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Myari (fm:Romantisch, 5718 Wörter)

Autor:
Veröffentlicht: Apr 26 2023 Gesehen / Gelesen: 12253 / 10688 [87%] Bewertung Geschichte: 9.44 (267 Stimmen)
Ein eigentlich harmlos klingender Satz läutet das Ende meiner Ehe ein. Die Flucht nach Thailand beschert mir eine bezaubernde Landschaft und ein noch bezaubernderes weibliches Wesen

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"Ich gehe ins Friedrichs", sagte Ines. Nein, sie sagte es nicht. Sie sprach nicht wie sonst, mit fester Stimme. Es war eher gehaucht, fast geflüstert. Eine Reaktion wurde von mir erwartet. Ich schaute sie an, reagierte jedoch nicht. "Ich gehe ins Friedrichs", wiederholte sie noch einmal. Ich bewegte mich. Leckte über meine Lippen. Ich hörte die Worte, verstand sie auch, aber das Resultat dessen war noch nicht bis in mein Gehirn vorgedrungen. Meine Frau wiederholte es nochmal. "Ich gehe ins Friedrichs". Diesmal war es mit einem Abschlussende betont. Dementsprechend drehte sie sich auch einfach um und ging hinaus. Normalerweise hätte ich ihr einen Kuss gegeben und noch gesagt 'ich liebe dich', aber ich war wie gelähmt. Genauso gut hätte sie sagen können 'ich verlasse dich', das Resultat wäre dasselbe gewesen. Vielleicht nicht gleich, aber im Laufe der Zeit. Ich hatte schon gemerkt, dass heute etwas anders ist. Sie erschien nicht wie sonst zum lösen des Kreuzworträtsels. Sie hatte sich also in der Zeit zurechtgemacht. Zum Ausgehen.

Ich hatte schon geahnt, dass es irgendwann so kommen würde. Aber nicht so früh. An fing es mit Gerlinde, ihrer Schulfreundin. Die als erste dorthin ging, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte. Dann Sigrid, die Witwe. Und Beate. Sie alle mussten meiner Frau diesen Floh ins Ohr gesetzt haben. Das Friedrichs war als Aufreißer Schuppen bekannt. Witwentröster. Ines hatte mich schon mehrfach bekniet, mit ihr dorthin zu gehen. Zum tanzen. Aber da gab es kaum Paare. Und tanzen war auch nicht so mein Ding. Zur Musik bewegte sich eher mein Gehirn, als meine Extremitäten. Also mit anderen Worten, Frauen, meist ältere, gingen dorthin, um Spaß mit meist jüngeren Männern zu haben, und diese gingen dort hin, da es dort relativ einfach war, eine Frau für eine oder wenige Nächte aufzureißen. Sicher würde es heute noch nicht zu so einer Situation kommen, aber irgendwann schon.

Ich muss minutenlang auf dem Stuhl gesessen haben. Ich seufzte, und stand auf. Manchmal muss ein Mann eben tun, was ein Mann tun muss. Ich holte die Notfallmappe aus dem Schrank. Hier waren alle wichtigen Dokumente drin. Das war das Wichtigste. Dann ging ich an den Laptop. Suchte eine Verbindung. Das Ziel war klar. Schon vor einiger Zeit hatte ich mich damit beschäftigt, was wäre wenn. Nicht wie das hier, sondern wenn Ines sterben würde vor mir. Krankheit, was auch immer. Meine Wahl wäre Thailand gewesen. Dort ist das Leben so billig, da würde die spätere Rente dicke reichen und ich hatte ja noch etliches an finanziellem Polster. Das Aktiendepot von der Erbschaft hatte mittlerweile einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht. So würde es selbst jetzt reichen. Somit hatte ich mich schon mit dem ganzen drumherum beschäftigt. Jetzt würde es Ernst werden. Ich buchte. Hin - und Rückflug. Das würde erst mal reichen für die Einreise. Das Touristenvisum. Den Rückflug konnte ich dann immer noch stornieren. Für einen längeren Aufenthalt muss man sich dann noch ein sog. Rentnervisum besorgen. Dazu musste ich evt. noch Geld umschichten.

Ich packte den Koffer. Erst nahm ich viel zu viele Sachen aus dem Schrank. Dann überlegte ich, das meiste könnte ich da ehh nicht gebrauchen. Anderes Klima. Ich würde mir Sachen dort kaufen. Also wieder retour. Ich schaute noch in alle Schränke. Ich nahm nur mit, was mir wichtig erschien. Dann nahm ich noch meinen Rucksack, darin wanderte die Dokumentenmappe, und ein wenig Verpflegung, der Laptop, die Ladegeräte, und der Datenspeicher. Dann rief ich mir ein Taxi. Wehmütig schaute ich mich noch im Haus um und trat vor die Tür. Ich schloss ab, den Schlüssel nahm ich mit, ein letztes Souvenir. Das würde ich also jetzt alles hinter mir lassen, wo ich den längsten Teil meines Lebens verbracht hatte. "Zum Bahnhof", sagte ich zum Taxifahrer. Ein letzter Blick und ich wischte verstohlen eine Träne aus dem Auge. Kurz vor Mitternacht würde noch ein letzter Zug gehen. Frankfurt. Ich sprach noch meinem Chef auf die Mailbox. Die Kündigung. Es war ja nur ein Hilfsjob, er würde schnell jemand neuen finden. Meinen gutbezahlten, aber stressigen Job hatte ich schon vor Jahren gekündigt. Diesen hier hatte ich nur wegen der Krankenkasse. Mein Leben konnte ich aus meinen Ersparnissen locker finanzieren. Ines arbeitete ja auch noch.

Von Frankfurt ging es weiter nach Bangkok. Ich war ein wenig wie in Trance und bekam nur wenig mit. Wie ein Roboter, funktionierte ich einfach nur. Dort angekommen, besorgte ich mir gleich eine einheimische SIM Karte. Auf der alten Nummer waren natürlich schon etliche SMS angekommen. Nachrichten waren auch auf der Mobilbox. Ich würde diese nicht abhören oder anschauen. Die waren alle von Ines. Nach ein paar Tagen würde sie mich sicher als vermisst melden. Die Polizei würde

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