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Samiras Großmutter (fm:1 auf 1, 32272 Wörter)

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Veröffentlicht: Oct 02 2019 Gesehen / Gelesen: 30430 / 23269 [76%] Bewertung Geschichte: 9.66 (154 Stimmen)
Für den Troll. Lies es genau!!!

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Samiras Großmutter

Es war im Sommer vor zwei Jahren, als ich Samira das erste Mal traf. Es war wunderschönes Wetter und ich hatte beschlossen in den nahen Park zu gehen, um dort etwas auf meinem Laptop zu schreiben. Hier suchte ich mir eine Bank, die im Schatten stand, legte mir ein Kissen unter, welches ich mir mitgebracht hatte, und klappte das Gerät auf. Ich kann nicht mehr sagen, woran ich gerade schrieb, irgendeine Geschichte oder einen Roman. Da ich zu der Zeit mehrere gleichzeitig bearbeitete, kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Doch woran ich mich noch genau erinnern kann, war der Augenblick, als ich Samira das erste Mal sah.

Dabei hatte es nichts damit zu tun, was später passierte. Sie war einfach eine außergewöhnliche Erscheinung, die mir ein Grinsen ins Gesicht trieb. Schmal wie ein Strich, die Arme wirkten zu lang, die Füße bzw. Schuhe zu groß, was sicher an ihren dünnen, langen Beinen lag. Was das ganze Bild noch eigenartiger machte, war die Tatsache, dass sie mittellange, knallrote Haare hatte, die wild und ungebändigt um ihren Kopf abstanden. Es erinnerte mich an eine Löwenmähne und auch die Tatsache, dass sie unzählige Sommersprossen hatte, änderte nichts an dem Anblick.

Eben eine Person, der man in der Art nicht oft begegnet. Dabei hatte ich sie zuerst gar nicht bemerkt, denn ich war auf meinen Text so konzentriert, dass ich alles um mich herum, gar nicht wahrnahm. Nur die Tatsache, dass sie vor mir stolperte und fast hingefallen wäre, ließ mich aufschauen und sofort grinsen. Erschreckt sah sie mich kurz an, lächelte mich einmal unsicher an, ging jedoch weiter.

Dieses Bild von ihr, blieb mir im Gedächtnis, obwohl es für mich keinerlei Bedeutung hatte. Später klappte ich meinen Laptop zu und ging nach Hause, schwor mir das nächste Mal zwei Kissen mitzunehmen, denn die Parkbank war im Rücken doch etwas hart gewesen. Am nächsten Tag wollte ich wiederkommen und besser bewaffnet sein. Auch würde ich mir etwas zu essen und trinken mitnehmen, denn ich wollte länger dort bleiben. Es war angenehm draußen im Schatten zu sitzen, anstatt in der dunklen und muffigen Wohnung den Tag zu verbringen. Einmal davon abgesehen war die Umgebung inspirierend. Ich konnte die Landschaft und die Menschen in meine Geschichte einbauen, die ich gerade sah, brauchte sie mir nicht mehr ausdenken, sondern konnte die nehmen, die gerade vorbeikamen. Dabei dachte ich wieder an Samira, denn sie war die Einzige, die sicher nicht gepasst hätte. Zumindest in meiner Geschichte nicht. Ihr Aussehen hätte in eine Kommödie gepasst, die ich nicht schreiben wollte.

Am nächsten Tag saß ich wieder auf derselben Bank. Eigentlich wollte ich eine andere nehmen, jedoch waren alle anderen beschatteten Bänke besetzt, würden mir nicht die nötige Ruhe geben, die ich brauchte. Dort angekommen legte ich meine zwei Kissen hin, setzte mich darauf und empfand es als einen wesentlich größeren Komfort, als einen Tag zuvor. Schleppi auf die Beine, die mitgebrachte Verpflegung in der Kühltasche neben mich und schon konnte es mit dem Schreiben losgehen.

Zwei Stunden saß ich schon dort, als ich der Meinung war, etwas zu essen. Ich war schon ein kleines Stück mit meinem Text weitergekommen und damit sehr zufrieden. Die frische Luft und die Umgebung waren inspirierend. Gleichzeitig machten sie Hunger.

Ich kramte in meiner Tasche, holte einen Snack heraus und biss herzhaft hinein. Just in diesem Moment kam Samira ein weiteres Mal in meine Sicht. Ich erkannte sie sofort, denn eine solche Person vergisst man nicht innerhalb kurzer Zeit. Ich ließ meinen Arm mit dem Essen sinken, machte ein nachdenkliches Gesicht und kaute auf dem Stück herum, welches ich gerade abgebissen hatte. Dabei beobachtete ich sie aus dem Augenwinkel, tat aber, als wenn ich sie nicht wahrnehmen würde.

Sie war gerade vor mir angekommen, als sie erneut stolperte, dabei war es nicht dieselbe Stelle wie am Tag zuvor. Ich konnte einen leisen Schrei hören, während sie es gerade noch schaffte, ihre Gleichgewicht zu halten und nicht zu fallen. Kaum stand sie wieder auf festen Beinen, sah sie mich für einen kurzen Augenblick eindringlich an, was mir sofort in Erinnerung blieb. Sie hatte jadegrüne Augen, die mir direkt in die Seele zu schauen schienen. Stechend, fordernd, aber zugleich auch weich, etwas was ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Man konnte sich in diesen Augen verlieren, geradezu darin ertrinken.

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