Noriko (fm:Fetisch, 12480 Wörter) [3/3] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Andy43 | ||
Veröffentlicht: Feb 18 2016 | Gesehen / Gelesen: 15978 / 13211 [83%] | Bewertung Teil: 9.37 (76 Stimmen) |
Teil 03: "Licht und Schatten" |
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Es war kurz vor Mitternacht. Noriko verließ mit Dan das Gebäude auf dem gleichen Wege, den sie bei ihrer Ankunft genommen hatten. Der Nieselregen hatte sich in einen Monsun verwandelt. Dan winkte ein Taxi heran.
Sie saßen schweigend nebeneinander und schauten aus den Seitenscheiben. Gedankenfetzen schossen Dan durch den Kopf. Szenen aus dem Theaterstück, die befremdliche Atmosphäre, der General, die Prinzessin, die junge Frau auf dem roten Kissen, Norikos Anmerkungen zu einzelnen Szenen, dessen Sinngehalt sich ihm nicht erschlossen. In ihm keimten viele Fragen auf. Nicht zuletzt die Frage nach Norikos Verbindungen zu dieser mysteriösen, hochrangigen Gesellschaft.
Dan wandte sich ihr zu. Er hob an, etwas zu sagen.
»Nicht jetzt«, meinte Noriko. »Warte bitte, bis wir bei mir sind.«
Dan ließ den bisherigen Verlauf des Abends erst einmal sacken, versuchte einen normalen Gefühlslevel zu erreichen. Ihn konnte so schnell nichts aus der Ruhe bringen, aber jene Eindrücke im Theater zehrten an ihm.
Sie erreichten den Wohnblock, in dem Noriko ihr Appartement hatte.
Noriko öffnete die Wohnungstür.
Sie legten im Foyer ab. Noriko ging auf direktem Wege ins Schlafzimmer, holte ihre Nachtwäsche und betrat das Bad. Sie hatte ihm das Gästezimmer zugewiesen, wohl aus Rücksicht und nicht zuletzt aus Vorsicht. Nicht nur, dass sie einen emotional aufgebrachten Dan erwartete, der ihr Vorwürfe machen könnte. Sie fürchtete sich vor einer allzu raschen Reaktion, wollte ihm die Möglichkeit geben, alleine zu sein, um mit den ungewohnten Umständen ihres nächtlichen Theaterbesuches zurechtzukommen. Sie wusste, dass er sie liebt, aber sie fühlte sich unsicher. Er fragte sich, ob er es verstehen, Noriko jemals verstehen könnte. Er kannte die Hintergründe nicht, ihre Motivation, wusste nichts von dem, was andere in ihr sahen, was sie verkörperte, wenn sie im Theater auftrat oder bei privaten Treffen in kleinerem Rahmen. Sie wollte ihm Zeit geben.
Dan setzte sich auf sein Bett und strich sich gedankenverloren durch die Haare. Nach einer Weile stand Noriko in der Tür. Sie trug einen schneeweißen Pyjama, über den ihr langes, schwarzes Haar wie ein Schleier fiel. Er schaute sie an. Sie ist faszinierend und so rätselhaft, dachte Dan.
»Du kannst jetzt ins Bad, Dan«, sagte sie leise und ließ ihn wieder mit sich allein.
Dan griff seinen Pyjama, machte sich im Bad für die Nacht zurecht, legte die Zahnbürste beiseite und stützte sich auf den Waschtisch. Er blickte in den Spiegel und erinnerte den abend, an dem Noriko in seinem Hotelzimmer am Fenster stand. Er wollte nicht mehr alleine sein. Er wollte mit seinem Leben an irgendeinem Ort einen festen Halt finden, sich zu Hause fühlen. Das alles wünschte er sich zutiefst, und er fühlte sich mit Noriko angekommen. Dieses Gefühl wollte er sich nicht nehmen lassen. Dan fasste den Entschluss, um Noriko zu kämpfen, egal was passierte, dabei ans Licht käme.
Es war ihm nur ein Gefühl, aber er beschloss, sich dieses Mal von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Selbst auf die Gefahr hin, dass er mit seiner tiefen Liebe für Noriko scheitern könnte.
›Wenn es so ist, ist es soï, hatte Lee ihm gesagt. Es klingt so einfach, Lee, so einfach, dachte Dan. Aber wie funktioniert das?
»Na schön, warten wir es ab, Dan«, murmelte er Richtung seines Spiegelbildes.
Er begab sich auf den Weg zum Gästezimmer.
Norikos Schlafzimmertür stand offen. Dan hielt inne, besann sich und schaute schließlich zu ihr hinein. Noriko saß vor einem Frisiertisch, betrachtete sich im Spiegel, während sie mit bedächtiger Handbewegung
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