Detlev (fm:Schwul, 3428 Wörter) | ||
Autor: rokoerber | ||
Veröffentlicht: Jul 19 2013 | Gesehen / Gelesen: 15481 / 11523 [74%] | Bewertung Geschichte: 8.44 (16 Stimmen) |
Versuch einen Schwulen zu heilen |
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Detlev © rokoerber
Ein missglücktes Experiment. Prolog
Weihnachten drohte. Die Kinder würden wieder zu Hause sein, und das beschauliche Leben der Eltern völlig durcheinander bringen.
"Ach Greta, einerseits freu ich mich ja darauf, mal wieder die Kinder zu Hause zu haben. Aber andererseits -- Tobi geht ja. Er ist ein richtiger Junge; dafür kommt er nur schwer mit seinem Studium zurecht. Elektrotechnik ist scheinbar so gar nicht seine Sache. Ich fürchte, du hattest Recht. Er wär besser Lehrer geworden", jammerte Karl ein wenig. Dass Tobi nur faul war, kam den beiden gar nicht in den Sinn.
Mama Greta seufzte schwer. Ihr Seufzen klang etwas seltsam; Ihre neuen Zähne waren noch nicht fertig, und das Provisorium störte sie -- und ihre Aussprache.
"Aber unscher Detlev. Unscher Sorgenkind. Er wird wieder fürchterlisch sein -- für unsch. Womöglich klaut er mir wieder meine Tageschcreme und den Puder", murrte Greta.
"Hast du auch nur die kleinste Idee, warum unser Jüngster einfach diesen Drang zu Männern hat? Wenn es mal Männer wären! Seine wenigen Freunde benehmen sich alle auch nur, wie - gibt es eigentlich auch schwule Frauen?"
Das gediegene Ehepaar Schumann zeigten so gar kein Verständnis für ihren schwulen Sohn. Sie kannten zwar den Begriff Lesben; für sie waren das aber eher diese emanzipierten Frauen, die eine gewisse Abneigung gegen Männer hatten. Emanzen eben. Das Thema war nie Gesprächsstoff in der Familie; und bei den Freunden auch nicht. Dass Detlev mehr zu Herren neigte, war, vor seinem Studium, nie aufgefallen. Die Eltern waren sogar eher froh, dass der Junge nicht so sehr an diesen jungen Weibern hing, wie der ältere Bruder Tobi. Der hatte fast jede Woche eine neue Freundin.
"Ich kann doch Detlev nischt Frauenkosmetisch zu Weihnachten schenken", stellte Greta in weinerlichem Ton fest. "Nur um ihm, eine wirklische Freude zu maschen."
Papa Karl richtete sich auf, stellte vorher sogar sein Bierglas zur Seite. "Weißt du was, mir fällt da was ein. Mein Kollege Josef hat mir da einen guten Tipp gegeben, er meinte ..."
"Du hascht mit ihm über Detlev geschprochen?", staune Greta. Dieses Geheimnis sollte doch in der Familie bleiben.
"Nein, eher so. Er hatte ein ähnliches Problem. Sein Sohn hat 'ne Freundin. Der Sohn bekam es aber irgendwie nicht hin -- du weißt schon. Er traute sich nicht. Da heckten sie, zusammen mit der Freundin, aus, er soll doch mal nach Thailand, Urlaub machen. Sie würden ihm ein Hotel buchen, wo diese gewissen Mädchen, quasi zum Programm gehören. Die Mädchen seien -- tun wenigstens so -- auch sehr schüchtern. Da brächte er vielleicht den Mut auf, endlich mal ranzugehen. Dabei würde er doch sicher seinen Komplex verlieren, dass Frauen und er sich nicht verstehen würden -- dabei."
"Und, hat esch geklappt?", wurde Greta neugierig.
"Na ja, wie man will, er hat gleich fünf vernascht, daheim seine Freundin verjagt und dann einen tollen Käfer heimgebracht. Sylvester ist Verlobung."
"Ich fürschte, dann sollten wir noch warten. Bis er sein Schtudium rumhat", gab Greta ihre Meinung dazu. "Erscht muss mal Tobi unter die Haube."
"Ich hoffe, du kannst es mir trotzdem verzeihen, ich werde Detlev, an Weihnachten, hier zwar dulden; am zweiten Feiertag geht aber sein Flugzeug."
***
Bangkok. Ungenanntes Hotel, nahe Patpong.
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