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Im Dienst großer Frauen (fm:Romantisch, 4252 Wörter)

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Veröffentlicht: Jul 08 2021 Gesehen / Gelesen: 9123 / 6373 [70%] Bewertung Geschichte: 8.60 (45 Stimmen)
Auf den ersten Blick ist es eine Art supermoderne Hippie-Kommune in nicht all zu ferner Zukunft. Aber was ich, die Dienstmagd, dort erlebe, ist unglaublich.

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Kapitel 1

Bianca Weise, Anne Reiz, Vanessa Pürgt und Michaela Patten waren die Namen meiner Peinigerinnen. Ich hatte diesen Job angenommen, weil ich neugierig gewesen war, nicht weil ich das Geld nötig gehabt hätte. Die Damen zahlten freilich kein schlechtes Gehalt, dafür dass ich nur so eine Art Hausmädchen mit erweitertem Zuständigkeitsbereich war. Aber die Damen waren auch nicht irgendwelche Damen, sondern gehörten zur Prominenz, wie man so schön sagt. Bianca Weise war eine dieser erfolgreichen Fernsehmoderatorinnen, die in politischen Talk-Shows und den etwas seriöseren Nachrichtenmagazinen glänzen, Interviews mit hochrangigen Politikeren führten und deren Stimme ein ziemliches Gewicht hatte. Ihre kraftvolle Alt-Stimme, ihre absolut zielsichere Art, Dinge auf den Punkt zu bringen, ihre Statur machten sie zu einer Medien-Amazone. Sie war 1,85, und ihr Händedruck konnte schmerzhaft sein. Mit ihren gesunden weißen Zähnen, ihren vollen Lippen und ihrer beachtlichen Oberweite erzeugte sie eine Präsenz, die neben der eines Bundespräsidenten oder einem Generalmajor nicht zurückstehen brauchte. Nicht wenige Politiker ließen sich kleine Treppchen geben, um neben Bianca nicht allzu lächerlich auszusehen, wenn sie mit ihr sprachen. Die vermutlich am wenigsten Prominente war die Professorin Anne Reiz: Sie lehrte internistische Chirurgie in der Schweiz und jettete im Jahr gefühlt vier Mal um den Planeten, um Vorträge auf irgendwelchen Chirurgenkongressen zu halten. Soweit ich das verstehe, hatte sie als Ausnahmetalent in der Humanmedizin begonnen, hatte einige bahnbrechende Methoden entwickelt und war jetzt, mit Anfang vierzig, schon eine internationale Koryphäe. Ihr Auftreten war nicht weniger ehrfurchgebietend als das Biancas, aber irgendwie auf ganz andere Art: Anne Reiz war schlank, weiblich schlank, nicht knochig, aber ebenfalls über 1,80. Ihre Fingerglieder waren zart wie die einer Klaviervirtuosin, und ich vermutete, dass sie eben wie eine solche auch ihre Hände versichert hatte. Ihr weißblondes, glattes Haar (mehr weiß als Blond) erinnerte an eine dieser Elben-Gestalten aus den Herr-der-Ringe-Filmen, ihr absolut symmetrisches, ebenmäßiges Gesicht wirkte übernatürlich, engelshaft, ihre dunkelbraunen Augen wie abgrundtiefe Seen in eine unfassbare Seele. Sie sprach fließend Deutsch, Englisch, Russisch, Japanisch, Spanisch und Ungarisch. Sich mit ihr in irgend einer Weise in Sachen Geschicklichkeit oder Schnelligkeit anzulegen, war eine dumme Idee. Wenn es nicht selbst bezeugen hätte können, hätte ich nicht geglaubt, aber ich kann sicher sagen, dass Anne Reiz mit 4 Stunden Schlaf pro Tag und genau einer Mahlzeit auskommt. Dabei trinkt sie ausschließlich Wasser.

Die Erinnerung an Vanessa Pürgt war es letzten Endes, die meinen Eindruck von dieser Vier-Frauen-WG so nachhaltig geprägt hat, dass ich mich entschloss, den Job anzunehmen. Vanessa war eine Mode-Größe und zu jener Zeit ein Name, an dem niemand vorbeikam. War das zwanzigste Jahrhundert geprägt gewesen von männlichen Mode-Göttern wie Wolfgang Joop, Karl Lagerfeld usw., kamen ab den 2030er Jahren die echten emanzipierten Mode-Göttinnen zum Zuge. Solche, die kein Problem damit hatten, echte Frauen zu sein, mit ihrer Weiblichkeit in jeder Hinsicht zu spielen und dabei aber so selbstbewusst und individualistisch waren wie dazumal ihre männlichen Vorgänger. Begonnen hatte diese Strömung mit den unglaublich erfolgreichen Schmink-Video-Kanälen, aber irgendwann war echter, knallharter Geschäftssinn daraus geworden. Geschäftssinn ohne Inhalt ist freilich zum Scheitern verdammt. Aber Vanessa war eine der Frauen, die Inhalte liefern konnten. Sie lieferte nicht zu knapp. Ihre Kollektionen waren stets skandalös und genial zugleich. Pürgt war ein Name, der in einer Reihe mit Prada, Gucci, Versace usw. stand. Models, die für Pürgt arbeiteten, mussten Artistinnen sein. Sie wurden nicht danach ausgesucht, ob ihr Körper in das Mode-Raster passte, sondern danach, wie unangepasst sie waren. Pürgt war Rebellion, die sich sagenhaft verkaufte. Und Vanessa war die anarchistische Königin eines Reiches aus jenen echten Frauen, die den militanten Feminismus aus der Ecke der schmollenden Gleichberechtigungsforderungen in die Arena der Generation Wir-können-das-besser-als-jeder-Mann katapultiert hatten. Vanessa war vielleicht 1,70, so groß wie ich, drall und prall, zweifache Mutter (die Kinder lebten bei den Vätern), hatte glattes schwarzes Haar, schwarze Augen aber weiße, sehr empfindliche Haut. Ihr Blick war schneidend, ihre Stimme laut und was sie sagte, war stets eine Ansage. Mit ihr konnte man sich nicht anlegen, ohne hinterher die Welt nicht mehr zu verstehen. Sie argumentierte politisch so präzise, dass man sich hinterher irgendwie seziert fühlte. Und schließlich Michaela Patten. Von ihr war am wenigsten bekannt, obwohl sie eigentlich

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