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Das Fenster (fm:1 auf 1, 15457 Wörter)

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Veröffentlicht: Nov 20 2021 Gesehen / Gelesen: 14301 / 10885 [76%] Bewertung Geschichte: 9.56 (199 Stimmen)
In dieser Geschichte geht es um das Laufen, ein Fenster und was dies mit dem eigenen Charakter zu tun hat.

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In dieser Geschichte geht es um das Laufen, ein Fenster und was dies mit dem eigenen Charakter zu tun hat.

Das Fenster

Seitdem er die dreißig überschritten hatte, war es unübersehbar, dass er etwas für sich tun musste. Noch vor ein paar Jahren hatte er essen und trinken können, was er wollte, es setzte nicht an. Aber nun war er schon einige Jahre in seinem Job und durch die Büroarbeit bewegte er sich nicht mehr so viel wie früher. Also hatte er vor eineinhalb Jahren beschlossen, daran etwas zu ändern und wieder mit dem Laufen zu beginnen.

Nach mehreren Versuchen hatte er nach einigen Monaten die ideale Laufstrecke gefunden. Es gab drei Möglichkeiten. Eine kleine Runde von 5 km, eine mittlere von 10 km und eine große von 15 km. Alle waren sehr abwechslungsreich und hatten den Vorteil des gleichen Start- und Endpunkts. Und ein Teil der Strecke war ebenfalls gleich. Dies ermöglichte ihm, noch während des Laufens zu entscheiden, ober er nicht doch die längere Strecke nimmt. Das hatte ihm schon manchen Extrakilometer gebracht. Und während insbesondere seine verheirateten Kumpels immer fetter wurden, wurde er immer trainierter und hatte eine bessere Körperspannung. Besonders den Frauen fiel das auf und hatte ihm schon manch nette Nacht eingebracht. Daher versuchte er mindestens drei mal in der Woche zu laufen. Sein Rhythmus war Montag, Mittwoch und Freitag. Am schwierigsten war es am Montag. Da spürte er noch alle Sünden des Wochenendes in sich und der Arbeitstag war lang. Oft startete er dann schon relativ spät und lief nur eine kleine Runde.

Allen Runden war gemein, dass sie am alten Forsthaus endeten. Das letzte Stück bis zum Ziel war eine dreihundert Meter lange, weitgehend gerade Strecke, die leichtes Gefälle hatte und sich somit gut zum Auslaufen eignete. Am Ende mündete die Laufstrecke auf die kleine Landstraße, die kaum befahren war und die nach hundert Metern auf den Parkplatz führte, auf dem er immer sein Auto abstellte. Von hier war er dann in fünf Minuten zuhause und unter der Dusche.

Am Ende der Laufstrecke lag gegenüber der Einmündung auf die Landstraße das alte Forsthaus. Warum es so hieß, wusste er nicht. Denn es war eigentlich kein Forsthaus, sondern ein kleine Gründerzeitvilla aus gelben und roten Backsteinen. Der linke Teil des Gebäudes hatte eine Fassade, die etwas vorgezogen war und wie ein kleiner Turm wirkte, mit einem Giebel zur Straße hin. Hier waren auch große Fenster, sodass in diesem Teil wohl die repräsentativen Räume lagen. Der rechte Gebäudeteil hatte nicht ganz so große Fenster. Hier war das Dach auch quer zur Straße. Dafür war dieser Gebäudeteil etwas länger und enthielt auch den Eingang. Der Eingang war wie ein kleiner vorgebauter Pavillon zu dem mehrere repräsentative Stufen führten.

Gebaut hatte die Villa vor über hundert Jahren wohl einmal ein Fabrikant aus dem Ruhrgebiet, der hier mit seiner Familie seine Wochenenden und seinen Urlaub verbrachte. Sie lag in einem großen, parkähnlichen Grundstück und war von einer niedrigen Backsteinmauer umgeben, auf der ein schmiedeeisernes Geländer stand. Von der Mauer an der Straße bis zum Hauseingang führte ein breiter, ca. zwanzig Meter langer weißer Kiesweg. Lange Zeit war das Haus und das Grundstück heruntergekommen und der Park verwildert. In letzter Zeit tat sich aber etwas. Das Haus wurde offensichtlich fachkundig und geschmackvoll renoviert und auch der Garten wurde wieder gepflegt und sah bald wieder wie ein kleiner Park aus. Auffällig war das offensichtliche Sicherheitsbewusstsein der neuen Bewohner. Neben dezenten Kameras am Haus und auf dem Grundstück gab es eine Außenbeleuchtung für die ganze Fassade und auch für den Zaun.

Es dämmerte schon etwas als er gerade die Auslaufstrecke hinab trabte. Da ging im ersten Stock des Hauses in dem Fenster links von der Mitte das Licht an. Er konnte erkennen, wie eine Person in den Raum trat. Je näher er kam, desto mehr konnte er sehen. Die Figur deutete auf eine Frau hin. Er sah ihren Körper nur bis zum Bauch, da der Rest von der Fensterbrüstung verdeckt war. Aber jetzt war klar, dass es eine junge Frau mit langen, blonden Haaren war. Sie hatte eine schlanke Figur und trug einen kurzen, körperbetonten Pullover. Sie drehte sich nach links

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