Sandstürme - It Ain’t Over Til It’s Over (fm:1 auf 1, 23431 Wörter) [16/16] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Bill Hayman | ||
Veröffentlicht: Dec 02 2021 | Gesehen / Gelesen: 7960 / 7537 [95%] | Bewertung Teil: 9.68 (155 Stimmen) |
Ein Anfang geht für Martin zu Ende, denn er ist in Dubai angekommen. Wer wird mit ihm zusammen Spuren im Sand hinterlassen? Lies den letzten Teil der Geschichte Sandstürme. |
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"Wollen wir ins Bett gehen und zusammen Kuscheln"?, fragte ich sie.
"Nur kuscheln? Ich bin satt und andererseits noch immer etwas ausgehungert", sprach sie verführerisch und lies ihre Augenbrauen verführerisch aufspringen.
"Du musst es nicht wegen mir machen! Du hast doch gesagt, dass du nach dem Sex me...", sprach ich, als Zsa Zsa mich mit einem unglaublich prickelnden Zungenkuss unterbrach.
"Ich gewöhne mich langsam an dein Teil", sagte sie und küsste mich gleich wieder. Meine Hand wanderte um ihren Körper und ich wollte mehr. "Hast du denn Kondome dabei?", wollte Zsa Zsa nun von mir wissen.
"Nein", lautete meine Antwort und ich kam mir mächtig doof vor, vorhin so eine Szene gemacht zu haben. Zsa Zsa grinste und küsste mich weiter. Ich drückte sie fester an mich. Die Stimmung wurde immer verheissungsvoller. Die Frequenz, in der meine Hand zu Zsa Zsas Hinterkopf glitt, erhöhte sich immens. Ich küsste sie leidenschaftlich. Ich packte sie und legte sie auf den Esstisch. Irgendwie war mein Respekt zu gross, dass etwas vom Tisch fallen könnte. Ich legte das Besteck auf die Teller und diese auf einen Stuhl. Meine hübsche Freundin nutzte die Zeit um ihren Oberkörper von den Kleidern zu befreien. Ich küsste ihre Brüste und und widmete meine Aufmerksamkeit ihren schönen Brustwarzen. Sie erhärteten und sie fühlten sich an meiner Zunge wundervoll an. Ich glitt mit meiner Zunge ihrem Bauch entlang. Er war straff und fest.
Als ich an ihrem Bauchnabel angekommen war, leckte ich ihn aus und ging weiter in Richtung Feuchtgebiet. Ich zog ihr die Hose aus, was leichter als erwartet von statten ging. Ihre Spalte roch einladend und vertraut zu gleich. Ihr Odeur war intensiv aber mild zugleich. Ich spreizte ihre Schamlippen und genoss das Gefühl an meiner Zunge, die ihre Stoppeln verursachten. Ihr milchiger Körpersaft umgab meine Zunge und ich wollte nicht aufhören sie zu liebkosen. Ich schob zwei Finger in ihre Grotte und leckte ihren Kitzler. Geräusche, die auf eine tiefe Entspannung und Zufriedenheit deuteten, verliessen ihre Lippen. Ich drückte meinen Kopf noch fester in ihre Scham was sie aufstöhnen liess.
Sie schob mich mit der Hand leicht zurück, was mich veranlasste, meine Hose auszuziehen. Ich massierte mit meinem Glied ihre geschwollene Scham, die sich schon ohne mein Zutun zu spreizen begann. Ihre grossen Schamlippen schienen meinen Penis zu umschlingen und er verschwand ganz langsam in ihr. Sie stöhnte lang und zufrieden und atmete tief ein, was ihren trainierten Bauch steigen liess. Als ich noch die letzen vier Zentimeter in sie eindrang, atmete sie konzentriert aus. Sie hielt sich am Tisch fest und umklammerte mit ihren Fingern den Tischrand. Obwohl mein Glied bis zur Peniswurzel in ihr drin war, lehnte ich mich zu ihr nach vorne und presste meine Leiste ultimativ in ihr Becken. Vergeblich versuchte sie ein lautes "Ahhh" zurückzuhalten. Als ihre Lippen für dieses Zeugnis der Erregung weit aufgerissen waren, küsste ich ihre Unterlippe und versenkte meine Zunge in ihrem Mund.
Ich hatte das Gefühl, bis zu ihrem Muttermund vorgedrungen zu sein. Sie stiess ein leises "Huch" aus und schaute mich an und begann schwer zu atmen. Ich sah, wie sie kurz ihre Finger am Tisch ausstreckte und als ich zeitgleich mein Glied wieder aus ihre herauszog, den Tisch wieder umklammerten, als ob er ihr Sicherheit geben würde. Ich drückte ihr meinen Penis wieder entgegnen, was sie Ausatmen liess. Ich begann mein Glied immer schneller in ihrer Grotte zu bewegen. Zsa Zsa hatte ihre Augen geschlossen und begann die Penetration zu geniessen. So wie ihr Unterleib gebaut war, konnte man ihre Rosette kaum sehen. Ihre stopplige Scheide begann zusammen mit meinem Lümmel zu schmatzen. Das Geräusch zauberte ihr ein entspanntes und zufriedenes Lächeln ins Gesicht. Sie wirkte konzentriert, als ob sie kein Körpergefühl verpassen wollte. Diese Geräuschkulisse faszinierte auch mich, sodass ich mein Glied bis zur Eichel aus ihr rauszog und den langen Weg zurück in ihr Innerstes zurücklegte. Einmal schwappte mein Junge aus ihrer süssen Scham. Sie seufzte enttäuscht auf und setzte sich kurz auf den Tisch, als ob sie kurz verschnaufen müsse. Ein paar Sekunden später legte sie sich auf den Bauch.
Da war er nun, ihr einladender Anus. Ich benetzte meinen Daumen mit Feuchtigkeit und streichelte ihn von ihrer Poritze bis zu ihrer Vagina. Ich hielt meinen Penis danach an ihren Scheideneingang und massierte mit meinem Glied ihre erogenen Zonen um ihre Scham. Manchmal schien ich zufällig zu ihrem After abzurutschen, was aber System hatte. Beim dritten Mal abrutschen versteifte sich ihr Körper etwas, aber sie hielt still, beim vierten Mal, gelang es meiner Eichel leicht in ihren Hintereingang einzudringen doch Zsa Zsa zog ihren Körper langsam und kontrolliert nach vorne Weg. Es hatte nichts von Hektik.
"Sorry, dass ist das falsche Loch", sagte sie etwas überrascht.
"Ok, gibt es bei dir ein falsches Loch?", fragte ich sie liebevoll.
"Ja, das gerade eben", sagte sie neutral.
"Ok, Entschuldigung", sagte ich mit leichtem Bedauern.
Ich versenkte mein Glied daraufhin erneut in ihrer Scheide, was auch wunderbar war. Wenn sie das nicht mag, dann stimmt es so für mich. Es war eine klare Ansage.
"Du bist so wundervoll", sagte ich ihr und lehnte mich über sie nach vorne. Sie drehte sich mit ihrem Gesicht zu mir und ich gab ihr einen Kuss, damit sie weiss, dass trotz ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Analsex alles in Ordnung zwischen uns war. Und ich genoss es ihre weichen Lippen zu spüren.
"Warte, ich hab eine Idee", sprach Zsa Zsa zu mir, nachdem wir uns einige Minuten in der vorherigen Position verausgabt hatten. Ich liess von ihr ab. Sie platzierte mich auf einem Stuhl und setzte sich auf mich. Ihr Schoss verschlang meinen Apparat gänzlich. Es war so, als ob ihr Unterleib meinen Penis umklammern würde. Auch für sie war diese Position fordernd. Sie atmete heftiger und ihre Mimik konnte sich wie nicht entscheiden, ob sie sich dem Genuss hingeben oder der harten Arbeit entsagen soll. Am liebsten hätte ich gesehen, wie mein Glied in ihr verschwindet. Aber ich hatte sie ganz nah vor mir. Genau so, wie damals im Badezimmer in Bangkok. Wir genossen diese Position für mehrere Minuten. Ich hielt sie eng in meinen Armen.
"Oh ja, ich komme gewaltig, mein Schatz", hauchte mir Zsa Zsa zart zu. In dem Moment begann sie laut zu stöhnen, es hatte fast schon inszenierte Züge, was mich irritierte. Ich schien ihr aber zuvorgekommen zu sein und spritzte tief in ihr Innerstes. Sie behielt ihre Bewegung bei, sodass ich mich benutzt fühlte, ich genoss es. Ihr Unterbau melkte mich förmlich und jetzt wurde es bunt. Zsa Zsa verdrehte ihre Augen und stiess ein unkontrolliert brünstiges "Ahhhh" aus. Ich spürte, wie sich in ihrer Grotte ein Druck aufbaute, der mein Glied fast schon aus ihr raus presste. Ich gab nach und zog ihn raus und wurde von einem starken Urinstrahl begleitet. Sie schrie, stand auf, doch der Strahl wurde nicht kleiner. Sie versuchte ihr Beine zusammenzulegen und es half nichts. Sie entlud sich zuckend auf den Boden. Ich näherte mich ihr und hielt meine Hand in ihre Scham, als ob ich sie beruhigen wollte. Es wurde weniger. Sie stand wie neben den Schuhen vor mir und ihre Hände zitterten und bewegten sich kurz unorchestriert.
"Oh Gott, oh Gott. Sorry. Da ist mir peinl... Oh mein Gott", sagte Zsa Zsa und lief von mir weg. Sie begann zu weinen und holte wohl ein Geschirrtuch in der Küche. Ich rannte auch in die Küche und dachte nur, dass das wohl wirklich nicht gespielt war. Sie wischte schluchzend den Boden auf und vermied jeden Blickkontakt. Ich hätte ihr geholfen, wenn ich ein zweites Tuch gefunden hätte.
"Zsa Zsa Schätzchen, alles ist gut", sagte ich ihr langsam und liebevoll. "Das muss dir nicht peinlich sein", sagte ich.
"Ich konnte es nicht mehr halten. Ich konnte es nicht kontrollieren. Tut mir leid", sagte sie.
"Es muss dir nicht Leid tun. Du bist für mich genau so wunderbar wie vor dem Mittagessen. Du bist mir nicht peinlich, im Gegenteil. Ich möchte dich umarmen", sagte ich und Zsa Zsa versank in meinen Armen. Ich küsste sie auf die Backe und am Hals.
"Dar war plötzlich so ein Jucken tief in mir drin und ich..."
"Hey, alles gut. Ich hoffe, dass du einen schönen Höhepunkt hattest. Ich liebe dich. Entspann dich. Du musst das nicht erklären", sprach ich beruhigend auf sie ein. Vielleicht war das ich liebe dich übertrieben, dachte ich im Nachgang.
"Oh ist mir das peinlich", sagte sie und ihr Blick wollte wieder meinem ausweichen. "Kann ich dich morgen wieder sehen.
"Okay, ähm... ja können wir so machen. Sonja fliegt morgen um drei zurück und dann bin ich für dich da. Du kannst auch zu mir kommen", sagte ich.
"Ok dann sehen wir uns morgen um drei bei dir?", fragte sie rückversichernd nach.
"Du möchtest, dass ich jetzt gehe?", wollte ich wissen, weil ihr Ton eine Abschiedstonalität hatte.
"Ja, das ist mir jetzt sehr unangenehm gewesen. Ich muss mich schnell selber finden. Es ist mir einfach peinlich, dass mir das vor dir passiert ist. Ich möchte alleine sein", sprach Zsa Zsa und ich nickte ihr zu und griff zu meinen Sachen und machte mich bereit zu gehen. Sie wollte mir noch eine Portion von den Schichtkartoffeln mitgeben, aber ich lehnte dankend ab. Ich küsste sie nochmals innig und verliess die Wohnung.
Ich sah einen Bus unserer Airline, der wohl Mitarbeiter zum Flughafen fuhr. Ich nahm diesen und fuhr von dort mit der Metro weiter bis nachhause. Ich konnte mir vorstellen, dass es Zsa Zsa peinlich sein könnte. Aber ich fand es schade, dass sie mir nicht vertraut hat oder mich nicht als Stütze hätte bei ihr haben wollen. Ich fand, es ging alles so schnell und ich hatte wieder den Eindruck, das Sex die Überhand einnimmt. Ich fand es grundsätzlich unglaublich schön, wenig Sex mit Zsa Zsa zu haben und da macht mir das körperliche Vergnügen wieder einen Strich durch die Rechnung.
SONJAS ABSCHIED NAHT
Ich kam gerade wieder zuhause an, als Nelson und Fathi, wie ich Fathima jetzt nennen darf, sich abgelöst haben. Ich grüsste beide beiläufig und nahm den Lift zu mir hoch.
Im 11. Stock angekommen öffnete ich die Tür und es lief Musik. Laute Musik.
"Hallo, wer hört denn hier Korn?", rief ich in meine Wohnung.
"Eine heisse Brünette aus Deutschland", rief mir Sonjas Stimme aus dem Schlafzimmer scherzend und laut zurück. Dachte ich zumindest.
"Hi. Ich hätte nicht mit dir gerechnet. Was machst du hier?", wollte ich von Sonja erstaunt wissen.
"Das habe ich mich auch schon gefragt", antwortete sie bissig.
"Ich meine wegen Arda", konkretisierte ich. Auf ihre überraschend schnippische Stimmung wollte ich mich nicht einlassen.
"Er fühlt sich heute nicht wohl und hat abgesagt. Warum bist du da? Zoff mit der Ungarin?", hakte sie nach.
"Nein, es gab keinen Zoff. Sie wollte eine Unstimmigkeit alleine aussortieren", sagte ich, um nicht auf Details eingehen zu müssen.
"Du solltest in die Politik gehen", sagte Sonja, als sie die Wäsche aus der Waschmaschine holte. Auch der Wäscheständer stand schon bereit. "Das hätte ich gestern schon machen sollen, anstatt mit dir über Musik zu reden oder einen Rühmannfilm zu schauen", sprach sie wütend zu mir. Mich verletzte die Aussage.
"Wie du meinst. Ich für meinen Teil werde mich gerne an gestern zurückerinnern. Ich fand den Abend mit dir unglaublich beschwingend. Er hat mir was bedeutet. Ich glaube, ich sollte dich jetzt besser allein lassen", sagte ich und wollte gehen.
"Tut mir leid. Ich... ich bin neben den Schuhen. Ich hatte kurz mit meinem Vater gesprochen und es ist verrückt, was ich alles verinnerlichen muss, bevor ich überhaupt in Singapur anfange. Ich krieg das nicht hin. Sorry, wenn ich meinen Frust über das und die Wäsche an dir auslasse", sagte sie emotional und mit feuchten Augen. "Bleib ruhig hier", ergänzte sie. Ich war mir der Sache nicht sicher, entschloss mich aber die Schuhe auszuziehen.
"Ich weiss, dass du in deinen Gedanken jetzt nicht mehr in Dubai bist. Soll ich ein paar Ginger Ales besorgen und wir trinken diese später? Du musst auch mal abschalten. Das war grad alles ziemlich viel für dich", sagte ich und wusste nicht, ob ich mich mit dieser Aussage angreifbar machte.
"Ok. Ja, machen wir so", sagte Sonja fast wie ein Roboter und kümmerte sich gleich wieder um die Wäscheberge. Sie wirkte wie ein Hamster im Laufrad. Ich besorgte in einem umliegenden Store vier kleine Flaschen und spazierte noch etwas in der Nachbarschaft. Nicht mehr viel deutete auf den Sandsturm hin.
"Wieso warst du vorhin so politisch zu mir und hast wegen Zsa Zsa um den heissen Brei geredet?", wollte Sonja von mir wissen, als ich die Wohnungstür von innen abschliessen wollte. Ich hatte keine Sekunde um wirklich wieder anzukommen.
"Weil mir das Thema genauso unangenehm war wie wohl Zsa Zsa", sprach ich und legte die Ginger Ales auf den Küchentisch ab.
"Verstehe. Ich bin also nicht mehr im Club. Bin ja morgen schon wieder weg. Darum die Zensur?", teilte mir Sonja ihre persönliche Einschätzung mit, die zwischen Wut und Enttäuschung pendelte.
"Nein das ist es nicht. Du willst es wissen? Also gut. Wir hatten Sex und beim Höhepunkt kam sie, beziehungsweise, sie stiess eine Urinfontäne aus. Es war ihr unglaublich unangenehm. Sie muss das verdauen", überraschte ich Sonja.
"Danke für deine Offenheit. Aber weisst du eigentlich, wie weh du mir damit tust?", fragte mich Sonja.
"Meinst du mit der Offenheit?", wollte ich wissen.
"Nein, dass du sie vögelst", sprach Sonja verletzt. "Ich meine, wie kannst du nur! Ich bin noch nicht einmal weg und du vergnügst dich mit einer Frau, die dich mir weggenommen hat... Die sich vielleicht vorsätzlich hat schwängern lassen", sagte Sonja und brach in Tränen aus. Ich fühlte mich schuldig und selbstsüchtig. Sonjas Argument war nachvollziehbar.
"Tut mir leid, Sonja! Es tut mir wirklich leid", sagte ich und wollte sie in den Arm nehmen aber sie liess mich nicht. Ich hatte Gewissensbisse, sie so aufgelöst zu sehen. Ich dachte, sie hätte das Aus unserer Beziehung aufgrund der vielen Vorkommnisse weiter verarbeitet, aber ich täuschte mich anscheinend. Sie hatte sich von mir getrennt und machte wohl gute Mine zum bösen Spiel. Es tat mir leid in dieser Hinsicht so tollpatschig und irgendwie egoistisch gewesen zu sein.
"Und weisst du, was der absolute Knüller ist? Jetzt, wo es keine Geschlechtlichkeit zwischen uns gab, hab ich mich nochmals in dich verkuckt. Ich fühle mich dir tief verbunden und mir tut es weh, dass Zsa Zsa all das bekommt, was mir gehört hätte. Ich fühle mich beraubt. Stacy nahm mir, was ich wollte. Dann kam Zsa Zsa. Und du lässt das alles mit dir machen... Och Mann!", liess Sonja ihren Ärger raus und ihr Mund wirkte durch die Trauer unförmig und zitterig.
"Ich gebe dir recht. Es lief nicht fair. Ich war nicht fair. Ich kann nachvollziehen, woher deine Gefühle kommen. Aber wir schenken uns nichts. Wir haben uns beide weh getan obwohl wir uns lieben. Und das hat uns verletzt", sagte ich und begann Sonjas Unterhöschen zusammen zu legen, die sie aus dem Tumbler geholt hatte.
"Es tut einfach so weh. Immer noch", sagte sie.
"Darf ich dich jetzt endlich in den Arm nehmen?", fragte ich sie besorgt. Sonja nickte und ich drückte sie ganz fest. "Kann ich dir wegen Singapur oder deinem Flug morgen irgendwie helfen?", wollte ich von ihr wissen. Sie schüttelte den Kopf. "Und du musst dich wegen deinen Gefühlen nicht schämen. Wenn ich Korn höre, bin ich auch immer voll aggro drauf", sagte ich und ihre Mundwinkel formten ein dezentes Lächeln.
Ich sah in ihrem Wäscheberg für die nächste Maschine eine kurze Hose von mir aus Koh Samui. Ich griff nach ihr und wollte sie zu meiner Schmuzwäsche nehmen. Ich kontrollierte wie immer, ob noch was in den Hosentaschen lag. Ich entdeckte die beiden Steine, die ich an dem Strand mit Sonja gefunden hatte, wo dieses ältere Ehepaar mit den weissen Klamotten an uns vorbei spaziert ist. Sofort war ich wieder dort und konnte wie an jenem Strand die Hoffnung wieder spüren, dass alles besser werden könnte. Ich wusste, dass Sonja dieses Gefühl dringender brauchte, wie ich.
"Du siehst glücklich aus", sagte Sonja überraschend und gab mir damit zu verstehen, mich gerade beobachtet zu haben.
"Das waren die Steine, die mir am Strand auf Koh Samui wieder Hoffnung gegeben haben. Ich weiss nicht warum ich sie eingepackt habe, aber hier sind sie", sagte ich.
"Die mit dem alten Ehepaar?", fragte sie nach.
"Ja", sagte ich und Sonja schien sich zu erinnern.
Ich ging zu meinem Telefon und verband es mit der Sonos Box.
"Kennst du Neil Halstead?", fragte ich Sonja.
"Nur dieses eine Lied. Two Stones in my Pocket", sprach Sonja, stockte kurz und bekam funkelnde Augen, als sie den Namen des Songs aussprach. Sie wusste wohl sofort wo ich hinwollte. Ich drückte auf Play und der Song lief im Hintergrund. Ich griff nach ihrer Hand und wir begannen einmal mehr zu tanzen. Es war vielleicht eher eine Umarmung mit Bewegung als ein echter Tanz. Aber ich konnte sie riechen, die Vertrautheit spüren und wurde traurig, sie morgen gehen zu lassen.
