Cordoba (fm:1 auf 1, 2010 Wörter) | ||
Autor: testsiegerin | ||
Veröffentlicht: Oct 29 2011 | Gesehen / Gelesen: 19072 / 13772 [72%] | Bewertung Geschichte: 8.63 (41 Stimmen) |
Ich steh auf Sex. Ich mag Fußball. Ich liebe die Kombination von beidem. Vor allem den Zeitpunkt, wenn die Abwehr außer Gefecht gesetzt ist. |
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"Kleines? Könntest du mir eine Flasche Bier mitbringen, bevor das Match beginnt?", fragte Rosalind und klappte den Laptop zu. Der Artikel für ihre wöchentliche Kolumne in der Zeitung Weiberwirtschaft war fertig. Über eine Winzermeisterin hatte sie geschrieben und deren Liebe zum Wein. Aber jetzt gab es keinen Wein. Jetzt gab es Fußball, und Fußball bedeutete Bier. Bier, Erdnüsse und Zeit fürs Zehennägel Lackieren. Sie schnalzte mit der Zunge, als ihr Mann mit zwei Flaschen und einer Schale Erdnüsse ins Wohnzimmer kam. Er trug sein Werder Bremen-Trikot. Dabei gab es heute Deutschland gegen Österreich, aber das Nationaldress war in der Wäsche. Er war erst wenige Stunden vorher vom Biochemikerkongress aus Baltimore zurückgekommen. Obwohl sein Anblick sie auch nach fünf Jahren Ehe noch immer erregte, hatte sie abgewinkt, als er ihr langes dunkelbraunes Haar zur Seite legte und sie liebevoll in den Nacken biss. Der Artikel musste noch heute in der Redaktion sein.
Wie immer, wenn es gegen Österreich ging, waren im Sektor mit den deutschen Fans zahlreiche Transparente mit hämischen Kommentaren zu lesen, wie: "34 Jahre nach Cordoba - Ösis frei zum Abschuss!" Oder für die noch schlichteren Gemüter: "Zeigt's den Schluchtenscheißern!" Aber Jogi Löw verkündete vor den Mikrofonen artig seinen Respekt. "Das nächste Spiel ist immer das Schwerste." Rosalind liebte solche abgedroschenen Fußballweisheiten. Sie unterstrichen den archaisch-maskulinen Charakter dieses Sports. Dabei musste ihre Einstellung durchaus als radikalfeministisch bezeichnet werden.
Mit ihrer Gesinnung nahmen es die beiden ohnehin oft nicht so genau, so wie damals, als sie an der Treibjagd teilgenommen hatten. Konrads schneidiger Anblick im reaktionären grünen Loden hatte Rosalind dazu verleitet, ihn gierig ins Gebüsch zu zerren, wobei ihm der einzige Schuss an diesem Tag gelungen war, der sein Ziel nicht verfehlte.
Das deutsche Team trug Schwarz-Weiß, während die Österreicher in Rot-Weiß-Rot antraten. Zur Halbzeit lagen die Schwarz-Weißen 2:0 in Führung und Rosalinds Zehennägel waren schwarzkirschenrot. "Schade eigentlich, dass sie die Hemden nicht auch zur Halbzeit tauschen." Ihre Hände krochen unter den grün-weißen Stoff und spürten warmes nacktes Fleisch. Sie betrachtete die durchtrainierten Körper der Stars auf dem Weg in die Kabinen und knetete den Ring am Bauch ihres Mannes, in dem sich seit Jahren das Fett der Erdnüsse ablagerte. "Magst du das Trikot tauschen mit mir?" schlug Konrad begeistert vor. "Später, Liebes. Ist ein wichtiges Match heute." Sie küsste ihn flüchtig auf den Mund und zog die Hand wieder zurück. Er nickte und freute sich auf später. Hoffentlich trug sie die grüne Unterwäsche, die er ihr zur neuen Saison geschenkt hatte.
"Aus der prachtvollen Kulisse der Arena auf Schalke begrüßen wir Sie zurück zur zweiten Hälfte, meine Damen und Herren", ertönte die leicht überdrehte Stimme des Kommentators, die Rosalind jedes Mal aufs Neue erregte. Ihre und Konrads Fingerspitzen suchten und fanden einander in der Schale mit den Erdnüssen. "Abseits!" rief sie, als der Linienrichter die Fahne nach oben riss, und Konrad strahlte. Er liebte es, wenn seine Frau begann, ihm die Regeln zu erklären. "Oh ja, Baby, sag es mir. Ich will es hören. Bitte!", schmachtete er sie an. "Eine Abseitsstellung liegt vor, wenn im Moment der Ballabgabe ein Spieler der angreifenden Mannschaft in der gegnerischen Hälfte näher zur Torlinie steht als zwei Spieler der verteidigenden Mannschaft", zitierte Rosalind und platzierte lächelnd ein paar halbe Erdnüsse als Angreifer und Verteidiger und eine ganze als Ball auf dem Tisch, "und dieser aktiv ins Spielgeschehen eingreift. Die Abseitsregel ist außer Kraft gesetzt, wenn der Ball vom Gegner zuletzt berührt wurde und wenn er unmittelbar von einem Eckball oder einem Einwurf kommt."
Jetzt steckte sie verführerisch und ein wenig lasziv ein paar Spieler in den Mund. Konrad hing an den Lippen seiner Liebsten. Aber deren Aufmerksamkeit galt dem österreichischen Trainer, der an der Seitenauslinie stand und seinen Burschen Anweisungen zubrüllte: "Geht's zuwe!"
Es war eine typische zweite Halbzeit. Abseitsstellungen wechselten mit Fehlpässen und auf dem Boden liegenden Akteuren, die zu Rosalinds Freude stets in Nahaufnahme gezeigt wurden. Sie hatte ihre rasierten Beine auf Konrads Schoß gelegt und ließ sie sich von ihm streicheln und massieren. Zum Ausgleich hatte sie seine Erdnussversorgung übernommen. Einmal schoben sich seine Hände etwas unter ihren Rock, was sie mit
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