niklas, um ihn damit in Verbindung zu bringen, wie ich ja ... mitansehen musste. Es bräuchte also nur einen weiteren Hinweis ..."

Diese Bestie. Wie konnte man das einem Menschen nur antun, ihr das antun?

"Aber ... die Partys hörten nach dem ... Vorfall ... mit dem jungen Mann auf?"

"Nein. Im Gegenteil, beim nächsten Mal lud er vier absolute Traummänner ein, weiß der Teufel, wo er die herhatte, vielleicht waren es Callboys. Er hatte es aber geschafft, mich zu brechen, nicht eine Sekunde davon genießen zu können. Weil ich wusste, was geschehen konnte ... wenn ich das tat. Die Partys gingen noch eine Weile weiter, aber dann verlor er das Interesse daran, weil er sein Ziel für den Moment erreicht hatte."

"Darum deine Angst um mich."

"Ja, Sebastian, darum meine Angst um dich. Wir können uns wahrscheinlich beide nicht einmal vorstellen, was er mit dir anstellen würde, wenn er herausfindet, was du für mich bist. Lumen ... bewegte sich ohne großes Risiko für meine anonymen Partner. Es war ... die optimale Lösung, mit dem geringsten Risiko für alle Beteiligten, wenn es doch zu einer sehr unwahrscheinlichen Entdeckung kam. Nur deshalb konnte ich sie wirklich und uneingeschränkt genießen."

"Verstehe. Ja, das ist wohl so."

"Ich hätte mir nicht einmal vorstellen können, dass ich eine Affäre mit jemandem beginnen würde, als ich mir diese Möglichkeiten anfänglich geschaffen hatte. Und ... da es jetzt über ein Jahr gut ging, war ich mit diesem kleinen Ausbruch und mit dem, was Lumen sich verschaffen konnte, wirklich zufrieden. Aber dann gab es einen überraschenden Fahrerwechsel ... und den Rest der Geschichte kennst du."

"Aber jetzt verstehe ich sie wohl tatsächlich zum ersten Mal."

"Ich verstehe, dass dich das jetzt alles schockieren muss. Auch ... dass ich dich dieser Gefahr aussetze. Aber von dem Augenblick an, wo du mir beim allerersten Mal in die Augen sahst und ... mich vorurteilsfrei nur als Mensch, als Frau sahst ... dann das italienische Café ... wie wir auf allen Ebenen zueinander fanden ... es war niemals geplant und ich hätte niemals geglaubt, dass darüber hinaus das passieren könnte, was dann passiert ist. Dass es nicht nur der unglaublichste und erfüllendste Sex meines Lebens wird, sondern dass ich mich bis über beide Ohren in dich verliebe ... auch da hatte ich geglaubt, dass er gesiegt hatte, alle Hoffnung und alle Träume für alle Ewigkeiten zerstört. Mich zerbrochen, auch wenn es mir durch Lumen gelang, zumindest meine Sexualität zurückzuerobern."

"Ich bin froh, dass es ihm nicht wirklich gelungen ist. Dass du liebst, und natürlich vor allem mich liebst."

"Was für mich noch unglaublicher ist, ist, dass du mich liebst. Nicht nur Sara, sondern auch Lumen. Dass du verstehst ..."

"Dass Lumen nicht nur eine Rolle ist, in die du für sicheren Sex flüchtest, sondern ein Teil deiner Persönlichkeit. Das kleine, geile Luder in dir, das diesen Kick braucht, wildfremde Männer auch ohne Viagra total geil zu bekommen und es ihr nach ihren Wünschen zu besorgen. Die Verwandlung von der Adligen in die zügellose Schlampe, der man ihre Herkunft und ihre ... erschütternde andere Geschichte nicht ansieht ... eine besondere Art der Freiheit, die du für dich gefunden hast. Ja, das habe ich verstanden. Ich liebe euch beide, das ist so. Der Sex mit Lumen ist zudem völlig geil, nebenbei."

"Ach so? Mach mich nicht eifersüchtig ... schauen wir doch mal, mit wem von uns dir das besser gefällt ...", sprach sie noch, dann war ihr Zaubermund wieder an meinem Schwanz.

Und begann die nächste von vielen, vielen Runden an diesem Wochenende.

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Es blieb bei diesem Wochenende. Unserer normalen Routine, dienstags und freitags. Hinzu kamen nur über die nächsten Monate längere Nachmittage und Abende durch die unauffälligen Kurzbesuche bei Sandrine, die wir für uns nutzten.

Die wir allerdings wohl beide als die größere Gefahr einschätzten, dass es doch einmal zu einer Entdeckung kommen könnte. Und damit lagen wir beide falsch. Es war ein Freitag, zehn vor drei.

