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NB2-03 : Richards Erinnerungen (fm:Ehebruch, 6017 Wörter) [3/15] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Jan 05 2019 Gesehen / Gelesen: 12050 / 9543 [79%] Bewertung Teil: 9.59 (37 Stimmen)
Richard kann sich in die Gefühle von Stefan gut hinein versetzen - wenn er an Noras erste Eskapaden zurückdenkt

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Richards Erinnerungen

Neid und Eifersucht sind die Schamteile der Seele

Friedrich Nietzsche

Zu Silvester vor etlichen Jahren - sicherlich nach der Jahrtausendwende und wohl knapp nach dem Euro - waren die beiden (Nora und Richard) als jung verheiratetes Paar bei einem befreundeten Paar eingeladen. Der Plan war, dass sie bei ihnen sogar übernachten sollten, sodass es kein Problem hin­sichtlich des doch reichlich zu erwartenden Alkoholgenusses geben würde. Mit Karl-Heinz, so hieß der Gastgeber, war Richard vor Urzeiten in die gleiche Schul­klasse gegangen, aber sie hatten sich nie ganz aus den Augen verloren und Silvester mit all den Neuigkeiten, die es einander zu be­richten galt, erschien als wahrlich ideal geeigneter Anlass.

Die beiden hatten eine kleine Villa im Jugendstil von deren Großeltern geerbt, wo bei der Planung gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts so­gar Otto Wagner involviert gewesen sein soll: Zwar gab es dafür keine direkten Beweise und Unterlagen, aber diese klassischen Jugendstilelement, wie sie etwa in der Wiener Postsparkasse angetroffen wurden, fanden sich auch hier zuhauf in absolut harmonischer Natürlichkeit. Selbst weitere Bauteile, wie sie bei der Wiener Sezession verwendet wurden, glaubte Richard mit durchaus geschultem Auge zu erkennen. Ein wahrer Prunk­bau, noch dazu renoviert, sehr geräumig mit drei Stockwerken, sehr großen und freizügig Licht spendenden Fenstern. Überaus betont großzügig gebaut mit hohen Räumen und der einen oder anderen Statue, edle Böden aus Marmor oder Wandver­täfelungen ... man konnte aus dem Staunen gar nicht so recht heraus kommen, wenn man begann, sich auch um die Details zu kümmern. Nun denn, es war ein Erbe und sein Freund verdiente als Firmeneigen­tümer nicht schlecht - aber der Wert hier war wohl im niederen zwei­stelligen Bereich angesiedelt. Millionen Euro verstand sich! Wahrlich ein Grund darauf, stolz sein zu können und das den besten Freunden auch zu zeigen, ohne als Angeber verstanden werden zu müssen.

Zum Haus gehörte eine parkähnliche Anlage mit vielen auserlesenen Gewächsen und teilweise altem Baumbestand, der von einem Gärtner und Haushälter gepflegt wurde: Man erkannte auch ohne Kennerblick sofort, dass hier mit viel Liebe und Professionalität vorgegangen wurde. Am besten war dies wohl den getrimmten und geschnittenen Hecken anzu­sehen, die einer strengen geometrischen Anordnung folgten und dennoch dichtes Blattwerk auch an den Außenflächen aufwiesen.

Im Keller war eine gemütliche, aber durchaus sehenswerte Hausbar eingerichtet, die offenbar alles besaß, was das Herz so begehrte. Damit waren nicht nur diverse edle Tropfen gemeint, sondern vor allem das berühmte Ambiente: Lauschige und heimelige Sitzecken, eine kuschelig er­scheinende Tanzfläche und natür­lich einer Bar mit Theke luden wahrlich dazu ein, sicher länger in jenem Etablissement aufzuhalten, als ursprüng­lich angedacht gewesen war.

Ideal zum Feiern angedacht - für etwa fünfzig Leute: Und das war auch sehr genau jene Zahl, die sich eingefunden hatte, um dem alten Jahr den letzten Stoß zu versetzen und das neue mit einem mittleren Saufgelage zu begrüßen.

Der Abend sollte ein voller Erfolg werden: Viele Anekdoten und teils schon vergessene Episoden wurden in Erinnerung gerufen, dazu jede Menge, eher sogar zu viel, getrunken und auch das Essen mundete absolut vorzüglich. Die Gäste amüsierten sich wie schon lange nicht mehr, tanzten mal mit diesen und jenen und merkten wohl gar nicht, wie schnell dabei die Zeit verging - vor allem nach Mitternacht, das mit dem üblichen Lauschen der Schläge der Pummerin [das ist die Glocke des Stephansdoms in Wien, welche nur zu solchen Anlässen geläutet wird] und einer flotten Donau­wal­zereinlage begrüßt wurde.

Nora war eine begehrte Tanzpartnerin, weil sie sich so wunderbare be­wegen konnte, einer alten Leidenschaft dabei quasi frönend (denn sie konnte sich ja ohne Stange auch perfekt bewegen - aber das wusste ja kaum jemand) - und immer wieder wurde sie von allen möglichen Männern auf­gefordert, sodass Richard und sie kaum Zeit hatten, zu plaudern. Besonders ein paar junge Kerle, die kaum älter als zwanzig waren,

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