Was Männer mögen (fm:Romantisch, 4388 Wörter)

Als ich aufwache, sehe ich, dass eine nackte Blondine neben mir im Bett liegt. Im ersten Moment bin ich ein wenig überrascht, doch dann erkenne ich, dass es sich um Finja handelt. Schlagartig kehren die Erinnerungen an die Party des letzten Abends zurück in mein Gedächtnis. Nein, es ist nicht komplett ausgeartet, obwohl ihre Eltern für drei Wochen im Ausland sind. Klugerweise haben sie dafür gesorgt, dass Pascal in dieser Zeit wieder in seinem Elternhaus wohnt. Für eine Dreizehnjährige ist Finja keineswegs unreif. Allerdings ist sie bereits neunzehn, da hängt die Messlatte naturgemäß ein wenig höher. Wir haben uns vor ungefähr sechs Monaten über meine Cousine kennengelernt und chillen häufiger zusammen. Ich gähne herzhaft, strecke mich und schaue auf mein Handy. 9:48 Uhr. Meine Freundin schläft wie ein Stein und schnarcht dabei wie Hugo, der alte Mops meiner Tante Agathe. Da ich neben ihrem Schnarchen auch das Knurren meines Magens vernehme, stehe ich auf und torkele ins Badezimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche geht es mir besser. Wieder einmal bin ich überrascht, wie schnell das Föhnen erledigt ist. Vor zwei Wochen habe ich gefühlt einen halben Meter meiner dunkelbraunen Haare bei meiner Friseurin gelassen. Jetzt sind sie halblang, davor reichten sie mir fast bis zum Po. Nun sehe ich nicht mehr aus wie eine brave, süße Sechzehnjährige, sondern erwachsener und deutlich frecher. Mir gefällt mein neuer Look. Die Frage ist nur, ob er auch dem Kerl gefällt, der mich mit meiner langen Mähne bislang immer ignoriert hat.

Aus meiner Tasche angle ich mir gerade meine schwarze Unterwäsche, die ziemlich knapp und sexy ist, als ich Geräusche vernehme, die weder von Finja noch von mir stammen. Das laute Rascheln einer Tüte, in der sich vermutlich leckere Brötchen befinden, und der Duft von Kaffee, der verlockend aus der Küche dringt, ziehen mich geradezu magisch ins Erdgeschoss. Kaum erblickt mich Pascal, fällt ihm fast die Tüte herunter. "Alles okay?", frage ich ihn, weil er mich total entgeistert ansieht. "Wusstest du etwa nicht, dass ich bei euch übernachte?"

"Doch, klar. Alles in Ordnung. Ich bin nur nicht gewohnt, dass hier halbnackte Frauen herumlaufen."

"Na, das nehme ich dir so richtig ab. Bei Finja weiß ich aus eigener Erfahrung, dass sie einen gewissen Hang zur Freizügigkeit besitzt."

"Ja, aber sie ist meine Schwester."

"Ach so, verstehe. Bei ihr stört dich das nicht", sage ich und zwinkere ihm verschwörerisch zu.

"Was?" Pascal hat hellbraune Haare, sehr schöne blaue Augen und ist attraktiver, als er vermutlich denkt. Zudem kann er wahnsinnig gut Klavierspielen, wie er erst gestern Nachmittag erneut eindrücklich nachgewiesen hat. "Nein, so habe ich das überhaupt nicht gemeint!", protestiert er, als er meine Andeutung verstanden hat. Er läuft rot an und flüchtet aus der Küche.

Ich gebe ihm ein paar Sekunden, bevor ich ihm folge. "Entschuldigung, das war natürlich nur ein Scherz."

"Schon gut", sagt er und räuspert sich.

"Was ist?"

"Du trägst immer noch deine Unterwäsche."

"Ist es dir lieber, wenn ich sie ausziehe?", frage ich ihn und schaue ihn deutlich unschuldiger an, als ich mir selber gerade vorkomme.

"Nein, um Gottes willen!"

"Willst du mich etwa beleidigen? Unter diesem BH verbergen zwei ziemlich heiße Brüste."

"Das bezweifle ich überhaupt nicht."

"Aber?"

"Ich bin auch nur ein Mann", erwidert er und schaut dabei ein wenig verlegen zu Boden.

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