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Sie warten auf mich (2) (fm:Selbstbefriedigung, 10167 Wörter) [2/5] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Jul 31 2021 Gesehen / Gelesen: 10243 / 8309 [81%] Bewertung Teil: 9.21 (42 Stimmen)
Es ist Sommer geworden. Die Neugier treibt sie an, und sie fährt mit dem Fahrrad durch die ganze Stadt, um nachzusehen, was es mit dem mysteriösen Mann uns seiner Sekretärin auf sich hat.

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© Pacerio Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

Klicken Sie hier für die ersten 75 Zeilen der Geschichte

"Wollen Sie, dass ich unterschreibe, ohne zu wissen, worauf ich mich wirklich einlasse?"

Linda sah zu Sören, der gerade bedächtig sein Besteck auf dem leeren Teller platzierte. Schweigen.

Dann sah er mich an und lächelte wie an jenem Tag an der Kasse, als er mir zum zweiten Mal ein Kuvert in die Hand gedrückt hatte. Dieses Lächeln war Magie. Es drang tief in mich ein, und es war, als würde ein Licht in mir angehen. Anders kann ich es nicht beschreiben.

"Möchtest du noch einen Espresso?", fragte er sanft.

Ich nickte, unfähig, etwas zu sagen. Das Telefon summte wieder, schon zum dritten mal.

"Wir werden dann mal gehen", schrieb Kati. "Oder denkst du, dass du noch Hilfe brauchen könntest?"

Ich sah verstohlen zu ihrem Tisch hinüber. Die beiden hatten schon die Jacken angezogen und sich nochmal hingesetzt. Offenbar hattens sie schon gezahlt. "Nein, geht in Ordnung. Ich meld mich später bei dir."

Die beiden Standen auf und verließen das Restaurant. Von nun an war ich allein mit diesen beiden ... vielleicht Psychopathen oder Kriminellen oder superreichen Durchgeknallten - was auch immer.

Linda holte einen Stift und einen kleinen Ringbuchblock aus der Tasche, die neben ihr stand. Eine edle Handtasche, die vielleicht so viel gekostet hatte wie die Küche, die ich mir mal kaufen wollte.

"Ein formeller Akt, eher symbolischen Charakters", erklärte Linda, als sie mir Block und Stift über den Tisch reichte. "Wenn du bitte unten rechts mit deinem vollen Namen unterschreibst?"

Die Seite, die aufgeschlagen war, enthielt nur eine Überschrift, eine Art Logo, das, wie ich zuerst glaubte, eine Blume darstellte, und unten eine Zeile zum Unterschreiben. Das war doch kein Vertrag. Das wusste selbst ich mit meinen sicher dürftigen Rechtskenntnissen. In einem Vertrag musste doch dargelegt sein, was beide Seiten vereinbarten. Hier war überhaupt nichts dargelegt. Und dieses seltsame Logo: Je länger ich es mir ansah, desto klarer wurde mir, dass es sich dabei nicht um eine Blume, sondern um eine stilisierte Vulva handeln musste.

Und dann war das doch eigentlich dreist. Statt meine Frage zu beantworten, mit der ich meinem Zweifel Ausdruck gegeben hatte, hielt mir diese Frau einfach Stift und Papier hin.

Oder war das eine Art Prüfung? Wollten die sehen, ob ich mich leichtfertig auf Dinge einließ, die ich nicht abschätzen konnte. Würden sie mich womöglich ...?

"Ich unterschreibe nicht, solange ich nicht weiß, was der Deal ist. Das müssen sie bitte verstehen!"

Meine Stimme klang zittrig und rauh. Es kam mir so vor, als könnten alle um mich herum sehen, was gerade in meinem Inneren los war. Da verschenkt eine die Chance, in ein paar Jahren Millionärin zu sein. Weil sie an irgendwelche Werte glaubt, die vielleicht gar nicht existieren. Wie lachhaft. Ich hätte mich selbst schlagen können in diesem Moment. So übel fühlte ich mich.

Linda packte das Buch lächelnd in ihre Tasche und sagte dann, mit beiden Ellenbogen auf die Tischplatte gestützt: "Ich freue mich so! Du wirst eine Bereicherung für uns sein!"

Dann kam der Espresso.

Sörens Blick war wieder neutral und beruhigend. Wenn die beiden ein Spiel mit mir spielten, dann war es ein verdammt kompliziertes Spiel. Ich mochte ja Spiele, vor allem so Detektiv- und Ratespiele. Einmal bin ich mit einer Freundin in einem Escape-Room gewesen. Wir hatten es in Rekordzeit wieder nach draußen geschafft. Vielleicht war ich gar nicht so dumm, wie ich mich meistens fühlte.

"Ich verstehe nicht ganz", sagte ich schließlich, nachdem ich den Espresso ausgetrunken hatte.

"Das wäre zum aktuellen Zeitpunkt auch nur hinderlich", entgegnete Sören.

"Wir freuen uns jedenfalls über dein Vertrauen und deine Bereitschaft", schob Linda nach. "Du wirst sehen: Deine Entscheidung wird die richtige sein."

Soweit ich das sehen konnte, hatte ich mich gar nicht entschieden. Aber ich ließ es bleiben, zu protestieren. Irgendwie war mir das alles zu verrückt. Ich blieb noch ein paar Minuten sitzen und starrte vor mich hin. Dann stand ich auf, auch auf die Gefahr hin, dass das unhöflich wirken würde.

"Ich müsste dann jetzt mal los", sagte ich, zaghafter, als ich mir eigentlich vorgenommen hatte.

Die beiden lächelten mich an, machten aber keine Anstalten, ebenfalls aufzustehen.

"Haben Sie herzlichen Dank für die Einladung, das Essen war wirklich hervorragend, ich glaube, ich bin noch nie in einem so edlen Restaurant gewesen, es war mir wirklich eine Ehre ...", sprudelte es aus mir heraus wie unüberlegte Entschuldigungen. Dabei musste ich mich eigentlich gar nicht entschuldigen.

"Die Freude ist ganz auf unserer Seite", antwortete Linda lächelnd. "Komm gut nach Hause!"

Sören holte eine Visitenkarte aus seiner Tasche, legte sie auf den Tisch, bedeutete mir, sie zu nehmen - sagte aber nichts. Er lächelte bloß.

Ich war regelrecht erstaunt darüber, dass weder Sören noch sie Anstalten machten, ebenfalls aufzustehen. Zumindest hatte ich mich schon auf die Frage vorbereitet, ob man mich nach Hause bringen könne, was ich natürlich sofort abgelehnt hätte. Obwohl es draußen dunkel war und ich ungern bei Dunkelheit in der Stadt unterwegs war. Aber ich bin ja kein Feigling.

Da ich mich nicht entscheiden konnte, meine Hand zum Abschied hinzuhalten, beließ ich es bei einem eher flappsigen Winken, das in dieser Gesellschaft vielleicht nocht so ganz passend war. Aber egal. Ich wollte weg, ich wollte nach Hause, mich einschließen in meiner Wohnung, nachdenken, mit Kati schreiben, Fernsehen, irgend etwas machen.

Ich verließ das Lokal und hatte ziemliches Glück, dass schon zwei Minuten später der Bus kam, die direkte Verbindung in mein Stadtviertel, die nur spät Abends fuhr. Kein Umsteigen also. Ich ließ mich auf einen der hintersten Sitze fallen und fing sofort an zu grübeln. So richtig angestrengt. So, wie ich glaubte, dass Detektive grübeln, wenn sie einen ganz schwierigen Fall haben. Erst das Summen meines Telefons holte mich da wieder raus.

Natürlich, Kati. Sie musste ja platzen vor Neugier. Sie schickte mir eine Kolonne an Fragezeichen. Und ich hatte keine Idee, was ich ihr schreiben sollte. "Alles OK", antwortete ich, nur um zu antworten.

Zwei Minuten später rief sie an. Klar, dass sie so eine Antwort nicht akzeptieren konnte.

"Hey, ich mach mir vielleicht ein wenig Sorgen", sagte sie und klang schon ein wenig beleidigt.

"Musst du nicht. Ich bin nur gerade ein wenig down. Enttäuschung und so. Dachte halt, es wird ein romantisches Date, und dann war es nur so ein abgedrehter Business-Kram."

"Business-Kram?"

"Naja, die wollten, dass ich für sie arbeite. Haben aber nicht mit der Sprache rausgerückt, was das für ein Job ist. Ich denke mal, es war ... so ein Job halt."

"So ein Job?"

"Naja, irgendwas Illegales. Sonst hätten sie es mir ja verraten."

"Verstehe. Also, du dachtest, der Typ will dir den Hof machen und dich in seine Villa einladen. Aber wärst du mitgegangen?"

