Der Hausmann (fm:Romantisch, 13360 Wörter) | ||
Autor: Icke | ||
Veröffentlicht: Jan 24 2022 | Gesehen / Gelesen: 29862 / 26750 [90%] | Bewertung Geschichte: 9.80 (678 Stimmen) |
Katja benötigt einen neuen Gärtner und Hausmeister. Sie bekommt eine Familie |
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Ausschüttung an Mitarbeiter anstelle von Aktionären erzeugt eine deutlich bessere Motivation und uns laufen deutlich weniger Kollegen und Kolleginnen weg.
Da es sonst keine Familie mehr gibt und auch meine Familie bis auf einen entfernten Onkel auch nicht mehr existiert, war ich ab diesen Zeitpunkt alleine. Und jetzt versuch mal, Anschluss an eine elitäre Clique von reichen Fuzzis zu bekommen, wenn man es denn überhaupt will. Ich war vor der Hochzeit eine Bürgerliche, was mich der 'Hochadel' von Düsseldorf auch heute noch merken lässt.
Bis auf ein paar alte Freundinnen aus meiner Studienzeit und meinen Stellvertreter in der Firma, Werner Rundmann, habe ich kaum Freunde. Werner ist mein Sprachrohr und das Gesicht in die Männerwelt.
Montag sitze ich wieder vormittags im Büro und unterhalte mich mit Werner über die Punkte, die wir diese Woche abarbeiten wollen.
Gegen Mittag spreche ich ihn dann auf mein Problem zuhause an und er verspricht mir, sich darüber Gedanken zu machen, empfiehlt aber erst einmal, dass sich der Gärtner, den wir in der Firma beschäftigen, mit meinem Garten weiter beschäftigt. Der Rest ist tatsächlich erst einmal unwichtig oder es gibt entsprechende Handwerker. Er würde mir seine Telefonnummer zukommen lassen.
Da ich erst am Nachmittag einen Kundentermin habe und bis dahin 'frei' habe, setze ich mich danach direkt ans Telefon und rufe die Nummer an, die mir Werner gegeben hat.
"Brandt, Gartengestaltung. Was kann ich für sie tun?" Eine freundliche Stimme ist am Telefon.
Bevor ich meinen Namen sagen kann, höre ich im Hintergrund ein Kind erst schreien und dann weinen. Die Stimme sagt: "Ich melde mich wieder", und legt auf.
Ich schaue verblüfft in den Hörer des Telefons und zucke dann mit den Schultern. Da habe ich wohl zur falschen Zeit angerufen.
Abends sitze ich mit Heide zusammen am Tisch. Wir haben es uns angewöhnt, montagabends zusammen zu essen, damit wir den Rest der Woche durchplanen können.
Sie erzählt gerade, dass ihr Mann in drei bis vier Wochen in die Reha kommt, da klingelt mein Handy. Es ist die Rufbereitschaft der Firma: "Ich habe hier einen Herrn Brandt am Telefon, er ist Gärtner und würde Sie gerne sprechen. Es sei dringend, er hätte sie heute abgewürgt."
Ich lache auf. Wichtig? Na ja, aber es scheint ihm leidzutun, also schaue ich Heide entschuldigend an. Sie nickt.
"Bitte stellen Sie durch." Es klickt: "Katja von Braunau. Guten Abend."
"Brandt, guten Abend. Es tut mir leid, sie noch so spät zu stören, aber morgen bin ich nicht erreichbar und ich wollte mich auf jeden Fall noch einmal zurückmelden.
Sie hatten ja heute bei mir angerufen. Gibt es ein Problem bei Ihnen mit den Blumen in der Firma? Ich war doch erst am Freitag da."
Er scheint nervös, also komme ich direkt aufs Thema: "Nein, es geht nicht um die Firma. Es geht um mein Haus. Ich benötige dringend einen Gärtner und da sie bei uns in der Firma ...", fange ich an, doch er unterbricht mich: "Es tut mir leid, Frau von", er stockt kurz und ich werfe ein: "Braunau", und er fährt fort: "Frau von Braunau. Aus privaten Gründen kann ich zurzeit keine weiteren Aufträge annehmen. Ich muss eher mitteilen, dass ich aus den gleichen Gründen vermutlich mein Unternehmen schließen werde. Wie es dann weitergeht, weiß ich noch nicht. Es tut mir sehr leid. Einen schönen Abend noch." , sagt er und legt einfach auf. Ich schaue, wie heute schon einmal, verwirrt auf das Telefon.
Ich blicke zu Heide und zucke mit den Achseln: "Das war der Gärtner aus der Firma, ich hielt es für eine Option für uns hier, die scheint aber nicht zu funktionieren. Er hat irgendwelche privaten Probleme. Ich hatte Dich aber unterbrochen", sage ich zu ihr und sie erzählt weiter.
Am nächsten Morgen sitze ich bei einem Kaffee, schaue in den Garten und warte auf den morgendlichen Anruf von Werner.
"Hallo Süßer", melde ich mich. Werner ist sowas von schwul, dass es mich immer wieder wundert, dass er in seinem Job so akzeptiert wird. Aber vielleicht ändert sich die Berufswelt ja endlich und irgendwann kommen wir Frauen dann auch man dran.
"Hallo mein Schatz", säuselt er zurück und ich höre aus dem Hintergrund eine Männerstimme rufen: "Hallo Katja, das ist mein Kerl!" Der Mann von Werner.
Wir lachen. Die gleiche Leier seit über zwei Jahren.
Wir sprechen kurz die Termine ab, es hat sich aber von gestern auf heute nicht viel verändert. Ich will schon auflegen, da fragt Werner: "Hast du den Gärtner gesprochen?"
Ich lache auf: "Der Kerl ist ein Knaller. Erst legt er auf, weil ein Kind im Hintergrund schreit, dann ruft er abends als Notfall in der Firma an, nur um mir zu sagen, dass er keine Aufträge mehr annimmt und überhaupt aufhören möchte."
Werner schweigt einen Augenblick und sagt dann: "Mist. Ist es schon so schlimm?"
"Was ist schlimm?", frage ich.
"Das ist eine lange Geschichte, aber ich würde Frank, ich meine Frank Brandt, gerne helfen. Kann ich heute Abend bei dir vorbeikommen?"
"Klar", meine ich, jetzt neugierig. Was kann so lange dauern, dass Werner es mir nicht eben am Telefon erzählen kann.
Kapitel 2
Abends sitzen Werner und ich im Wohnzimmer und ich habe einen Whisky im Glas, Werner einen trockenen Weißwein. Neben mit liegt mein Labrador 'Florian', ein treuer Freund seit Jahren und ich kraule ab und zu seinen Kopf.
Werner, der sich bei Mitarbeitern, die Frank auch teilweise private kennen, informiert hat, fängt an zu erzählen: Frank Brandt hat vor über 20 Jahren mit seiner Frau eine Gärtnerei eröffnet. Sie haben von Beginn an auf moderne Konzepte und nicht auf klassisches Design gesetzt. Damit waren sie sehr erfolgreich und mit der Zeit haben sie sich einen Namen bei der gärtnerischen Ausgestaltung von Firmengebäuden gemacht.
Vor knapp vier Jahren ist Melanie, seine Frau, bei einem Verkehrsunfall gestorben. Ein Auto hat auf der Gegenfahrbahn die Kontrolle verloren und ist frontal in das Auto, in dem sie und ihre älteste Tochter, Maria, unterwegs waren. Maria, heute 20 Jahre alt, hat mit ihrer Mutter gestritten und sie gibt sich daher bis heute die Schuld am Unfall, da sie davon ausgeht, dass sie ihre Mutter abgelenkt hat. Dass der Unfall, nach Aussagen mehrerer Gutachter, unvermeidlich war, kann und will sie nicht als Grund akzeptieren.
Frank hat die letzten Jahre die Firma weiter betrieben, aber keine neuen Kunden mehr aufgenommen, da er sich um seine Kinder kümmert und Maria viel Ärger mit Drogen und Alkohol hat.
"Ich ging davon aus, dass er für uns, seinen größten Kunden, eine Ausnahme machen würde", meint er dann und fährt fort: "Ich habe heute ein paar Erkundigungen eingeholt. Maria ist zurzeit in einer Entziehungsklinik. Diese ist privat und er hat seine letzten Ersparnisse aus seiner Firma geholt, um sie dort unterzubringen. Ihm steht eine Zwangsräumung bevor und ich vermute einmal, dass die Banken ihm auch seine Firma und das Haus wegnehmen wollen."
"Der arme Kerl", sage ich leise und trinke meinen Whisky aus.
Wir unterhalten uns noch eine Weile über Frank Brandt und Werner verspricht, noch einmal mit ihm und mit der Bank zu reden. "Er hat sein Konto bei unserer Hausbank. Da muss doch was zu machen sein."
Ich kann die Nacht nicht gut schlafen, so nimmt mich das Thema mit und am nächsten Morgen unterhalte ich mich deswegen auch mit Heide.
"Das ist ja fürchterlich", meint Heide, "Da muss man doch was tun können."
"Das haben Werner und ich gestern auch gesagt. Ich kenne ihn nicht und daher ..." Ich breche ab, weil wieder einmal das Telefon klingelt.
"Hallo Schnuckelchen", flötet Werner durch die Leitung.
"Was kann ich für dich tun, mein Sahneschnittchen", gebe ich zurück und Heide verdreht die Augen. Ich vermute, Werners Mann, Wolfgang, macht die gleichen Augenbewegungen.
"Ich habe gerade mit Frank Brandt gesprochen. Er muss tatsächlich nächsten Monat aus seiner Wohnung raus. Er hat drei Kinder. Die Große, Maria, Max, der ist zwölf, und Astrid, die Kleine. Sie ist fünf Jahre alt. Wohin, dass weiß er noch nicht. Vermutlich zu seiner Schwester nach München, aber die hat auch nur eine kleine Wohnung."
"Das ist doch scheiße", rufe ich laut und schaue Heide entschuldigend an, die mich verwirrt anschaut.
Ich fasse kurz die letzten Sätze von Werner zusammen. Jetzt schaut sie fassungslos und bekommt feuchte Augen. Heide war schon immer nahe am Wasser gebaut: "Da muss man doch was machen können", meint sie erneut, dreht sich um und rennt in die Küche.
"Du hast es gehört?", frage ich Werner.
"Yup. Aber was?"
In meinem Kopf läuft ein Spielfilm los. Warum eigentlich nicht. Wenn er Gärtnern kann und sonst nicht auf den Kopf gefallen ist.
"Wo wohnt er jetzt?", frage ich dann, den Plan weiter im Kopf ausformulierend.
"In der Nähe des Flughafens. Warte. Ich schaue gerade nach", sagt er und fährt dann fort: "Sein Betrieb ist tatsächlich nicht weit weg von deinem Haus, allerdings in der Einflugschneise vom Flughafen, wieso?"
"Du weißt, dass ich nicht nur einen Gärtner suche?", frage ich und sehe Heide wieder mit einem Taschentuch bewaffnet aus der Küche kommen.
"Jaaah?", kommt es durch die Leitung.
"Kann er auch sonstige Reparaturen und eventuell Autos warten?"
"Der Kerl hat seinen Betrieb alleine aufgebaut und letztes Jahr hat er den Trecker, den er bei uns zum Rasenmähen verwendet, komplett auf dem Hof zerlegt und repariert. Das hat uns ein paar hundert Euro Kosten gespart."