"Hallo Sara", begrüßte ich sie wie gewohnt, sah aber im selben Augenblick, dass etwas passiert war.

"Sebastian ... es ist etwas geschehen."

"Oh, mein Gott, du meinst ..."

"Noch nicht. Er ist misstrauisch geworden. Roger hat mich gewarnt, er hat ihn ausgefragt, ob er mit Jakob im Auto, oder direkt vor dem Meditationszentrum auf mich warten würde. Roger hat dann zugegeben, dass er mit Jakob wartet. Das wurde ihm jetzt untersagt, er soll gefälligst seinen Job machen und auf mich aufpassen, oder ihn verlieren."

"Verdammt. Aber wie ..."

"Das habe ich mich auch gefragt. Ich habe mit meiner Freundin gesprochen, es hat sich wohl letzte Woche eine Neue eingeschrieben, die eigenartige Fragen gestellt hat, nicht direkt nach mir gefragt, aber möglicherweise herausfinden wollte, warum sie mich dort nicht sah. Zumindest haben wir uns das so zusammengereimt. Er hat wohl irgendwie Verdacht geschöpft. Vielleicht ... ist mir doch mal ein Lächeln entschlüpft, wenn ich an dich gedacht habe. Vielleicht ist es mir zu leichtgefallen, seine Gemeinheiten einfach abzuschütteln, und er hat das gefühlt. Ich weiß es nicht. Aber ... wir müssen jetzt vorsichtig sein. Die Sache unterbrechen, bis wir seine Verdachtsmomente zerstreuen können."

"Verflucht."

"Nur für eine Weile, wir haben uns schon ein paar Sachen überlegt, mit Roger und meiner Freundin. Roger wird sich so verhalten, wie es von ihm erwartet wird, solange das sein muss. Aber an seiner Loyalität hat sich nichts geändert. Er meinte, bis der Sturm abgeklungen ist, hält er sich dann eben in den Stunden vor dem Zentrum auf. Für den Fall, dass er ebenfalls überwacht wird. Mein und wohl auch sein Handy werden selbstverständlich geortet, das geht natürlich schon so."

"Was habt ihr euch überlegt?"

"Er kann jetzt keine Ahnung haben, dass ich von der Frau weiß. Ich werde mich einfach mal nebenbei mit ihr unterhalten, weil es ungewöhnlich ist, dass jemand gleich mit zwei Tagen einsteigt. Natürlich dienstags und freitags. Sie fragen, ob sie Vorerfahrungen hatte und wenn nicht, dann erklären, dass es lange dauert, bis man richtige Fortschritte macht und die Lehrer einem anfänglich nur wenige Hilfestellungen geben können, bis man versteht, worum es geht. Erst dann finden Einzel-Sessions statt, wo den Fortgeschrittenen gezielt Hilfen gegeben werden. So erklärt sich dann meine Abwesenheit von der Gruppe an dem Tag, wo sie hinzugekommen ist. Dann ... müssen wir abwarten, was passiert. Ich könnte mir vorstellen und hoffe es inständig, dass diese direkte Bewachung irgendwann aufhört, wenn sie mich ansonsten jeden Tag mit der Gruppe erlebt."

"Das könnte funktionieren, ja. Ich hoffe es ebenfalls inständig, dass das so ist."

"Du bist weiterhin gebucht. Wenn ich allerdings um drei nicht hier bin, komme ich nicht weg. Wir werden uns wahrscheinlich einige Zeit nicht mehr sehen können ... zumindest nicht hier."

"Ja ... das ist ... Scheiße, das ist schon eine mittlere Katastrophe."

"Ich weiß gar nicht, wie ich die Zeit ohne dich überstehen soll. Oh, Sebastian ... jetzt müssen wir beide leiden, bis wir diese Situation bereinigt haben ... es tut mir so leid ... und so weh ..."

"Nein, du hast völlig recht. Wir müssen vorsichtig sein, solange es so gefährlich ist. Aber ... du bist jetzt hier und wenn er dich ortet ..."

"Keine Angst, im Augenblick fahren Jakob und Roger mein Handy spazieren. Parken zwischendurch vor Boutiquen. Es wird so aussehen, als ob ich vor dem Kurs noch einen Einkaufsbummel mache. Aber ich kann jetzt nicht lange bleiben."

"Verstehe. Wir dürfen den Kopf nicht verlieren, du vor allem nicht. Aber das scheinst du ja auch nicht zu tun."

"Eine halbe Stunde hätten wir vielleicht."

"Du meinst ..."

"Ich habe das Parkhaus und besonders diese Etage von deinem Personenschutz überprüfen lassen. Hier besteht für den Moment keine Gefahr ..."