"Nö." Ich lachte, weil ich tatsächlich nicht mitgegangen wäre. Und weil mir bewusst wurde, dass es am Ende auf das Gleiche hinausgelaufen wäre: Ich wäre frustriert mit dem Bus nach Hause gefahren.

Kati lachte auch. "Aber dann ist es doch egal. Versuch den Mist zu vergessen und freu dich über die Kohle, die er dir zugesteckt hat. Sowas passiert einem ja auch nicht alle Tage."

"Hast recht", sagte ich. "Außerdem war die Pizza genial lecker."

Wir quatschten noch, bis ich aus dem Bus ausgestiegen und nach Hause gelaufen war. Ich fühle mich sicherer, wenn ich bei Dunkelheit jemanden am Telefon dabei habe. Ein wenig ängstlich bin ich ja doch. Kann ich nicht ändern.

"Ich vergesse die Sache einfach", sagte ich am Ende gähnend, und dann verabschiedete ich mich von Kati. Am nächsten Tag war Sonntag, ich hatte frei und konnte ausschlafen. Draußen begann es zu schneien. Dieser blöde Februar. Ich mochte zwar den Schnee, aber die Kälte nervte mich, weil ich im Wohnzimmer ständig heizen musste und es trotzdem nicht so richtig warm wurde, besonders wenn der Wind wehte. Das Haus war vielleicht nicht so gut gedämmt oder die Heizung war nicht in Ordnung. Im Schlafzimmer hatte ich zumindest meine dicke Daunen-Decke. Die hielt mich selbst im Winter total warm. Aber es war jeden Morgen eine Überwindung aus dem Bett zu kommen, wenn es so kalt in der Wohnung war. Deshalb liebte ich die freien Tage. Da konnte ich lange ausschlafen. Manchmal stand ich erst gegen Mittag auf.

An diesem Abend schlief ich sofort ein. Wahrscheinlich die vielen Eindrücke. Das muss man erstmal verarbeiten.

Ich erwachte, weil ich einen krassen Traum gehabt hatte. Draußen war es schon hell. Ich war nass geschwitzt unter meiner Daunendecke. Der Traum war sehr eindeutig gewesen. Ich war bei meiner Oma im Keller. Als Kind hatte ich mich vor diesem Keller immer ein wenig gefürchtet, weil die Treppe so tief hinunter ging und weil die Beleuchtung so schwach war, dass man überall lange Schatten sah. Im Traum war ich erwachsen und hing ich über den Sägebock. Meine Oma hatte diesen Sägebock im Keller, weil sie im Keller Holz machte und manchmal dickere Äste zersägen musste, bevor sie sie hacken konnte. Jedenfalls hing ich da drüber wie eine Jacke. Oder vielleicht wie eine Puppe. Und konnte mich nicht bewegen. Ich sah nicht, ob sie mir vielleicht Hand- und Fußgelenke festgebunden hatten. Aber möglich war das. So sehr ich mich auch anstrengte: Nicht einmal meine Finger konnte ich bewegen. Und reden konnte ich auch nicht. Jedenfalls waren dann mehrere Männer da und eine Frau, die immer wieder meinen Namen sagte und mir mit einer Peitsche oder Gerte auf meinen Po einschlug. Zuerst dachte ich, ich hätte eine Hose an. Aber irgendwann wurde mir bewusst, dass ich untenrum gar nichts anhatte. Immer, wenn die Frau aufgehört hatte, mich mit der Gerte zu schlagen, wurde ich von einem der Männer benutzt. Ja, benutzt, anders kann ich es nicht beschreiben. Die packten mich derb an der Hüfte und steckten ihre harten Schwänze in mich rein. Es waren vielleicht drei oder vier Männer. Ich kannte sie nicht, sah sie nicht, ich merkte nur, wie sie es ziemlich grob mit mir trieben und dann von mir abließen. Dann kam wieder die Gerte.

Ich erwachte, weil ich nicht nur nass geschwitzt, sondern auch total nass zwischen den Beinen war. Meine Schlafanzughose war nass im Schritt. Kurz dachte ich erschrocken, ich hätte irgendwie, naja, vielleicht eingenässt, aber das stimmte nicht. Ich tastete da unten herum, beschnupperte meine Finger, aber es roch nicht nach Urin. Als ich mit den Fingern wieder dort unten war, hatte ich plötzlich wieder dieses Gefühl, wie einen Nachhall dieses Traumes. Ich musste mich unbedingt anfassen!

Ich zog die nasse Hose aus und warf sie aus dem Bett. Sofort fing ich an, mich mit meinen Fingern zu streicheln. Meine Muschi war so feucht, wie ich es noch nie erlebt hatte. Und sie schien immer feuchter zu werden. Weil mir so unglaublich warm war, klappte ich die Bettdecke schließlich zur Seite. Dann winkelte ich meine Beine an und rieb und drückte so heftig, dass ich ziemlich schnell einen Orgasmus bekam. Ich hatte ja selten einen Orgasmus. Beim Sex schon gar nicht. Und wenn ich es mir selbst machte, dann auch nur ziemlich selten. Ich machte es mir nicht oft selbst. Und meistens entspannte es mich so sehr, dass ich dabei einschlief.

Aber diesmal war es total anders. Dieser Orgasmus war wie eine Explosion. Ich hatte nie zuvor einen solchen Orgasmus gehabt. Ich war völlig weg, als hätte ich was genommen. Auf diesem Level war ich noch nie gewesen.

Ein wenig später fiel mir auf, dass das Laken einen großen nassen, länglichen Fleck hatte, da wo ich lag und weiter vorn. Ich rappelte mich hoch und sah mir das von Nahem an. Es war eine eindeutige Spur. Flüssigkeit war da verspritzt, und zwar von dem Ort aus, wo meine Muschi gewesen war - bis zum Bettrand. Klare Flüssigkeit.

Als ich mir traute, mich wieder da unten zu berühren, fiel mir auf, dass da alles noch immer sehr warm und feucht war. Und auch irgendwie ein wenig angeschwollen. Ich konnte nicht widerstehen, mich nochmal so hinzulegen, nochmal die Beine anzuwinkeln und die Sache zu wiederholen. Nach gefühlten wenigen Augenblicken kam ich erneut, diesmal so heftig, dass ich den Nachhall eines kleinen Schreis von den Wänden hallen hörte.

Ich machte sonst nie irgendwelche Geräusche dabei, das hatte ich schon immer albern gefunden. Aber diesmal schien es völlig von selbst passiert zu sein, ohne dass ich es irgendwie hätte steuern können.

Wieder war da viel frische Feuchtigkeit. Unglaublich. Ich konnte das nicht begreifen! Zwar hatte ich schon davon gehört, dass manche Frauen angeblich beim Orgasmus auch irgendwie "ejakulieren" können, fand das aber eher unglaubwürdig und hatte angenommen, das sei eine Erfindung der Porno-Industrie, weil Kerle das vielleicht gerne so hätten.

Wie auch immer. Dieser Tag war der bis dahin wirklich unglaublichste meines Lebens. Ich kam noch ungefähr um die acht, neun mal: nach dem Frühstück, am Nachmittag und dann abends im Bad vor dem Spiegel. Ich hatte mir die Sache mal anschauen wollen. Meine Muschi war mir irgendwie größer als sonst erschienen und auch viel röter und geschwollen. Das zu sehen, machte mich so an, dass ich es mir augenblicklich wieder machen musste. Am Ende hatte ich Spritzer auf dem Spiegel.

Am nächsten Tag war der Spuk vorbei. Ich dachte hin und wieder daran und verspürte auch immer mal wieder Lust, es mir zu machen. Aber ich hatte nur selten einen Orgasmus. Es war wieder wie früher, ich schlief eher dabei ein als zu kommen. Der Alltag und die Arbeit hatten mich wieder.

Es waren anstrengende Monate. Der Frühling kam, es wurde endlich wärmer. Beim Centi-Markt kauften die Leute jetzt wieder die abgepackten Steaks und Roster für den Grill. Auch Bier wurde mehr verkauft. Wir hatten wieder mit dem blöden Pfandflaschen-Automaten zu tun, der ja ständig irgendwie kaputt war. Und dann kam der Sommer.

In der dritten und vierten Juni-Woche hatte ich endlich Urlaub. Meinen Jahresurlaub. Weil ich für die Küche sparte, fuhr nich natürlich nicht weg. Ich war sowieso nicht der Typ, der gerne verreiste. Vielleicht lag das auch ein wenig an der Flugangst, die ich hatte.