Ich grinse Heide an: "Ich glaube, Heide muss schneller umziehen, wir bekommen neue Untermieter, wenn alles klappt."
Ich sehe fragende Augen vor mir und kann den verwirrten Ausdruck förmlich durch die Leitung sehen: "Kriegst du ihn heute hierher?"
"Ähh, ich glaube schon?"
"Glauben reicht mir nicht, bring alle mit, wenn es sein muss."
Ich informiere ihn noch kurz über den Plan, der in meinem Kopf reift, und dann lege ich auf.
"Das ist verrückt, dass wissen Sie", meint Heide und schlägt sich die Hand vor den Mund. So direkt hat sie noch nie mit mir gesprochen.
"Nein, ist es nicht. Es ist eher ein Win-Win. Ich brauche jemanden, der handwerklich versiert ist, er braucht eine Unterkunft und Geld."
"Aber die drei haben doch nicht genug Platz in der Wohnung."
Heide und ihr Mann bewohnen seit langer Zeit die Angestelltenwohnung, die neben dem Haus ist. Vier Zimmer plus Küche, Bad. Günter und Heide hatten nie Kinder und sie haben eigentlich auf Kinder von mir gehofft, aber Markus konnte leider keine Kinder bekommen. Ich erkläre ihr, dass Maria die zwei Zimmer über der Garage bekommt, die Markus in seiner Jugend genutzt hat. Für die anderen reicht die Wohnung. Wir nutzen die zwei zusätzlichen Zimmer seit langem als Büro, aber es gibt einen Zugang aus der Angestelltenwohnung und einen aus dem Haupthaus. Das Büro würde wie früher auch wieder im Keller untergebracht. Aufgrund der Bauweise wäre das aber kein Problem und es ist auch genug Licht da.
"Hm", macht Heide, "irgendwie eine gute Idee. Aber es ist viel zu tun."
"Und er muss zusagen."
Kapitel 3
Gegen Mittag ruft Werner an, dass Frank mit seinen beiden Kleinen vorbeikommt. So kurzfristig bekommt er für die Kleinen keinen Babysitter und daher bringt er sie mit.
Heide hat - natürlich - den Essensplan umgestellt. Es gibt Schnitzel mit Pommes und alternativ Spaghetti Bolognese.
Ich hoffe auf Schnitzel, sonst bekomme ich die Schnitzel die nächsten Tage vorgesetzt.
Um halb sechs kommt Werner. Ich habe ihn dazu gebeten, da er Frank Brandt deutlich besser kennt als mich.
Pünktlich um 18 Uhr klingelt es erneut und Heide kommt mit drei Personen ins Wohnzimmer. Wir stehen auf und begrüßen Frank Brandt und seine beiden kleinen Kinder, Max und Astrid.
Frank ist ein wenig größer als ich, also so um 1,85m, er treibt - wie ich - zu wenig Sport, hat braunes, halblanges Haar und braune Augen. Wenn er nicht so abgekämpft und erschöpft aussehen würde, wäre Frank ein attraktiver Mann.
Max, sein Sohn ist ein aufgeweckt wirkender Junge mit blonden Haaren, der so gar nicht nach seinem Vater kommt, aber Astrid sieht aus wie Frank, nur als Kind, auch mit blonden Haaren.
Als mein Hund um die Ecke kommt, ist Max sofort hin und Weg: "Ein Hund. Papa, schau mal."
Florian lässt sich von Max und Astrid streicheln, dann wird ihm aber die Menge an Leuten ein wenig viel und er trollt sich wieder.
Mit Blick auf die Uhr bitte ich alle zu Tisch und die Variante mit den Schnitzeln gewinnt. Ich seufze leise und Werner und Frank schauen mich fragend an.
Als ich die Konsequenz der Essenswahl erkläre, lachen sie auf und ich merke, dass sich alle etwas entspannen. Ich muss Heide anschließend auf jeden Fall danken.
Zum Nachtisch setzt sich Heide zu den Kindern und wir gehen ins Wohnzimmer.
Die Frage nach den Getränken beantworten beide Männer mit Mineralwasser. So sitzen wir kurz darauf in bequemen Sesseln und schauen in Richtung Garten. Und ich meine Garten, knapp 3000 Quadratmeter, bisher liebevoll gepflegt von Günter, dem Ehemann von Heide.
"Was kann ich für sie tun", fragt Frank Brandt mich direkt.
Direkt kann ich auch: "Ich möchte, dass Sie für mich arbeiten." Ich zeige nach draußen: "3000 Quadratmeter Garten, das Haus und die Autos müssen gepflegt werden. Bisher macht das der Ehemann von Heide, aber der hatte vor ein paar Wochen einen Schlaganfall. Daher fällt er auf Dauer aus und Heide und er ziehen ins Gartenhaus. Sie bleibt weiterhin Haushälterin, aber für alles andere brauche ich eine Lösung."
Frank will etwas sagen, doch ich unterbreche ihn: "Werner hat mich heute ein wenig erzählt, wie es um sie steht."
Frank wird leicht rot, daher rede ich einfach weiter und gebe kurz wieder, was Werner mir gesagt hat, und Frank Brandt schaut beschämt nach unten und nickt zustimmend.
"Das muss Ihnen nicht peinlich sein. Es gibt diese Situationen und manchmal muss man sein Leben anpassen. Vor drei Jahren sind mein Mann und mein Schwiegervater gestorben, aber ich bin sehr weich gefallen. Ich denke, dass das bei Ihnen etwas anderes ist. Ich möchte ihnen daher ein Angebot unterbreiten."
Er schaut auf und zu Werner: "Aber ich habe vorgestern schon gesagt, dass ich keine neuen Aufträge mehr annehme. Ich muss Ende nächsten Monats aus meinem Haus und ziehe dann nach München zu meiner Schwester. Das wird eng, aber wird irgendwie gehen. Ich arbeite gerade an meinen Anträgen für die Insolvenz und meine älteste Tochter erholt sich von einer Alkoholvergiftung, weil sie sich für den Tod meiner Frau verantwortlich fühlt. Ach ja, ich rutsche gerade in eine Depression, was wollen Sie mir also anbieten."
Puh, denke ich. Das ist Hart. Werner schaut betroffen, so detailliert und persönlich war sein Wissen auch nicht.
Ich atme tief durch und schaue den Mann vor mir an: "Sie ziehen hier ein, arbeiten für mich und bekommen genug Geld, um für ihre Kinder da zu sein. Und wenn sie Zeit über haben, dann können sie gerne weiter ihre Kunden bedienen, wobei ich mir wünschen würde, dass unsere Firma eine gewisse Priorität hätte."
Frank Brandt steht völlig perplex vor mir: "Warum?"
"Weil wir beide ein Problem haben und mir ihre Geschichte leidtut. So einfach ist das. Und wenn ihre Firma Schulden hat, dann reden wir auch darüber. Ob sie die abzahlen wollen, können wir später entscheiden. Ich möchte nicht, dass ihre Kinder es schwer haben, nur weil es bei Ihnen gerade nicht läuft."
"Das", er stockt, "das kann ich nicht annehmen."
"Warum nicht", fragt jetzt Werner: "Sie haben einen festen Job, können sich hier entfalten und haben das Unterkunftsproblem gelöst."
"Und wo sollen wir wohnen? Sie haben doch nicht einfach so Platz für vier Personen.", sagt er dann, sich an einen Strohhalm klammernd.
"Heide?", rufe ich und sie kommt mit beiden Kindern ins Wohnzimmer, an jeder Hand eins.
Frank Brandt schaut seine Kinder erstaunt an und ich fahre fort: "Kannst du mit den dreien eine kurze Besichtigung der Wohnung machen? Da die beiden Kleinen vermutlich bald ins Bett müssen, würde ich den Gartenbesuch gerne auf morgen verschieben."
Die nächste halbe Stunde gehört Heide. Sie könnte problemlos als Maklerin durchgehen, mit solchem Elan verkauft sie die Angestelltenwohnung und die Zimmer für Maria.
Frank Brandt ist total perplex, vor allem - und das war mit mir nicht abgesprochen - als sie vorschlägt, dass sie auch für die Brandts mitkocht, dann hat sie endlich nicht mehr so eine Mäkeltante, die jedes Salatblatt dreimal umdreht. Ich schaue sie böse an, muss dann aber auch lachen. Ich bin beim Essen schon manchmal sehr speziell.
Frank Brandt, immer noch völlig überwältigt, bittet sich dann heraus, noch eine Nacht darüber zu schlafen und morgen noch einmal vorbeizukommen, um Arbeitsinhalte zu diskutieren und den Garten einmal genauer in Augenschein zu nehmen.
Er müsste aber die Kinder wieder mitbringen, da er morgen so kurzfristig keinen Babysitter organisiert bekommt. Heide bietet sich sofort an und die Kinder sind, vermutlich mit den Gedanken schon wieder bei Schnitzel und Eis, ganz aus dem Häuschen.
Nachdem die Brandts das Haus verlassen haben, unterhalten Heide, Werner und ich uns noch eine Weile und zurren auch Vertragsbestandteile fest.
Heide ist sofort Feuer und Flamme: "Die beiden Kleinen sind ja so süß. Und wenn ein Babysitter gebraucht wird ...", sie lächelt sanft. Günter und Maria konnten nie Kinder bekommen und daher kann ich verstehen, dass sie sich freuen würde, wenn die Kinder hier einziehen. Nachdem Markus große geworden war, ist es doch sehr ruhig hier geworden und seit drei Jahren, na ja ...
Werner wird sich morgen direkt mit den Anwälten austauschen und noch einmal mit der Bank reden. Die sollen erst einmal die Füße stillhalten, damit Frank den Kopf frei hat, die richtige Entscheidung zu treffen.
Kapitel 4
Donnerstag kommt Frank Brandt wieder mit seinen beiden kleinen Kindern zu uns und Heide setzt sich mit den Kindern zusammen. Florian ist auch dabei und hat sich direkt neben Max gesetzt und seine Schnauze auf seinen Oberschenkel gelegt. Ich schaue erstaunt, da er sonst Fremden und vor allem Kindern gegenüber sehr zurückhaltend ist.
Der der beiden Vater und ich gehen durch den Garten und wir unterhalten uns über die Pflanzen und seine Ideen. Er wirkt heute deutlich aufgeräumter, vielleicht weil eine Option vor seinen Augen aufleuchtet, die es ihm ermöglicht, weiter zu arbeiten.
"Ich bin überrascht über die Vielfalt an Pflanzen, die der Mann von Heide hier untergebracht hat, ohne dass es überladen wirkt. Wunderschön."
Nach einer Stunde sitzen wir wieder im Wohnzimmer. Er hat kurz nach seinen Kindern geschaut, aber er kam lächelnd aus dem Esszimmer: "Astrid malt mit Heide und Max macht Hausaufgaben. So ruhig ist es dabei bei uns zuhause nie."
"Es muss schwer sein, ohne ihre Frau."
Er nickt: "Und Maria hat leider viel Zeit gekostet. Ich hoffe, dass wir sie diesmal auf den richtigen Weg bekommen."
"Kennt Maria ihre aktuelle Situation?"
"Nein, wir haben mit den Ärzten besprochen, dass wir das erst kurz vor Ende der Reha ansprechen. Nur Max weiß Bescheid, Astrid ist da noch zu viel Kind."
Ich schaue ihn direkt an: "Und jetzt? Was werden sie machen?"