Aber die Gelegenheit, uns für eine kostbare halbe Stunde noch einmal den Verstand rauszuvögeln. Es war mittlerweile Winter, der hintere Bereich des Wagens durch die getönten Scheiben sichtgeschützt, die vorderen bald von unserer verzweifelten Wildheit beschlagen.

Zum ersten Mal war es nicht nur schön und leidenschaftlich, sondern hatte ein Element der inneren Qual. Weil wir wussten, dass es auf unabsehbare Zeit das letzte Mal war. Es sei denn, wir würden eine Wiederholung in der Zwischenzeit probieren.

Wir entschieden uns jedoch für den Moment dagegen. Weil es eben auch weh tat. Und die Extra-Aktivitäten vor dem Kurs vielleicht doch zusätzlich Misstrauen erregen konnten, wenn es dort eine unerklärliche Regelmäßigkeit gab.

Trotzdem saß ich am folgenden Dienstag im Parkhaus bis halb vier und fuhr erst dann mit der Kiste durch die Gegend, um die Zeit, in der ich gebucht blieb, totzuschlagen. Sie hatte darauf bestanden, dass ich weiterhin diese regelmäßige Einnahme hatte, egal, wie lange das dauern würde.

Meine genaue finanzielle Situation, und deren Zustandekommen, hatte sie mir an dem Wochenende nämlich entlockt. Meine angenommene finanzielle Situation, wie ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wusste.

Am darauffolgenden Freitag klingelte überraschend mein Handy, nicht lange, nachdem ich das Parkhaus verlassen hatte.

"Ja bitte?", meldete ich mich bei der als unbekannter Teilnehmer eingeschätzten Nummer.

"Hallo Sebastian."

"Sara ... alles okay?"

"Nichts ist okay, weil ich nicht in deinen Armen bin. Aber ... der erste Teil unseres Plans scheint zu funktionieren. Ich habe mich mit der Frau unterhalten ... war keine, die ich vorher schon kannte, übrigens. Die Sache mit der Einzelbetreuung hat sie mir offenbar abgekauft. Jetzt bleibt nur abzuwarten, wie lange es dauert, bis sie hoffentlich nicht mehr kommt."

"Na, das sind doch einigermaßen gute Neuigkeiten."

"Ich vergehe fast vor Sehnsucht nach dir."

"Das geht mir genauso. Wir müssen stark sein. Füreinander leiden. Nicht ungeduldig werden."

"Ja, das müssen wir. Das werden wir. Wir stehen das durch. Ich ... denke, egal, was hier passiert ... in drei Wochen kann ich sicher einen Nachmittag und Abend zu Sandrine. Es ist ihr Geburtstag."

"Das ... du meinst, wir könnten das riskieren?"

"Ich versuche mein Bestes, das abzusichern. Ich muss jetzt Schluss machen, der Kurs fängt gleich an. Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch, Sara. Sei vorsichtig. Bitte. Riskiere nicht zu viel. Wir stehen das durch."

"Für dich stehe ich alles durch. Ich überlege mittlerweile ... darüber reden wir ein andermal. Tschüss, Sebastian, ich melde mich bald wieder."

Wie glücklich mich dieser kurze Anruf machte. Mir, uns Hoffnung machte, dass es weitergehen würde. Irgendwie. Irgendwann. Dass und wie ich litt, entging Jutta nicht. Und sie brach aus Sorge unser Abkommen, wollte wissen, was passiert war.

Fing mich mit ihrer Liebe, Mitgefühl und einem Verständnis auf, das ich ihr so trotz allem nicht zugetraut hätte. Aber das echt war. Sie mir wirklich von ganzem Herzen wünschte, dass wir diese Krise überstehen würden und ich wieder auch mit Sara glücklich sein konnte.

Am Dienstag meldete sich Sara nicht. Dafür hatte Jutta am Mittwoch eine Überraschung, die mich absolut fassungslos machte. Uns beide. Am Morgen hatte sie über unsere Kontoauszüge geschaut, und festgestellt, dass unsere Rate für diesen Monat nicht abgebucht worden war.

Was völlig unverständlich war, denn ausreichende Deckung war vorhanden. Sie rief in ihrer Mittagspause bei unserer Bank an, um das zu klären. Der Bankangestellte wirkte verblüfft, als er ihr die Hintergründe eröffnete, verblüfft, weil sie eben nichts davon wusste.

Unser Kredit war zurückbezahlt. Die gesamte Summe, dreiundfünfzigtausend Euro, die noch offen gewesen waren. Er nannte ihr den Namen der Dame, die das Geld einbezahlt hatte.