"Spent her lifetime loving, spent her lifetime living fine
But since you broke her heart, yeah, she needs a little time
A little time, a little time
Two stones in my pocket, girl, I keep them for my dreams
I give e'm both to you now cause you need them more than me"
Ich nahm ihre Hand und legte die beiden Steine in sie und schloss sie zu einer Faust.
"Du brauchst sie mehr wie ich", sagte ich ihr. "Ich will dass du glücklich bist", wollte ich sie wissen lassen. "Sorry, dass ich es so verkackt habe", gestand ich ein.
"Ich habe es genauso verkackt", liess sie mich wissen.
"Wir habens verkackt", sagte ich.
"Danke für die beiden schönen Steine. Es waren die ersten, die du mir nicht in den Weg gelegt hast", sagte Sonja wieder etwas lächelnd und klang noch immer wie verschnupft.
"Darf ich dich nach dem Mittagessen morgen zum Flughafen begleiten?", fragte ich meine Augsburgerin.
"Mittagessen? Ich hab die Maschine um kurz vor neun Uhr", sagte Sonja und ich fiel aus allen Wolken.
"Oh, dann begleite ich dich. Wir sollten die Wäsche zum trocknen auf den Balkon stellen. Geht schneller", sagte ich.
"Darf ich alleine gehen? Deine Beisein würde mir das Herz zerreissen", bat mich Sonja ganz herantastend.
"Ok, verstehe", sagte ich und bewegte den Wäscheständer durch die Wohnung auf den Balkon im Schlafzimmer. Sonja sammelte die Kleidungsstücke ein, die während des Transports runterfielen. Die Ablehnung traf mich mitten ins Herz. Wir hatten soviel Zeit, die wir wegen Fehltritten nicht richtig genutzt haben. Plötzlich ging mir alles für einen würdigen Abschied zu schnell. Ich kam nicht mehr nach. Ich hatte Angst, dass all das, was wir hinsichtlich unserer Trennung im Hotelzimmer in Bangkok an Respekt aufgebaut haben, in letzter Minute zerfallen könnte. Ich fürchtete mich, ihr doch mehr angetan zu haben, als sie vielleicht wahrhaben möchte. Ich liebe sie noch immer und weiss, dass sie mich jetzt wohl mehr bräuchte wie Zsa Zsa. Und ich ging innerlich beim Gedanken fast daran zugrunde, dass wir nahezu keine Zeit mehr hatten. Sie lief uns davon.
"Wie hast du eigentlich die ganze Planung für Dubai gemacht?", wollte Sonja plötzlich von mir wissen. Ich gab ihr paar Tips und wir legten uns mit ihrem Notebook auf mein Bett. Sie zeigte mir, wo sie arbeiten wird und wir fanden ein Viertel, in dem schöne und noch einigermassen erschwingliche Wohnungen verfügbar waren und der Arbeitsweg nicht eine halbe Ewigkeiten dauerte. Ich gab ihr noch weitere Empfehlungen, die mir wichtig schienen und sie stellte gute Fragen.
"So, lass uns noch etwas entspannen", sagte ich. Sonja musste lachen. "Was ist los?", wollte ich wissen.
"Nichts. Mir werden nur die Duschen à la Martin fehlen. Da habe ich mich immer schön entspannt", sprach sie heiter. Ich lächelte.
"Oh Mann! Ich bin schon wieder müde", sagte ich.
"Wir sollten etwas essen gehen. Dann kommt wieder Leben in deinen Körper", sprach Sonja und hatte wohl nicht Unrecht damit.
"Ich dachte, du hättest keine Zeit für sowas?", wollte ich von ihr wissen.
"Unsere jugendfreie Session auf dem Bett war gerade sehr effizient. Danke", sagte Sonja.
Wir machten uns bereit und spazierten in ein Sea Food Restaurant im Stile Neuenglands. Xavier hatte mir dieses Lokal irgendwann mal empfohlen. Das Restaurant passte zu ihm und Sonja und ich hatten einen gelungenen Abend. Unsere Gespräche drehten sich um Themen in der Zukunft sowie um unsere Wünsche und Hoffnungen. Sie wirkte irgendwie müde und ich hoffte, dass sie sich bis Donnerstag wieder erholen kann. Sie ist dann als Reserve eingeteilt und müsste dann einspringen, wenn eine andere Purserin ausfällt.
Im Gebäude meiner Wohnung angekommen erblickte uns Nelson ganz freundlich und machte Sonja ein Kompliment für die schöne Garderobe und ihre Manieren. Sie sprach ein schönes Englisch wie an der Ostküste, was Nelson begeisterte. Ich hatte manchmal den Eindruck, als ob sie auf Englisch eine noch ausdrucksstärkere Stimme als auf Deutsch hatte. Ich glaube, dass Nelson und sie dicke waren und Sonja grinste beim Zuhören bis über beide Ohren und ihre schönen Zähne kamen zum Vorschein.
In dem Abendkleid sah ich ihr Tattoo zum ersten Mal ohne den Kleber und es war kein Fremdkörper mehr für mich. Auch Nelson schien es nicht wirklich bemerkt zu haben. Es fügte sich einfach. Wir kamen in die Wohnung und als erstes nahm ich die Wäsche rein und Sonja und ich sortierten sie und packten sie in ihre Koffer. Wir waren müde und putzten unsere Zähne drei Minuten lang und danach überlegte Sonja, ob sie einen frischen Schlafanzug anziehen soll. "Das brauchst du nicht", sprach ich ihr zu und sie zog sich im Schlafzimmer splitterfasernackt aus. Eigentlich meinte ich, dass sie die Unterwäsche hätte anbehalten können.
"Wenn du über mich herfallen wirst, ist das dein Problem", sagte Sonja schmunzelnd.
"Danke für das Angebot. Aber ich lerne, so wie du das mit dem Zähneputzen getan hast", sagte ich.
"Interessant, dass du mich nicht bürsten möchtest", stichelte Sonja und grinste mich an.
"Übrigens. Was ich dir seit unserer Rückkehr nach Bangkok sagen wollte. Ich fand es unglaublich stark von dir, dass du nie einen fiesen Spruch über Zsa Zsa gemacht hast. Ich rechne dir das hoch an. Das zeigt nur dein Niveau", sprach ich zu Sonja.
"Du meinst diese ungarische Schlampe?", scherzte Sonja und ich musste über ihren Humor lachen. Wie bei dem Elvis Presley Witz wollte sie mich trösten und umarmte mich mit ihrem wunderschönen nackten Körper. Ich bekam einen zärtlichen Kuss von ihr und Sonjas vertrauter Körperduft durchdrang mich.
"Ich muss stark bleiben, tut mir leid", sagte ich ihr. Sie küsste mich zärtlich auf die Backe.
"Ich verstehe", sagte Sonja und lächelte mich an. Ich schlief wohl kurz darauf ein.
Als ich aufgewacht bin, war es schon hell und Sonja lag aufgedeckt neben mir. Ich konnte nochmals ihren bezaubernden Körper in all seiner Pracht bestaunen.
Ich Dummkopf stellte mir noch die Frage, ob ich lieber neben Zsa Zsa oder Sonja aufwachen wollen würde. Ich war ignorant genug um auf mein Herz zu hören, das sich für Sonja aussprach, obwohl sie es mir auf der Insel zusammen mit Rodion gebrochen hatte. Ich deckte sie zu, damit sie sich nicht erkältet. Das weckte sie aber auf. Sie lächelte mich an aber ihr Gesicht wurde Sekunde um Sekunde ernster, bis es einen neutralen Ausdruck einnahm.
"Wow. Ich fliege gleich. Und es ist aus. Es ist wirklich aus", sagte Sonja mit feuchten Augen. Ich streckte meine Hand aus und zog sie aus dem Bett und ging mit ihr ins Bad. Es war merkwürdig sie in diesem Moment nackt zu sehen. Sie zog sich die bereitgelegten Kleider an und kämmte sich die Haare, während ich duschte. Ich fragte mich kurz, ob das für Zsa Zsa ok war, aber ich glaube, ich hatte grössere Probleme wie das hier. Sonja schaute mich nochmals genau an, als ich aus der Dusche stieg und lächelte mir schüchtern zu. Sie verwandelte sich wieder in diese unglaublich bezaubernde Frau, die sie im Grunde immer war, auch wenn sie nicht geschminkt war.
Ich wusste aber, dass ich all diese Gefühle, die ich noch für diese Frau empfinde, bis zu ihrer Abreise aushalten muss. Ich ging in die Küche und packte das Gebäck aus, das ich gestern Abend noch für das improvisierte Frühstück für heute morgen gekauft hatte. Dazu gab es noch Orangensaft. Ich legte alles auf den Esstisch und deckte ein. Ich sah Sonja nun mit beiden Koffer aus dem Schlafzimmer kommen. Sie sprach nicht, schaute mich nur sentimental an und exte nahezu im Stehen den Orangensaft. Nach fünf kräftigen Schlücken war der gelbe Saft weg.
"Würde es dir was ausmachen, mit mir schon bald zur Metrostation zu laufen?", fragte mich Sonja.
"Möchtest du nicht was vom Gebäck? Du wolltest das Teil mit Käse und Speck", sprach ich zu ihr. Irgendwie wusste ich schon jetzt, dass sie nichts essen wollte.
"Danke, ist sehr lieb. Aber ich hab keinen Appetit", sagte die Augsburgerin.
"Schon ok. Ich kann es dir einpacken, dann kannst du es mitnehmen", sagte ich pragmatisch.
"Nein, lass gut sein", hauchte Sonja mit einem traurigen Blick. Sie schaute mir tief in die Augen und versuchte zu lächeln.
"Du möchtest los, richtig?", begann ich zu verstehen. Sonja nickte zustimmend und kniff ihre Lippen zusammen. "Also gut, dann lass uns gehen", sprach ich und bewegte mich zur kleinen Garderobe.
"Ich muss noch unten den Schlüssel zurückgeben", sprach Sonja, als sie sich die Sandaletten anzog.
"Ist ok, lass ihn hier. Ich mache das später", sagte ich. "Hast du deinen Boarding Pass ausgedruckt?", wollte ich von ihr wissen.
"Oh mein Gott, das habe ich voll vergessen", sagte Sonja.
"Kein Ding", ich holte meinen iPad und wir suchten ihr noch einen netten Platz aus und ich druckte das Ticket aus und sprang in die Galerie um es zu holen. "Deinen Pass hast du griffbereit?", sprach ich, als ich die enge Wendeltreppe herunterlief.
"Ja, den habe ich", sagte sie sehr ruhig. Ich überreichte ihr das Ticket und streichelte ihrem Oberarm entlang. Sie quälte ein Lächeln über die Lippen und schaute mir nochmals in die Augen. Ich wollte sie umarmen, Trost schenken oder Zuversicht geben. Irgendetwas hielt mich zurück. Ich liess es bleiben.
Jeder von uns hatte einen Koffer und wir liefen schweigend zur Metrostation, die nahe der Autobahn lag. "Du hast es echt schön hier", sagte Sonja nachdem wir schon zwei Minuten in Marina unterwegs waren. Ich fand keine gute Antwort darauf.
"Es freut mich, dass es dir gefällt", sagte ich, um nicht unfreundlich zu wirken und um das Gespräch am Laufen zu halten.
Nochmals waren für rund zwei Minuten nur die Autos und das Treiben auf den Strassen zu hören. Wir kauften ihr ein Metro-Ticket zum Flughafen und kamen den Schranken, durch die man mit einem Ticket zu den Geleisen kommt, immer näher. Im Hintergrund hörten wir Ansagen auf Arabisch und Englisch und Wortfetzen von Passanten. Mir ging nur durch den Kopf, dass es das nicht schon gewesen sein kann. Ich war verzweifelt. Mein Herz blutete vor Unmut.
"Und ich soll wirklich nicht mit?", wollte ich von Sonja wissen um noch weitere 50 Minuten mit ihr zu erschleichen.
"Das würde ich nicht schaffen", sagte Sonja und fiel mir schluchzend in die Arme. Wie im geparkten Flieger in Köln tauchte ihr Gesicht in meiner Halspartie ab. Ich spürte wie angespannt ihr Körper war. Im Hintergrund klingelte ein Handy und ein euphorischer Franzose nahm das Telefon ab und wäre fast in uns hineinmarschiert.
"Es gibt eigentlich nur etwas, das ich dir noch sagen wollte. Danke und Entschuldigung", sprach Sonja und blickte verheult in mein Gesicht.
"Auch ich bin dir unendlich Dankbar für das alles hier und das mit Stacy und Zsa Zsa tut mir schrecklich leid", sprach ich zu Sonja.
"Ich hoffe einfach, dass Zsa Zsa nicht schwanger ist und du mit jemandem zusammen kommst, den du wirklich liebst. Ich will, dass du glücklich wirst. Trotz allem", sagte Sonja und eine Träne löste sich am linken Auge. Sie kullerte unglaublich schnell ihre Wange herunter.
"Das wünsche ich dir auch, von ganzem Herzen", sprach ich.
"Ich melde mich wegen dem Baby- und HIV-Test bei dir, ok?", sagte Sonja
"Ja, und ich mich wegen meinem Resultat", antwortete ich ihr.
"Ok, dann pass gut auf dich auf, Tschüss!", sprach Sonja tapfer aber mit zittriger Stimme und legte ihre rechte Hand auf meine Brust.
"Ja. Du auch auf dich. Mach's gut", sagte ich und ärgerte mich über diese oberflächliche Abschiedsfloskel meinerseits. Die Lärmkulisse setzte mir zu. Ich fühlte mich wie ein Autist.
Sonja zog ihren Schnodder die Nase hoch und wischte sich eine Träne weg. Sie griff wie eine Frau von Welt entschlossen zu ihren Koffer und lief die letzten fünfzig Meter zur Schranke. Ich blieb fassungslos stehen und sah sie von mir weg driften. Ich war wie angewachsen und schaute ihr nach. Sie suchte ihr Ticket in einer ihrer Taschen und schien es kurz darauf gefunden zu haben.
"Sonja!!!", rief ich, als ob mein Leben davon Abhing. Sie drehte sich aufhorchend und abgekämpft in meine Richtung. Ich hatte durch den Schrei wieder Energie um mich zu bewegen. Ich rannte zu Sonja und fasste ihr an die Schultern und blickte in ihre schönen Augen und atmete schwer.
"Egal wie hart die kommenden Wochen werden. Es wird immer jemanden geben, dem du nicht egal bist und der an dich glaubt. Sonja, ich liebe dich. Und jetzt kommt noch was, dass ich irgendwann mal auf Google gefunden habe und jetzt wahrscheinlich komplett falsch wiedergebe. Aber es ist mir wichtig, dir das zu sagen. Egal was hinter dir oder vor dir liegt. Was zählt ist das, was in dir steckt. Und bei dir ist das ne ganze Menge. Ich glaube an dich, dann solltest du es auch tun", sagte ich.
Sonjas Lippen zitterten und sie versuchte einen Heulkrampf mit aller Kraft zu verhindern und nickte nur wortlos. Sie schaute mir noch einmal tief in die Augen und sagte fast schon unverständlich "Ich liebe dich auch!" Es wirkte beinahe so, als ob sie noch ihre letzten Kräfte mobilisiert hätte, um diesen Satz über ihre Lippen zu bringen.
Sie drehte sich mit nach unten gewandtem Kopf langsam um, legte ihr Ticket auf den Scanner der Schranke und ging mit ihren beiden Koffer durch und schaute nicht zurück. Die Koffer wirkten auf einmal so unglaublich gross für diese Frau. Ich blickte ihr noch lange nach, bis sie verschwunden war. Ich setzte mich auf eine Bank und konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Wir waren gescheitert. Ich war leer. Fertig mit der Welt. Ironischerweise dachte ich an den Rückflug von Bangkok und den Irrglauben, meine Beziehungsprobleme mit dem Gewitter dort zurückgelassen zu haben. Und nun ist mein Optimismus zusammen mit Sonja verschwunden.
"Sie fliegt zurück nach Deutschland?", fragte mich plötzlich ein älterer Herr, der neben mir auf der Bank sass und unglaublich gross war. Ich schätzte ihn auf mindestens 1.95 Meter. Er hatte dünnes weisses Haar und sein Gesicht wirkte durchlebt aber ausdrucksstark.
"Ja, Frankfurt", sagte ich erstaunlich offen, obwohl ich den Mann nicht kannte. Ich bereute im Nachgang meine vielleicht naive Aussage. Er nickte bestätigend und wortlos während meiner Antwort.
"Eine meiner Töchter lebt in der Nähe von Frankfurt. Verheiratet und zwei Kinder. Kleine Kids mit grossen Stimmbändern", sagte der Herr lachend mit einem dezenten amerikanischen Dialekt.
"Sie sind bestimmt ein passionierter Grossvater", sagte ich.
"Es macht Spass", sagte er. Er hatte etwas vertrautes. "Es ist nicht mehr so verbindlich, wie mit den eigenen, dafür hast du noch alle Vorteile, die dir nur kleine unschuldige Wesen schenken können. Es ist wundervoll", begann er zu schwärmen.
"Freut mich", sagte ich.
"Weisst du was, mein Junge. Das wirst du auch mal haben. Und weisst du, was mein Grossvater immer gemacht hat, wenn ich einer Frau nachgeweint habe?", fragte mich der grosse Mann und entlockte mir damit ein Lächeln.
"Nein, Sir! Was hat er gemacht?", fragte ich leicht grinsend.
"Er hat mir immer einen zweitklassigen Zaubertrick gezeigt. So wie der hier, warte mal kurz", sprach er und suchte was in seiner Hosentasche. Er seufzte, als ob ihm die Bewegung schwerfiel. Es sah fast schon unbeholfen aus. "Hier, was ist das?", fragte er mich schelmisch.
Ich bekam einen Kugelschreiber in die Hand gedrückt. "Das ist ein blauer Kugelschreiber", sagte ich.
"Nicht irgendein Kugelschreiber, sondern einer mit Deckel", sagte der Mann.
"Ok, ein blauer Kugelschreiber mit Deckel", sprach ich nach.
"Wie du gesehen hast, ist nichts faul an dem Kugelschreiber!", sagte er zu mir.
"Alles in bester Ordnung", sagte ich. Er legte den Deckel in die eine Hand und nahm den Kugelschreiber in die andere.
"Ich werde jetzt den Deckel auf den Kugelschreiber zaubern. Schau mal", sprach er. Er bewegte den Arm mit dem Kugelschreiber auf und ab, immer zum Deckel gewandt. Plötzlich verschwand der Kugelschreiber und kam Sekunden später wieder zum Vorschein, um einige Sekunden später wieder zu verschwinden. Ich musste schmunzeln und war beeindruckt. "Mist, eigentlich wollte ich nicht, dass der Kugelschreiber verschwindet. Aber ich habe erst jetzt kurz vor meiner Pensionierung mit dem Zaubern angefangen und noch einen langen Weg vor mir", sprach der sympathische Herr.
"Ich finde, Sie sind auf einem sehr guten Weg", sprach ich. "Wie geht der Trick?", wollte ich wissen.
"Ein echter Zauberer verrät nie seine Tricks. Sonst verfliegt die Magie. Es ist wie in der Liebe. Lass die Magie zu und hinterfrage sie nicht. Man sollte sich jeden Tag mindestens einmal verzaubern lassen.
"Vielleicht ist Liebe wie dieser Trick ja nur eine Illusion", sagte ich und mischte wohl meine eigene Enttäuschung in diese Aussage.
"Vielleicht. Aber es braucht Zeit und Willensstärke, bis man magische Momente selber erschaffen kann. So wie bei diesem Trick. Auch jetzt habe ich wieder gelernt, was ich das nächste Mal besser machen kann", sagte der vertrauenswürdige ältere Herr.
"Danke... vielen Dank für die gelungene Ablenkung", sagte ich noch immer etwas durch den Wind.
"Das ist die wichtigste Fertigkeit beim Zaubern", sagte er lächelnd. Der Mann hatte meinen Seelenschmerz etwas gelindert.
"Ich bin übrigens Martin", sagte ich.
"Ich bin Bill. Du hast einen schönen Namen. Mein Cousin Martin heisst auch... Naja, wenn du jetzt gut aufgepasst hast, kennst du die Antwort", sagt Bill lachend.
"Danke Bill. Und bis zum nächsten Mal", sagte ich ihm und hoffte, dass ich ihn eines Tages wieder sehen würde.
"Bis bald", sprach er schlicht und schaute zu mir auf, als ich von der Bank aufstand.
