Vielleicht die letzte Romanze (fm:Ältere Mann/Frau, 2726 Wörter) | ||
Autor: Achterlaub | ||
Veröffentlicht: Nov 21 2009 | Gesehen / Gelesen: 36922 / 28755 [78%] | Bewertung Geschichte: 8.11 (114 Stimmen) |
In die Jahre gekommene Frau hat jede Hoffnung auf eine dauerhaft Partnerschaft verloren. Sie möchte vielleicht ein letztes Mal die körperliche Liebe mit einem jüngeren Mann erleben. |
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Vielleicht die letzte Romanze
Das von regelmäßigen Besuchen des Sonnenstudios unnatürlich gebräunte Gesicht wies deutlich hervortretende Falten auf. Die tiefdunkle Färbung der halblangen, gelockten Haare betonte dies auch noch unnötig. Claudia hatte die Mitte 40 bereits vor geraumer Zeit überschritten. Die vorangegangenen Lebensjahre und zwei Geburten hatten ihren Leib zudem unübersehbar aufgebläht. Das war ihr indes ebenso bewusst wie der Umstand, dass sie deshalb wohl nach ihrer Scheidung vor etlichen Jahren die ausstehende Lebenszeit werde allein ohne einen Partner verbringen müssen. Claudia war sich andererseits auch im Klaren darüber, dass mit der gewachsenen Leibesfülle ihre Brüste ein Volumen erreicht hatten, das sie manch einem Jüngeren auf besondere Weise attraktiv erscheinen ließ. Das hielt sie denn auch für die Chance, noch einmal in den Genuss erfüllender körperlicher Liebe zu gelangen. Die Brüste sollten ihr Lockmittel sein, mit dem sie einen Kerl, vielleicht benebelt vom Alkohol und des scharfen Blickes verlustig gegangen, gleichsam einfangen wollte.
Wenn Claudia über die Hauptstraße flanierte, das mochte der Kurfürstendamm in Berlin, die Mönckebergstraße in Hamburg oder die Maximilianstraße in München sein, war sie sich immer noch der erregten Blicke von Männern aller Altersklassen sicher. Der kecke Ausschnitt ihrer Bluse spiegelte den vorübergehenden Passanten nicht ein Trugbild vor. Es war alles echt, wenn auch nicht von der einstmals in Jugendjahren vorhandenen Straffheit. Manch einer blickte scheu zu Boden. Sie wusste dass der Blick dabei über die immer noch schlanken, wohlgeformten Waden bis hinauf zur feinen Kniescheibe hinwegfuhr, die der schwarze Rock für das Auge des Betrachters frei gelassen hatte. Es war Sommerzeit. Doch kaum einen schien zu kümmern, dass dichte Strümpfe die schon hervortretenden Beulen an den Beinen in Form setzten. Die Älteren ließen sich hierdurch kaum blenden. Aber manch ein junger Bursche, der sich von der Fantasie der Pubertät noch treiben ließ, fand an dieser Gestalt entzückenden Gefallen.
Man wird indes nicht sagen können, dass Claudia mit ihrer Aufmachung den Eindruck erwecken wollte, sie sei bereit sich jedem x-beliebigen hinzugeben. Dafür war ihr Auftreten zu selbstbewusst. Dummen Bemerkungen wusste sie durchaus mit dem scharfen Schwert des Wortes zu begegnen. Auf plumpe Anmache reagierte sie entweder gar nicht oder mit durchdringenden Worten, die den Angreifer sogleich ruhig stellten und zurückdrängten. Claudia wollte sich keinesfalls unter Wert verkaufen. Wie gerne hätte sie sich in die Arme eines ebenbürtigen, gleichaltrigen Partners mit guten Manieren und einer gehobenen sozialen Stellung begeben. Aber dieses Kapitel war abgeschlossen. Diese Personen lebten in der Fabelwelt. In Wirklichkeit waren sie brav verheiratet und hätten allenfalls zu einem schäbigen Abenteuer getaugt. Oder aber sie waren durch das Leben und andere Partnerinnen so deformiert, dass sie noch nicht einmal den Ansprüchen für eine Nacht genügten. Gerade deshalb richtete sie ihr Augenmerk vornehmlich auf Jüngere.
Andererseits war Claudia durchaus klar, dass ein Zusammensein mit einem jungen Burschen ihr nicht unbedingt eine erfüllende Liebesnacht sicherte. Sie wusste um den erregten Eifer und die jugendliche Gier, die nicht selten den so innigen Wunsch nach der eigenen Befriedigung zunichte macht. Als ältere und erfahrenere würde es deshalb ihre Aufgabe sein, der Jugend Zügel anzulegen und sie mit Bedacht und großer Ruhe auf einen gemeinsamen Höhepunkt vorzubereiten. Hierfür eignete sich ein großspuriger Möchtegern oder ein von sich selbst eingenommener Bursche kaum, selbst wenn er schon Erfahrung in diesen Dingen aufwies. Auch ein gehemmter junger Mann würde ihren Ansprüchen wohl kaum genügen. Er wird sich viel zu schnell verausgaben, weil seine Fantasie die eigenen körperlichen Möglichkeiten leicht überschätzt.
Mit diesen Gedanken setzte sich Claudia zu einem wohl gerade volljährig gewordenen jungen Mann an den Tisch des Straßencafes. Er wirkte so konservativ mit dem brav gescheitelten dunkelbraunen Haar in dem leicht getönten Antlitz. Ihr fiel sogleich das Grübchen am Kinn auf, das ihm eine gewisse Verwegenheit verschaffte. Seine Oberarme waren kräftig. Er besuchte offensichtlich regelmäßig ein Fitness-Studio. Ein Blick auf die dünne weiße Leinenhose ließ erahnen, dass die Natur ihm etwas mitgegeben hat, was nicht nur Claudia große Freude bereiten könnte.
Vielleicht habe ich heute Glück, dachte sie, als sie den jungen Mann in ein harmloses Gespräch verwickelte. Er hatte gerade das Abitur hinter
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