Schauspielstunde (fm:Verführung, 1799 Wörter) [1/2] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Leyla | ||
Veröffentlicht: Jan 19 2015 | Gesehen / Gelesen: 22880 / 18509 [81%] | Bewertung Teil: 9.13 (39 Stimmen) |
Pamina hat einen neuen Schauspiellehrer. Er scheint ganz anders, als die davor. |
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Die erste Schauspielstunde
"Hallo, mein Name ist Ulli. Ich bin euer Dozent für dieses Semester." Der Mann, der vor mir stand grinste breit und betrachtete uns. Klar, das war das erste, was ein Schauspiellehrer tat. Auf Macken schauen, die einem abtrainiert werden sollen. Unterbewusste Gesten, die nichts auf einer Bühne zu suchen haben. "Ich möchte, dass ihr euch alle einzeln nach vorne stellt und etwas über euch erzählt. Wer fängt an?" Er schaute wieder durch die Runde. In zehn funkensprühende Augenpaare, die nichts anderes wollten, als jetzt sofort etwas über sich preis zu geben. Ich war nicht wirklich gewillt aufzuspringen und die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
Doch er sah mich an und forderte mich auf, dies zu tun. "Wie heißt du?" fragte er. "Pamina. Ich bin 23 Jahre alt und seit 2 Jahren an der Schule. Ich komme ursprünglich aus Köln und spiele seit ich klein bin in Kinder-, und Jugendensembles." Als ich mit meinem Vortrag fertig war, wollte ich mich schnellstmöglich wieder hinsetzen. Doch Ulli erhob sich von meinem Stuhl und kam sehr nah an mich heran. Ich wusste genau, was er wollte. "Pamina, das sind alles Fakten. Ich möchte wissen, was dich bewegt, was dich wirklich fesselt. Wer du bist." Ich versuchte, seinem Blick stand zu halten, doch seine Augen hatten genau dieses Feuer, was ich auch wollte. Klar, damit hatte er mich. "Du scheinst mir für ein Fünftsemester immer noch sehr schüchtern zu sein." Entgegnete er mir. "Ja", antwortete ich. "das mag daran liegen, dass mich noch kein Dozent an dieser Schule irgendwie erweicht hat. Das ist mein größtes Problem. Sobald es an das Wesentliche geht, mache ich zu. Und keiner konnte mir bisher sagen, was ich falsch mache." Ich wollte gar nicht so heraussprudeln, doch seine Augen fixierten meine, sodass mir nach ein paar Momenten direkt die Tränen kamen. "Ich will doch nur spielen. Alles, wovon ich je geträumt habe, war auf diese Schule zu gehen und endlich mein Ding zu machen. Dann kriege ich sogar einen Platz und allesamt sagen mir, ich hätte weniger Talent für die Bühne als manche Laiendarsteller. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mal mehr, was ich hier mache." Ich sank zusammen, wollte mich hinsetzen, doch Ulli hielt mich an den Schultern fest. "Bitte, ich will mich hinsetzen.", "Nein, Pamina, du bist ein starkes Mädchen und bleibst auf deinen Füßen. Das ist der erste Schritt, stell dich gegen deine Gewohnheiten." Alle anderen aus meiner Klasse betrachteten das Spiel Dozent-Schüler interessiert, einige schrieben sogar mit. Ulli hielt mich immer noch an den Schultern hoch. Dabei glitt ich mit meinem Gesicht an seine Schulter. Zum ersten Mal fiel mir sein Geruch auf. Es war kein besonders männlicher Geruch, der Typ war er sowieso nicht. Er hatte längere braune Haare, zurückgekämmt, eine schmale Figur und trug ein kariertes Hemd, das ihm leicht zu groß schien. Der Geruch war frisch. Kein Nikotin war zu erkennen. Er war Nichtraucher. Eine Seltenheit als Schauspiellehrer. "Ist alles klar?" fragte er mich nach einer längeren Pause. Ich starrte ihm auf seine Lippen, die umkreist waren von vielen braun-grauen Bartstoppeln. "Ja, es ist alles gut." Antwortete ich. "Gut", sagte Ulli und klatschte in die Hände. "Dann fangen wir mal an."
Es war eine typische erste Schauspielstunde. Das Kennenlernen durch Spiele und verschiedene Improvisationen. Als die große Uhr in unserem Raum Zwei schlug beendete Ulli den Unterricht. "Pamina, bitte bleib noch kurz." Ich wusste, was passieren würde. Er würde mich nochmal fragen, ob alles in Ordnung sei, nach dem Zusammenbruch in der heutigen Stunde. Aber ich sah keinen Grund, dass er mich das noch einmal fragte, ich war die Stunde über sehr aufmerksam gewesen. "Ja, was denn? Ich muss leider gleich los, ich habe noch Unterricht." Mit meiner Tasche auf dem Rücken stand ich im Türrahmen, bereit, so schnell wie möglich, die beginnende Konversation zu beenden. Er kam auf mich zu und blieb kurz vor meinem Gesicht stehen. Das muss meine Angewohnheit von ihm sein, dachte ich mir. "Ich möchte, dass du dich zur nächsten Stunde hübsch machst. Es kann nicht sein, dass sich ein Mädchen deiner Klasse nicht über ihre Weiblichkeit bewusst ist." Ich starrte ihn mit offenem Mund an. "Ist das dein Ernst?"
Als ich zuhause ankam, durchdachte ich das erlebte nocheinmal. Da war also dieser neue Dozent, der meinte, er könne mich zu dem machen, was ich sein wollte. Ich traute ihm nicht.
Klar, er hatte einiges gemacht in seiner bisherigen Karriere. Auf der anderen Seite hatte er gerade deswegen ein paar Jahre auf dem Buckel und sollte wohl kaum wissen, was auf dem heutigen Markt gefragt ist. Am
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