"Ich freue mich auf den nächsten Zaubertrick", sprach der kleine Junge in mir zu Bill.
"Ja. Ich werde weiterhin jeden Tag üben um besser zu werden. Irgendwann brauche ich dann eine hübsche Assistentin und eine Säge. Man sieht sich", sagte Bill und ich glaubte ihm, dass wir uns mal wiedersehen. Er blieb sitzen und schaute weiter dem Treiben zu. Als ich mich einige Sekunden später nochmals kurz umgedreht habe, um mir sein Gesicht einzuprägen, fiel mir auf, dass neben ihm ein kleiner Rollkoffer stand, auf dem ein Pilotenhut meiner Airline lag. Auch seine Hose erinnerte mich an meine Uniform. Nur das Hawaii-Hemd passte nicht dazu. Ich überlegte kurz, ob ich zurück gehen und ihn darauf ansprechen soll. Aber ich vertraute darauf, dass ich ihn irgendwann wieder sehen werde.
EIN TAG MIT ZSA ZSA
Es war noch früh. Irgendwie hätte ich gerne mit meiner Schwester gesprochen, aber Deutschland war zu jener Stunde noch im Schlaf versunken und ich wollte sie nicht wecken. Stattdessen entschied ich mich Zsa Zsa anzurufen, um ihr zu sagen, dass sie ab jetzt kommen kann.
"Hi. Und, ist sie schon weg?", nahm Zsa Zsa mit gespannter Stimme den Hörer ab.
"Sie ist auf dem Weg zum Flughafen. Ich gehe jetzt zurück in meine Wohnung. Du kannst dich gerne auf den Weg machen. Ich brauche noch einen Moment um mich zu sortieren, aber in einer Stunde sollte ich wieder der Alte sein", sagte ich.
"Wieso, bist du noch in sie verliebt?", sagte Zsa Zsa wohl leicht genervt.
"Ich empfinde was für sie. Sonja war... ich meine sie ist ein netter Mensch. Ich muss mich einfach sortieren. Es ist unglaublich viel passiert. Vertrau mir", wollte ich Zsa Zsa wissen lassen.
Du hast ja mich. Freust du dich denn nicht, dass ich gleich komme? Ich meine, ich kann auch erst nach meinem Flug aus Warschau zu dir kommen", sagte Zsa Zsa noch immer etwas energisch.
"Das mit Sonja hat nichts mit dir zu tun. Ich möchte mich nicht mit dir zoffen. Ich freue mich auf dich und dir meine Wohnung zu zeigen und mit dir Zeit zu verbringen. Geht es dir wegen gestern schon besser?", wollte ich wissen.
"Ja, aber es ist mir noch immer sehr peinlich", sagte sie und erklärte mir, was sie in ihrem Körper gespürt hat und wie es dazu kommen konnte. Sie hatte mich verloren und ich dachte an so ziemlich alles und nichts.
"Schau, es muss dir nicht peinlich sein. Ich finde dich noch immer unglaublich bewundernswert und zauberhaft", sprach ich schlichtend in mein Telefon, als ich bemerkt habe, dass sie ruhiger wurde.
"Danke, dann mache ich mich langsam auf den Weg. Ich schicke dir noch kurz deine Adresse auf WhatsApp, damit du sie mir bestätigen kannst, damit mich Uber nicht an den falschen Ort bringt", sagte Zsa Zsa.
"Ok", sagte ich und fand das grad unglaublich kompliziert. Ich hätte ihr nochmals kurz meinen Kontakt schicken können und sie hätte meine Daten gehabt. Aber ja.
Zuhause angekommen lag noch immer das Gebäck von Sonja und mir auf dem Tisch und ich räumte es weg. Obwohl mein Magen knurrte, mochte ich nichts essen. Die Wohnung wirkte leer. Im Schlafzimmer legte ich den Wäscheständer zusammen und versorgte ihn in der Kammer. Als ich mich aufs Bett legen wollte, lag sie dort. Eine weitere Schallplatte. Es war das Album Mensch von Herbert Grönemeyer, zusammen mit einer Postkarte aus Köln.
Ich nahm die Karte in meine Hand und las die Botschaft.
"Lieber Martin. Auch wenn alles anders gekommen ist, wie wir es erwartet haben, möchte ich mich für die Erlebnisse und deine Gastfreundschaft bedanken. Ich habe in diesen knapp zwei Wochen mehr erlebt, als manche Menschen in ihrem halben Leben. Das Album ist mir wichtig und handelt von Verlust und Hoffnung. Ich habe dir mein Lieblingslied markiert und hoffe, dass es dir Kraft und Hoffnung schenkt, wenn du sie brauchst. In Liebe, Sonja"
Ich streichelte über die Kartonverpackung und legte sie ins Wohnzimmer zur anderen Schallplatte. Am liebsten hätte ich die Schallplatte umarmt.
Mir war musikalisch nach was anderem zu Mute und ich verband mein Handy mit meiner Bluetooth-Box. Ich nahm sie mit in mein Schlafzimmer und liess Heartbeats von José González laufen. Ich schaute aus dem Fenster in meine neue Heimat und fragte mich, was die Zukunft für mich bereithalten wird und warum Sonja trotz all meiner Gefühle nicht Teil dieser Zukunft sein wird. Eigentlich war der Fall klar. Sie will nicht nach Dubai, sie ist nicht für diese hohen Temperaturen gemacht und sie hatte mich genau so verletzt, wie ich sie. Kurz hatte ich Respekt davor, ob sie vielleicht doch Schwanger war und darum seit gestern so emotional war. Ich hoffte, dass ich höchstens mit nur einer Schwangeren umzugehen habe.
Ich roch noch Sonjas Duft in meinem Bett und legte mein Gesicht auf ihr Kissen und die Zeit verflog. Mittlerweile liefen schon einige Gonzálezs-Song im Hintergrund. Irgendwann klingelte das Festnetztelefon. Es war die Stellvertretung von Fathima.
"Guten Tag Herr Engelmann. Es ist eine Frau Kovács für Sie eingetroffen", sprach die männliche Stimme, die zwar freundlich aber unsicher wirkte.
"Danke, schicken Sie Fräulein Kovács hoch", sagte ich zu der Person höflich. Ich stand bei der offenen Eingangstür meiner Wohnung und war überrascht, dass es so lange gedauert hat. Drei Minuten später stand sie vor mir.
"Schön dich zu sehen", sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Backe. Ich sah, dass sie eine Bluse trug, die sie in Bangkok gekauft hatte. Sie hatte sich sehr hübsch gemacht.
"Ja, ich freue mich auch", sagte sie und betrat leise die Wohnung. Sie schaute sich um, ohne ein Wort zu verlieren. Sie studierte alles ziemlich genau, blickt hoch zur Galerie und hatte noch immer ein Pokerface. Ich fragte mich, ob es ihr gefällt.
"Hier ist übrigens das Gästeklo", sprach ich zu Zsa Zsa. Sie drehte sich zu mir in Richtung der soeben genannten Tür. Sie hielt noch immer mit beiden Händen ihr schickes Täschchen und nickte. Sie lief in Richtung Schlafzimmer. Ich versuchte ihr zuvorzukommen, um bereit zu sein, wenn sie das noch nicht gemachte Bett thematisieren würde. Sie beugte sich kurz über die Türschwelle, streckte den Kopf rein, nickte kaum bemerkbar mit dem Kopf und lächelte mich an.
"Schön hast du es hier", sprach sie kühl, wirkte aber aufrichtig.
"Naja, es hat kein geeignetes Kinderzimmer", scherzte ich.
"Naja, es würde ja sowieso am Anfang bei uns im Schlafzimmer schlafen", entgegnete mir Zsa Zsa top seriös und ernst. Irgendwie überraschte mich ihre konkrete Vorstellung. Ich war von ihrer pragmatischen Art irgendwie begeistert und zugleich verunsichert.
"Möchtest du was essen? Ich habe noch Gebäck in der Wohnung", fragte ich.
"Gerne", sagte sie und setzte sich an den Tisch. Sie überschlug die Beine und schaute mir zu, wie ich das Gebäck auf einem grossen Teller anrichtete und zusammen mit zwei kleinen Teller an den Tisch brachte.
"Zu trinken habe ich nur noch Wasser oder angebrochenen Orangensaft", sagte ich.
"Männerhaushalt", sagte Zsa Zsa lachend und verwarf ihre Hände. "Ist schon gut", sagte sie und griff nach dem Gebäck mit Speck. Nach Sonjas Stück. Mir fiel auf, dass sie nicht über dem Teller ass und bröselte.
Sie lächelte mich zufrieden an und ich setzte mich zu ihr an den Tisch.
"Na, bist du schon nervös?", fragte ich.
"Du meinst wegen der Schwangerschaft?", fragte sie zurück.
"Ja, in ein paar Tagen wissen wir bescheid", wurde ich konkreter.
"Nicht wirklich. Was sein wird, wird sein", sprach Zsa Zsa.
"Naja, ist schon ein ziemlich wichtiges Thema, findest du nicht?", wollte ich dem Sachverhalt den richtigen Stellenwert geben.
"Mir ist wichtiger, dass du nicht mit Sonja geschlafen hast", sprach Zsa Zsa. Mich nervte ihr Themenwechsel. Ich fragte mich, ob die Eifersucht typisch für Ungarinnen ist.
"Nein, sie ist nicht du", versuchte ich zu schmeicheln.
"Hat sie bei dir im Bett geschlafen?", wollte sie wissen.
"Here you go", sagte ich und war genervt, dass sie das Thema erst Minuten später angesprochen hatte. "Sie schlief bei mir im Schlafzimmer, aber auf der andern Betthälfte", sagte ich.
"Fändest du es in Ordnung, wenn ich mit meinem Ex-Freund zusammen in einem Bett schlafen würde. Würdest du mir glauben, wenn ich sagen würde, dass nichts passiert sei?", fragte sie etwas wütend.
"Ja, würde ich, weil du mich liebst und ich für dich eine Art Traummann bin. Du würdest es nicht verspielen wollen. Und Zsa Zsa. Es ist nichts passiert", sprach ich entschlossen und nur marginal genervt.
"Das Gebäck ist etwas trocken. Also gut, ich glaube dir", sprach Zsa Zsa.
"Okay", sagte ich und stand auf und brachte ihr ein Glas Wasser und küsste sie auf die Stirn. Ich wunderte mich, dass sie das Gebäck noch vor meiner Treue erwähnt hatte.
"Wollen wir raus und etwas spazieren gehen? Dubai Marina wird dir gefallen", fragte ich die Ungarin. Sie nickte und lächelte. Wir spazierten durch Marina und es schien ihr zu gefallen. Ich beobachtete sie aufmerksam. Ich hatte das Gefühl, als ob sie sich gerade einleben würde.
"Wollen wir in die Marina Mall?", fragte ich sie.
"Da war ich schon. Das war das einzige, was ich damals neben der Marina Metro Station gesehen habe. Drum war ich nicht so angetan, als du gesagt hast, dass du in Marina wohnst. Den Teil hier am Wasser habe ich garnicht so wahrgenommen. Sieht sehr schön aus. Lass uns noch spazieren", erklärte sie.
"Freut mich. Ich bin gern hier draussen. Was meinst du? Könntest du es dir vorstellen hier mit mir zu leben?", fragte ich gespannt.
"Ja, ist wirklich nett hier. Sieht aus wie eine Stadt in Star Wars. Völlig surreal", sagte Zsa Zsa, als wir über die Brücke der Al Emreef Street spazierten und in der Mitte auf den künstlich angelegten Kanal mit all den Hochhäusern blickten.
Nach einer Weile an der Hauptstrasse fanden wir einen Weg zu der anderen Promenadenseite und schlenderten durch die Gegend und bummelten von Schaufenster zu Schaufenster. Zsa Zsa schaute mich bei einem libanesischen Restaurant mit grossen Augen wortlos an.
"Du möchtest da rein, um was zu essen?", wollte ich von ihr wissen. Sie nickte mir schmunzelnd zu.
"Ich liebe libanesische Küche", sagte Zsa Zsa und wir setzten uns draussen an einen Tisch mit Blick auf den Kanal und die Boote. Sie wusste genau was sie wollte und die Bedienung schien von Zsa Zsas Auswahl begeistert zu sein. "Ich habe mal viele Kleinigkeiten bestellt, dann kannst du mal probieren", sagte Zsa Zsa. Innerlich war ich erstaunt, wie gekonnt sie sich mit 23 Jahren durch die Welt bewegte. Ich fühlte mich trotz meines Berufes wie ein Landei und staunte nicht schlecht über ihre Reife, die ich in ihrem Alter nicht hatte.
"Danke, dass wir hier sind. Ich kenne mich in der Gegend noch immer viel zu schlecht aus. Ich hatte garnicht richtig die Möglichkeit, mich hier einzuleben. Ich kam an, musste die Schulbank drücken, hatte meinen Erstflug und jetzt sitze ich mit dir hier und geniesse die Aussicht und die Ruhe - zusammen mit der potenziellen Mutter meiner Kinder. Das ist für mich surreal", erzählte ich Zsa Zsa, die einen Schluck ihrer klassischen Coca Cola nahm und mich zuversichtlich anlächelte.
"Jetzt kommen wir mal in Ruhe an", sagte sie und wirkte verliebt. "Ich weiss nicht warum, aber irgendwie glaube ich, dass ich nicht schwanger bin. Ganz viele meiner Kolleginnen sagten, dass sie das schon irgendwie gespürt haben. Aber bei mir ist nichts", sagte sie. Ich liess mir die Worte durch den Kopf gehen.
"Warten wir mal ab. Wir nehmen es so wie es kommt", sagte ich. Ich hatte von Freunden gehört, dass ihre Freundinnen oder Frauen manchmal nichts gemerkt haben. Aber ich wollte die Info nicht teilen und damit eine sinnlose Diskussion entfachen oder sie verunsichern.
"In zwei Wochen kommen meine Cousins nach Dubai. Einer ist Chirurg und bewirbt sich hier in der Nähe in einem Krankenhaus", sagte Zsa Zsa.
"Und der andere?", fragte ich.
"Er ist Gärtner", sagte sie.
"Dann hätte er hier in Dubai also nicht so viel zu tun", sagte ich lachend.
"Er begleitet einfach mal seinen Bruder. Das stelle ich mir irgendwie cool vor. Ich habe halt keine Geschwister", sagte Zsa Zsa.
"Möchtest du dann zwei Kinder?", wollte ich von ihr wissen.
"Mit dem richtigen Mann, und ich gehe davon aus, dass du der bist, könnte ich mir zwei oder vielleicht auch drei Kinder vorstellen", sagte Zsa Zsa entspannt.
"Huh", sagte ich. Ich hatte konzeptionell nie an drei Kinder gedacht. Sollten beim zweiten Versuch dann Zwillinge entstehen, dann hätte ich mich damit abgefunden, aber drei Kids willentlich. Das war ne andere Hausnummer. Plötzlich wurde mir unwohl. Was wenn Sonja und Zsa Zsa von mir schwanger sind und beide Zwillinge bekommen.
"Waren bei Euch in der Familie Zwillinge häufig?", wollte ich nun von ihr wissen.
"Naja, meine Mutter ist Zwilling und mein Grossvater väterlicherseits war auch einer. Aber ich denke, es muss bei uns nicht passieren", versuchte Zsa Zsa mich zu beruhigen. Sie sah wohl, dass ich grosse Schlücke aus dem Wasserglas nahm.
"Sind deine Cousins auch Zwillinge?", wollte ich halb scherzhaft, halb ernsthaft in Erfahrung bringen.
"Hahaha, du bist jetzt wohl nervös, was?", entgegnete Zsa Zsa gut amüsiert und dippte ihr Fladenbrot in eine Auberginencreme, was wir als Amuse-Bouche erhalten haben. "Nein, einer ist ein leiblicher Sohn, der andere adoptiert. Er hat früh seine Eltern verloren und mein Onkel nahm ihn als Kind seines besten Freundes bei sich auf und adoptierte ihn. Die beiden Brüder verstehen sich bestens", sagte Zsa Zsa mit funkelnden Augen und nahm einen Biss.
Unser Essen wurde ein paar Minuten später serviert und es sah sehr appetitlich aus. Gar nicht soviel Fleisch und es war köstlich.
"Ich kann dich verstehen, warum du das gerne magst", sprach ich zu meiner Ungarin, die ebenso zulangte wie ich. "Wohnen deine Cousins bei dir?", fragte ich vielleicht gar naiv.
"Nein, die gehen in ein Hotel", sagte Zsa Zsa lachend. "Wir hatten mal inoffiziell einen männlichen Mitbewohner und das ging gar nicht gut", fügte sie hinzu.
"Falls sie noch ein oder zwei Tage länger bleiben wollen, können sie auch zu mir kommen", bot ich meiner Freundin an.
"Was? Du würdest meine Verwandten bei dir wohnen lassen?", fragte mich Zsa Zsa perplex. "Wow. Danke. Ich meine... ich bin überwältigt", sprach sie liebevoll und faste sich an die Brust, um die Bedeutung zu unterstreichen.
"Nicht alle Verwandten auf einmal, aber fangen wir mal mit deinen Cousins an. Aber nur wenn es von Nöten ist", sprach ich. Ich versuchte den Ton so zu wählen, dass es sich nicht wie ein Zurückkrebsen anfühlte oder ihre Begeisterung schmälern würde.
Sie griff nach meiner Hand und streichelte sie. "Ich finde das unglaublich süss von dir", sagte sie liebevoll. Mein Handy vibrierte und ich nahm ab. Es war meine Schwester.
"Engelmann am Apparat", nahm ich das Telefon sehr förmlich ab.
"Bonjour, Monsieur mon Frère", sagte meine Schwester sympathisch und ebenso förmlich zurück. Es klang nicht nach ärger, wie die letzten Male. "Danke für die Fotos. Ich nehme an die hübsche Brünette ist deine Neue?", sprach sie mich direkt darauf an.
"Du meinst die hübsche Frau mit mir vor der Alpha Foxtrott?", fragte ich sie, um auf Nummer Sicher zu gehen.
"Fox one, squad two! Keine Ahnung was du gerade schwafelst, aber ich meine die zauberhafte Flugbegleiterin neben dir auf dem Foto", machte sich meine Schwester wohl über mich lustig.
"Ja, das ist Zsa Zsa", sprach ich.
"Zsa Zsa, was ist das für ein Name? Klingt ungewöhnlich", fragte sie mich.
"Sie kommt aus Ungarn, ich nehme an, der Name ist auch ungarisch", sagte ich, obwohl ich mir darüber nicht sicher war.
"Hast du sie seither gesehen? Hat Sonja das akzeptiert? Ist sie schon weg? Menno, hundert Fragen", sprach sich meine Schwester in Fahrt.
"Easy, easy! Magst du dich an den Dreier erinnern, von dem ich dir erzählt habe?", fragte ich meine Schwester.
"Ja, du meinst von deinem Lotterleben in Dubai und Bangkok", sagte sie wieder etwas genervt. Zsa Zsa verstand wohl sehr gut, was ich auf Deutsch zu meiner Schwester gesagt habe und hatte einen entsetzten Blick über meine Einführung ihrer Person. Sie klopfte mir auf den Oberarm und sagte "Nein, nicht so!"
"Ja, das war sie und sie sitzt gerade neben mir und wir essen was libanesisches. Es ist schön mit ihr", sprach ich. Plötzlich war mir bewusst, dass ich durch Zsa Zsas Anwesenheit nicht offen über all meine Gefühle sprechen konnte.
"War sie auch beim Sex mit dem anderen Pärchen dabei?", wollte Natalie jetzt wissen.
"Nein und ich mag jetzt auch nicht darüber sprechen. Aber sie ist unglaublich cool und sie war in der Crew auf meinem Bangkok-Einsatz", sagte ich. Zsa Zsa winkte mir zu und wollte das Handy übernehmen. Ich war überrascht und überwältigt von ihrem Schachzug. Ich gab ihr mein iPhone, da sie es mir sonst fast aus der Hand genommen hätte. Sie begann auf Deutsch zu sprechen.
"Hallo? Ich bin Sza Sza, Martins Freundin", sprach meine liebste fast akzentfrei. "Ich will dir nur sagen, dass die Art wie wir zusammengekommen sind, wirklich nicht gut war und dass mir das sehr peinlich ist. Aber ich will dir sagen, dass ich deinen Brudda liebe. Ich hatte Bauchweh, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Und als mich Sonja mit auf das Zimmer genommen hat, wollte ich ihm sehr nahe sein. Ich bin nicht halb so schlimm, wie du vielleicht denkst", sprach sich Zsa Zsa aus.
