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Afrika in Rom (fm:Schwarz und Weiss, 7337 Wörter) [1/2] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Nov 19 2009 Gesehen / Gelesen: 43714 / 33932 [78%] Bewertung Teil: 9.19 (118 Stimmen)
Ein eindeutiges Treffen im römischen Hauptbahnhof: Linda aus Nigeria

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Die ewige Stadt Rom, und dann auch noch im September: weit über 20°C, Sonne und blauer Himmel, es war einfach die perfekte Zeit. Und ich hatte es dringend nötig: nach fast zwei Jahren Aufenthalt in Südamerika war mein vormals absolut passables Italienisch auf die Größe einer Rosine geschrumpft - überlagert vom Spanisch, was durch seine Ähnlichkeit in Aufbau und Struktur den Platz des Italienischen in meinem Gehirn eingenommen hatte.

Als mir das klar geworden war, hatte ich zum Telefonhörer gegriffen und Costantino angerufen. Ein alter Freund, seines Zeichens stolzer Stiefelbewohner, war mehr als entsetzt gewesen, als mein mit Spanisch versetztes Italienisch seine Ohren gequält hatte. Verletzt in seiner Ehre hatte er sofort agiert und mich zum éIntensivkurs' eingeladen - eine Woche bei ihm, so hatte er mit dem Brustton römischer Überzeugung getönt, und ich würde "wieder auf der Höhe sein".

Gesagt, getan, mit dem Zug über die Alpen und hinein in die Ewige Stadt. Es war ein herzliches Wiedersehen nach den zwei Jahren, und es gab viel zu erzählen. Der Sonntagabend verging bei einer schönen Flasche Wein und viel Gerede, an dessen Ende mir zwar der Kopf surrte, ich aber zumindest wieder Hoffnung geschöpft hatte, dass die italienische Sprache sich doch in noch aktivierbaren Schubladen meines Gehirns befand.

Am Montag nahm Costantino mich bis zum Uni-Gelände mit - der Hauptbahnhof Stazione Termini lag in Laufnähe und von dort aus konnte ich problemlos öffentlich weiter ins Zentrum fahren. Am Nachmittag würden wir uns dann wieder treffen, und am Abend stand ein Fest bei Freunden von ihm auf der Tagesordnung. Nach einer sehr römischen Parkplatzsuche mit Halt in der dritten Reihe und einer kleinen Rundtour durch die Bibliothek wies mir Costantino die Laufrichtung an und verabschiedete sich.

Ich trat auf die Straße und sog die Spätsommerluft zum ersten Mal bewusst und tief in mich ein. Es war schon einige Zeit her, seit ich Rom das letzte Mal erleben durfte - eine für mich in jeder Hinsicht faszinierende Stadt. Ich hatte es vermisst, und jetzt lagen mehrere Tage vor mir, in denen ich mich nach Herzenslust und völlig ohne Zeitdruck treiben lassen konnte.

Mich befasste eine leichte Unruhe, eine der positiven Art, bei der man fühlt, dass etwas Schönes, etwas Aufregendes bevorsteht. Ich konnte das Gefühl nicht zuordnen, war aber durchaus offen für jede Art von Abenteuer. Richtung Bahnhof schlendernd ließ ich die Gesichter der Menschen auf der Straße an mir vorbei ziehen: viele junge Leute, Studenten, auf dem Weg in ihre ersten Vorlesungen; ältere Damen bei ihrem vormittäglichen Einkauf; Taxifahrer, die rauchend auf Kundschaft warteten; der Duft von frisch gebackenem Brot aus gerade geöffneten Pizzerie; eitle Geschäftsmänner und -damen, die schick angezogen zu ihrem nächsten Termin hasteten.

Die Frauen Roms gefielen mir, sie waren auf ihre eigene Weise schön und strahlten die Aura von Hauptstadtbewohnerinnen aus: souverän, leicht arrogant, chic, wissend und doch neugierig - eine tolle Mischung. Meine Stimmung stieg. Wer wusste, welche Begegnung mir an diesem perfekten Tag noch vergönnt war?

Je näher ich dem Bahnhof kam, desto gemischter und unitalienischer wurde das Publikum: wie in fast jeder Stadt ist auch die Bahnhofsgegend in Rom bevorzugter Wohn- und Treffpunkt zahlreicher ethnischer Gruppen. Ich schnappte ein paar Fetzen irgendeiner slawischen Sprache auf, danach harte Laute, die wohl dem arabischen Sprachraum zuzuordnen waren. Kurz darauf landete ich hinter zwei Frauen, die sich mit völlig unverständlichem Akzent unterhielten. Aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe platzierte ich sie gedanklich nach Afrika, nicht ohne die sehr prallen Rundungen ihrer in Jeans gepressten Hintern mit meinen Blicken zu erforschen.

Während ich ihnen auf meinem Weg folgte, betrachtete ich sie weiter: trotz ihrer eher plumpen Statur machten beide einen agilen Eindruck, beweglich und lebenslustig. Ihr Lachen klang rau, aber fröhlich, und die Vormittagssonne ließ ihre Haut dunkel glänzen. Meine Gedanken begannen zu wandern: wie es wohl wäre, mit so einer kraftvollen, schwarzen Frau im Bett zu landen?

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