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Der Schulball (9) - Ruhe vor dem Sturm? (fm:Das Erste Mal, 6785 Wörter) [9/24] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Aug 24 2022 Gesehen / Gelesen: 7588 / 5783 [76%] Bewertung Teil: 9.47 (36 Stimmen)
Der Grillabend bei Annas Eltern rückt näher - wer wird sich dort noch näher rücken ?

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"Du hast doch nicht?" Leonores Stimme glich einem leisen Flüstern, während sie Anna, die neben ihr im Bus saß, mit weit aufgerissenen Augen musterte. Beinahe überschlugen sich ihre Töne vor Neugierde, sanftem Entsetzen, gerade noch zurückgehaltener Erregung und vor allem aber pulsierenden Wissensdrang. Ihre Stimme vibrierte und in ihren Ohren knackste es, sodass sie nur ein Rauschen vernahm, so intensiv hörte sie wohl ihren eigenen, heftig erregten Pulsschlag. Sie wollte alles hören, erahnen, mitbekommen, wie es wohl war und wie Anna sich dabei gefühlt hatte. Und das alles kombiniert mit dem in ihr köchelnden Frust, den sie selbst doch mit ihrem Freund erlebt hatte, ohne aber dieses Thema vorerst an-sprechen zu wollen, denn es war auch ihr peinlich, was da passiert war. Oder sollte sie nicht sogar eher formulieren: ihr war peinlich, was da nicht geschehen war.

"Nein, aber fast! Aber ich hätte ihn gelassen!", hauchte Anna mit sanft roten Wangen zurück, verträumt und zugleich wie total geistes-abwesend wirkend. "Ich habe ihm aber gesagt, dass er es aber das nächste Mal darf."

"Das hast DU ... gesagt und ... es aber schon fast .... getan?"

Leonores Augen weiteten sich und sie lief rot an - nicht aus Scham, sondern aus Hitze und Erregung heraus, ein klein wenig auch von sanftem Neid herausgetrieben. Neugierde aber primär war ihr Beweggrund! Ganz kurz überlegte sie, ob auch sie erwähnen sollte, was bei ihr selbst mit Wilfried gestern vorgefallen war und dass sie ihn ja in dem Moment auch sehr weit gehen hätte lassen. Aber nein, das wollte sie dann doch lieber nicht, denn das Ereignis war eher banal und dann eben auch zutiefst peinlich. Eben typisch Wilfried, sozusagen, ein wahrer Tollpatsch, wenn es dann darauf ankam, im wahrsten Sinn des Wortes wohl, seinen Mann zu stehen. Sie fühlte sich nicht recht glücklich mit ihrem Freund - und in Wirklichkeit passte so viele Dinge auch gar nicht mit ihm. Schon gar nicht bei dem, was gestern geschehen war oder eben - eine Unvollendete blieb, leider aber nicht in der Qualität etwa eines Beethoven! Ihr Freund ließ sie immer wieder einfach so zurück, als würde er sich für das schämen, was sie getan hatten. Und das, wo doch ein jeder Junge darauf scharf war, das machen zu dürfen, was sie ihm diesmal sogar erlaubt hätte. Das war doch verrückt, sagte sie sich. Oder sogar erniedrigend, zurückweisend und abstoßend, gegen sie gerichtet, wenn er in solch einem Moment dann versagte. Oder war er denn, aber das glaubte sie dann doch nicht. War er schwul und tat nur so, als würde er sich für Mädchen interessieren, um seine geheime Leidenschaft dadurch im geheimen austoben zu können. Wilfried? Konnte es sein, nein, das konnte sie sich auch nicht vorstellen. Abgesehen davon, wer wäre denn dann sein Freund gewesen. Und NEIN, das wollte sie sich dann doch schon überhaupt nicht vorstellen. Nein, also schweigen und abwarten, was sich hier entwickeln konnte, das war die bessere Devise.

Immer wieder nahm Wilfried offenbar diesen ganzen Bibelkram in der Kirche viel zu ernst, sah sie sehr wohl zumindest eine Teilschuld für das peinliche Versagen in all diesem verstaubten Firlefanz. Mein Gott, im wahrsten Sinn des Wortes, diese alten Kerle in der Bibel drehten sich doch die Welt zurecht in eine Form von Patriarchat, so wie sie selbst es sich im Suff oder Traum oder Wahn ausdachten. In der Bibelstunde hatten sie das zwar nicht deutlich gemacht, aber wenn man das Alte Testament gelesen hatte, war es offensichtlich und ... egal ... Wasser predigen und Wein trinken, das war doch immer schon deren Devise gewesen. Was war mit Maria Magdalena - warum durfte sie nicht ganz einfach die Geliebte von Jesus sein, was war denn da schon dabei. Ob sie nun potentiell wirklich davor eine Hure gewesen war oder nicht - was zählte es denn, wenn sie sich durch ihn geläutert fühlte und das auch wurde. Und wenn man genau las, dann war es ja seine Devise gewesen, alle zu lieben und niemanden auszugrenzen. Also auch nicht solch eine ... einfach lächerlich, wie sich die Schriften da innerhalb von wenigen Seiten schon widersprachen. Und wenn man das aufzeigte, dann war das schon Blasphemie, Gotteslästerung. Lächerlich, ihr Deppen - und wenn ihr vom Wort Gottes sprecht, dann ist das ja auch die Überlieferung der Überlieferung der ... das ganze wohl schon hundert Mal verfälscht, angepasst, erweitert, ergänzt und im Sinne so korrigiert, dass gar nichts mehr übergeblieben ist.

Und dann insbesondere der ganze Unfug mit dieser jungfräulichen Empfängnis von Maria und all der Scheiß dazu noch. Das war frauenfeindlich in einem Ausmaß, dass denen wohl nicht einmal bewusst

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