"Sagt mir nichts", war meine erste Reaktion.

"Im Ernst? Na, ich dachte erst, dass es deine Sara war, wegen des Namens, aber dann nannte er den Vornamen Sandrine. Woher kennst du sie? Hat sie etwas mit Sara zu tun?"

"Sandrine! Das ist ihre Tante. Dann kommt das Geld doch von ihr. Oh, mein Gott."

"Du weißt aber nicht, wer das ist? Ich schon. Dann weiß ich jetzt auch, wer Sara ist."

Minuten später zeigte sie mir Sara in einer ihrer Zeitschriften. Tatsächlich. Und das war dann wohl Phillip. Der erste und einzige Mensch, denn ich hasste. Abgrundtief hasste, ohne ihm jemals begegnet zu sein.

Für einen Moment glaubte ich, das Böse in seinen Augen sehen zu können, in dem ansonsten wenig markanten, ausdruckslosen, glatten Gesicht. Der Mann, der Saras Leben zerstört hatte. Sie fortwährend quälte, sogar einen Mord vor ihren Augen begehen ließ, um sie zu brechen.

Aber in diesem Augenblick schlugen zu viele Emotionen gleichzeitig hoch, um an ihm hängenzubleiben. Unsere Geldsorgen. Weg. Verpufft, mit einer beiläufigen Geste, von der Frau, die ich ebenfalls liebte, hinweggefegt. Die ihre Schulden nicht so einfach aus dem Weg räumen konnte.

Mich und uns befreite, was ihr für sich selbst nicht möglich war. Aber gleichzeitig eine namenlose Angst. War das wirklich nur eine Geste und nicht ein Abschiedsgeschenk? Konnte ich das überhaupt annehmen? Das fragten wir uns dann gemeinsam, mit Jutta, die ebenfalls nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte.

Nun doch um Erklärungen bat. Die ich ihr gab, soweit ich das verantworten konnte. Ihr von unserer Wohnung im Norden erzählte, nahe der Residenz Sandrines. Ihr erklärte, dass Sara in die Ehe erpresst worden war, ohne auf die Details einzugehen.

Und dass ihr Ehemann ein psychopathisches Monster war. Wir aber zwei Schutzengel hatten, die jede noch so kleinste Gefahr erkennen und aus dem Weg räumen würden.

"Was heißt das? Ich verstehe nicht", unterbrach sie mich alarmiert.

"Wir stehen unter Personenschutz. Und das sind nicht irgendwelche Wald- und Wiesendetektive, sondern Ex-CIA. Sara lässt sich meine Sicherheit sicher einiges kosten. Dabei kann sie gar nicht mehr so viel Geld haben, sie meinte nur, sie hätte ein größeres Stück Land verkauft, von dem er nichts wusste."

"Du weißt wenigstens, wer er ist? Nein? Das ist einer der reichsten Männer Deutschlands, ein Multimilliardär. Ihre Hochzeit war damals das Highlight der Saison."

"Es war der Beginn eines Leidenswegs, dessen Ausmaß du dir nicht einmal vorstellen kannst."

"Und jetzt bist du in seinem Fadenkreuz."

"Nein, er ist nur global misstrauisch geworden. Was machen wir, Jutta, das Geld können wir doch eigentlich nicht annehmen, oder?"

"Eigentlich nicht. Aber uneigentlich?"

"Ich weiß, es würde so viel für uns zum Positiven ändern."

"Hast du das Gefühl, dass sie dich damit kauft?"

"Nein, natürlich nicht, sie liebt mich."

Autsch. Ausgesprochen hatte ich das noch nicht.

"Es hätte mich gewundert, wenn sie das nicht tun würde. Das ist verdammt einfach mit dir. Ich war eigentlich vierundzwanzig Jahre hochzufrieden, dass es außer mir niemandem aufgefallen ist."

"Ach Jutta. Ich liebe dich nach wie vor, mit jeder Faser meines Seins, das weißt du hoffentlich. Und sie will mich dir nicht wegnehmen, das hast du dich jetzt doch sicher auch gefragt, oder?"

"Wenn sie das wollte, hätte ich doch nicht die mindeste Chance. Mein Gott, das ist eine der schönsten Frauen Deutschlands."

"Und du, die großartigste Frau Deutschlands. Die diesem unserem Land zwei neue Leben eingehaucht hat, auf die wir stolz sein können. Ich kann und ich werde euch niemals vergleichen. Ihr seid beide einzigartig ..."