"Ich denke nicht, dass du schlimm bist. Ich finde nur, mein Bruder verhält sich nicht fair gegenüber Frauen, seit er in Dubai ist", sagte meine Schwester ermahnend. Ich konnte sie erstaunlich gut hören. Ich war stolz auf Zsa Zsa, wie sie in meiner Landessprache mit meiner Schwester gesprochen hatte. Nur das Wort Bruder klang lustig. Ich hatte Angst, dass Natalie was über Stacy erzählt oder die Erlebnisse auf der Insel thematisiert.
"Er ist gut zu mir. Er hat sich auch friedlich von Sonja getrennt. Er ist ganz lieb", verteidigte mich Zsa Zsa vorsichtig. Ich fand sie fast naiv, aber auch nur, weil sie nicht die ganze Geschichte kannte und vielleicht eine falsche Vorstellung von mir hatte. Ich wusste nicht einmal, wie die richtige Vorstellung über mich aussehen könnte.
"Fühlst du dich von meinem Bruder gemocht oder geliebt?", konnte ich Natalie zu Zsa Zsa sprechen hören.
"Ja, das tue ich. Und ich hoffe, er weiss auch, dass ich mich in ihn... no... wie sagt man das... verliebt habe, genau... verliebt habe", sagte sie zu meiner Schwester auf Deutsch. Ich war mächtig stolz. Ich lächelte sie an und sie mich. Ich griff nach ihrer Hand.
"Das hört sich für seine kleine Schwester doch ausserordentlich gut an", sagte Natalie zu meiner Freundin.
"Danke, ich würde mich sehr freuen, dich mal in Dubai zu treffen", sagte Zsa Zsa zu ihr.
"Darüber wollte ich tatsächlich auch mit meinem Bruder sprechen", sagte meine Schwester irgendwie gerührt in den Hörer.
"Also, dann gebe ich dir meinen Martin wieder", sagte sie und überreichte mir den Hörer.
"Die ist ja süss. Die steht voll auf dich. Mach diesmal ja keine Fehler, versprich es mir", sagte Natalie.
"Ja, sie ist wirklich nett", sagte ich und bemerkte, wie Zsa Zsa etwas ernster schaute, als ich das Wort nett in den Mund nahm. Sie wollte sich nichts anmerken lassen und schaute in die andere Richtung des Kanals.
"Mehr als nett. Sie ist der Hammer. Sie verteidigt dich noch und ist liebevoll. Und stell dir vor, sie könnte sich auch mit Mama und Papa auf Deutsch unterhalten", sprach Natalie fast schon euphorisch.
"Du hast was von einem Besuch erzählt?", fragte ich sie.
"Ja, genau! Danke. Uwe und ich wollen dich besuchen kommen. So in ein oder zwei Monaten. Würde dir das gehen?", sprach sie.
"Schau, ich habe noch nicht meinen Roster für den kommenden Monat bekommen und kann es dir daher noch nicht sagen. Ich weiss nur, was ich diesen Monat fliege", sagte ich.
"Was für einen Toaster?", spielte Natalie die Doofe.
"Roster, meinen Einsatzplan", sprach ich leicht genervt.
"Okay, okay! Dann machen wir dir paar Vorschläge und gleiche sie bitte mit Schah Schah ab, damit wir sie kennen lernen können. Und mach es diesmal nicht kaputt", sage sie leicht stichelnd. Wie sie den Namen meiner Freundin aussprach klang so, als ob es Maddin Schneider getan hätte, viel zu a-lastig. Sie war auch kein iranischer Schah.
"Super, mach mir ein paar Vorschläge und dann schaue ich nach Flügen für Euch und nach meinem Einsatzplan. Wenn ihr für ne Woche kommen wollt, nehme ich ein paar Tage frei. Ich freue mich sehr", sagte ich beschwingt, weil es eine schöne Perspektive war. "Und übrigens. Man spricht ihren Namen so schnell aus wie bei Cha Cha Cha einfach Scha Scha, wobei die Betonung auf dem Sch liegt und nicht bei a", wollte ich Natalie wissen lassen. Irgendwie war mir ihre korrekte Aussprache wichtig.
"Wir freuen uns auch und ich mich ganz besonders auf Zsa Zsa. Sie hat was. Habe ich sofort auf dem Foto gesehen", sagte Natalie. Wir verabschiedeten uns und sie legte auf.
"Meine Schwester mag dich", sagte ich zu meiner Freundin. Sie schaute ernst.
"Wirst du mich auch deinen Eltern als die Frau von einem Dreier vorstellen?", sprach Zsa Zsa enttäuscht. "Als die nette Frau, die du bei einer Ménage à Trois kennengelernt hast?", stichelte sie weiter. Sie war alles andere als amüsiert.
"Hey, das ist meine Schwester und ich habe ihr von dem Dreier erzählt, noch bevor du mir was über die mögliche Schwangerschaft erzählt hast. Wie gesagt, meine Beziehung mit Sonja stand nach dem Dreier auf der Kippe und hat mich beschäftigt. Natalie wusste das und darum habe ich es jetzt erwähnt. Du hast es ihr unglaublich schön erklärt und ich bin so stolz auf dich, Zsa Zsa", sagte ich voller Bewunderung für sie.
"Warum bist du stolz auf mich?", wollte sie den Tränen nahe von mir wissen.
"Wie du das alles mit der eventuellen Schwangerschaft handhabst. Oder wie gut du gerade eben mit meiner Schwester Deutsch gesprochen hast, fast akzentfrei. Und vor allem, was du ihr alles gesagt hast, das war unglaublich. Ich habe mich nochmals in dich verliebt", sagte ich und kam ihr näher um sie zu küssen. Sie liess es zu. "Du bist mehr als nur die Frau eines Dreiers", sagte ich ihr.
"Wirklich?", fragte sie mich ängstlich und skeptisch zugleich.
"Ja, du bist die wunderschöne und liebevolle Flugbegleiterin, die ich auf meinem ersten Flug kennen und lieben gelernt habe", sagte ich. Zsa Zsa schaute mich erleichtert und fröhlich an. Es war die Geschichte, die sie sich wohl gewünscht hatte. Ich stand auf und winkte sie zu mir.
"Komm zu mir", sprach ich sanft und hielt die liebevolle Brünette in meinen Armen. Sie duftete vertraut. Sie genoss die Umarmung und drückte mich fest an sich.
"Lass uns zahlen und Marina unsicher machen", sagte Zsa Zsa und lächelte mich wieder zufrieden an. Wir liefen los.
Wir probierten Sonnenbrillen an, Zsa Zsa dekorierte sich mit verschiedenen orientalischen Accessoires und sah umwerfend aus. Ich hätte ihr gerne was gekauft, aber sie wirkte so, als ob sie das Geld lieber beisammenhalten wollte. Sie war entspannt und lief mit mir zum ersten Mal gemütlich und nicht wie in Eile. Wir liefen eng aneinander geklammert durch die Promenade.
"Wenn du gerne schlenderst und mit mir rumhängst, sollten wir mal zusammen den Souk Madinat Jumeirah besuchen", sagte Zsa Zsa mit begeisterter Stimme.
"Ist der nicht furchtbar touristisch?", fragte ich skeptisch.
"Ja, aber wirklich sehenswert. Ich meine Budapest ist auch furchtbar touristisch geworden aber trotzdem einen Besuch wert", sagte Zsa Zsa nicht ganz zu unrecht.
"Wenn du magst, können wir das morgen in Angriff nehmen. Ich sage nur kurz am Vormittag einer Instruktorin von mir Hallo und dann können wir los", bot ich ihr an.
"Ich muss morgen nach Warschau", erklärte mir Zsa Zsa. "Aber wenn ich zurück bin, können wir das gerne nachholen", sagte sie voller Vorfreude.
"Witzig, ich muss diesen Monat auch nach Warschau. Übermorgen gehts aber nach Manila", erzählte ich und fand es irgendwie schade, dass wir nicht mehr Zeit haben, uns jetzt besser kennen zu lernen.
"Hast du einen 1-Nächter?", wollte Zsa Zsa wissen.
"Nein, den 2-Nächter, warum meinst du?
"Dann haben wir nur einen vollen Tag zusammen, bis ich wieder weiter muss", sagte Zsa Zsa.
"Aber dann kannst du ja bei mir übernachten, damit wir den einen Tag voll auskosten können. Du bist ja vor mir zurück und kannst deine Tasche vorbereiten und am nächsten Tag schlendern wir dann gemütlich durch den Souk Madinat Jumeirah. Abgemacht?", wollte ich den Sack zu machen.
"Abgemacht", sprach Zsa Zsa auf Deutsch. "Schatz, ich sollte langsam wieder zurück zu mir, weil eine Mitbewohnerin heute zurückgekommen ist und wir zusammen kochen und einen Film schauen wollen", sagte die Ungarin voller Begeisterung und Vorfreude, die irgendwie ansteckend war.
"Kein Problem. Wollen wir zusammen zurück zu mir, noch einen Schluck trinken und dann fährst du heim?", bot ich Zsa Zsa an. Es war sehr heiss.
"Oh ja", sagte Zsa Zsa und setzte sich in Bewegung.
"Was schaut ihr euch heute Abend an?", wollte ich wissen. "Kennst du Marvel's The Avengers?", fragte mich Zsa Zsa.
"Meinst du der, der dieses Jahr ins Kino kam?", wollte ich wissen. Ich machte mir nichts aus diesen Comic-Verfilmungen. Ich hatte schon Mühe den neuen Hulk-Film bis zum Schluss anzuschauen.
"Ja, meine Mitbewohnerin bringt immer die neusten Filme auf Blueray mit. Keine Ahnung woher sie die hat. Aber die Marvel-Filme sind alle super", sagte sie euphorisch.
"Ich wünsche Euch viel Spass", sagte ich. Wir kamen wieder in meinem Wohnhaus an.
"Guten Tag, Martin. Wie geht es Ihnen?", wollte Nelson wissen, als er mich erblickte.
"Danke, ganz ordentlich, ich hoffe dir auch", sagte ich.
"Ja, genau so ist es. Hatte Fräulein Sonja eine gute Abreise?", wollte er wissen und erblickte fast zeitgleich Zsa Zsa. "Oh, guten Tag. Mit wem habe ich das Vergnügen?", wollte Nelson wissen.
"Ich bin Frau Kovács", sprach Zsa Zsa sehr förmlich. Vielleicht schloss sie sich der etwas förmlichen Art von Nelson an.
"Willkommen in unserem Hause, Fräulein Kovács", sagte er etwas reserviert mit einer erstmals aufgelegten Gastfreundschaft.
"Danke, ich muss ja mal sehen, wie mein Freund wohnt", sprach Zsa Zsa zu offen für meinen Geschmack.
"Oh, ja. Ihr Freund. Ja, es ist immer gut zu wissen, wie und wo der Freund wohnt. Sie haben ganz recht", sagte Nelson etwas verspult und schaute mich etwas fragend an. Mir war das schrecklich peinlich und ich fühlte mich unwohl. Er kannte alle meine Frauen hier in Dubai.
"Die reizende Dame ist der Grund, warum Sonja und ich nicht mehr zusammen sind", sage ich irgendwie gradeaus, damit er nicht irgend eine wilde Geschichte in seinen Gedanken konstruiert, obwohl diese nicht mal ansatzweise wilder wie die echte hätte sein können.
"Ich verstehe. Dann heisse ich Sie nochmals willkommen", sagte Nelson etwas trocken und ich merkte, dass er wohl enttäuscht über meine Wahl war und wohl Sonja nachtrauern würde.
Als ich mit Zsa Zsa oben in meiner Wohnung war, tranken wir noch kaltes Wasser und sassen auf meiner Couch. Sie war die erste, die ich nicht darauf genommen hatte.
"Also Schatz, danke für den schönen Tag und ich freue mich schon auf Samstag Abend, dann komme ich zu dir, richtig? Wow, wir haben den ganzen Sonntag für uns", sagte Zsa Zsa. Ich freute mich und nickte ihr zu. Sie umarmte mich fest und ging zur Tür und zog sich die Schuhe an.
Ich ging zu ihr rüber. "Zsa Zsa?", haschte ich um ihre Aufmerksamkeit.
"Ja?", sagte sie leise und erwartungsvoll.
"Pass auf dich auf", sagte ich und küsste sie innig. "Und hab einen schönen Abend. Ich denke an dich", fügte ich hinzu. Sie schaute verlegen nach unten und presste ihre Lippen zusammen.
"Ich werde meiner Mitbewohnerin heute vielleicht erzählen, dass ich einen Freund habe, wenn das für dich ok ist?", fragte Zsa Zsa sehr ruhig.
"Tu das", hauchte ich ihr zu und küsste sie abermals.
"Hab einen guten Flug und bis bald", sagte sie und ich sah ein feuchtes Auge und sie lächelte mich an. Ich umarmte sie erneut und liess sie dann gehen.
Es war der zweite Abschied an diesem Tag. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass Sonja bald in Frankfurt landen würde. Ich nutzte den Moment des alleine seins und kaufte Lebensmittel ein. Ich streamte mir ganz allein den Heinz Rühmann Film Quax, der Bruchpilot, gegen den Sonja und ich mich zwei Abende zuvor entschieden haben. Obwohl ich diesen Film besser fand, war ich irgendwie unkonzentriert und in Gedanken wo anderes. Ich vermisste Sonjas Gesellschaft, ihre Sprüche und manchmal auch ihren Duft. Ich weiss nicht warum, aber plötzlich schoss mir durch den Kopf, dass Zsa Zsa vielleicht nur eine Ersatzdroge ist. Ich schämte mich für den Gedanken, weil ich mit ihr einen sehr schönen Tag verbracht habe. Auch meine Schwester mag sie. Selbst beim Abschied heute brachte ich kein "Ich liebe dich" über die Lippen, irgendwas hielt mich davon ab. Das machte mich traurig.
Als ich mich ins Bett legte, wollte ich noch Sonja schreiben. Ich tippte folgende Nachricht.
"Liebe Sonja. Ich hoffe, du hattest einen guten Flug und bist gut in Frankfurt angekommen. Vielen Dank für das Grönemeyer Album. Da ich für meinen Flug nach Manila Kraft brauche, werde ich es mir morgen bestimmt anhören. Du hast mir eine grosse Freude bereitet. Ich vermisse dich und wünsche dir viel Kraft für das Projekt Singapur. Hab dich lieb, Martin."
Ich weiss nicht, ob das klug war, das so zu schreiben, aber es fühlte sich richtig an. Ich schlief mit meinem Kopf auf ihrem Kissen ein.
Als ich aufwachte, war es sieben Uhr und ich erblickte schon drei Nachrichten von Sonja. Ich freute mich. Ich öffnete WhatsApp.
"Du Arschloch. Weisst du, was du ihr angetan hast? Wie ein Klümpchen Elend kam sie zu mir zurück. Sie heult die ganze Zeit. Was hast du ihr nur angetan. Das hat niemand verdient. Und gratuliere, dass du sie nach Singapur getrieben hast. Jetzt verliere ich auch noch die beste Mitbewohnerin und Freundin, die ich jemals hatte. Ich habe ihr gesagt, dass sie niemals einen Piloten daten soll. Ihr seid alle so richtig scheisse und schaut jedem Rock nach. Lauf mir besser nie über den Weg. Sonjas Mitbewohnerin, Nane."
Das war ziemlich deutlich. Es tat mir weh, dass Sonja so leiden musste. Sie hatte keinen Bill, der über Magie sinnieren konnte. Ich hätte sie gerne getröstet und Nanes Frust war nachvollziehbar aber das mit Singapur war Sonjas Entscheidung. Ich las die nächste Nachricht.
"Hey Martin. Nane schämt sich gerade für die gewählten Worte und für die dreiste Aktion. Sie nahm mein Handy und hat das ohne mein Wissen verfasst. Für mich bist du kein Arschloch. Der Rückflug war tränenreich aber die Besatzung deiner Airline hat sich unglaublich süss um mich gekümmert. In Frankfurt ging es mir wieder dreckig und ich habe viel geweint. Ich glaube jetzt ist alles raus und ich habe ganz lange mit Nane über alles gesprochen."
Und die dritte Nachricht, die zwei Stunden später verfasst wurde, schmerzte mich am meisten.
"So, jetzt ist es offiziell. Zsa Zsa kriegt ein Einzelzimmer. Kein Miep Miep für meinen Vater ;-) Die rote Arme kam heut Nacht zu Besuch und hat mir die Nachricht persönlich überbracht. Es geht tatsächlich nach Singapur. Danke für die Lebensschule und dir nur alles erdenklich Gute. Forever, deine Sonja."
Irgendwie musste ich an das Gespräch am Strand in Koh Samui denken, wo wir über das Erwachsen sein gesprochen hatten. Irgendwie hatte ich an diesem Abend das schöne Gefühl, das wir zu dritt wären. Am Tag darauf kam Rodion und die Insel und die Träume waren weg. Selbst jetzt wusste ich nicht, was ich wirklich wollte. In mir kam das Gefühl auf, dass Nane noch eine Antwort von mir verdient hätte. Ich griff wieder zum Handy und textete folgende Nachricht:
"Persönliche Nachricht an Nane: Sicherlich kannst du verstehen, dass ich deine Nachricht alles andere als schön und erbauend fand. Nicht weil sie inhaltlich falsch war, sondern weil sie mir einen Spiegel vorgehalten hat. Ich habe viele Fehler gemacht, was mir unendlich leid tut. Aber auch mir hat die Trennung unglaublich zugesetzt. Noch nie habe ich für einen Menschen so viel gefühlt. Und dass wir an uns selbst gescheitert sind, tut mir am meisten weh. Ich wünsche deiner Mitbewohnerin trotz allen Narben nur das Beste und Erfüllung. Auch tut es mir Leid, dass du unser Beziehungsende voll abbekommen hast und mit den Konsequenzen umgehen musst. Das haben Sonja und ich so nicht geplant. Und noch etwas zu meinem Berufszweig. Es gibt überall Idioten, die man keiner Frau als Partner wünscht. Und der Idiot, der dir diese Zeilen schreibt, hat schon ganz nette und aufrichtige Berufskollegen kennengelernt. Ich und nicht mein Berufszweig habe es vermasselt. Ich wünsche dir viel Zuversicht und eine tolle neue Mitbewohnerin. Du weisst nie was für wundervolle Menschen noch in dein Leben treten. Grüsse, Martin. P.S. Schön, dass du so kompromisslos hinter Sonja stehst. Du bist bestimmt klasse!"
"Und hier noch eine Nachricht für dich, Sonja. Du warst die erste und bisher einzige Frau, mit der ich mir ein Kind hätte vorstellen können. Vielleicht gibt es in einem Paralleluniversum eine Version von uns, die ohne Stacy, Zsa Zsa und Rodion im Rucksack durch die Welt jettet und sich freut, dass so schnell das Elternglück eingetreten ist. Aber in diesem Universum, unter den uns gegebenen Sternen, wünsche ich dir viel Erfolg, Erfüllung und ganz viel Spass auf deinem weiteren Weg. Bis zum nächsten Mal, dein Martin."
TREFFEN MIT STACY
Ziemlich nahtlos schrieb ich Stacy, ob ich schon kommen soll. Nach der morgendlichen Dusche erblickte ich ein "Daumen hoch" von ihr. Ich fand noch eine der Chipspackungen, die ich zusammen mit Zsa Zsa in Bangkok gekauft hatte und nahm sie als kleines Mitbringsel mit.
Wieder drückte ich in ihrem Lift auf die Taste 14 und war gespannt, wer mir heute die Tür aufmachen wird. Auf der Klingel kontrollierte ich nochmals, ob wirklich S. Johnson draufstand. Ich klingelte. Es hallte im Gang, als Stacy den Schlüssel umdrehte und die Türe öffnete.
"Hey, Sugar. Schön dich zu sehen. Komm rein", sagte Stacy und grinste breit und zufrieden. Ich betrat ihre Wohnung und zog mir die Schuhe aus.
"Hier für dich, eine wirklich kleine Aufmerksamkeit aus Bangkok", sagte ich, als ich ihr die Chipstüte überreichte.
"Werner, das war eine wirklich gute Idee um das restliche Münz loszuwerden", neckte Stacy. Ich wusch mir diesmal, wie es sich gehört, im Gästebad die Hände.
"Übrigens, tut mir leid, dass du jetzt so alleine bist. Ich hoffe, der Abschied war nicht zu tränenreich", sagte Stacy fürsorglich und rubbelte mir über den Rücken. "Komm, nimm Platz auf dem Sofa", sagte sie.
"Gerne. Aber heute mal kein belgisches Bier zum Frühstück für mich", sprach ich neckisch.
"Okay Sugar, für dich nur das Beste", sagte Stacy und öffnete den Kühlschrank. Sie drückte mir eine andere Bierflasche in die Hand. "Hoffe, iranisches Bier passt auch", sagte Stacy schmunzelnd. Ich grinste und dachte sie scherzt. Ich las Shams Extra Malt und konnte nicht glauben, dass ich was aus dem Iran in meinen Händen halte.
