Torben (fm:Bisexuell, 2593 Wörter) | ||
Autor: Eadyn | ||
Veröffentlicht: Mar 11 2020 | Gesehen / Gelesen: 14915 / 10795 [72%] | Bewertung Geschichte: 8.89 (37 Stimmen) |
Ein plötzliches Unwetter sorgt für eine Erfahrung der neuen Art |
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Ja, es gibt die Augenblicke, die ein ganzes Leben auf den Kopf stellen können, und ich müßte lügen, wenn ich sagen würde, dass mir solche Augenblicke fremd sind. Es gibt mehr Augenblicke als es mir, damals, lieb war. Ich sage bewusst damals, denn heute, fast dreißig Jahre später, muß ich über meine damaligen Bedenken schmunzeln. Ja, dank Claudia und Katja hatte ich gelernt wie herrlich Sex sein kann, doch es ist halt was anderes, wenn man plötzlich völlig neue Erfahrungen sammelt.
Ich mag es nicht, wenn man Menschen in gewisse Schubladen steckt. Meiner Meinung nach ist dieses Denken zu einfach und tut den entsprechenden Menschen keinen Gefallen, ganz im Gegenteil.
Was ich damit meine ist gewissermaßen eine Einleitung zu einer Geschichte, wie ich sie damals erlebt habe. Mein Studium der Betriebswissenschaften lief hervorragend, und obwohl ich nur selten an den üblichen Studentenfeiern teilnahm, hatte ich mich schnell in einer Gruppe wiedergefunden, die mich, das Landei, so annahm wie ich war. Hamburg war damals eine fremde Welt für mich, und deswegen war ich froh, dass ich Leute kannte, die mir diese Stadt zeigten. Dazu gehörten natürlich auch die vielen kleinen Clubs und Bars, die es damals gab. Unterem anderem war es Torben, der mir so manche Clubs zeigte, doch wer nun denkt, das es ausschließlich die sogenannten Schwulenbars waren, der irrt. Oh ja, und so manches Mal waren wir komplett versackt.
Die meisten Clubs befanden sich im Schanzenvierte, was mir immer ganz gut gelegen kam, denn schließlich hatte ich hier meine Wohnung. Dieser Heimvorteil kam uns zugegen, denn eines Tages goß es wie aus Eimern. Wir kamen gerade aus einem Club, und Torben wollte sich gerade auf die Suche nach einem Taxi machen, als der Himmel seine Schleusen öffnete und die zahlreichen Donner in der Ferne das nahenden Unwetter ankündigten.
Sofort waren wir nass; nicht einfach nur durchnässt, sondern komplett nass, und aus diesem Grund schüttelte ich nur den Kopf, als Torben, der bei diesem Wetter und um diese Uhrzeit, Mitternacht lag bereits weit hinter uns, weiterhin nach einem Taxi ausschau hielt. "Lass es", meinte ich und deutete auf das Eckhaus. "Du kommst mit zu mir." Mein Tonfall war ziemlich bestimmend, denn mir war klar, dass die Suche meines Freundes keinen Erfolg haben würde.
Und Torben schien das, nach einem kurzen inneren Kampf, auch einzusehen. So kam es, das wir schließlich nach kurzer Zeit in meinem Flur standen. "Warte hier", sagte ich und ging ins Bad, wo ich mich schnell von den nassen Klamotten befreite und mir meinen Bademantel überwarf. Zum Glück hatte ich nach zwei weitere, so dass Torben nicht nackt durch meine Wohnung laufen musste.
Ich gab ihm einen Bademantel und deutete auf das Badezimmer. "Bevor du dir den Teod holste", meinte ich. "Und ich mach uns erstmal einen Kaffee. " Während Torben also im Badezimmer war und ich in der Küche herum hantiere, zog das Unwetter immer schneller auf.
Damals, ich rede hier von den 1980er Jahren, war die Stromversorgung bei weitem nicht so gesichert wie es heutzutage der Fall ist, und ein Stromausfall, heute eine Meldung in den Nachrichten, war damals etwas, das niemanden auch nur den Ansatz von Sorgen machte. Es war aber etwas anderes, wenn man plötzlich im Dunkeln stand. "Scheiße", hörte ich Torben aus dem Badezimmer fluchen, und ich mußte unwillkürlich lachen.
"Man, das ist nicht komisch", sagte Torben, der plötzlich in der Küche stand. Ich zeigte auf den kleinen Küchenschrank hinter der Tür. "In der linken Schublade sind Teelichter", sagte ich. "Streichhölzer liegen auch drin."
Tja, und so kam es, dass zwei junge Männern eingelummelt in ihre Bademäntel bei Kerzenschein im Wohnzimmer saßen und ihren Kaffee genossen. "Nette Wohnung", meinte Torben schließlich. Er hatte sich vorher schon umgeschaut und immer wieder beeindruckt genickt. "Danke", sagte ich und stand auf, denn mir war nach einer Zigarette. Rauchen war bei mir schon immer auf den Balkon beschränk, auch wenn es damals mit Katja eine einzige Ausnahme gab. Da war er wieder, der Gedanke an die alte Zeit. Es lag nun schon fast ein Jahr her seit ich Katja das letzte Mal gesehen hatte, und anders als gehofft hatte sie sich nicht gemeldet. Dennoch, diese Frau ließ mich nicht los. Anders als Claudia.
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