Er seufzt, steht auf und sagt lange Zeit nichts. Dann blickt er mir in die Augen: "Am liebsten würde ich vor meinen Problemen weglaufen, wie immer. Aber Maria hat mir gezeigt, wo das hinführt. Ich bin ernsthaft bestrebt, Ihr Angebot anzunehmen, aber ich habe nicht mal mehr das Geld für den Umzug. Die letzten Rechnungen an die Kunden sind gestellt, damit kann ich einen Teil der Kredite befriedigen, aber dann ist Schluss."
Jetzt schaue ich ihn lange an. Was mache ich hier eigentlich? Ich kenne ihn erst ein paar Stunden und ich weiß, dass er bei uns in der Firma einen super Job macht. Jetzt soll er hier einziehen und das gesamte Haus und den Garten managen? Traue ich ihm? Werner schwört auf ihn, aber auch er kennt ihn nicht richtig. Und die Firma von Frank Brandt? Wie viele Schulden haben sich eigentlich aufgehäuft? Am Ende ist mir das Geld ja egal, ich habe definitiv genug, aber will ich es jemandem zuschieben, den ich nicht kenne?
"Wir machen Folgendes", sage ich dann bestimmt. Scheiß was auf die Stimmen im Kopf.
"Sie stellen mir bis morgen eine Liste der Forderungen auf, die noch ausstehen, einschließlich einer vernünftigen Behandlung von Maria. Dann machen wir eine Begehung durch die Wohnung. Heide wird auf jeden Fall ausziehen, da die Wohnung nicht behindertengerecht ist und ihr Mann, Günter, vermutlich lange im Rollstuhl sitzen wird. Sie äußern Wünsche zur Einrichtung und wir bestellen es entsprechend und kaufen es direkt im Möbelhaus. Sie können gerne bei der Renovierung helfen, aber vergessen Sie nicht, dass sie ja auch ihre Sachen hierher umziehen müssen. Wenn ich die Gesamtsumme habe, dann setzen wir einen Vertrag auf, der diesen Betrag als Kredit mit unendlicher Stundung definiert. Und ob sie dann pro Monat einen Euro oder direkt den vollen Betrag erstatten, wenn sie im Lotto gewinnen sollten, das ist mir egal."
Frank Brandt lässt sich in den Sessel fallen, aus dem er vor Kurzem erst aufgestanden ist: "Das ist ein Traum, ein Märchen." Er schlägt die Hände vors Gesicht: "Die letzten Jahre waren die Hölle und jetzt das? Wahnsinn."
Er steht wieder auf: "Aber ich kann das nicht annehmen", sagt er bestimmt.
Mein Gesicht friert ein, obwohl es sich gerade zu einem Lächeln formen wollte: "Warum nicht?"
"Frau von Braunau, ich kenne sie seit ... seit knapp vier Tagen. Ich soll hier in Zahlen und Emotionen mein Leben vor Ihnen ausbreiten und sie stellen mir einfach so einen Scheck aus. Das kann ich nicht glauben. Es gibt viel bessere Gärtner als mich. Und ich bin auch noch nie Hausmeister gewesen. Ja, Handwerken macht mir Spaß, aber das Angebot ist so unglaublich, dass ..." Er zeigt in die Küche: "Mein Sohn macht das erste Mal, seit ich ihn kenne, ohne zu Murren Hausaufgaben und mein kleiner Engel lacht beim Malen.
Ich finde es total toll, was sie hier anbieten, ich kann es nur nicht glauben, nicht jetzt."
Er reicht mir die Hand: "Ich muss jetzt leider gehen. Ich ... es tut mir leid."
Er geht in die Küche, sammelt seine leicht verwirrt dreinschauenden Kinder ein und ist verschwunden.
Ich habe mich nicht bewegt, bis Heide mir ein Glas mit einem Whisky in die Hand drückt. Ich trinke es auf Ex aus.
Ich telefoniere abends noch lange mit Werner und spreche auch mit Heide. Beide sind - wie ich - der Meinung, dass das Gespräch eigentlich ok war, aber Frank Brandt einfach nicht glauben kann, dass ihm jemand helfen möchte.
Wir legen das Thema beiseite. Na ja, nicht ganz. Der Umzug von Heide wird geplant und ich bestelle auch einen Innenarchitekten, der sich darum kümmern soll, das Arbeitszimmer in einen der leerstehenden Räume im Keller umzuziehen.
Freitag Abend bekomme ich eine Nachricht von Werner: "Hallo mein Täubchen. Halte dir morgen den Tag frei und frag Hilde, ob sie helfen kann."
Ich antworte mit drei Fragezeichen und er schickt ein Smiley mit ausgestreckter Zunge zurück.
Ich sage also den Besuch bei einer Freundin ab, da Werner nicht ohne Grund um einen Termin bittet, auch wenn ich nicht ansatzweise weiß, warum es geht.
Kapitel 5
Am Samstag klingelt es um halb 10 und Heide kommt grinsend mit Frank Brandt und Astrid zu mir ins Wohnzimmer.
Ich bin völlig perplex, hatte ich doch das Thema Frank Brandt erst einmal zur Seite gepackt. Die Ansage war ja deutlich gewesen: "Hallo Frau von Braunau. Ich oder eher wir würden uns gerne bei Ihnen entschuldigen."
Astrid überreicht mir einen Blumenstrauß und sagt auch leise: "Entschuldigung Frau von ...", sie stockt und ihr schießen die Tränen in die Augen: "Ich habe ihren Namen vergessen."
"Hallo Astrid", antworte ich ihr: "Das ist nicht schlimm, du kannst einfach Katja zu mir sagen. Ich darf doch bestimmt auch Astrid sagen, oder?"
Astrid nickt, lächelt und drückt mich: Dann rennt sie zu Heide und ist damit verschwunden.
Ich schaue Frank Brandt an. Er ist heute - wie am Mittwoch auch - deutlich angespannt, aber er hat diesmal einen Männerduft aufgetragen. Irgendwas mit Minze, ich bin auf jeden Fall vom Duft begeistert. Ich lächle in an: "Guten Morgen Herr Brandt, sie müssen sich für nichts entschuldigen, aber die Blumen nehme ich trotzdem gerne."
Ein wunderschöner Frühlingsstrauß, nett kombiniert. Er ist halt vom Fach. Ich gehe in Richtung Küche, doch da kommt mir Astrid entgegengesprintet: "Ich soll die Blumen holen. Heide macht das schon."
Und schwupp, ist sie mit den Blumen wieder verschwunden. Ich drehe mich zu ihrem Vater um. Dieser schaut mich traurig an: "So ist sie sonst nie, sie fühlt sich hier wohl. Normalerweise ist sie so im Kindergarten."
Ich schaue noch einmal Richtung Küche, dann zu Frank Brandt: "Was kann ich für sie tun?"
"Steht ihr Angebot noch?", fragt er direkt. Ich vermute mal, bei einem 'Nein' würde er direkt wieder verschwinden: "Natürlich. Ich war etwas erstaunt, dass Sie am Donnerstag sofort verschwunden sind."
Er lächelt: "Dafür war die Entschuldigung. Ich war nur völlig perplex. Sie haben mir so viel für so wenig geboten."
Er dreht sich schnell um, aber ich kann sehen, dass ihm die Tränen aus den Augen schießen: "Ich habe die letzten Jahre - entschuldigen Sie den harten Ausdruck - nur ins Klo gegriffen. Erst stirbt meine Frau durch einen dummen Unfall und dann Maria. Ich versuche, für alle da zu sein, dabei bin ich wohl auch zu kurz gekommen. Und Sie machen mir ein Angebot, was so fantastisch ist. Ich bekomme Geld für", er zeigt in den Garten, "das hier und darf noch hier wohnen?"
Er schaut mich an, seine Tränen sind ihm wohl gerade egal: "Warum?"
Ich gehe zu ihm und nehme ihn einfach in den Arm. Ich flüstere ihm ins Ohr: "Weil ich es kann und weil ich es möchte." Dann führe ich aus: "Ich habe vor drei Jahren auch meinen Mann verloren. Ich kenne dieses Gefühl. Aber ich bin weich gefallen und als Werner mir erzählt hat, wie es um Sie steht, habe ich entschieden, Ihnen zu helfen. Und das ist ohne Gegenleistung über die Arbeitsleistung hinaus zu verstehen. Sie schulden mir sonst nichts."
Wir halten uns lange fest und ich merke, dass auch mir die Tränen aus den Augen laufen. Wie lange habe ich schon keinen Menschen mehr umarmt.
Und dann dieser Duft ... Ich bekomme ein warmes Gefühl in der Leistengegend und meine Brustwarzen werden hart. Auf der anderen Seite merke ich, dass etwas anfängt, gegen meinen Bauch zu ...
Wie zwei aufeinanderprallende Flummis gehen wir auseinander und sagen beide gleichzeitig: "Entschuldigung."
"Jetzt müssen wir ein weiteres Jahr zusammenbleiben", meine ich kichernd.
Heide und Astrid kommen aus dem Esszimmer und schauen uns perplex an. Wir lachen schon seit einiger Zeit. Zwei erwachsene Menschen, die sich anschauen und denen die Tränen beim Lachen aus den Augen laufen.
Heide schüttelt den Kopf und reicht eine Taschentuchbox. Wir hören auf zu lachen und reiben uns mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen. Na super.
"Papa, warum weinst du, wenn du lachst?"
Ich muss schon wieder auflachen. Das Kind hat so eine erfrischende Art.
Frank, wir sind zwischenzeitlich zum 'Du' übergegangen, hat seinen Laptop ausgepackt und wir gehen die Zahlen durch. Ich bin nicht erschrocken, als ich Forderungen und notwendige Ausgaben von knapp 350 000 Euro sehe.
Er schaut mich vorsichtig an: "Das da ist mein Problem. Und ich würde gerne noch eine Folgetherapie mit Maria machen, die ist aber nochmal ein paar Tausend Euro teuer. Das habe ich unterschlagen."
Ich schaue ihn direkt an: "Es gibt hier eine Regel im Haus. Keiner muss zurückstecken. Ein Beispiel: Heides Mann hatte den Schlaganfall. Die Behandlung wird von mir übernommen für alles, was notwendig und sinnvoll ist und von den Kassen nicht gezahlt wird. Ich vermute einmal, ihr seid privat versichert und psychotherapeutische Behandlung wird stiefmütterlich bezahlt?"
"Ja, deswegen ist viel Geld in die Reha geflossen. Eigentlich der Rest meiner Rücklagen."
"Wir machen jetzt Folgendes", schon wieder dieser Satz, aber egal: "Ich kaufe deine Firma und alle offenen Forderungen und setze dich weiter als Geschäftsführer ein. Ihr zieht hier ein. Deine Firma lassen wir ruhen, bis sich das hier alles normalisiert hat. Die Behandlung von Maria wird weitergeführt. Auch wenn für Max oder Astrid etwas notwendig ist, dann ist das im Paket mit enthalten." Dass Frank eigentlich auch einen Therapeuten benötigt, lasse ich mal außen vor. Vielleicht kann er hier etwas entspannen.
"Ihr dürft hier im Haus auch alles nutzen, was sonst noch da ist: Garten, Schwimmbad, Sauna. Ich nutze sie sowieso zu wenig und Heide und ihr Mann sind keine Saunagänger." Ich lächle: "Und Florian freut sich auch über Spielkameraden." Ich freue mich auch, dass das Haus nicht mehr so leer ist, sage das aber nicht.