"Wow, cool!", sagte ich und fühlte mich wie ein Teenager. "Aber nicht zum Frühstück, oder?", fragte ich sie zum Spass.
"Wieso, ist Alkoholfrei", grinste mich Stacy an. "Du weisst, dass ich nicht kochen kann", sagte die Britin und schaute mir in die Augen. Es war schön sie zu sehen.
"Das heisst, dass dein Freund für dich die letzten Tage gekocht hat?", neckte ich sie und wollte damit in Erfahrung bringen, wer der 'ältere Herr' vor ein paar Tagen war, der mir die Tür geöffnet hatte.
"Freund? Da hab ich wohl irgendwas verpasst", sprach Stacy völlig perplex.
"War das also nicht mal ein 'Freund' für dich? So ne Art Sugar Daddy vielleicht?", fragte ich offensiver.
"Sorry, ich stehe total neben den Schuhen", sagte Stacy nun amüsiert.
"Der Kerl, der mir das letzte Mal die Tür hier aufgemacht hatte", half ich Stacy auf die Sprünge. Stacy jaulte laut auf und stand kurz auf und fuchtelte mir ihren Händen vor dem Gesicht. Sie war göttlich amüsiert und lachte laut.
"Ihhhhhh, doch nicht mein Onkel Andrew... Igitt, nur schon der Gedanke", sprach sie und lachte weiter. "Das ist der Bruder meines Vaters. Er war geschäftlich in der Stadt, dann kam er halt zu mir", sagte Stacy lachend und setzte sich wieder und legte ihre Hand auf meine Knie. "Du musst nicht eifersüchtig sein, nicht auf meinen Onkel. In unserer Familie läuft das anders als bei den Royals", schmunzelte Stacy.
"Onkel Andrew, so so. Was treibt er den geschäftlich in Dubai?", fragte ich aus Interesse.
"Er ist ne Heuschrecke", sagte Stacy grinsend.
"Einer der Guten?, fragte ich Stacy.
"Ja, wir haben den selben Humor. Aber nein. Ich meine er ist ein Private Equity-Manager", konkretisierte sie.
"Ahh! Also einer, der Firmen aufkauft und sie aufbläst und wieder verkauft?", fragte ich sie. Das war alles, was ich darüber gehört habe.
"Keine Ahnung. Nicht mal seine Frau und die Kinder wissen was er genau macht. Er spricht oft von Cost control oder Headcount cut und all so ein Zeugs wenn er am Telefon ist. Aber auch diese verdammten Schwachköpfe fällt sehr oft", sagte sie lachend.
"Hat er nun für dich gekocht oder nicht?", fragte ich scherzend autoritär.
"Jawohl, Special Agent Werner!", sprach Stacy grinsend. "Zweimal. Einmal Omelette mit Speck und das zweite Mal Lasagne aus dem Tiefkühler, Sir!", sprach Stacy und salutierte in meine Richtung.
"Weitermachen", sprach ich militärisch. Stacy grinste und stand auf um mir noch ein Glas Wasser zu bringen.
"So, erzähl mir mal, wie deine unvergessliche Zeit mit Sonja war. Und ich will jede Einzelheit wissen. Du bist ja schliesslich bekannt dafür, dass du auch intime Details weitergibst", sagte Stacy mit einem Augenzwinkern. Ich wusste, dass sie auf meine Transparenz gegenüber Sonja anspielte. Ich musste schmunzeln, dass sie es noch nicht vergessen hatte. Aber irgendwie wurde ich nervös, weil ich mir keine Geschichte zurechtgelegt hatte. Ich begann frei zu erzählen.
"Naja, Sonja und ich haben uns getrennt, um das Wichtigste gleich vorweg zu nehmen", sagte ich. Stacy schaute mich plötzlich traurig an und rutschte zu mir rüber. Sie nahm mich in den Arm.
"Oh Sugar! Das tut mir so leid. Ihr habt doch so gut zueinander gepasst. Ihr hattet fast schon sowas Vertrautes wie Geschwister", zog sie ihr Mitleid fast schon ins Lächerliche.
"Wir sind aber auch keine Royals", witzelte ich zurück.
"Komm her", sagte Stacy und stand auf und ich tat es ihr gleich. Sie schaute mir bedrückt in die Augen, als ob sie meinen Gemütszustand scannen würde. Sie umarmte mich fest und gab mir einen Kuss auf den Mund. Er war nicht erotisch, sondern strahlte den Charme einer tiefgreifenden Freundschaft aus. Sie legte ihren Kopf auf meine Brust und drückte mich fest an sich. "Ich hätte es dir von Herzen gegönnt. Schade, dass es nicht aufgegangen ist. Ich meine, wir können heute mit ein paar Becher Eiscreme ein paar Chick Flicks anschauen. Hast du dich auch richtig ausgeheult? Das ist wichtig?", fragte sie ernst aber mit einer Prise Optimismus.
"Ja, aber ich wurde von einem Zauberer abgelenkt", sagte ich.
"Das ist gut so. Wenigstens ist heutzutage noch auf Zauberer Verlass", sagte Stacy einfühlsam aber mit ihrem berühmten Grinsen.
Kennst du einen Piloten bei uns der alt, fast zwei Meter gross ist und Bill heisst?", fragte ich Stacy.
"Wie kommst du darauf? Ja, ich kenne einen Bill Gordon auf den die Beschreibung gut passt. War er der Zauberer?", wollte sie wissen.
"Ja. Er hat mich in der Metrostation angesprochen, als ich ich Sonja nachgetrauert habe. Erst später habe ich festgestellt, dass er eine Uniformhose und einen Hut hatte. Er trug dabei ein Hawaiihemd", erzählte ich. Stacy lachte.
"Hundert Prozent Bill Gordon. Er ist wie ein bunter Hund. Er ist Captain auf dem A330. Vielleicht fliegst du mal mit ihm", sagte sie irgendwie freudig. "Seine Flüge sind irgendwie immer abenteuerlich und man Lacht sich die Stimmbänder kaputt. Pass auf. Wenn du mit ihm ausgehst, kann es sein, dass du in einem Frachtschiff-Container Richtung Mexico aufwächst. Er ist ein Unikat", warnte mich Stacy liebevoll.
"Hattest du wenigstens einen guten Lunch mit Philippe", wollte ich wissen.
"Ja, er hat eine Stimmung wie in guten alten Zeiten hergezaubert. Es war sehr unbeschwert. Aber um mich geht es jetzt nicht. Wie ging es bei Euch eigentlich auseinander? Was ist passiert?", wollte Stacy wissen.
"Das war ein Drama in mehreren Akten", sagte ich.
"Darf ich sie jetzt eigentlich wieder Tussi nennen?", fiel mir Stacy fast schon ins Wort.
"Das überlasse ich dir. Wir haben uns im Guten getrennt", sagte ich.
"Also gut, ich bleibe bei Sonja", sagte Stacy grinsend.
"Es fing alles mit unserer Affäre an, Stacy. Sie hat mir darauf gesagt, dass wir nicht quitt sind und sie mich irgendwann mal mit einem Typen betrügen wird", sagte ich.
"Halt, das ist aber kindisch, oder? Entweder vergibt man einen Fehler, oder man trennt sich. Wie hast du dich damit gefühlt?", wollte Stacy wissen.
"Naja, ich habe es irgendwie akzeptiert, es klang irgendwie fair. Und trotzdem hat es mich manchmal aufgefressen. Aber die Vorstellung hat mich auch irgendwie erregt, dass jemand anderes mit ihr schläft. Sie fand es auch irgendwie erregend, dass wir zwei miteinander Sex hatten. Sobald wir es miteinander getrieben haben, verloren wir uns irgendwie. Wir waren nicht mehr wir selbst", sprudelte es aus mir. Stacy schaute mich etwas angewidert an.
"Und du wunderst dich, dass das nichts geworden ist?", fragte mich Stacy.
"Naja, warte. Es wird noch besser. Hier in Dubai war alles gut. Aber in Thailand ging es echt ab. "Wir haben eigentlich fast die ganze Zeit nur gepoppt. Und schon am ersten Abend wollte Sonja eine Flugbegleiterin aufs Zimmer nehmen um einen Dreier zu machen. Am Anfang lehnte ich das kategorisch ab, aber die Kollegin kam mit aufs Zimmer und wir haben es getan", sagte ich.
"Sonja wollte das? Ich meine, das macht man nicht", sagte Stacy nun leicht sauer auf Sonja. "Und du hast mitgemacht?", hakte sie nach.
"Ja, die Kollegin war hübsch aber es hat gedauert, bis ich offen dafür war. Aber ja, ich habe mitgemacht. Und für Sonja waren wir danach immer noch nicht quitt. Am nächsten Tag haben wir in einen Ausflug zum Floating Market gemacht und praktisch die ganze Zeit gevögelt. Wir gingen sogar in ein billiges Hotel, dass nicht mal fliessend Wasser auf dem Zimmer hatte. Ich glaube, ich wäre fast im Gefängnis gelandet, weil ich das Zimmermädchen nackt im Hotelkorridor fragen musste, ob es irgendwo eine Dusche gibt. Ich hatte nur ein Kissen vor meinem Schniedel", erzählte ich die im Nachhinein lustige Episode und entlockte Stacy ein lautes Lachen.
"Oh mein Gott! Aber dort wart ihr nur zu zweit oder noch zu dritt zu Gange?", wollte die Britin von mir wissen und hielt sich die Hand vor den Mund. Sie sah sehr süss aus.
"Zu zweit. Und dann haben wir uns auf dem Heimweg in unser Hotel entschieden, nach Koh Samui zu fliegen, weil uns Bangkok nicht so zugesagt hatte", erklärte ich.
"Eine brillante Idee. Unser Hotel dort ist auch nicht mehr als durchschnittlich. Hattet ihr nach Koh Samui eine Boeing 717?", wollte Stacy wissen.
"Nein eine ATR72", sagte ich.
"Wie cool", sagte Stacy. "Oh, entschuldige, ihr seid nach Koh Samui, und dann?", wollte sie wissen.
"Dort hatten wir ein traumhaftes Hotel mit einem eigenen Pool, also fast eigenen, den wir mit ein zwei anderen 'Villen' teilen mussten. Das brachte uns einmal in eine etwas peinliche Situation. Ah, genau. Und dort hat mir Sonja erzählt, dass ihr Vater sie in ihre Firma locken möchte. Sie ist eigentlich Juristin", sagte ich.
"Juristin. Gut, dass es zu Ende gegangen ist. Die sind ziemlich kompliziert. Fast so kompliziert wie Private Equity-Manager", sagte sie grinsend.
"Und jetzt wurde es bunt. Sie wollte auf eine einsame Insel, sodass wir mit einer Fähre eine Stunde lang von Koh Samui zu einem Nationalpark gefahren sind und dort mit einem kleinen Boot auf eine Insel getuckert sind. Dort hatten wir Sex am Strand, bis uns plötzlich ein anderes Paar aus Russland entdeckt hatte. Ich fand raus, dass Sonja mal gekifft hatte und wir rauchten dort einen Joint, was uns alle irgendwie hat geil werden lassen. Darauf hin haben uns die Russen eine Pille gegeben, die sich nachher als LSD entpuppt hatte. Oh Mann. Ich sag es dir. Wir hatten während des Trips ein Orgie, obwohl ich das nicht wollte. Sonja hat es mit dem andern Typen wie wild getrieben und mich mental völlig verletzt. Er war tätowiert und sie hat sich, als wir dann wieder zurück in Koh Samui waren, wegen ihm auch ein Tattoo stechen lassen. Ich war am Boden zerstört. Ach ja, und als sie auf dem Rückweg immer noch High war, hatte sie mit irgendwelchen neuseeländischen Matrosen auf der Fähre rumgemacht", erzählte ich vielleicht viel zu offen. Ich konnte Stacys Blick nicht deuten. Ich hätte wetten können, dass sie wegen den neuseeländischen Matrosen einen Spruch bringen würde. Aber sie blieb ruhig. "Stacy, alles ok?", fragte ich nach. Sie sah enttäuscht aus.
"Wow. Als ich das letzte Mal für eine Woche in Thailand war, ging ich nur einmal bei einer Lagune schnorcheln. Aber du. Fehlt nur noch, dass du mit irgendwelchen Seeungeheuer gekämpft hast", sagte sie und wirkte irgendwie verbittert.
"Halt es wurde noch besser..."
"Danke Martin. Ich glaube, ich habe genug von deinen Eskapaden gehört", sagte Stacy irgendwie beherrscht, obwohl sie einem Wutausbruch nahe war.
"Naja, und das hat uns den Todesstoss verpasst", sagte ich, um die Geschichte noch irgendwie abzuschliessen.
"Ich möchte, dass du jetzt gehst", sagte Stacy den Tränen nahe.
"Stacy, ich wollte dir als Freund nur sagen, was vorgefallen ist. Niemandem werde ich das so sagen können wie dir", sagte ich.
"Ich wünschte, ich hätte das nie gehört. Ich habe auf dich verzichtet, habe mich zurückgenommen, damit ich deinem Glück nicht im Weg stehe. Und ihr setzt es so leichtsinnig aufs Spiel. Ich bin sprachlos. Wie konntest du nur", sagte Stacy ziemlich betroffen und mit einer für sie lauten Stimme.
"Tut mir leid, so war es nun mal. Ich kann es nicht mehr ändern", sagte ich.
"So, und dass du auf der Insel Drogen genommen hast. Das nimmst du einfach so hin, ja?", fragte mich Stacy und eine Träne kullerte ihre Wange herab.
"Ich wollte ja garnicht, das hat sich so ergeben und..."
"So ergeben. Scheisse, ich bin so unglaublich enttäuscht von dir. Du kannst es dir gar nicht vorstellen. Eigentlich müsste ich dich jetzt melden. Weisst du eigentlich was passiert wäre, wenn sie dich in Thailand erwischt hätten?", sagte Stacy wütend.
"Ja, aber ich hatte Glück...
"Glück! Glück? Scheisse, du bist Pilot. Und Glück hat hier keinen Platz. Dir schieben sie viel Geld in den Rachen, zahlen dir eine tolle Wohnung damit du unter Druck gute Entscheidungen triffst. Was du und Sonja in Thailand veranstaltet habt, das ist einfach nur erbärmlich. Es ist deines Berufes nicht würdig. Hau ab. Ich will dich nie wieder sehen!!", schrie mich Stacy an. Ich stand auf und ging direkt zum Ausgang und zog mir die Schuhe an. Ich hatte Angst vor ihr. Das Schuhbinden ging ihr wohl nicht schnell genug und sie brüllte: "Hau endlich ab. Lass mich". Sie war aufgelöst.
Im Lift merkte ich, wie nahe mir das gerade ging. Meine Hände zitterten. Auf dem kurzen Weg zu meiner Wohnung wurde mir bewusst, dass mein Scheitern mit Sonja auch Auswirkungen auf andere für uns wichtige Menschen hatte. Nie hätte ich Gedacht, dass Stacy so aufgelöst sein könnte. Und mir kam in den Sinn, dass ich ihr versprochen habe, Sonja treu zu bleiben und es nicht durchgezogen habe.
Ein Kind mit einem Eis in der Hand, das seinen Eltern auf der Promenade nachlief, zeigte mir die Zunge und schaute mich grimmig an. Ich war so aufgeputscht und schaute ihn ebenso grimmig an und haute ihm die Eiscreme aus der Hand, die in nullkommanichts zu Boden fiel. Er lief heulend zu seinen Eltern.
"Papa, Papa, der Mann dort hat mein Eis auf den Boden geschmissen", sagte der Bub. Der Vater drehte sich um und schaute mich kurz an.
"Sohn, warum erzählst du so einen Quatsch", antworte der Vater und lief weiter.
Irgendwie tat mir die Schadenfreude jetzt gut und ich traf in meiner Wohnung die Stellvertretung für Fathi, die jetzt wohl für eine Woche im Urlaub war.
AUF NACH MANILA
Ich war noch immer durch den Wind als ich meine Wohnung betrat. Ich rief meinen Kollegen Vincent vom Umschulungskurs an und traf mich spontan zum Mittagessen. Er hatte das Restaurant ausgewählt. Es war irgendwie sehr touristisch und das libanesische Gericht, das ich bestellt habe, schmeckte im Restaurant, in dem ich mit Zsa Zsa war, deutlich besser. Er war aber zufrieden mit seinem Einsatz nach Sankt Petersburg und fand die Stadt schön. Ich erzählte nicht, dass ich vor ein paar Tagen mit einer Frau aus Sankt Petersburg wilden Sex auf einer einsamen Insel hatte. Er war stolz, schon eine Telefonnummer einer Flugbegleiterin erhalten zu haben. Das ich womöglich schon eine geschwängert habe, behielt ich für mich. Ich kam mir so schäbig vor und wünschte, ich wäre er.
Wenigstens war ich besser gelaunt, als ich wieder nachhause gekommen war. Ich bereitete mich für den Flug nach Manila vor. Ich packte meinen Koffer, legte noch Ersatzunterhose und Socken rein, falls wir mit einem Tag Verspätung heimkehren sollten und war ready für den nächsten Tag. Ich legte mich verhältnismässig früh hin, weil ich wusste, dass mir das Einschlafen schwerfallen würde. Mein Handy surrte.
"Ich bin gut gelandet und ich freue mich auf den gemeinsamen Tag mit dir. Ich kann es kaum erwarten", schrieb Zsa Zsa.
"Schön zu hören. Ruh dich aus und ich freue mich auch schon sehr auf dich", schrieb ich Zsa Zsa. Ich legte das Handy zur Seite und und keine Minute später summte es wieder auf.
"Nane entschuldigt sich bei dir. Mir ging es hinsichtlich Kinderwunsch gleich wie dir. Mögen die drei glücklich sein, wo sie auch immer sind. Hab dich lieb und schlaf schön. Beste Grüsse nach Dubai, Sonja", schrieb mir meine Ex aus Augsburg.
Fehlt nur noch, das Stacy klingelt. Dann wären alle drei in meinem Geiste präsent, obwohl Stacy jetzt unglaublich nahe war. Es schmerzte, dass ich sie so verletzt und enttäuscht habe.
Der Wecker klingelte und ich begann mit meiner Morgenroutine. Ich kontrollierte, ob alles dabei ist und zog meine Uniform an. Ich überbrückte noch die zehn Minuten, bis der Chauffeur mich zum Flughafen fährt. Ich ging schon unten in den Eingangsbereich meines Wohnhauses und liess mich in einen Sessel fallen.
Da kam ein kleiner Junge mit seiner Mutter in den Eingangsbereich und schaute mich wie ein Ausstellungsstück in einem Museum an.
"Wow, Mom! Schau mal, ein Pilot", rief der Junge zu seiner Mutti.
"Bitte entschuldigen Sie. Er ist total versessen in die Fliegerei", erklärte seine Mutter die Euphorie. Ich hatte das Gefühl, als ob sie aus Irland kommen.
"Das macht nichts. Man lebt nicht richtig, wenn man keine Leidenschaft für etwas hat", erklärte ich meine Weltanschauung und die Mutter lächelte. "Wie heisst du denn?", wollte ich von dem Jungen wissen.
"Max, Sir!", sprach der Bub.
"Nenne mich Martin. Ein schöner Name, Max!", sagte ich. Ich öffnete meinen Crew Bag und suchte eine Postkarte von meinem Flieger. Ich überreichte ihn Max. "Das nächste Mal bringe ich dir was cooleres mit, ok?", erklärte ich ihm.
"Wow, ein Airbus", sprach der Bub nach einem kurzen Blick auf die Postkarte in einer Selbstverständlichkeit, die mich überraschte.
"Arbeiten Sie oder ihr Mann für die Airline? Ihr Sohn kennt sich ja schon gut aus", wollte ich von der Mutter wissen.
"Nein. Mein Mann ist Banker und ich Assistentin in einer Kanzlei. Er und sein Grossvater sind voll in dem Thema", sagte die Frau, die sich fast für sein Hobby schämte.
"Er macht das gut. Wer weiss, vielleicht fliegt er auch mal 250 Passagiere durch die Welt", sagte ich und erblickte den Fahrer, der mich zum EGHQ fahren wird.
"Du machst das super, Max. Bis zum nächsten Mal", sagte ich zum Jungen und nickte der hübschen aber schon etwas älteren Mutter zu. Sie musste als junge Frau sehr attraktiv gewesen sein. Obwohl sie nett war, hatte sie mir gegenüber eher einen Tonfall wie zu einem Bediensteten. Mir war es egal. Max war super.
