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Das falsche Fenster, Teil 4: Zur schönen Aussicht (fm:Schlampen, 4573 Wörter) [4/4] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Apr 29 2021 Gesehen / Gelesen: 12519 / 11517 [92%] Bewertung Teil: 9.40 (88 Stimmen)
Auch aus dem Fenster von Jonas' Elternhaus hat man manchmal einen schönen Blick – aber auch der Blick hinein kann reizvoll sein.

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Es war Nachmittag und ich war pünktlich aus der Firma gekommen. Mein Wagen brauste auf der Landstraße nach Hause, der Motor schien geradezu vergnügt zu brummen. Schon hatte ich das Ortsschild hinter mir gelassen und bog in das Wohngebiet ein.

Ich erinnerte mich selbst daran, dass ich noch etwas zu tun hatte. "Du musst noch die Blumen von Frau Kaufmann gießen!", erinnerte ich mich und war unschlüssig. "Soll ich den Wagen zu Hause abstellen und das kurze Stück laufen oder direkt zu Kaufmanns fahren und erst nach dem Blumengießen mit dem Wagen nach Hause?", fragte ich mich. Immerhin wohnten sie nur zwei Häuser von meinem Heim entfernt. Schon sah ich den Nachbarn von schräg gegenüber mit einer Tarnhose bekleidet an seinem Geländewagen schrauben. Es war Zeit sich zu entscheiden.

Die Faulheit siegte. Kurz darauf rollte mein kleiner Audi in die Einfahrt der Kaufmanns. Ich nestelte den Hausschlüssel hervor und stöckelte mit raschen Schritten zur Haustür. Die neuen Schuhe kniffen zwar nicht mehr, aber die Absätze waren etwas höher als ich es gewohnt war. "Und ich wackle mit dem Hintern, wenn ich mit diesen Schuhen laufe", dachte ich, als ich die Haustür öffnete. Ich hatte erst heute gemerkt, dass mein kurzer Rock meinen runden Hintern zusätzlich noch mehr zur Geltung brachte, was mir heute bei der Arbeit ein wenig unangenehm gewesen war.

Ich steckte den Kopf gleich in die Gästetoilette hinter dem Windfang und füllte die dort abgestellte Gießkanne mit Wasser, dann drehte ich zügig meine Runde durch die Wohnung im Erdgeschoss. Die Tür zum Zimmer von Jonas stand offen und im Vorbeigehen warf ich einen Blick hinein, bevor ich vorbeirauschte. "Niemand zu Hause", dachte ich.

Zwei Benjaminos und eine Yuccapalme, mehrere verschiedene Topfpflanzen auf dem Boden und den Fensterbrettern hatte ich im Nu abgefrühstückt. Doch die eigentliche Arbeit kam im Obergeschoss. Die Kaufmanns hatten ihren Bungalow nämlich aufgestockt. Auf das Flachdach kam ein Kniestock und darüber ein Satteldach, das mit mehreren Gauben und bodentiefen Fenstern versehen war und auf diese Weise viel Platz für Bad und Schlafzimmer der Eheleute bot - und ein großes, helles Wohnzimmer, das von weiteren Bäumchen, Palmen und von der Decke hängenden Blumenampeln in verschiedenen Höhen geziert wurde, die alle in den Dachgauben aufgehängt waren, damit die Pflanzen genug Licht bekamen. Sogar eine kleine Bar mit drei Barhockern hatten sie in einer Ecke untergebracht. Und all diese Pflanzen mussten gegossen werden.

Also füllte ich die Gießkanne im Badezimmer und machte mich daran, alle Pflanzen zu wässern, die auf dem Boden standen. Für die ganzen Ampeln stand eine Leiter im Treppenhaus. "Die sind später an der Reihe", dachte ich. Und nun lief ich zwischen den durstigen Bäumchen und dem Badezimmer hin und her.

Auf halbem Weg zu der letzten Palme hörte ich ein Geräusch hinter mir und drehte mich um. Jonas stand grinsend in der Tür und sah mich an. "Oh, hallo Jonas!", begrüßte ich ihn überrascht, "Lange nicht gesehen". "Hallo Sabrina", erwiderte er den Gruß, "Als Du das erste Mal zum Gießen gekommen bist haben wir uns knapp verpasst. Du bist gerade weggefahren, als ich nach Hause gekommen bin", grinste er. "Ah, ja, kann sein, da musste ich noch kurz zur Post. Kannst Du mir gerade die Leiter herbringen?", antwortete ich geschäftig und machte mich rasch daran, die letzte Yuccapalme zu gießen, während Jonas die Leiter holte und zu den am weitesten von der Tür entfernten Ampeln stellte.

Ich eilte wieder ins Bad und füllte die Gießkanne wieder mit Wasser. Zum Glück waren diese Pflanzen kleiner, so dass die Gießkanne nicht so oft nachgefüllt werden musste. Ich stieg auf die Leiter, die Jonas grinsend hielt und goss die erste Pflanze, zögerte etwas, dann fragte ich Jonas: "Sag mal, warum grinst Du eigentlich so?". Er räusperte sich, zögerte etwas, dann schlich sich das Grinsen erneut auf sein Gesicht. "Na, Du... Du wackelst mächtig mit dem... Po, wenn Du so gehst", konnte er nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. Ich schnaubte und goss weitere Pflanzen. "Hör' bloß auf", entgegnete ich, "das liegt an den neuen Schuhen und der Rock macht das Ganze auch nicht besser".

Als ich alle Pflanzen gegossen hatte drehte ich mich zur Seite um die Leiter wieder herunterzusteigen. Überrascht stellte ich fest, dass Jonas sich gebückt hatte. Eine Sekunde später bemerkte ich den Grund dafür: er sah mir unter den Rock!

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