All die Jahre... (fm:Romantisch, 2114 Wörter) | ||
Autor: Hassels | ||
Veröffentlicht: Aug 28 2018 | Gesehen / Gelesen: 11740 / 9608 [82%] | Bewertung Geschichte: 8.57 (37 Stimmen) |
Eine allein gelassene Frau resümiert ihr Schicksal, ihre Gefühle |
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Wieder hatte mich die Unruhe um den Schlaf gebracht, den erholsamen Teil. Mein Nachthemd war klatschnass, ebenso das Bett. Es war die tägliche Heimsuchung der nächtlichen Begierde. Senkrecht saß ich nun in der Pfütze nächtlicher Angst, von Null auf Hundert war es sofort präsent.
Wie hatte es nur passieren können? Es war passiert - eine Unachtsamkeit in unserer Neugier. Ein einziger Besuch in dem so hochgelobten Club, dieses Verruchte, ganz Neue. Mit unseren Touren in den Steilwänden, immer den Gipfel erreichen, konnte man es vergleichen. Auch hier hatten wir den Gipfel erreicht, standen vor dem Abgrund der endlosen Tiefe. Und dann war es dieser eine Schritt zu viel, der Fall ins Bodenlose...
***
"Scheiß Selbstmitleid, ich muss hier raus!"
Mechanisch, wie fast jeden Morgen in den letzten beiden Jahren, ging ich ins Bad und erfrischte mich kurz. Katzenwäsche. Mein Laufdress - Shirt, Leggins und die Luftpolster Sneakers - lag noch vor der Dusche, ich hatte vergessen es in die Waschmaschine zu stopfen. Egal - ich wechselte vom Nachthemd zum Laufdress, griff mir in der Diele den Hausschlüssel und versenkte ihn in der kleinen, verschließbaren Hosentasche.
Es war noch kühl, also intensivierte ich die Aufwärmung, das Stretching vor der Haustür. Der knappe Kilometer auf der Landstraße stabilisierte meine Laufschritte, dann ging es den Feldweg hinauf zum Wald. Der morgendliche Herbstnebel hatte sich hier noch nicht verzogen und so war es nicht verwunderlich, am Waldrand äste noch ein Rotwildrudel.
Keine zwanzig Meter waren es, aber das Wild störte sich nicht an mir, es kannte mich schon länger. Fast schien es, als wolle der aufgerichtete Zwölfender mich Mahnen, mit der Wärme seiner braunen Augen, zum Umdenken bewegen.
Mit Eintritt in den Wald wurde der Untergrund des Weges, Schritt um Schritt, weicher. Das Gemisch aus heruntergefallenen Tannennadeln, Blättern und kleinen Verästelungen, knackte hin und wieder unter meinen Füßen, durchbrach die sonstige Stille. Heute lief ich etwas tiefer in den Wald hinein, an meinem üblichen Abzweig vorbei.
Erst vor dem kleinen Waldsee machte ich Rast, sog die moosige Luft des Ufers ein. Früher - das ist schon sehr lange her - hatten wir hier ein Paradies, den Treffpunkt unserer jugendlichen Gang. Die von uns freigelegte Sandbank, unser Strand, war über die Jahrzehnte wieder zugewachsen, nichts erinnerte mehr an die ausschweifenden Feste die wir hier gefeiert hatten.
Ich kämpfte mich durch das dichte Gestrüpp - Schlingpflanzen, Sträucher, sonstiges Unkraut und kleine Bäumchen - bis knapp an die Wasserlinie vor. In den Untergrund leicht einsinkend, machte ich mich im Uhrzeigersinn auf den Weg. Und tatsächlich, nach wenigen Metern, fand ich unsere Bank.
Aus ein paar Latten und einem gespaltenen Baumstumpf, wir haben damals zu sechst wie blöd geschleppt, hatten wir uns die Bank gebaut. Der vergangenen Zeit hatte sie Tribut zollen müssen, von den Liebesherzen waren nur noch Bruchstücke erkennbar. Risse und Aufblähungen zierten heute das Bild, trotzdem setzte ich mich.
Auch das leise Knacken konnte mich nicht davon abhalten, ich schloss die Augen und schon hatte ich dieses Bild unserer jugendlichen Leichtigkeit vor Augen. Wir Sechs waren die Jugend des dörflichen Spielmannzugs gewesen und hier übten wir abseits von Ufftata die neuesten Charthits, immer nach Gehör.
Oft hörte es sich sehr schräg an, aber zwei Querflöten und vier Bläser, Trompete - Posaune - Tuba und Saxofon, waren nicht unbedingt das dazu passende Orchester. Wenn Rolf allerdings seine Gitarre mitbrachte, dann sangen wir zu den an sich einfachen Rhythmen. Wir klatschten im Takt und das Lagerfeuer tat sein Übriges.
Wir waren der geburtenstarke Jahrgang des Dorfes, kannten uns seit frühester Kindheit, waren miteinander vertraut und hatten sogar Paare
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