Im Headquarter angekommen traf ich meinen indischen Kapitän, der sich mit Naresh vorstellte und wenig später kam noch mein Checkpilot Farhad aus den Emiraten dazu. Er hatte eine sehr westliche Aura, obwohl er sehr religiös war, wie sich später herausstellte. Wir führten die Flugbesprechung durch und begaben uns zum Briefing der Flugbegleiter.
Die Kabinenbesatzung bestand fast zur Hälfte aus Männern und unter den Damen fiel mir eine Blondine auf. Als sich unsere Blicke kurz trafen, schaute sie verlegen in ihren Notizblock. Ich gab ihnen einige Informationen über Wetter, Flugroute und Besonderheiten und alle wirkten konzentriert. Ein merkwürdiges Gefühl, dass ich nicht mehr mit Harry Potter vorgestellt wurde. Irgendwie vermisste ich Richard und Xavier, obwohl Naresh auch ganz cool wirkte.
Auf ging es zu unserem Flugzeug. Ich machte den Walkaround und schaute, ob noch alles am Flieger dran war. Alles scheint in einem top Zustand zu sein. Über die schmale Treppe an der Fluggastbrücke betrat ich die Maschine und legte im Cockpit meine gelbe Weste in die Garderobe. Naresh hatte irgendwie die Ausstrahlung eines sympathischen Taxifahrers, der einen Mercedes mit einem Sitzbezug aus Holzkugeln fuhr. Sein Haar war dünn und sein leichtes Wohlstandsbäuchlein war über Jahre erarbeitet worden. Er schien aber sehr entspannt und ein lustiger Vogel zu sein. Es machte Spass mit ihm zu arbeiten. Er wollte mir noch einiges mit auf den Weg geben, ohne lehrmeisterhaft zu wirken.
Nach den Vorbereitungen wurden wir zurückgestossen und starteten die Triebwerke. Auf dem Rollweg ergriff mein Captain aus Mumbai das Wort. "Schau, zwei Sachen für dich als Neuling bei uns. Sei immer in Gedanken dem Flugzeug um zehn Minuten voraus und handle sofort, wenn es sich anders verhält wie du es erwartest. Zweitens benutze immer ein Kondom und lass dich nicht erwischen. Die haben hier sowas wie eine Sittenpolizei. Das ist richtig scheisse geworden hier, in den letzten Jahren".
Ich wusste nicht, ob ich so notgeil aussah, dass der Kapitän diese Bemerkung machte, oder ob das so ein Machogehabe unter Männern ist. Farhad lachte auf und nickte zustimmend und sagte nur "ja, pass immer auf. Treue währt aber immer am längsten".
Der Flug in die Nacht verlief ereignislos, abgesehen von atemberaubenden Szenerien. Ich durfte den A330 zum ersten Mal in der Nacht kurz nach 22:00 Uhr landen.
Auf dem Weg zum Hotel sass eine nette Amerikanerin neben mir im Crew Bus. Ihre Gesichtszüge waren etwas maskulin, ihr Körper schlank und ihr Wesen sehr charmant, gepaart mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Sie erzählt mir, dass sie aus Atlanta kommt und mal den USA entfliehen wollte, um einmal einen anderen Groove zu erleben. Ihr Vater hat dort auch schon als Flugbegleiter bei einer grossen Fluglinie gearbeitet. Sie habe so ziemlich das Fliegergen in die Wiege gelegt bekommen.
Das Hotel machte einen guten Eindruck und die Crew verabredete sich noch einen Absacker in der Hotelbar zu nehmen. Es war eine überdachte Aussenterrasse mit vielen achter und vierer Sitzgelegenheiten, rund um eine Tanzfläche mit einer Bühne.
Da ich mich im Hotelzimmer noch kurz eine halbe Stunde aufs Ohr gelegt und mich erfrischt hatte, war ich etwas spät dran. Als ich mich auf den Weg machte traf ich im Lift erneut auf die Kollegin aus Atlanta.
"Haha, du schon wieder. Funny, very funny!", sagte die Frau, deren Name ich noch nicht kannte.
"Warte nur. Alle guten Dinge sind drei", sagte ich.
Wir setzten uns in der Bar zu ein paar anderen Flugbegleiterinnen. Von Chile über die Philippinen, Angola und der Slowakei waren Schönheiten präsent, die ohne zu wollen demonstriert haben, was die Welt zu bieten hat.
Ich sah von meinem Platz, wie Naresh mit der hübschen Blondine, die mir beim Briefing aufgefallen war, und anderen Flugbegleiter an einer anderen Lounge sass und sie alle schienen sichtlich amüsiert. Sie hatten alle bis auf Farhad Schirmchen-Cocktails in den Händen.
Ich schaute auf den schön ausgeleuchteten Park- und Poolbereich und freute mich, Sonja kurz hinter mir zu lassen. Als ich aus meiner Gedankenwelt wieder zurück ans Tischgespräch rutschte, hörte ich, wie eine Flugbegleiterin zu den andern sagte, dass ihr Typ ihr den Laufpass gegeben habe und sie jetzt endlich wieder frei für Neues wäre. Atlanta stiess mir ihren Ellbogen leicht in meine Rippen. "Hoffe, du bist Single, Buddy", sprach Atlanta in meine Richtung und schallendes Gelächter machte bei den Mädels die Runde.
Ich blieb still und merkte, dass trotzdem sämtliche Blicke auf mir blieben und meine noch ausbleibende Antwort von den hübschen Frauen fast schon gierig erwartet wurde. Über Zsa Zsa wollte ich mich nicht unterhalten.
Ich sagte, dass es mir ähnlich wie unserer Kollegin geht, aber ich noch nicht offen für Abenteuer sei. Irgendwie schlichen all ihre Blicke nun von mir weg, als ob die Enttäuschung über meine differenzierte Antwort gross war. Ich glaube ein einfaches "ja" hätte zum nächsten Gelächter geführt, aber das wollte ich nicht. Als einziger Mann in der Runde war mir das Thema unangenehm. Ich sah, dass mich Atlanta noch immer ernst anschaute und mit erhobener Augenbraue wie ein General fragte: "Erst neulich passiert, hm?". Ich erzählte ihr sehr kryptisch die Timeline was sie mit einem "Fuck, sorry honey!" quittierte.
"Entschuldige, dass ich dich in so eine Situation gebracht habe", sagte sie leise und aufrichtig in meine Richtung. Ich bemerkte, wie immer mehr Blicke unserer Kolleginnen zurück zu mir kamen, als ob sie voller Neugier mehr über mein Liebesleben erfahren wollten, was eigentlich nur für Atlanta bestimmt gewesen wäre.
Altanta wechselte das Thema und begann über das nette Hotel zu sprechen, als ob sie mich vor ihren Kolleginnen beschützen wollte.
"Entschuldige meine Frage, aber ich habe mir deinen Namen noch nicht merken können", sagte ich zu der netten Afroamerikanerin.
"Du hattest auch gar keine Chance dazu. Ich bin Moesha, aber meine Freunde nennen mich Moe", sagte sie mit einem breiten Grinsen.
"Freut mich Moe, dann darf ich dich wie ein guter Freund nennen?", fragte ich sie.
"Warum nicht, mein lieber First Officer", antwortete Moesha.
"Sorry, ich bin Martin und meine Freunde nennen mich auch einfach nur... Martin"; sagte ich und Moe streckte ihre Hand aus und sagte "Schön dich kennenzulernen, Martin".
Fast zeitgleich kam mein indischer Captain und wollte mich zu sich an den Tisch holen, damit ich die anderen Crew Member auch noch besser kennen lerne. Ich entschuldigte mich und ging mit Naresh rüber.
"Pass auf und gib nicht zu viel von dir Preis", sagte er fürsorglich. Er war wie mein Wingman. Ich setzte mich auf den Stuhl, auf dem er vorhin sass und neben mir lächelte die blonde Schönheit mit ihrem gewellten Haar, die mir schon bei der Flugbesprechung aufgefallen war. In einem kurzen Gespräch erzählte sie mir, dass sie aus Moldawien kommt. Sie hatte eine sehr liebevolle Art zu sprechen und nickte einem zu, sobald sie eine Frage gestellt hat, damit der andere auch ja weiss, dass er jetzt antworten soll. Sie sprach mit einem osteuropäischen Dialekt, denn ich irgendwie diskret und zugleich süss fand. Sie trug ein schönes leichtes Sommerkleid. Ihre Brüste waren darin sehr schön anzusehen und liessen Rückschlüsse auf ihre Formgebung zu. Ich fragte mich, ob sie einen BH trug. Ihre Brüste sind weder zu klein, noch zu gross, liegen perfekt, ohne dass die Schwerkraft an ihnen zehrt. Obwohl sie blond ist, hat sie einen wunderschönen leichten Teint.
Plötzlich wurde es laut um meinen Checkpiloten Farhad, der lautstark auf sich aufmerksam machen wollte.
"Leute, Leute! Es ist hier etwas leise, keine Musik, obwohl es hier eine Tanzfläche und eine Bühne gibt. Das geht so nicht", stellte er lautstark fest.
Er fragte, ob jemand ein Instrument spielen kann. Alle schauten sich etwas an, aber keine Hand streckte sich empor. Also gut, ich meldete mich. Das Lied "Forever" habe ich mir damals während meiner Zeit als Kadett beigebracht und beherrsche es aus dem effeff. Zudem habe ich es ja ein paar Tage vorher für... naja... es sollte machbar sein.
Ich merkte, wie sich auch Moe beinahe zeitgleich meldete, aber Farhad nahm nur mich zur Kenntnis und lenkte die Aufmerksamkeit unserer Kollegen auf meine Wenigkeit. Er griff nach dem Unterarm einer vorbeihuschenden Kellnerin und sagte: "Unser Junge wird gleich auf der Bühne was spielen, ok!?" Es war grob anzusehen. Am liebsten hätte ich mein Angebot wieder zurückgezogen, aber die blonde Schönheit neben mir lächelte verheissungsvoll.
So ging ich auf die Bühne nahm die akustische Gitarre in die Hand und schaute, ob sie richtig gestimmt war. Sie war erstaunlich gut gestimmt und super im Klang. Aus der Ecke der Mädels, die vorhin mehr über mein Liebesleben wissen wollten, stiess sporadisch Jubel aus.
Irgendwie schien mir das Lied Forever nicht ganz angebracht. Die Leute hier wollten feiern und keine Schnulze hören. Plötzlich erinnerte ich mich, dass ich früher ganz viel No Woman no Cry gespielt habe und das Intro meine Flugschulkammeraden jedes mal nach ein paar Bierchen zu begeistern wusste.
So begann ich mit dem Gitarrenintro und nach dem gefühlt vierten Akkord waren alle bei mir. Es war cool. Ich musste mich immer überwinden vor anderen zu spielen. Aber diesmal machte es Spass. Die Crew sang mit und klatschte. Danach spielte ich doch noch Forever, was ein paar Mädels wohl sehr schön fanden, während die männlichen Flugbegleiter und Naresh beim Bier trinken miteinander über Sport redeten. Mein Blick wanderte während dem Lied aber sehr oft zur Moldawierin. Sie war eine Augenweide. Sie lief einmal rot an und ich glaube, auch dem ein oder anderen entging das Knistern nicht. Während ich sang kam auch Moe zu mir auf die Bühne und sang den Refrain gefühlvoll mit und gab dem Lied mehr Tiefgang, was meinen Kollegen sichtlich gefiel.
Nachdem ich fertig war fragte mich Moesha, ob ich The Promise von Tracy Chapman kenne. Das würde sie gerne singen. Ich war begeistert, dass sie Tracy Chapman wohl genau so gut fand wie ich und erinnerte mich an dieses Lied. Im Gegensatz zu ihr hätte ich es aber nie auf der Gitarre spielen können. Das sei auch nicht nötig, sagte sie. Sie bräuchte nur beim Refrain meine Stimme. Ich war nervös. Schnell gingen wir auf ihrem iPhone den Songtext durch. Es könnte klappen.
Es war plötzlich still als wir das Intro hörten und ich hatte sofort Gänsehaut. Sie begann zu singen und ich war baff. Sie klang grandios, aber ihre Stimme passte fast noch besser zum Song wie jene von Chapman. Bei meinen Kollegen blieb der ein oder andere Mund offen. Ich war musikalisch in der Regionalliga, sie in der Champions League.
Ich hörte irgendwann:
"Remembering
Your touch
Your kiss
Your warm embrace
I'll find my way back to you
If you'll be waiting"
Und mir fiel ein, dass ich meinen ersten Einsatz verpasst habe. Danach stieg ich ein. Als sie fertig war, sagte ich "Dankeschön, dass war magisch", und sie lachte und sagte, dass ich das auch ziemlich gut gemacht hätte.
Auf die Frage, woher sie so gut singen kann sagte Moe, dass wohl ihr Gospelchor und auch ihre Familie diesbezüglich einen grossen Einfluss hatten.
"Naja, wir Afroamerikaner haben halt den Rhythmus im Blut", sagte sie etwas neckisch. Ich umarmte Moe als Dankeschön, was sie wohlwollend annahm. "Vielleicht wird es ja wieder und du kommst zu ihr zurück", sagte sie mir hoffnungsvoll. Ich hatte keine Antwort darauf.
Der Sitz neben der Moldawierin war mittlerweile wieder vergeben. Zwar wollte ich nichts von ihr. Aber irgendwie zog sie mich an. Ich setzte mich wieder mit Moe zur Gruppe von ganz am Anfang. Meine Moldawierin kam ein paar Minuten später zu uns rüber, setzte sich auf meine Armlehne und erzählte mir mehr von sich. Nach einer Weile sagte sie, dass sie müde sei und auf ihr Zimmer muss. Moesha gähnt ohne es irgendwie zu kaschieren und sagt, dass sie sich anschliesst. Ich nutzte die Chance und wollte auch in mein Zimmer, weil ich wie die beiden Damen todmüde war. Wir drei begaben uns in den Lift nahe der Hotellobby und Moe drückte als erste auf ihr Stockwerk.
"Oh Mist, ich muss noch sicherheitshalber Female-Zeugs kaufen. Also machts gut und bis morgen", sprach Moe überraschend und eilte aus dem Lift.
"Gute Nacht", sagte ich überrascht. Als meine moldawische Kollegin auf den Knopf für das 8. Stockwerk drückte, blinzelte mir Moesha grinsend von aussen zu und verabschiedet sich mit "Have fun tonight!", als sich die Lifttür zu schliessen begann.
Auf unserem Stockwerk angekommen verliess ich mit der Moldawierin zusammen den Lift. Sie hatte ihr Zimmer wohl im gleichen Flügel wie ich. Wir schlenderten die ersten paar Meter zusammen, doch dann kam auch schon mein Zimmer. Ich versuche es mit meiner Karte zu entriegeln, aber es klappt irgendwie nicht. Nach einem Klickton blinkte immer kurz ein rotes Licht auf.
"Gibt es ein Problem?", fragt sie, nachdem ich den fünften Versuch erfolglos abgeschlossen hatte.
"Ich muss wohl zurück zur Rezeption um die Karte wieder zu laden", sagte ich.
"Gib mir mal", sagte die hübsche Blondine und versuchte es selbst. Das Ergebnis war wie bei mir.
"Bevor du gehst wollte ich dir nur sagen, dass ich fand, dass du sehr schön gespielt hast", sagte sie nett und schaute in meine Augen.
"Danke, du hast auch sehr gut zugehört", sagte ich und entlockte ihr ein Lachen. Sie kam mir näher und gab mir einen Kuss.
"Wenn du nicht mehr in die Lobby magst, dann hätte ich vielleicht eine andere Idee", sagte sie charmant.
"Das war sehr angenehm. Aber ich kann nicht. Ich habe da noch was offen und...",
"Ist schon ok, ich würde es nicht verraten", sprach die Moldawierin.
"Sorry, dass hat nichts mit dir zu tun. Du bist unglaublich hübsch. Aber ich kann wirklich nicht. Ich hatte schon eine Dreieckskiste und das war wirklich nicht gut. Ich will da nichtmehr durch", sagte ich und sah, dass die hübsche Frau plötzlich ernster schaute.
"Ok, du musst es wissen. Bis morgen", sagte sie und streichelte mir noch beiläufig über die Schulter, als sie an mir vorbei zu sich Richtung Zimmer lief. Ich wollte Zsa Zsa nicht enttäuschen.
Ich ging zur Rezeption und fragte nach einer neuen Karte. Entspannt gab mir der junge Gentleman hinter der Theke eine neue Karte und wünschte mir einen schönen Abend. Ich war müde und stand erneut vor meinem Zimmer. Ich streife meine Karte über das magnetische Schloss. Es klickt und leuchtet wieder rot auf. "So ein Mist", entglitt mir.
Wie aus dem Nichts bemerke ich Naresh den Gang herunterlaufen.
"Langsam und sanft wie bei einer Frau. Schau, so geht das", sagte mein Captain mit einem breiten indischen Dialekt. Er nahm wie in einem kleinen Ritual meine Karte geradezu theatralisch in seine Hand und streifte sie in einer schwungvollen und zugleich langsamen Bewegung über das schwarze Feld unterhalb der Türklinke und siehe da! Ein anderes Klickgeräusch und ein grün flackerndes Licht öffneten die Tür. "Siehst du!", platzte es leicht belehrend aber voller Begeisterung aus ihm heraus. Ich bemerkte, dass der Alkohol stark zu seiner Euphorie beigetragen hatte und filterte seine dozentenhaft klingende Art raus. Erst jetzt bemerkte ich, dass er kaum noch gerade gehen und sich fast nicht mehr auf seinen Beinen halten konnte.
Ich stabilisierte ihn etwas und eskortierte ihn zu seinem Zimmer, das ein paar Meter von meinem entfernt war. Als ich ihm nun seine Zimmertür öffnete, sah ich darin eine schön gekleidete Frau, die nicht zu unserer Crew gehörte. Sie zog ihre Ohrringe damenhaft und elegant zugleich aus. Er schaute mich grinsend an, hebt seinen Zeigefinger mahnend in die Höhe. "Immer mit Kondom, ok!? I-M-M-E-R!!", sagte er flüsternd und hatte dabei eine Mimik, wie es Jim Carrey oder Louis de Funès nicht hätten nachahmen können. Mit einer leichtfüssigen Rechtsdrehung schwebte er beinahe in sein Zimmer und schlug die Tür zu.
Endlich in meinem Zimmer angekommen schrieb ich Zsa Zsa, wie es ihr in Warschau gefällt und dass ich an sie denken musste.
Am nächsten Morgen machte ich mich alleine auf den Weg zum Frühstück. Am Ende des Korridors auf meinem Stockwerk sah ich noch eine schwedische Familie auf den Lift warten. Der Sohn spielte auf irgend einem Gerät ein Spiel und ihre Tochter tippte die ganze Zeit auf dem Handy. Der Lift kam mit einem lauten Signalton und wie eine Trauergemeinde betraten wir alle stillschweigend den Fahrstuhl. Nur das Piepsen des Videospiels war zu hören. Der Lift stoppte im dritten Stock.
"Du schon wieder", sagte ich überrascht und zugleich erfreut.
"Haha, hattet ihr, ... ähh... hattest du einen schönen Abend", fragte mich Moe mit einem neckischen Lächeln. Sie schaute mir dabei in die Augen und rollte ihren Blick langsam und grinsend Richtung Boden.
"War alles ganz ok", beantwortete ich ihre Frage. "Ich ging allein auf mein Zimmer", sagte ich, um ihr ein vollständiges Bild der Geschehnisse zu ermöglichen. Die Schweden schauten irritiert.
"Freut mich", sagte Atlanta und fragte, ob ich Lust hätte, etwas zu quatschen und mit ihr im Hotel zu Frühstücken.
Ich nahm ihre Einladung mit grosser Freude an, weil mich ihre Leichtigkeit faszinierte und ich glaubte, dass wir viele gemeinsame Themen haben. Woher ich das wusste? Keine Ahnung.
"Wolltest du nicht mit den anderen Mädels auswärts Essen gehen?", fragte ich sie.
"Nöö, mir war irgendwie nicht so nach Small Talk und Farhad. Ich finde ihn irgendwie komisch, so wie er gestern mit der Bedienung umgegangen ist", sagte Moesha und ich merkte, wie unangenehm sie die Situation fand.
"Du sagst es, mir ist das auch aufgefallen. Ging er auch mit?", fragte ich sie. Sie verzog ernst ihre Mine und nickte mir mit einem angewiderten Blick zu. "Mein Glück, dass ich nicht mitgegangen bin", sagte ich zu ihr.
Wir gingen in die Cafeteria und ich bestellte mir ein Omelette und Moesha verlangte einen Hot Dog.
"Ein Hot Dog?", fragte ich sie etwas ungläubig.