"Und du liebst uns beide, das verstehe ich schon. Eine echte Gelegenheit scheint sie ja nicht mal zu haben, im Gegenteil. Ich kenne sie nicht und normalerweise verlasse ich mich auf deinen gesunden Menschenverstand und Urteilsvermögen, aber Liebe macht blind. Daher frage ich dich, weil du es wahrscheinlich noch nicht selbst getan hast, könnte es nicht auch sein, dass sie dich an sich heranzieht, dir das alles erzählt, damit du später in ihrem Interesse handelst? Ein Verbrechen für sie begehst? Den ungeliebten Ehemann für sie aus dem Weg räumst?"

"Ich habe manchmal Probleme, den Müll aus dem Weg zu räumen, wenn er blöde liegt. Kennst du mich so schlecht? Ich könnte keinem Menschen etwas antun, selbst so einem abartigen Schwein wie dem nicht. Nein, meine angedachte Rolle ist eine andere, ich ermögliche ihr in einem ganz bescheidenen Rahmen frei, geliebt und glücklich zu sein. Mehr nicht. Du sollst doch nicht in meinen Krimis schmökern."

"Aber da ist noch etwas, was dich bedrückt."

"Ja, ich frage mich, ob das Geld vielleicht ein Abschiedsgeschenk war."

"Oh Gott, das darf es nicht sein. Ihr sollt glücklich zusammen werden. Und wir das bleiben."

"Jutta, das werden wir. Erst einmal muss sich alles beruhigen. Du wirst in einer Beziehung jetzt allerdings die Leidtragende sein."

"So? In welcher?"

"Irgendwie hat sich ihr maßloser Appetit auf mich übertragen. Diesen Hunger wirst du nun eine Weile alleine stillen müssen."

"Oh."

"Wann kommt der Kurze vom Training?"

"Zeit genug für einen schnellen Happen. Lust genug für ein ausgedehntes Mahl später auch. Vielleicht ist es eine Infektionskrankheit, oder einfach nur, was du in letzter Zeit alles mit mir anstellst, aber das Leid trage ich nur zu gern. Runter damit."

"Schneller Happen, wie möchtest du ihn serviert bekommen?"

"Von hinten und mit Nachdruck."

Sollst du haben. Ah. Jutta geil. Ja, das ist wirklich lange her, dass ich das erleben durfte, dabei längst nicht so ausgeprägt wie jetzt. Jutta, erregt war es in den vergangenen zwanzig Jahren eher gewesen. Ein bisschen Lumen hatte sie damals auch in sich. Und jetzt meinen Schwanz, der sie auch nach all den Jahren immer noch richtig glücklich machte.

Sie mich auch. Aber jetzt rasend vor Leidenschaft und Geilheit. So laut hatte ich sie bis dato nicht erlebt. Uns noch nicht so erlebt. Gemeinsamer Absprung, pfeifender Atem und die Luft, die aus ihrer Möse kommt und uns beide zum Lachen bringt.

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Am Freitag zunächst der erfreuliche Lagebericht, dass die Frau diesen wohl ausgelassen hatte, nachdem der Unterricht beendet war und Sara das Handy endlich nutzen konnte.

"Jetzt müssen wir nur abwarten, ob das eine einmalige Geschichte ist oder der Versuch, dich in Sicherheit zu wiegen, um dich leichtsinnig zu machen."

"Das ist leider durchaus denkbar. Aber wir schaffen das."

"Sara, ich muss noch über etwas Anderes mit dir sprechen."

"Ich glaube, ich weiß, was das ist. Darüber müssen wir gar nicht sprechen. Du hast genügend Sorgen mit mir, da kannst du keine anderen gebrauchen. Jetzt hast du zumindest ein paar weniger."

"Sara ... du bist eine unglaubliche Frau. Dein Herz, deine Opferbereitschaft für deine Familie, dein Mitgefühl für Roger und jetzt mich ... wie du auf die Idee kommst, rücksichtslos zu sein ..."

"Ich bin auch das. Wirklich, lass uns da nicht drüber sprechen. Ich will, dass es dir gut geht, besser geht. Ich tue alles dazu, was ich kann. Wie ... läuft es mit Jutta?"

"Sie weiß, wer du bist. Hat Sandrines Namen als Handelnde in der Bank erkannt und ihre Schlüsse gezogen."

"Ich hoffe, das kompliziert es nicht für dich."

"Sie weiß, dass wir uns lieben. Und sie wünscht uns alles Glück der Welt. Sie hält dich nebenbei für eine der schönsten Frauen Deutschlands. Meine Frau hat übrigens immer recht."

"Ich freue mich, dass sie uns das wünscht und ihr beide so denkt. Ich würde sie gern einmal kennenlernen. Auch wenn ich sonst wohl tatsächlich eifersüchtig bin, auf sie nicht. Sie gehört zu dir, ist Teil von dir."