"Ich war schon", er schluckt, "seit dem Tod von Melanie nicht mehr in der Sauna."
"Also, dann willkommen." Beim Gedanken, mit ihm in der Sauna zu sitzen, wird mir schon wieder warm.
"Ich müsste die Kinder noch versorgen, Schule und Kindergarten und so."
"Frank", sage ich ernst: "Du bist für Haus und Garten verantwortlich. Deine Zeit teilst du vollständig selbst ein. Falls hier im Haus irgendwelche Termine stattfinden, sagen ich oder Heide dir vorher bescheid. Dabei gilt aber, dass ihr gerne dabei sein dürft. Es mag nur ab und zu eine Kleiderordnung geben."
"Abendgarderobe oder so? So etwas haben wir nicht."
"Bekommt ihr, wenn notwendig. Heide hat auch ein paar schöne Kleider im Schrank. Die hat sie auch nicht bezahlt. Und die kleine Maus sieht bestimmt bezaubernd in einem Rüschenkleid aus."
Ich lächle bei dem Gedanken und merke nicht, dass mich Frank ganz komisch anschaut und dann auch lächelt.
Wir beschließen, dass Frank ab Montag hier arbeitet und wir dann auch das Vertragliche regeln.
Als Frank Astrid holen möchte, überrascht uns Heike: "Nix da, erst wird gegessen. Astrid und ich kochen uns Mittag. Dauert aber noch. Wo ist eigentlich Max."
Frank erzählt, dass er samstags Training hat. Er müsste ihn auch langsam abholen.
"Dann holen wir Max ab und du kochst mit Heike", sage ich einfach und bekomme wieder so einen Blick von Frank, diesmal nehme ich ihn aber wahr. Hmmm... bin ich zu übergriffig?
Max ist total begeistert, dass wir mit meinem BMW vorbeikommen. Er sagt noch etwas zu seinem Spielkameraden und rennt dann zu uns. Er steigt ohne ein Wort ins Auto, grinst aber. Ich vermute mal, er hat ein wenig geprahlt.
Frank bringt es auf den Punkt: "Du hast jetzt aber nicht erzählt, dass das unser Auto ist?"
Hinten geht eine Abendsonne im Gesicht von Max auf.
"Lass ihn doch. Er muss ja nächste Woche damit leben, dass du ihn mit deinem Auto abholst."
Der Blick von Max ist fast mörderisch, aber Frank und ich grinsen uns an.
Bei der Einfahrt in die Garage sehe ich dann Franks Auto. Ein uralter Passat, der eigentlich nur noch vom Rost zusammengehalten wird. Muss auch auf die Liste, sage ich mir.
Im Haus angekommen begrüßt Max Heide und sprintet in die Küche, wird aber von Heide zurückgepfiffen - im wahrsten Sinne des Wortes: "Ab Hände waschen, so kommst du nicht in die Küche. Das fangen wir gar nicht erst an."
Er schaut erst Frank, dann mich an. Da wir nichts sagen, trollt er sich in Richtung Gäste-WC.
"Ohne Kommentar? Das macht er sonst nie."
Es gibt heute tatsächlich Spaghetti Bolognese, allerdings sind die sonst sehr feinen Karottenstückchen etwas größer, aber wir haben eine Astrid auf ihrem Stuhl sitzen, die total Stolz auf sich ist. Dem Geschmack tut es keinen Abbruch und Max meint leise: "Endlich keine Fertigtüten mehr."
Ich sehe bei Frank feuchte Augen. Die letzten Jahre waren wohl echt schwer, nicht nur für ihn.
Kapitel 6
Am Montag hat Frank seinen ersten Arbeitstag und er wirbelt durch den Garten, begleitet von Florian. Heide ist ein wenig aufgeregt, da sie hofft, dass ihr Mann, der den Garten Jahrzehnte gepflegt hat, dem Urteil von Frank standhalten kann.
Nach zwei Stunden kommt er aus dem Garten und lächelt Heide an: "Dein Mann hat das ganz toll gemacht. Ich werde zwar ein paar Sachen ändern wollen und vielleicht ein paar anderen Pflanzen einsetzen, aber das sieht super aus."
Heide wird richtig rot und gibt Frank dann einen Kuss auf die Wange.
Ich habe zwischenzeitlich mit Werner telefoniert und er freut sich, dass Frank dem Deal doch zugestimmt hat. Wir planen diese Woche den Umzug von Heide und nächste Woche die Renovierung.
Zwei Wochen später kommt der erste Möbelwagen. Ich habe darauf bestanden, teilweise neue Möbel zu kaufen, nachdem ich gesehen habe, wie alt und verwohnt die bestehenden Möbel sind. Ich befürchte Ähnliches bei der Kleidung. Gerade im letzten Jahr ist Frank das Geld quasi zwischen den Fingern durch gelaufen.
Andererseits sehen sind die Kinder ordentlich gekleidet und ich vermute mal, dass er sonst zurückgesteckt hat. Siehe auch das Auto.
Frank arbeitet jetzt am Haus und im Garten und zwei Nachmittage bei uns in der Firma. Er hat sich dort um die Blumen gekümmert. Das macht er weiter, da ihm wohl langweilig wird.
Er renoviert ansonsten die Zimmer, hat die Arbeitszimmer umgebaut und hilft Heide beim Umzug ins Gartenhaus. Alles in allem also der perfekte Hausmann.
Die Woche drauf am Freitag ist es dann so weit: Gegen Mittag kommt ein LKW an und ein paar Helfer aus der Firma räumen ihn aus. Am Nachmittag ist alles auf die Zimmer verteilt und Heide hilft Astrid und Max noch, ihre Kartons auszuräumen. Florina hüpft aufgeregt durch die Zimmer und irgendwann später sehen wir ihn auf dem Bett von Max schlafen. Da findet wohl gerade ein Wechsel der Bezugsperson statt.
Am Abend kommen Werner und sein Mann, Wolfgang zu uns. Wir wollen gemeinsam grillen. Ich stehe oben auf dem Balkon und sehe dem Treiben zu, das unten im Garten stattfindet. Die Kinder und der Hund sind am Spielen, die Männer unterhalten sich und Heide trägt gerade das Fleisch zum Grill. Das Grillen übernehmen 'natürlich' die Männer.
So habe ich mir immer ein Familienleben mit Markus vorgestellt, aber er konnte keine Kinder bekommen und Adoption war für ihn und Rudolf keine Option. Ich seufze und gehe nach unten.
Der Abend ist wunderschön, alle haben Spaß und die Kinder sind der Schwerpunkt aller Aktionen. Sie erkunden das Haus und spielen mit Wolfgang und Heide verstecken, während Frank, Werner und ich auf der Terrasse sitzen und einen Wein genießen. Irgendwann liege ich dann erschöpft, aber glücklich im Bett.
Am Samstag höre ich von Familie Brandt nichts bis zum Nachmittag, als Astrid bei mir im Arbeitszimmer anklopft: "Katja, darf ich ins Schwimmbad?"
Ich schaue sie verwirrt an: "Warum nicht? Aber kannst du denn auch schon schwimmen?"
Sie schüttelt traurig den Kopf: "Nein, leider nicht und Papa ist einkaufen. Das dauert, hat er gesagt und Max hat keine Lust."
"Dann ist es richtig, dass du nicht alleine ins Schwimmbad gegangen bist. Wollen wir beide zusammen schwimmen gehen? Ich kann auch versuchen, dir ein wenig das Schwimmen beizubringen."
Eine Stunde später toben wir durchs Wasser und haben eine Menge Spaß. Schwimmtraining findet nicht statt, wir spielen mit einem Ball und ansonsten tauche ich Astrid immer wieder ins Wasser.
Plötzlich wird die Tür zum Schwimmbad aufgerissen und Frank steht mit bebender Brust vor dem Becken. Wir schauen ihn erstaunt an und sehen dann Max hinter der Tür erscheinen.
Frank setzt sich an den Beckenrand und er fängt an zu weinen. Da erst merke ich, was hier gerade passiert ist. Max wird vermutlich seinem Vater gesagt haben, dass Astrid schwimmen gehen wollte und er keine Lust hatte. Da sie nicht aufzufinden war, dachte Frank wohl das Schlimmste.
Ich bringe Astrid an den Rand und drücke sie in Franks Arme. Dann springe ich aus dem Wasser und hole zwei Handtücher, eins davon wickle ich um meinen Körper, dass andere lege ich Astrid um die Schulter.
"Das wollte ich nicht, tut mir leid", flüstere ich Frank ins Ohr: "Kommt nicht wieder vor."
Dann verschwinde ich nach oben und werfe mich aufs Bett. Den Blick von Frank, dankbar und vorwurfsvoll möcht ich nicht wieder erleben.
Am Sonntag höre ich wieder nichts von den Kindern und Frank, nicht mal im Garten sind die Kinder zu sehen. Ich vermute mal, dass er berechtigterweise Sauer auf mich ist und seine Kinder sich etwas zurückhalten sollen.
Kapitel 7
Die darauffolgende Woche läuft genauso wie der Sonntag. Heide kümmert sich um den Haushalt, wobei sie auch für Familie Brandt Mittag macht, aber wir getrennt essen. Ich habe mir am Montag einen Einlauf vor dem Herrn von Heide anhören dürfen. Frank steht immer noch unter Schock, er hatte schon Angst, seine Tochter tot aus dem Wasser ziehen zu müssen.
Ich wollte ein paar Mal mit Frank reden, aber er hat immer geblockt.
Am Donnerstag ist mir dann die Hutschnur geplatzt. Ich bin gerade von einem Termin gekommen. Als ich aus der Garage ins Haus gehe, sehe ich die Kinder draußen mit Florian spielen. Als sie mich erkennen, laufen sie schnell zurück in die Wohnung. Ich begrüße Heide, gehe dann aber in Richtung der Wohnung von Familie Brandt.
Heide läuft mit hinterher: "Warte bitte!", ruft sie. Ich bleibe stehen und drehe mich um. Sie hat mich noch nie geduzt.
"Entschuldigung Frau von Braunau", sie wird rot. Ich nicke: "Ich habe kein Problem mit dem 'Du'. Wir kennen uns lange genug."
"Dankeschön, aber Frank ist gerade nicht da. Ich habe gestern lange mit ihm gesprochen. Er hat es zur Kenntnis genommen, dass Sie das Schwimmbad abgeschlossen haben und die Autoschlüssel jetzt nicht mehr offen in der Garage liegen. Er würde gerne heute mit Ihnen reden und sich entschuldigen. Bis dahin hat er den Kindern gesagt, sie sollen Ihnen, ähh Dir, aus dem Weg gehen."
Ich atme tief durch: "Wenn sich jemand entschuldigen muss, dann bin ich das, aber er kann natürlich auch. Ich hätte gerne ein Nackensteak und Kartoffelsalat."
Heide lacht auf: "Ich denke, das lässt sich einrichten."
Um halb sechs klopft es an die Tür meines Arbeitszimmers. Auf meinen Zuruf kommt Frank mit einem Strauß Blumen und einer Flasche Wein in den Raum.
Ich bitte ihn, sich zu setzen, und nehme die Vase mit den Blumen - Man(n) denkt wohl mit - und stelle sie auf den Schreibtisch.
