Bildungsurlaub (fm:Schwarz und Weiss, 5434 Wörter)

Prolog

Jenny, unsere Azubine im zweiten Lehrjahr, kam auf mich zu:

"Cedric, sag mal, ich habe auf der letzten Betriebsversammlung etwas von Bildungsurlaub gehört, der einem einmal im Jahr zustehen würde. Weisst du ob das auch für Auszubildende gilt?"

"Keine Ahnung, Jenny, frag doch am besten mal bei HR nach oder beim Betriebsr... Moment mal, was hast du grad gesagt? Bildungsurlaub?"

Bildungsurlaub! Plötzlich fiel es mir wieder wie Schuppen aus den Haaren. Bildungsurlaub, wie konnte ich das nur vergessen?

"Jenny, du bist ein Schatz!"

Sie sah mich verwundert an und fragte mit grossen Augen:

"Alles in Ordnung mit dir?"

Ich erklärte ihr mein Dilemma. Zwei meiner Londoner Lieblingsvereine spielten eine überragende Saison, weshalb ich ausserplanmässig innerhalb von fünf Wochen dreimal zu Halbfinal- und Finalspielen ins Wembley-Stadion musste und ich nun gegen Ende des Jahres nicht mehr genügend Urlaubstage zur Verfügung hatte, um nochmal nach London fliegen zu können.

Ich rief schnell unsere Personalreferentin bei HR an, um die Rahmenbedingungen zu klären und erfuhr zu meiner Freude, dass mir sogar 10 Tage bezahlter Freistellung anstatt nur 5 Tage zustanden. Grund dafür war, dass ich im vergangenen Jahr keinen Bildungsurlaub in Anspruch genommen hatte.

30 Minuten später hatte ich einen 5-tägigen Sprachkurs in einer anerkannten Sprachschule in London, zwei Flüge und ein Hotelzimmer für etwas über einer Woche gebucht. Die zweiten 5 Tage Bildungsurlaub wollte ich erst buchen, wenn ich wusste ob es mir was gebracht hatte.

Ich sah zufrieden zu Jenny rüber:

"Ach Jenny, wenn ich dich nicht hätte...",

"Dann hättest du andere Sorgen und Probleme, ich weiss",

lachte sie laut zurück.

London

Die Zeit verging wie im Flug. Wie immer flog ich mit der ersten Verbindung am Freitag, auch wenn ich dafür schon um 4 Uhr nachts aufstehen musste, um pünktlich am Flughafen zu sein. Hatte dann fast einen ganzen Tag um in der Stadt rumzugammeln, in Fanshops meiner Lieblingsvereine rumzustöbern, Parks und Pubs zu besuchen. Am nächsten Tag gab es dann den ersten Höhepunkt von 10 Tagen Urlaub in London, das Gtech Community Stadium in Hounslow, wo der heimische Brentford FC sein erstes Premier League Saisonspiel locker und leicht mit 1:0 gegen Aston Villa gewann. Ganz zu meiner Freude, weil die Bees eine meiner Londoner Lieblingsmannschaften sind, was nicht nur an meinem Nachnamen liegt.

Samstagmittag ging es dann, nach einem ausgiebigen zweiten Frühstück im Café Parisienne in Battersea weiter nach Wimbledon zu den wahren Dons. Der AFC Wimbledon war in der letzten Saison nach einem packenden Playoff-Finale in Wembley in die League One aufgestiegen und da musste ich natürlich dabei sein, ganz nach dem Motto von Jürgen Marcus, Eine neue Liga ist wie ein neues Leben.

Am Sonntag dann das dritte Spiel des Wochenendes, Fulham FC gegen Manchester United, über das ich gerne den Mantel des Schweigens legen möchte.

Französisch

Montag früh um 10 Uhr ging dann der Ernst des Lebens los, mein einwöchiges Englisch-Seminar begann pünktlich um 10 Uhr. Meine Klasse bestand inklusive mir aus 9 Personen, davon 5 Frauen und 4 Männer.

Klicken Sie hier für den Rest dieser Geschichte (noch 768 Zeilen)