Filiz und Ayse, da fällt das Kind in den Brunnen (fm:Romantisch, 1263 Wörter) [4/5] alle Teile anzeigen

Die Erosion der Vertrautheit

Die Tage nach Cemals überstürztem Auszug waren gefüllt mit einem quälenden Schmerz. Die eisige, professionelle Fassade, die sie in der Praxis aufrechterhielten, kostete beide immense Kraft.

Einige Tage nach dem Streit musste Cemal Filiz in ihrem Büro aufsuchen. Das Gespräch über die Praxisangelegenheiten sollte kurz und sachlich sein, aber die emotionale Kluft zwischen ihnen war kaum zu überbrücken.

Als Cemal eintrat, sah er, wie Thomas gerade mit Filiz über einen Ausdruck sprach. Thomas, der seine Rolle als Schädling genoss, legte demonstrativ und langsam seine Hand auf Filiz' Schulter, bevor er Cemal einen kühlen, triumphierenden Blick zuwarf und den Raum verließ. Filiz zuckte kaum mit den Schultern.

Cemal sah, wie Filiz ihm nicht widersprach. Für ihn war das der endgültige Beweis, dass sie ihren Ex-Freund vor sein Vertrauen stellte. Die Wut wich einem tiefen, schneidenden Schmerz der Enttäuschung.

"Muss Thomas jetzt auch unsere Akten führen, Filiz?", fragte Cemal scharf, ohne das "Du" zu vermeiden - es war ein intimer Angriff auf die letzte Bastion ihrer Nähe.

"Das geht dich nichts an, Cemal. Es geht um einen Patienten, den wir beide betreut haben", konterte Filiz sofort, ihre Stimme war rau und ihre Augen funkelten vor dem aufgestauten Schmerz.

"Doch, es geht mich sehr wohl etwas an, wenn der Mann, der dich liebt und mit dem du vor meinen Augen Tango tanzt, in die Verwaltung meiner Patienten eingreift! Aber du hast mir ja klar gemacht, wo meine Grenzen sind. Ich bin der Angestellte, der jederzeit gehen kann, richtig?"

"Du hast meine Worte verdreht, Cemal! Du bist gegangen! Du hast unser gemeinsames Zuhause verlassen!"

"Du hast es DEIN Zuhause genannt, Filiz! Und du hast mir die Tür gezeigt! Und du lässt deinen Ex-Freund die Lücke füllen, die ich hinterlassen habe! Was soll ich davon halten? Dass du mich nur benutzt hast, weil ich nicht der langweilige Thomas war?"

Cemals Vertrauen war nicht nur gebrochen; es war zerbröselt. Die Tatsache, dass Filiz ihn nicht nur rausgeschmissen hatte, sondern auch zugelassen hatte, dass Thomas die emotionale und physische Lücke füllen durfte, zeigte ihm, dass sie seine Gefühle nicht mit demselben Respekt behandelte wie ihre eigenen. Das tat ihm am meisten weh.

"Ich habe keine Lust, hier den Schoßhund zu spielen, während du mit deinem Ex-Freund Tango tanzt und Akten wälzt!", schloss Cemal, seine Stimme bebte vor emotionaler Erschöpfung.

"Wenn du so denkst, ist es besser, wenn wir nicht zusammenarbeiten!", sagte Filiz, ihre Stimme zitterte.

Cemal sah sie mit einem Blick an, der seine ganze Enttäuschung enthielt. "Das stimmt. Mein Vertrauen ist gebrochen, Filiz. Und ich sehe, dass du die Wahl bereits getroffen hast. Ich werde mit deinem Vater sprechen. So kann ich nicht mehr arbeiten."

Er drehte sich um und ging.

Der Ruf der Ferne (Cemal)

Cemal fuhr nicht nach Hause. Er fuhr zu einer ruhigen Ecke am Hafen. Dort, mit dem Blick auf die weite See, reifte sein Entschluss. Er liebte Filiz, aber er konnte nicht mit ihrem Stolz und ihrer Angst vor der Liebe konkurrieren.

Vor einigen Monaten hatte Cemal Kontakt zu Dr. Wehner aufgenommen, einem befreundeten Arzt, der seit Jahren bei den Ärzten ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières) arbeitete. Dr. Wehner hatte ihm vorgeschlagen, ein paar Jahre Erfahrung bei diesem Verein zu sammeln, um Menschen zu helfen, die es bitter nötig hatten. Das Ideal, nicht nur Ästhetik, sondern Leben zu retten, hatte Cemal immer fasziniert.

Klicken Sie hier für den Rest dieser Geschichte (noch 93 Zeilen)