Am zweiten Urlaubstag kramte ich früh in meinem Kleiderschrank. Dabei fiel die graue Jeans-Hose heraus, die ich zuletzt im Februar getragen hatte. Meine beste Jeans, die ich nur zu besonderen Anlässen trug. Als ich sie wieder in den Schrank legen wollte, fiel ein kleines Kärtchen aus der Hosentasche. Die Visitenkarte, die mir Sören zum Abschied gegeben hatte.

B. Spielen Das Große und Ganze Sunderstraße 45a

Mehr stand da nicht. Die Adresse war gar nicht einmal vollständig. Und es war auch gar keine richtige Visitenkarte, sondern nur ein gestempeltes Kärtchen aus dickerem Karton.

Ich weiß nicht warum, aber ich war auf einmal super-neugierig. Sofort war das ganze Thema wieder da. 75.000 im ersten Jahr. Ich schluckte meinen Ärger herunter. Meinen Ärger über mich selbst, weil ich mich nicht einmal getraut hatte, weiter zu fragen oder nachzuforschen. Ich hatte vielleicht eine Chance verstreichen lassen. Vielleicht hatten sie längst eine andere gefunden für den Job. Eigentlich war es ziemlich sicher, dass sie längst eine andere gefunden hatten. Warum sollten die ein halbes Jahr auf mich warten? Es gab ja Tausende wie mich, also junge Kassiererinnen, die Geld brauchten.

Draußen war es ziemlich warm, weit über dreißig Grad. Der wärmste Tag des Jahres, hatten sie im Radio gesagt. In meiner Wohnung war es kaum kühler, also kaum auszuhalten. Deshalb beschloss ich, mir mein Fahrrad zu schnappen und auf Erkundungstour zu gehen. Sowas machte ich gerne. Als ich Kind war, wollte ich immer Detektivin werden. Oder zumindest Forscherin. Naja, als Kind hat man halt keine Vorstellungen, wie es im echten Leben läuft.

Die Sunderstraße gab es wirklich in der Stadt. Sie lag im Nobelviertel, ziemlich weit weg, der Routenplaner sagte 11 Kilometer. Aber was solls, dachte ich, ich hab ja Urlaub. Ich wollte mir das unbedingt mal anschauen. Ich musste. Sonst hätte ich mir nie wieder verzeihen können wegen der Sache.

Ich stellte mir vor, ich würde schon an der Fassade des Hauses erkennen, dass das eine zwielichtige Angelegenheit war und definitiv mit Kriminalität zu tun hatte. Dann würde ich beruhigt nach Hause fahren und mich gut fühlen, weil ich meinem Bauchgefühl vertraut hatte. Das war natürlich auch ein wenig einfach gedacht, aber was soll's.

Schon nach den ersten drei Kilometern wurde mir klar, dass ich schon lange keine längeren Strecken mehr mit dem Rad gefahren war. Außerdem war die Hitze kaum zu ertragen. Ich hatte mein rotes T-Shirt an, das garantiert schon Schwitzflecken überall hatte. Darunter den unbequemeren BH, weil der bessere in der Wäsche war. Die Träger rieben an der Haut und die Bügel drückten. Das lag daran, dass der BH seit einiger Zeit nicht mehr so gut passte. Er schien eingegangen oder zu klein geworden zu sein. Ein blödes Ding. Dann hatte ich noch meine weiße kurze Hose an. Die war eigentlich super-bequem, aber ich merkte, dass sie zum Fahrradfahren nicht so gut geeignet war, weil sie durch die ständige Bewegung immer wieder an den Schenkeln hochrutschte, zusammenknitterte und dann rieb.

Am Schlimmsten war jedoch, dass ich mich auch mit der Schwierigkeit der Strecke verschätzt hatte. Das Ziel lag nicht nur 11 km weit weg, es lag auch deutlich höher, am Hang. Das fiel mir auf, als ich das Stadtzentrum durchquert hatte und der Anstieg begann. Dass ich um die Mittagszeit losgefahren war, machte die Sache nicht besser. Aber die Neugier war stärker. Ich musste dort hin, völlig egal, ob ich schweißgebadet und außer Atem ankommen würde.

Irgendwann kam ich tatsächlich an. Das Nobelviertel war voller schöner, schattiger Alleen mit Kopfsteinpflaster und ziemlich weit voneinander entfernt stehenden großen Häusern oder Villen. Die Grundstücke waren durch große Hecken voneinander getrennt. Nur auf der Sunderstraße standen die Häuser auch mal dichter. Es war ziemlich still, man hörte den Verkehrslärm der Stadt nur als entferntes Rauschen, das kaum störte. Ich kämpfte mich Meter für Meter weiter. Die Sunderstraße war besonders steil. Ich zählte die Hausnummern.

Als ich fast ganz oben war, kam ein Stück Häuserzeile. Zumindest sah es so aus. Es waren mehrere, miteinander verbundene Häuser. Die Eingänge mussten aber hinten sein, und ich konnte auch keine Hausnummer entdecken. Ich stieg ab und schob mein Rad weiter. Das war eine Reihe von schönen, bunt angemalten Häusern mit vielen verspielten Details, kleinen Fenstern, runden und schiefen Dächern, manchmal sogar mit Türmchen und Balkons. Eigentlich passte so ein Haus gar nicht in die Gegend hier. Die anderen Häuser waren alle entweder noble Villen, die sich mit ihrem Prunk gegenseitig übertrumpften oder so seltsame glatte Bauwerke aus Beton, wo sich wohl irgend ein superteurer Architekt dran versucht hatte.

Diese Häuserzeile war komplett anders. Sie sah aus wie aus einem Trickfilm und war mir irgendwie - super-sympathisch. Ich wartete nur darauf, bis irgend etwas Lustiges passierte.

Dann kam das Haus mit dem Eingang. Ein kleiner Torbogen mit einem buckeligen gepflasterten Weg, der durch ging. Durch die Zufahrt passte höchstens ein kleines Auto. Aber es wuchs Gras zwischen den Steinen, und ich vermutete, dass da nur selten irgend ein Auto durchfuhr.

Obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, nur mal kurz zu schauen und dann wieder umzukehren, konnte ich jetzt nicht anders als durch den Torbogen zu gehen. Es war ja alles offen. Also, ich konnte ja jederzeit weg. Die Nummer 45 war es übrigens, die Zahl war ganz groß über dem Torbogen zu lesen.

Ich war so neugierig, dass ich komplett vergaß, wie abgekämpft und durchgeschwitzt ich war. Im Durchgang war es kühl und es duftete irgendwie nach frischer Wäsche. Irgendwo gluckerte Wasser wie ein Bach. Herrlich. Ich hatte einen riesen Durst.

Als ich fast durch den Torbogen durch war und in den großen grünen Garten treten wollte, der sich dahinter befand, und wo die Sonne blendete, erschrak ich fast zu Tode, als sich eine Tür öffnete. Die Tür befand sich an der rechten Seite des Ganges, eine unscheinbare runde Holztür, die ziemlich knarrte. Ich blieb wie versteinert stehen.

Eine Frau in Schürze trat heraus, etwa so groß wie ich aber mit blondem Zopf. Die Schürze war dunkelblau mit wunderschonen weißen Applikationen, wie Sterne, Blumen und Schneeflocken oder so. Ich hatte noch nie so eine schöne Schürze gesehen. Die Frau war ziemlich jung. Ich denke, sie war nicht viel älter als ich. Sie lächelte breit und hatte ein super hübsches Gesicht. Dabei war sie nur sehr dezent oder gar nicht geschminkt. Sie hatte hellblaue Augen und rote Wangen. Sie schien auch etwas außer Atem zu sein. Vielleicht war sie die Hausangestellte und hatte viel zu tun? Ich machte mir ein paar Vorwürfe, weil ich einfach so durch den Torbogen gelaufen war. Vielleicht durfte man das nicht und die Frau würde mich wegschicken, bevor ich die Gelegenheit hatte, mir das Haus etwas näher anzusehen.

Allerdings passierte etwas anderes.

"Schön, dass du da bist!", sagte die Frau. "Komm rein!"

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich war ja auf vieles vorbereitet aber nicht auf so einen Empfang. Kannte sie mich? Wusste sie, wer ich war? Erwartete sie mich? Ich war mir jedenfalls sicher, dass ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Und dass will was heißen, denn ich bin gut darin, mir Gesichter zu merken.

"Ich ...", stotterte ich los. "Mein Fahrrad?"

Sie lachte und zeigte mir einen einzelnen Fahrradständer, der genau an der Ecke des Torbogens auf der Gartenseite stand: "Dort kannst du es anschließen."

Sie schaute mir zu, wie ich mein Fahrrad anschloss. "Du bist ja ganz verschwitzt und sicher durstig!"

Ich nickte. "Bei dem Wetter sollte man nicht so weit fahren. Da schwitzt man bei jeder Bewegung."