Er will anfangen, zu reden, doch ich stoppe ihn direkt: "Wenn Du dich für irgendetwas entschuldigst, was ich verbockt habe, dann werde ich ernsthaft böse. Ich habe völlig unbedacht gehandelt, als ich mit Astrid schwimmen gegangen bin. Ich würde das gerne wiederholen, aber ich werde in Zukunft vorher fragen." Leiser sage ich: "Es hat mir wirklich Spaß gemacht."
Er schaut mich wieder so komisch an, aber sagt dann: "Ist schon ok, ich hatte nur Angst, dass ihr etwas passiert ist. Sie kennt das nicht und normalerweise darf sie nur mit mir ins Wasser, aber", jetzt lächelt er, "mit Dir ist das auch ok."
Mir ist unklar, warum ich jetzt Tränen in den Augen habe, aber ich blinzle die einfach weg.
"Ich möchte mich", fängt er dann an und schaut zur Seite, damit ich nicht das Gefühl habe, mich meiner Tränen schämen zu müssen, "trotzdem entschuldigen. Ich wollte nicht, dass zwischen uns Streit entsteht, und die Kinder da raushalten. Gestern allerdings hat mir Heide den Kopf gewaschen und gemeint, wir müssten das hier geregelt bekommen, wenn wir hier weiter wohnen wollen. Vor allem sollten wir als Team auftreten, wenn Maria am Samstag kommt. Sie freut sich schon und möchte Dich gerne kennenlernen."
Was hat er über mich erzählt?, denke ich nur und wundere mich etwas.
Ich stehe auf und gehe auf ihn zu: "Können wir in Zukunft wie erwachsene Menschen miteinandern reden?"
Er nickt und steht auch vor mir. Ich bin kurz davor, ihn zu küssen, und daher räuspere ich mich: "Aber mein Nackensteak hätte ich trotzdem gerne." Er lacht auf.
Abends sind wir dann wieder wie eine große Familie und Max fragt mich sogar, ob ich ihm bei den Mathematik-Hausaufgaben helfen kann.
Am Morgen frühstücken wir zusammen und selbst Heide setzt sich zu uns. Ich fahre die Kinder in Kindergarten und Schule und dann anschließend ins Büro.
Gegen drei komme ich nach Hause und im Eingang bleibe ich stehen. Heide kommt mir strahlend entgegen und meint nur: "Frank hat mich überredet, ihn machen zu lassen." Er hat überall im Haus kleine Sträuße und Blumentöpfe platziert. Nicht aufdringlich, aber viel schöner als das sterile Weiß, was sonst überall vorgeherrscht hat. Ich gehe mit staunenden Augen durchs Haus und das erste Mal seit Langem fühle ich mich so richtig wohl hier. Draußen höre ich Kinder spielen - Florian bellt freudig - und mir laufen die Tränen.
Irgendwann steht Heide neben mir und reicht ein Taschentuch: "Das ist wie früher, als Markus noch klein war." Auch ihre Augen funkeln feucht.
Abends sitzen wir zusammen und überlegen, was für die Ankunft von Maria noch vorzubereiten ist. Ich werde, wie Heide auch, komplett mit einbezogen, als ob wir zur Familie gehören. Ich vermute Mal, dass Frank eine Entscheidung getroffen hat. Er möchte hier wohnen bleiben, und, wenn wir das wollen, uns integrieren. Innerlich muss ich zwar schmunzeln, denn normalerweise müsste das von mir ausgehen, aber vielleicht hat er unser Gespräch von gestern und die Kopfwäsche in diesem Sinne so ausgelegt. Was mir bei meinen Selbstgesprächen im Kopf aber auffällt. Es gefällt mir. Ich habe hier eine Familie. Und das ist schön.
Kapitel 8
Am Samstag ist bereits früh Action im Haus. Maria muss gegen elf abgeholt werden.
Was mich aber weckt: Astrid klopft um halb sieben an meine Schlafzimmertür: "Katja?" Ich höre aus dem Flur nur ein "Schht. Du kannst doch nicht einfach zu Katja. Das ist nicht deine Mama." Max zieht sie wohl zurück und ich fange schon wieder an zu weinen. Fuck. Ich will auch Kinder, habe ich das schon erwähnt?
Kurz darauf sitzen wir alle am Frühstückstisch und Astrid schaut beschämt nach unten. Ich gehe zu ihr: "Es ist doch nichts passiert", sage ich leise zu ihr ins Ohr.
Sie schaut mich traurig an: "Ich wollte doch nur kuscheln kommen", fängt sie dann weinend an und wirft sich mir an den Hals.
"Ast ...", fängt Frank an, doch ich hebe die Hand und stoppe ihn damit. Ich hebe sie hoch und wir beide gehen ins Wohnzimmer auf einen Sessel. Sie sitzt lange auf meinem Schoß und weint. Heide bringt uns einen Teller mit belegten Broten, damit wir etwas essen.
"Was hast du denn?", frage ich Astrid, als sie aufhört zu weinen. Sie schnieft und schaut zu den Broten. Ich reiche ihr eins zum Mund und sie beißt herzhaft ab. In der Spiegelung der Scheibe kann ich Frank und Max erkennen, die in der Tür zum Wohnzimmer stehen.
"Ich möchte eine Mama zum Kuscheln haben", sagt sie und kuschelt sich mit ihrem mit Marmelade verschmierten Mund an mich. Ich hätte fast laut aufgelacht, streichle dann über ihren Kopf.
"Du weißt, dass ich nicht deine Mama bin?", frage ich vorsichtig. Sie nickt: "Ich will aber trotzdem mit mir kuscheln. Papa ist halt Papa und die anderen Kinder im Kindergarten haben auch eine Mama zum Kuscheln."
Ich lächle sie an: "Du darfst immer gerne kuscheln kommen. Aber vielleicht lernt dein Papa ja eine andere Frau kennen und dann darfst du auch mit ihr kuscheln. Und Maria kommt ja heute auch."
Sie beißt wieder vom Brot ab. Mit vollem Mund nuschelt sie: "Aber ich will nicht, dass Papa eine neue Frau kennenlernt. Wir sind doch eine Familie in einem Haus oder nicht?"
Kinderlogik, so einfach und direkt. Ich sehe im Spiegel des Terrassenfensters, wie Frank sich umdreht und zum Tisch geht. Vermutlich brauche nicht nur ich gerade ein Taschentuch.
"Na ja, nur weil wir in einem Haus leben, sind wir nicht automatisch eine Familie, aber du darfst trotzdem gerne kuscheln kommen, versprochen."
Nach einem erneuten Drücker springt Astrid auf und sagt nur: "Super", und verschwindet, nicht ohne sich ein weiteres Brot zu nehmen, in Richtung Esszimmer.
Neben mir erscheint ein Taschentuch und eine männliche Stimme sagt erstickt: "Dankeschön."
Dann schaue ich alleine aus dem Fenster. Heide stellt eine Tasse mit Kaffee neben mich und geht den Tisch abräumen. Ich schaue verträumt in den Garten und esse das letzte Brot mit Marmelade. Ich mag sonst keine Marmelade, aber das nehme ich wohl gerade nicht wahr. Anschließend gehe ich nach oben und ziehe eine neue Bluse an.
Um halb eins kommt das Auto von Frank auf dem Hof an. Er hat uns gebeten, keinen Bohei um die Ankunft von Maria zu machen. Heide hat in Abstimmung mit Frank Senfeier vorbereitet, das ist das Lieblingsessen von Maria.
Um halb zwei kommt Familie Brandt, jetzt vollständig, in den Eingangsbereich. Astrid rennt auf mich zu und lacht mich an. Der Vormittag muss wohl gut verlaufen sein. So ein kleines Kind ist immer ein Gradmesser für Zwischenmenschliches. Florian schnuppert kurz an Maria, akzeptiert sie wohl wie den Rest der Familie Brandt auch als Familienmitglied und setzt sich dann neben Max. Verräter, denke ich bei mir.
Maria stellt sich selbst vor. Sie ist ein hübsches, junges Mädel mit einer schlanken Figur und einer ordentlichen Oberweite, definitiv mehr als ich. Sie hat blonde lange Haare und grüne Augen. Zusammen mit dem Knopf in der Nase und dem Grübchen auf der Stirn beim Lächeln ein echter Hingucker. Sie muss der Schwarm in der Schule sein.
Sie schaut interessiert auf das Verhalten von Astrid und Max und kommt dann auf mich zu. Sie lächelt erneut: "Du - ich darf doch du sagen - bist also die Frau, die uns hier an Leben hält?"
Sie grinst dabei und nimmt damit der Formulierung die Schärfe. Sie schüttelt meine Hand und sagt leise, so dass es Frank nicht hört: "Danke."
Sie wendet sich an Heide: "Da es heute Senfeier gibt, kann sowieso nichts schiefgehen mit uns. Ich hätte nur einen Wunsch."
Heide schüttelt auch ihre Hand und Maria fährt fort: "Mein bisheriges Leben verlief, na ja, etwas durchwachsen." Ich sehe einen Schleier über das Gesicht von Frank fahren, aber Maria fährt sicher fort: "Ich habe in den letzten Wochen viel in der Küche gearbeitet und Spaß daran gehabt. Darf ich Ihnen ein wenig über die Schulter schauen? Ich habe noch ein Jahr Schule nachzuholen, aber ich denke, dass die Küche mein nächstes Projekt wird."
Heide nickt lächelnd: "Gerne, wenn Frau von Braunau nichts dagegen hat, sofort. Ich bin noch nicht ganz fertig. Dann komm mal mit. Ach ja, auch bitte 'Du'."
Die beiden verschwinden in der Küche und lassen uns etwas verwirrt stehen. Dann aber lächelt Frank mich an: "Danke", sagt er leise.
Der Nachmittag ist total entspannt. Maria ist voll des Lobes über die Senfeier und danach kommt sie in einem Badeanzug zusammen mit Astrid nach draußen und wir verbringen einen wunderschönen Nachmittag miteinander. Am Abend lässt es sich Heide - zusammen mit Maria - nicht nehmen, wieder ein paar Salate zu kredenzen, und Frank und Max stehen vor dem Grill.
Später dann fallen Max und Astrid todmüde ins Bett und Heide zieht sich auch zurück.
Frank, Maria und ich sitzen auf der Terrasse und lassen es uns mit Wasser gutgehen. Maria hat zwar gesagt, dass Frank und ich gerne einen Schluck Wein trinken sollen, aber es war ohne Diskussion klar, dass wir zumindest im Augenblick nicht damit anfangen.
Wir schweigen eine Weile und genießen die Ruhe.
"Und du würdest meine Behandlung weiter finanzieren?", fragt sie auf einmal und schaut mich direkt an. "Warum?"
"Die einfache Antwort: Weil ich es kann. Die andere dauert länger."
"Ich habe Zeit", antwortet Maria und Frank ruft: "Maria!"
"Ist schon ok", meine ich und erzähle dann meine Geschichte. Vieles, aber nicht alles davon war natürlich in der Klatschpresse ausgebreitet, aber gerade das Thema Kinder und der Streit vor dem Bootsturn kannten bisher nur Werner und Heide, zumindest das meiste davon.
"Ihr seid die Ersten, denen ich meine ganze Geschichte erzähle."
"Warum?", fragt Maria.
"Weil ich es wichtig finde, dass Du weißt, dass Du mit diesen Gedanken und Vorwürfen nicht alleine bist. Du kannst auch gerne mit mir reden, wenn du magst. Mir zumindest hat das gerade geholfen."
