Die Liebenden aus der Bücherzelle (fm:Romantisch, 1597 Wörter) [1/2] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Sophie Andrell | ||
Veröffentlicht: Dec 13 2014 | Gesehen / Gelesen: 16827 / 12791 [76%] | Bewertung Teil: 8.15 (27 Stimmen) |
Die heißblütige Sarah tut taff, aber tief in ihrem Innersten verzehrt sie sich nach Liebe. In einem Buch findet sie eine romantische Liebesbotschaft. Aber wer ist der mysteriöse Fermde? Wird er ihr Verlangen befriedigen? |
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Sarah Wangenbrecht ist eine taffe Frau. Aber tief in ihrem Innersten verborgen gibt es einen Ort, wo die Sehnsucht wohnt. Die ganze Woche über wohnt sie in einem winzigen Kabuff ohne richtiges Tageslicht. Natürlich benötigt sie kein Tageslicht, denn, wenn sie, was meist spätnachts geschieht, aus ihrem Büro in der Karl-Marx-Straße nach Hause kommt, ist es dunkel. Was also hat sie dazu bewogen, ausgerechnet in einer ausrangierten Telefonzelle Zuflucht zu suchen? Vielleicht war es ja Nostalgie...
Früher einmal gab es richtige Telefonzellen. Ganz früher waren sie gelb und gehörten der Post. Früher ist abgebrannt. Heute gibt es immer mehr elektronische Bücher, was die Umwelt schont und Ressourcen spart. In Zeiten wie diesen, wo Worte wie skypen, Internettelefonie und Handy-Flatrate durch virtuelle und wirkliche Räume schwirren, wären große, gelbe Kästen fehl am Platz. Findige Menschen liberaler Gesinnung versuchen, sie einer neuen Verwendung zuzuführen. Da es erstaunlich viele altmodische Menschen gibt, die lesen, ward die Bücherbox erfunden. Mit viel Tam Tam weihte man die erste in Sarahs Kiez ein. Dazu gab es Gratisglühwein und Kekse, ein Sänger sang seinen Song und der Kiezfürst hielt eine Rede. Nun steht das Ding da und wird emsig frequentiert. Scheu schlüpft Sarah hinein und fängt an, in den Büchern zu stöbern, die viele Hände hielten und viele Augen ansahen. Hmm. Lady Chatterley. War das nicht die Dame mit dem Wildhüter? Sarah nimmt sich das Buch. Sinn der Bücherbox, die einmal eine Telefonzelle war, ist es, dass sich jeder hieraus nehmen kann, was sein Herz begehrt und selbiges, so er es nicht mehr begehrt, zurückstellt. Die rassige Frau mit den langen, schwarzen Haaren eilt in ihre warme Stube, brüht einen schwarzen Tee und nimmt auf ihrem Sofa aus rotem Velours Platz, das Buch in ihrer Hand. Aber nanu. Was ist das? Aus dem Einband fällt ein Zettel, fein säuberlich gefaltet. Sarah greift zu und entfaltet das karierte Blatt Papier. Atemlos liest sie:
"Liebste! Wie könnte ich jemals ohne dich leben? Du bist alles für mich. Meine Sonne, mein Mond und mein Sternenhimmel. Wenn du mir deinen Schoß öffnest und mir deine feucht schimmernde Höhle zum Festschmaus darbietest, kann ich nicht anders. Ich trete zu dir und falle vor deinen Gaben auf die Knie. Meine Nase versinkt tief zwischen deinen Lippen. Ich sauge deinen köstlichen Duft in mich ein. Meine Hände ergreifen deine Apfelbäckchen. Sanft umspielt meine Zunge deine Liebeperle, die groß wird und fest. Still seufzt du auf. Dein Saft tropft an meinem Kinn hinab. Du zitterst. Gleich wird es so weit sein. Mein Finger schlüpft in deine Höhle. Dann hebst du ab. Dein Becken bebt, deine Perle zuckt und dein Saft, er läuft und läuft. Ich schlürfe ihn wie Nektar."
Erschöpft lässt Sarah das Blatt fallen. Ihr Finger schlüpft in ihre Hose, hinein in ihre dunkel behaarte Mulde. Sie genießt das warme, weiche Gefühl ihrer Erregung. Der Saft ihrer Lust benetzt ihre Rosenblätter. Sie reibt ihre Perle. Sie schließt die Augen und genießt. Vor ihrem inneren Auge taucht ein Bild auf. Ein Reiter auf einem weißen Pferd. Sein langes, blondes Haar ist zu einem Zopf geflochten, welcher ihm über die rechte Schulter fällt. Er lächelt sie an. Scheu schaut sie zu ihm. "Mylady. Wohin des Wegs? Kann ich sie ein Stück mitnehmen?"
Sarah hält die Augen geschlossen und träumt, als sie in einer wilden Woge kommt. Schnell schlüpft ihr Finger zurück. Sie klappt das Buch zu und legt den gefalteten Zettel dorthin zurück, wo sie ihn fand.
In dieser Nacht findet sie schwer Schlaf. Immer wieder fährt die Lust in ihren Schoss wie ein Dämon. Am nächsten Morgen schmiedet sie einen Plan. Sie nimmt einen Bogen ihres schönsten Papiers und greift zum Stift.
"Mein Geliebter! Wie sehr vermisse ich es, dass du meine erregten Knospen mit deinen Haaren streichelst. Ich wünschte, deine sanfte Zunge möge mich über jene Schwelle von dannen tragen, hinter der das Paradies verborgen liegt. So komm, mein edler Ritter! Zücke dein Schwert! Befreie es aus seinem Verließ und lass mich deine Kraft in meiner Höhle fühlen. Auf ewig dein! Sarah"
Ihre Hände zittern, als sie mit dem Buch in der Hand die Box betritt. Scheu sieht sie sich um. Schnell stellt sie Lady Chatterley zu den anderen und verlässt die enge Zelle. Ihr Herz wummert, als hätte sie einen Marathonlauf absolviert.
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