"Na, dann komm erstmal mit!"

Sie drehte sich um und ging zur Tür, aus der sie gekommen war. Mir stockte der Atem, als ich ihre Rückseite sah: Bis auf die Schürze schien sie nichts weiter zu tragen! Das heißt: überhaupt nichts. Ihr Rücken und ihr Po waren völlig nackt. Nur das Band der Schürze war oberhalb ihrer Hüfte zu sehen. Ich fragte mich, ob das so gewollt war. Oder ob sie so herumlaufen musste?

Ich folgte ihr in ein kleines Treppenhaus. Es ging einige Treppen hoch, dann durch eine grüne Tür, einen Gang entlang und dann in ein weiteres Treppenhaus, wo wir wieder einige Treppen hinunter gingen. Ich versuchte mir den Weg gut einzuprägen, aber das war unmöglich. Erstens, weil sie recht schnell ging und zweitens weil es überall an bunten Details wimmelte, Bilder an der Wand, kleine Teppiche, Muster, lange, orientalische Läufer, ungewöhnliche Kerzenständer, bunte Fenster ... ich war einfach überwältigt. Das war wie ein kleines Museum.

Schließlich landeten wir in einer geräumigen Küche und die Frau drückte mir ein Glas Wasser in die Hand.

"Es ist wichtig, dass du was trinkst", sagte sie mit mütterlichem Ton. "Ich bin Susanne."

Die Küche war definitiv für eine größere Anzahl von Leuten gedacht. Das war keine normale Küche. Es gab zum Beispiel keinen Esstisch, und die Unterschränke mit der Arbeitsplatte gingen um den ganzen Raum herum, nur die Türen waren ausgespart. In der Mitte war ein großer Herd mit einer riesigen Abzugshaube. Töpfe mit Essen gab es nicht. Alles war blitzblank sauber. Der Fliesenboden war herrlich kühl.

"Wenn du magst, kannst du die Schuhe und Strümpfe ausziehen", sagte Susanne.

Ich schwitzte ziemlich und schämte mich etwas. Ich schüttelte den Kopf und trank dieses wunderbare Wasser. Wenn man großen Durst hat, ist selbst ein Glas einfaches Wasser ein unglaublich tolles Getränk. Ich trank ohne abzusetzen, auch wenn das vielleicht etwas unhöflich rüberkam. Aber Susanne lächelte.

"Wir gehen jetzt mal nach unten", sagte sie, bevor sich anfangen konnte, Fragen zu stellen. Sie nahm die andere Tür, nicht die, durch die wir gekommen waren. Dort war wieder so ein kleines Treppenhaus. Es ging zwei Etagen runter, bis wir wieder im Erdgeschoss waren, dann einen etwas dunklen Gang entlang, an dessen Ende sich eine getönte Glastür befand.

Dahinter war ein großer, heller Raum.

Susanne öffnete die Glastür, ging aber nicht weiter, sondern winkte mir, dass ich gehe. Ich war etwas zögerlich, weil ich ja noch meine Turnschuhe anhatte und sich in dem Raum ein heller Teppichboden befand, aber das schien nicht so schlimm zu sein.

Kaum war ich durch die Tür, kam Linda aus einer anderen. Sie machte eine Geste zu Susanne, die schräg hinter mir noch im Türrahmen stand. Susanne machte einen kleinen Knicks und schloss dann die Tür - von außen. Ich war mit Linda allein.

Ich staunte wieder, wie wunderschön sie war. Noch mehr eigentlich als damals im Winter, denn hier stand sie jetzt vor mir, und sie war ziemlich groß, viel größer als ich, trug einen weißen Bademantel und ihr volles dunkles Haar offen. Sie war barfuß, ihre Füße, Waden und Hände waren sonnengebräunt. Sie hielt Abstand.

"Ich freue mich, dass du da bist", sagte sie sanft und nickte mir freundlich lächelnd zu.

Ich wusste nicht so recht, was ich antworten sollte. "Ich freue mich auch", sagte ich schließlich und versuchte nicht all zu neugierig zu wirken. Das gelang natürlich nicht so gut.

Die eine Wand bestand fast komplett aus Fenster. Eine Glastür führte hinaus in einen sehr grünen Garten voller Bäume und Sträucher, durch den sich ein Weg schlängelte. Mir gegenüber befand sich ein Durchgang, wohl wieder in einen anderen Teil des Hauses. Neben und hinter mir war eine Art Bar, mit einem großen Tresen und Barhockern, alles sehr stilvoll in warmweiß und anthrazit gehalten. Überhaupt: Die riesige Couch aus dunkelgrauem Leder, die Wände mit dieser rotvioletten Tapete mit angedeuteten riesigen Blumen, die langen, tropfenförmigen Glaskörper der Lampen, die unterschiedlich groß und lang von der Decke hingen - das war alles so stilvoll und elegant, besser als in einem schicken Möbelhaus.

"Wenn du gern erstmal duschen möchtest: den Gang entlang und die zweite Tür rechts."

Sicher hatte sie meine Schwitzflecken bemerkt, dachte ich. Und vielleicht roch ich auch etwas nach Schweiß, was mir sehr unangenehm war neben so einer edlen Frau. Vielleicht war das eine indirekte Aufforderung? Andererseits hätte ich wirklich einiges für eine erfrischende Dusche gegeben. Ich wollte aus diesen schwitzigen Klamotten raus und aus den Schuhen. Aber was sollte ich dann anziehen?

"Im Bad findest du alles", sagte Linda, als hätte sie meine Gedanken gelesen. "Handtücher und auch einen Bademantel. Ich mach uns inzwischen was schönes zu Trinken fertig." Sie lächelte und schritt zur Bar. Als sie vor mir vorbeiging, sah ich, dass sie eine recht große Oberweite haben musste und wahrscheinlich nichts anhatte unter ihrem Badeanzug.

"Deine Sachen kannst Du in den Korb legen, auch die Schuhe."

Ein klein wenig verwirrt aber auch irgendwie beflügelt machte ich mich schließlich auf den Weg ins Bad. Dort musste ich schon wieder staunen. Denn das war kein normales Bad. Der Boden schien fugenlos zu sein oder aus einer einzigen Kachel zu bestehen. Vielleicht war das auch keine Kachel, sondern Glas. Dunkles, spiegelndes Glas. Vielleicht war es ein Spiegel? Ich getraute mich kaum, darauf zu laufen und zog sofort meine Schuhe und Socken aus. Auch die Wand gegenüber der Dusche bestand komplett aus diesem spiegelnden Material. Die anderen Wände aus einem beigefarbenenen Marmor oder so etwas ähnlichem. Die Dusche war riesig. Eine Art Regendusche vielleicht. Sie hing weit oben und ließ sich gar nicht verstellen. Dann gab es noch ein Waschbecken und einen großen geflochtenen Korb zum Zuklappen. In einem Regal lagen schön ordentlich auf Stoß viele weiße Handtücher. Daneben in einem weiteren Regalfach gab es die Bademäntel. Die waren so flauschig, dass ich es kaum fassen konnte. Ich hatte noch nie so etwas Flauschiges berührt. Sie mussten unglaublich sein auf der Haut.

Genug gestaunt, dachte ich. Ich wollte ja auch nicht, dass sie so lange auf mich warten musste. Ich zog mich schnell aus und packte meine Klamotten, die wirklich ganz klamm vom Schwitzen waren, in den Korb. Auch die Unterwäsche. Die wollte ich eher nicht wieder anziehen. Wobei mir die Vorstellung, hier nackt herumzulaufen auch nicht unbedingt gefiel. Aber dann dachte ich an den tollen Bademantel.

Es war schon lustig. Man konnte sich von unten sehen, weil der Boden so spiegelte. Ich hatte mich noch nie aus dieser Perspektive gesehen. Aus Spaß stellte ich mich etwas breitbeinig hin. Blöd, dachte ich, ich war völlig unrasiert. Wenn sie mir einen Bikini anbieten würde, würde das, naja, nicht so ästhetisch aussehen. Selbst an den Beinen hatte ich ein paar Stoppeln, weil die letzte Rasur schon eine Weile her war.

Allerdings ließ sich nirgends ein Rasierer entdecken. Ich ärgerte mich etwas, aber dann versuchte ich herauszufinden, wie man die Dusche aufdrehte. Es gab keinen Wasserhahn und auch keine Knöpfe oder ähnliches. Nur ein bläuliches und ein rötliches verschwommenes Feld an der Fliesenwand.

Sobald ich unter der Dusche stand, begann Wasser zu rieseln. Wie ein sanfter Regen, lauwarm, eigentlich genau richtig. Dann merkte ich, dass man das Wasser wärmer machen konnte, indem man sich mit der Hand dem rötlichen Feld näherte und kalt, indem man sich dem bläulichen Feld näherte.

