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Detektiv: Ich tue das nicht gerne (fm:Sonstige, 3649 Wörter)

Autor:
Veröffentlicht: Oct 12 2006 Gesehen / Gelesen: 21821 / 18124 [83%] Bewertung Geschichte: 7.25 (57 Stimmen)
Von einer besorgten Mutter werde ich beauftragt, ihrem Sohn Sebastian nachzuspüren. Dabei erfahre ich die intimsten Geheimnisse einer Frau und der Männer, mit denen sie sich umgibt. Ich verstricke mich in die Welt von Obsession und Lust. Eine Fo

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Ich tue es eigentlich nicht gerne

Mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen betrat der junge Mann pfeifend das Veraltungsgebäude von Pegasus-Reisen, warf der Dame am Empfang einen kurzen Gruß zu und beschleunigte seinen Schritt. Die Aufzüge ignorierend nahm er die Treppe und eilte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, in den dritten Stock. Ich hatte Mühe, ihm zu folgen, und sah ihn gerade noch am Ende des Flures in einer Tür verschwinden. Eigentlich hasse ich solche Aufträge, Menschen nachzuspionieren. Zumal ich mir nicht vorstellen konnte, dass dieser Knabe irgendetwas auf dem Kerbholz hatte. Glücklicherweise hatte er die Tür hinter sich nicht zugezogen, und so hörte ich, wie er einer Frau im Zimmer die Frage mehr zuwarf, als sie stellte: "Ist meine Tante da?". Er musste die Antwort gar nicht abwarten, denn aus dem Zimmer dahinter kam mit einem Lächeln eine Frau auf ihn zu, der er einen fast förmlichen Kuss auf die Wange hauchte: "Hi, Tante, ich wollte dich abholen. Stör ich?" Ihre Antwort verstand ich nicht, denn sie nuschelte sie in seinen dunklen Blondschopf hinein. Aber dabei hatte ich ausreichend Gelegenheit, sie zu betrachten. Eine Frau. Sie trug ein langes hellbraunes Kleid, das eng an ihrem Oberkörper anlag und einen schwingenden Rockteil besaß; ein dezenter Ausschnitt ließ lediglich den Ansatz ihrer Brüste erahnen. Dazu trug sie flache braune Sandalen. Es schien mir nichts besonders auffälliges an dieser Frau zu sein, wenn da nicht eine gewisse Aura gewesen wäre, die ich zu spüren glaubte. Doch ich kann es formulieren. Attraktive Mittdreißigerin, schlank, relativ groß gewachsen. Auffälligkeiten: dunkelblonder Wuschelkopf. Ja, so ungefähr werde ich es in meinen Bericht schreiben. "Du störst nie, Sebi. Wollte sowieso zusammenpacken und heute früher Feierabend machen", hörte ich sie sagen. Während ich, um nicht allzu sehr aufzufallen, so tat, als würde ich ein bestimmtes Zimmer suchen, erfasste ich auch das Türschild des Zimmers, dem meine Beobachtung galt. "Personabteilung. Vorzimmer" stand darauf. Meine etwas missliche Lage änderte sich aber glücklicherweise schnell, denn schon verließen der junge Mann und die Frau das Zimmer, nickten mir sogar grüßend zu, während die Frau schon im Gehen ihrer Vorzimmerdame zurief "Bis morgen, also".

Routine, dachte ich, reine Routine. Und ich werd bald selbst Feierabend machen. Ich war unzufrieden, der Tag hatte kaum neue Erkenntnisse gebracht. Ich habe mir sogar erspart, dem jungen Mann morgens in die Schule zu folgen. Ich habe ihn erst nach Schulschluss beschattet. Mit einer Clique war er in einer Eisdiele, und anschließend brach er mit zwei anderen jungen Männern auf, um mit ihnen noch in ein Schallplattengeschäft zu gehen. (Müssen wohl Klassenkameraden von ihm sein. Habe auch ihre Namen aufgeschnappt und notiert: Ralf und Dietmar. Dürften aber wahrscheinlich bedeutungslos sein. Aber ich bin eben gründlich). Von ihrer Unterhaltung bekam ich kaum etwas mit, nur einige Gesprächsfetzen, als ich im Geschäft vor demselben CD-Regal interessiert die Cover betrachtet. "....triffst Dich heute noch mit deiner Tante?" "Ja." "....scharf" "hol sie vom Geschäft ab". "Sollen wir mitgehen?" "nein, nein, lass mal, das schaff ich heute allein." "Spielverderber". "Sie kann uns doch nicht ständig alle drei". "Ja, aber gerade heute." "Reg dich nicht auf, wird sich schon wieder eine Gelegenheit ergeben." "Fragst Du sie?" "O.k. , fragen kann ich" "Und Anne?" "Was meinst Du?" "Na, deine Schnecke, weiß sie eigentlich davon?" "Nö, wieso? Sollte sie?" "Also, ich weiß nicht. Ist doch ne Süße" "Unbestritten, aber manchmal muss man sich eben um die holde Verwandtschaft kümmern." "Dann richt mal schöne Grüße aus, und vergiss nicht, sie zu fragen" "Klar, mach ich doch".

Ich bin es gewohnt, alles im Kopf akribisch zu speichern, aber diesem Talk maß ich keine besondere Bedeutung bei. Bald darauf trennten sich die jungen Leute und meine Zielperson ging nach Hause, wo er bis gegen vier auch verblieb, und ich mir die Füße in den Bauch stand. Und es schien nun kaum aufregender zu werden, nachdem der junge Mann seine Tante vom Geschäft abgeholt hatte. Aber ich bin gewitzt genug nach jahrelanger Erfahrung, auf Details zu achten. Mir fiel sein Blick auf, den er ihr zuwarf, als sie den Flur entlang gingen. Ich konnte ihn anfänglich nicht richtig einschätzen, aber es lag was spitzbübisches drin? Ein bisschen Frechheit sogar? Und ihre Reaktion war ein Blick, den ich schon oft beobachtet habe, und der Einverständnis heißt.

Mir schoss es durch den Kopf! Die haben tatsächlich etwas miteinander. Und kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, da vollführte seine rechte Hand schon einen wahren Tanz auf ihrem Gesäß in einer Art und Weise, die nicht zum normalen Verhältnis von Tante und Neffe passen.

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