Dann laufen Tränen über mein Gesicht und Frank springt auf, um mir ein Taschentuch zu holen.
Maria hat mir in der Zwischenzeit eine Hand auf meinen Arm gelegt und hat auch Tränen in den Augen: "Vielen Dank, auch für das Vertrauen. Ich verstehe jetzt, warum Astrid so eng mit Dir ist. Ich finde Dich toll."
Kapitel 9
Die nächsten Wochen sind eher unspektakulär. Ich gehe regelmäßig mit Astrid schwimmen und bringe ihr Selbiges bei. Manchmal sind auch Maria und Max dabei. Der hat seine Ablehnung gegenüber dem Schwimmen abgelegt. Es war ihm nur immer peinlich, dass er der Einzige in seiner Clique ist, der nicht schwimmen kann.
Maria ist eine gute Schwimmerin, sie hat auch eine ordentliche Kondition.
"Warum ist eigentlich dein Vater nie mit hier?", frage ich einen Nachmittag Maria.
Sie zuckt mit den Schultern: "Keine Ahnung. Er ist sonst immer viel mit uns im Wasser gewesen. Ich glaube auch nicht, dass es an dem Vorfall mit Astrid liegt. Ich frage ihn heute mal."
Danach zieht sie weiter ihre Runden und ich arbeite an der Beinarbeit von Astrid und Max.
Frank geht voll in seiner Arbeit auf. Unser Haus und der Garten blühen auf. Auch der Vorgarten bekommt einen neuen Blumenanstrich.
Er arbeitet weiter in unserer Firma und hat sogar zwei weitere seiner ehemaligen Kunden wieder in der Betreuung. Ansonsten sehen wir uns nicht viel. Er ist abends eher alleine, nur manchmal grillen wir gemeinsam.
Astrid hat die anfänglichen Anwandlungen etwas zurückgefahren, vermutlich, weil auch Maria wieder da ist. Trotzdem kommt sie fast jedes Wochenende morgens kuscheln und wir verbringen dann ein paar vergnügliche Stunden zusammen. Ich habe es mir angewöhnt, Frank in diesem Fall eine kurze WhatsApp zu senden, damit er weiß, wo sich seine kleine Tochter befindet. Ich darf sie zwischenzeitlich auch - wie Heide - aus der Kita abholen.
Kurz vor den Sommerferien macht die Klasse von Maria einen Ausflug in eine Hütte in der Nähe. Lagerfeuer, Übernachten und so. Sie hat ein wenig mit einem der Klassenkameraden angebändelt und erzählt mir, dass sie sich wieder die Pille verschreiben lassen möchte. In dem Zusammenhang vertraute sie mir auch an, dass es doch einfacher ist, mit einer Frau über solche Themen zu reden.
"Dir ist aber schon klar, dass ich nicht deine Mutter bin?", grinse ich sie an.
"Du bist aber da und mit dir kann ich reden", sagt sie nur, umarmt mich und lässt mich mit den Gefühlen einfach stehen.
Nachts um halb eins klingelt auf einmal mein Telefon. Maria. Ich hatte ihr irgendwann meine Nummer gegeben, damit ich sie abholen kann, wenn Frank keine Zeit hat.
"Ja?", frage ich verschlafen.
"Kannst du mich abholen?", fragt eine heulende Maria.
"Sofort. Wo und soll ich deinen Vater mitbringen?"
"Nein, das ist mir zu peinlich?" Sie legt auf und ich bekomme eine Adresse per WhatsApp.
Ich rufe Frank trotzdem an, fahre dann aber alleine los, ich habe da ein ganz schlechtes Gefühl. Er versteht es und bittet mich nur, ihn auf dem Laufenden zu halten.
An der angegebenen Adresse sehe ich eine Person auf der Straße sitzen, eine andere hat sich vor sie gestellt.
Als sie meinen BMW erkennt, steht Maria auf und reißt sich von dem Kerl los, der sie festhalten möchte.
Ich steige aus und sie rennt mir in die Arme: "Ich muss hier sofort weg", weint sie und ich setze sie in das Auto.
Der Typ, groß und etwas übergewichtig, kommt auf mich zu: "Du bist also die Schlampe, die Maria angerufen hat. Dich werde ich auch schön fertigmachen."
Ich habe als Jugendliche mal Taekwondo und Karate gelernt und zusammen mit dem Pfefferspray aus meiner Tasche liegt der Arsch kurz darauf auf der Straße.
"Können wir fahren?", fragt Maria und ich schaue sie im Auto an. Ihr Shirt ist aufgerissen und ihre Brust ist auf einer Seite frei. Der Rock fehlt ganz und der Slip eher nicht mehr existent. Ich schaue ihr ins Gesicht: "Hat er ..."
Sie schüttelt sofort mit dem Kopf: "Ich und Andrea, meine Freundin, haben aber alles auf Video. Er wollte mich erst zwingen, Alkohol zu trinken und danach zog er mich in eine Ecke und wollte mir an die Wäsche. Da bin ich weggelaufen."
Sie schluchzt wieder: "Nicht weit genug."
Ich nehme sie in den Arm: "Ich habe ihn zusammengeschlagen, ich kann und darf jetzt nicht fahren. Ich rufe jetzt die Polizei. Ist deine Freundin noch da?"
Sie nickt: "Ihr Freund hat ihr gesagt, dass sie nicht gehen darf."
Ich schüttle nur den Kopf und rufe die Polizei an. Dann gehe ich nach draußen und trete dem Arsch noch einmal in die Weichteile. Dann rufe ich Frank an und übermittle ihm die Adresse.
Frank hat ein paar Klamotten mitgebracht, die Maria überwirft. Der feine Herr, der eine so unschöne Begegnung mit mir hatte, wird von der Polizei mitgenommen. Er ist wohl kein Unbekannter und das aufgenommene Video ist so offensichtlich, dass die Beschwerde, dass er ohne Grund niedergeschlagen und in seine "Klöten" getreten wurde, ohne Kommentar ignoriert wird.
Wir sind erst sehr spät zu Hause. Maria ist bei mir mitgefahren. Sie hat sich bei Frank entschuldigt, aber sie wollte jetzt gerne mit mir zusammen sein.
Nachdem wir das Haus betreten haben, ist sie mir gefolgt und hat sich auf das Sofa im Wohnzimmer gesetzt. Sie schaut mich mit großen Augen an und ich setze mich zu ihr. Dann sprudelt es alles aus ihr raus. Sie weint lange und erzählt dabei stockend. Über ihre Kindheit, den Unfall, ihre Selbstvorwürfe, die Schwierigkeiten in der Schule, und vieles mehr. Auch das Gefühl, endlich zuhause zu sein und eine Person zu haben, mit der sie auch einmal über Dinge reden kann, die andere, vor allem Männer nicht verstehen.
Danach kuschelt sie sich an mich.
Ich werde langsam wach, weil sich eine kleine Maus an mich kuschelt. Als ich die Augen öffne, schaue ich in die Gesichter von Frank und Astrid. Frank hält eine Tasse hoch. Ich lächle, nehme den Kaffee und drehe meinen Kopf. Maria ist auf meinem Schoß eingeschlafen. Mir tut der Hals weh. Ich habe wohl den Kopf schief gehalten.
Frank schaut fragend zu Maria und dann wieder zu mir. Ich lächle und sage lautlos: "Ok."
Dann verschwinden Frank und Astrid wieder und lassen uns sitzen.
Nach einer Weile wird allerdings der Druck auf meiner Blase immer größer und ich versuche, Marias Kopf anzuheben, damit ich meine Beine unter ihr vorschieben konnte. Zusammen mit der Kaffeetasse in der Hand funktioniert das natürlich nicht und Maria wird wach.
"Hallo Mama", sagt sie leise und wird auf einmal richtig wach.
Erschrocken schaut sie mich an und weiß wohl erst einmal nicht, wo sie ist und warum. Ich stelle schnell die Kaffeetasse zur Seite und nehme sie in den Arm.
Sie seufzt nur und sagt leise: "Entschuldigung. Ich wollte nicht ..."
"Alles ok, meine Süße", sage ich leise und halte sie fest: "Es ist nicht schlimm und völlig ok."
Nach ein paar Minuten signalisiert meine Blase eine doch jetzt erhöhte Dringlichkeit und ich schiebe sie leicht von mir. Nach einem Kuss auf die Stirn sage ich leise: "Ich muss dringend mal, ich bin gleich wieder da."
"Ich auch", sagt Maria belustigt und lachend springen wir auf.
Nach ein paar Minuten komme ich wieder und sehe Maria in der Küche wirbeln: "Weckst du die anderen. Ich mache Frühstück."
Übermüdet, aber glücklich sitzen wir am Tisch und unterhalten uns über viele Themen, aber nicht über den Vorfall in der Nacht. Nur Max fragt kurz, warum Maria schon gestern Abend gekommen ist, aber Maria sagt nur, dass es ihr dort keinen Spaß gemacht hat.
Nach dem Frühstück meint Maria, sie würde sich gerne noch ein paar Stunden hinlegen und geht in ihr Zimmer. Dabei fällt mir auf, dass ich nach dem Umzug nicht mehr in der Wohnung und Marias Zimmer gewesen bin, die vier aber lustig bei mir leben.
"Kann ich mit dir sprechen?", fragt Frank mich, nachdem er die Kinder zum Spielen nach draußen geschickt hat.
"Hör mal ...", fange ich an, doch Frank unterbricht mich und kommt auf mich zu. Dann gibt er mir einen Kuss, sagt leise "Danke", und geht nach draußen.
Ich habe mich - glaube ich - erst wieder bewegt, als Astrid reinkommt und fragt, ob sie noch einen Kakao bekommen kann. Auf dem Weg in die Küche fahre ich mit einem Finger über die Lippen und versuche, den Geschmack von Frank weiter zu genießen. Ich werde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als ich mit dem Bein gegen die Tischkante remple.
Leicht humpelnd gehe ich mit Astrid raus und lege mich auf die große Liege neben Frank.
Er schaut mich an: "Schlimm?"
"Was, das Bein oder der Kuss?", frage ich lächelnd.
"Eigentlich beides. Ich hoffe nur, dass ich nicht zu weit gegangen bin."
Ich nehme seine Hand und halte sie: "Unerwartet, aber schön."
Wir liegen noch so da, als Astrid auf uns zukommt und sich neben mich legt.
Ich lege mich auf den Rücken und sie legt sich auf meinen Bauch, den Kopf auf meine Brüste. Frank hält wieder meine Hand und mich überkommt die Müdigkeit. Die Nacht war halt kurz.
Astrid ist wohl auch eingeschlafen, denn als ich aufwache, liegt sie noch auf mir und Frank ist weg. Dafür sitzt Maria, jetzt frisch gestylt und deutlich ausgeschlafener auf der Kante der Liege: "Du bist toll, weißt du das?"
Am Abend gehen wir gemeinsam essen und die Kinder akzeptieren, dass Frank und ich 'Händchen halten'. Ich habe zum Italiener eingeladen. Dabei sprechen Frank und ich die ganze Zeit mit den Augen miteinander. Maria bespaßt die beiden Kinder. Da morgen wieder Schule ist, fahren wir früh wieder zurück und gehen auch zeitig ins Bett. Nur Frank kommt noch mit ins Haus und wir stehen im Flur voreinander. Dann übernehme ich die Initiative und küsse ihn, diesmal aber länger und ich öffne leicht meinen Mund, was Frank auch sofort ausnutzt. Wir sind eine ganze Weile miteinander beschäftigt, bis wir uns irgendwann lösen und er in seine Wohnung geht.