Die Intensität der Dusche schwankte. Ich fand nicht heraus, wie man sie beeinflussen konnte. Aber es war immer genau richtig. In einer Ecke gab es ein kleines Fach mit Schampoo und Duschbad, das ich ausgiebig nutzte. Ich genoss es regelrecht, mit komplett von oben bis unten einzuseifen, meine Haare zu waschen und den Regen alles abspülen zu lassen. Das war einfach eine Wohltat.

Und auch die Handtücher waren eine Wohltat. Sie waren riesig und so weich, dass man sie kaum auf der Haut spürte. Dennoch nahmen sie das Wasser erstaunlich schnell auf, und selbst meine Haare bekam ich damit einigermaßen trockengerubbelt. Ein Föhn war nicht zu sehen.

Ich war sehr erleichtert, dass ich jetzt sauber war und wahrscheinlich auch gut duftete. Meinen Schlüsselbund und mein Smartphone packte ich in die geräumigen Taschen meines Bademantels.

Als ich zurückkam, saß Linda auf der Couch und hatte die Augen geschlossen.

"Unsere Drinks stehen auf dem Tresen", sagte sie mit ihrer super-sanften Stimme. "Wir können rausgehen, wenn du magst."

Auf dem Tresen standen zwei hohe Cocktailgläser mit allen möglichen Extras, einer Ananasscheibe, Eiswürfeln, Strohhalm, Zuckerrand. Der Cocktail war gelb-orange, wahrscheinlich Mango oder etwas ähnliches. Ich wollte schon anheben zu fragen, ob da viel Alkohol drin war, aber Linda kam mir wieder zuvor.

"Die sind alkholfrei. Aber vielleicht schmeckt es dir trotzdem."

Sie stand auf, als ich die beiden Gläser genommen hatte. Beide waren nahezu perfekt gleich. Sie schien das professionell zu können. Oder jemanden zu haben, der es professionell konnte. Ich hatte es ja nicht gesehen, wie sie die Cocktails zubereitet hatte.

Draußen gingen wir einen sanft abfallenden Pfad entlang durch paradiesisches Grün. Der Garten war eine Pracht. Alles war perfekt gepflegt und dennoch so naturbelassen, dass man glauben konnte, es sei von selbst so gewachsen.

Es war immer noch sehr warm. Kein Wunder, der Tag war noch lange nicht zu Ende. Vom Pfad aus konnte man an den freien Stellen direkt auf die Stadt hinunter schauen. Von hier aus hatte ich sie noch nie gesehen. Die Luft über der Stadt war trüb von den Abgasen, aber wir befanden uns schon in einer Höhe, wo alles klar und sauber war. Am Himmel ließ sich keine Wolke blicken.

Ich staunte nicht schlecht, als wir am Ende des Pfades ankamen: Das war ein großer Pool mit blauem, klaren Wasser, eingefasst von rötlichen Terracotta-Platten oder so, die eine große Fläche bildeten. Diese Fläche war nach drei Seiten hin abgeschirmt von einem länglichem Gebäude oder eher einem Säulengang mit Dach, super schön angelegt, und hoch genug, so dass man den Pool nur vom Haus aus sehen konnte.

Direkt am Wasser standen zwei große weiße Liegen oder Liegestühle und dazwischen ein kleiner Tisch. Ich zögerte mit den Gläsern, aber Linda sagte, dass ich sie auf den Tisch stellen könne, bevor sie es sich auf der linken Liege bequem machte.

Die Liegen waren im Schatten, das Fußende aber schon in der Sonne. Wenn die Sonne so wanderte, wie ich vermutete, dann würde es nicht lange dauern, bis sie komplett in der Sonne sein würden. Das wäre nicht so gut, weil ich ja, zumindest wenn es nach meiner Hautärztin ging, möglichst gar nicht in der prallen Sonne sein durfte oder höchstens wenn ich mich mit Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor eingecremt hatte. Gut, wir hatten die Bademäntel an. Aber mein Gesicht wäre dann irgendwann in der Sonne. Ich nahm mir vor, dann nach einem Sonnenschirm zu fragen. Da musste es ja einen geben.

"Nimm dir ruhig was zu trinken", sagte Linda nach einer Weile, in der ich geglaubt hatte, sie wäre eingeschlafen, weil sie mit geschlossenen Augen dalag. Ich hatte es schon ein wenig bedauert, dass die Cocktails in der Wärme stehen, die schmecken ja kalt am besten. Aber ich hatte mir nicht so recht getraut, eines der Gläser zu nehmen. Vor allem deswegen, weil ich nicht wusste, ob eines davon ihres war, und ich wollte ja nicht versehentlich aus ihrem Glas trinken. Wie vorsichtig und höflich man doch so ist.

"Kann ich ..." - ich beendete meine Frage gar nicht, denn sie sagte schon: "Es ist egal, nimm dir einfach ein Glas."

Das Beruhigte mich natürlich etwas. Denn so konnte ich sicher sein, dass sie mir da nichts hineingemischt hatte, vielleicht K.O.-Tropfen oder so etwas. Dann würde sie mir ja ein bestimmtes Glas gegeben haben.

Ich nahm mir also das Glas, das am weitesten von mir weg stand. Linda hatte die Augen weiter geschlossen. Der Cocktail war fantastisch. Ich muss wirklich sagen, ich habe noch nie so einen leckeren Cocktail getrunken. Dass kein Alkohol drin war, hielt ich für ziemlich sicher. Er war zwar ziemlich süß, aber nicht so süß, dass man die anderen Geschmacksrichtungen nicht mehr wahrnehmen hätte können. Da war so viel drin, ich kann es gar nicht beschreiben. Eine wahre Explosion aus Geschmack. Vielleicht lag das auch daran, dass ich einfach so selten Cocktails trank, weil ich mir das ja eigentlich nicht leisten konnte. Cocktails waren teuer, und ich musste ja schon überlegen, wofür ich mein Geld ausgab.

Irgendwann nahm auch Linda ihr Glas, setzte sich auf und trank.

"Wirklich ein heißer Tag heute", sagte sie. Die Sonne war schon ein wenig gewandert und jetzt bei unseren Knien angekommen.

Nicht viel später stand Linda auf, öffnete den Gürtel ihres Bademantels, legte den Mantel ab und ging sprang kopfüber in den Pool. Sie war komplett nackt.

Ich sah zu, wie sie ein paar Runden schwamm, immer wieder abtauchte bis zum Grund. Sie bewegte sich sehr elegant im Wasser, fast ohne ein Geräusch zu machen, wie ein Fisch.

Irgendwann kam sie zum Rand geschwommen und stützte sich mit beiden Armen ab. "Kannst ruhig mit reinkommen", sagte sie. "Das Wasser ist angenehm."

Ich spürte, wie ich ziemlich rot wurde und ärgerte mich darüber. Natürlich mochte ich es zu baden. Vor allem, wenn es so heiß war wie heute. Ich war auch eine gute Schwimmerin. Das einzige, was mir eben Schwierigkeiten bereitete, war die Vorstellung, nackt zu sein dabei. Eigentlich eine dumme Vorstellung. Denn nackt ist doch natürlich. Und es war niemand weit und breit zu sehen. Der dreiseitige Wandelgang bot einen perfekten Sichtschutz und zum Haus hin war der Garten mit seinen vielen Bäumen und Büschen. Und Linda? Naja, sie war eine Frau. Warum sollte ich mich schämen, vor einer anderen Frau nackt zu sein. Vielleicht, weil ich nicht rasiert war? Woher wollte ich wissen, ob sie das überhaupt interessierte. Sie hatte mich ja super freundlich empfangen, warum sollte sie dann von mir verlangen, wie ich auszusehen habe? Das waren alles dumme Ausreden vor mir selber, glaube ich, weil ich mich ein bisschen schämte. Vielleicht schämte ich mich, weil ich noch nie irgendwo nackt gebadet habe. Außer halt zu Hause in der Badewanne.

Ich überwand mich schließlich, zog meinen Bademantel auch aus und ging über die Treppe ins Wasser. Das hatte genau die richtige Temperatur. Nicht zu kalt, nicht zu warm. Es war die perfekte Abkühlung. Ich schwamm ein wenig herum und kam dann mit an den Rand, an dem sich Linda festhielt und mit den Beinen paddelte. Natürlich fiel mir nichts ein, worüber ich mich schnell mit ihr unterhalten könnte. Ich war nicht so gut mit Small-Talk.

