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Malin III - Fair gehandelt (fm:Verführung, 4488 Wörter) [3/5] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Feb 19 2013 Gesehen / Gelesen: 14877 / 13018 [88%] Bewertung Teil: 9.31 (36 Stimmen)
Malin im Urlaub

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© Paula Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

Malin III - Fair gehandelt

Mein erster wirklicher Tag in Schladming. Ich bin noch nicht mutig genug, mich auf die Piste zu wagen. Als Begründung für mein Zögern rede ich mir ein, dass ich ja noch nicht mal die nötige Ausrüstung habe. Zu Fuß mache ich mich also nach einem späten und ausgiebigen Frühstück auf den Weg in die Fußgängerzone, mit einer kleinen Wegbeschreibung von der netten, mir so verblüffend ähnlich sehenden Rezeptionistin meines Hotels ausgestattet, die mich zu einem netten und nicht zu teuren Verleih führen soll.

Ich schlendere durch die Gassen, betrachte die so typisch alpenländisch aussehenden Straßenzüge und Häuser, dick in Schnee gepackt, beobachte das bunte Gewimmel von Skibegeisterten und Einheimischen. Eine Gruppe junger Leute, aufgekratzt, laut, lebhaft, in farbenfrohen und sicher nicht gerade billigen Skianzügen. Eine Familie mit asiatischer Mama, eher nordeuropäisch anmutendem Papa und zwei hübschen Kindern mit Mandelaugen und hellen Haaren, sich fröhlich unterhaltend und schwere Einkaufstüten schleppend. Eine dunkelhaarige, stark geschminkte Schöne im Pelz, die ungehalten und recht unverständlich österreichisch in ihr Telefon mault, weil ihre Begleitung (Freundin? Partner?) sie zu lange warten lässt. Blitzlichter eines scheinbar ganz normalen Tags in einem Urlaubsort. Ich lasse mich treiben, betrete hin und wieder mal ein Geschäft, das einladend aussieht, bin aber nicht wirklich kaufinteressiert.

Vom vielen Schlendern und Schauen fühle ich mich irgendwann richtig erschöpft. Der Stress der letzten Arbeitswochen steckt wohl noch sehr tief in mir. Also lasse ich mich nun in ein Café locken. "Artisan" steht überm Eingang, hier werden fair gehandelte Produkte angeboten. Der dazugehörige Laden und der Cafébereich sind ziemlich voll. Ich halte Ausschau nach einer gemütlichen Ecke, jedoch vergeblich. Bleibt nur einer von vier - immerhin vom Vorbesitzer angewärmter - Holzstühlen an einem kleinen Ecktisch.

Auch recht, Hauptsache sitzen und ungestört sein.

Ich bestelle mir bei der überaus herzlichen Kellnerin, die viel zu klein für ihre riesige, braune Schürze zu sein scheint, einen indischen Chai und lehne mich entspannt zurück. Auf den Tee wartend blättere ich erst in der restlichen Speisekarte, dann in einem ausgelegten Prospekt, der die nächsten Termine für Lesungen und Spieleabende in diesem Café enthält. Ich fühle mich behaglich, freue mich, ein so besonderes Lokal gefunden zu haben, auch wenn es nun wirklich nicht typisch österreichisch ist. Nach ein paar Minuten steht mein Tee dampfend und wunderbar nach exotischen Gewürzen duftend vor mir. Ein wenig zügele ich mich noch, ihn zu probieren, denn ich würde mir gewiss die Zunge verbrühen.

"Hast du an deinem Tisch noch ein Plätzchen für mich frei?"

Ich hebe den Kopf, noch ein Stück höher, denn ich starre nur auf eine männliche Brust in einem dicken, schwarzen Sweatshirt, und schaue dann in ein sympathisches Gesicht und verblüffend grüne Augen. Ein Siebentagebart umgibt einen weichen Mund, die dunklen Haare sind kurz und mit Gel stachelig nach oben gestrubbelt. Ich schaue und schaue, bis ich mich dabei ertappe, dass ich noch immer nicht geantwortet habe. Mit hochrotem Kopf richte ich mich auf, mache eine einladende Geste auf die drei restlichen Stühle rund um den Tisch und schaffe es tatsächlich, etwas zu sagen:

"Klar, setz dich ruhig. Ich brauch die anderen Plätze ja nicht."

Wow, mal wieder so ein Satz wie "Ich habe die Wassermelonen getragen." von Baby in "Dirty Dancing". Echt wahnsinnig einfallsreich, Malin!

Den gutaussehenden Fremden scheint meine mangelnde Kreativität und anfängliche Unhöflichkeit nicht zu stören. Er schnappt sich einen Stuhl, dreht ihn quer zum Tisch und lümmelt sich darauf, die langen Beine weit ausgestreckt. Plötzlich schwebt seine rechte Hand über den Tisch auf mich zu.

"Ich bin Mike. Und mit wem habe ich die Ehre, diesen kleinen Tisch teilen zu dürfen?", strahlt er mich an.

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