Ich liege noch lange im Bett und überlege, was hier gerade passiert: "Du hast deine Familie gefunden", denke ich noch bei mir und dann schlafe ich ein.
Nachts werde ich wach, weil es an meiner Tür klopft. Astrid schaut zur Tür rein und schlüpft unter meine Decke: "Aber jetzt bist du meine Mama."
Ich schlafe weinend ein.
Am nächsten Morgen schaut Heide etwas verdutzt, als ich Astrid scheuche, dass sie in die Wohnung kommt, bevor ihr Papa sie sucht. Die Gesichtszüge entgleiten ihr vollständig, als ich von Maria und Max ein Küsschen auf die Wange und von Frank einen ordentlichen Kuss bekomme.
Nach dem Frühstück fahre ich die Kinder in Schule und Kindergarten und mit Maria zu ihrer Schule. Vorher telefoniere ich noch mit meinem Hausanwalt.
Am Eingang der Schule wartet ein junger, hübscher, Mann, der direkt auf uns zukommt. Als er mich sieht, wird er knallrot und langsamer.
"Was?", fragt Maria ihn, "das ist Katja, meine Mutter und sie hat das gemacht, was Du eigentlich mit Jürgen hättest machen müssen. Aber der feine Herr musste sich ja das Licht ausknipsen, obwohl ich mit dir über mein Problem gesprochen habe. Ja, Andrea hat mir erzählt, dass du mit Alkopops abgeschossen wurdest. Aber solange wir zusammen sind, passiert das nicht wieder.
Ach ja, Du darfst Freitag Abend bei meinen Eltern vorbeikommen und dich vorstellen."
Dann geht sie weiter und lässt ihn stehen. Ich folge schweigend, dass mit der 'Mutter' hat mich etwas aus der Bahn geworfen. Als ich an ihm vorbeigehe, zuckt er zurück. Meine Aktion scheint sich bereits herumgesprochen zu haben.
Ich gehe direkt zum Büro des Rektors. Die Vorzimmerdame schaut mich nervös an, doch als sie Maria erkennt, lächelt sie: "Das war mal nötig."
Ich bin sauer: "Nein. Es wäre nicht nötig geworden, wenn hier alle ihren Job richtig machen würden."
Dann gehe ich weiter und sie sagt: "Da können sie jetzt nicht rein. Die Eltern von Herrn Bramsche sind da drin."
"Die Eltern von dem Kerl?"
Sie nickt und ich öffne die Tür: "Maria, du wartest kurz hier."
Beim Öffnen der Tür fällt mir ein, woher ich den Namen kenne. Na, das wird ein Spaß.
Ein älterer Mann steht vor zwei Personen in meinem Alter, Anton und Julia Bramsche, Anton ein alteingesessener Arzt, Julia eine 'Bürgerliche' wie ich. Er hat einmal Markus behandelt, ansonsten gehören sie zu den 'wichtigen Persönlichkeiten der High Society' in dieser Stadt. Gerade Julia habe ich gefressen.
"Ja guten Morgen, der wohlerzogene junge Mann, der gestern versucht hat, Maria zu vergewaltigen, ist also euer Sohn."
"Da ist nichts bewiesen und die kleine Schlampe ..."
Weiter kommt sie nicht und ich lege meine Karte auf den Tisch: "Die Aufzeichnungen sind alle bei der Polizei und mein Anwalt vertritt Frau Brandt. Sie wohnt jetzt bei mir. Wir haben ein Annäherungsverbot erwirkt und alles Weitere klären wir nicht hier. Darf Maria am Unterricht teilnehmen oder klären wir das auch anwaltlich?"
Der Rektor schaut erst mich an und dann die Eltern von dem Arsch: "Sie haben mir da ja eine ganz andere Geschichte erzählt, die allerdings so gar nicht zum Verhalten ihres Sohnes passt. Das erklärt auch die beiden Herren von der Polizei, die heute Morgen hier waren und seinen Spind durchsucht haben. Ich schlage vor, dass sie beide die Schule verlassen. Ihr Sohn wird bis auf weiteres vom Schulbetrieb ausgeschlossen, bis das hier aufgeklärt ist."
Julia Bramsche sagt zu ihrem Mann: "Komm, wir gehen, die Schlampe scheint hier wohl mehr Gehör zu finden."
"Das mit der Schlampe haben sie vor Zeugen gesagt, Dankeschön." Der Rektor nickt eifrig und die beiden verlassen den Raum. Ich gehe ihnen hinterher, da ich Maria noch im Vorraum vermute. Ich sehe gerade noch, wie Julia Maria eine Ohrfeige geben will, da liegt sie auch schon auf dem Boden. Der eigene Mann hat wohl etwas fester zugefasst: "Du bist jetzt mal ruhig! Du bist hier die Schlampe. Deinen Sohn verzogen und mir das Geld aus der Tasche gezogen. Ich gehe zum Anwalt, hoch lebe der Ehevertrag."
Maria steht noch etwas perplex da, kommt dann aber zu mir und umarmt mich.
Ich hatte ihr noch auf den Weg gegeben, dass sie mich heute jederzeit anrufen könnte, und ich würde mich kümmern.
Mittags sitze ich mit Werner in einem Restaurant: "Bevor du es über den Flurfunk hörst: Frank und ich haben etwas miteinander, Astrid nennt mich Mama und ich aber gestern Nacht einem Arsch, der sich an Maria vergehen wollte, etwas wehgetan. Ach ja, die Bramsches lassen sich scheiden."
Werner schaut sie schief an: "Na endlich."
"Was jetzt?", frage ich gereizt.
"Na alles, Frank und Du, das musste ja passen und die Kinder mögen dich. Jedes Mal, wenn ich dich getroffen habe, fragt mich Wolfgang, ob ihr schon in der Kiste wart."
Ich zeige ihm einen Stinkefinger.
"Dann muss er aber noch warten. Das ist für mich nicht Prio 1."
Dann lade ich ihn noch am Freitag zum Grillen ein.
Kapitel 10
Die Woche ist wieder total unspektakulär, allerdings schmusen und küssen Frank und ich uns, wann immer wir die Gelegenheit haben. Nur in der Küche lassen wir die Finger voneinander, Heide meinte, wir benehmen uns wie zwei 13-Jährige, die das erste Mal vorm Petting stehen. Zwei nicht mehr 13-Jährige mit knallrotem Kopf schlichen daraufhin kleinlaut aus der Küche.
Freitag. Max und Astrid haben Freunde einladen dürfen, damit sie nicht so alleine spielen müssen. Den Eltern von Max' Freund sind fast die Augen ausgefallen, als sie vor dem Anwesen das Auto angehalten haben, und Felix, der Freund von Max ausstieg. Er hat, wie auch die Freundin von Astrid, eine Tasche dabei. Sie schlafen heute hier.
Werner und Wolfgang kommen gegen fünf und bringen eine Kiste gekühlten und alkoholfreien! Champagner mit.
"Ich mag die beiden jetzt schon", flüstert Maria in mein Ohr.
Um sechs schmeißen wir den Grill an und sind in geselliger Runde, als es erneut klingelt. Heide geht zur Tür und nach ein paar Augenblicken kommt sie nach draußen und lacht herzhaft.
Ich schaue sie an: "Da draußen ... Maria ... ist für dich ..." Heide hält sich am Türrahmen fest, damit sie nicht umfällt.
Maria fängt zu strahlen an, streckt aber Maria noch die Zunge raus, als sie zur Tür rennt.
Heide verschwindet in der Küche, um in Ruhe lachen zu können. Es dauert eine Weile, dann klingelt mein Handy: "Kommst du mal kurz?", fragt Maria trocken.
Ich gehe nach vorne und in der Tür stehen drei Personen. Den jungen Mann kenne ich, aber die beiden dahinter nicht. Maria hält einen Blumenstrauß in den Armen, der stark nach einem Leerkaufen eines ganzen Blumenladens aussieht.
"Ja? Kann ich helfen?", frage ich und Maria schaut mich an: "Katja, darf ich dir Manuel vorstellen? Mein Freund. Bis zum Namen haben wir es ja am Montag nicht mehr geschafft."
Ich gebe ihm die Hand: "Hallo Manuel. Ich muss den Aussagen von Maria nichts mehr hinzufügen. Komm gerne rein."
Maria will mir noch die beiden anderen Personen vorstellen, aber der Mann kommt mir entgegen und gibt mir die Hand: "Miguel de Presara, guten Tag Frau von Braunau. Und das ist meine Frau Manuela." Sie reicht mir auch die Hand. Dann übernimmt er wieder: "Wir möchten uns persönlich entschuldigen, was ihrer Tochter letzte Woche passiert ist, und dass mein Sohn, sagen wir einmal, nicht wirklich hilfreich war. Er hat sich fürchterlich geschämt hinterher und wir hoffen, dass er und Maria das irgendwann vergessen können."
"Kommen sie doch rein, wir sitzen hier in lustiger Runde mit Familie und Freunden zusammen. Ich denke, dass die beiden das schon hinbekommen. Wie gesagt: Maria hat am Montag alles gesagt, was gesagt werden musste. Dass ihr Sohn heute hier ist, zeigt Größe."
Die Mutter von Manuel schaut sich um: "Aber wir können noch nicht ... wir haben nicht ..."
"Doch, sie können. Wer so einen Sohn aufzieht, darf auch einmal feiern."
Es ist ein wunderschöner Abend, Heide muss zwar immer noch ein paarmal kichern, aber wir gönnen es ihr. Als sie die Tür geöffnet hat, waren Blumen zu sehen und hinter dem Bukett hörte sie Stimmen auf Spanisch fluchen.
Ich unterhalte mich viel, bin aber eigentlich immer in der Nähe von Frank und wir zeigen allen unseren Beziehungsstatus.
Die Kinder gehen irgendwann schlafen, Heide kümmert sich rührend und gegen Mitternacht verschwinden die letzten Gäste. Manuel darf auf Marias Wunsch bleiben, aber sie hat ihm klar gesagt, dass es hier Gästezimmer gibt.
Also stehen Frank und ich wieder im Eingang und wir schauen uns an. Ihm kann man nicht nur im Gesicht ansehen, dass er Lust auf mehr hat: "Magst du mit auf einen Kaffee hochkommen?"
Er lacht auf und gibt mir einen Kuss: "Ich würde Latte mitbringen?"
Lachend gehen wir in mein Schlafzimmer und plötzlich sind wir wieder die zwei Jugendlichen, die zum ersten Mal zusammen in einem Bett schlafen werden.
Ich küsse ihn und ziehe sein Hemd aus. Ich mag seinen Duft. Er zieht mein Shirt aus und den BH sofort danach. Wir betrachten uns eine Weile, bis er anfängt, langsam an den Seiten meiner Brüste vorbeizustreichen. Ich bekomme eine Gänsehaut und küsse ihn erneut.
Kurz darauf habe stehen wir nackt voreinander und schauen uns nur an: "Du bist wunderschön", haucht Frank und küsst mich. "Ich weiß", flüstere ich und ergänze: "Ich liebe dich auch."
Er schiebt mich zurück: "Du ... ich dich mehr ..."