"Es soll so heiß bleiben", sagte ich. Wetter und so. Ging ja immer. Aber ich mochte eigentlich nicht über das Wetter reden. Was ich eigentlich reden wollte, war, ob ich vielleicht häufiger vorbeikommen könnte. Ob es vielleicht doch etwas werden könnte mit der Einstellung, wenn ich zu Hause wohnen bleiben würde. Worin die Arbeit eigentlich bestand. Eigentlich hatte ich tausend Fragen. Aber ich war nicht in der Lage, auch nur eine davon zu stellen.

"Ja, habe ich auch gehört", sagte Linda. Manchmal hob sie sich ein wenig aus dem Wasser, so dass ihr halber Oberkörper draußen war. Dann musste ich mich zwingen, sie nicht zu sehr anzusehen. Denn sie war schön. Also, ich glaube, sie war überhaupt die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Vielleicht war sie ein Modell? Ihre Brüste waren groß und ebenmäßig, aber genau richtig für sie. Ihr Hautton war sanft beige-braun, sie schien sehr oft draußen Sonnenbäder zu nehmen, nackt wahrscheinlich. Es fiel mir extrem schwer, ihr Alter zu schätzen. Von ihren Brüsten ausgehend konnte man sagen, dass sie sicher nicht mehr Mitte Zwanzig war. Vielleicht war sie auch schon weit über die Vierzig. Andererseits war ihre Haut so rein und ihr Gesicht so ... exotisch - es war wirklich schwer. Selbst ihre Hände waren glatt und jung. Bei Filmstars erkennt man das Alter ja manchmal an den Händen, während das Gesicht durch Schönheits-OPs glattgezogen ist, aber die Hände fleckig und faltig sind. Bei Linda nicht. Ihre Hände sahen nicht älter aus als meine. Dabei trug sie nicht einmal Nackellack oder so.

"Ich finde es sehr schön hier", versuchte ich es wieder. "Es ist so still und friedlich."

"Ja, es gibt unangenehmere Orte, nicht wahr?" Sie schmunzelte.

Ich paddelte ebenfalls mit den Beinen. Die Sonne machte mir ein wenig Sorgen, denn hier im Pool gab es gar keinen Schatten. Deshalb blieb ich so weit es ging unter Wasser, auch wenn das natürlich nicht viel nützte.

"Zum Beispiel bei mir am Kassenband", sagte ich. "Da ist es oft trostlos."

"Glaube ich sofort." Sie sah kurz zu mir und lächelte. "Aber das ist ja nun Vergangenheit."

Ich versuchte, meinen Gesichtsausdruck möglichst nicht zu ändern, obwohl ich fast platzte von den vielen Fragen, die sich in mir aufstauten. Wie hatte sie denn das nun wieder gemeint? Glaubte sie, dass ich hierher gekommen war, um hier zu bleiben? Müsste sie nicht davon ausgehen, dass ich mein Fahrrad schnappe und wieder nach Hause fahre? Schließlich hatte ich ja gar kein Gepäck dabei, meine ganzen Sachen waren zu Hause. Warum sollte ich einfach so alles im Stich lassen?

Klar, ich hatte ja Urlaub und keinerlei Verpflichtungen. Ein paar Tage hierzubleiben, wäre sicherlich möglich. Aber sie konnte doch nicht davon ausgehen, dass ich mich einfach so, ohne Ankündigung bei ihr niederlasse.

Sie stieg aus dem Wasser und trocknete sich kurz mit ihrem Bademantel ab, den sie aber gleich wieder weglegte. Dann legte sie sich wieder auf die Liege und trank ihren Cocktail aus, ohne mich groß zu beachten.

Erst als ich ein paar Minuten später ebenfalls aus dem Wasser stieg, sah sie mich an. Mir fiel nichts besseres ein, als es ihr gleich zu tun, mich kurz abzutrocknen und mich dann auf die Liege zu legen. Die Sonne ging mir jetzt bis zum Bauchnabel. Ich schnappte mir das Cocktailglas und trank es in einem Zug leer, damit es nicht wärmer wurde.

"Du hast sehr helle Haut", sagte Linda. Ich nickte.

"Eigentlich darf ich gar nicht in die direkte Sonne, sagt meine Hausärztin." Aber es war wirklich angenehmer, so nackt auf der Liege zu liegen als mit Bademantel. Ich wollte nich schwitzen, und die Wärme fing an, mich ein wenig müde zu machen, so dass es mir eigentlich egal war. Ein paar Minuten Sonne sollten ja noch unbedenklich sein, glaubte ich.

Linda stand auf und ging durch den Garten, wahrscheinlich ins Haus. Doch bevor ich ernsthaft begonnen hatte zu überlegen, ob und wann sie wiederkommen würde, war sie schon wieder da, mit einer Flasche ziemlich teurer Sonnenmilch in der Hand. Sie kniete sich neben das Fußende meiner Liege, ich setzte mich auf. Ich dachte, dass sie mir vielleicht die Flasche geben würde, aber sie sagte: "Du kannst liegen bleiben und dich entspannen. Denk nicht so viel ans Kassenband."

Als ich mich wieder hingelegt und die Augen geschlossen hatte, begann sie mich mit der Sonnenmilch einzucremen. Und zwar ziemlich gründlich und mit sehr schönen, massierenden Bewegungen. Erst meine Füße. Für meine Füße nahm sie sich schon mehrere Minuten Zeit. Dann meine (leider etwas stoppeligen) Unterschenkel, was mich etwas peinlich berührte, dann meine Knie vorn und hinten. Sie stellte sogar abwechselnd erst das erste, dann das andere Bein auf, so dass sie überall hinkam.

Als sie zu den Oberschenkeln überging, wurde ich unruhiger. Aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich versuchte mir vorzustellen, ich sei bei einer Massage. Vielleicht bei so einer Wohlfühlmassage. Einmal war ich als Praktikantin in einem Massagestudio gewesen. Man hatte uns da verschiedene Massagetechniken gezeigt und am Ende des Praktikums haben wir dann eine kostenlose Massage bekommen. Die Frau, eine kleine Thailänderin, hatte das sehr gut gemacht und ich hatte mich so entspannt, dass ich bei der Massage fast eingeschlafen war. Leider hatte ich dann kein Geld, um dort wieder hinzugehen. Ich glaube, das hätte mir gut getan.

Lindas Hände waren jetzt mit der Innenseite meiner Oberschenkel beschäftigt. Sie hatte sanft meine beiden Beine erst aufgestellt und dann angewinkelt. Ich hatte es einfach zugelassen. Ich ließ es auch zu, dass sie meine Beine ein wenig in Richtung meines Oberkörpers drückte, während sie meine Unterschenkel eincremte.

Der Moment, als Ihre Hand meinen Po berührte, löste in mir etwas aus. Ich musste an jenen Tag im Winter zurückdenken, an dem ich es mir ständig selber gemacht hatte, weil ich so heiß gewesen bin.

Linda legte meine Beine wieder auf die Liege zurück und machte mit meinem Bauch weiter. Die Sonne war jetzt schon fast an meinem Hals angekommen, so dass ich mich über die angenehm kühle Sonnenmilch freute. Doch trotz aller Müdigkeit verschwand die Erinnerung an den heißen Wintertag nicht mehr aus meinem Kopf. Sie flackerte sogar nochmal richtig auf, als Linda, nachdem sie mit meinen Armen fertig war, meine Brüste eincremte. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich eine Frau schonmal so berührt hatte. Selbst damals bei dieser Thai-Massage waren diese Körperstellen natürlich ausgespart worden.

Es war ganz anders, als wenn dich ein Mann anfasst. Lindas Hände waren unglaublich sanft aber zugleich waren ihre Bewegungen auch sehr bestimmt. Ich hatte nie das Gefühl, dass das nur ein gedankenloses Eincremen war. Aber ich hatte auch nicht das Gefühl, dass Linda Grenzen überschritt. Vielleicht lag das daran, dass meine Grenzen offen waren, ganz weit offen. Oder sie waren ganz verschwunden.

Während sie da so sanft aber bestimmt über meine Brustwarzen fuhr, die sich zusammenkräuselten und aufstellten, kamen in mir auf einmal so viele Wünsche hoch, dass ich es fast nicht aushielt. Plötzlich hatte ich so ein Verlangen, ich stellte mir vor, wie ich sie berühren würde, wie ich ... Ein paar Augenblicke später merkte ich, was los war. Ich hatte einen Orgasmus bekommen. Zum Glück, dachte ich, hatte sie das nicht gemerkt. Ich hatte nur kurz etwas heftiger ausgeatmet, mehr nicht. Dann beschäftigte sie sich schon mit meinem Hals, und schließlich cremte sie auch mein Gesicht ein, was besonders schön war.

