Unter Tage (fm:Sex bei der Arbeit, 3079 Wörter) | ||
Autor: Joyce Cunnings | ||
Veröffentlicht: Jan 19 2018 | Gesehen / Gelesen: 15265 / 10538 [69%] | Bewertung Geschichte: 8.53 (38 Stimmen) |
Eine kleine Hommage an Wenedikt Wassiljewitsch Jerofejew. Viel Wodka, wenig Brot, kein Tageslicht. |
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Moskau schien mir weiter entfernt als die Erde von der Sonne. Wir bogen in die Zufahrt zum einzigen noch aktiven Stollen ein und wurden bald von ihr verschluckt. Die Fahrt durch die Dunkelheit dauerte zwei weitere Stunden. Der Förderkorb brachte uns fünfzehn rasante Minuten lang in die Tiefe und spuckte uns in staubiger Luft und Totenstille wieder aus. Normalerweise sollte hier ein gigantischer Bohrer die Ohren klingeln lassen. Weil er das nicht tat, waren wir hier.
Wassili war der einzige von uns, der die Minenarbeiter hier kannte, weil er schon mal hier gearbeitet hatte. Eigentlich war er Mathematiker. Dass er dennoch hier bei uns war, musste einen Grund haben, den er uns aber nicht verraten wollte. Wassili stellte uns Vladimir vor. Der hieß eigentlich nicht Vladimir, aber niemand wusste, wie er wirklich hieß, weil er es selber vergessen hatte.
"Vladi ist seit fünfzehn Jahren hier und nie draußen gewesen. Er steht an seinem Pult, hält sich daran fest und trinkt Wodka zu trockenem Brot." Die kürzeste und uninteressanteste Lebensgeschichte, die ich je gehört hatte. Wir besahen uns den angerichteten Schaden. Irgendein Vollidiot war mit dem riesigen sich drehenden und in sich rotierenden Bohrer mit Vollgas in eine Gesteinsschicht gebrettert und hatte die Hälfte des Dings geschrottet. "Habt ihr schon Ersatzteile bestellt?", fragte ich. "Wieso? Ich denke, das macht ihr?" Vladimir schwankte, als er das sagte und grinste schief. Wir fertigten eine Liste der benötigten Teile an und hatten so den ersten Tag hinter uns gebracht. "Wie lange wird es erfahrungsgemäß dauern, bis die Teile hier sind?" "Eine Woche, einen Monat, wer weiß." Ich war begeistert, Wassili nicht minder und wir freuten uns auf Olgas Gesicht.
Olga war unsere Vorarbeiterin, was allen am Arsch vorbei ging, vor allem Olga, es sei denn, sie hatte schlechte Laune. Sie schickte Jewgeni und die hübsche Svetlana Vorräte holen und wir nisteten uns in einer Unterkunft ein. Die Pritschen waren klein, dreckig, weil benutzt und es stank nach Alkohol. Jewgeni trug mehr als ich ihm zugetraut hätte. Zwei Kisten, in denen offenkundig Wodka verstaut war und zwei Beutel an den Armen, die wohl Brot enthielten. Jewgeni war der jüngste in der Truppe, von Svetlana abgesehen. Ich wusste von beiden nicht, wie alt sie waren. Zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig war alles möglich.
Svetlana hatte nur eine Kiste dabei, die Konserven enthielt. Wir aßen wenig und tranken viel Wodka dazu. Das würde eine lange Woche werden, also richteten wir uns auf einige Proviant-Touren und wenig Abwechslung ein. Angesichts der verfügbaren Menge nahm sich jeder eine eigene Flasche Wodka und wir prosteten uns bis zu deren Hälfte noch halbwegs gesittet zu.
Olga war knappe zwei Meter groß und konnte es mit jedem Kerl aufnehmen. Nicht unbedingt mit Igor, dem Mann fürs Grobe, aber das musste sie auch nicht. Igor machte alles, was sie sagte, Gerüchten zufolge, weil er mal auf einer Feier in ihrem Arsch gesteckt hatte, was anderen Gerüchten zufolge, eigentlich nicht vorstellbar war. Olga lüftete eines der Gerüchte, indem sie Igor anwies, sie von hinten zu nehmen, um die Moral aufrecht zu erhalten. Wir anderen mussten uns umdrehen und taten es, bis sein Schnauben und ihr Stöhnen lauter wurden als das Schnarchen von Boris.
Olga kniete auf allen Vieren vor ihm und Igor steckte mit etwas, das mir die Augen überquellen ließ, in ihr. Er hatte garantiert die Länge meines Unterarms und beinahe die Dicke. Ich wollte mit dem Ding auf keinen Fall Bekanntschaft machen und die schmächtige Svetlana offensichtlich auch nicht. Igor brachte Olga auf ausschließlich gute Gedanken, die sie ihm, uns und dem Rest des Schachtes mitteilte. Er lachte, als würde er gleich den Verstand verlieren, vermutlich weil sie ihn permanent beschwor, auf keinen Fall mit dem aufzuhören, was er gerade tat.
Früher oder später musste Igor kapitulieren und ich schwöre, dass wir alle sehen konnten, wie ein nicht unbeträchtlicher Schwall dessen, was er in sie geschossen hatte, fadengleich an ihr herunterhing und der Schwerkraft Tribut zollte. Wassili musste Igor ersetzen und in dessen Überschwemmung eintauchen. "Hättest du dir ausrechnen können", zog ich unser Mathegenie auf. Er fand das erst gar nicht witzig, aber Wodka und Olgas Aufmunterungen lenkten seine Konzentration auf ihren üppigen Hintern.
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