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NB2-02: Absacker (fm:Dominanter Mann, 3461 Wörter) [2/15] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Jan 04 2019 Gesehen / Gelesen: 14635 / 10351 [71%] Bewertung Teil: 9.10 (42 Stimmen)
Richards Gedanken und Gefühle sind noch zu aufgewühlt, als dass er einfach ins Bett gehen kann ...

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Absacker

Die Bestie in uns will belogen werden; Moral ist Notlüge, damit wir von ihr nicht zerrissen werden. Friedrich Nietzsche.

»Noch wer bereit für einen Absacker?« - Richard hatte im eigent­lichen Sinn gar nicht Zustimmung erwartet gehabt. Vielleicht ein wenig mehr Begeisterung selbst in einer Ablehnung seines Ange­botes: Aber es war nachvollziehbar, dass ein jeder der vier nun zumindest für die unmittelbar nächsten Stunden seinen eige­nen Weg gehen wollte. Und das auch in den eigenen vier Wänden und wohl auch im eigenen Bett. Sich also nicht in die Arme von unbekannten neuen Liebhabern zu begeben, sondern sogar in jene von Göttern: Morpheus und Somnos am ehesten wohl in ziemlich genau dieser Rei­hen­folge, da mit Sicherheit vor allem für das junge Ehepaar eine überaus traumreiche Nacht zu erwarten war.

Eigentlich war es letztlich ja dafür angedacht, eine Selbstrecht­fertigung zu sein, jetzt noch der anderen zwei seiner drei recht aus­geprägten Laster zu frönen, hatte für Richard immer solch eine Devise gegolten. Rauchen, Saufen und ... ja den letzten Punkt hatte er wahrlich schon zur Genüge im Club genossen, diesmal sogar an und bald wahrlich über seine Grenzen hinweg schreitend.

Richard griff zu einem der edelsten Cognacs, bewaffnete sich mit einem besonders bauchigen Schwenker, in welchen er sich einen guten Schluck von einem seiner besten Originalcognacs ein­schenkte. Dann öffnete er die Terrassentür und lehnte sich in die bequeme Couch zurück, Füße hoch gelagert auf den Tisch - ganz im Sinn des American Way of Life oder doch eher dem dolce far niente, das ihm mental näher war. Zugleich hatte er sich eine sehr dicke Zigarre mitgenommen, was wohl eher seine private Ausle­gung von Genuss ntsprach: Dies dann eher sehr unamerikanisch, wo ja mittlerweile alles öffentlich ver­boten war. Rauchen ohnehin - schon gar nicht in den Lokalen. Trinken nur maximal, wenn man die Flasche im klassischen brown bag mit sich führte und sonst ... ja schon bei einem Kuss wurde man schief angeschaut und wenn ein Baby sich gar nackt im Sand eines Strands tummeln wollte, dann kamen gleich die Ordnungs- und Moralhüter auf einen hinzu gerannt.

Und an all die anderen Aspekte im #metoo-Umfeld gerade in der vollkommen scheinheiligen und prüden amerikanischen Gesell­schaft wollte er gar nicht mehr denken. Das lag einfach so weit und zu weit hinter ihm, als dass er dieses verlogene Phari­säertum auch nur eine Sekunde lang glaubwürdig oder gar ernst nehmen hätte können. Wie gut, dass er nicht prominent genug war, denn sonst hätten wohl gar so viele Fans, die sich nach seinen Kämpfen ihm wahrlich um den Hals geworfen hatte, nackt in der Kabine auf ihn unter der Dusche gewartet hatten ... ach ja ... All diese hätten sich nun (also mehr als zwanzig Jahre später) natürlich als ein Opfer von seiner Lust und Perversion darstel­len und profilieren müssen. Vielleicht schämten sie sich nun sogar für das, was sie seinerzeit so erregend geil ihm abverlangt hatten, dass er mit ihnen an Ort und Stelle oder spätestens unter der Dusche vollzog. Verrückte Zeit, freute er sich schon darauf, den sich dre­hen­den Rauch­ring in den nächtlichen Himmel zu paffen.

Nein, nickte er sich zu: Da war es hier schon um vieles besser, kei­nesfalls aber so heuchlerisch und pharisäerisch verlogen wie da drüben. Und mit einem Trampeltier ganz oben an der Spitze ... nein, den konnte man sicher nicht als Leithammel sehen, es sein denn man war einer von unzähligen dummen Lemmingen, der sich von diesem stets zwitschernden Führer fehl leiten ließ.

Nein - lieber ... einfach in Genuss eine rauchen und genießen und in Erinnerung schwelgen, was heute alles in einem Feuer­werk an Gefühlen und Leidenschaft explodiert war.

Einem Ritual gleichend, kappte er die Spitze, befeuch­tete sie leicht, grinste dabei sehr frech und fast schon dreckig, ehe er so­dann zu paffen begann, um die Tabakblätter in Glut zu setzen.

Ihm war schon klar, dass er aus gar vielen Gründen nicht rauchen sollte, aber es tat so gut und war so wichtig, auf diese Art und Weise einfach Bilder der letzten Nacht Revue passieren zu lassen, wenn er entsprechende Rauchringe in das Schwarz der Nacht entsenden wollte. Rauchzeichen im Sinne seiner vollendeten Geilheit und seinem sehnlichsten Wunsch der letzten Woche, der in Erfüllung gegangen war.

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