Dass man vom bloßen Streicheln oder Massieren kommen konnte, hatte ich schon gehört. Aber ich hatte es mir nie vorstellen können. Vielleicht lag es auch ein wenig an der Wärme und an der Entspannung nach dem Baden.

Als ich die Augen öffnete, lag Linda wieder auf ihrer Liege, die Augen geschlossen. Auch sie war zwischen den Beinen nicht rasiert. Das beruhigte mich. So würde sie nicht von mir denken, dass ich vielleich etwas ungepflegt war.

Dann fing ich an zu grübeln. Und zwar, ob ich es wagen sollte, ihr die Frage zu stellen, ob ich sie auch eincremen dürfe. Also als Gegenleistung, sozusagen. Ich wägte alles ab. Würde ihr das billig vorkommen? Würde sie dann denken, ich würde nur ihren unglaublich makellosen Körper anfassen wollen? Würde sie denken, dass ich jetzt scharf auf sie geworden war? Wollte sie mich testen? Ungünstig war, dass mein Rücken nicht eingecremt war, und wenn ich mich längere Zeit zu ihr hinbeugen würde, würde ich mir wohl den Rücken verbrennen.

Dann Schritte. Ich erschrak. Jemand kam durch den Garten. Aber er war so schnell da, dass ich keine Chance hatte, aufzustehen und meinen Bademantel zu holen, der irgendwo ein paar Meter hinter der Liege auf einem Stein lag.

Es war Sören. Er trug eine graue kurze Hose und ein etwas zu groß geratenes Trägerhemd in verwaschenem Grün. Er war barfuß. Ich hätte ihn beim letzten Treffen im Winter nicht als so schmächtig eingeschätzt, aber die richtige Kleidung kann sowas gut kaschieren. Da war wirklich nicht viel dran, zumindest kaum Fett. Ein sehniger, eher kleiner Mann. Nicht unattraktiv aber auch nicht unbedingt Traumkörper. Eher jungenhaft.

Sören wirkte etwas verwirrt, er trug einen kleinen schwarzen Laptop in der Hand und schien mich erst gar nicht zu bemerken. Er redete los, sobald er auf der Terracotta-Fläche stand.

"Wie war denn gleich nochmal das neue Passort?", fragte er mit seiner leisen, zögerlich schwankenden Stimme, die mir wieder so vorkam wie die Stimme von jemandem, der so viel weiß, dass er ständig wichtige Gedanken haben muss. Vielleicht war er ein Professor oder sowas?

Linda setzte sich auf und lachte. "Das übliche, aber mit einer 16 statt einer 17", sagte sie laut und sicher und mit einem leicht mitleidigen und belustigten Unterton.

"Nicht 18? Ich dachte 18, weil ...", sagte Sören, während er schon auf der Laptop-Tastatur mit einer Hand tippte, während er das Gerät mit der anderen Hand eher schwankend festhielt.

"Ah, klappt!", rief er dann. In dem Augenblick bemerkte er mich.

"Oh, hallo! Es freut mich sehr!"

Ich muss vermutlich komplett dunkelrot angelaufen sein. Ich setzte mich auch auf, überlegte irgendwie, ob es angebracht oder lächerlich wäre, meine Brüste mit den Händen zu bedecken oder ähnliches, aber dann wäre ich ja unten immer noch nackt gewesen - egal, es war völlig egal.

"Hallo ... Herr ...", stotterte ich.

"Sören, einfach Sören", sagte er recht vergnügt, während er sich schon wieder umdrehte und mit seinem Laptop wieder in Richtung Haus ging.

Etwas erleichtert lehnte ich mich wieder zurück. Linda lachte wieder. "Er ist manchmal etwas vergesslich. Und außerdem ist er gedanklich immer etwas - beschäftigt. Also nimm's ihm nicht krumm, wenn er dich nicht vollständig wahrnimmt. Ist seine Eigenart."

"Muss er denn viel arbeiten", fragte ich, weil mir nichts anderes einfiel.

"Er muss gar nicht, arbeitet aber eigentlich immer irgend etwas."

"Und du hilfst ihm manchmal?"

"Ich assistiere und mache die Dinge, für die er keinen Nerv oder kein Geschick hat. Also eigentlich alles, was mit externer Kommunikation zu tun hat."

Ich wollte schon fragen, ob sie dann so etwas wie Sekretärin war, fand die Frage aber irgendwie unglücklich oder unhöflich. Dann überraschte ich mich selber, indem ich eine andere gewagte Frage stellte:

"Seid ihr verheiratet?"

Sie sah irgendwie geheimnisvoll an sich herab und sagte dann: "Ein klein wenig schon, denke ich."

Wie kann man denn ein klein wenig verheiratet sein? Ich muss echt verblüfft ausgesehen haben, denn sie lachte laut auf.

"Jetzt nimm doch nicht alles so ernst, Herzchen!"

Es war wirklich schwierig. Was war hier ernst und was nicht? War das alles nur ein Spiel? Machten die einen Scherz mit mir und ich merkte nichts davon? Schon wollte ich ansetzen, endlich mit meinen Fragen rauszurücken, als sie mir zuvor kam.

"Wir meinen es ernst mit dir", erklärte sie in einer mütterlichen, weichen Art, die mich irgendwie innerlich bewegte und ganz weich werden ließ. "Aber das bedeutet nicht, dass du jedes einzelne Wort ernstnehmen musst. Du bist doch schon groß, oder?"

Ich nickte und kam mir furchtbar klein vor. Jedenfalls zu klein, um irgend etwas zu verstehen. Auf der anderen Seite war dieses "Wir meinen es ernst" so wichtig rübergekommen, dass ich gar nicht anders konnte, als es zu glauben. Ich lehnte mich wieder zurück. Die Sonne wärmte jetzt mein gut eingecremtes Gesicht.

Ich wachte auf, weil ich mal musste. Der Cocktail. Vermutlich war ich nur kurz eingenickt, denn die Sonne war noch nicht viel weitergewandert. Linda lag immer noch neben mir auf der Liege und blätterte in einer Zeitschrift. Es war wirklich dringend.

Als ich versuchte, mich an das tolle Badezimmer mit dem spiegelnden Boden zu erinnern, fiel mir auf, dass es dort keine Toilette gegeben hatte. Also konnte ich nicht einfach kommentarlos ins Haus gehen und auf Verständnis hoffen. In diesem Haus würde ich mich wohl eher verlaufen als ein Klo zu finden. Also musste ich fragen.

Linda stand auf und ging zum Säulengang, wo sie, wie ich leicht sehen konnte, einen Knopf drückte. Dann kam sie zurück und legte sich wieder auf ihre Liege. "Kein Problem", sagte sie. "Geh einfach rein und bis zur Glastür. Susanne erwartet dich dort."

Ich schnappte mir meinen Bademantel und zog ihn hastig an. Es war schon ziemlich dringend.

"Glastür?"

"Die Tür, bis zu der sie dich vorhin begleitet hat. Dort wird sie dich abholen."

Was für ein Service, dachte ich. Man wird sogar zur Toilette eskortiert, oder wie das hieß. Ich ging los und musste aufpassen, dass ich nicht rannte.

Drin war es angenehm kühl, obwohl die Tür zum Garten offenstand. Es war ein altes Haus mit sehr dicken Mauern. Das heizte sich nicht so schnell auf.

Tatsächlich stand Susanne schon in der Tür. Sie war also wirklich so etwas wie das Hausmädchen. Sie lächelte.

"Wie darf ich dir helfen?", fragte sie. Nicht aus Witz oder ironisch. Sondern ganz ernst gemeint. In dem Moment kam ich mir ein wenig vor wie eine Prinzessin. Es war mir natürlich peinlich, aber ich wusste, dass es schon in Ordnung war. Ich war ja bei Linda zu Gast, und wenn sie mich nun mal ihrem Personal anvertraute, warum nicht. Ich nahm mir vor, das alles etwas entspannter zu sehen.

"Ich muss ...", sagte ich unsicher, " ... also, ich wollte eigentlich zur Toilette."

Susanne lächelte. "Aber klar doch. Folge mir einfach."

Sie drehte sich um, so dass ich wieder ihren nackten Rücken und ihren Po sehen konnte. Auch sie war sehr hübsch, hatte glatte Haut und stimmige Rundungen. Allerdings war sie nicht so gebräunt wie ihre Chefin. Wahrscheinlich verbrachte sie die meiste Zeit im Haus.

