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Die Häuser der Semiramis

Prolog

Die junge New Yorker Journalistin löste ihr Ticket und nach den Sicherheitschecks, betrat sie den Transitraum. Obwohl ihr etwa zehn Stunden Flug bevor standen, wühlte sie, wie schon Tage vorher, nervös in ihren Notizen. Sie hatte keine Ahnung, was sie in Leipzig erwarten würde. Nur eines war klar ... ihre Fragen mussten präzise und diplomatisch sein. Durch ihre deutschen Wurzeln beherrschte sie die Sprache einigermaßen und so nahm die Geschichte ihren Lauf.

Am Flughafen Halle/Leipzig wurde sie von einer Frau und einem Mann in Empfang genommen. Die Limousine brachte sie ins *Marriott Leipzig*. Im Aufzug zum Penthouse schmunzelte sie "hatten die beiden sich wirklich mit Daniela und Daniel vorgestellt?". Es fehlte an Zeit weiter darüber nachzudenken, denn sie betrat eine äußerst luxuriöse Suite. Der etwa fünfzigjährige Mann am Sekretär hob nur kurz den Kopf, nickte und die beiden schlossen die Tür hinter sich. Ein Hausbuttler bot ihr Kaffee und Sandwiches an, dann setzte der leger gekleidete Herr sich ihr gegenüber. Seine erste Bemerkung, dass er sich freue sie zu treffen, war eher eine nett gemeinte Floskel. Sie hatte sich fest vorgenommen, keine Fehler zu machen. Ihr Gegenüber war in höchstem Maße einflussreich und hatte weltweit Verbindungen ... doch es sprudelte einfach aus ihr heraus ... - Was für "Häuser" führen Sie? - Was für Menschen verkehren dort? - Sind das Swingerclubs? ... und so weiter und so weiter ... Er lächelte verständnisvoll und meinte, dass es einige Zeit brauche, um zu verstehen, um was es sich handele. Wichtig wäre vorerst zu wissen, dass er keiner Sekte angehöre, kein Zuhälter oder sonst irgendwie abartig veranlagt sei. Alles Weitere würde sich früher oder später von selbst erklären. Er stellte nur eine Bedingung ... Unvoreingenommenheit, Sensibilität und absolute Diskretion. Ihre schnellen Beteuerungen schienen ihm etwas zu hastig, doch er lächelte erneut und meinte, dass man sehen werde. "Lassen sie mich zu Beginn etwas ausholen. Für Nichteingeweihte scheint die Geschichte unseres Zirkels zu meist wirr und unglaubwürdig. Doch vieles können sie sogar in der Bibel nachlesen. Das Alte Testament ist ein Fundus an Mythologie und Geschichte. Sind sie gläubige Christin?" ohne ihre Antwort abzuwarten, setzte er fort "... dann wissen sie, dass Noah, seine Ehefrau und seine drei Söhne, von denen zwei bereits Frauen hatten, als einzige Menschen die Sintflut überlebten. Diese biblische Geschichte ist so unglaublich älter als das Christentum, dass jede ... wirklich jede heutige Kultur und Glaubensrichtung diesen Mythos kennt. Nun wird in Genesis 9,21 - 27 beschrieben, dass Ham, Noahs jüngster Sohn, seinen betrunkenen Vater zufällig nackt gesehen habe und dafür verflucht wurde. Es gibt Forscher, welche diese hebräische Originalpassage aber ganz anders übersetzen und behaupten, dass Ham seinen bewusstlosen Vater nicht etwa nur "nackt gesehen", sondern mit ihm sexuell verkehrte ... Viel interessanter wird für sie sein, dass Noahs Fluch über Ham, der später in anderen Kulturen auch Nimrod genannt wurde, und dessen Vertreibung aus der Familie ihn zum Widersacher Gottes machte. Seine Ehefrau Semiramis wird dies noch verdeutlichen. Diese beiden Personen ziehen sich durch alle Epochen der Geschichte. In Ägypten nannte man sie Ra und Isis, in Skandinavien Odin und Freya, in Griechenland Zeus und Aphrodite. Semiramis gebar nach dem Mord an ihrem Mann einen Sohn mit Namen Tammuz. In Ägypten nannte man ihn Horus, in Griechenland Dionysos und in Syrien Herkules. Sie selbst bezeichnete ihren Sohn als die Wiedergeburt ihres Mannes oder auch die "Geburt der Sonne". All diese mythologischen Wesenheiten waren Menschen, die man zu Göttern machte. Diese Mythen sind viele tausend Jahre älter als das Christentum. Unser Zirkel könnte eigentlich auch *Haus der Freya oder der Isis* heißen. Doch vor etwa neunhundert Jahren entschied man sich für Semiramis... Nimrods Titel zum Beispiel, war *der Widersacher Gottes*. Das bedeutet alles andere, als dass wir Satanisten wären. Ganz im Gegenteil ... denn Ham erkannte, dass er seinem Gott ... oder den Söhnen der Götter, widersprechen konnte. Soviel in ganz wenigen Worten zum Mythos und zur Geschichte unseres Hauses. Ich müsste stundenlang referieren, um ihnen nur Ansätze davon näher zu bringen. ... das wirklich Böse heutzutage geht nicht von Mythologien aus, sondern von der kruden vorherrschenden Moral. Kindesmissbrauch in Familien und Kirchen, Vergewaltigung und sexuelle Brutalität, Ritualmorde ... das ist das wirklich Böse. Ist ihnen noch nie aufgefallen, dass das Kreuz am Stuhl des Oberhauptes der katholischen Kirche auf dem Kopf steht ... Dem biblischen Mythos folgend ... haben sie sich schon einmal überlegt, dass alle Menschen von diesen sieben einzigen Überlebenden der Sintflut

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