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Ein Verhältnis am Rand des Terroristenprozesses (fm:Verführung, 7183 Wörter)

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Veröffentlicht: Mar 19 2016 Gesehen / Gelesen: 17116 / 13153 [77%] Bewertung Geschichte: 8.97 (77 Stimmen)
Als Praktikantin beim Lokalfernsehen lernte ich beim Terroristenprozess einen erfolglosen Journalisten kennen. Er hatte keine Ahnung, dass das im Auftrag seiner Familie geschah, ich sollte ihn auf den richtigen Weg zu bringen. Nur dass ich mich dann verli

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Ein Verhältnis am Rand des Terroristenprozesses

Rechtliches: Diese Geschichte und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Die kurzen Darstellungen des Prozessablaufes wurden anhand von ungeprüften Tickern und Presseinformationen aus dem Internet zusammengestellt und können falsch sein. Das einzige, was ich als Autorin geltend machen kann: Dieser Hintergrund meiner ersten Geschichte ist hoch aktuell. Kurz nach dem Urteil wurde die Geschichte in die Warteschlange zur Veröffentlichung eingestellt.

Bei der Ankunft am Sonntag regnete es in Strömen bei einer Temperatur von gerade mal fünf Grad. Im Hotel war es kühl und ziemlich leer. Ein Fünfsternehotel Bed and Breakfest ist schon ein Widerspruch. Nur Frühstücksbüffet, ansonsten konnte man sich bloss etwas aus den Snack- und Getränkeautomaten besorgen. Der See wirkte trüb und grau, er machte den Wind noch kälter. Fröstelnd hatte ich mich deshalb in das Lesezimmer dieses Hotels zurückgezogen, trank einen heissen Kaffee aus dem Getränkeautomaten und tippte sinnlos auf meinem Laptop herum.

Jetzt hörte ich den Besserwisser, wie er an der Rezeption nörgelte "Was, nur Automatenverpflegung? Ich verstehe nicht, warum meine Eltern mir da gebucht haben". Gleich darauf stolperte er ins Lesezimmer. Hm, na ja, ich hatte ihn mir schlimmer vorgestellt. Unsportlich mit einem Bäuchlein war er schon, und einen Journalisten konnte ich in ihm auch nicht sehen. Dafür war er zu tollpatschig. Es wurde Zeit, ich wandte mich an das Seniorenpaar und fragte "Entschuldigung, wohnen Sie hier im Hotel? Könnten Sie mir die Zugangsdaten zum WLAN geben?". Die alten Leutchen fragten "WLAN? Was ist das?". Jetzt sah ich hilflos den Besserwisser an und fragte scheu "Sie sind sicher genauso wenig Hotelgast wie ich". Er musterte mich erst ablehnend, reichte mir aber dann doch wortlos den Zettel hinüber. Ich tippte eifrig ein und stöhnte dann enttäuscht "Geht auch nicht, das muss an meiner Kiste liegen". Jetzt wurde er freundlich hilfsbereit und richtete mir die Internetverbindung ein. Ich himmelte ihn an und hauchte ein "Danke". Uff, der erste Schritt hatte geklappt, genau wie mein Vater vorausgesagt hatte: Auf Frauen reagiere er abweisend, ausser er könne sein Wissen zeigen.

Ich beobachtete ihn so wenig wie nötig. Er las die beiden aufliegenden deutschsprachigen Sonntagszeitungen, dann schien es ihm allmählich langweilig zu werden. Jetzt hiess es handeln, schnell den Laptop in der Tragetasche versorgen und zu ihm gehen. An seinem Tisch strahlte ihn an "So, alles erledigt, dank Ihnen. Darf ich Sie zu einem Kaffe einladen, aber drüben im Bistro?". Oh Wunder, er nahm die Einladung an. Im Vorbeigehen machte ich bei der Dame hinter der Rezeption noch kurz halt und fragte, was hier ein Einbettzimmer für drei Wochen ab heute koste. Die Dame dahinter lächelte "Bei diesem Wetter könnte ich ihnen das Zimmer sehr billig anbieten, wenn nicht dieser Prozess in Bellinzona wäre. So sind die Einbettzimmer leider ausgebucht. Ein Zweibettzimmer könnte ich ihnen für 144 Franken pro Nacht anbieten, wenn Sie das niemandem erzählen, der offizielle Preis ist 190.-". Ich schüttelte bedauernd den Kopf "Ich bin auch wegen dem Prozess hier. Tut mir leid, das kann ich mir nicht leisten. Ich bin nur Praktikantin mit sehr begrenzten Spesen". Die Empfangsdame winkte den Besserwisser heran und raunt ihm etwas ins Ohr. Ich konnte nur hoffen, dass es nicht meine Pläne stören würde.

Beim Kaffe war er sehr nett, besonders wenn er mir Ratschläge für meinen Beruf erteilte und ich ihn dafür bewundernd anblickte. Bei der zweiten Runde Kaffe heuchelte ich wieder einmal Bewunderung und bat, er möge mich doch Bea nennen, ich würde mich neben ihm so klein, so sehr als Anfängerin fühlen. Er freute sich sichtlich, er heisse Andreas, aber seine Freunde würden ihn Andy nennen. Ich lächelte ihn an "Wie hübsch, Andy und Bea, das passt irgendwie zusammen". Er wurde eine Weile wortkarg, bis es dann aus ihm herausfuhr "Ich bin auch am Prozess, aber privat. Ich will eine Arbeit über rechtliche Probleme und Hintergründe bei solchen Prozessen schreiben. Bisher habe ich auf Kosten der Eltern gelebt. Der Aufenthalt hier ist ihr letzter Beitrag, den sie zahlen. Dabei möchte ich noch die Dissertation schreiben, schliesslich will ich den Doktortitel. Aber ich finde einfach keine geeignete Stelle. Journalisten gibt es offensichtlich wie Sand am Meer. Was man mir anbietet, sind Volontariate, also Laufburschenarbeit. Die nehme ich nicht an, wozu habe ich studiert".

Jetzt fühlte ich fast mütterliches Mitleid mit ihm. Ich fragte, wo man

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