"Wie du es jetzt ebenfalls bist."

"Bald, Sebastian, bald sind wir wieder vereint. Ich denke aber über eine andere Lösung für die Zukunft nach."

"Oh, das hatte Jutta befürchtet. Soll ich Phillip den Garaus machen? Ich fürchte, da fehlt mir möglicherweise das Talent."

Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder einkriegte.

"Nein, Sebastian, das will ich nicht. Das würde auch nichts bringen, weil dann hätte ich mich fünfzehn Jahre umsonst gequält. Die Klausel in meinem Ehevertrag. Ich würde nichts bekommen, aber die Polizei dafür umso mehr. Ich erkläre dir, was ich zumindest versuchen möchte, wenn wir endlich wieder zusammen sein können. Jetzt aber muss ich wirklich schon Schluss machen. Ich melde mich, sobald das wieder geht, okay? Und grüß Jutta von mir, und sag ihr, so bescheuert das klingen muss, dass ich hoffe, dass wir eines Tages Freundinnen werden."

"Das könnte euch so passen, und mich dann gemeinsam nach Herzenslust manipulieren und über mich kaputt lachen. Aber ich richte es gern aus. Bis hoffentlich bald, Sara. Ich liebe dich."

"Ich liebe dich. Ciao mein Schatz."

Das Gespräch erleichterte mich total. Es war kein Abschiedsgeschenk gewesen. Es würde keinen Abschied geben. Im Gegenteil, in ihrer Stimme hörte ich eindeutig einen unbeugsamen Willen, für uns zu kämpfen. Was immer sie da plante, war von entscheidender Bedeutung.

Jutta freute sich wie eine Schneekönigin über das Freundschaftsangebot. Da werde noch einer aus Frauen schlau. Aus meiner insbesondere. Oder meinen, hö, hö. Jutta träumte wohl schon von einer Einladung ins Schloss. Von Sex brauchte sie nicht mehr zu träumen.

Den bekam sie im Überfluss. Ihre Tage nicht mehr. Dafür Einläufe, die wir uns vorher kondomiert verkniffen hatten. Sie konnte mir nicht sagen, ob das ein vorhersehbares Symptom des Endes der Wechseljahre war, dass sie sich meinem gesteigerten Appetit nicht nur anpasste, sondern ihn nach kurzer Zeit fast übertraf.

Wir mussten uns schon von unserem Sohnemann sagen lassen, dass wir "langsam echt peinlich" wurden, weil wir von ihm so oft zumindest in semi-flagranti ertappt wurden. Und er fragte, wo man Ohropax erwerben könnte, oder ob wir es nicht für richtig und angemessen halten würden, ihm alternativ ein neues Headset zu finanzieren.

Machten wir, weil wir das zum ersten Mal seit Jahren einfach so machen konnten. Das Geld jetzt richtig reichte. Und folgerichtig endlich an Bedeutung verlor.

Die Vorsicht, die Sara walten ließ, war angebracht und zahlte sich aus. Auch am Dienstag war die Frau nicht da, aber Sara zuckte noch nicht. Prompt war sie am Freitag darauf dann wieder präsent. Das Spiel wiederholte sich noch einmal.

Dann aber kam von Saras Freundin die Entwarnung. Die Dame hatte ihr gesagt, dass sie über den Schnupper-Monat hinaus nicht weiter teilnehmen wollte. Es hatte ihr nicht das gebracht, was gewünscht wurde. Dann war sie weg.

Sara riskierte es immer noch nicht, kalkulierte ein kalkuliertes Lippenbekenntnis mit ein, das sie leichtsinnig machen sollte. Wartete eine weitere Woche. Aber am Dienstag der folgenden war das Warten endlich vorbei.

"Halleluja Sara."

"Hallo Sebastian. Ja, das liegt mir auch auf den Lippen. Lumen muss sich noch länger gedulden, du gehörst heute nur mir und machst dich bitte auf den schnellsten und direktesten Weg zu unserer Wohnung und meine Arme."

"Nicht nur da will ich dringend hin."

"Oh, du sagst immer noch, was ich hören will. Um Gottes willen, gib Gas."

Na, schnellsten und direktesten Wege ... wir schafften es immerhin bis zum ersten Rastplatz. Erwiesen uns als lernfähig und vergaßen diesmal nicht den vorsorglichen Rundumblick. Wir waren tatsächlich alleine und nutzten dies weidlich aus.

"Mmh, nass", war ihr Kommentar, als ich sie auf dem Tisch aufbockte.

"Das könnte an dem strömenden Regen liegen. Oh ... hier auch."

"Regen ... ich ... hielt ... es ... für Kreislaufstörungen."