"Ja, eine alte Familientradition". Die meisten Menschen essen ein Brötchen, Wurst und Ei zum Frühstück. Ein Hot Dog beinhaltet schon mal zwei Bestandteile und ist spottbillig", sagte sie so, als ob sie fast schon selbst von der Genialität dieser Idee beeindruckt wäre.
"Stimmt! Kannst mir gerne sagen, wenn du was von meinen Eiern abhaben möchtest", sagte ich zu ihr. Sie lachte laut auf und plötzlich realisierte ich die Doppeldeutigkeit meiner Aussage. "So meinte ich das nicht, wirklich. Tut mir leid", versuchte ich zu beschwichtigen. Ihr Lachen ebbte etwas ab und sie klatschte sich dabei noch windend in die Hände.
"Grossartig! Filmreif", antwortete Moe. Sie lächelte mich an und sagte: "Weisst du, ich bin halt eine sehr traditionelle Afroamerikanerin. Da haben weisse Eier keine Chance", versuchte sie keck zu kontern.
"Komisch, ich habe noch nie schwarze Eier gesehen", entgegnete ich ihr. Sie lachte erneut auf, ging aber nicht darauf ein.
"Ich teile mein Omelette gern", wollte ich die Situation aufklären.
"Was machst du so, wenn du nicht gerade zweideutige Sprüche klopfst?", wollte Atlanta wissen.
"Die Fliegerei ist mein Leben. Ich lese viel, spiele hin und wieder auf der Gitarre und höre gern ganz viel Musik".
"Wow, dann bist du wohl einer der ganz wenigen Piloten, die nicht Kitesurfen oder Golfen", platzte es mit leichter Bewunderung aus Moe heraus.
"Yepp, mach ich nicht. Hab meine Prinzipien", sagte ich. Sie lachte breit auf. Ich fragte mich an dieser Stelle, wie es meiner Schwester Natalie und Uwe geht. Sie hasst Kitesurfen ebenfalls.
"Bei mir siehts verdammt ähnlich aus. Ich lese gerade ein Buch über die Tuskegee Airmen. Mein Grossvater flog in der 332nd Fighter Group in Italien", sagte Moesha stolz.
"W A S? Dein Grossvater war ein Red Tail? Genial!", stiess ich mit einer Begeisterung aus, als ob ein Bub eine Matchbox-Station zum Geburtstag geschenkt bekommen hätte. "So cool! Hat er den zweiten Weltkrieg überlebt? Es waren alles ausnahmslos Afroamerikaner, richtig?", wollte ich von ihr wissen.
"Yes, Sir! Er hat es überlebt und mir ganz viel davon erzählt. Ich hab sogar sein Abzeichen geschenkt bekommen. Er entfachte den Fliegervirus in unserer Familie. Jetzt möchte ich wissen, worin sich das Buch von seinen Erzählungen unterscheidet", erzählte sie mit einem Leuchten in ihren Augen.
"Wow, das klingt nach einem tollen Projekt, mit bestimmt vielen Überraschungen. Bist du schon mal einen Flieger geflogen? Vielleicht hast du das auch in die Wiege gelegt bekommen", fragte ich sie.
"Neee, nicht mein Ding, denke ich. Hab lieber Menschen", sagte sie.
"Komm, lass mich mal einen Flieger mieten und dich mitnehmen, sobald wir wieder zurück in Dubai sind", kam es spontan über mich.
"What!? Das klingt zu cool um war zu sein. Aber mir fehlt der Mut um selber zu fliegen", entgegnete Moe.
"Was soll schon passieren? Sand wohin das Auge reicht, überall flach, fliegst viel gerade aus. Wir stören nur Kamele und ein paar Skorpione. Deal?", versuchte ich sie zu überzeugen.
Sie setzte sich mit einem Lächeln im Gesicht gerade hin und sagte mit etwas Respekt vor dem Vorhaben: "Deal, aber du übernimmst sofort wenn mich der Mut verlässt, ok!?"
"Deal, machen wir genau so", versprach ich ihr. Moeshas Gesicht und ihre Körperspannung entspannten sich. Sie grinste vor sich hin und es schien, als ob sie gerade eben ihre Matchbox-Station zum Geburtstag bekommen hätte.
"Oh, ich hab ein paar Fotos von seinen Flügeln auf dem Handy", fiel ihr wieder ein. Ich schaute interessiert auf das Display und sah seine Abzeichen. Danach redeten wir über den zweiten Weltkrieg und was unsere Familien zu dieser finsteren Zeit alles erlebt haben. Wir beide waren uns einig, dass sich unsere heutige Generation viel zu wenig an die Opfer und Entbehrungen der durch den Krieg gebeutelten Grossväter und Grossmütter erinnert.
Moe bedankte sich nach dem Frühstück für die tolle Gesellschaft und suchte sich einen Liegestuhl am Pool.
"Ich gehe ein paar Längen schwimmen. Machst du mit?", fragte ich sie.
"Ach, ist nicht meins. Ich lese lieber. Aber tue dir keinen Zwang an. Ich lese und du schwimmst", sagte sie.
Ich ging in mein Zimmer, zog eine Badehose und ein T-Shirt an und war zwanzig Minuten später wieder zurück am Pool und schwamm ein paar Längen. Danach legte ich mich auf die Liege neben Moe. Es war schön zu spüren, wie die Sonnenstrahlen meinen Rücken trockneten. Zwischendurch erzählte sie mir spannende Abschnitte aus dem Buch. Es war wirklich interessant.
"Sag mal, was war da eigentlich los, zwischen dir und deiner... Sonja, richtig?", fragte mich Moe.
Ich weiss nicht warum, aber ich erzählte Moe die ganze Geschichte. Lückenlos, nur die Details und Namen der Beteiligten liess ich weg. Moe schaute ernst wie ein Major, schien mich aber nicht zu verurteilen.
"Du weisst schon, dass das alles ziemlicher Bockmist ist, oder?", fragte mich Moe.
"Ja, ich kann es nur besser machen. Ich meine, ich habe gestern der Moldawierin einen Korb gegeben, falls die eine Flugbegleiterin, von der ich dir erzählt habe, doch schwanger sein sollte", sagte ich.
"Gut gemacht. Aber hör auf mit sowas. Diese zweigleisigen Geschichten bringen niemandem was. Es steht mir nicht zu dir irgendwelche Tipps zu geben. Aber meinem Bruder würde ich raten, mich von der Frau zu trennen, wenn sie nicht schwanger sein sollte. Du hast sehr emotionslos über sie gesprochen. Ich glaube du empfindest nur was für Sonja, auch nicht für diese Pilotin, die du auf dem Hinflug kennengelernt hast. Aber Sonja hat dich auf der Insel wirklich mies behandelt. Fang neu an. Dann bist du frei wie ein Vogel", sprach Moe einleuchtend.
"Ich weiss es nicht. Ich habe mich gefragt, ob ich nach Köln soll, um Sonja wiederzugewinnen und mit ihr nochmals durchzustarten", sagte ich.
"Auch wenn du durchstartest, irgendwann kommst du wieder zurück auf den Boden. Und das weiss sogar ich als Flugbegleiterin", sagte Moe grinsend. "Aber wie gesagt, es ist dein Leben", fügte sie hinzu.
"Und was tut sich in deinem Liebesleben so?", wollte ich von ihr wissen.
"Nichts. Ich warte auf meinen Prinz, bis ich ihn finde. Wenn ich bei seinem Anblick in meiner Seele das Lied La vie en rose höre, dann weiss ich, dass er es ist", sagte Moe irgendwie niedlich.
"Du hast Glück, du weisst was du willst. Meinst du die Louis Armstrong Version oder die von Edith Piaf?", wollte ich wissen.
"Du wirst es auch wissen, wenn du deine Frau gefunden hast. Und du verdienst was besseres wie Sonja, denke ich persönlich", sagte Moe sehr herzlich. "Nichts geht über Satchmo, mein Lieber", sagte sie und lachte herzlich.
"Danke", sagte ich ihr. Ich war gerührt.
"Aber du hast auch ganz viel verquirlte Scheisse am laufenden Band produziert. Das muss aufhören", sprach sie ernst und zeigte mit ihrem Zeigefinger auf mich. Es wirkte so, als ob sie einem guten Freund die Leviten gelesen hätte.
Am Abend gingen wir noch mit einigen Kollegen in ein nettes Restaurant in der Altstadt, wo mich die spanischen Einflüsse auf die Architektur begeisterten. Wir besuchten anschliessend noch einen Club mit guter Musik, in dem kleinwüchsige Menschen uns bedienten, was unsere Crew zwar unglaublich beschwingend fand, doch Moe und ich fanden das irgendwie speziell und machten uns nach einem Drink auf den Rückweg ins Hotel.
Am nächsten Tag traf ich mich noch mit zwei männlichen Flugbegleiter und Moe zum Mittagessen, was sich als Segen erwies. Die beiden Jungs waren Buddies, die zusammen in der selben Wohnung lebten.
"Schon funny. Die meisten Nachbarn denken, dass wir schwul sind. Und wenn dann plötzlich meine Freundin aus Liverpool kommt und ich sie knutsche, denken die meisten 'Huch, hat der sich umentschieden'? Die schockierten Blicke sind das Beste am ganzen", witzelte Nick, einer der beiden.
"Aber du hast nichts schwules an dir. Oder zumindest, was die meisten Menschen als "schwul" abtun würden", sagte ich.
"Ja, aber ich wohne mit einem Typ und bin Flugbegleiter", das reicht den meisten Menschen", sagte Nick.
"Finde schon, das er ein bisschen ein Sensibelchen ist. Ich nehme solche Blicke nie war", sagte sein Mitbewohner Magnus, der einen dichten Bart trug und so wirkte, als ob er ein kanadischer Förster wäre. Aber er war unglaublich witzig und hatte eine unglaublich weitreichende Allgemeinbildung.
"Ihr seid einfach ein Dreamteam. Egal ob ihr hetero oder homo seid", fügte Moe an.
"Und du Magnus knutschst nicht mit deiner Freundin im Lift rum?", fragte ich neckisch.
"Nein, muss zuerst wieder ein Klasseweib finden. Ich will lieber weniger, dafür gute Mädchen haben", sagte Magnus.
"Oh ja, seine Frauen waren immer der Hammer. Nicht das meine Freundin nicht gut wäre, aber bei ihm frage ich mich schon, wie er das immer schafft, solche Frauen zu erobern", sagte Nick neckisch zu seinem Buddy und gab ihm einen Ellenbogenschubser. Magnus schaute verlegen.
"Haha, dann sind Magnus und ich aus dem gleichen Holz geschnitzt. Ich weiss auch nicht, was die Frauen an mir finden", witzelte ich zurück.
"Fishing for compliments", sagte Moesha mit einem breiten Grinsen und biss in ihren Cheese Burger.
"Naja, ich weiss schon, was sie an mir mögen. Ich bin ein gradliniger Kerl und nehme ihre Anliegen immer ernst", sagte Magnus halb ernst, halb scherzend. Aber ich glaubte ihm. Ich dachte immer, dass diese Tugenden auch auf mich zutrafen. Aber ich war mir nicht mehr sicher.
"Schau mal, nur so als kleines Beispiel", sagte Nick und streckte mir sein iPhone mit einem Bild von Magnus und einer bildhübschen Frau entgegen. "Das war seine vorletzte. Die sieht aus wie ein Topmodell, oder?", sagte Nick so stolz, als ob sie mit ihm zusammen gewesen wäre.
"Ich hasse das, wenn er das macht", sagte Magnus peinlich berührt mit Pommes Frites im Mund.
"Kein Ding. Ich mache noch was peinlicheres und zeige dir mal meine Ex-Freundin, die mich vor ein paar Tagen verlassen hat. Ich flippte zu einem unglaublich schönen Foto von Sonja und zeigte es Magnus.
"Hoho, die würde mir auch sehr gut gefallen", sagte er.
"Oh wow, ja. Die hat was", sagte Nick. "Wobei ich hätte etwas Angst vor ihr", sprach er überraschend. Ich zeigte das Bild Moe und sie machte grosse Augen und nickte mir zu.
"Angst? Angst, dass du mit so einer Frau überfordert wärst?", sagte Moe scherzend und entlockte vor allem Magnus ein lautes Lachen.
"Nein, die sieht doch so aus wie diese amerikanische Mörderin, die eine Strafe in Italien absitzen muss. Scheisse, wie heisst die gleich nochmal? So ähnlich wie Johnny Knoxville, einfach anders", sagte Nick.
"Wie eine Mörderin?", fragte Moe und zog ihre rechte Augenbraue hoch.
"Ah, du meinst Amanda Knox?", fragte Magnus seinen Buddy.
"Ja, genau! Mann, du kennst wirklich jeden, der in den Medien war", sagte Nick baff.
"Vielleicht vom Typ Frau, ja, aber Sonja war..."
"Viel hübscher und sicher nicht so gefährlich", fiel mir Moe schmunzelnd ins Wort.
"Ne, ich finde auch, dass Sonja hübscher ist, wie die Killerin", sagte Magnus.
"Und Nick: Du siehst auch aus wie eine Mischung aus Tom Cruise und Woody Allen. Aber so Vergleich bringen in der Regel nichts. Nichts ist besser wie das Original", sagte Moe und zeigte mit einem Pommes Frites auf Nick. Das Thema war vom Tisch.
Plötzlich klingelte das Telefon. Ein eingehender Anruf von Zsa Zsa. Ich stand kurz vom Tisch auf und ging aus dem Hotelrestaurant.
"Hey Schatz. Wie geht es dir", eröffnete ich das Gespräch.
"Gut gut und selbst?", fragte Zsa Zsa erstaunlich hecktisch, was ich kaum von ihr kannte.
"Soweit so gut. Hab heute gut und tief geschlafen", sagte ich.
"Hoffentlich allein", sagte die Ungarin etwas eifersüchtig.
"Ja, ganz allein. Und was macht Warschau?", wollte ich wissen.
"Steht noch. Ist jetzt nicht der Renner, aber für eine Nacht war es ganz ok. Ich bin wieder zurück in Dubai", sagte Zsa Zsa.
"Sorry, bin gerade durch die Zeitumstellung ziemlich von der Rolle", sagte ich.
"Ja, ich bin das auch. Aber alles gut. Wir bleiben zu zweit", sprach Zsa Zsa.
"Was, du bist also nicht schwanger?", wollte ich mich vergewissern. Irgendwie fiel mir ein Stein vom Herzen.
"Ja, ich hatte heute mein Frauending und ja. Ich glaube das sagt alles", sagte Zsa Zsa relativ nüchtern.
"Ja, dann können wir es gemütlich angehen. Ist auch nicht schlecht und wir können uns weiter kennenlernen. Bist du enttäuscht?", wollte ich wissen.
"Nein, ganz ok so. Ich hätte mich wohl sehr unwohl gefühlt, weil ich nie den latenten Vorwurf hätte abschütteln können, dass ich mich vielleicht absichtlich von dir hätte schwängern lassen. So haben wir eine Chance, das Kind vielleicht eines Tages aus Liebe zu machen", sagte Zsa Zsa und ich merkte, dass der letzte Satz sehr emotional von ihren Lippen ging.
"Ja, das hoffe ich auch", sagte ich.
"Hoffst du oder wünschst du es dir?", fragte Zsa Zsa ernst nach.
"Was habe ich gerade gesagt? Ich meine natürlich wünschen", sagte ich.
"Du hast hoffen gesagt", sagte Zsa Zsa irgendwie emotionslos und ich bekam meine vorherige Aussage unter die Nase gerieben.
"Jedenfalls haben wir mehr Zeit zu zweit und ich freue mich dich bald bei mir zu haben", sagte ich mit Vorfreude.
"Ja, wir sehen uns bald und danke, dass du für mich da warst. Ich habe mich sehr umsorgt gefühlt. Dafür werde ich dir immer dankbar sein", sagte die Ungarin auf eine Art, die mich nachdenklich stimmte.
"Gerne. Immer wieder", sagte ich. Mein Instinkt sagte mir, dass wir am Ende des Telefonats angekommen waren. Ich wollte aber länger mit ihr reden.
"Also dann. Bis Samstag", sagte sie etwas beklemmt. Ich wurde das Gefühl nicht los, als ob sie die nicht eingetretene Schwangerschaft sentimental gestimmt hat.
"Alles Gute und wir sehen uns", sprach ich einigermassen liebevoll in mein Handy. Ich wartete und drückte nach vier Sekunden Stille auf den roten Button zum Beenden des Gesprächs.
Ich ging zurück an den Tisch im Restaurant und sah wie die beiden Jungs Moe dazu gebracht haben herzhaft zu lachen. Sie klatschte wieder in ihre Hände, als ob dies ihren Lachanfall abebben lassen würde.
Moe sah mich. "Hört auf, er kommt wieder zurück", hörte ich sie laut zu den Jungs sagen. Ich setzte mich neben sie und Moe begann nochmals laut aufzulachen. "Scheisse, ich verarsche dich nur. Schön bist du wieder da. Die Jungs lachten mit ihr.
"Was war denn so lustig?", fragte ich leicht verunsichert, um herauszufinden, ob sie sich nicht doch über mich lustig gemacht hatten.
"Scheisse. Ich war mal in Vancouver und hatte in einem Club ein schlechtes Gewissen, weil ich eine beschwipste Frau abschleppen wollte, bis ich gemerkt hatte, dass ich noch viel betrunkener war, wie die Frau selbst. Ich fand das zu diesem Zeitpunkt sehr praktisch. Das ist jetzt vielleicht nicht so lustig, weil das die kurze Version der Geschichte ist", sagte Magnus.
"Ja, du musst dir mal die lange Version anhören", sagte Moe und begann gleich wieder zu lachen. Diesen Zug habe ich offenbar verpasst.
Ich ging noch eine Stunde Rennen und legte mich ins Bett, um mich für den Nachtflug noch auszuruhen. Es war der selbe Trott wie immer. Flugvorbereitung. Duschen. Wake Up Call. Rasieren. Uniform anziehen. Auschecken. Versammlung. Fahrt zum Flughafen. Flugbesprechung. Flieger vorbereiten. Checklisten abarbeiten. Im Vergleich zum Rückflug aus Bangkok lief heute alles geschmeidig. Ich war wieder der überwachende Pilot. Wir kamen pünktlich weg und auf Reiseflughöhe erzählte jeder, wo er war, als vor Tagen der Sandsturm in unserem Emirat tobte.
Wir konnten die Sterne sehen und teilweise waren wir sehr ruhig und beobachteten den Nachthimmel.
"Na, hast du dich eigentlich gut mit Lidia vergnügt?", wollte Naresh plötzlich spitzbübisch von mir wissen.
"Du meinst die Moldawierin?", fragte ich ihn, weil ich ihren Vornamen nicht wirklich vernommen hatte.
"Haha, du kennst nicht mal ihren Namen?", fragte mein indischer Captain.
"Nein, ich kenne ihren Vornamen nicht und nein, es lief auch nichts zwischen uns", sagte ich bestimmt zu Naresh.
Ich sah, wie er sein Gesicht verzog und etwas aus seiner Hemdtasche zog. Es war eine 500 Dirham Note, die er etwas wiederwillig an Farhad überreichte. Dieser lachte hämisch laut und zupfte ihm die Note im Wert von über hundert Euro aus der Hand.
"Danke Naresh. Wie du siehst gibt es noch Menschen mit Selbstdisziplin", sagte er etwas spöttisch.
"Wie dem auch sei. Martin. Dir rennt die Zeit davon. Es gibt einen Lebenszyklus für die männliche Sexualität. Schon mal was von den drei Ws gehört?", fragte der sympathische Inder.
"Die drei Ws?", fragte ich irritiert zurück.
"Jepp. Women, Wife, Wanking", sprach Naresh wie ein Lehrmeister. "Hinsichtlich Sex ist es wie eine umgekehrte Pyramide. Es wird immer weniger. Es geht von Diversität in Monotonie oder von den Weltmeeren hin zu einem Tropfen der auf einen heissen Stein aufschlägt oder..."
"Naresh, ich glaub ich habe so eine Vorstellung davon, was du mir damit sagen möchtest. Gilt dieses 'Naturgesetz' auch für dich?", sprach ich meinen Captain durch die Blumen auf die Dame in seinem Zimmer an.
"Es gibt ein magisches Wort, mit dem du dieses Naturgesetz zu Fall bringen kannst. Es nennt sich "Scheidung" und hat so manchen Mann wieder befreit", sagte Naresh unglaublich gestenreich und humoristisch. Sogar Farhad musste lachen. "Ich sehe so viele Männer leiden. Aber auch Frauen leiden. Neulich...", sagte Naresh und zwinkerte mir zu "habe ich eine Frau getroffen, die ich nach ihrer Scheidung sexuell befreit habe. Da hat sich über die Ehejahre viel angestaut", sagte er wieder etwas Lehrmeisterhaft.
