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Die Frau im Nikolauskostüm (fm:1 auf 1, 3739 Wörter)

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Veröffentlicht: Jan 13 2021 Gesehen / Gelesen: 15420 / 12471 [81%] Bewertung Geschichte: 9.34 (126 Stimmen)
Seine Friseurin vermittelt einen Nikolausbesuch. Nicht ohne Hintergedanken steckt sie selbst im roten Mantel...

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Etwas verspätet, aber ich hoffe trotzdem unterhaltsam:

Die Frau im Nikolauskostüm

Es ist jetzt ein Jahr her. Genau ein Jahr. Ich weiß das so genau, denn es war der Nikolaustag 2017. Ein Mittwoch. Aber von Anfang an. Seit vielen Jahren gehe ich zum selben Friseur. Und da dieser seinen Laden Mitte des letzten Jahres verkauft und überschrieben hat, arbeitet dort seit, ich glaube April, eine junge Frau, die auch die Herren schneidet. Es war wohl der erste oder zweite Dezember als ich nun schon zum vierten Mal von Romy bedient wurde. Wir hatten uns jedes Mal gut unterhalten. So wusste ich mittlerweile, dass sie einen kleinen Sohn hat und in Scheidung lebt beziehungsweise inzwischen sogar geschieden ist. Finanziell kann sie mit dem Lohn einer Friseurmeisterin wahrscheinlich schon leben, mehr aber auch nicht. Wie dem auch sei, sind wir irgendwie auf den Nikolaus zu sprechen gekommen. Und dass mein fünfjähriger Neffe den Vorabend des Nikolaustages bei mir verbringen und auch über Nacht bleiben würde.

"Lässt Du einen Nikolaus kommen?" fragte Romy, worauf ich ihr zur Antwort gab, dass ich darüber noch nicht nachgedacht hatte. "Soll ich einen für Dich organisieren?" bot sie an.

Romy hat ein ausgesprochen hübsches Gesicht. Und sie ist eine ganz Nette, Freundliche. Auf viele Männer wirkt sie wegen ihrer Körperfülle bestimmt nicht unbedingt anziehend. Sie ist halt mit Kleidergröße 46, wie ich mittlerweile genau weiß, und einer Größe von 1,66 von Modelmaßen weit entfernt. Gut, sie hat "Holz vor der Hüttn," wie die Bayern sagen würden. Nun ja, ich muss zugeben, dass ich für mich bisher eine Beziehung mit diesem Typ Frau ausgeschlossen hatte. Ich sehe gut aus, sagen Alle, bin sportlich und hatte selten ein Problem damit, eine Frau von mir zu überzeugen. Ich bin nicht geizig, was ich mir aufgrund meiner guten Stelle durchaus leisten kann. Aber wahrscheinlich habe ich mich bisher immer für die falschen Frauen interessiert. Längere Beziehungen, die über zwei Jahre hinausgingen: Fehlanzeige.

"Und, Nikolaus?" hakte Romy beim Bezahlen noch einmal nach. Natürlich ließ ich mich breitschlagen und gab ihr meine Telefonnummer. "Ich melde mich...!" versprach meine Friseurin und schloss die Ladentüre hinter mir.

Romy hatte tatsächlich am Sonntagabend bei mir angerufen. Am sechsten, abends, kommt der Nikolaus zu Euch. So gegen 18:00 Uhr, wenn es bei Dir passt! "Ja, klar;" stimmte ich zu. Allerdings machte sie ein Geheimnis daraus, wer denn unter dem Mantel stecken würde. "Er wird sich nicht lange aufhalten, denn andere Kinder würden auch warten," kündigte Romy vorsichtshalber an. "Was kostet es denn?" erkundigte ich mich, da ich noch nie solch eine Buchung aufgegeben hatte. Ich solle mir darüber keine Gedanken machen und den Nikolaus nicht darauf ansprechen, bekam ich zur Antwort. Mit meiner Adresse und der Vereinbarung, dass die Geschenke in einem Jutesack vor der Wohnungstüre bereitlägen, verabschiedeten wir uns.

*****

Für den Nikolausabend wurden von mir auch Nicole, meine Nachbarin, und deren knapp fünfjährige Tochter eingeladen. Auch diese Geschenke, mit einem Hinweiszettel versehen, warteten vor meiner Wohnungstüre. Nicole zauberte aus meinen Vorräten Spagetti mit Tomaten-Hackfleischsoße für uns vier. Wir hatten gerade aufgegessen, als jemand laut an die Türe klopfte.

"How, how..." Romy selbst hatte sich als Nikolaus verkleidet. Sie verstellte ihre Stimme so tief, wie es ihr nur möglich war. Sie trug einen langen, roten Mantel und einen weißen Vollbart, der ihr hübsches Gesicht nicht mal erahnen ließ.

Nur die Augen leuchteten groß und neugierig. Auf dem Kopf trug sie eine Mütze mit weißem Bommel und ihre Füße steckten in schwarzen Stiefeln. Eine Hand schwang eine Glocke und in der anderen hielt sie einen großen Jutesack und eine Rute. Nicht so ganz der Nikolaus...dachte ich mir. Aber die Kinder hatten einen Heidenspaß. Lea und Matthes erwarteten einen strengen, stattlichen, alten Mann, der ihre Missetaten aufzählen würde. Unser Nikolaus hingegen drohte nur kurz mit der Rute und verteilte dann großzügig die Gaben. Während die Kinder auspackten,

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