Arbeitstag (fm:Sonstige, 3030 Wörter) [5/5] alle Teile anzeigen

Wieder ist sie auf der Autobahn, wieder hängen ihre Gedanken an den vergangenen Stunden, der vergangenen Nacht.

Doch an diesem Tag darf sie sich nicht so von diesen Erinnerungen leiten und bestimmen lassen. Noch einmal kann sie sich nicht einen Tag frei nehmen.

So gerne sie sich erinnert, so gerne sie sich auch diesen Gedanken ergeben wollen würde, sie muss es sich verbieten. Heute nicht! Nein- heute nicht, heute ist ein ganz normaler Arbeitstag.

Überrascht stellt sie fest, dass es an diesem Tag mal ausnahmsweise keinen Stau gibt. Leider kommt sie dadurch auch, für ihre Verhältnisse, viel zu früh an ihrem "ach so geliebten" Arbeitsplatz an.

Die übereifrigen Überstundensammler sind natürlich auch jetzt schon da. Kopfschüttelnd fragt sie sich ob diese Menschen eigentlich gar kein Privatleben haben, ob diese Wesen überhaupt so etwas wie Feierabend und Spaß kennen?

Wieder huschen ihr die Erinnerungen an ihr "Leben und Spaß" der jüngsten Vergangenheit durch den Kopf, und trotz der frühen Morgenstunde breitet sich ein zufriedenes, breites Lächeln über ihr Gesicht aus.

Diese Feststellung beflügelt sie, macht ihr richtig gute Laune!

"Arme Kreaturen!" sinniert sie.

Innerlich lächelnd und beschwingt lässt sie sich an ihrem Tisch nieder, fährt ihren Rechner hoch und summt ein fröhliches Lied, bis sie feststellt das ihre lieben Kollegen ihr keinen Deut Arbeit abgenommen haben und eine Mail ihres Chefs, rot unterlegt, auf sofortiges Lesen besteht.

Er wünscht sie zu sprechen, sofort, heute Morgen noch, direkt wenn sie an ihrem Arbeitsplatz ist. Das klingt nicht gut, das klingt gar nicht gut.

Sie überlegt verzweifelt ob denn irgendetwas vorgefallen sein könnte, ob sie etwas Wichtiges vergessen haben sollte?

Unsicherheit macht sich in ihr breit als sie sich auf den Weg zu seinem Büro macht.

Auf ihr Klopfen hin hört sie seine harsche Stimme die ein unfreundliches "Herein" ruft.

"Guten Morgen," lächelt sie ihm freundlich entgegen, in der Hoffnung damit seine Laune etwas anheben zu können.

Sein Blick verrät ihr, dass sich diese Hoffnung nicht bestätigen wird.

Mit ernster Miene blickt er sie an, deutet ihr an sich hin zu setzen. Scharf blickt er über seinen Brillenrand, fixiert sie streng, und diese Strenge fährt ihr durch alle Glieder. Schauer durchlaufen ihren Körper.

"Frau X.... , was war das gestern? Wo waren Sie?"

Röte zieht sich über ihr Gesicht. Diese Art von Röte die man so glühend heiß spürt, die sich anfühlt als ob man langsam in heißes Öl getaucht wird.

"Ja, also..," stottert sie unsicher, "ich habe doch... ähm, ich habe doch angerufen!"

Und die Röte steigert sich zur Glut, das es sich bald anfühlt als ob sich die Haut ablösen wolle.

Wieder trifft der Blick des Chefs sie hart, und für einen Moment glaubt sie in seinen Augen sehen zu können, dass er sie durchschaut hat. Ihre Unsicherheit ist inzwischen an einem nervösen Spiel mit ihren Fingern erkennbar geworden.

"Jetzt wird sie wohl versuchen sich heraus zu reden," denkt er sich.

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