"Du benutzt mal wieder Worte, mein Freund", sagte Farhad und versuchte seine Aussage zu relativieren.
"Also Farhad, du hättest dabei sein müssen, damit du weisst, wovon ich rede", sagte der Inder mit seinem Dialekt. Es klang wirklich fast wie eine Einladung.
"Glaub mir, es gibt einen Grund, warum man von Privatsphäre spricht. Die hätte ich nie durchbrechen wollten", sagte Farhid und drehte sein Gesicht zu mir. "Martin, ich bin verheiratet und mein Sexleben ist erfüllt. Es gibt beides. Don't worry", sagte der Emirati.
"Naja, wie gesagt. Ich bin noch weit weg verheiratet zu sein. Mal schauen", sagte ich nur.
"Ja, aber knalle die Mädchen. Nicht dass du das als alter Mann am Sterbebett die nicht genutzten Chancen als junger Kerl bereuen wirst", sagte Naresh.
"Ich werde über deine weisen Worte ausgiebig reflektieren, lieber Naresh", sagte ich und hoffte, dass das Gespräch nun langsam zu Ende ging.
Fünf Stunden später besprachen wir den Anflug. Ich merkte, dass ich müde war aber die heisseste Phase des Fluges versorgte mich mit genügend Energie zu funktionieren. Naresh setzte den Flieger 15 Minuten vor der erwarteten Ankunftszeit auf. Es war angenehm und auch das Feedback von Farhad war sehr schmeichelhaft und nett. Nichts erinnerte mich an seine grobe Verhaltensweise gegenüber der Bedienung im Hotel. Ich nahm sein Feedback zu Kenntnis und freute mich, dass ich offenbar allen Betriebsprozeduren der Airline gerecht werde. Ich fragte noch die Cabin Crew, ob ich meinem Nachbarsbub Max was mitbringen kann. Sie gaben mir ein paar Sachen mit, die für einen Achtjährigen vertretbar waren.
TREFFEN MIT ZSA ZSA
Ich war froh, dass mich ein Fahrer an diesem frühen Morgen nachhause fuhr. Ich versank in mein Bett und bemerkte, dass die Zimmermädchen Sonjas Kissen durch ein frisches ersetzt haben mussten. Ihr Duft war weg. Trotzdem schlief ich schnell ein. Ich stand kurz vor 14:00 Uhr auf und machte mich frisch. Ich schrieb Zsa Zsa und freute mich, dass sie heute bei mir übernachtet und ich morgen den Tag mit ihr verbringen kann.
"Hey Schatz. Ich habe den Jetlag ausgeschlafen und freue mich auf dich. Möchtest du zum Abendessen kommen oder schon jetzt, was mich freuen würde".
Irgendwie hätte ich gedacht, dass die Antwort recht schnell kommen würde. Doch mein Handy vibrierte erst nach einer Dreiviertelstunde. "Ich komme gegen 17:00 Uhr. Bis dann!", schrieb Zsa Zsa ohne irgendwelche Emojis.
Ich machte mein Bett, damit sie nicht wieder das Gefühl hat, das jemand mit mir geschlafen hätte. Ich war fest entschlossen Zsa Zsa in mein Herz lassen. Sie hat mich noch nie verletzt oder enttäuscht, wurde mir klar. Auch wenn Sonja vielleicht mehr mein Typ war, aber der Fall war tief und hat Spuren hinterlassen. Ich freute mich auf meine Ungarin.
"Guten Tag, Martin. Die reizende Frau Kovács ist für Sie eingetroffen", sagte Nelson, der heute früh dran war. Er schickte sie mir rauf.
Zsa Zsa betrat meine Wohnung und mir verschlug es den Atem, wo ich sie erblickte. Sie sah reizend aus. Ich ging zu ihr und umarmte sie.
"Wie schön dich zu sehen", sagte ich ihr und drückte sie noch fester an mich. Ich spürte, wie sie mit einer Hand auf mein Schulterblatt klopfte. Ich löste mich von ihr und sah, wie sie mich verlegen anblickte.
"Alles ok bei dir?", wollte ich wissen.
"Darf ich noch kurz auf die Toilette?", fragte Zsa Zsa und ich nickte. Sie verschwand für ein paar Minuten und kam zurück.
"Schatz, hast du eine Tasche oder einen Koffer dabei?", wollte ich von ihr wissen, weil ich nur sie und ihre Handtasche wahrgenommen haben.
"Nein, ich bin nur so hier", sagte sie.
"Ok", entgegnete ich und wusste, dass etwas nicht stimmt.
"In Warschau hatte ich ganz viel Zeit nachzudenken. Wegen uns. Und mir ist etwas klar geworden. Ich bin deine zweite Wahl. Ein B-Produkt und das werde ich für immer sein", begann Zsa Zsa zu erklären.
"Nein, du bist nicht zweite Wahl. Ich war von den Geschehnissen überrumpelt. Ich brauchte Zeit um mich zu öffnen. Zsa Zsa, du musst mir glauben", sagte ich entschlossen.
"Ich habe mich in dich verliebt, in dem Moment als du dich in der Lobby zu mir, Csenge und Gábor gestellt hast. Sag mir, dass ich dir in dem Moment aufgefallen bin", wollte Zsa Zsa von mir wissen.
"Ich fand dich dort attraktiv. Aber ich war mit Sonja zusammen", sagte ich.
"Und dort wo wir Schenkel an Schenkel in der Khao San Road nebeneinander sassen?", fragte sie.
"Es war angenehm aber wie gesagt, ich war mit Sonja zusammen", sagte ich offen.
"Schön hast du diesmal nicht nett gesagt. Und hast du dich während dem Quicki im Hotelbad in mich verliebt?", sprach sie und machte den Sack weiter zu.
"Ich weiss es nicht. Ich genoss es, obwohl ich mich schuldig fühlte. Es hat einfach alles gepasst", sagte ich.
"Ich frage, ob du dich in mich verliebt hast?", kam der Boomerang zurück.
"Das kann ich dir nicht wirklich sagen. Aber wahrscheinlich nicht", sagte ich, damit ich keine falschen Hoffnungen auslöse.
"Das meine ich. Für mich warst du immer mehr wie ich für dich. Du wärst zwar bei mir geblieben, wenn ich schwanger gewesen wäre, aber das ist auch alles. Du hättest dich vielleicht an mich gewöhnt. Aber das reicht mir nicht", sagte Zsa Zsa ziemlich aufgekratzt, was ich verstehen konnte.
"Ich verstehe was du meinst. Aber du warst mir gegenüber früher offen wie ich", sagte ich und wurde durch Zsa Zsa unterbrochen.
"Mein Vater hat immer gesagt, dass wenn du jemanden mehr liebst wie du geliebt wirst, hat eine Beziehung keine Zukunft. Und ich wusste, dass ich dich immer mehr lieben werde, wie du mich. Und als dann meine Periode eingesetzt hat, war das auf einmal wie eine Befreiung für mich. Ich wusste, dass ich das mir zu liebe beenden muss", sprach Zsa Zsa den Tränen nahe.
"Warum hast du dann nichts am Telefon gesagt oder durchblicken lassen?", wollte ich wissen.
"Meinst du tatsächlich, dass ich am Telefon mit dir Schluss machen würde? Das wäre richtig mies. Ich finde man muss den Mut aufbringen und es persönlich sagen", sagte Zsa Zsa und eine Träne floss.
"Zsa Zsa, gib nich zu früh auf. Ich bin gerade dabei mich in dich zu verlieben. Ich habe mich so auf das Weekend mit dir gefreut", sagte ich.
"Tut mir leid. Das reicht mir nicht. Ich war viel weiter wie du", sagte sie. "Ich will eine Liebe, wo ich mit meinem Partner wie auf Sternen gleite oder alle vier Jahreszeiten wie auf einmal erlebe. Das will ich", sagte Zsa Zsa.
"Ich verstehe", sagte ich, obwohl ich ihre Ansicht irgendwie kitschig und masslos übertrieben fand. "Wollen wir noch was trinken oder essen gehen, um darüber zu sprechen?", wollte ich wissen.
"Nein, aber Danke für das Angebot. Ich möchte aber, dass es so nett zu Ende geht, wie bei dir und Sonja. Meinst du das geht?", sagte Zsa Zsa.
Ich blickte ihr in die Augen und umarmte sie. "Es spricht nichts dagegen. Du bist eine grossartige Frau. Ich kann mir vorstellen, dass dich dieses Ungleichgewicht bedrückt hat", sagte ich.
"Danke. Darf ich dir noch einen Tipp geben? Sag nie über eine Frau mit der du schläfst, dass sie nett ist, ok?", sagte sie sehr konstruktiv.
"Tut mir leid", sagte ich und gab ihr einen Kuss. "Du bist mehr als nett und du hast es verdient einen Mann zu bekommen, der dich von der ersten Sekunde als das grösste Geschenk dieser Welt erkennt. Sorry für meine unbedachte Wortwahl", sagte ich.
"Kein Problem. Und sag deiner Schwester einen lieben Gruss", sagte Zsa Zsa. Sie umarmte mich.
"Werde ich", flüsterte ich in ihr Ohr.
"Danke. Leb wohl und vielen Dank, dass du für mich da warst, wo ich dich gebraucht habe", sagte Zsa Zsa.
"Pass auf dich auf und danke, dass du mir nie weh getan hast. Ausser jetzt", sagte ich und die liebe Ungarin blickte mir gerührt ins Gesicht.
"Ja, und du passt auf dich auf, ok? Und ja keine Dreier mehr und so Zeugs. Das macht alles irgendwie kompliziert", sagte Zsa Zsa und lächelte mir zu. Ich werde sie vermissen.
"Darf ich dir jetzt noch 'Ich lieb dich' sagen?", fragte ich sie.
"Ist ein bisschen spät. Und ich glaube du weisst, dass ich es nicht zu sagen brauche", sprach die junge und weise Magyarin. Wir drückten uns fest und Zsa Zsa verliess für immer meine Wohnung.
Das kam für mich unerwartet. Ich brauchte eine Weile um mich zu fangen. Aber sie hatte recht. Wenn ich eine Frau liebe und nicht die gleichen Gefühle zurückbekomme, würde ich mit ihr zusammen bleiben wollen?
Ich musste an den Rückflug mit Richard und Xavier denken. Wie sie mich davor bewahren wollten, mit einer Frau ein Kind zu haben, die ich nicht wirklich abgöttisch liebte. Auch musste ich wieder an Richards Schicksalsschlag denken und bekam wie durch ein Wunder die Zuversicht, dass ich meine Frauengeschichten überstehen kann. Alle drei Beziehungen waren nun zu Ende. Es war fast so, als ob ich nun ohne Altlasten in Dubai angekommen wäre. So wie ich es ursprünglich wollte. Ich war frei wie ein Vogel.
Aber das alles hat mir eines vor Augen geführt. Treue ist der Schlüssel zum Glück. Jetzt weiss ich, was auf dem Spiel steht, wenn ich wie ein Tier unter dem Gartenzaun hindurchfresse. Der damit verbundene Unmut macht sogar vor loyalen Mitbewohner oder Freunden nicht halt und die Spur der Verwüstung könnte im schlimmsten Fall sogar noch ein ungeborenes Leben in Mittleidenschaft ziehen, das mit den Auswüchsen zu leben hätte.
Mein Handy bimmelte und riss mich aus meinen Gedanken.
"Falls du Lust hast, können wir morgen was unternehmen oder zusammen essen gehen. Ich esse auch noch andere Sachen als Hot Dogs oder Burger", schrieb Moe. Sie und meine Schwester hatten recht. Mein Lotterleben muss aufhören. Ich bin gespannt, was diese Stadt und mein neues Leben für mich bereit hält.
Ich sah das Album Mensch aufgerichtet neben meinem Schallplattenspieler stehen. Sonja glaubte, dass mir ihr Lieblingssong auf dem Album Kraft und Zuversicht schenken wird. Ich ging rüber und legte die Vinylplatte auf den Spieler und suchte ihre Markierung. Ein kleines Kreuz mit schwarzem Kugelschreiber Stand vor dem Song Demo (Letzter Tag). Es war das letzte Lied auf dem Album. Der Schallplattenspieler knackste kurz und ich legte die Nadel vorsichtig auf die entsprechende Kerbe. Der Moment hatte schon jetzt Tiefgang. Ich spürte das.
"Weiß man, wie oft ein Herz brechen kann?
Wie viele Sinne hat der Wahn?
Lohnen sich Gefühle?
Wie viele Tränen passen in einen Kanal?
Leben wir noch mal?
Warum wacht man auf?
Was heilt die Zeit?
Ich bin
Dein siebter Sinn
Dein doppelter Boden
Dein zweites Gesicht
Du bist
Eine kluge Prognose
Das Prinzip Hoffnung
Ein Leuchtstreifen aus der Nacht
Irgendwann find' und lieb' ich dich
Ich bin eine deiner Farben
Kannst mich wählen
Kannst sie tragen
Kannst sie bleichen
Verrat' dir alle Geheimzahlen
Werd' dir die kühnsten Träume ausmalen
Werd' dir erklären, wovon ich nichts versteh
Ich bin
Dein siebter Sinn
Dein doppelter Boden
Dein zweites Gesicht
Du bist
Eine sichre Prognose
Das Prinzip Hoffnung
Ein Leuchtstreifen aus der Nacht
Irgendwann find' und lieb' ich dich"
Das Lied bereitete mir eine Gänsehaut. Vielleicht werde ich meine Traumfrau eines Tages (wieder)finden und sie bedingungslos lieben. Alles andere hätte sie nicht verdient.
FORTSETZUNG FOLGT 2022
Liebe Community
Mit diesem Teil findet die Geschichte Sandstürme nun ein Ende. Kommendes Jahr begleitet ihr Martin in "Nordlichter" auf seinen neuen abenteuerlichen Reisen rund um den Globus mit einigen bekannten Charakteren und neuen Freunden, die er auf seinem weiteren Weg kennenlernt.
Ich möchte mich für die längere Wartezeit entschuldigen. Covid-19 hat in unserem Haushalt zugeschlagen und die Lage normalisiert sich langsam wieder. Trotz zweifacher Impfung war es auch für mich kein Pappenstil. Bleibt wachsam und denkt immer daran "Safety First". Ich will weder Angst machen oder die ganze Geschichte hier politisch aufladen, da die Meinungen weit auseinander driften. Ich will nicht mit dieser Aussage die Gesellschaft spalten sondern dem einzelnen Leser basierend auf meinen Erlebnissen mitteilen, dass Obacht in diesem Fall empfehlenswert ist. Zu Eurem Schutz und noch viel wichtiger, zum Schutz der Menschen, die Euch nahe stehen. Denn jeder Körper reagiert anders auf den Virus. Ich für meinen Teil muss schauen, dass ich ich wieder fit werde, da der Virus leider einige Fertigkeiten ausgenockt hat, die ich zur Ausübung meinen Berufes benötige. Ich hoffe auf eine schnelle Rekonvaleszenz und kann nur sagen, dass die Auswirkungen anders sind, als bei einer klassischen Grippe. Lange Rede, kurzer Sinn. Jetzt wisst ihr, warum es so lange gedauert hat.
Zudem möchte ich mich für einen technischen Sachverhalt und meine eigene Unfähigkeit entschuldigen. Den ersten Teil von Sandstürme habe ich der Rubrik 'Romantisch' zugeschrieben, wohlwissend, dass künftige Teile in andere Rubriken gehören. Was ich nicht wusste war, dass wenn ich einem neuen Teil eine andere Kategorie (z.B. Verführung, Partnertausch, etc.) zuschreibe, immer in der Kategorie Romantik das Update erfolgt. Ich entschuldige mich bei allen Leserinnen und Leser der Kategorie Romantik, wenn ich mit Geschichten wie auf der Insel oder der Bier-Session bei Stacy den Lesespass geschmälert haben sollte. Aus diesem Grund werde ich Nordlichter wahrscheinlich in der Kategorie 'Verführung' veröffentlichen, wobei nicht mehr mit solchen Geschichten wie auf der Insel zu rechnen ist. ;-)
Noch ein kleiner Input an die wenigen Disser und chronischen Nörgler, die gerne anonym Kommentare schreiben. Ich verstehe, dass einige Menschen meine Geschichte gut finden, während andere Leser die Story irgendwie doof, flach oder nichts sagend finden. Letzteres mag von Anfang an sein oder sich über die Zeit einstellen. Die Geschmäcker gehen teils weit auseinander (obwohl ich momentan keinen Geschmackssinn mehr habe). Wenn die Geschichte für einzelne Leser "so unlogisch und scheisse" ist, dann könnten sich diese die Lesezeit für meine Geschichte einfach sparen und für was sinnvolleres einsetzen, z.B. für Stories anderer Autoren oder mal Zeitung lesen, Fische füttern oder alten Menschen Geschichten vorlesen (vielleicht nicht gerade Sandstürme). Ein kleines Beispiel aus meinen Leben. Wenn ich die Wimbledon-Tennisspiele nicht ausstehen kann, weil ich das total langweilig finde und mir sogar das Gesicht einschläft, dann zappe ich einfach weiter oder noch besser, ich schalte den Fernseher aus und greife zu einem Buch. Warum sollte ich Stunden vor den Spielen sitzen und mich ärgern, wie langweilig sowas ist und gar dem Veranstalter schreiben, warum sie die Welt mit sowas plagen. Es gibt aber Leute, die diese Spiele mögen und sich das darum sehr gerne anschauen. Eine Person liebe ich und wohnt im gleichen Haus. Ich gönne es der Person und freue mich für sie. Nutze den Tag und zieh dir nicht Sachen rein, die du nicht magst. Das Leben ist zu kurz. Ausser du magst nörgeln und das gibt dir einen besonderen Kick oder ist deine Daseinsberechtigung. Bei allen anderen, die teils auch konstruktives, höchst kritisches und substanzielles Feedback gegeben haben, bedanke ich mich an dieser Stelle herzlichst. Es gab auch ganz nette anonyme Zuschriften, die zwar kritisch aber völlig konstruktiv waren. Anonym ist nicht gleich schlecht. Aber die paar Nasen, die sich angesprochen fühlen, wissen bescheid. Nur mal so zwischen uns ;-)
Übrigens. Das Ende der Geschichte stand schon Fest, als der erste Teil live auf erogeschichten.com ging. Als ich vor ein paar Wochen das Skript für den letzten Teil zum Feinschliff durchgelesen habe, fand ich persönlich, dass ich nochmals mit der Hobel drüber muss. Mir fehlte die Raffinesse, jene Kleinigkeiten, die vielleicht für den einen oder anderen Leser den Charme der Geschichte ausmachen oder sie zum Leben erwecken. Schreiben ist für mich ein handwerklicher Prozess und als Autor möchte ich erst was veröffentlichen, wenn ich selbst dahinter stehen kann. Da ich Politiker nicht mag, die der Öffentlichkeit nur das erzählen, was sie laut Umfragen positiv erscheinen lässt, wollte ich es besser machen und meine Story nicht den Kommentarschreibern zuliebe anpassen, da viele Leser*innen der Geschichte still aber loyal gefolgt sind. Drum wollte ich meine erste Story Sandstürme so wie von Anfang an erdacht zu einem Ende bringen. Vielleicht ist die Story mehr wie eine TV-Serie zu verstehen, die jetzt in die nächste Staffel geht, als ein klassischer Roman. Ich bin gespannt, wie ihr die Fortsetzung finden werdet. Ich plane Martins Erlebnisse in drei Stories zu erzählen. 2021 Sandstürme. 2022 Nordlichter. 2023 Tropennächte. Dies, als unverbindliche Timeline.
Nochmals herzlichen Dank für die Treue, Eure Geduld, die Anregungen, aufbauenden Worte und den netten Austausch mit 95% der Personen, die einen Kommentar hinterlassen haben. Mich freut es mit meiner ersten jemals irgendwo veröffentlichten Geschichte so viele Rückmeldungen bekommen zu haben. Kommt gut durch die Festtage und beschenkt Eure Nächsten dieses Jahr reichlich (am Besten mit Zeit, Fröhlichkeit und manchmal auch mit Geduld. Bleibt fit und gesund, lasst Euch nie entmutigen und wir lesen uns im nächsten Jahr - spätestens.
Euer, Bill
P.S. Falls Euch ein Charakter in Sandstürme besonders ans Herz gewachsen ist, lasst es mich wissen, vielleicht kann ich diesen noch in Nordlichter einbauen.
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Bill Hayman hat 2 Geschichte(n) auf diesen Seiten. Profil für Bill Hayman, inkl. aller Geschichten Email: bill.hayman@yahoo.com | |
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