"Die kommen jetzt. Schnall dich an."

"Und jetzt haben wir Lumen zu Hause gelassen. Wir teilen gewisse Vorlieben, habe ich das schon erwähnt?"

"Hoffentlich die, die Lichter ausgefickt zu bekommen, weil das passiert genau jetzt."

"Wie gut du uns doch kennst. Ah ... geil."

Ja, das war es, trotzdem beide nass wie Hulle dabei wurden. Hammergeil. Diesmal hatte sie keine Sachen zum Umziehen dabei und so teilten wir das nasse Schicksal auf der Restfahrt. Die Bademäntel bekamen dann tatsächlich einen Sinn und ersten ... kurzen ... Einsatz.

Also die Zigarette danach war jetzt wirklich mal verdient. Heiliges Kanonenrohr. So hatte mich auch noch niemand rangenommen.

"Ah. Endlich wieder zurück im Paradies", freute ich mich.

"Dann freut dich eventuell zu hören, dass deine drei Donnerstagstouren leider anderweitig vergeben wurden, und wir stattdessen Sandrines Geburtstag von drei Uhr bis in die späten Abendstunden feiern werden."

"Es freut mich eventuell maßlos."

"Dafür fällt Dienstag leider aus. Ich fahre meinen Vater und Niklas besuchen, wahrscheinlich bin ich auch Freitag noch nicht zurück, mal sehen."

"Wir werden Donnerstag und Freitag dafür kompensieren müssen."

"Und wie wir das werden. Du ... hast an Stehvermögen zugelegt. Das war eine unglaubliche Vorstellung."

"Juttas hartes Training. Ein Trainingsaufwand eines olympischen Athleten würdig. Du erntest jetzt die Früchte. Und sie möchte nur zu gern deine Freundin werden."

"Ich werde alles in meiner Macht Stehende versuchen, das zu ermöglichen."

"Ach so, dein, wie es klang, Plan. Der was beinhaltet?"

"Ganz einfach. Ich habe mich fünfzehn Jahre für meinen Bruder und meinen Vater geopfert, zerstören lassen. Ich kann es nicht mehr und ich will es auch nicht mehr. Und hoffe, mit den beiden eine Lösung zu finden, darum fahre ich dorthin."

"Wie könnte die aussehen?"

"Ich habe einige Ideen, aber da hängt viel von ihrer Bereitschaft ab. Auf jeden Fall werde ich ihnen reinen Wein einschenken, was Phillip und seine Erpressungen angeht."

"Das ist in meinen Augen überfällig. Damit machst du sicher nichts verkehrt. Ich wollte, ich könnte dir auch dabei irgendwie helfen, aber in dem Handlungsstrang hast nur du wirklich Einflussmöglichkeiten. Da ich sie nicht kenne, kann ich natürlich nicht mal einschätzen, wie sie darauf reagieren werden."

"Sie lieben mich. Wie du mich auch. Na, doch etwas anders. Lieb mich nochmal, etwas anders."

"Ich lieb dich, bis du die Englein singen hörst, mein Schatz."

"Endlich habe ich auch den Titel verdient. Und nicht mal geerbt."

"Und so ... viel ... mehr."

"Ja. Mehr. Mehr."

Na, ich bin doch schon dabei. Oh, mein Gott, das war die richtige Ansage. Die hörten wir beide. Der Donnerstag bot genug Zeit und Raum für die in gleicher Weise vermisste Zärtlichkeit. Die Abwesenheit meiner Zunge hatte gleichfalls Trennungsschmerz verursacht, und so leckte ich nur zu gern alle entstandenen Wunden.

Am Freitag kam Lumen mal wieder so richtig zu ihrem Recht. Und die Entwarnung, dass auch weiterhin die Spitzelin ... Spitzeline? ... sich nicht im Zentrum blicken ließ. Erleichterung. Noch keine echte Erlösung.

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"Oh, Mädels, geht das vielleicht auch langsamer?"

"Du kannst nicht mal mit einem PS umgehen, man gut, dass deine Karriere beim Fahrdienst beendet ist", neckte mich Sara.

"Dafür lässt er sich gut reiten, nicht?", wurde von Jutta schon wieder aus dem Nähkästchen geplaudert.

Da hatte ich mir ja was eingehandelt mit den beiden.

"Die Bremsen an diesen Dingern sind irgendwie nicht ausgereift", gab ich Gründe für meine Zurückhaltung. Gut in den Kurven lagen die auch nicht.

"Ja, dann kommt er total lange nicht. Aber das passiert im Augenblick sowieso nicht. Ich höre, das haben wir dir zu verdanken."

