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Zwei ungleiche Schwestern (fm:Romantisch, 14213 Wörter)

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Veröffentlicht: Jul 16 2021 Gesehen / Gelesen: 26850 / 22227 [83%] Bewertung Geschichte: 9.64 (494 Stimmen)
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Zwei ungleiche Schwestern

Wahnsinn! Was für eine hübsche, junge Frau! Sie sitzt mir am Schreibtisch gegenüber und bewirbt sich um die Stelle als Sprechstundenhilfe, für die ich eine Zeitungsannonce aufgegeben hatte. Sie heißt Anastasia und stammt aus der Ukraine. Wie ich ihren Bewerbungsunterlagen entnehmen kann, ist sie fünfundzwanzig Jahre alt. Eigentlich ist sie selbst Ärztin, kann aber in Deutschland mit ihrem Studium nicht arbeiten. Sie bräuchte Zusatzprüfungen.

Wenn ein derart heißer Feger in meinem Vorzimmer sitzt, dann kann ich mich vor Patienten kaum noch erwehren, überlege ich. Männer gehen ja eher ungern zum Arzt, aber diese Frau wäre die ideale Geheimwaffe. Sie wäre echt ein großer Gewinn fürs Geschäft.

Die Sache hat nur einen verdammt großen Haken. Sie bringt einfach nicht die sprachlichen Voraussetzungen mit. Sie spricht ganz leidlich Deutsch, aber schriftlich ist sie noch nicht so weit. Auch wenn sie sich wirklich bemüht und ich das gerne anerkennen möchte, Anastasia ist einfach noch nicht so weit.

"Sie beherrschen die deutsche Sprache nicht gut genug", antworte ich. "Ich kann Sie nicht einstellen."

"Ich kann es lernen", versichert sie.

Dabei schaut sie mich mit ihren strahlenden Augen unglaublich treuherzig an und ich glaube ihr aufs Wort, dass sie sich mächtig ins Zeug legen würde, um dieses Manko, so schnell wie möglich auszubügeln. Ich bringe es kaum übers Herz, ihr eine Absage zu erteilen.

"Ich brauche sofort eine Sprechstundenhilfe, die mir vor allem den bürokratischen Kram selbständig abnimmt. Sie muss in der Lage sein, auch ein komplizierteres Antwortschreiben zu verfassen und zu verschicken. Ich muss mich auf diese Person verlassen können und kann unmöglich jede Mail und jeden Brief gegenlesen, bevor sie rausgehen", versuche ich zu erklären.

"Aber ich brauche die Stelle unbedingt!", fleht sie mich an. "Wenn ich nicht bis übermorgen angestellt bin, muss ich zurück in meine Heimat. Mein Visum läuft dann ab. Zuhause jedoch habe ich gar keine Chance mehr, etwas aus mir zu machen."

Anastasia ist - wie schon gesagt - unverschämt hübsch. Wie soll man da objektiv bleiben. Ich halte immer noch ihren Lebenslauf in Händen. Sie ist in der Nähe von Kiew geboren und aufgewachsen und war immer eine fleißige Schülerin. Ihre Zeugnisse sind hervorragend. Sie hat das Medizinstudium mit den allerbesten Bewertungen abgeschlossen und würde damit das nötige Fachwissen mitbringen, um eine gute Assistentin abzugeben. Ach was sage ich, sie wäre genau genommen überqualifiziert für diesen Job.

Zu Hause sei ihr die Lage zu unsicher und sie möchte in einem friedlichen Land leben, hat sie zu Beginn des Gesprächs erklärt. Damit ihr Studium jedoch in Deutschland anerkannt wird, müsste sie neben den Zusatzprüfungen auch ein Praktikum absolvieren. Das bedeutet, sie ist erst in ein bis zwei Jahre so weit, dass sie ihren Beruf ausüben kann. Um dies allerdings zu finanzieren, müsste sie arbeiten. Sie hat mir das mit einer derartigen Begeisterung erzählt, dass ich ganz fasziniert bin. Medizin scheint wirklich ihre Leidenschaft zu sein. Wenn sie davon spricht, leuchten ihre Augen und ein wunderschönes Strahlen erhellt ihr Gesicht.

Das Mädchen hat etwas Wildes und sehr Ursprüngliches an sich. Dazu tragen ihr dunkler Teint, aber auch die langen, dunkelbraunen, welligen und leicht verwilderten Haare bei. Dem Blick ihrer grünen Augen kann man sich unmöglich entziehen. Sie sind groß, sehr wachsam und sie strahlen Entschlossenheit aus. Dem Gesicht verleihen die hohen Wangenknochen eine ganz besondere Note, was durch den markanten Mund mit den unglaublich sinnlichen Lippen abgerundet wird. Anastasia zieht mich unweigerlich in ihren Bann.

Sie ist nicht nur schlank, sie ist beinahe schon drahtig. Ich halte sie für ausgesprochen zäh und zielgerichtet. Sie erinnert an eine Jägerin - oder noch besser - an eine Wildkatze, eine wunderschöne Wildkatze. Das

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