Es ging wieder durch mehrere kleinere Treppenhäuser hoch und runter, bis ich gar nicht mehr wusste, wo wir waren und den Weg zurück allein vermutlich nicht mehr gefunden hätte. In einem kleinen, eher dunklen Gang mit gemütlicher Beleuchtung und grünem Teppichboden gingen wir bis zur letzten Tür. Susanne holte einen Schlüssel aus ihrer Schürzentasche und schloss auf. Zu meiner Verwunderung traten wir aber nicht in ein Badezimmer, sondern in ein wunderschönes, von gelben Licht durchflutetes, kühles Schlafzimmer mit ordentlich gemachtem Doppelbett, eine Art Hotelzimmer. Das Licht war gelblich, weil es durch eine schöne, geblümte Gardine aus dünnem Stoff fiel, die das ganze Fenster verdeckte.

"Darf ich vorstellen:", sagte Susanne, während sie auf das Bett zeigte, "Unser Schlafzimmer."

Ich verstand nicht so ganz, was sie meinte mit "unser". Sprach sie von sich und vielleicht noch weiteren Bediensteten, die hier schliefen? Oder schliefen Linda und sie beide in diesem Zimmer? Ich machte wohl ein ziemlich verdutztes Gesicht, so dass sie lachte.

"Ach ja, die Toilette!" Sie eilte vom Bett aus in eine verwinkelte Zimmerecke, in der sich tatsächlich noch eine versteckte zweite Tür befand. "Sorry, du hast es bestimmt eilig", entschuldigte sie sich. Dann schloss sie auch diese Tür mit einem ihrer Schlüssel auf, machte mir Licht und ließ mich eintreten. Ein kleines, fensterloses Badezimmer, sehr, sehr sauber, oder besser, blitzblank. Alles schien neu zu sein oder nur sehr selten genutzt zu werden. Weiße Fliesen, ein breiter Spiegel, zwei Waschbecken, eine kleine Duschkabine - und schließlich hinten in der Ecke das ersehnte Klo. Ich atmete auf.

Susanne schloss die Tür. Von innen.

Ich zögerte, den Gürtel meines Bademantels zu öffnen und sah sie fragend an. Warum ging sie nicht raus? Ich hatte sie eigentlich als sehr höflich eingeschätzt.

"Solange wir hier drin sind und die Tür zu ist, können wir reden", sagte sie hastig. "Du kannst mir Fragen stellen. Aber wir haben nur wenig Zeit. Setz dich."

Ich klappte den Toilettendeckel hoch, nahm den Bademantel zur Seite und ließ mich fallen. Ich war so froh, dass ich endlich auf dem Klo war, dass ich ganz vergaß, welche Fragen ich die ganze Zeit im Kopf hin und her gewälzt hatte. Die Plätschergeräusche waren mir etwas peinlich, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass Susanne sich davon gestört fühlte.

"Also, ähm", sagte ich, während es laut plätscherte, "... Wirst du gezwungen, hier zu sein?"

Susanne schüttelte den Kopf und antwortete sofort. "Nein, ich kann gehen, wann immer ich will."

"Zahlen sie dir Geld?"

"Ja, ziemlich viel sogar."

"Gibt es noch mehr von den ... Hausangestellten außer dich?"

"Einige, ja."

"Zwingen sie dich zu irgendwas?"

"Nein."

Das Plätschern ebbte ab. Ich fühlte mich so befreit, dass ich ganz gute Laune bekam. Instinktiv griff ich nach rechts an die Wand und tastete herum. Bis ich sah, dass der Toilettenpapierspender leer war. Susanne sah es auch.

"Moment, ich hol was", sagte sie, bückte sich und öffnete die Tür eines kleinen Schrankes unter dem Waschbecken. Eine neue Rolle weißes Toilettenpapier. Erst dachte ich, sie wollte mir die Rolle geben, doch sie behielt sie in der Hand, riss zwei oder drei Blatt ab und kam zu mir. Ich sah sie wahrscheinlich ziemlich entgeistert an, denn sie begann wieder zu lachen.

"Ach, Herzi. Das ist Service hier!"

Ich ließ zu, dass sie mir mit dem Toilettenpapier zwischen die Beine ging und mich trocken wischte. Nicht, dass das unangenehm gewesen wäre. Irgendwie fand ich es sogar schön. Sie machte es ganz sanft. Nur mein Kopf rebellierte, dass ich ja alt genug war und mich selber abwischen konnte. Aber mein Herz war irgendwie begeistert von der Aktion.

Susanne stand auf und ging zur Tür. Ich ärgerte mich ein wenig, dass ich nicht die wirklich entscheidenden Fragen gestellt hatte, nämlich was ihre Aufgaben waren und welche Rolle ich hier spielen sollte.

"Ich bring dich zurück, komm", rief sie schon von der Tür zum Gang.

Ich zog meinen Bademantel zurecht, machte den Gürtel fest und folgte ihr. Dieses Labyrinth von Haus war mir ein klein wenig unheimlich, weil ich mir sicher war, dass ich Schwierigkeiten damit haben würde, die Wege zu lernen. Es war einfach alles zu verwinkelt und zu eindrucksvoll.

"Verläufst du dich hier nie?", fragte ich. Sie lachte.

"Mittlerweile nicht mehr. Ich kenne sämtliche Winkel hier. Aber ich würde dir ganz stark raten, nicht auf eigene Faust hier herumzuspazieren."

"Muss ich es nicht auch lernen?"

"Du lernst es schon."

Wir waren auf einem hellen Korridor, den ich bis jetzt noch nie gesehen hatte. Warum wir einen anderen Weg gingen als vorhin, verstand ich nicht. Susanne stoppte plötzlich, so dass ich beinahe mit ihr zusammenstieß.

"Versprich mir, dass du nicht auf eigene Faust hier herumspazierst", sagte sie, während sie mir in die Augen sah und mich mit beiden Händen an den Hüften berührte. Sie schien besorgt um mich zu sein. Vielleicht gab es hier viele Dinge, die nicht für meine Augen bestimmt waren? Vielleicht war das alles hier doch nicht so harmlos wie es den Anschein machte?

Bevor ich mit dem Nachdenken beginnen konnte, trat sie noch näher an mich heran. Ich spürte ihren Atem in meinem Gesicht. Es war mir nicht unangenehm.

"Ich kann es kaum erwarten", flüsterte sie. Auf einmal klang sie sehr leidenschaftlich.

Ich sah sie an, und ihr lächeln übertrug sich auf mich. Es fühlte sich so gut an, mit ihr zu lächeln. Ich mochte sie irgendwie. Auch wenn ich nicht verstand, welche Rolle sie spielte und was sie meinte mit "ich kann es kaum erwarten."

"Was?", flüsterte ich. Ich weiß nicht, warum ich flüsterte. Vielleicht weil sie mir so nah war. Da musste ich nicht laut reden. Oder vielleicht weil es um etwas Geheimes ging. "Was kannst du kaum erwarten."

Statt mir zu antworten, drückte sie plötzlich ihre Lippen auf meinen Mund. Nicht stürmisch, aber so bestimmt und intensiv, dass mir ganz anders wurde.

Küssen war eigentlich nicht so mein Fall. In den beiden Beziehungen, die ich gehabt hatte, war ich sparsam damit gewesen, weil ich es irgendwie unangenehm und unappetitlich fand. Ich meine: nichts gegen ein Küsschen. Aber sowohl der eine als auch der andere Freund schienen sich das Küssen von diversen Filmchen abgeschaut zu haben und sie schienen zu denken, dass es dabei darum geht, möglichst viel und möglichst tief mit der Zunge im Mund der Frau herum zu pflügen. Außerdem der Bart und so weiter.

Aber jetzt war es komplett anders. Susannes Lippen waren das Weichste und Angenehmste, das meine Lippen je berührt hatten. Ich bemerkte, wie mir die Knie weich wurden. Das konnte doch nicht wahr sein. Träumte ich?

Ich öffnete meinen Mund zaghaft ein wenig. Sie hatte die Augen geschlossen und schien wo ganz anders zu sein. Ihr Körper drückte gegen meinen. Ich spürte ihre Brüste und ihren Bauch.

Auch wenn das Ganze vielleicht nur ein paar Sekunden gedauert hatte, war es mir wie eine halbe Stunde vorgekommen. Ich war so bezaubert, dass ich noch eine Weile um Fassung rang, während wir uns schon wieder in Bewegung gesetzt hatten. Susanne hatte meine Hand ergriffen und hielt sie fest in der ihren, so als schien sie entschlossen zu sein, mich nie wieder loszulassen.

Dann kamen wir in ein Treppenhaus, dass mir bekannt vorkam. Ganz unten mündete es in einen Gang, der zur Glastür führte. Die Glastür zu Lindas Bereich, den Susanne nicht betreten durfte oder wollte - warum auch immer.

Sie öffnete mir die Tür und ließ mich hindurchtreten, während sie im Gang blieb.

"Ich hol dich heute Abend ab", flüsterte sie mir zu. "Nach dem Abendessen."

Dann war sie weg.



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