"So haben wir alle was davon. Magst du ... Frauen?", fragte Jutta zu meiner völligen Verblüffung.

"Nein, sorry, nicht mein Ding."

"Das ist prima, sonst hätte ich mich verpflichtet gefühlt, verstehst du? Aber so könnten wir ihn nur einfach teilen, oder?"

"Du meinst jetzt? Wir alle drei? Sebastian ... Galopp wollen wir sehen."

Ja, macht mich nur richtig kaputt. Da habe ich mir ja was eingehandelt. Na, das größte Glück, das einem Mann widerfahren kann. Zwei liebende Frauen. Eine meine Ehefrau. Und die andere, meine Geliebte, die das jetzt ganz und gar sein kann.

Ihr Besuch bei ihrem Vater und Bruder löste alles aus. Zunächst Bestürzung über das, was Sara für die beiden durchlitten hatte. Einen Besuch beim Anwalt. Und dann stellte sich Niklas der Polizei. Sara sagte ebenfalls aus, erzählte die ganze Geschichte im Detail.

Die Polizei gab den Fall ans BKA ab, das gegen Phillip wegen verschiedener anderer Machenschaften und seiner Verbindungen zur russischen Mafia ermittelte. Ein Hausdurchsuchungsbefehl wurde erwirkt und Phillips' Sammelleidenschaft für Erinnerungsstücke und Recyclingmöglichkeiten zur Erhöhung des Drucks auf Sara wurde ihm zum Verhängnis.

Soll heißen, der gute Mann hatte alle intimen Dinner aufgezeichnet, inklusive dem mit tödlichem Ausgang. Er hatte den Mann nicht selbst getötet, aber klar und deutlich den Befehl dazu gegeben. Auch das Video von Niklas wurde aufgefunden.

Beide Versionen, das lange Original, und sein Zusammenschnitt mit Voice-over für Sara. Niklas wurde freigesprochen, als zwei der drei anderen Beteiligten auf dem Video ausfindig gemacht wurden und bestätigten, dass er mit dem einen Horror-Trip erzeugenden Halluzinogen unzurechnungsfähig gemacht worden war.

Eine Klausel für einen lebenslangen Gefängnisaufenthalt gab es nicht in ihrem Ehevertrag. Sara bekam ihre Scheidung noch vor Ende der Gerichtsverhandlung gegen Phillip, die sich über ein Jahr hinziehen sollte, weil die BKA-Beamten zu ihrer Freude Beweise für die anderen von ihnen unterstellten Vergehen und Verbrechen in seinem Safe fanden.

Sara und Familie bekamen nicht nur ihre Besitztümer zurück, sondern auch noch eine Geldsumme in einer Höhe, die ich mal als herrlich unanständig bezeichnen möchte. Es schien wirklich wie ein Versuch der Justiz, Sara eine Entschädigung für ihr unvorstellbares Leid überlassen zu wollen.

Denn einen Monat danach wurden alle verbleibenden Finanzmittel des nun Ex-Ehemanns eingefroren. In der Zeit reiste Sara viel hin und her, zu ihrer Familie, zu Sandrine, die ich im Zuge so kennenlernte, denn sie hatte mich in der Übergangszeit einfach als Fahrer engagiert.

So dauerte es tatsächlich bis nach ihrer Scheidung, dass Jutta und sie aufeinandertrafen. Sie lud uns alle, inklusive unserer beiden Kinder, in das Schloss ihres Vaters ein. Es waren Sommer- und Semesterferien, so ließ sich das gut machen.

Dass das nicht nur als Einladung zum Urlaub gedacht war, erfuhren wir dann dort. Sie wollte nämlich künftig wieder dort leben, aber nicht ohne mich. Es wären noch circa zwölf Zimmer frei, über die wir verfügen könnten. Und genug Geld für alle, um nie wieder darüber nachdenken zu müssen.

Vor diesem Ausritt, Jutta war tatsächlich als junges Mädchen ebenfalls leidenschaftlich gern geritten, hatten wir ihr gerade unsere Antwort gegeben. Dass wir eigentlich viel zu lange Realisten hatten sein müssen, und durchaus nichts gegen ein Leben in einem Traumschloss, unvorstellbaren Luxus und Liebe ohne Hindernisse einzuwenden hätten.

Gut, den Ausritt hatte ich wie alles andere überstanden. Der wahre Test für meine Leidensfähigkeit steht mir aber noch bevor. Da brauchte man diesen beiden Damen nur in die erwartungsvollen Gesichter zu schauen. Durchatmen. Sammeln. Für die Liebe leiden wir doch gern. Und ... los.

Vollgas Richtung Glück. Und dann immer geradeaus.



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