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DAISY DUCK

1 Kapitel

Auf der Matte

Ich bin ein Krieger. Ein Krieger, dem der Schweiß bei den Eiern herunterrinnt. Ich vollführe die Virabhadrasana-Position, und das heißt Krieger. Der Krieg den ich führe, ist ein Krieg gegen mich selbst, weil beim Yoga geht es nicht nur darum, sich zu verrenken, sondern du sollst auch möglichst lange in der verrenkten Haltung bleiben, sonst hast du gar nichts davon. Sagt der Typ vorne jedenfalls. Und so schaue ich meinen Oberschenkelmuskeln beim Zittern zu, zusammen mit zwei Dutzend weiteren schweißausdünstenden Novizen in dem muffigen Kursraum. Sivananda Yoga heißt das angeblich, was wir hier machen. "Eine sublime Vermählung von Yoga und Meditation", stand in der Kursbeschreibung. Und "1180 Wien". Also nicht weit von meiner Ordination. Alles hättest du dem Herrn Doktor Bretschneider in seiner Freizeit eher zugetraut: Abmelken lassen im Massagestudio. Russenschlampen am Kohlmarkt anglotzen. Serbische Milfs in der Lugner City abpassen. Thai-Katzerln antupfen in Thailand. Puff-Wanderweg in Bayern. Sowieso. Aber das?? Warum diese hirnverbrannte Tortur?

Na ja.

Geh auf Youporn, gib als Stichwort "Yoga Pants" ein, dann weißt du warum! Hier herrscht sattes Frauenübergewicht. Und das weltweit approbierte Beinkleid für Frauen die Yoga praktizieren, ist nun mal eine hauchzarte synthetische Textilie, die so eng an der Haut anliegt, dass man meinen könnte, es handelt sich um Sprühfarbe. Vorwiegend in Signaltönen. Ich bin Julius im Arschland. Ein Kindergebutstag für Erwachsene, voller großer bunter Ballons.

"So Kinder, wir hören in uns hinein, aktivieren unsere Chakren, achten auf den Energiefluss", singsangt die Stimme von vorne, mit angemaßtem indischen Akzent. Ich muss bei jedem einzelnen dieser Bullshit-Wörter blinzeln, wie wenn mir eine Schmeißfliege vorm Gesicht herumfliegen würde. Wie schafft der Typ das, da die ganze Zeit ein gerades Gesicht zu bewahren, bei diesem geschäumten Scheißdreck?

"Jetzt das Bein ganz durchstrecken" - Na der hat leicht lachen, mit seinem Superbody. Ich bemerke konsterniert, dass ich in dieser Haltung mein Bein nicht einmal ansatzweise durchstrecken kann.

"Wir knien jetzt!"

Tun wir das?

"Den Oberkörper ganz vor, die Hände flach vor uns auf die Matte".

So, Sackgasse, weiter geht es nicht, weil Wampe. Bretschneider, Fettschneider, da hör ich es wieder, das Echo aus der Schulzeit. "Jeder in seiner eigenen Zeit! Schritt für Schritt. Ausatmen aus dem Becken heraus!".

Zum Atmen bleibe ich einstweilen bei den Lungen. Für mein Becken will ich mir ehebaldigst eine andere Beschäftigung suchen.

"Wieder in den Hund" - Leicht zu merken. Doggiestyle. Wenigstens das kann ich. Ich bin wahrscheinlich der undehnbarste Lungenfacharzt im Großraum Wien. Meine Stimmung ist geschwärzt, wie die Raucherlunge auf meinem Zigarettenpackerl.

Aber jetzt ist mir gegenüber die Sonne aufgegangen! Und die Sonne scheint rosa. Neonrosa. Es ist im Augenblick nicht möglich, mehr als nur den Arsch der weiblichen Person auf der Matte mir gegenüber wahrzunehmen, weil das ist so, wenn jemand die Halasana-Stellung einnimmt, dann fährt er dir, dem Betrachter, buchstäblich mit dem Arsch ins Gesicht! Da ist man nämlich in Rückenlage und gibt die Beine über den Kopf. Ich begebe mich in den Lotussitz - selbst das geht bei mir nur unter heftigem Wadenziehen - um dezent den in der Luft schwankenden Prachtarsch zu studieren. Die Natur kennt nichts schöneres. Die rosa Leggings bringt Details zur Geltung. Zwischen den Backen ist der Venushügel eingequetscht.

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