Dann liegen wir im Bett und ohne weitere Diskussion und Vorspiel dringt er in mich ein. Ich bin schon die ganze Zeit so nass, dass er trotz der langen Abstinenz problemlos eindringen kann. Ich bekomme meinen ersten Orgasmus, als er meinen Muttermund erreicht. Man gut, dass ich hier alleine Schlafe. An Manuel zwei Zimmer weiter denken wir ihm Augenblick wohl nicht.
Frank stößt langsam aber fest immer wieder in mich und so kommen wir beide nach kurzer Zeit. Es steht 2:1, und wir beide sind komplett verschwitzt und liegen nebeneinander.
Ich streiche über seine Brust. Er ist behaart, aber die Haare um sein bestes Stück sind ordentlich getrimmt, wie bei mir auch. Ich bin kein Freund von Geschlechtsteilen, die aussehen, als ob man mit einem Kind schläft, aber durch einen Wald muss man auch nicht lecken.
Wir küssen uns erneut und drehen uns zueinander. Nach kurzer Zeit steht er schon wieder und ich lege mich in die Embryohaltung, damit er mich hart von hinten nehmen kann. Diesmal dauert es Länger, aber wir kommen wieder gemeinsam und wieder sehr laut.
Kurz vor dem gemeinsamen Einschlafen kommt mir noch ein Gedanke, aber der verflüchtigt sich mit dem Zufallen der Augen.
Es klopft leise an der Tür: "Katja?"
Ich schlage die Augen auf und ohne nachzudenken, sage ich: "Komm rein!" Frank, der gleichzeitig wach wird, schmeißt noch schnell die Decke über uns.
Maria kommt ins Zimmer, schaut uns an: "Too much Information. Das Bild bekomme ich nie wieder aus dem Kopf." Dann geht sie lachend und mit rotem Kopf aus dem Zimmer. Wir hören noch: "Wir warten mit dem Frühstück."
Ich vermute einmal, dass unser Kopf eine ähnliche Farbe aufweist, aber egal. Ich drehe mich zu Frank, gebe ihn einen Kuss und ziehe ihn aus dem Bett.
Wir duschen gemeinsam in meiner großen Dusche und ziehen uns an. Auf einmal kommt der Gedanke vom Einschlafen wieder. Ich setze mich auf den Boden.
Frank schaut mich erschrocken an: "Alles ok, Schatz?" Das war jetzt offiziell das erste Mal "Schatz", grinst der Teufel in mir, aber ich schaue Frank trotzdem traurig an: "Falsche Zeit und ungeschützt."
Er zieht mich hoch, küsst mich und meint nur: "Du wolltest doch eigene Kinder, oder?"
Kurz darauf sind wir angezogen und kommen nach unten. Ich bin sprachlos, aber glücklich.
Wir werden von der Meute erwartet und als wir Manuels rotes Gesicht und Marias bösen Blick sehen, da wissen wir, dass wir laut genug waren.
Astrid schaut mich fragend: "Mama? Warum seid ihr so rot im Gesicht?"
"Frag deinen Papa?", antworte ich und greife mir ein Croissant. Der streckt mir die Zunge raus.
Wir entscheiden uns, heute in den Zoo zu gehen, und Frank und ich unterhalten uns lange mit Manuel. Maria wird immer nervöser, bis ich mich mit ihr unterhalte und ihr erkläre, dass wir ihn einfach nur näher kennenlernen und ihn nicht verhören wollen. Er ist ein netter Kerl und wohl auch etwas unerfahren im Umgang mit den Familien der Freundin. Ist für mich ein gutes Zeichen.
Ich nutze den heutigen Tag auch, um mich länger mit Max zu unterhalten. Er ist mir gegenüber immer noch sehr zurückhaltend, und jedes Mal, wenn Astrid 'Mama' sagt, zuckt er zusammen. Während wir vor dem Löwengehege stehen, spreche ich ihn an: "Ich will euch nicht eure Mama wegnehmen. Diesen Platz im Herzen solltest Du dir immer behalten. Ich bin nur da, wenn ihr Fragen habt oder Probleme habt, die ihr mit eurem Vater nicht besprechen wollt. Und Du musst mich nicht Mama nennen. Maria sagt auch Katja zu mir."
Er schaut mich lange an: "Und Du hilfst mir trotzdem weiter beim Schwimmen und den Hausaufgaben, auch wenn ich nicht Mama sage?"
"Na klar. Ich bin Katja, und ich will Dir helfen, nicht bestimmen."
Er grinst und ich ergänze schnell: "Aber ein paar Regeln gelten auch bei mir."
Er rennt lachend zu Maria und nimmt ihr den Bollerwagen weg, mit dem wir Astrid und unsere Speisen und Getränke mitführen.
Am Abend grillen wir wieder und diesmal schläft Manual nicht im Gästezimmer.
Kapitel 11
Eine Woche später fahren wir in den Urlaub. Da wir kurzfristig planen mussten - bis vor ein paar Wochen waren Frank und ich ja noch nicht einmal richtig zusammen - vermittelt uns Manuels Vater eine Unterkunft in der Nähe von Barcelona bei Freunden. Sie haben auch gleich die Gelegenheit genutzt und kommen mit.
Also beziehen wir zwei Häuser, in dem einen Wohnen Frank, Max, Astrid und ich; in dem anderen Manuels Familie und Maria.
Wir haben ein paar wunderschöne Tage und am Freitagabend gehen wir gemeinsam Essen. Frank hat darauf bestanden, dass wir uns schick machen und Miguel hat bei einem Bekannten einen großen Tisch mit Tapas und Paella bestellt.
Nach dem Essen sitzen wir noch zusammen und genießen den Abend, als Astrid mich fragt, ob ich kurz mit ihr aufs Klo kann. Ihr wäre nicht gut.
Nach ein paar Minuten kommen wir zurück, war wohl nicht zu schlimm. Ich bleibe spontan stehen. Unser Tisch ist an die Seite geräumt und alle stehen hinter Frank. Als ich dann auch noch Werner, Wolfgang und Heide erblicke, werde ich nervös. Was läuft denn hier?
"Was ...", fange ich an und schaue zu Astrid. Die ist aber schon lachend hinter ihrem Vater verschwunden und steht vor Maria und Manuel.
Ich gehe langsam auf die Versammlung zu und im gesamten Restaurant ist es mucksmäuschenstill.
"Frank?", frage ich.
Er lächelt mich an: "Ich habe die letzten Wochen lange mit mir und mit den anderen diskutiert. Zum einen möchten wir uns bei dir bedanken, dass Du uns so aufgenommen hast, zum anderen habe ich die letzten Wochen und Monate jemanden kennengelernt, der mir soviel Rückhalt und Freude geschenkt hat, dass ich wieder nach vorne schauen kann, ohne Angst zu haben." Ich fange an, leicht zu zittern: "Frank?", frage ich nervös erneut. Er schaut mich lächelnd an: "Vielleicht bin ich einfach zu spontan, aber einen Versuch ist es wert und ich liebe dich so sehr, dass es schon fast weh tut."
Er kniet sich hin und ich bekomme weiche Knie: "Katja von Braunau, vor meiner Familie und diesen Freunden hier möchte ich Dich fragen: Willst Du meine Frau werden?"
Es ist weiter mucksmäuschenstill, nur im Hintergrund höre ich flüstern, vermutlich wird hier simultanübersetzt.
Frank öffnet ein Schächtelchen und darin sind zwei Ringe, eine Kombination aus Weiß- und Gelbgold, die Farben in Wellen miteinander verschlungen, der kleinere von beiden mit einem kleinen Stein in der Mitte. Genau mein Geschmack. Wunderschön.
Mir laufen die Tränen und ich schaue mich um. Alle starren mich an und die anderen Gäste im Restaurant sind in ihren Bewegungen eingefroren.
Ich wüsche mir Tränen aus den Augen: "Frank, du bist ein Spinner, aber ein süßer. Natürlich will ich dich heiraten."
Er nimmt meine Hand und steckt den Ring an meine Hand. Ich knie mich hin und mache das Gleiche bei ihm. Dann küssen wir uns. In Filmen wird jetzt gejubelt und geklatscht, aber es ist weiter still. Ist wohl kein Film, wundere ich mich und küsse Frank weiter.
"Ähäm ...", höre ich Maria, die sich räuspert. Wir schauen auf und sehen Franks Kinder neben uns knien - wobei Astrid einfach stehenbleibt, das passt mit der Größe. Astrid hält uns eine Schmuckschachtel mit drei Ringen drin und Max fragt: "Und wir?"
Der Saal tobt, als Frank und ich den Kindern auch einen Ring anstecken und wir dann gemeinsam aufstehen. Das hat die kleine Gemeinde wohl so auch noch nicht erlebt. Der Inhaber, welcher natürlich von Miguel eingeweiht wurde, gibt diverse Runden eines Kräuterlikörs aus, der in dieser Region hergestellt wird. Für uns, die wir zurzeit alle auf Alkohol verzichten, hat er eine entsprechende Komposition ohne Alkohol bereitgestellt. Ich umarme Heide, Werner und Wolfgang, die über das Wochenende bleiben werden.
Später wende ich mich an Frank: "Wie lange planst du das schon?"
Er lächelt mich an und gibt mir einen Kuss: "Seit zwei Wochen. Astrid hat einen deiner Ringe 'ausgeliehen' und Werner hat hier zusammen mit Miguel alles arrangiert. Aber das mit den Kindern ...", er stockt und ihm läuft eine Träne die Wange herab, "das war ungeplant. Maria muss Werner nach dem Juwelier gefragt haben."
In dieser Nacht bekommen wir beide relativ wenig Schlaf und am Morgen fühle ich mich etwas abgefüllt, da Frank alle - und in zumindest einer war ich bis heute Jungfrau - Körperöffnungen mit seinem Saft abgefüllt hat. Außerdem wohl etwas empfindlich, aber es war und ist wunderschön.
Zum Frühstück habe ich auch noch eine Überraschung für Frank. Meine Periode ist ausgeblieben und ich habe, mit der Hilfe von Manuela, der Frau von Miguel, gestern einen Schwangerschaftstest gekauft.
Beim Frühstück entschuldige ich mich kurz und komme dann mit dem Ergebnis, dass ich gestern bereits gesehen habe, zurück.
Frank, der sich gerade mit Werner angeregt unterhält, bekommt gar nicht mit, dass ich ihm den Test neben den Teller lege und stattdessen sein Messer wegnehme.
Er schaut verdutzt auf, da alle Gespräche gestoppt haben, und fragt dann: "Was ist?", da keiner etwas sagt, sondern alle nur zu ihm schauen. Ich schaue etwas nervös, aber blicke ihn auch einfach an.
"Habe ich Marmelade an der Nase?", fragt er, leicht erbost. Alle lächeln erneut und Maria fragt: "Kannst du mir mal dein Messer geben? Meins ist heruntergefallen."
Erst da erblickt er das einem Fieberthermometer ähnliche Gerät und das Plus auf dem Teststreifen irritiert ihn erst, dann schaut er mich an: "Seit wann?"
"Na ja, das erste Mal?", sage ich nervös, da ich immer noch nicht weiß, wie er reagiert.
Er springt auf, reißt mich vom Stuhl und küsst mich stürmisch. Astrid und Max, die etwas verwirrt schauen, werden von Heide informiert, da auf einmal alle Rufen und lachen.
Am Nachmittag, Astrid und ich kuscheln auf einer Liege miteinander, fragt Astrid leise: "Darf ich weiter mit dir kuscheln, auch wenn du ein Baby bekommst?"
"Na klar, mein Kind, na klar."
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